GoingPublic-Juni-2020

Titelseite
Editorial

Besser spät als gar nicht
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Namen & Nachrichten
IPO- und Listing-Statistik
IPO-Marktanalyse
IPO News

Exasol, JDE Peet’s, Pentracor, Nanoform
GoingPublic Watchlist
Kolumne
Prof. Dr. Wolfgang Blättchen, BLÄTTCHEN FINANCIAL ADVISORY
Wenn eine überzogene Bewertung nach hinten losgeht
Techschmiede made in Germany

Börsenstory überzeugt Anleger auch in der Krise
„Wir werden uns nicht auf dem Erfolg der Vergangenheit ausruhen“

Interview mit Oliver Steil, CEO, TeamViewer
Krisengewinner
Falk Müller-Veerse, Bryan, Garnier & Co.
Welche Branchen gut durch die Coronakrise kommen
„Krise kann helfen, alte Strukturen loszulassen“

Interview mit Prof. Dr. Henning Vöpel, Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI)
ESG am Kapitalmarkt in Zeiten von Corona
Jens Hecht, Kirchhoff Consult
Strategischer Erfolgsfaktor für Small- und Mid Caps
Hongkong – Frankfurt – Silicon Valley: ein Roadshowtag
Maximilian Fischer, max. Equity Marketing
Investor Relations in Zeiten des Lockdowns
Social Distancing bei Aktionärstreffen
Claudia Schneckenburger, Link Market Services
Die virtuelle Hauptversammlung in der Praxis
„Größter Profiteur wird trotz Begleitsymptome die Digitalisierung sein“

Interview mit Diana Kaufhold, Geschäftsleitung, firesys
Erwartungsmanagement im Zeitalter volatiler Kapitalmärkte
Dr. Martin Steinbach, EY
Kaum Prognosen möglich in unsicheren Zeiten
COVID-19 in Deutschland
Sven Radke, LL.M., Heuking Kühn Lüer Wojtek
Wesentliche Gesetzes änderungen und rechtliche Auswirkungen
„Geschäftsberichte richten sich an zahlreiche Anspruchsgruppen“

Interview mit Olivier Neidhart, Geschäftsleitung mms solutions (mms) und Verwaltungsratspräsident der Muttergesellschaft Neidhart + Schön Group
„Neues im digitalen Raum ausprobieren“

DIRK Corner: Interview mit Kay Bommer, Geschäftsführer DIRK – Deutscher Investor Relations Verband
„PV-Ausstattung daheim und Elektroautos sind dasselbe Thema“

Interview mit Dr. Andreas Piepenbrink, Geschäftsführer, E3/DC
Die Transformation des Geschäftsberichts
Andreas Müller, MPM
Chancen für das Leitmedium der Unternehmenskommunikation
Serie: Familienunternehmen an der Börse

Teil 73: Bombardier – das Traditionsunternehmen erfindet sich neu
Ille Holding GmbH – Spende für saubere Hände

Teil 112 der Serie Hidden Champions: Unternehmen, die sich der Kapitalmarkt wünscht
Standpunkt
Dr. Christoph Bruns, LOYS
Die Aktienanlage und ihre Feinde
Homestory

In Zeiten von Corona wird das Zuhause zur neuen „Event- und Arbeitslocation“. Hier eine Auswahl an Schnappschüssen aus dem Homeoffice.
Eventkalender

Auswahl an Webinaren und digitalen Events
Literaturhinweis
Unternehmensindex/ Impressum

Juni 2020 – 12,50 EUR (D) – www.goingpublic.de Juni Pﬂichtblatt an allen deutschen Wertpapierbörsen Das Kapitalmarktmagazin GoingPublic Magazin TeamViewer – Tech-Schmiede made in Germany Börsenstory überzeugt Anleger auch in der Krise Feinde der Aktienkultur New Green Deal Alles neu macht Corona Wie sie endlich vom Gegenteil Wie jeder den Klimadeal Gesetzesänderungen, virtuelle HVs – überzeugt werden können umsetzen und leben kann plötzlich ist vieles möglich

Einfach besser. Solarstrom für alles Keine Energiekosten mehr für Komfortstrom, Wärmeversorgung und Mobilität. Eigene Energie maximal nutzen Private Energiewende durch konsequente Sektorenkopplung. Intelligentes Energiemanagement Das Hauskraftwerk steuert Hausgeräte und Wärmeerzeuger gezielt an. Echtes solares Laden mit der Wallbox easy connect. Speichern für efﬁzienten Klimaschutz Hohe Reserven minimieren den Strombezug aus dem Netz. Nachtladefunktion für das Elektroauto macht solar mobil. Volle Flexibilität - heute und morgen Mehr Funktionen oder mehr Speicher gewünscht? Speicher lösungen sind dauerhaft und individuell erweiterbar. E3/DC GmbH Tel. +49 541 760 268 0 info@e3dc.com e3dc.com Strom Wärme Mobilität

Editorial Editorial Besser spät als gar nicht Svenja Liebig, Redaktionsleiterin Kapitalmarktmedien Liebe Leserinnen und Leser, wenn uns dieses knappe halbe Jahr 2020 eines gezeigt hat, dann das: Nichts ist planbar, geschweige denn vorhersehbar an den Märkten sowie im alltäglichen Leben. War das Coronavirus in der letzten GoingPublic-Printausgabe Ende Februar noch ein fernes Problem am Horizont, überschlugen sich kurze Zeit später die Ereignisse: Im Eiltempo wurden Gastronomieschließungen angeordnet, Kontaktbeschränkungen erteilt und Aktiengesetze im Schweinsgalopp geändert – Stichwort: virtuelle Hauptversammlung. Dasselbe Phänomen beobachten wir mehr als zwei Monate später nun in entgegen- gesetzter Richtung: Das öffentliche Leben scheint jetzt genauso rasant wieder hochgefahren zu werden. Maskenpﬂicht in Supermärkten und in öffentlichen Verkehrsmitteln, konsequente Abstandsregeln und Webinare statt realer Konferenzen sind offenbar zum „new normal“ geworden. Doch richtige Normalität will trotzdem erst mal nicht einkehren; zu stark sind die zuvor unterschätzten wirtschaftlichen Kollateralschäden, mit der sich die Finanz- branche sicherlich noch einige Zeit beschäftigen muss. Zahlreiche Unternehmen trotzen jedoch der Krise und haben gerade jetzt Hochkonjunktur: So z.B. das Göppinger Softwareunternehmen TeamViewer, das wir in unserer aktuellen Titelstory ab S. 18 ausführlicher beleuchten. Seit dem IPO im vergangenen Herbst kennt der Aktienkurs nur eine Richtung: nach oben. Vom aktuellen Homeofﬁce-Boom scheint das Unternehmen derzeit besonders zu proﬁtieren, wenngleich die Techschmiede nicht nur auf diese aktuelle pandemie- bedingte Sondersituation reduziert werden sollte. Der Trend hin zu Fernwartungs- und Homeofﬁce-Software hat sich schon lange vor der Krise abgezeichnet und wird sich vermutlich auch in Zukunft – unabhängig vom „großen C“ – etablieren. Das TeamViewer-IPO macht vor allem aber auch deutlich, dass der hiesigen Aktienkultur solche Börsen-Erfolgsstorys enorm guttun – denn die Corona-Blase, in der wir uns derzeit beﬁnden, darf den Blick nicht vom Wesentlichen ablenken. Wenn uns solche Krisen wie diese eines zeigen, dann, dass eine starke Eigenkapitalbasis für Unternehmen überlebensnotwendig ist. Oder wie es Dr. Christoph Bruns im Standpunkt auf S. 66 so schön formuliert: „... eine Eigenkapitalwirtschaft für die künftige Wohlfahrt Deutschlands wird unabdingbarer sein denn je.“ Dem ist wenig hinzuzufügen. In diesem Sinne: Viel Spaß bei der Lektüre und bleiben Sie weiterhin gesund. Juni 2020 3

3 Editorial Besser spät als gar nicht 6 Namen & Nachrichten Going Public 8 IPO- und Listing-Statistik 10 IPO-Marktanalyse 12 IPO News Exasol, JDE Peet’s, Pentracor, Nanoform 14 GoingPublic Watchlist 16 Kolumne Wenn eine überzogene Bewertung nach hinten losgeht Prof. Dr. Wolfgang Blättchen, BLÄTTCHEN FINANCIAL ADVISORY Titelthema TeamViewer 18 Techschmiede made in Germany Börsenstory überzeugt Anleger auch in der Krise 24 „Wir werden uns nicht auf dem Erfolg der Vergangen- heit ausruhen“ Interview mit Oliver Steil, CEO, TeamViewer Corona & Kapitalmärkte 26 Krisengewinner Welche Branchen gut durch die Coronakrise kommen Falk Müller-Veerse, Bryan, Garnier & Co. 28 „Krise kann helfen, alte Strukturen loszulassen“ Interview mit Prof. Dr. Henning Vöpel, Direktor des Hambur- gischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) Schwerpunkt Investor Relations & Coronakrise 30 ESG am Kapitalmarkt in Zeiten von Corona Strategischer Erfolgsfaktor für Small- und Mid Caps Jens Hecht, Kirchhoff Consult 32 Hongkong – Frankfurt – Silicon Valley: ein Roadshowtag Investor Relations in Zeiten des Lockdowns Maximilian Fischer, max. Equity Marketing 34 Social Distancing bei Aktionärstreffen Die virtuelle Hauptversammlung in der Praxis Claudia Schneckenburger, Link Market Services 38 „Größter Profiteur wird trotz Begleitsymptome die Digita- lisierung sein“ Interview mit Diana Kaufhold, Geschäftsleitung, firesys 42 Erwartungsmanagement im Zeitalter volatiler Kapital- märkte Kaum Prognosen möglich in unsicheren Zeiten Dr. Martin Steinbach, EY 46 COVID-19 in Deutschland Wesentliche Gesetzes ände- rungen und rechtliche Auswirkungen Sven Radke, LL.M., Heuking Kühn Lüer Wojtek Inhalt TeamViewer ist eine Tech-Erfolgs- geschichte made in Germany. 2019 ging das Unternehmen an die Börse – und hat derzeit sogar Rückenwind durch Corona. Titelgeschichte Seiten 18–24 Ökonomen diskutieren seit Monaten darüber, welches Ausmaß die wirt- schaftlichen Folgen annehmen wer- den. Gesprächspartner Dr. Henning Vöpel zeigt Chancen aus der Krise. Interview mit Prof. Dr. Henning Vöpel, Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut Seiten 28–29 Unvorhersehbare externe Schocks und volatile Märkte beeinflussen zunehmend die Prognosefähigkeit von Unternehmen – Investorenver- trau en muss gepflegt werden. Dr. Martin Steinbach, EY Seiten 42–44 4 Juni 2020

50 „Geschäftsberichte richten sich an zahlreiche Anspruchs- gruppen“ Interview mit Olivier Neidhart, Geschäftsleitung mms solutions (mms) und Verwaltungsratspräsi- dent der Muttergesellschaft Neidhart + Schön Group Being Public 52 „Neues im digitalen Raum ausprobieren“ DIRK Corner: Interview mit Kay Bommer, Geschäftsführer DIRK – Deutscher Investor Relations Verband 54 „PV-Ausstattung daheim und Elektroautos sind dasselbe Thema“ Interview mit Dr. Andreas Piepenbrink, Geschäftsführer, E3/DC 58 Die Transformation des Geschäftsberichts Chancen für das Leitmedium der Unternehmenskommunikation Andreas Müller, MPM 60 Serie: Familienunternehmen an der Börse Teil 73: Bombardier – das Traditionsunternehmen erfindet sich neu 62 Ille Holding GmbH – Spende für saubere Hände Teil 112 der Serie Hidden Champions: Unternehmen, die sich der Kapitalmarkt wünscht Going Abroad 64 IPO-Markt USA Biotech-IPOs stemmen sich gegen den Trend Inhalt Initiativ & kontrovers 66 Standpunkt Die Aktienanlage und ihre Feinde Dr. Christoph Bruns, LOYS Netzwerk 67 Homestory In Zeiten von Corona wird das Zuhause zur neuen „Event- und Arbeitslocation“. Hier eine Auswahl an Schnappschüssen aus dem Homeoffice. Service 68 Eventkalender Auswahl an Webinaren und digitalen Events 69 Literaturhinweis 70 Unternehmensindex/ Impressum Experte Dr. Andreas Piepenbrink sieht weiterhin große Hemm- schwellen bei der Umsetzung des Klimadeals – dabei mangelt es keineswegs an probaten Ideen. Interview mit Dr. Andreas Piepenbrink, E3/DC Seiten 54–55 Das Renommee von Bombardier, dem Aushängeschild der kanadi- schen Wirtschaft, wurde in den letz- ten Jahren angekratzt. Akquisitionen haben das Familienunternehmen träge gemacht. Serie Familienunternehmen an der Börse Seiten 60–61 Gute Dinge sollten keine Feinde haben, besagt ein weiser Spruch – wie etwa die Aktienanlage. Das ist aber ganz und gar nicht so, erläutert Fondsmanager Christopher Bruns. Dr. Christopher Bruns, LOYS Seite 66 Juni 2020 5

Namen & Nachrichten ﬁresys-Gründer Michael „Konni“ Konrad verstorben Rund um die Finanzbe- richterstattung war er lan- ge Jahre vielen ein Begriff: Michael „Konni“ Konrad, Gründer von ﬁresys, ist am 28. April 2020 verstorben. Mit starker Persönlichkeit und unternehmerischem Geschick hatte er das Un- ternehmen aufgebaut und in unermüdlichem Einsatz weiter vorange- trieben. Die Trends in der Rechnungs- legung und Financial Reporting waren dabei immer seine Triebfeder, seine Kun- den und die Finanzmarkt-Community seine Begleiter. Er wird eine große Lücke in der Branche hinterlassen. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie und den Hinterbliebenen. Michael Konrad BÖAG übernimmt Aktienmehrheit an der ICF Bank Die BÖAG Börsen AG, Trägergesellschaft der Börsen in Düsseldorf, Hamburg und Hannover, übernimmt die Mehrheit der Geschäftsanteile an der ICF Bank AG von den Unternehmensgründern. Die Frankfur- ter Wertpapierhandelsbank ICF hat zwei IT-Tochterunternehmen, ICF Systems AG und NOVIS Software GmbH, und zählt sich zu den führenden Dienstleistern und Lösungsanbietern rund um den Wertpa- pierhandel in Deutschland. Mit der Mehr- heitsübernahme verfolgt BÖAG das Ziel, ihre Position im Rahmen der strategischen Partnerschaft mit der ICF zu stärken, und stellt die Weichen für weiteres gemein- sames innovatives Wachstum. BÖAG und G A Ö B © : o t o F 6 Juni 2020 DVFA spricht sich erneut gegen Finanztransaktionssteuer aus Der Berufsverband der Investment Profes- sionals, die DVFA, hatte bereits im Oktober 2019 das Bundesministerium der Finanzen (BMF) aufgefordert, auf die Einführung einer Transaktionssteuer in Form einer reinen Aktiensteuer zu verzichten. Ins- besondere die zusätzliche steuerliche Bevorzugung von Fremdkapital gegen- über Eigenkapital und das kontraproduk- tive Signal an Sparer und Anleger gegen Eigenvorsorge und Teilhabe am Produktiv- kapital hatte er hierbei bemängelt. Auch der wissenschaftliche Beirat des BMF war in seiner am 3. April 2020 veröffentlich- ten Stellungnahme zu einem klaren Ergeb- nis gekommen: „Der wissenschaftliche Beirat hält die Einführung einer Finanz- transaktionssteuer für ökonomisch nicht sinnvoll.“ Der Vorschlag der reinen Aktientransaktionssteuer war selbst in einigen Ländern in der Koalition der Willigen auf heftige Ablehnung gesto- in Deutschland die ICF Bank kooperieren bereits seit einigen Jahren. Seit 2017 fungiert die Wert- papierhandelsbank als Market Maker bei Quotrix, dem elektronischen Handels- system der Börse Düsseldorf. Seit Anfang dieses Jahres betreut sie zusätzlich als Skontroführer den Handel in Aktien, Anlei- hen, Investmentfonds sowie ETPs an der Börse Düsseldorf. Zudem ist die Wert- papierhandelsbank bereits seit vielen Jahren als Spezialist an der Frankfurter Wertpapierbörse, im XETRA-Handel sowie im Qualitätssegment „Börse Frankfurt Zertiﬁkate“ tätig. Finanztransaktionssteuer m o c . e b o d a . k c o t s – s i s s a c © : o t o F ßen. Deshalb hat der Bundesﬁnanzminis- ter diesen Vorschlag jetzt noch einmal überarbeitet. Im Kern ist geplant, dass die jeweiligen Länder ihre bereits eingeführten nationalen Transaktionssteuern beibehal- ten dürfen. Die DVFA fordert erneut mit Nachdruck, die Pläne zur Umsetzung der Finanztransaktionssteuer nicht weiterzu- verfolgen. MSW: frischer Wind durch vier Neuzugänge Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft MSW GmbH stockt ihr Kapitalmarktteam auf. Bereits seit dem 1. Januar verstärkt der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Ralf Dittmann die Prüfungsabteilung. Dittmann war zuvor zehn Jahre bei der KPMG in München und Berlin, danach für einige Jahre in unterschiedlichen Funktionen bei namhaften Family Ofﬁces tätig. Darüber hinaus wird zum 1. Juli Thao Le derselben Prüfungsabteilung beitreten. Die Steuer- beraterin und Wirtschaftsprüferin war fünf Jahre bei KPMG in Frankfurt am Main und Berlin tätig. Ebenfalls neu zu MSW hinzu- stoßen werden Maximilian Mues und Dr. Mathias Thiere. Mues kommt ebenfalls von KPMG Berlin – zuletzt war er als Assis- tant Manager im Bereich Konzernab- schlussprüfung börsennotierter Unterneh- men sowie in der Going-public-/IPO-Beglei- tung aktiv. Er wird voraussichtlich im Jahr 2021 sein WP-Examen ablegen und startet am 1. Juli bei MSW. Dr. Thiere wird ab dem dritten Quartal die Leitung des IFRS-Be- reichs übernehmen. Er blickt ebenfalls auf eine langjährige Tätigkeit bei KPMG zu- rück: In der Prüfungsabteilung war er dort u.a. für die Betreuung von börsennotier- ten Gesellschaften sowie zuständig

