Die „Plattform Life Sciences“ lud am 22. Juni ihre Netzwerkpartner in den Faculty Club G2B (Gateway to Biotech) im Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie (IZB) ein. Draußen wütete am späteren Abend ein heftiges Gewitter, doch das brachte die Teilnehmenden nicht aus der Ruhe. Im Gegenteil: in lockerer Atmosphäre tauschten sie sich über die jüngsten Branchenentwicklungen aus und vernetzen sich. Von Urs Moesenfechtel
„Alles, was in Bayern mehr als einmal stattfindet, bezeichnen wir scherzhaft schon als Tradition“, sagte Dr. Peter Hanns Zobel, der Gastgeber und Geschäftsführer des Innovations- und Gründerzentrums Biotechnologie (IZB), während er die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der deutschen Life-Sciences-Szene begrüßte. Knapp 50 Unternehmerinnen und Unternehmer, Analysten, Wirtschaftsprüfer, Innovatoren und Investoren hatten sich in der beeindruckenden Skylounge „Faculty Club G2B“ im Science- und Businesspark in Martinsried eingefunden. „Wir kennen uns bereits über 20 Jahre – und mit dem Netzwerktreffen der Plattform Life Sciences sind Sie nun bereits zum dritten Mal bei uns. Sie sind also mittlerweile eine echte „Tradition“ – eine, über die wir uns sehr freuen“.
IZB: Zukunftsort mit Tradition
Mit diesen herzlichen Worten des Empfangs gab Zobel einen kurzen Überblick über die beeindruckende Geschichte des Standorts. Seit 1995 ist die Gesamtfläche auf derzeit 26.000 m2 gewachsen, fast 50 Biotech-Unternehmen haben sich hier angesiedelt, die über 700 Mitarbeiter beschäftigen. Hier wird erfolgreich an der Entwicklung von Medikamenten gegen schwerwiegende Krankheiten wie Krebs, Alzheimer und verschiedene Autoimmunerkrankungen gearbeitet. Zobel erwähnte auch die langwierigen Bemühungen um den Bau einer U-Bahn zum Standort. Diesen hatte er bereits vor 20 Jahren angeregt. Und nun würde sie endlich verwirklicht. Zwar sei diese Nachricht erfreulich, andererseits zeige aber auch, wie langsam Deutschland bei, „Zukunftsorte“ zu entwickeln. Ein Speed-up wäre mehr als nötig. Dieser würde jetzt bei einer geplanten Rundum-Erneuerung des Campus an den Tag gelegt. So werden alle Gebäude der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) sukzessive abgerissen und durch neue ersetzt.
Impulse aus der deutschen Biotechnologiebranche
Mit welchem „Speed“, aber vor allem mit welcher Stabilität sich die deutsche Biotechnologiebranche entwickle, erläuterte schließlich Dr. Manuel K.A. Bauer von Ernst & Young. Nach einer kurzen Einführung in das Gesamtprogramm durch die Moderatoren Karin Hofelich, Verlagsleiterin der Plattform Life Sciences und Urs Moesenfechtel, Redaktionsleitung, präsentierten er und weitere Vortragende Aspekte, die die Vielfalt und Innovationskraft der Branche verdeutlichten. So lieferte Niels Sharman, Investment Manager beim High-Tech Gründerfonds, ein Update zum neuen HTGF-Fonds IV und den Anlagerichtlinien. Dabei wurden die neuesten Entwicklungen und Trends des Fonds im Bereich der Biotechnologie-Investitionen beleuchtet.
Benedikt Mahr, Managing Partner bei Weitnauer Rechtsanwälte, sprach über Ausgründung und Venture Capital Finanzierung von Life Science Startups. Hierbei wurden praxisnahe Einblicke in die rechtlichen und finanziellen Aspekte der Gründung und Finanzierung von Startups in der Biotechnologiebranche gegeben. Joachim M. Greuel, Co-Founder & Managing Director von Bioscience Valuation BSV, präsentierte die günstigen wirtschaftlichen Aspekte von Investitionen in die Entdeckungsforschung. Er hob die Potenziale und Chancen von Frühphasen-Investitionen in innovative biotechnologische Forschungsprojekte hervor. Börge Seeger, Rechtsanwalt und Partner bei Neuwerk Rechtsanwälte, beleuchtete in seinem Vortrag das Thema Licensing in Biotech & Pharma und erläuterte hierbei wichtige rechtliche Aspekte und Fallstricke im Zusammenhang mit Lizenzvereinbarungen in der Biotechnologie- und Pharmaindustrie. Die spannenden Vorträge boten einen umfassenden Einblick in verschiedene Schlüsselbereiche der deutschen Biotechnologiebranche und zeigten die Dynamik und Innovationskraft der Branche auf.
Biotech-Branche: Trotz Sturm Gelassenheit
Die Hitze nahm während der Vorträge allmählich zu – und entlud sich schließlich in einem heftigen Gewitter. Der Grill musste schnell in Sicherheit, die Tischeindeckung schnell umgeräumt werden. Plötzlich knickte ein großer Sonnenschirm ein und flog durch die Luft. Die anderen drohten es ihm gleichzutun. Doch das Restaurantpersonal bewältigte die schnelle Verlagerung der Veranstaltung nach innen mit Bravour. Die Teilnehmer des Netzwerktreffens halfen schnell mit. Diese Situation zeigte, wie gut das Netzwerk der Teilnehmer:innen funktionierte. Trotz des heftigen Gewitters herrschte eine gelassene Ruhe. „Wir sind wohl gerade im Auge des Sturms“ scherzte dann auch einer der Teilnehmenden. Ein anderer ergänzte: „Das ist doch normal in unserer Branche, oder? „Ja. Aber das hat Vor- und Nachteile“, schaltete sich dann ein Weiterer ein.
Angeregte Diskussionen am Abend
Alles andere als ruhig, sondern sehr lebhaft verlief schließlich der weitere Abend bei erstklassigem Buffet und gekühlten Getränken. Die Vorträge hatten genügend Impulse für weitere Gespräche geliefert. Während draußen der Sturm tobte, waren die Teilnehmer:innen im Restaurant des IZB in angeregte Diskussionen vertieft. Die vielfältigen Themen der Präsentationen, von der Ausgründung und Venture Capital Finanzierung von Life Science Startups bis hin zur Lizenzierung in der Biotech- und Pharma-Branche, regten zu lebhaften Gesprächen an. Das Unwetter hielt sich nicht davon ab, ihr Netzwerk weiter auszubauen und neue Kontakte zu knüpfen.
Insgesamt war das 3. Netzwerktreffen der deutschen Biotechnologie-Szene ein Erfolg, bei dem nicht nur die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen der Branche diskutiert wurden, sondern auch ein intensiver Austausch und Networking stattfanden. Wir freuen uns darauf die Tradition im nächsten Jahr zu verstetigen.
Hier geht es zur Bildergalerie.
Autor/Autorin
Urs Moesenfechtel, M.A., ist seit 2021 Redaktionsleiter der GoingPublic Media AG - Plattform Life Sciences und für die Themenfelder Biotechnologie und Bioökonomie zuständig. Zuvor war er u.a. als Wissenschaftsredakteur für mehrere Forschungseinrichtungen tätig.