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Die ganze Welt wartet auf ein wirksames Medikament gegen COVID-19. Auch das neu gegründete Braunschweiger Unternehmen CORAT Therapeutics GmbH strebt danach, ein Medikament zur Behandlung von COVID-19 zu entwickeln. Zum Kreis der Finanziers des Biotechnologie Start-ups zählen das Land Niedersachsen, das sich über seine Beteiligungsgesellschaft NBank Capital engagiert, sowie eine Braunschweiger Investorengruppe.
Interview mit Dr. Thomas Schirrmann, CORAT Therapeutics und Georg Henze, NBank Capital
Dr. Thomas Schirrmann ist Gründungsgeschäftsführer der CORAT Therapeutics GmbH und Geschäftsführer der YUMAB GmbH, einer Ausgründung der Technischen Universität Braunschweig.
Georg Henze ist Geschäftsführer der NBank Capital Beteiligungsgesellschaft mbH, einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft der NBank.
Plattform Life Sciences: Der Ansatz mithilfe in vitro produzierter menschlicher Antikörper Viren abzuwehren anstelle Antikörperseren zu verwenden ist relativ neu. Was sind die Vorteile gegenüber Antikörperseren gesundeter Patienten?
Schirrmann: Bei rekombinanten Antikörpermedikamenten handelt es sich um definierte Wirkstoffe, die sich nicht wie bei der Plasmatherapie bzw. Antiseren von Charge zu Charge unterscheiden. Es wird immer dieselbe Qualität, eine gleichbleibende klinische Wirkung und weniger Nebenwirkungen aufweisen.
Plattform Life Sciences: Was unterscheidet die Technologie von YUMAB/CORAT von anderen Firmen, die menschliche Antikörper produzieren?
Schirrmann: Wir (bei YUMAB; Anm. d. Red.) setzen schon seit vielen Jahren leistungsfähige in vitro Antikörpertechnologien ein, um neue Wirkstoffe zu identifizieren. Hier haben wir uns eine umfangreiche Expertise erarbeitet. Die Herstellung des Wirkstoffes ist später ein biotechnologischer Prozess, bei denen Zellen und Bioreaktoren eingesetzt werden. Die Geschwindigkeit, mit der wir vom neuen Antikörperwirkstoff bis in den Patienten kommen wollen, ist aber einzigartig. Wir sprechen hier immerhin von einem Faktor zehn gegenüber bisherigen Entwicklungen.
Plattform Life Sciences: Von der Gründungsidee bis zum Abschluss der 1. Finanzierungsrunde vergingen gerade einmal vier Wochen. Welche Punkte haben Sie in so kurzer Zeit überzeugt, sich an CORAT Therapeutics zu beteiligen, Herr Henze?
Henze: Mich haben drei Punkte überzeugt, sich mit NBank Capital an CORAT zu beteiligen. Zum ersten ist das Vorhaben, ein wirksames Medikament gegen COVID19 zu finden, vor dem Hintergrund der existierenden Pandemie, von herausragender Bedeutung. Zum zweiten das Konsortium aus der TU Braunschweig und der Braunschweiger Investorengruppe, die vor Ort tätig sind und sich in das neugegründete Unternehmen einbringen. Zum dritten ist es die gebündelte Kompetenz und Expertise, die Hand in Hand zusammenarbeitet. Es handelt sich um Koryphäen ihres jeweiligen Fachgebietes, die mit Rat und Tat zur Seite stehen. Nennen möchte ich nur Professor Dr. Stefan Dübel. Nicht verschweigen möchte ich an dieser Stelle, dass wir uns des mit der Finanzierung verbundenen hohen Risikos bewusst sind.
Plattform Life Sciences: Welche nächsten Schritte, bzw. Meilensteine sehen Sie als Investor für das Unternehmen?
Henze: Es geht zum einen darum, alle wichtigen Partner aus dem Konsortium, d.h. wissenschaftliche und industrielle Partner, an Bord zu haben und gleichzeitig möglichst schnell in die klinische Phase gehen zu können. Hier wurde schon einiges an Vorarbeit geleistet.
Plattform Life Sciences: Wie wahrscheinlich schätzen Sie den Erfolg im Fall des Coronavirus ein und haben Sie sich bereits Gedanken über strategische Allianzen zur Produktionssteigerung gemacht?
Schirrmann: Statistisch ist jede Medikamentenentwicklung eigentlich immer ein Hochrisikoprojekt. In unserem Fall haben wir jedoch viele Vorteile auf unserer Seite, die einen Erfolg erheblich wahrscheinlicher machen. Der Wirkmechanismus virusneutralisierender Antikörper ist gut verstanden und unsere Antikörper sind identisch zu menschlichen Antikörpern, wodurch Nebenwirkungen unwahrscheinlich sind. Eigentlich ersetzen wir das Ausbleiben der körpereigenen Immunabwehr durch einen optimalen Antikörperwirkstoff und können damit die Viruserkrankung stoppen. Außerdem sind technischen Risiken bei einer Antikörperentwicklung geringer als bei anderen Wirkstoffgruppen. Das hilft auch zukünftig bei der Zusammenarbeit mit Pharmaunternehmen und Auftragsherstellern, die mit therapeutischen Antikörpern seit mehreren Jahrzehnten Erfahrungen gesammelt haben. Nicht zu unterschätzen ist, dass große Produktionskapazitäten für Antikörper bereits verfügbar sind, die nicht erst neu geschaffen werden müssen. Wir werden strategische Partner brauchen, denn ein Medikament muss immer noch in umfangreichen klinischen Studien getestet werden. Oft wird auch vergessen, dass ein Medikament irgendwann – hoffentlich zeitnah – in großer Menge hergestellt werden und zum behandelnden Arzt gelangen muss, denn erst dann können die COVID-19-Patienten mit schweren, lebensbedrohlichen Krankheitsverlauf wirklich behandelt werden.
Plattform Life Sciences: Haben Sie weitere Unternehmen die rund um das Corona-Virus forschen im Portfolio oder im Fokus?
Henze: Es hat sich herumgesprochen, dass wir ein guter Ansprechpartner für Unternehmen sind, die rund um das Coronavirus forschen wollen. Dementsprechend liegen weitere Anfragen vor.
Plattform Life Sciences: Vielen Dank für das Interview!