m o c . e b o d a . k c o t s – m o c . s o t o h P n o i l l i B © : o t o F Namen & Nachrichten Grafik des Monats: Anzahl der Gaming-App-Installationen in Millionen (weltweit) – rasanter Anstieg durch die Coronakrise mehrere Jahre im „Department of Profes- sional Practice“ tätig, wo er seine KPMG- Kollegen in allen Fragestellungen der Rech- nungslegung nach HGB und IFRS beraten hat. Er war darüber hinaus mit dem Aufbau der Sparte „Prüfung von Startup Unterneh- men“ sowie mit der Begleitung von Man- danten im Zusammenhang mit Prüfungen der DPR befasst. Dr. Thiere hat einen Lehrauftrag für die Vorlesungsreihe „Inter- nationale Rechnungslegung“ (IFRS) an der Technischen Hochschule Brandenburg, Brandenburg an der Havel. Quelle: Krypto Szene, Raphael Lulay Zahl der Gewinnwarnungen erreicht neues Rekordniveau Aufgrund der weltweiten COVID-19-Pande- mie ist die Zahl der deutschen Unterneh- men, die ihre eigenen Gewinn- oder Umsatz- prognosen korrigieren mussten, laut einer aktuellen Analyse der Wirtschaftsprüfungs- gesellschaft EY im ersten Quartal auf ein neues Rekordniveau angestiegen: Insgesamt 77 Gewinn- oder Umsatzwarnungen wur- den registriert – mehr als je zuvor in einem Quartal und mehr als doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum. Im ersten Quartal 2019 hatte es nur 33 negative Prognosekorrektu- ren gegeben. Auch die Gewinnerwartungen stiegen im dritten Jahr in Folge – auf 43, den zweithöchsten Stand seit zehn Jahren. Besonders betroffen waren Automobil- unternehmen: Sieben der zwölf börsen- notierten Hersteller und Zulieferer mussten ihren Ausblick nach unten korrigieren. In der Gründe für Gewinn- bzw. Umsatzwarnungen Konjunktur/Markt Operative Performance 26% 52% 14% Efﬁzienzmaßnahmen/Restrukturierung 5% Veräußerung/Akquisition Quelle. EY Gewinn- und/oder Umsatzwarnungen im Prime Standard Quelle. EY Konsumgüterindustrie waren 44% der Unter- nehmen betroffen, in der Medienbranche 38%. Keine Warnungen erfolgten hingegen vonseiten der Telekommunikationsunter- nehmen und Energieversorger. In den meis- ten Fällen wurden die Investoren von den Gewinnwarnungen offenbar kaum über- rascht – zumindest hielten sich die Auswir- kungen auf die Aktienkurse insgesamt in Grenzen: Am Tag der Veröffentlichung sank der Aktienkurs der betroffenen Unterneh- men durchschnittlich um 3% – in einem ins- gesamt ohnehin schwachen Markt. Im ver- gangenen Jahr hatte das durchschnittliche Minus am Tag einer Gewinnwarnung noch bei 7% gelegen. „In einem hochgradig volati- len Kapitalmarkt, der global von COVID-19 betroffen ist, traten zuletzt unternehmens- individuelle Nachrichten etwas in den Hin- tergrund“, beobachtet Dr. Martin Steinbach, Partner und Leiter des Bereichs IPO and Listing Services bei EY. „Es ist ohnehin jedem Investor klar, dass sich kaum ein Unterneh- men dieser beispiellosen Krise entziehen kann. Starke Auswirkungen auf Aktienkurse hatten hingegen Themen wie staatliche Hilfs- pakete, die Ölpreisentwicklung oder auch Hoffnung auf Impfstoffe.“ Juni 2020 7

Going Public IPO- und Listing-Statistik (Stand: 22.5.2020) » Die GoingPublic-IPO- und Listing-Statistik « Wir sorgen dafür, dass Ihr Börsengang ein Erfolg wird Abgeschlossene IPOs und Listings 2018–2020 von A-Z Unternehmen Erster Handelstag Markt- seg- ment* Emissions- preis Platzierungs- volumen (Mio. EUR) Kurs aktuell % ggü. Vormonat MarketCap (Mio. EUR) Performance zum Emis- sionspreis Wertpa- pierpros- pekt Konsortialführer DWS EXASOL 23.03.18 Prime 32,50 1.333,1 31,48 -18,1% 6.296,0 25.05.20 Scale** 87,4 9,50 - 211,1 aifinyo Akasol 19.12.18 m:access 29.06.18 Prime capsensixx 21.06.18 Prime coinIX creditshelf cyan 02.12.19 FV DÜS 25.07.18 Prime 28.03.18 Scale** Dermapharm 09.02.18 Prime DFV Deutsche Familienversicherung 04.12.18 Prime 24,00 48,50 16,00 1,00 80,00 23,00 28,00 12,00 FCR Immobilien 07.11.18 Scale** Frequentis 14.05.19 GS Gateway Real Estate 12.04.19 Prime Global Fashion Group 02.07.19 Prime Godewind Immobilien 05.04.18 Prime GORE German Office RE 13.12.19 m:access home24 15.06.18 Prime Homes & Holiday 06.07.18 m:access Instone Real Estate 15.02.18 Prime iQ International 27.12.19 GS 9,50 9,00 18,00 4,20 4,50 4,00 6,20 23,00 2,50 21,50 0,80 33,00 -8,3% 118,0 39,29 -8,1% 12,3 7,40 +2,8% 0,80 -44,8% 16,5 51,50 -1,9% 111,7 238,1 25,4 0,8 70,1 31,7 14,47 -30,1% 141,5 -37,1% 359,9 47,20 +13,5% 2.541,2 +68,6% 51,7 17,71 -4,4% 241,3 +47,6% +37,5% k.A. k.A. -19,0% -53,8% ja ja Citigroup, Commerzbank ICF Bank -20,0% nein*** mwb fairtrade -35,6% -3,1% +0,0% ja ja ja ja ja ja Commerzbank Hauck & Aufhäuser Berenberg Hauck & Aufhäuser Deutsche Bank Hauck & Aufhäuser 10,10 -24,1% 92,4 +12,2% k.A. BankM 51,7 17,70 -13,2% 3,44 -13,1% 233,6 642,5 -1,7% -18,1% 194,45 2,07 +18,1% 444,1 -54,1% 375,0 5,90 -7,7% 9,65 +14,9% 641,6 145,2 +47,5% +55,6% 172,5 6,05 +23,4% 159,7 -73,7% 4,4 0,27 -44,1% 3,5 -89,0% 390,0 17,98 -33,8% 665,1 -16,4% 0,88 -10,7% 23,4 +10,0% ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja Commerzbank, flatex Bank Credit Suisse, Quirin Privatbank Goldman Sachs, Morgan Stanley, Berenberg Citigroup, J.P. Morgan futurum bank Berenberg, Citigroup, Goldman Sachs GBC, mwb fairtrade Credit Suisse, Dt.Bank Hauck & Aufhäuser Deutsche Bank, J.P. Morgan, Morgan Stanley ACON Actienbank ja ja ja ja ja ja ACON Actienbank Deutsche Bank Commerzbank, Hauck & Aufhäuser Deutsche Bank, Goldman Sachs, J.P. Morgan Baader Bank Hauck & Aufhäuser Knorr-Bremse 12.10.18 Prime 80,00 3.848,2 91,72 -6,7% 14.785,3 +14,7% Luyanta 14.03.18 FV DÜS MBH Corporation 16.02.18 FV DÜS Netfonds 03.09.18 m:access NFON onoff Philion 11.05.18 Prime 13.05.19 m:access 02.01.18 FV DÜS PREOS Real Estate 20.12.18 m:access Qingdao Haier 24.10.18 Prime 1,70 1,00 29,50 12,00 17,20 2,30 7,35 1,05 2,00 +0,0% 0,47 -40,4% 26,00 -7,8% 0,5 18,6 54,9 73,2 12,85 +4,4% 193,4 16,00 -4,2% 1,45 -61,2% 32,0 2,9 +17,6% -53,5% nein Renell Wertpapierhandelsbank -11,9% k.A. mwb fairtrade +7,1% -7,0% ja ja Berenberg mwb fairtrade -37,0% nein Baader Bank 13,80 +17,9% 989,0 +87,8% 284,6 0,62 -33,4% 4.066,2 -41,1% Serviceware 20.04.18 Prime 24,00 88,9 12,19 -0,4% 128,0 -49,2% Siemens Healthineers 16.03.18 Prime 28,00 4.200,0 45,89 +13,3% 45.890,0 +63,9% SpVgg Unterhaching 30.07.19 m:access Stemmer Imaging 27.02.18 Scale** 8,10 34,00 2,69 7,90 -12,2% 101,7 15,04 -33,7% 30,6 97,8 -2,5% -55,8% 8 Juni 2020

Going Public Abgeschlossene IPOs und Listings 2018–2020 von A-Z Unternehmen Erster Handelstag Markt- seg- ment* Emissions- preis Platzierungs- volumen (Mio. EUR) Kurs aktuell % ggü. Vormonat MarketCap (Mio. EUR) Performance zum Emis- sionspreis Wertpa- pierpros- pekt Konsortialführer STS Group 01.06.18 Prime 24,00 52,1 3,10 -39,3% 18,6 -87,1% TeamViewer 25.09.19 Prime 26,25 1.973,5 45,15 +50,3% 9.030,0 +72,0% ja ja Hauck & Aufhäuser Goldman Sachs, Morgan Stanley The Social Chain Group 25.06.18 FV DÜS 11,70 15,30 +0,0% 157,8 +30,8% nein Renell Wertpapierhandelsbank TRATON 28.06.19 Prime 27,00 1.387,2 13,78 -37,2% 6.891,0 -49,0% ja Citigroup, Dt. Bank, Goldman Sachs, J.P. Morgan TubeSolar Tuff Group 14.02.20 FV DÜS 26.03.19 GS Westwing Group 09.10.18 Prime Tuff Group 26.03.19 GS 1,80 4,50 26,00 4,50 4,00 0,35 -4,3% +0,0% 122,5 5,94 +33,2% 0,35 -22,2% 40,0 14,0 123,2 14,0 +122,2% nein Bankhaus Scheich -92,2% -77,2% -92,2% ja ja ja ACON Actienbank Berenberg, Citigroup ACON Actienbank Gesamt (2018): 27 16(-)/11(+) Gesamt (2019): 11 8(-)/3(+) Gesamt (2020): 2 0(-)/1(+) Gesamt 2018-20 (40 Werte) 24(-)/15(+) 11.636,2 3.609,5 87,4 15.333,2 77.753,6 -11,3% 17.487,3 -9,7% 251,1 +61,1% 95.491,9 -7,2% IPOs blau markiert; seit der letzten Ausgabe neu hinzugekommene IPOs und Listings sind grün markiert; Delisted: rot markiert; Quelle: Deutsche Börse Kurse vom 22.05.2020, Xetra bzw. liquidester Handelsplatz; bereinigt um Aktiensplits *) Zum Zeitpunkt der Erstnotiz; **) Scale ersetzt seit dem 1.3.2017 den Entry Standard für Aktien und Unternehmensanleihen der Deutschen Börse AG; ***) Kein Wertpapierprospekt, dafür ein Datenblatt und ein Wertpapierinformationsblatt Ansprechpartner: GoingPublic Redaktion, Michael Fuchs (fuchs@goingpublic.de), Falko Bozicevic (fb@goingpublic.de) MEDIAN -16,4% MEDIAN -7,0% MEDIAN +61,1% MEDIAN -9,4% ANZEIGE Drei Buchstaben, ein Trend. Nachhaltigkeit etabliert sich am Kapitalmarkt. Mit einer überzeugenden Strategie und einer transparenten Kommunikation eröffnen sich neue, nachhaltige Kapitalquellen. Seit über 25 Jahren beraten wir Unternehmen in der Finanz- und Unter- nehmenskommunikation sowie der Nachhaltigkeit. Wir entwickeln Konzepte, beraten zum Inhalt, gestalten und setzen um. Wir schaffen nachhaltige Werte für unsere Kunden. Designing Sustainable Value. WWW.KIRCHHOFF.DE ESG Sparring auf Augenhöhe WIR BRINGEN SIE WEITER

Going Public IPO-Marktanalyse Tab. 1: IPO- und Listing-Statistik des GoingPublic Magazins 2018 19 2019 5 2020 2018-20 25 1 11,64 Mrd. 3,61 Mrd. 87,4 Mio. 15,33 Mrd. 8 6 1 15 +27,9% -17,1% +9,6% +16,3% IPOs Emissions- volumen** Listings Performance IPOs und Listings* *) volumengewichtete Performance; **) in EUR Tab. 2: Wertschaffer & Wertvernichter (IPOs + Listings 2018–2020) Datum Segment Wertzuwachs/ -vernichtung* Konsortialführer Siemens Healthineers 16.03.18 Prime 17.890,0 Deutsche Bank, Goldman Sachs, TeamViewer Knorr-Bremse 25.09.19 12.10.18 Prime Prime ... Global Fashion Group 02.07.19 Qingdao Haier TRATON 24.10.18 28.06.19 Prime Prime Prime J.P. Morgan 3.780,0 Goldman Sachs, Morgan Stanley 1.889,3 Deutsche Bank, J.P. Morgan, Morgan Stanley -522,7 Goldman Sachs, Morgan Stanley, Berenberg -2.842,4 Deutsche Bank -6.609,0 Citigroup, Deutsche Bank, Goldman Sachs, J.P. Morgan Tab. 3: IPO-Marktanalyse (Stand 22.5.2020) *) in Mio. EUR Größte IPOs nach Emissionsvolumen (2018–2020) Größte IPOs & Listings nach Marktkapitalisierung (2018–2020) Emittent Datum Segment Siemens Healthineers 16.03.18 Prime Knorr-Bremse 12.10.18 Prime 25.09.19 Prime TeamViewer 28.06.19 Prime TRATON DWS 23.03.18 Prime Emiss. vol. Mrd. EUR 4,2 3,8 2,0 1,4 1,3 12,7 +63,9% DB, GS, JPM +14,7% DB, JPM, MS +72,0% GS, MS -49,0% Citi, DB, GS, JPM -3,1% DB Ø +19,7% Performance seit Debüt Konsortial- führer Emittent Siemens Healthineers 16.03.18 Prime Knorr-Bremse 12.10.18 Prime 25.09.19 Prime TeamViewer 28.06.19 Prime TRATON DWS 23.03.18 Prime Datum Segment Market Cap Mrd. EUR 45,9 14,8 9,0 6,9 6,3 82,9 Performance seit Debüt Konsortial- führer +63,9% DB, GS, JPM +14,7% DB, JPM, MS +72,0% GS, MS -49,0% Citi, DB, GS, JPM -3,1% DB Ø +19,7% Top-5 Performance vom Emissionspreis (2018–2020) Flop-5 Performance vom Emissionspreis (2018–2020) Emittent TubeSolar Datum Segment Market Cap Mio. EUR 40,0 14.02.20 FV DÜS 20.12.18 m:access PREOS RE 25.09.19 Prime TeamViewer Dermapharm 09.02.18 Prime Siemens Healthineers 16.03.18 Prime 989,0 9.030,0 2.541,2 45.890,0 Performance seit Debüt Konsortial- führer Emittent +122,2% Scheich +87,8% ACON +72,0% GS, MS +68,6% BER +63,9% DB, GS, JPM Tuff Group Homes & Holiday STS Group Westwing Group home24 Datum Segment Market Cap Mio. EUR 14,0 3,5 18,6 123,2 159,7 26.03.19 GS 06.07.18 m:access 01.06.18 Prime 09.10.18 Prime 15.06.18 Prime Performance seit Debüt Konsortial- führer -92,2% ACON -89,0% GBC, mwb -87,1% H&A -77,2% BER, Citi -73,7% BER, Citi, GS Top-5 Performer des Monats Flop-5 Performer des Monats Emittent Datum Segment Market Cap Mio. EUR 9.030,0 123,2 159,7 444,1 989,0 25.09.19 Prime TeamViewer 09.10.18 Prime Westwing Group home24 15.06.18 Prime Global Fashion Group 02.07.19 Prime PREOS RE 20.12.18 m:access Performance ggü. Vormonat Konsortial- führer Emittent +50,3% GS, MS +33,2% BER, Citi +23,4% BER, Citi, GS +18,1% GS, MS, BER +17,9% ACON Philion coinIX Homes & Holiday MBH Corporation STS Group Datum Segment Market Cap Mio. EUR 2,9 0,8 3,5 18,6 18,6 02.01.18 FV DÜS 02.12.19 FV DÜS 06.07.18 m:access 16.02.18 FV DÜS 01.06.18 Prime Performance ggü. Vormonat Konsortial- führer -61,2% Baader -44,8% mwb -44,1% GBC, mwb -40,4% Renell -39,3% H&A ABN = ABN Amro; AXG = AXG Investmentbank; BER = Berenberg; BLA = Bankhaus Lampe; CB = Commerzbank; Citi = Citigroup; CS = Credit Suisse; DB = Deutsche Bank; DM = Dom Maklerski; DZ = DZ Bank; GS = Goldman Sachs; H&A = Hauck & Aufhäuser; HSBC = HSBC Trinkaus & Burkhardt; JEF = Jefferies; JPM = J.P. Morgan; KPN = Kempen; L&S = Lang & Schwarz; MMW = M.M.Warburg; MS = Morgan Stanley 10 Juni 2020

