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Der folgende Text ist ein Update des vorangegangenen Biotech & Co.-Baskets.
Positive Nachrichten der beiden Schwergewichte BioNTech und QIAGEN bescherten dem Basket im Berichtszeitraum Ende Juni bis Mitte September eine positive Performance. Zugleich hellt sich das Gesamtbild in der Biotechbranche weiter auf.
Der im Mai 2022 aufgesetzte Biotech & Co. Basket der Plattform Life Sciences im In- und Ausland bildet aktuell die Wertentwicklung von 24 börsennotierten deutschen Biotechunternehmen und der Biotechfirma Marinomed aus Österreich ab, deren Aktie an deutschen Börsenplätzen gehandelt wird.
Die wichtigsten Zahlen, Trends und Kursentwicklungen des Baskets im Berichtszeitraum (29. Juni bis 16. September 2024):
- Der Börsenwert aller 24 Unternehmen belief sich zum 16. September auf rund 41,1 Mrd. EUR. Daraus ergibt sich für den Berichtszeitraum ein Plus von 14,5%.
- Die beiden Schwergewichte BioNTech und QIAGEN verzeichneten im Berichtszeitraum deutliche Kursgewinne und sorgten mit ihrer Performance für eine positive Entwicklung des Baskets in den normalerweise von wenig kurstreibenden Nachrichten gekennzeichneten Sommermonaten.
- Vier Unternehmen (BioNTech, QIAGEN, Evotec, Immatics) überschritten bei der Marktkapitalisierung die Milliardengrenze.
- Sechs der aktuell 24 im Basket enthaltenen Unternehmen kommen auf einen Börsenwert von mehr als 100 Mio. EUR. Bei weiteren fünf Titeln liegt die Marktkapitalisierung zwischen 50 Mio. und 100 Mio. EUR.
- Sechs der 24 Unternehmen legten eine positive Kursperformance hin.
Kräftige Kursgewinne bei Schwergewicht BioNTech
Der Biotech & Co. Basket hat im Berichtszeitraum eine deutlich positive Performance erzielt. Ausschlaggebend waren die kräftigen Kursgewinne von Schwergewicht BioNTech. Die Aktie schnellte Anfang September um 40% hinauf. Euphorisiert wurden die Investoren von vielversprechenden Wirksamkeitsdaten, die BioNTech für das Krebsmedikament BNT327 zu einer europäischen Fachkonferenz ankündigte. Auf der ESMO 2024, die vom 13. bis 17. September in Barcelona stattfand, präsentierte BioNTech klinische Ergebnisse für den bispezifischen Antikörper BNT327 als Monotherapie und in Kombination mit Chemotherapien gegen nicht-kleinzelligen Lungenkrebs, Brustkrebs und Nierenzellkarzinomen in fortgeschrittenen Krankheitsstadien.
Mit dem Kurssprung hat BioNTech die Kursverluste der letzten zwölf Monate kompensiert. Die präsentierten Daten sind ein wichtiges Signal, dass BioNTech es in diesem Jahrzehnt schaffen sollte, nach dem kommerziellen Durchbruch des mRNA-Impfstoffs Comirnaty das erste Krebsmittel mit einem jährlichen Umsatzpotenzial im Milliardenbereich auf den Markt zu bringen.
QIAGEN überzeugt, Evotec fällt weiter
Bei den anderen Branchengrößen mit einem Börsenwert von mehr als 1 Mrd. EUR fällt das Bild gemischt aus. Die Aktie von QIAGEN legte im Berichtszeitraum um 10% zu, nachdem der Diagnostikspezialist seine Gewinnprognose für 2024 leicht angehoben hatte. Anfang September kündigte QIAGEN die Platzierung von Wandelschuldverschreibungen mit Fälligkeit 2031 außerhalb der USA an. Der Transaktion werden etwa 6,9 Mio. Aktien zugrunde liegen. Stabil in der Nähe ihres Allzeithochs behauptete sich die Aktie von Immatics, wobei das Unternehmen im Berichtszeitraum keine kurstreibenden Nachrichten präsentierte.
Bei Evotec geht die seit Jahresbeginn mit dem Rücktritt des langjährigen Firmenlenkers Dr. Werner Lanthaler eingeschlagene Talfahrt der Aktie weiter. Nachdem die Jahresprognose für 2024 bereits gesenkt worden war, vergrößerte sich der Verlust im zweiten Quartal auf 95 Mio. EUR. Der Umsatz stieg gegenüber dem Vorjahr um 7% auf 182,1 Mio. EUR. Das Management sieht jedoch 2024 weiter als „herausforderndes Jahr“ und begründet die vorsichtige Einschätzung mit den verlangsamten Ausgaben bei den Kunden aus der biopharmazeutischen Industrie für die präklinischen Phasen der Forschung und Entwicklung. Die Kursverluste seit Jahresanfang belaufen sich mittlerweile auf 65% und der Aktie droht der Abstieg aus dem MDAX.
Ein Abschied, ein Insolvenzantrag
Der deutsche Biotechpionier MorphoSys schloss am 5. August ein freiwilliges Delisting seiner Aktien von der Frankfurter Wertpapierbörse und seiner American Depositary Shares (ADS) am Nasdaq Global Market ab. Für die verbliebenen Minderheitsaktionäre wurde auf der Hauptversammlung am 27. August gegen eine Barabfindung von 68,00 EUR je Aktie ein verschmelzungsrechtlicher Squeeze-out beschlossen. Mit diesem Schritt endet die mehr als 25-jährige Börsenhistorie des Martinsrieder Antikörperentwicklers.
Gegen die österreichische Biotechfirma Marinomed wurde am 14. August ein gerichtliches Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet. An der Wiener Börse notieren die Aktien seitdem im Segment „standard market continuous“. Nachdem die liquiden Mittel im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahr von 2,6 Mio. auf 0,9 Mio. EUR geschmolzen sind, kann das Unternehmen die kurzfristig benötigten Mittel zur Sicherung der Liquidität nicht mehr aufbringen. Anfang September kündigte Marinomed eine Kapitalerhöhung von bis zu 154.053 neuen Aktien für je 4,90 bis 5,20 EUR an. Das Unternehmen befindet sich nach eigenen Angaben in Verhandlungen mit einem Investor für eine zweite Kapitalerhöhung in der derselben Größenordnung unter Bezugsausschluss.
Fazit
Das gute Abschneiden von BioNTech und QIAGEN, den beiden mit Abstand am höchsten gewichteten Unternehmen, gab letztendlich den Ausschlag für die starke Performance des Baskets in den tendenziell nachrichtenarmen Sommermonaten. Der Basket bewegt sich damit im Einklang mit dem sich aufhellenden Börsenklima für Biotechs. So hat der für die Branche maßgebliche Nasdaq Biotechnology Index in den letzten drei Monaten rund 10% an Wert gewonnen. Für die Biotechbranche bringen die Monate September bis Dezember mit ihren zahlreichen Fachkonferenzen wichtige Weichenstellungen. Darüber hinaus bieten die weiterhin niedrigen Bewertungen der Small- und Mid Caps unter den Biotechs gute Opportunitäten für Pharmakonzerne, ihre Produkt- und Forschungspipelines über Akquisitionen zu verstärken.
Autor/Autorin
Stefan Riedel
Stefan Riedel ist freier Autor bei GoingPublic Media und selbständiger Redakteur mit Schwerpunkt Finanzen und Wirtschaft.