Bildnachweis: Jennewein Biotechnologie GmbH.
Jennewein Biotechnologie ist ein Biotech-Unternehmen welches sich auf die Herstellung komplexer Oligosaccharide und seltener Monosaccharide (Zucker) fokussiert. Das Unternehmen ist vor allem durch seine Entwicklung von humanen Milcholigosacchariden (HMOs) bekannt, welche mittlerweile einen weltweiten Einsatz in vielen bekannten Säuglingsnahrungsmarken finden. Im Sommer plant Jennewein den Gang an die Frankfurter Börse. Dabei will das Unternehmen nach eigener Aussage rund 100 Mio. EUR einnehmen.
Plattform Life Sciences: Herr Dr. Jennewein, mit Ihrem Unternehmen Jennewein Biotechnologie planen Sie im Sommer den Gang an die Frankfurter Börse. Welche Gründe gibt es für diese Entscheidung?
Jennewein: Die Motivation für einen Börsengang war schon seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 2005 vorhanden. Wie wir alle wissen, ist die Biotechnologie ein sehr kapitalintensives Geschäft. Gleichzeitig sind die Forschungs- und Entwicklungszeiten bis zur erfolgreichen Markteinführung eines Produktes sehr lang. Und schlussendlich sucht jeder Investor über kurz oder lang nach einem möglichst lukrativen Exit-Kanal. Da wir bereits über, auch in Deutschland, zugelassene Produkte verfügen, die humanen Milch-Oligosaccharide, ist nun der ideale Zeitpunkt für einen Börsengang gekommen.
Haben Sie abgesehen vom Börsengang auch andere Schritte der Finanzierung erwogen?
Natürlich, und es gab und gibt auch entsprechende Angebote, die weitere Expansion unseres Unternehmens anderweitig zu finanzieren. Letztlich muss man auch für sich selbst entscheiden: Eine Finanzierung über die Börse gestaltet sich wesentlich konkreter, als über Beteiligungskapital. Zudem ist die Finanzierung von Life Science-Unternehmen in Europa und in Deutschland über Venture Capital oder Private Equity sehr schwierig. Es gibt nur wenige Fonds, die sich auf diese Bereiche spezialisiert haben.
Für welche Art von Anlegern ist Ihrer Meinung nach die Jennewein-Aktie am besten geeignet?
Natürlich haben wir es nur bedingt in der Hand, welche Anleger schlussendlich unsere Aktie zeichnen werden. Über Roadshows sprechen wir verschiedene Anleger an. Einerseits präsentieren wir einen sehr speziellen Sektor Life Science/Biotechnologie, welcher für den Privatanleger vielleicht nur bedingt geeignet ist. Andererseits ist Jennewein Biotechnologie ein attraktives Unternehmen, weil wir uns nicht auf die reine Forschung und Entwicklung konzentrieren, sondern schon über zugelassene Produkte in einem attraktiven Wachstumsmarkt Babynahrung und medizinische Ernährung bewegen. Aktuell werden unsere Produkte in rund 30 Ländern in etablierten Babynahrungsmarken vertrieben. Das Ausfallrisiko ist breit gestreut, unser Geschäft ist hochpreisig und solide. Zudem können wir unsere Technologie langfristig auch der Pharmabranche zur Verfügung stellen.
Sie planen einen Erlös von rund 100 Mio. EUR. Was macht Sie so sicher, dass Sie diese Summe einnehmen können?
Der Kapitalmarkt präsentiert sich zurzeit sehr liquide. Unser Unternehmen ist mit seinen Produkten einzigartig, ohne Jennewein Biotechnologie gäbe es heute keine humanen Milcholigosaccharide in der Babynahrung. Faktisch haben wir keine große Konkurrenz am Markt. Aktuell werden wir auch den Eintritt in den größten Markt für Babynahrung in China schaffen. Daran haben wir sehr lange schon gearbeitet und sind auch schon Kooperationen mit lokalen chinesischen Herstellern eingegangen. Nun erleichtert uns der Abschluss des Handelsabkommens zwischen den USA und China die dortige Zulassung unserer Produkte enorm. Und schließlich ist eine Aktie umso liquider, je mehr Volumen man im Rahmen eines Börsenganges einnehmen kann. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir den angestrebten Erlös erreichen werden.
In Deutschland gehen nicht viele Biotechnologie-Unternehmen an die Börse. Warum haben Sie sich für die Deutsche Börse in Frankfurt entschieden?
Natürlich haben wir verschiedene Optionen geprüft. Beispielsweise ist an der Nasdaq oder in den USA eine höhere Bewertung des Unternehmens vielleicht möglich, aber keinesfalls selbstverständlich. Zudem muss eine Aktie im Gespräch bleiben und dafür muss man vor Ort sein, um nicht zur Karteileiche an der Börse zu mutieren. Das ist für ein relativ kleines Unternehmen immer noch schwierig. Unser Business Modell ist auch für konservativere Anleger in Deutschland relativ leicht verständlich und sicherlich attraktiv. Zudem müssen wir generell an der Attraktivität von Life Sciences/Biotechnologie in Deutschland arbeiten, auch für Anleger. Und da wollen und können wir als gutes Beispiel vorangehen. Wir werden künftig große Umbrüche in der Lebensmittelindustrie erleben, ähnlich wie schon heute in der Automobilindustrie. Diese neuen Technologien müssen wir entwickeln und dafür benötigt es auch starker Unternehmen in Deutschland. Wir müssen eine Abwanderung ins Ausland verhindern. Natürlich bleiben etwa die USA ein extrem wichtiger Markt für uns. Jedoch weil wir mittlerweile auch schon in Deutschland Produkte mit unseren HMOs am Markt haben, erleichtert uns das den Börsengang hierzulande.
Autor/Autorin
Die Redaktion der Kapitalmarkt Plattform GoingPublic (Magazin, www.goingpublic.de, LinkedIn Kanal, Events) widmet sich seit Dezember 1997 den aktuellen Trends rund um die Finanzierung über die Börse. Ob Börsengang (GoingPublic) oder die vielfältigen Herausforderungen für börsennotierte Unternehmen (Being Public), präsentiert sich GoingPublic cross-medial als Kapitalmarktplattform für Emittenten und Investment Professionals.