Kapital. Markt. Partnerschaft. (E-)MAGAZIN – ONLINE – EVENT – NETZWERK Die Wirtschaft braucht einen starken Kapitalmarkt als Schlüssel zu Inno- vation und Wachstum. Wir sind ein starkes Netzwerk. Wir stehen für Aktienkultur und die Altersvorsorge mit Aktien. Wir stehen für einen leben- digen, weltoffenen und wachsenden Kapitalmarkt. Wir tragen bei zu mehr Börsengängen und Listings. Mit Fokus auf den DACH-Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz). Und einem ständigen Blick in die globalisierte Welt. Juni 2020 – 12,50 EUR (D) – www.goingpublic.de Juni Pﬂ ichtblatt an allen deutschen Wertpapierbörsen Das Kapitalmarktmagazin GoingPublic Magazin TeamViewer – Tech-Schmiede made in Germany Börsenstory überzeugt Anleger auch in der Krise Feinde der Aktienkultur New Green Deal Alles neu macht Corona Wie sie endlich vom Gegenteil Wie jeder den Klimadeal Gesetzesänderungen, virtuelle HVs – überzeugt werden können umsetzen und leben kann plötzlich ist vieles möglich Kapitalmarktpartner 2020 Kapitalmarktpartner im Netz: www.goingpublic.de/kapitalmarktpartner credit shelf

Going Public IPO-News Exasol, JDE Peet’s, Pentracor, Nanoform m o c . e b o d a . k c o t s – I I Y T V T A E R C B A D N © Data Science : o t o F n e p p o J . M / e s r ö B e h c s t u e D © : o t o F Börsengang von Exasol geglückt Der Nürnberger Datenspezialist hat als erstes Unternehmen in diesem Jahr seinen Börsengang während des Coronawirbels nahezu geräuschlos über die Bühne gebracht. Der Ausgabepreis lag mit 9,50 EUR in der Mitte der Preisspanne von 8,50 bis 10,50 EUR. Somit platzierte Exasol ca. 9,2 Mio. Aktien; der Bruttoemissionerlös belief sich auf 87,5 Mio. EUR. Exasol ist Anbieter einer In-Memory-Datenbank, die Neuer Dresscode auf dem Börsenparkett: Nur mit Maske. 12 Juni 2020 den Datenzugriff und deren Analyse mit hoher Geschwindigkeit und Skalierbarkeit ermöglicht. Unternehmen können damit mehrere analytische Anwendungen parallel implementieren, bestehende Geschäfts- prozesse verbessern oder neue Geschäfts- modelle entwickeln. Die im Jahr 2000 in Nürnberg gegründete Firma beschäftigt heute in Deutschland, London und Atlanta 180 Mitarbeiter und bedient weltweit 160 Kunden, welche die Datenbank in einer Vielzahl von Anwendungen nutzen, etwa in der Finanzberichterstattung oder Daten- visualisierung. Neben Investitionen in For- schung und Entwicklung will Exasol mit dem Mittelzuﬂuss schwerpunktmäßig den Vertrieb seiner Produkte forcieren. Der Absatzmarkt des Unternehmens hat sich bislang überwiegend auf die DACH-Region konzentriert – nun soll die internationale Wahrnehmung mit Schwerpunkt in Groß- britannien und den USA ausgebaut werden. 2019 betrug der Umsatz 21,6 Mio. EUR bei einem Verlust von 14 Mio. EUR. Zwischen 2015 und 2019 erzielte Exasol eine bereinigte organische jährliche Wachstumsrate (Com- pound Annual Growth Rate; CAGR) von 24%. Vom Gesamterlös des IPOs ﬂießen 48,5 Mio. an das Unternehmen, der Rest geht an die Alteigentümer. Kaffeeholding JDE Peet’s soll an die Euronext Die Beteiligung der deutschen Milliardärs- familie Reimann und zugleich der größte Konkurrent von Nestlé im Kaffeegeschäft soll in den nächsten Wochen an die Euronext in Amsterdam gehen und ein Gesamtemissionsvolumen von bis zu 2 Mrd. EUR generieren. JDE Peet’s selbst sollen dabei ca. 700 Mio. EUR zuﬂießen, die das Unternehmen zur Schuldentilgung verwenden will. Die von den Reimanns verwaltete JAB-Holding möchte beim IPO keine Anteile abgeben. JDE Peet‘s erwirt- schaftete im vergangenen Jahr einen Um- satz von 6,9 Mrd. EUR, nach 6,7 Mrd. EUR anno 2018. Der Nettogewinn sank dagegen von 663 Mio. auf 585 Mio. EUR. JAB hatte ursprünglich einen Erlös von 3 Mrd. EUR angepeilt, musste infolge der Coronakrise jedoch Abstriche machen. Die Reimann- Holding hatte den weltweit zweitgrößten Kaffeeröster – Jacobs Douwe Egberts (JDE) – Ende 2019 mit der US-Kaffeehaus- kette Peet‘s Coffee fusioniert. Zum Pro- duktportfolio gehören Kaffeebohnen und -kapseln sowie Teebeutel. Die JAB Holding machte in den vergangenen Jahren durch diverse Aufkäufe im Kaffee- und Snackseg- ment auf sich aufmerksam. m o c . e b o d a . k c o t s – 8 o t i a n © : o t o F

Going Public nungssumme beträgt 100.000 EUR und das Gesamtvolumen beläuft sich auf bis zu 15 Mio. EUR. Der Zinscoupon liegt bei 8,50%. Das optionale Wandlungsrecht berücksichtigt einen optionalen Börsengang oder einen Unternehmensverkauf inner- halb der Laufzeit. Sollte beides nicht statt- ﬁnden, beläuft sich der Rückzahlungskurs auf 120%. Die Einnahmen möchte das Unternehmen für ein großﬂächiges Roll- out seiner Medizinproduktinnovation PentraSorb nutzen. Der erste Handelstag wurde auf den 29. Mai im Open Market der Frankfurter Wertpapierbörse terminiert. Pentracor ist 2010 als Ausgründung aus dem universitären Umfeld entstanden. Das Produkt PentraSorb CRP bietet eine neue extrakorporale Behandlungsmethode zur nachhaltigen Eindämmung von fortschreitenden inne- ren Gewebeschäden bei Patienten nach akuten Ereignissen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall. Die Emission ist von One Square Advisors strukturiert; den Zeich- nungsservice übernimmt die BankM AG. therapeutische, Nanoform plant IPO im Nasdaq- Ableger in Finnland und Schweden Das ﬁnnische Nanotechnologieunternehmen Nanoform plant sein IPO im europäischen Nasdaq-Segment „First North Premier Growth Markets“ in Finnland und Schwe- den und hat diesbezüglich jüngst den Aus- gabepreis in Höhe von 3,45 EUR pro Aktie bekannt gegeben. Durch die Ausgabe von 20,3 Mio. neuen Aktien will Nanoform bis zu 70 Mio. EUR einnehmen. Bei vollstän- diger Ausgabe der neuen Aktien käme das Unternehmen auf eine Marktkapitalisie- rung von 230 Mio. EUR. Einschließlich der Erhöhungsoption durch die Altaktionäre ergäbe sich ein Gesamtemissionsvolumen von 88 Mio. EUR. Das 2015 gegründete Unternehmen ist auf die Medikamenten- entwicklung mithilfe von Nanotechnologie spezialisiert. Die skalierbare und paten- tierte Technologie wurde 2012 an der Uni- versität Helsinki entwickelt und soll einer weitaus größeren Anzahl von Medikamen- ten als bislang den Marktzutritt erleich- tern. Insbesondere soll durch die Reduzie- rung der Größe von Partikelbestandteilen die Bioverfügbarkeit und Wirksamkeit der Medikamente signiﬁkant erhöht werden. Das Potenzial der Technologie wird derzeit in Kooperation mit einer Reihe von Pharma- ﬁrmen untersucht, darunter z.B. AstraZeneca und Orion. Juni 2020 13 . c n I , p u o r G X M O Q A D S A N e h T © : o t o F Foreign IPOs Nasdaq verschärft IPO-Zulassungs- bedingungen für chinesische Unternehmen Bereits im vergangenen Herbst hat die Nasdaq die Zulassungsbedingungen hin- sichtlich der Liquiditätsanforderungen zu- lasten chinesischer Firmen verschärft – nun möchte die Technologiebörse noch strengere Vorgaben einführen. Unterneh- men müssen demnach bei einem IPO ent- weder mindestens 25 Mio. USD einsam- meln oder aber mindestens 25% ihrer Marktkapitalisierung an die Börse brin- gen. Diese Regeln sollen für mehrere Län- der gelten, darunter China. Laut Finanz- datenanbieter Reﬁnitiv haben 40 von 155 chinesischen IPOs seit dem Jahr 2000 weniger als 25 Mio. USD eingeworben. Es ist das erste Mal, dass die Nasdaq eine Mindestgröße für einen Börsengang vor- gibt. Die Maßnahme erfolgt inmitten der bereits angespannten politischen Lage zwischen den beiden Weltmächten und wird ofﬁziell mit Bedenken über die feh- lende Transparenz chinesischer Börsen- kandidaten begründet. Insbesondere bei der chinesischen Kaffeehauskette Luckin Coffee, die 2019 an die Nasdaq gegangen war, sind Ungereimtheiten größeren Aus- maßes zutage getreten: Offenbar bestand ein wesentlicher Teil der Umsätze nur auf dem Papier. Außerdem will die Nasdaq auch die Bilanzierung von kleinen US- Firmen kontrollieren, die die Bücher chinesischer Börsenkandidaten prüfen. Medizintechnikunternehmen Pentracor begibt Unternehmens- anleihe Das Berliner Medizintechnikunternehmen Pentracor GmbH begibt in Kürze seine erste Unternehmensanleihe. Diese ist mit einer Laufzeit von fünf Jahren und einem optionalen Wandlungsrecht versehen – deswegen kann nur der Weg via Privat- platzierung an institutionelle Investoren beschritten werden. Die Mindestzeich- r o c a r t n e P © : o t o F

Going Public GoingPublic Watchlist » Die GoingPublic-Watchlist « Mit uns haben Sie immer alle Kurse im Blick Börsenkandidaten 2020 ff. (Stand: 26.5.2020) Emittent Siemens Energy Wintershall DEA 004 About you Acrest Property Group Aenova Holding Aicuris Allgeier Recruiting Armacell Arriva Aurelis Auto1 Awin BGP Investment Blapp Communications SE Bombardier Borgward Brille24 brillen.de CBR CeramTec Cloudeo congatec Continental-Antriebssparte Curevac Denkmal Invest Deutsche Real Estate Funds Advisor Diamontech Domicil Real Estate Douglas Ekosem-Agrar Engel + Völkers Exyte Flixbus GetYourGuide Global Online Takeaway Glycotope Goodgame Studios GOVECS H.C. Stark Hertha BSC Hitmeister Huber Automotive Human Med Hymer HypoVereinsbank (HVB) Immatics Inventra AG Ista Jennewein Biotechnologie Kreditech Leoni-Kabelsparte Logistrial Lufthansa Technik MAG IAS Media-Saturn mic IT Miracor Medical Systems Novomatic OK.de Onlineprinters Otto Bock 14 Juni 2020 Branche Energie Öl- und Gasindustrie E-Commerce Online-Modehändler Immobilien Pharma Biotech IT-Beratung & Services Dämmstoff-Hersteller Transportdienstleistungen Immobilien Online-Autohändler Internet/Marketing Immobilien Digitale Werbung Verkehrstechnik Automobil Onlineshop Onlineshop Mode Keramik-Technologie Geodaten-Plattform Computer-Technologie Automotive Biotech Immobilien Immobilieninvestor Medizintechnik Immobilien Parfümerie Landwirtschaft Immobilien Anlagenbauer Fernbusse Online-Buchungsplattform Online-Lieferdienst Biotechnologie E-Gaming E-Mobilität Chemie Fußballverein Onlineshop E-Mobilität Medizintechnik Wohnmobile Finanzen Biotechnologie Sportgeräte-Produzent Energiedienstleistungen Biotech Finanzdienstleistung Automobilzulieferer Logistikimmobilien Luftfahrt Maschinenbau Unterhaltungselektronik Software/IT Medizintechnik Gaming Technologie Onlinedruckerei Medizintechnik Konsortialbanken noch unbekannt k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. Dt Bk, BoA ML, BNP k.A. k.A. k.A. k.A. JP Morgan k.A. n.n.bek. k.A. k.A. k.A. Dt. Bank, Goldman k.A. k.A. k.A. n.n.bek. k.A. Main First Bank Citigroup, Baader Bank k.A. Bank of America Merrill Lynch, UBS, Credit Agricole k.A. k.A. k.A. k.A. Bankhaus Lampe, Commerzbank k.A. k.A. FinTech Group Bank Deutsche Bank, Goldman Sachs, Citi k.A. k.A. n.n.bek. k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. Termin vsl. September 2020 2. Halbjahr 2020 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff

Börsenkandidaten 2020 ff. (Stand: 26.5.2020) Emittent Phenex Postbank Primepulse Proteros reBuy Scope Semper idem Underberg SeniVita Social Estate SHS-Beteiligungsgesellschaft-Tochter Signa Sports SIRION Biotech Smava Springer Nature stylefruits Styrolution Summiq Swarovski Swyx Takko Telekom Spinoff TF Bank ThyssenKrupp-Aufzugssparte Trelleborg-Vibracoustic Unendo Energia Veganz Weclapp Blacklane Zeithorizont jeweils geschätzt Quelle: GoingPublic Research Branche Biotech Bank Beteiligungsholding Biotech Onlineshop Ratingagentur Spirituosenhersteller Pflegeimmobilien MedTech/Life Sciences Sporthandel Biotech Kreditvermittler/FinTech Medien Onlineshop Kunststoffe Green Energy Schmuckhersteller Telekommunikation Modediscounter Mobilfunk Fintech Industrie Antivibrationssysteme Energie Lebensmittel Cloud-Software Personenbeförderung Konsortialbanken k.A. Dt. Bank Dt. Bank, Hauck & Aufhäuser, Mainfirst Bank k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. M.M.Warburg k.A. k.A. k.A. k.A. ICF, MM Warburg, DZ Bank k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. Going Public Termin 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff 2020ff vsl. bis 2021 ANZEIGE CORPORATE REPORTING ON DEMAND: Digital berichten, Aufwand verringern, Transparenz erhöhen Unsere Werkzeuge kommen aus der Praxis für die Praxis. Gemeinsam mit unseren Kunden haben wir sie über die Jahre verfeinert. ONLINE PUBLISHER Die Schnitt- und Schalt- zentrale für datenneutrale Kollaboration EXCEL CONNECTOR Automatischer Export aus verknüpften Tabellen WORD CONNECTOR Textänderungen in Word automatisch im Layout ESEF Beratung, Tagging, iXBRL-Export BERATUNG Optimierung durch Medien- und Prozessanalyse REPORTING-TOOLBOX.MPM.DE DIGITAL REPORT PDF und HTML auf Knopfdruck DISCLOSURE MANAGEMENT Einbindung der gängigen Systeme UMSETZUNG & SUPPORT Unser Proﬁ-Team für Ihren Report

