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Seit 2017 erhebt das nova-Institut im Auftrag des Bio-based Industries Consortium (BIC) die Entwicklung der bio-basierten Industrien in der EU. Ein Langzeitvergleich von 2008 bis 2018 dokumentiert jetzt erstmal die langfristige Tendenz hin zu einer stabilen Bioökonomie.
Das nova-Institut veröffentlicht seinen Bericht zur Entwicklung der europäischen Bioökonomie und bio-basierten Industrien seit 2017. Dazu greift es auf Eurostat-Zahlen ab dem Jahr 2008 zurück. In der neuesten Ausgabe des Berichts analysiert das Institut jetzt das Jahr 2018. Daher enthält der Bericht neben den Vergleichswerten zum Vorjahr erstmals auch einen 10-Jahres-Vergleich.
Stand 2018 setzt die bio-basierte Industrie ihren Aufstieg fort und leistet einen Gesamtbeitrag von 780 Mrd. EUR zur europäischen Wirtschaft, was einem bemerkenswerten Anstieg von 30 Mrd. EUR (+4 %) gegenüber 2017 entspricht. Dies bedeutet auch einen Anstieg von mehr als 20 % im Vergleich zu 2008, den frühesten Daten, in dieser Berichtsreihe, die das nova-Institut berücksichtigt hat. Der erste Bericht der Reihe wurde 2017 vom Bio-based Industries Consortium (BIC) in Auftrag gegeben. Die Zahlen für die bio-basierte chemische Industrie (einschließlich Kunststoffe) allein zeigen einen Umsatz von rund 54 Mrd. EUR, wobei der bio-basierte Anteil relativ stabil bei rund 15 % liegt, eine Verdoppelung gegenüber den im Jahr 2008 verzeichneten 7,5 %.
Bioökonomie mit 25 % Wachstum in 10 Jahren
Wie die Analyse der Eurostat-Daten für das Jahr 2018 zeigt, haben sich der Umsatz der gesamten Bioökonomie, einschließlich Nahrungsmitteln und Getränken sowie der Anteil der primären Sektoren der Land- und Forstwirtschaft, in der EU-27 und im Vereinigten Königreich auf etwas mehr als 2,4 Billionen EUR belaufen. Hierbei ist zu beachten, dass die primären Sektoren (Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei) sowie die Nahrungsmittel-, Getränke-, Tabak- und Papierindustrie als komplett bio-basiert angesehen werden und daher vollständig zur Bioökonomie gezählt wurden. Andere Sektoren des verarbeitenden Gewerbes wie Chemie, Pharmazeutika und Textilien wurden ebenfalls berücksichtigt – allerdings nur prozentual. Basis dafür war eine Schätzung ihrer bio-basierten Anteile.
Die Summe von 2,4 Billionen EUR entspricht einem Anstieg von rund 25 % im Vergleich zu 2008. Etwa die Hälfte dieses Umsatzes entfällt auf den Nahrungsmittel- und Getränkesektor. Auf die bio-basierten Industriezweige der Chemie und Kunststoffindustrie, der Arzneimittelbranche, auf Papier und Papiererzeugnisse sowie auf die forstbasierten Industrien, Textilien, Biokraftstoffe und Bioenergie entfallen etwa 30 % der Umsätze.
Die restlichen 20 % erzeugen die primären Sektoren der Land- und Forstwirtschaft.
Bio-basierte Industrie zeigt regionale Unterschiede
Die Daten zeigen auch deutliche Unterschiede zwischen regionalen Gruppen von Mitgliedstaaten. So sind beispielsweise die mittel- und osteuropäischen Länder Polen, Rumänien und Bulgarien stärker in den Sektoren der bio-basierten Wirtschaft mit vielen Arbeitsplätzen aber geringerer Wertschöpfung vertreten. Dies deutet auf einen starken Agrarsektor hin, der im Vergleich zu den Sektoren mit hoher Wertschöpfung tendenziell arbeitsintensiv ist.
Im Vergleich dazu erwirtschaften die west- und nordeuropäischen Länder einen viel höheren Umsatz im Verhältnis zur Beschäftigung. Ein deutlicher Hinweis auf einen größeren Anteil von Veredelungs- und Wertschöpfungsindustrien in diesen Ländern. In dieser Hinsicht führend sind Finnland, Belgien und Schweden, die das höchste Umsatz-Beschäftigungs-Verhältnis aufweisen.
Da die Auswertung vorerst mit dem Jahr 2018 endet, kommt jetzt den zukünftigen Ausgaben besonderes Interesse entgegen. Dann wird absehbar, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie und der Brexits auf diesen zukunftsorientierten Industriezweig hatten.
Der vollständige Bericht ist kostenlos erhältlich und steht hier zum Download bereit:
www.renewable-carbon.eu/publications/product/european-bioeconomy-in-figures-2008-2018-pdf/