Going Public Kolumne Wenn eine überzogene Bewertung nach hinten losgeht Wenn man nicht zu den wenigen Glücklichen zählt, die von der Krise proﬁtieren können, kommt der „COVID-19 Schock“ für die Venture-Capital-(VC-)Szene einer Katastrophe gleich. Es ist davon auszugehen, dass sich die Bewertungen in den anstehenden Finanzierungsrunden deutlich nach unten korrigieren, wie wir es in den letzten Wochen schmerzhaft an den Aktienmärkten beobachten konnten. Von Prof. Dr. Wolfgang Blättchen ausreichend weise unterstellt man dann die Bewertung der letzten Finanzierungsrunde für alle Aktien. In boomenden Märkten mit hohen Bewertungen ist es vielleicht wahrschein- lich, dass auch die untere Stufe einen attraktiven „Exitbetrag“ erzielt. Die Bewer- tungshürde liegt bei den Einhörnern jedoch im Milliardenbereich und damit zu hoch, als dass Gründer und Mitarbeiter noch am Verkaufserlös partizipieren könnten. Sollte eine Bewer- tungskorrektur eintreten, wie sie jetzt zu erwarten ist, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die letzte Stufe so gut wie leer ausgeht. Diese Aussicht kann unter den Grün- dern und Mitarbeitern verständlicherwei- se zu einem Motivationswandel führen, konträr zu den Interessen der sonstigen Gesellschafter. Die gesamten darüberlie- genden Stufen in Form der „bessergestell- ten“ Aktienklassen wirken in diesem Moment wie ein Berg voller Schulden, der den Early-Stage-Gründer zu erdrücken droht. Wie wird sich ein Gründer in dieser Situation wohl verhalten? Entweder geht er überproportionale Investitionsrisiken ein und hofft, dadurch wieder eine hohe Bewertung zu erzielen, oder er passt sich der Situation an und versucht, so viel wie möglich an Vergünstigungen aus dem Unternehmen an sich zu ziehen. Im Worst Case verlässt er zusammen mit der gesam- ten Führungsmannschaft das Unter- nehmen. Der Glanz einer über viele Finan- zierungsrunden nach oben getriebenen Bewertung kann auf diese Weise schnell verblassen und am Ende sämtlichen Gesellschaftern des Unternehmens scha- den. Wahrscheinlich sind nicht alle hohe Bewertungen bewusst aufgeblasen wor- den – oft geschah es sicherlich in der Überzeugung, ein „disruptives“ Geschäfts- modell gefunden zu haben, das hohe Bewertungen rechtfertigt. Dieses ideale Geschäftsmodell geht davon aus, mit Grenzkosten von nahe null zu skalieren: Facebook, Google und Co. stehen hierfür als Vorbilder. Nicht selten stellt sich aber heraus, dass ideale Geschäftsmodelle ent- weder wegen falscher Annahmen oder regulatorischer Widerstände nicht er- reicht werden können: Uber, Lyft oder WeWork sind Beispiele, bei denen sich die ursprüngliche Erwartung eines Plattform- konzepts mit abnehmenden Grenzkosten entweder in die weite Zukunft verschoben hat oder bereits heute als schwierig herausstellt. Entsprechend reagieren die Börsenbewertungen. ZUM AUTOR Prof. Dr. Wolfgang Blättchen ist geschäftsführender Gesellschafter der BLÄTTCHEN FINANCIAL ADVISORY GmbH und seit 30 Jahren als unabhängiger Berater für Kapitalmarktstrategien aktiv. In dieser Zeit konnte er rund 50 erfolgreiche IPOs und IBOs sowie zahlreiche weiterführende Kapitalmarkttransaktionen begleiten. Er ist aktives Mitglied in Aufsichts- und Beiräten börsennotierter und privater Unternehmen, Ansprechpartner der Börsen sowie Autor zahlreicher Publikationen zum Thema Kapitalmarkt. m o c . e b o d a . k c o t s – m o m e m m m p © i i Im Lichte der Corona-Krise bekommt so manches Einhorn bewertungstechnische Probleme. : o t o F Besonders kritisch wird es für die sogenannten Einhörner, die durch geschickte Finanzakrobatik zu Mil- liardenunternehmungen emporsteigen. Wir hatten in unserer Kolumne schon vor zwei Jahren auf Instrumente wie Liquidations- präferenzen oder Verwässerungsschutz- klauseln hingewiesen, die im Zuge der Finanzierungsrunden mehrere Aktienklas- sen im Unternehmen entstehen lassen und unterschiedliche Verwertungsrechte im Falle eines Mehrheitsverkaufs beinhalten. Diese unterschiedlichen Aktienklassen führen im Ergebnis zu einem Wasserfall- system mit mehreren Stufen. Der zuletzt eingestiegene Investor steht auf der obers- ten Stufe, und sein Investment, oftmals inkl. einer Mindestverzinsung, bekommt er als erster erstattet. Auf der letzten Stufe beﬁnden sich in der Regel die Gründer- gesellschafter und Mitarbeiter. Eleganter- 16 Juni 2020

Titelthema TeamViewer TeamViewer – Tech-Schmiede made in Germany Börsenstory überzeugt Anleger auch in der Krise Die Computer der Mitarbeiter fernwarten, von außen auf Netzwerke, Geräte und Maschinen zugreifen – die Digitalisierung der Arbeitsprozesse wird für Unternehmen weltweit immer wichtiger. Die Coronakrise hat gezeigt, dass solche Geschäfte sogar überlebenswichtig sind. Der Softwarespezialist mischt mittlerweile in vielen internationalen Märkten vorne mit. Was machen die Schwaben besser als andere Technologieﬁrmen? Was können Start-ups von dem MDAX-Unternehmen lernen – und ist seine hohe Bewertung tatsächlich gerechtfertigt? Von Thomas Müncher 18 Juni 2020 m o c . e b o d a . k c o t s – a i r o t c i V © : n o i t a r t s u l l I

Titelthema TeamViewer TeamViewer AG (WKN A2YN90) D ie Coronapandemie hat die Ver- kaufszahlen des Anbieters von Fernwartungs- und Homeofﬁce- Software nochmals kräftig nach oben gepusht: So stiegen im ersten Quartal die in Rechnung gestellten Einnahmen (Bil- lings) gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 75% auf 120 Mio. EUR. Wegen der schon vorher brummenden Geschäfte konnten sich Vorstandschef Oliver Steil und Finanz- vorstand Stefan Gaiser 2019 über eine stolze Rekordvergütung freuen: Sie erhiel- ten 41,3 Mio. bzw. 20,8 Mio. EUR. Mehr- heitsgesellschafter Permira hat mit einigen Managern vereinbart, dass sie an der Wertsteigerung des Unternehmens betei- ligt werden. Clevere Software für Geräte-Fernsteuerung TeamViewer stellt Software zur Geräte- Fernsteuerung und für Videokonferenzen her. Der Technologiespezialist wurde 2005 in Göppingen gegründet und beschäftigt derzeit fast 1.000 Mitarbeiter in Europa, USA und Asien. Das Börsenunternehmen gehört noch zu 51,5% dem Finanzinvestor Permira; weitere 5% liegen bei The Capital Group. „Die Coronapandemie dürfte zu einem Schub in der Digitalisierung füh- ren“, freut sich Steil. Dadurch konnte das Göttinger Unternehmen im ersten Quartal Quelle: Tai-Pan 2020 stolze 50.000 neue Unternehmens- kunden für sein Fernwartungstool gewin- nen, wodurch die Abonnentenzahl auf 514.000 steigt. Hinzu kommen noch zahl- reiche private Nutzer. Insgesamt sind TeamViewers Softwarelösungen weltweit auf mehr als 2,25 Mrd. Geräten installiert. Neue Möglichkeiten zur Expansion Als innovatives Unternehmen mit wachs- tumsstarkem Produkt waren die Schwa- „Können Kunden langfristig gebunden werden?“ Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer, Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) GoingPublic: Der Aktienkurs von TeamViewer hat seit Beginn der Viruskrise um über 40% zugelegt. Ist das nur krisenbedingt oder ein nachhaltiger Aufschwung? Tüngler: Wenn jetzt der Aktienkurs bei einem Unternehmen steigt, das vor allem Lösungen für das Arbeiten im Homeofﬁce anbietet, ist das nicht überraschend. Entscheidend wird aber sein, ob es TeamViewer gelingt, seine Kunden langfristig zu binden. Nur in dem Fall dürfte das Unternehmen auch nach der Coronakrise mit seinen Ergebnissen Wort halten können. Gleiches gilt für die Aktio- näre, die sich jetzt auf dieses Wertpapier stürzen: Viele könnten sich nach der Krise anderen Unternehmen zuwenden, die bei Ge- schäftsentwicklung und Aktienkurs ein größeres Potenzial haben. Marc Tüngler Woher kommt das große Interesse der Anleger während der Coronakrise? Wir sehen bei vielen Unternehmen eine durch die Coronapandemie ausgelöste Digitali- sierungswelle. Eine besondere Rolle bei diesem Trend spielt natürlich das Arbeiten im Homeofﬁce. Für diese neuen Herausforderungen bietet TeamViewer gute Lösungen – mit dem Zugriff von außen auf Netzwerke, Geräte und Dateien oder der Fernwartung von Computern. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass in diesen Bereichen in Zukunft nicht mehr abgerüstet wird. Davon dürfte TeamViewer deutlich proﬁtieren. ben ein heiß begehrter Kandidat für den Kapitalmarkt. „TeamViewer hat sich von einer lokalen Einzelapplikation zu einer global führenden Plattform zur Vernet- zung von Geräten entwickelt“, erläutert Steil. „Der Börsengang war der nächste logische Schritt, um unser volles Potenzial als börsennotierte Gesellschaft auszu- schöpfen.“ Vom IPO verspricht sich Steil eine höhere Markenbekanntheit, mehr Flexibilität sowie neue Möglichkeiten, sein Geschäft weiter auszubauen. Mit einem Volumen von 2,2 Mrd. EUR gelang ihm im September 2019 der größte Tech-Börsen- gang seit dem IPO von Inﬁneon anno 2000. TeamViewer hatte bis zu 84 Mio. Aktien zu einem Ausgabepreis von 26,25 EUR pro Stück ausgegeben. Größter Gewinner war zunächst Eigentümer Permira: Die britische Private-Equity-Firma hatte TeamViewer 2014 für 870 Mio. EUR gekauft; beim Going Public konnte sie für einen Teilverkauf ihrer Aktien 2,21 Mrd. EUR einstreichen. Außerdem ist Permira als Großaktionär weiterhin mit 58% an den Deutschen beteiligt. Starke Performance nach Börsendebüt Mittlerweile können sich auch Käufer der Aktie die Hände reiben. Zwar verlief das Börsendebut etwas enttäuschend: An den ersten beiden Tagen gerieten die Papiere unter Druck und rutschten danach sogar bis 21,80 EUR ab. Seitdem geht es aber – mit Ausnahme des Coronashutdowns – kontinuierlich nach oben. Seit dem IPO Juni 2020 19

Titelthema TeamViewer „Einer der Proﬁteure der Krise“ Marcus Lichtblau, Sprecher, Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) GoingPublic: Warum zählt das Softwareunternehmen aus Göppingen zu den Gewinnern der Coronapandemie? Lichtblau: TeamViewer zeichnet sich vor allem durch seine Remote-Access-Funktion aus. Damit können z.B. Mitarbeiter aus der IT-Abteilung eines Unternehmens via Fernzugriff Störungen oder Probleme auf Computern der Mitarbeiter im Homeofﬁce beseitigen. Diese Funktionen stellen zusammen mit den Home- ofﬁce-Lösungen einen Treiber für das Wachstum des MDAX- Unternehmens dar. Welche Risiken sehen Sie bei der Börsenstory TeamViewer? Die aktuelle Situation verleitet viele Anleger dazu, in Unterneh- men zu investieren, die nicht von der Krise betroffen sind oder sogar von dieser proﬁ- tieren. Dies könnte zu Überhitzungen einzelner Aktien führen. TeamViewer zählt zu den Proﬁteuren der Krise; allerdings liegen die Kursziele vieler renommierter Investment- banken wie Goldman Sachs oder Barclays immer noch über dem aktuellen Kurs. Marcus Lichtblau G A i r e w e V m a e T © : o t o F haben Anleger der ersten Stunde ein Plus von mehr als 70% erzielt. Bausteine einer IPO-Success-Story Was sind die Gründe für diese „Tech- Erfolgsgeschichte Made in Europe“, wie Permira-Chef Jörg Rockenhäuser einst in den Medien das Unternehmen titulierte? Die Marktchancen für die Software sind riesig, der weltweite Bedarf an Konnekti- vitätslösungen für die Digitalisierung schnellt kräftig nach oben: Laut einer aktuellen Marktstudie soll TeamViewers Zielmarkt von 10,3 Mrd. EUR im Jahr 2018 um 24% p.a. auf über 30,2 Mrd. EUR im Jahr 2023 wachsen. Die Schwaben haben dadurch ihr Wachstum in den vergan- genen Jahren enorm beschleunigt. 2018 schnellte der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 86% auf 258 Mio. EUR hoch. Im vergangenen Geschäftsjahr sprangen die Erlöse um 51% nach oben – von 258 Mio. auf 390 Mio. EUR. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 111 Mio. EUR, nachdem 2018 noch ein Verlust von über 12 Mio. EUR angefallen war. Die stolze Umsatz- rendite von gut 28% erfreut nicht nur die Anleger. Mitte 2018 hat das Unternehmen zudem den Wechsel von einem Vertriebs- 20 Juni 2020 zurückkehren.“ TeamViewer hat deshalb bereits 2019 einen enormen Wachstums- sprung gemacht. „Die Billings haben um über 40% zugelegt“, weiß Stephan Klepp, Researchexperte der Commerzbank. „Denn Unternehmen wollen Prozesse opti- mieren und digitalisieren, um eine höhere Efﬁzienz zu erreichen. Dieser Trend ist ungebrochen.“ Fokussierung auf Großkunden Weil dem Unternehmen aus dem Börsen- gang kein frisches Kapital zugeﬂossen ist, soll die weitere Expansion aus den hohen Cashbeständen ﬁnanziert werden. Dabei steht die Umsetzung der Wachstums- strategie im Vordergrund. „Dazu gehören der Ausbau der Anwendungsmöglichkei- ten, Kundensegmente und globalen Reich- weite“, erklärt Steil. TeamViewer will 2020 und 2021 zunächst seine Produkte bekannter machen und sich verstärkt um Großkunden kümmern. Dafür werden weltweit zahlreiche neue Mitarbeiter in Vertrieb und Marketing eingestellt. Außer- dem internationalen Repräsentanzen auszubauen – z.B. an der US-Westküste. ist geplant, die Global Player in den Startlöchern Dennoch birgt der Höhenﬂug an der Börse auch Risiken. Wegen der starken Konkur- renz könnte sich etwa die hohe Proﬁtabi- lität abschwächen. „Die Eintrittsbarrieren in den Markt sind nicht hoch“, sagt Michael Schäfer, Portfoliomanager Aktien bei Union Investment. „Ein stärkerer Wett- bewerbsdruck ist das größte Risiko.“ Neben börsennotierten Unternehmen wie Zoom Video, Salesforce oder Slack haben modell mit unbefristeten Lizenzen zu einem proﬁtableren Abomodell abge- schlossen und zählt mittlerweile über 500.000 Abonnenten. Megatrend digitales Arbeiten Um einschätzen zu können, ob die Erfolgs- story weitergeht, stellen sich einige Anle- ger diese Frage: Ist das Wachstum nach- haltig oder nur krisenbedingt? Vieles spricht dafür, dass die Coronakrise eine vorhandene Entwicklung lediglich be- schleunigt hat. „Der Trend zum digitalen Arbeiten war schon vorher erkennbar“, erläutert Daniel Großjohann, Corporate Research bei BankM. „Der Effekt dürfte nachhaltig sein, denn die wenigsten neugewonnenen Kunden werden nach der Krise wieder zu den alten Prozessen „40% mehr Umsatz im laufenden Geschäftsjahr“ Stephan Klepp, Head of Small- and Mid-Caps Equity Research, Commerzbank GoingPublic: Wie schätzen Sie die Geschäftsentwicklung in den nächsten ein bis drei Jahren ein? Klepp: Die Geschäftsentwicklung sollte sich in den kommenden Jahren positiv fortsetzen. Das Management setzt nicht nur auf die Internationalisierung, sondern hat auch den Fokus ganz klar auf Großkunden und IoT-Lösungen (Vernetzung computergesteuer- ter Maschinen) gelegt. In den USA ist TeamViewer derzeit sehr erfolgreich in der Expansion, und das starke Interesse von Groß- kunden an Remote-Management und Remote-Access-Lösungen ist ein gutes Indiz, dass sich das Wachstum fortsetzen wird. Wir schätzen derzeit, dass sich der Umsatz im laufenden Geschäftsjahr um 40% sowie 30% bzw. 25% in den Jahren 2021 und 2022 verbes- sern wird. Stephan Klepp

Titelthema TeamViewer wohl auch Big Player wie Microsoft, Apple oder Alphabet bereits ähnliche Pläne in der Schublade. „Ehemalige Mitarbeiter von TeamViewer sind mit der Fern- wartungssoftware AnyDesk auf dem Markt“, weiß Schäfer. „Andere Konkurren- ten sind die US-Softwareﬁrmen LogMeIn und Citrix Systems.“ Ständige technologische Herausforderungen Zudem ist der Markt von einem großen technologischen Wandel geprägt – man denke nur an Cloud, Industrie 4.0, Internet der Dinge (IoT) oder Augmented Reality (AR). „Der aktuelle Hype um das Unter- nehmen wird nach Corona zwangsläuﬁg einen Dämpfer erhalten“, befürchtet Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deut- schen Schutzvereinigung für Wertpapier- besitz (DSW). Danach stünden die Schwaben vor der eigentlichen Herausfor- derung, auch nach der Pandemie die Erwartungen der Börsianer in puncto Umsatz und Ertrag zu erfüllen. Über Umwege zum Erfolg Am Anfang hatte das Start-up die Inves- toren noch nicht mit herausragenden Ergebnissen verzückt. Vielmehr mussten einige Umwege in Kauf genommen wer- den, bevor das Unternehmen in die Erfolgsspur fand. „Der Börsengang kam erst nach dem erfolgreichen Hochfahren des Geschäftes“, schildert Klepp. Der Gründer verkaufte das Unternehmen 2010 an GFI Software, die es wiederum 2014 an Permira weitergaben. „Beide Firmen haben es in der kritischen und entschei- denden Wachstumsphase begleitet.“ „Coronakrise beschleunigt digitale Transformation“ Michael Schäfer, Portfoliomanager Aktien, Union Investment GoingPublic: Der Aktienkurs von TeamViewer ist in der Virus- krise nach oben geschossen. Wird dieser Boom noch länger anhalten? Schäfer: Seit Jahren sprechen viele Unternehmen darüber, dass sie sich digitalisieren wollen. Der Lockdown in der Coronakrise und die dadurch bedingte Arbeit von zu Hause beschleunigen die digitale Transformation. Viele Firmen müssen in der Krise ihre digitale implementieren. Davon proﬁtieren viele Softwareaktien – vor allem jene, die einen starken Bezug zu Homeofﬁce-Anwendungen haben. Dazu gehört auch TeamViewer als ein europäischer Anbieter von Software zur Fernwartung und zum Fernzugriff auf Personal Computer und a ndere technische Geräte. Infrastruktur nun schnellstmöglich Michael Schäfer 22 Juni 2020 „Steuergelder werden rentabel eingesetzt werden“ Daniel Großjohann, Corporate Research, BankM GoingPublic: Welche Möglichkeiten bietet der Kapitalmarkt für Unternehmen in der durch Corona ausgelösten Wirtschaftskrise? Großjohann: Gerade bei den Hilfsangeboten durch den Staat spielt der Kapitalmarkt eine wesentliche Rolle. So werden über die Deutsche Finanzagentur Garantien von bis zu 400 Mrd. EUR auch für Anleihen von Mittelständlern mit mehr als 50 Mio. EUR Umsatz ausgesprochen – ggf. bei wichtigen Unternehmen und Start-ups weniger. Durch eine gute Zusammenarbeit von Staat und Kapitalmarkt kann das Steuergeld rentabel eingesetzt wer- den, Arbeitsplätze gesichert und zukunftsfähige Unternehmen gerettet werden. Wir sehen in dem Programm, das ab 25. Mai umgesetzt werden soll, ein großes Potenzial. Daniel Großjohann Hohe Ertragsmargen Der Erfolg sei dann durch Qualität, Sicher- heit und Anwenderfreundlichkeit entstan- den. Früh habe das Management auch erkannt, dass die Software bekannter wird, wenn Privatpersonen sie frei nutzen können. Weiterer Vorteil: Das Geschäfts- modell ist hoch skalierbar und weist EBITDA-Margen zwischen 55% und 60% auf. „Damit hebt man sich von US-Soft- wareﬁrmen ab, die oft ein sehr starkes Umsatzwachstum, aber eine geringe Proﬁ- tabilität haben – wegen sehr hoher Marketingaufwendungen“, weiß Klepp. Investoren als kritische Partner Für Start-ups sei es in den ersten Phasen sehr wichtig, gute Investoren zu ﬁnden, die an das eigene Geschäftsmodell glau- ben und förderliche Sparringspartner sind. „Hochfahren und Aufbau des Ge- schäftes ist anstrengend genug; deswegen brauchen Gründer Stabilität bei den Kapitalgebern“, empﬁehlt Klepp. „Start- ups ist deshalb zu raten, auf die Expertise von Venture-Capital- und Angel-Investo- ren zurückzugreifen.“ Fazit Die Nachfrage nach Fernwartungs- und Homeofﬁce-Software ist zwar vor allem auf- grund der aktuellen Krise rasant angestie- gen – der Trend zu solchen Produkten besteht aber schon länger. Vorstandschef Oliver Steil sieht in der Coronakrise einen Beschleuniger der Digitalisierung und erwartet langfristige positive Effekte für sein Geschäft. Die ersten Auswirkungen ha- ben sich bereits gezeigt: nämlich in den sehr guten Geschäftszahlen für das erste Quartal 2020. Doch schon vor Corona befand sich TeamViewer auf einem steilen Wachstums- pfad. Wie lange diese hohen Steigerungs- raten zu halten sind, ist schwer abzuschät- zen. Zum einen hängt es wohl davon ab, ob die Schwaben ihre welt weiten Konkurren- ten kleinhalten können; zum anderen kommt es darauf an, inwieweit Unternehmen ihre Arbeitsstrukturen wegen der Coronaerfah- rungen dauerhaft verändern werden. Unabhängig von den künftigen Ent- wicklungen der Coronapandemie haben die Göppinger aber bewiesen, dass sich besonders für junge Unternehmen der Gang aufs Börsenparkett für das weitere Wachstum lohnen kann. Die hiesige Aktienkultur proﬁtiert zweifelsohne von solchen positiven Beispielen und könnte mehr solcher Erfolgsstorys gebrauchen – denn nach wie vor muss der Kapitalmarkt vor allem bei Privatanlegern um seinen Ruf kämpfen.

Titelthema TeamViewer „Wir werden uns nicht auf dem Erfolg der Vergangenheit ausruhen“ Interview mit Oliver Steil, CEO, TeamViewer Jahren mit solidem Wachstum und einer Proﬁtabilität vom ersten Tag an. Wir benö- tigen nicht ständig frisches Kapital, um unser Wachstum zu ﬁnanzieren. Gerade in der aktuellen Zeit wird klar, welche Risi- ken Wachstum auf Pump birgt – unabhän- gig vom Geschäftsmodell. Hier ähneln wir sicher eher dem deutschen Mittelständler als einem typischen Start-up. Die COVID-19-Pandemie stellt viele Unternehmen vor große Herausforde- rungen. Viele haben massive Probleme und kämpfen gerade ums Überleben. Wie ist TeamViewer von der aktuellen Situation betroffen? Auch wir haben umfangreiche Maßnah- men zum Schutz unserer Belegschaft ergriffen und arbeiten seit Mitte März mit unseren weltweit mehr als 900 Kollegin- nen und Kollegen überwiegend von zu funktioniert bei uns Hause aus. Das erfreulicherweise weitestgehend rei- bungslos. Herr Steil, vielen Dank für das interes- sante Gespräch. Das Interview führe Thomas Müncher. ZUM INTERVIEWPARTNER Oliver Steil ist seit Januar 2018 Chief Executive Officer (CEO) von TeamViewer. Zuvor leitete der 48-Jährige bei der Private- Equity-Firma Permira die von ihm aufge- baute Portfolio Group, die für Firmen welt- weit Pläne zur Wertsteigerung entwickelt. G A i r e w e V m a e T © : o t o F GoingPublic: Herr Steil, der Aktienkurs ist seit dem IPO um mehr als 60% gestie- gen, sind Sie mit Ihrem Börsengang voll und ganz zufrieden? Steil: Ja, natürlich. Jeder bei TeamViewer hat hart dafür gearbeitet. Das IPO war der nächste logische Schritt, um unser Ge- schäft weiterzuentwickeln. Damit haben wir uns vom Hidden Champion zum weit- hin sichtbaren Akteur entwickelt und die Markenbekanntheit enorm gesteigert. Auch als börsennotiertes Unternehmen wachsen wir weiterhin proﬁtabel – das ist auch langfristig unser Ziel. Wir werden uns nicht auf dem Erfolg der Vergangen- heit ausruhen. Gerade COVID-19 zeigt uns, wie wichtig die Digitalisierung und Vernet- zung der Arbeitswelt ist – wofür wir relevante Lösungen bieten. Welche Vorteile bietet der Börsengang dem Unternehmen und seinen Expan- sionsplänen? Neben den positiven Effekten für die Bekanntheit unserer Marke bietet die Börse TeamViewer eine gesteigerte Flexi- bilität, um unser Wachstum voranzutrei- ben. Dazu gehört neben organischem Wachstum, dass wir uns nach sinnvollen Akquisitionsmöglichkeiten umsehen. Welche Umsatz- und Ertragsziele wollen Sie in den nächsten Jahren erreichen? Die Strategie von TeamViewer basiert auf langfristigen Megatrends der digitalen Transformation. Auf dieser Basis verfol- gen wir drei strategische Wachstumsiniti- ativen: Wir wollen die Abdeckung unserer Kundensegmente – vom Kleinbetrieb bis zum globalen Konzern – ausbauen, die Zahl der Anwendungsfälle für unsere Soft- ware-Lösungen stetig erhöhen und unsere geograﬁsche Expansion vorantreiben. Gerade jetzt während der Corona-Krise bemerken viele Unternehmen, dass sie bei der Digitalisierung noch einiges nach- zuholen haben, davon proﬁtieren wir natürlich. Trotz der aktuellen Situation, die eine langfristige Prognose schwierig macht, haben wir für das Jahr 2020 unsere Ziele angehoben. Wir rechnen damit, dass wir fakturierte Umsätze, sogenannte Billings, von 450 Mio. EUR sowie eine bereinigte EBITDA-Marge von 56% erwirtschaften. Um ausreichend wachsen zu können, werden Start-ups oftmals auf die Poten- ziale des Kapitalmarktes verwiesen. Sehen Sie sich als typisches Beispiel für eine solche Strategie, und was machen Sie besser als andere Unternehmen? Im Gegensatz zu vielen hoffnungsvollen Start-ups verfügt TeamViewer über ein bewährtes Geschäftsmodell, eine hohe Proﬁtabilität und einen starken Cashﬂow. Wir haben eine Erfolgsgeschichte von 15 24 Juni 2020

I I T R E Z F T R E Z I weil die Prozesse der Versammlungsvorbereitungen und -durchführungen stimmen – bei Haupt-, Gläubiger- und Gesellschafterversammlungen für die Organisation, Terminplanung und -überwachung, das Einladungsmanagement, die Registration und Abstimmungen von Versammlungen weil das Qualitätsmanagement der internen Softwareentwicklung spitze ist weil die Prozesse der Softwareentwicklung mit Anforderungsmanagement, Projektierung, Entwicklung und Testing vorbildlich sind weil die Systeme den Anforderungen der Kunden angepasst werden weil die Prozesse sich über Jahre etabliert und bewährt haben weil es stetige Weiterentwicklungen gab und gibt ISO 9001:2015 www.linkmarketservices.de

Corona & Kapitalmärkte Krisengewinner Welche Branchen gut durch die Coronakrise kommen Kaum eine Industrie hat unter dem Coronaschock nicht gelitten – doch einige Branchen kommen vergleichsweise gut durch die Krise und werden kurz- und mittelfristig sogar proﬁtieren. Dazu gehören naturgemäß Pharma- und Biotechunternehmen, die Lösungen zur Diagnose und Bekämpfung von COVID-19 bieten, aber auch eine ganze Reihe von cloudbasierten Softwareunternehmen. Von Falk Müller-Veerse Abb. 1: Gewinner der Corona-Krise 51,00% 41,00% 31,00% 21,00% 11,00% 1,00% -9,00% -19,00% -29,00% A pr-30-2020 A pr-23-2020 A pr-16-2020 A pr-08-2020 A pr-01-2020 M ar-25-2020 M ar-18-2020 M ar-11-2020 M ar-04-2020 M ay-14-2020 M ay-07-2020 M ay-21-2020 Dec-31-2019 Jan-29-2020 Jan-22-2020 Jan-15-2020 Jan-08-2020 Feb-26-2020 Feb-19-2020 Feb-12-2020 Feb-05-2020 Healthcare Software Index: VEEV, TDOC, MTLS, COP, CRW, PHA, NXU WFH-Software Index: CTXS, BOX, ZS, OKTA, NLOK, CRWD, TMV, AVST, LVC - Index Value S&P Composite 1500 Software Quelle: Bryan, Garnier & Co. K lare Proﬁteure der Coronapan- demie sind Anbieter von medizi- nischer Software: Dazu zählen z.B. Lösungen für die Verwaltung klinischer Studien und die digitale Transformation von Gesundheitsdienstleistern. Die solide Aktienkursentwicklung dieser Anbieter basiert auf der Überzeugung der Investo- ren, dass COVID-19 die Digitalisierung der Branche vorantreiben und damit nicht zuletzt auch die Einführung neuer Medi- kamente beschleunigen wird. Das Gleiche gilt für Anbieter von Work- from-Home-(WFH-)Software, also Lösungen und Plattformen für den Fernzugriff auf die Unternehmens-IT. Dass urplötzlich die Arbeit vom Homeofﬁce zum Normalzustand wurde, hat zu einem sprunghaften Anstieg der Nachfrage nach entsprechenden Lösun- gen geführt: Fernsteuerung und -wartung, digitaler Arbeitsplatz, Dateifreigaben und kollaborative Plattformen sowie Endpunkt- sicherheit sind nur einige Stichworte. Mit den entsprechenden Geschäfts- modellen sind sogar in Coronazeiten er- folgreiche Börsengänge möglich: So wagte sich Mitte Mai der norwegische Video- konferenzanbieter und Zoom-Konkurrent Pexip an die Mehrländerbörse Euronext – nach einer großenteils virtuellen Road- show war die Aktie 20-fach überzeichnet. Homeofﬁce als Treiber Insgesamt haben die Aktienkurse der Soft- wareanbieter für das Gesundheitswesen und für Work from Home seit Jahres- anfang um rund 28% bzw. 45% zugelegt und sich damit signiﬁkant besser ent- wickelt als die globale Softwareindustrie, welche mit 13% nur gut um die Hälfte bzw. ein Drittel so schnell wachsen konnte. Mittelfristige Proﬁteure Allerdings ist absehbar, dass auch Soft- wareanbieter zu den Gewinnern zählen werden, die Lösungen in den Bereichen 26 Juni 2020 digitale Fertigung, Banken und Versiche- rungen sowie Cybersicherheit bieten. COVID-19 veranlasst ganze Industrien dazu, die digitale Transformation ihrer Kern- aktivitäten zu beschleunigen oder spätes- tens jetzt einzuleiten. Neben dem Gesund- heitswesen ist vor allem die verarbeitende Industrie betroffen; daher sollten von der nächsten Digitalisierungswelle vor allem folgende Softwareanbieter proﬁtieren: Digitale Fertigung: Lösungen zur Digita- lisierung von Produktionsprozessen. Dazu gehören das Product Lifecycle Management (Erfassung von Produkt- und Fabrikdesign, Simulation und Ferti- gung) sowie die digitale Lieferkette (Kopplung von ERP-Systemen mit Supply Chain Management, Customer Experi- ence Management und Human Resour- ces Management). Wie in anderen Bereichen geht es hierbei ebenso immer auch um das Management von großen Daten, sodass das Internet of Things (IoT) und Lösungen auf Basis künst- licher Intelligenz (KI) gefragt sind. Digitales Bank- und Versicherungs- wesen: Lösungen zur Modernisierung und Digitalisierung der Front- und Backofﬁce-Tätigkeiten im Bank- und Versicherungswesen. Sie sollen es Ban- ken und Versicherungen auch ermög- ZUM AUTOR Falk Müller-Veerse ist Partner bei Bryan, Garnier & Co.

Corona & Kapitalmärkte lichen, ein offenes Ökosystem beispielsweise mit Fintech- und Insurtechunternehmen aufzubauen und smartere Lösungen für den Endkunden anzubieten. Cybersicherheit: Dank der positiven Erfahrungen und zunehmenden Akzeptanz von Homeofﬁce-Konzepten besteht großes Marktpotenzial für cloudbasierte Cyber- sicherheitslösungen mit einem besonderen Schwerpunkt auf dem intelligenten Endpunktschutz, sprich: der KI- basierten Überwachung von Mitarbeiter-Endgeräten wie Laptop und Handy innerhalb von Computernetz- werken. Gemischtes Bild in der Life-Sciences-Branche Zu den aktuell größten Gewinnern der Krise zählen natür- lich Unternehmen, die diagnostische Tests für COVID-19 herstellen. So hat z.B. der Pharmakonzern Roche frühzeitig reagiert und die Produktion von Reagenzien für öffentliche und private Einrichtungen deutlich ausgeweitet. Zudem führt derzeit eine Reihe von Pharmaﬁrmen Versuche durch, um zu bewerten, inwiefern ihre bereits vermarkteten Medikamente (beispielsweise gegen den Ebolavirus) auch zur Verbesserung der Genesungschancen von COVID-19 Patienten beitragen können. Vielzählige Medikamente stellt die Industrie derzeit kostenlos zur Verfügung; einige könnten aber auch durchaus Einnahmen generieren. Nicht zu vergessen sind die privaten und börsennotier- ten Unternehmen, die mit Hochdruck an Impfstoffen gegen das Virus arbeiten. Längst ist in der Pharmabranche ein Rennen um einen Corona-Impfstoff entbrannt – weltweit laufen dem Verband forschender Pharma-Unternehmen zufolge bereits mehr als 120 Impfstoffprojekte. Selbst wenn die potenziellen Gewinne noch in weiter Ferne liegen, ist der Bekanntheitseffekt für diese Firmen enorm. Beispiel BioNTech: Das Mainzer Unternehmen, das erst Ende 2019 u.a. mit Unterstützung von Bryan, Garnier & Co. an der Nasdaq debütierte, gehört zu den heiß gehandelten Biotechwerten an der Börse, denn es führt aktuell die erste klinische Studie in Deutschland an gesunden Patienten durch. Ab Ende Juni könnten Daten vorliegen. Allerdings hat die Krise auch negative Auswirkungen auf die Branche: So erklärte eine ganze Reihe von Unternehmen wie etwa Galapagos und Eli Lilly, dass sie die Rekrutierung von Patienten stoppen und keine neuen medizinischen Studien mehr beginnen würden. Zudem ist mit einer erhöhten Rate von Patientenabbrüchen zu rechnen, was verstärkte Anstrengungen zur Rekrutierung erforderlich machen dürfte. Unsere Analysten rechnen damit, dass sich die entsprechenden Prozesse in vielen Fällen um einige Monate verzögern werden. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass im Zuge der Coronakrise einige Biotechunternehmen an den Finanzmärkten Rückschläge erlitten haben, wenn auch mit erheblichen Unterschieden innerhalb des Sektors – wobei indes nicht vergessen werden sollte, dass einige dieser Firmen auch schon vor dem Ausbruch von COVID-19 Probleme hatten. Nach den teilweise massiven Kurseinbrüchen sind diese nun erst recht ins Visier für Übernahmen geraten. 1,0 % p.a. Sichern Sie sich neben den dauerhaften Vorteilen, die Ihnen ein Depot bei der MERKUR PRIVATBANK bietet jetzt zusätzlich 1,0 % Zinsen p.a. für 6 Monate. Juni 2020 27 Exklusiv bei Depotübertrag oder Wertpapierkauf ab 25.000 € für Festgeld in gleicher Höhe. Angebot freibleibend. www.merkur-privatbank.de /geldanlage

Corona & Kapitalmärkte „Krise kann helfen, alte Strukturen loszulassen“ Interview mit Prof. Dr. Henning Vöpel, Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) Kein anderes Thema beherrscht uns so sehr wie die COVID-19-Pandemie. Ökonomen diskutieren bereits seit Wochen darüber, welches Ausmaß die wirtschaftlichen Folgen der Krise letztendlich annehmen werden. Im Interview wagt Prof. Dr. Henning Vöpel u.a. eine Prognose zur derzeitigen Situation und zeigt die möglichen Chancen der Krise auf. m o c . e b o d a . k c o t s – v o l i g a m s i s i n e d © : n o i t a r t s u l l I GoingPublic: Herr Prof. Dr. Vöpel, die Coronakrise hält uns seit Wochen in Atem. Plakativ gefragt: Wo stehen wir derzeit wirtschaftlich, was haben wir schon hinter uns und was noch vor uns? Prof. Dr. Vöpel: Das ist die große Kardi- nalfrage, die derzeit weder Virologen noch Epidemiologen oder Ökonomen beantwor- Die V-Form, bei der nach einem steilen Absturz eine ebenso rasche Erholung einsetzt, ist inzwischen ausge- schlossen. 28 Juni 2020 ten können. Entscheidend ist hier eher die Frage: Wie gehen wir mit der derzeit herr- schenden Unsicherheit sinnvoll um? Das ist auch für die Kommunikation in der Krise wichtig. Wir werden aber auf jeden Fall nach der Krise nicht nur konjunktu- relle Schäden sehen, sondern auch struk- turelle Verschiebungen. Viele Unternehmen werden durch Kredite und Bürgschaften belastet, die weit über dieses und nächs- tes Jahr hinausreichen werden. Die Kon- junkturprognosen des BIP rangieren im Moment von -5% – wo wir aktuell bereits stehen – bis zu -15%. Um es in ökono- mischen Szenarien auszudrücken: Die V-Form, bei der nach einem steilen Absturz eine ebenso rasche Erholung ein- setzt, ist inzwischen ausgeschlossen. Wir sind mittlerweile bereits bei der U-Form angelangt – einem drastischen Absturz also, gefolgt von einer Phase der Stabili- sierung auf einem sehr niedrigen Niveau. Die L-Form, das dramatischste Szenario, haben wir zwar noch nicht erreicht; jedoch wissen wir bereits, dass wir es mit einer längerfristigen Krise zu tun haben werden. Die Belastungen für die Zukunft werden demnach zunehmen, da sicherlich auch die Arbeitslosigkeit in den nächsten Monaten noch steigen wird. Wie grenzt sich diese Krise von der rund zehn Jahren zurückliegenden Finanzkrise ab? Die beiden Krisen unterscheiden sich sehr stark voneinander. Vor mehr als zehn Jahren hatten wir es mit einer Finanzblase zu tun, die geplatzt ist – also eine sehr ZUM INTERVIEWPARTNER Prof. Dr. Henning Vöpel ist seit 2014 Direktor des Hamburgischen WeltWirt- schaftsInstituts (HWWI). Im Jahr 2010 wurde er als Professor für Volkswirt- schaftslehre an die HSBA Hamburg School of Business Administration berufen. Seine Forschungs- und Themenschwerpunkte sind Konjunkturanalyse, Geld- und Wäh- rungspolitik, Finanzmärkte und Digita löko- nomie.

Corona & Kapitalmärkte Unterstützung, für die sich keiner recht- fertigen muss. Angesichts der steigenden Staatsverschuldung und der Verschul- dung privater Haushalte ist auch ein zukünftiger Schuldenschnitt nicht aus- zuschließen. Welchen Chancen könnten sich aus der Krise ergeben – besonders für digitale Branchen? Die Krisenerfahrung, dass kurzfristig alles wegbrechen kann, ist sehr existenziell. Die Krise kann aber wiederum auch dabei helfen, alte Strukturen loszulassen. Es ist jetzt quasi unvermeidlich geworden, sich mit Digitalisierung zu beschäftigen, auch wenn das natürlich schon vor Corona ein großes Thema war. Die derzeitige Situation wirkt jetzt wie ein Katalysator für den Umgang mit neuen digitalen Tools. Inner- halb weniger Wochen haben wir spürbar erfahren müssen, dass das, was wir uns aufgebaut haben, plötzlich nicht mehr viel wert ist. Vor diesem Hintergrund müssen wir uns für die Zukunft innovativer und agiler aufstellen und kurzfristig in der Lage sein, auf Veränderungen zu reagie- ren. Dabei kann uns die Digita lisierung helfen. Es könnte also einen Kulturwandel zu echter Transformation geben. Die Krise zeigt uns demnach, dass der Wandel möglich und vor allem eine Chance für uns alle ist. Herr Prof. Dr. Vöpel, vielen Dank für das interessante Gespräch. Das Interview führte Svenja Liebig. ANZEIGE speziﬁsche, die Finanzmarktwirtschaft betreffende Krise. Das derzeitige Szenario ist komplett anders, mit einer anderen Ausgangslage. Bei der jetzigen Krise hatten wir es mit einem behördlichen Lockdown zu tun, der zu dieser wirt- schaftlichen Schwächung geführt hat. Ökonomisch betrachtet ist das somit ein Angebotsschock, während typischerweise eine Rezession durch einen Nachfrage- schock ausgelöst wird. Die große Gefahr der aktuellen Krise ist also, dass als Folge des Angebotsschocks auch die Nachfrage einbricht. Das macht diese Krise sehr besonders – von der Art und Weise, wie sie entstanden ist und wie sie womöglich noch andauern wird. Somit ist sie kaum vergleichbar mit vergangenen Krisen. Wo sehen Sie eine Lösung für wirtschaft- lich stark angeschlagene Branchen? Vor ein paar Wochen haben Sie in einem anderen Interview das bedingungslose Grundeinkommen zur Sprache gebracht … Grundsätzlich bin ich kein großer Fan vom bedingungslosen Grundeinkommen. Das Die große Gefahr der aktuellen Krise ist, dass als Folge des Angebots- schocks auch die Nach- frage einbricht. Es ist jetzt quasi unver- meidlich geworden, sich mit Digitalisierung zu be- schäftigen, auch wenn das natürlich schon vor Corona ein großes Thema war. Leistungsprinzip ist für die solidarische Gesellschaft meines Erachtens sehr wich- tig. Jedoch halte ich die Idee der Bundes- regierung, den Menschen mehr Liquidität zu verschaffen, indem Kredite und Bürg- schaften vergeben werden, langfristig für kritisch. Bereits jetzt ist erkennbar, dass diese Instrumente zur Bekämpfung der Krise ihre Wirksamkeit verlieren und ein anschließendes Wiederbelebungspro- gramm der Wirtschaft unvermeidlich ist. Der Staat hat durch den Lockdown und die Kontaktbeschränkungen massiv in die Privat- und Eigentumsrechte der Men- schen eingegriffen. Von daher hielte ich es für gerechtfertigt, dass diejenigen, denen behördlich untersagt wurde zu arbeiten, auch eine direkte ﬁnanzielle Erstattung bekommen, z.B. über Transferzahlungen. Dies wäre im Grunde vergleichbar mit einem bedingungslosen Grundeinkommen, was in dem Fall z.B. als Bürgergeld bezeichnet werden könnte. Meiner Mei- nung nach wäre das eine angemessene PRÄZISION liefern. Das Hausbankprinzip für den Kapitalmarkt. BankM AG Mainzer Landstraße 61 D - 60329 Frankfurt am Main www.bankm.de Kontakt: Dirk Blumhoff / Ralf Hellfritsch T +49 (0)69-71 91 838-10 info@bankm.de

Schwerpunktthema Investor Relations & Coronakrise ESG am Kapitalmarkt in Zeiten von Corona Strategischer Erfolgsfaktor für Small- und Mid Caps Corona hat die Wirtschaft schockiert. Ob die Politik richtig gehandelt hat, wissen wir noch nicht. Klar ist, dass die Pandemie ein Weckruf in Bezug auf Nachhaltigkeit ist – für die Unternehmen und für den Kapitalmarkt. Von Jens Hecht Abb. 1: Von der ESG-Strategie zum ESG-Rating ESG-Strategie entwickeln ESG-Kommunikation ESG-Rating Engagement/Erklärungen in Bezug auf ESG-Themen Definition ESG-Roadmap und Ziele Teilnahme an relevanten globalen und branchen- spezifischen Initiativen Stakeholderbefragung Implementierung operativer Maßnahmen mit positiver Auswirkung auf ESG-Performance Erstellung CSR-Bericht und CSR-Website Kommunikation über ESG-Fortschritte und Indikatoren Einbeziehung von Berichtsstandards (GRI, UN Global Compact) ESG-Performance kommunizieren ESG-Konferenzen ESG-Newsflow ESG-Roadshows Quelle: Kirchhoff Consult AG D ie Coronakrise ist ein Beschleuni- ger für nachhaltige Investitionen – das geht aus einer Umfrage von JP Morgan hervor. Investmentgesellschaften, die insgesamt 13 Bio. USD verwalten, sind zu 55% davon überzeugt, dass COVID-19 die nachhaltige Geldanlage in den nächs- ten drei Jahren vorantreiben wird (FAS vom 10. Mai 2020). Die Nachfrage nach nachhaltigen Investmentprodukten steigt exponentiell, und zwar nicht nur, um Gutes zu tun. Unternehmen mit einem besseren ESG-Rating sind an der Börse erfolgreicher. Die Coronakrise ist der Beweis, denn wie Fidelity und Deka jüngst festgestellt haben: Je besser das ESG-Rating eines Unterneh- mens, desto robuster fällt seine Wertent- wicklung aus (FAZ vom 9. Mai 2020, PLATOW Börse vom 18. Mai 2020). Diese Feststellung ist nicht überra- schend. Gemäß einer Analyse von Union Investment haben bereits vor Corona 30 Juni 2020 rund 72% aller institutioneller Investoren Nachhaltigkeitskriterien bei ihren Anla- geentscheidungen berücksichtigt. Ende 2019 hatten knapp 2.400 Investoren und Assetmanager die Principles of Respon- sible Investment (PRI) der Vereinten Nationen unterzeichnet. Sie repräsentie- ren ein kumuliertes Assetvolumen von rund 85 Bio. USD. Das Kürzel ESG gewinnt an Schlagkraft. In der aktuellen Krise zeigt sich, dass den beiden Faktoren „S“ (Social; Soziales) und „G“ (Governance; Unternehmensführung) nun mehr Gewicht zukommt als dem klassischen „E“ (Environmental; Umwelt- aspekte). Aus ESG wird sozusagen GSE. Nachholbedarf bei Nebenwerten Der Trend zu unternehmerischer Verant- wortung am Kapitalmarkt ist nicht neu. Große Konzerne haben im vergangenen Jahrzehnt ihre Umweltberichte zu umfas- Benchmarking innerhalb der Branche ESG-Dokumentation vorbereiten Fragebögen ausfüllen Laufende Verbesserung des ESG-Ratings senden Nachhaltigkeitsberichten erwei- tert, ganze CSR-Abteilungen aufgebaut und zum Teil das Thema Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie integriert. So ZUM AUTOR Jens Hecht, CFA, ist Managing Partner der Kirchhoff Consult AG und berät seit über 20 Jahren mittelständische Unternehmen in den Bereichen Investor Relations, Kapitalmarkttransaktionen und Finanzberichterstattung.

verfügen diese Unternehmen über um- fangreiche ESG-Programme und -Daten. Ihre „nachhaltige“ Performance wird lau- fend von ESG-Ratingagenturen unter- sucht. Nahezu alle DAX-Unternehmen berichten über die Sustainable Develop- ment Goals (SDGs) der Vereinten Nationen und deren Bezug zu ihrer Geschäftstätig- keit. Im SDAX ist es aber erst etwas mehr als ein Drittel. Gerade Small Caps haben heute in der Regel nicht die internen Ressourcen zur Entwicklung von umfangreichen ESG- Programmen oder eines entsprechenden Berichtswesens. Bei Nebenwerten mangelt es vor allem an Daten. Es ist für Investoren aktuell kaum möglich, belastbare ESG- Informationen zu ﬁnden, da meist keine oder nur eine geringfügige Offenlegung erfolgt. Dies erfordert ein proaktives Engage- ment der Investoren, indem sie bestenfalls direkt oder indirekt über ESG-Analysten auf Vorstand und Aufsichtsrat zugehen. Damit sind Small- und Mid Caps oft in Bezug auf relevante Daten und Strategien zu Umwelt-, Sozial- und Unternehmensfüh- rungsthemen schlecht aufgestellt. ESG-Informationen werden zu Investmentvoraussetzung Für kleine und mittlere börsennotierte Unternehmen ist ESG eine große Heraus- forderung, wenn nicht eine Bedrohung. Sie laufen Gefahr, künftig von Kapitalquellen abgeschnitten zu werden, oder müssen damit rechnen, dass die Kapitalkosten zukünftig enorm steigen, wenn sie das Thema vernachlässigen. Sie werden künftig durch das Raster vielzähliger Investoren fallen, sofern sie relevante ESG-Informationen nicht auf- bereiten und den Investoren bzw. Rating- agenturen zur Verfügung stellen. Zusätz- lich werden sie dann auch auf der Fremdkapitalseite von einem sich dyna- misch entwickelnden Markt für grüne und nachhaltige Finanzierung abge- schnitten. ESG-Ratings gewinnen an Bedeutung Mittlerweile haben sich verschiedene Anbieter von Nachhaltigkeitsratings im Markt etabliert, die Unternehmen – ähn- lich den bekannten Credit Ratings – in Bezug auf ESG-Kriterien bewerten. Der Markt für ESG-Ratings ist schwer in Bewegung. Morningstar hat kürzlich Sus- Schwerpunktthema Investor Relations & Coronakrise Abb. 2: Schritte zur Entwicklung eines ESG-Programms Detaillierte Wesentlichkeitsanalyse Regelmäßige Erfolgskontrolle Entwicklung von Strategie, Zielen und Maßnahmen Transparente Nachhaltigkeits- kommunikation Stringente Umsetzung von Maßnahmen Quelle: Kirchhoff Consult AG tainalytics gekauft, CVC in EcoVadis inves- tiert; das ESG-Geschäft von RobecoSAM wurde Anfang des Jahres von S&P erwor- ben. Zuvor waren der wesentliche Aktio- när von Moody’s durch Vigeo Eiris und oekom research von dem Stimmrechts- berater ISS übernommen worden. Das verdeutlicht die künftige Bedeutung der ESG-Ratings. Sie werden wohl bald eine ähnliche Position einnehmen wie Aktien- research und Kreditratings. ESG-Ratings bewerten die nicht-ﬁnan- zielle Leistung eines Unternehmens. Noch existiert dafür kein deﬁnierter Standard. Jede Ratingagentur verwendet ihre eigene (subjektive) ESG-Bewertungsmethodik. Die Ratings basieren in erster Linie auf öffentlich zugänglichen Daten und Berich- ten der Unternehmen; hinzu kommen Fragebögen. Ratings können im Auftrag des Unternehmens oder unaufgefordert (z.B. im Auftrag von Investoren) durchge- führt werden. Eines ist klar: Fehlende ESG- Informationen wirken sich negativ auf das Urteil aus. Hier sollten bzw. müssen kleine und mittlere Unternehmen aktiv werden. Die notwendigen ESG-Strategien und -Pro- gramme decken ein breites Spektrum von Themen ab, die traditionell nicht Teil der Finanzanalyse sind, aber als ﬁnanziell relevant gelten. Neue Anforderungen an die Inves- tor Relations und das Reporting Aller Anfang ist schwer – aber Investoren begrüßen es, wenn ein Unternehmen die wichtigsten ESG-Kriterien identiﬁziert und daran arbeitet, diese im Laufe der Zeit mit Maßnahmen und Daten zu unterfüt- tern. Nichts tun ist keine Option mehr. Es geht um mehr als die Erfüllung der gesetz- lichen Pﬂichten des CSR-Richtlinie-Umset- zungsgesetzes; aber das ist ein guter Startpunkt. Beim Aufbau eines ESG-Reportings werden im ersten Schritt die wesentlichen Themen sowie der Status quo ermittelt und mit dem Branchenbenchmark ver- glichen. Im Anschluss erfolgt eine Gap- Analyse, auf deren Basis ein individuelles Nachhaltigkeitsprogramm bestehend aus konkreten Daten, Zielen und Maßnahmen entwickelt wird. Diese kann dann in die gesamte Kapitalmarktkommunikation ein- gebunden werden und dient als Basis für ein ESG-Rating. Wirklich nachhaltig wird das ESG- Programm schließlich, wenn es in die Unternehmensstrategie eingebettet ist. So gelingt es auch Small- bzw. Mid Caps, künftig von den dynamisch wachsenden, nachhaltigen Kapitalquellen auf der zu Eigen- proﬁtieren. Fremdkapitalseite und Juni 2020 31

Schwerpunktthema Investor Relations & Coronakrise Hongkong – Frankfurt – Silicon Valley: ein Roadshowtag Investor Relations in Zeiten des Lockdowns Die ungeplante Verbannung ins Homeofﬁce zwingt Investor-Relations-(IR-)Manager, neue Kommunikationsformen auszuprobieren – und das mitten in der IR-Hochsaison, wo neben der Veröffentlichung des Geschäftsberichts die Vorbereitung zur Hauptversammlung und Investorenkonferenzen anstehen. Erste praktische Erfahrungen und Tipps. Von Maximilian Fischer peinlichen Mitschnitten von Videokonfe- renzen lassen sich einige wesentliche Punkte für die eigene Nutzung ableiten: Den Zugang vor der virtuellen Kon- ferenz unbedingt testen. Unter Umstän- den ist ein Softwaredownload erforder- lich. Dieses Set-up kostet Zeit. Nutzung eines Headsets oder von In- Ear-Kopfhörern (am besten mit Active Noise Cancellation (ANC)). Achtung: Headsets in Verbindung mit einem virtuellen, individuellen Hintergrund ergeben oft das Bild eines Heiligen- scheins. Das Mikrofon sollte ausgeschaltet sein (Mute-Taste), wenn lediglich zugehört wird. Hintergrundgeräusche stören die anderen Teilnehmer. Immer auf den Hintergrund achten. Die sichtbaren Familienbilder und Beschriftungen der Aktenordner im Arbeitszimmer geben dem Gegenüber womöglich mehr Informationen als ZUM AUTOR Maximilian Fischer ist Gründer und Geschäftsführer der max. Equity Marketing GmbH. m o c . e b o d a . k c o t s – s e k z i f © : o t o F W as in der Überschrift etwas unglaublich klingt, ist inzwi- schen Realität. Ein von Gold- man Sachs durchgeführtes IPO während des Lockdowns hat es vorgemacht: Statt der üblichen One-on-one-Gespräche des Vorstands mit den institutionellen Investo- ren gab es Telefon- und Videokonferenzen entlang der Zeitzonen. Morgens Asien, tagsüber Europa und abends die US-Inves- toren. In Zeiten extremer Marktvolatilität zählt jeder Tag für den Erfolg. Dank der digitalen Kommunikationsmöglichkeiten konnten die ursprünglich geplanten Road- showtage halbiert werden; darüber hinaus waren Einsparungen bei Reisekosten, Ver- pﬂegung, Druck und Versand von Präsen- tationen möglich. Ein immenser Zeit- und Kostengewinn. Investorenmeetings Die Rückmeldungen von Investoren und Vorständen zeigen deutlich die zuneh- mende Akzeptanz der neuen Formate. Vor wenigen Wochen noch hatten viele Kapi- talmarktexperten wenig Erfahrung in den vielfältigen Möglichkeiten der Online- kommunikation – das hat sich inzwischen geändert. Seit die Mobilnetze über ent- sprechende Bandbreiten verfügen, kann nahezu jedes einigermaßen aktuelle End- gerät dafür benutzt werden; gesonderte Investitionen sind nicht nötig. Online- konferenzen erobern den Alltag. Videostreaming ist von nahezu überall aus möglich. Auch aus dem Homeofﬁce – zumindest bei den Mitarbeitern, die nicht in netzstrukturschwachen Gegenden wohnen. Aus den lustigen und zum Teil 32 Juni 2020

Schwerpunktthema Investor Relations & Coronakrise Die Rückmeldungen von Investoren und Vorstän- den zeigen deutlich die zunehmende Akzeptanz der neuen digitalen For- mate. erwünscht. Virtuelle Hintergrundbilder, wie von einigen Apps angeboten, kön- nen eine gute Alternative darstellen. Virtuell ist auch real. Den Teilnehmern der Videokonferenz sollte man sich so präsentieren, als würde man sie in der realen Welt persönlich treffen. Ein unrasiertes Gegenüber in Freizeit- kleidung wirkt geschäftlichen Gesprächen nicht sehr überzeugend. Online geführte Meetings werden gerne aufgezeichnet und auch mal in den sozialen Medien gepostet. in Unbedingt auf die Kameraposition achten. Die Perspektive von unten aufs Kinn ist unvorteilhaft und irritierend. Besser die Kamera höher positionieren und waagrecht in die Linse schauen. Kapitalmarktkonferenzen Nicht nur im individuellen IR-Bereich wird Onlinekommunikation eingesetzt: Durch die anhaltenden Beschränkungen für Veranstaltungen werden inzwischen auch Investorenkonferenzen aus den Konfe- renzräumen in das Internet verlagert. Dabei ist das Konzept der Interaktion für die Veranstaltung von entscheidender Bedeutung. Bei einem schlichten Listen-in-Konzept besteht die Gefahr, dass sich die Zuhörer nach kurzer Zeit geistig ausklinken. Fra- gen an den Referenten können hierbei nicht gestellt werden; ein kommunikativer Austausch ﬁndet nicht statt. Besser sind da Onlinemeetings mit einem Moderator, der die eingehenden Fragen thematisch in Gruppen zusammenfasst und an den Referenten weiterleitet. Ohne Moderator müsste der Referent zum Publikum reden und gleichzeitig die eingehenden Fragen lesen und sortieren. Das schaffen die allerwenigsten, und es endet nur in langen Sprechpausen. Die Fragemöglichkeit be- schränkt sich dabei häuﬁg auf die schrift- liche Eingabe über einen parallel laufen- den Chat. Hauptversammlung Organisieren lassen sich projektbezogene Onlinemeetings, z.B. für die Vorbereitung der ersten virtuellen Hauptversammlung, wie im analogen Leben. Bei Bedarf können sich wenige Teilnehmer in kleinere Foren zurückziehen und beraten, ohne den Ablauf der größeren Gruppe zu unter- brechen. Später können sie dann ihre Ergebnisse in die Konferenz einbringen. Dabei kommunizieren oft Mitarbeiter, die normalerweise wenig miteinander zu tun haben. Das bringt zwei Vorteile mit sich: Alle lernen sich besser kennen, und der Austausch zwischen den Teams wird intensiviert. Auch für die Durchführung der Hauptversammlung gilt es, im Vorfeld wichtige Fragen zu beantworten, wie z.B.: Wie viel Interaktion lassen wir vor und am Tag der Hauptversammlung zu? Grund- sätzlich gilt: Je mehr Interaktion zwischen den Beteiligten stattﬁndet, desto mehr Vorbereitung bedarf es in Sachen Technik und Inhalt. Privat treffe ich mich seit Wochen regelmäßig mit meinen Freunden zum virtuellen Kartenspielen über eine App, die sich jeder installiert hat. Es ist zwar kein Ersatz für das persönliche Treffen am analogen Wirtshaustisch, aber alle sind sich einig: Es ist eine gute Alternative und verbunden mit einer gleichzeitig laufen- den Videokonferenz sehr kurzweilig. Fazit Die technischen Möglichkeiten, online über Ton und Bild zu kommunizieren, etablieren sich zunehmend in der täg- lichen IR-Arbeit. Die Akzeptanz auf beiden Seiten ist in den letzten Wochen extrem gestiegen – diese zu nutzen, bietet der ökonomische und ökologische Sachver- stand. Es ist spannend zu beobachten, welche neuen Formate sich in den kom- menden Monaten entwickeln werden. Die neue Situation wird unsere Kreativität sicher noch länger fordern. noch – Kapitalmarktberatung – Eigenkapitalbeschaffung – Langfristiges Fremdkapital über Anleihen – Dual Track – Incentivierungsprogramme für Führungskräfte – Individuell – Unabhängig – Diskret ANSPRECHPARTNER Prof. Dr. Wolfgang Blättchen Dr. Stephan Mahn Uwe Nespethal BLÄTTCHEN FINANCIAL ADVISORY T + 49 (0) 71 52. 61 01 94. 0 F + 49 (0) 71 52. 61 01 94. 9 @ info@blaettchen-fa.de Juni 2020 33 www.blaettchen-fa.de

Schwerpunktthema Investor Relations & Coronakrise Social Distancing bei Aktionärstreffen Die virtuelle Hauptversammlung in der Praxis Spätestens seit März scheint die Welt aus den Fugen geraten, und alles, was bislang undenkbar war, musste auf einmal schnellstmöglich umgesetzt werden. Im Eilverfahren boxte der Gesetzgeber das Gesetz zur Abmilderung der Folgen der COVID-19-Pandemie Insolvenz- und Strafverfahrensrecht durch, mit weitreichenden Folgen für die Hauptversammlungssaison 2020 – und wahrscheinlich auch für die darauffolgenden Jahre. Von Claudia Schneckenburger im Zivil-, Abb. 1: Virtuelle Hauptversammlung im HV-Portal Aktionär erhält Zugangsdaten und kann HV-Portal über die HV-Website des Emittenten aufrufen Login-Seite um HV-Portal nur berechtigte Aktionäre erhalten Zugang zum HV-Portal Prüfung anhand der Zugangsdaten – Aktionärsidentiﬁkation (Stimmrechtskartennummer oder Aktionärs- nummer mit individuellem Passwort) – Aktionärseigenschaft – Form- und fristgerechte Anmeldung Virtuelle Hauptversammlung der Gesellschaft HV-Portal Stimmrechtsausübung Vollmachtserstellung Einrichtung von Gegenanträgen Fragemöglichkeit Erteilung eines Widerspruchs zum Protokoll Bild und Tonübertragung Quelle: Link Market Services GmbH A m 27. März 2020 beschloss der Deutsche Bundesrat in Art. 2 des eingangs genannten Gesetzes das Gesetz über Maßnahmen im Gesellschaft-, Genossenschafts-, Vereins-, Stiftungs- und Wohnungseigentumsrecht zur Bekämp- fung der Auswirkungen der COVID-19- Pandemie (C19-MaßnahmenG). Aus der Not geboren Schon am 28. März 2020 trat es in Kraft – und am 2. April 2020 wurden die ersten Hauptversammlungen im Bundesanzeiger nach dem Gesetz einberufen, das zahlreiche Grundfesten des deutschen Aktienrechts quasi über Nacht ausgehebelt hat. Notwen- dig wurde es, nachdem Großveranstaltun- gen, unter die zweifelsohne auch zahlreiche Hauptversammlungen fallen, zur Eindäm- 34 Juni 2020 mung des Infektionsrisikos mindestens bis Ende August untersagt worden waren. Es musste also ein Ersatz her, um die aktien- rechtlich notwendigen Beschlussfassungen für eine Dividendenzahlung, Kapitalmaß- nahme oder auch die Entlastung von Gremienmitgliedern sicherzustellen. Die Lösung ist einfach: Gesellschaften können bis Ende 2020 ihre Aktionäre zu einer Hauptversammlung ohne physische Präsenz einladen – auch ohne eine ent- sprechende Satzungsregelung. Aktionärs- rechte werden im Wege elektronischer Kommunikation ausgeübt: § 1 (1) C19-MaßnahmenG erlaubt die Entscheidung über die Teilnahme der Aktionäre an der Hauptversammlung im Wege elektronischer Kommunikation, die Teilnahme des Aufsichtsrats im Wege der Bild- und Tonübertragung sowie die Zulas- sung der Bild- und Tonübertragung auch ohne Ermächtigung durch eine Satzung oder Geschäftsordnung. Möglich ist eine virtuelle Hauptver- sammlung, sofern 1. die Bild- und Tonübertragung der gesamten Versammlung erfolgt, 2. die Stimmabgabe der Aktionäre über elektronische Kommunikation (Brief- wahl oder elektronische Teilnahme) sowie Vollmachtserteilung möglich ist, 3. den Aktionären eine Fragemöglichkeit im Wege elektronischer Kommunika- tion eingeräumt wird, 4. den Aktionären, die ihr Stimmrecht ausgeübt haben, die Möglichkeit zum Widerspruch eingeräumt wird. Was sich so einfach anhört, hinterlässt aber in der Praxis vielzählige Frage- zeichen – denn dass das Gesetz durch das Gesetzgebungsverfahren gepeitscht wur- de, zeigt sich, wenn man sich die weiteren Regelungen rund um die virtuelle Haupt- versammlung im Detail ansieht. ZUR AUTORIN Claudia Schneckenburger ist Geschäfts- führerin der Link Market Services GmbH.

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Schwerpunktthema Investor Relations & Coronakrise Anmeldefrist, sodass hier die gesetz- lichen sechs Tage gelten, ist das Unter- nehmen nicht in der glücklichen Lage, dass die Satzung eine Verkürzung der Anmeldefrist ermöglicht. Was jedoch verkürzt werden kann, ist die Ein- reichung des Bestandsnachweises durch die Banken auf den vierten Tag vor der HV. Diese Regelung ist in der Praxis jedoch obsolet, denn die Anmeldung bei Inhaberaktien erfolgt regelmäßig über die Banken direkt mit Bestandsnachweis, sodass die Verkürzung hier nicht zum Tragen kommt. Ebenfalls verkürzt ist die Frist für die Einreichung von Ergänzungsverlangen, die bei verkürzten Fristen 14 Tage vor der HV eingehen müssen, sodass sie mit der Frist für die Veröffentlichung von Gegen- anträgen zusammenfällt. Aktionärsrechte beschnitten? Bemerkenswert ist an der neuen Regelung, dass Fragen vorab an die Gesellschaft ein- gereicht werden können und zum Teil auch müssen: Das C19-MaßnahmenG erlaubt es Gesellschaften, dass Fragen bis spätestens zwei Tage vor der HV einge- reicht werden können. Zudem entscheidet der Vorstand nach pﬂ ichtgemäßem, frei- em Ermessen, welche Fragen er beant- wortet. Dies rief – berechtigterweise – den Protest der Aktionärsschutzvereinigun- gen hervor. Die Erfahrung aus den ersten virtuel- len HVs zeigt, dass Gesellschaften sehr verant wortungsvoll mit den ihnen gege- benen Ermessensspielräumen umgehen und die Fragen der Aktionäre zur Gänze beantworten – so waren es beispielswei- se 363 bei der Deutschen Bank und knapp 250 bei Bayer. Rechtssichere Umsetzung Entscheidend bei der praktischen Umset- zung der neuen gesetzlichen Anforde- rungen ist, dass auch die HV 2020 eine rechtssichere ist. Zwar sind Anfechtungs- rechte weitgehend eingeschränkt – den- noch sollte der Charakter einer HV als einer Versammlung für die Aktionäre einer Gesellschaft erhalten bleiben. Damit muss sichergestellt werden, dass auch nur Akti- onäre oder deren autorisierte Vertreter Aktionärsrechte wie Stimm-, Teilnahme- oder Antragsrechte wahrnehmen. Nun heißt elektronische Kommunika tion grundsätzlich, dass alle Kanäle digitaler Me- dien hier zulässig wären. Ein Unternehmen könnte ein digitales Meeting aufsetzen oder einen öffentlichen Stream anbieten; die Kommunikation kann per E-Mail erfolgen, beispielsweise Vollmachten und Weisungen gegeben, Fragen eingereicht werden etc. Dies bedeutet in der Praxis jedoch einen erheb- lichen Prüfungsaufwand, denn wie bei der Präsenz-HV können nur zur HV angemel- dete Aktionäre diese Rechte wahrnehmen. Die Lösung in der Praxis ist das Angebot einer Onlineplattform, eines HV- Portals, in dem über ein Login die Berech tigung nachgewiesen wird. Jeder berechtigte Aktionär bekommt Zugangsdaten über- sandt und kann dann über eine intelli- gente Menüführung seine Aktionärsrechte wahrnehmen. ■ Virtuelle Hauptver- sammlung m o c . e b o d a . k c o t s – L E X P D E R © I : n o i t a r t s u l l I H b m G s e c i v r e S t e k r a M k n L © n o i t a r t s u : i l l I Neues Fristenregime Neben den oben genannten vier Bestand- teilen ermöglicht das C19-MaßnahmenG auch vom Aktiengesetz abweichende Fristen: Statt der bislang 30 Tage plus Anmeldefrist kann eine Gesellschaft am 21. Tag vor der Hauptversammlung (ohne Anrechnung der Anmeldefrist) einbe- rufen. Hier scheint es eindeutig, dass auch nicht 21 freibleibende Tage gemeint sind, sondern wirklich am 21. Tag vorher die Ver- öffentlichung der Einberufung erfolgen muss. Bei Anwendung der verkürzten Ein- berufung muss auch der Record Date bei Inhaberaktien und der Versandtag bei Namensaktien (Record Stop) auf den zwölften Tag vor der Hauptversammlung verschoben werden. Dieses gilt jedoch nur bei börsennotierten Gesellschaften. Nicht-börsennotierte Gesellschaften kön- nen zwar auch am 21. Tag vor der HV ein- berufen – der Record Date bleibt jedoch beim 21. Tag (und fällt damit mit dem Ein- berufungstag zusammen) bzw. der Record Stop beim 14. Tag vor der HV. Dies stellt nicht nur Banken vor praktische Probleme. Keine Regelung trifft das C19-Maßnah- menG jedoch zu einer Änderung der 36 Juni 2020

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Schwerpunktthema Investor Relations & Coronakrise „Größter Profiteur wird trotz Begleit- symptome die Digitalisierung sein“ Interview mit Diana Kaufhold, Geschäftsleitung, ﬁresys GmbH Die Coronapandemie hat Einﬂuss auf nahezu alle Branchen und Geschäftsfelder – auch im Reportingumfeld hat sich durch die Krise einiges verändert. Diana Kaufhold erzählt im Gespräch mit dem GoingPublic Magazin, wie die letzten Wochen bei ﬁresys verlaufen sind und was wir aus der Krise lernen können. GoingPublic: Frau Kaufhold, bedingt durch die Coronakrise ist derzeit vieles im Umbruch. Wie wirkt sich COVID-19 auf den Berufsalltag von ﬁresys aus? Kaufhold: Die Krise hat zu Beginn auch für uns große Turbulenzen mit sich gebracht. Von jetzt auf gleich waren wir damit konfrontiert, zum Schutz der Mitar- beiter Entscheidungen zu treffen, die von rechtlichen Pﬂichten, berührenden Emo- tionen und persönlichen Meinungen beeinﬂusst wurden. Die richtige Interpre- tation rechtlicher Grundlagen sowie un- terschiedliche Führungsqualitäten muss- ten schnell verbunden werden – sofort war uns bewusst, wie wesentlich unser Handeln ist; zugleich spürten wir, wie „klein“ und „unbedeutend“ man in dieser Krise ist. Unser Miteinander ist geprägt von gegensei- tigem Vertrauen und Verlässlichkeit; dadurch bleibt jeder auf das Wesentliche fokussiert. Wie hat dieses Handeln in der Krise praktisch ausgesehen? Wir hatten einen kleinen Krisenstab, der sich gemeinsam mit Rechtsexperten gefühlt rund um die Uhr mit Abwägungen befasste – zum Schutz der Mitarbeiter und 38 Juni 2020 ist. Unser Miteinander im Sinne der Kunden. Dies alles passierte bei uns vor dem Lockdown. Als andere erste Tests im Homeofﬁce durchführten, haben unsere Kundenbetreuer schon in der eigenen Küche Geschäftsberichte ﬁnalisiert. In dieser Zeit hat sich einmal mehr gezeigt, wie groß das Maß an Ver- antwortung und Hilfsbereitschaft unserer Mitarbeiter ist geprägt von gegenseitigem Vertrauen und Verlässlichkeit; dadurch bleibt jeder auf das Wesentliche fokussiert. Sicher gab es zu Beginn der Coronakrise auch Momente des Schocks und des betrieblichen Still- stands – da hilft nur Anerkennung, Bewe- gung und Veränderung. Deswegen haben wir unsere Energie nicht nur in den Erhalt unserer Routinen investiert, sondern auch in soziale Projekte. Das ﬁresys-Team macht nicht nur weiter: Wir machen auch mit und unterstützen diverse soziale Projekte. Wie schätzen Ihre Kunden die Lage derzeit ein und was hat sich bei diesen geändert? Die Lage ist sehr anspruchsvoll, insbeson- dere weil jeder Mensch Teil dieser globa- len Situation ist. Wir haben keine Krise in einem einzelnen Bereich wie Gesundheit, Wirtschaft oder eine Krise, von der eine einzelne Branche betroffen ist – bei der Coronakrise spielt alles zeitgleich ineinan- der. Dies erfordert einen ganzheitlichen Blick auf Lösungsansätze. Wir hatten in den vergangenen Wochen viel Kontakt mit unseren Kunden. Wir haben in Online- meetings Ehepartner, Haushalte, Kinder, Bücherregale und Wäscheständer gese- hen. Wir haben Geschichten aus dem Leben gehört, welche die Herausforderun- gen des neuen Alltags beschreiben. Ins- gesamt ist mein Eindruck, dass es einen sehr guten Umgang mit der Krise gibt. Es gelingt immer wieder, das richtige Maß und Korrektiv zu ﬁnden – das macht Mut und verleiht Antrieb. Unternehmen sind in Krisen- zeiten immer verstärkt auf die Bereitschaft und die Ressourcen der Mitarbeiter ange- wiesen. Die meisten Unternehmer wie auch Mitarbeiter sind sich der Verantwortung, die damit einhergeht, bewusst. Es werden neue Maßstäbe angelegt und ﬂexibel reagiert; was gestern noch abgelehnt wur- de, steht heute nicht mehr im Widerspruch zur Zielerreichung – was eine Veränderung ist die Offenheit erfordert. Mit Blick auf die Erstellung des Geschäftsberichts haben nur wenige Unternehmen die Kurve nicht bekommen. Einige Veröffentlichungster- mine konnten nicht gehalten werden, aber das zeigt vielleicht auch nur an, wie bedacht Prioritäten gesetzt werden. Inwiefern wirkt sich die Krise auf die weitere Finanzberichterstattung der Unternehmen aus? ZUR INTERVIEWPARTNERIN Diana Kaufhold gehört der Geschäfts- leitung der firesys GmbH an.

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Schwerpunktthema Investor Relations & Coronakrise Distanz herstellen müssen. Eine weitere Herausforderung ist der Mangel an Grup- pendynamik. In einer Gruppe – seien es zehn Teilnehmer in einem Meeting, ein Vortrag mit 50 Teilnehmern oder ein Get- together mit 100 Teilnehmern – entsteht immer eine Dynamik, die auf eine Weise unkontrolliert ist und überraschende Wendungen annimmt. Im Bereich Online- meeting muten wir als Erstes unsere Mikrofone – wir gehen weniger in den Aus- druck, sammeln eher Eindrücke. Ich bin mir sicher, dass gerade der IR-Bereich auf einfallsreiche Weise in Kontakt bleiben wird. ... und welche Chancen könnten sich daraus ergeben (z.B. mehr digitale Konferenzen etc.)? Wie erfrischend, nach den Chancen und nicht nach den Risiken gefragt zu werden. Der größte Proﬁteur wird trotz aller Begleitsymptome die Digitalisierung sein. Damit haben wir die Chance, eine breite Masse von Verlusten, im sozialen und wirtschaftlichen Bereich, auf annehmbare Weise zu kompensieren. Aktuell erleben wir einen digitalen Schub, der gut ange- nommen wird; Lehrer arbeiten mit Apps, Unternehmen gehen von zu Hause aus online. So wie Großeltern das gestern noch (aus gutem Grund) verteufelte Smart- phone schätzen lernen, werden auch die letzten Unternehmen die Efﬁzienz von Onlinemeetings nicht mehr von der Hand weisen können. Die Krise wird uns lehren, die Deﬁzite, die sich aus der Nutzung die- ser Vehikel ergeben, zu überwinden. Wir werden immer weniger gestern mit mor- gen vergleichen, sondern im Hier und Jetzt merken: Es funktioniert! Der persön- liche Kontakt und die Teilnahme an einer Konferenz werden dadurch künftig viel- leicht auch aufgewertet. Vier Konferenzen in einer Woche in unterschiedlichen Städten – kann man so viel Live-Input auf allen Ebenen verarbeiten? Marathons dieser Art lassen sich künftig sicher besser dosieren – ohne Abstriche. Wir alle erleben auf un- terschiedlichen Ebenen, wie wir uns auf das Wesentliche besinnen und dies auch mit einem Wohlbeﬁnden einhergeht. Insge- samt auch eine Chance zur Entschleunigung, um wieder an Aufschwung zu gewinnen. Frau Kaufhold, vielen Dank für das Gespräch. Das Interview führte Svenja Liebig. H b m G s y s e r i f © : n o i t a r t s u l l I firesys engagiert sich in der Krise auch für soziale Projekte. Diese Frage lässt sich leicht beantworten. Es wird mehr Digitalisierung Einzug in die Unternehmen ﬁnden. Das ist keine Neuig- keit – jedoch leben wir seit gestern Ideen, die erst morgen umgesetzt werden sollten. Aufgrund der Dezentralisierung der Arbeits- stätten – Außenstelle Homeofﬁce – ist die Nachfrage nach Systemen wie ﬁresys derzeit verhältnismäßig groß. Die Finanzbranche, vor allem auch der IR-Bereich, lebt vom persönlichen Netz- werk und Austausch, der jetzt durch die Coronakrise wegfällt. Welche Heraus- forderungen sehen Sie hier? 40 Juni 2020 Jetzt ist Kreativität gefragt. Wir kennen alle die Vorteile von Onlinemeetings. Nun- mehr werden wir aber auch die Nachteile überwinden müssen, da wir alternativlos sind. Für mich ist das Wesentliche dabei der persönliche Kontakt, den wir trotz Aktuell erleben wir einen digitalen Schub, der gut angenommen wird.

Schwerpunktthema Investor Relations & Coronakrise Erwartungsmanagement im Zeitalter volatiler Kapitalmärkte Kaum Prognosen möglich in unsicheren Zeiten An der Börse zählt die Zukunft – deshalb sind Glaubwürdigkeit und Investorenvertrauen in Aussagen über die Zukunft so wichtig für Unternehmen am Kapitalmarkt. Doch unvorhersehbare externe Schocks und volatile Märkte beeinﬂussen zunehmend die Planbarkeit und Prognosefähigkeit von Unternehmen. Von Dr. Martin Steinbach Informationen bei tiven Tätigkeiten und die erwartete ﬁnan- zielle Lage des Unternehmens schaffen. Nach Ansicht der IR-Befragten sind für die Mehrheit der Investoren zukunftsbezo- gene ihrer Anlage- entscheidung wichtiger als vergangen- heitsbezogene. Dies trifft insbesondere für Investoren bei stark wachsenden, jüngeren Unternehmen zu, da der Fokus der Beurteilung und Bewertung stärker in den Zukunftsaussichten liegt. Primäre Kommunikationsformate Zukunftsbezogene Informationen werden in der IR durch verschiedene Formate und Medien kommuniziert. Dabei geben die Investor Relations Ofﬁcers (IROs) an, dass vor allem die Analyst Guidance als Format verwendet wird, gefolgt vom obligato- rischen Prognosebericht im Lagebericht. Die Grenze zwischen Prognosebericht ZUM AUTOR Dr. Martin Steinbach ist Partner und IPO Leader bei EY. Er verantwortet seit April 2011 den Bereich IPO und Listing Services in Deutschland, der Schweiz und Österreich. Darüber hinaus leitet er das IPO Leader Netzwerk in Europa, Mittlerem Osten, Indien und Afrika. m o c . e b o d a . k c o t s – e r u t c p - e e g a m © i l : n o i t a r t s u l l I Z ugleich steigen seit Jahren kontinu- ierlich die Prognoseanpassungen, und zuletzt erreichte die Anzahl von Ad-hoc-Meldungen einen neuen Höchst- stand. Gründe dafür liegen vor allem in Veränderungen im Konjunktur-, Markt- und Geschäftsausblick. Eine aktuelle Studie1 zeigt, wie die Investor-Relations-(IR-)- Funktion in diesem dynamischen Umfeld das Management von Erwartungen mit Investoren und Analysten meistert. Aktives Management der Erwartungen Den zukunftsbezogenen Aussagen wird am Kapitalmarkt und in der Finanz- 1) DIRK/EY (2020): Erwartungsmanagement im Zeitalter volatiler Kapitalmärkte in den Investor Relations. berichterstattung ein hoher Stellenwert beigemessen. Sie bilden eine wesentliche Grundlage für Anlageentscheidungen von Investoren und Bewertungsmodelle von Analysten. Die Ergebnisse der Befragung von IR-Verantwortlichen zeigen, dass das Interesse der Investorengruppen an zukunftsbezogenen Informationen groß bis sehr groß ist; das größte zeigen erwar- tungsgemäß die institutionellen Anleger mit langfristiger Orientierung, die ihren Blick grundsätzlich eher in die Zukunft richten. Von Unternehmen wird erwartet, dass sie in der Kapitalmarktkommunika- tion nicht nur Rechenschaft über vergan- gene Geschäftsaktivitäten und -zahlen ablegen, sondern auch Transparenz über zukünftige Aktivitäten, über die strate- gische Ausrichtung, die künftigen opera- 42 Juni 2020

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Schwerpunktthema Investor Relations & Coronakrise sicht von 64% der IROs wird daher an den Formulierungen gefeilt und von der Unter- nehmensleitung nur solche verwendet, die einerseits konkret genug sind, ande- rerseits genug Spielraum lassen. Etwas mehr als ein Viertel tendiert dazu, vor- sichtige Prognosen abzugeben. Verbesserungspotenziale Das europäische Kapitalmarktrecht statu- iert insbesondere den Prognosebericht im Lagebericht als Pﬂichtpublizität für zu- kunftsbezogene Informationen, in welchem die voraussichtliche Entwicklung des Unternehmens zu beurteilen und zu erläu- tern ist. Eine zu späte Veröffentlichung der Prognose, ein zu kurzer Prognose horizont, zu schwammige Formulierungen – der Prognosebericht steht häuﬁg in der Kritik. Für insgesamt 63% der IR-Verantwort- lichen stellt er jedoch generell ein geeig- netes Mittel dar, um über die zukünftige Lage des Unternehmens zu informieren. Als eines der von den IROs genannten häu- ﬁgsten Bedenken der IR-Stakeholder zum Prognosebericht wird angeführt, dass dieser zu ungenau, zu allgemein und zu pauschal sei. Die größten Verbesserungs- potenziale werden in folgenden Bereichen gesehen: Reduktion der Unterschiede zwischen Analyst Guidance und Prog nose- bericht, Erhöhung der Vergleichbarkeit und regulatorischer Anpassungs bedarf hinsichtlich der Prognosegenauigkeit und Detailtiefe. Ansätze in der IR-Praxis Unvorhersehbare externe Schocks und volatile Märkte führen dazu, dass Jah- res- und unterjährige Planungen für das Erwartungsmanagement immer schwie- riger werden und Prognosen in rasantem Tempo ihre Gültigkeit verlieren können. In diesen unsicheren Zeiten ist die IR mehr denn je aufgefordert, verlässliche zukunftsbezogene Informationen nach außen zu kommunizieren. Die Umfrage zeigt, dass das IR-Erwartungsmanage- ment und zukunftsbezogene Informatio- nen eine sehr große Rolle für Investoren und Analysten spielen. So besteht trotz der derzeit anhaltenden Unsicherheiten die Chance, im Dialog mit den IR-Stake- holdern transparent über die aktuelle und zukünftige Unternehmenslage zu informieren und Glaubwürdigkeit im Kapitalmarkt und Investorenvertrauen zu stärken. m o c . e b o d a . k c o t s – a t s i l u a P © : o t o F und Analyst Guidance scheint zu ver- schwimmen: So geben beide Formate Auskunft über die voraussichtliche Ent- wicklung, die zukünftige Finanz-, Vermö- gens- und Ertragslage und die Aussichten des Emittenten. Unterschiede sehen zwei Drittel der befragten IR-Verantwortlichen allerdings beim Adressatenkreis sowie beim Inhalt und Zeitraum der Veröffent- lichung. Bereits im Rahmen der histo- rischen Finanzberichterstattung müssen sich die Unternehmen mit den internatio- nalen Rechnungslegungsstandards aus- einandersetzen, die bei zahlreichen Bilanzierungs- und Bewertungsfragen einen Zukunftsbezug und subjektive, mit Unsi- cherheiten behaftete Schätzungen der Unternehmensleitung erfordern – z.B. bei Standards rund um die Fair-Value- Betrachtung. Prognosen in der Praxis Stets ﬁnden von September bis Dezember in den meisten Unternehmen die Jahres- planung und Zielsetzung für das darauf- folgende Jahr statt. Die Kommunikation der Analyst Guidance für die Jahresprog- nose erfolgt bei 62% der Unternehmen laut der IR-Befragten im ersten Quartal des Planjahres. 63% der IR-Verantwortlichen verwenden insbesondere die Intervall- prognose als Prognosemethode, gefolgt von der qualiﬁziert-komparativen Metho- de. Dabei scheint die Mehrheit von 59% der Befragten dem Prognosebericht eine so wichtige Rolle beizumessen, dass eine separate Darstellung vom Chancen- und Risikobericht präferiert wird. Der Prog- nosebericht der meisten IROs ist mit ein bis zwei Seiten recht überschaubar. Rund 76% der IROs geben an, dass die Unterneh- men einen Prognosehorizont von einem Jahr zugrunde legen; knapp ein Viertel nutzt zwei bzw. mehr als zwei Jahre. Wäh- rend aus Sicht der IROs der Umsatz und das EBIT die wichtigsten ﬁnanziellen Leis- tungsindikatoren darstellen, werden als bedeutsamste nicht-ﬁnanzielle Leistungs- indikatoren CO2-bezogene Angaben, Kun- denzufriedenheit und Mitarbeiteranzahl genannt. Prognosekorrekturen erfolgen ausschließlich bei den ﬁnanziellen Leis- tungsindikatoren. „Underpromise und Overdeliver“ als Strategie Mit einer positiven Prognosehistorie, dem regelmäßigen Erreichen der prognosti- zierten Angaben, kann sich die Unterneh- mensleitung eine gewisse Reputation und Glaubwürdigkeit zukünftiger Prognosen aufbauen. Die Treffergenauigkeit stellt somit eine Art „Vertrauensgut“ dar. Eine geeignete Kommunikationsstrategie ist laut 72% der IR-Befragten daher eine Prog- nose, die auf jeden Fall erfüllt werden kann. Für gerade einmal 6% eignet sich eine Prognose, die auf jeden Fall übertrof- fen werden kann – also eine bewusst vor- sichtige –, zum langfristigen Aufbau von Vertrauen am Kapitalmarkt. Für fast drei Viertel der Befragten spielt das poten- zielle Haftungsrisiko eine Rolle bei zukunftsbezogenen Aussagen. Vor allem die hohe Dynamik und die sich rasant ändernden Umstände veranlassen die Unternehmensleitung zu vorsichtigeren Aussagen im Prognosebericht. Nach An- 44 Juni 2020

IMPACT – NOTHING ELSE MATTERS O N L I N E G E S C H Ä F T S B E R I C H T E - S Y M P O S I U M Mittwoch, 24.Juni 2020, Livestream ab 13 Uhr INSPIRATION UND WISSEN IM REPLAY Exklusiver Zugang zu den Aufzeichnungen aller Keynotes und Sessions SCHLÜSSELERKENNTNISSE FÜR DIE PRAXIS Für Sie aufbereitet aus allen Keynotes und Sessions I N S P I R AT I O N , T R E N D S U N D I N T E R N AT I O N A L E B E S T P R A C T I C E C A S E S M I T E X P E R T E N W I E : INTERAKTIV Stellen Sie Ihre Fragen live via Chat VIRTUAL NETWORKING Gesellen Sie sich zum digitalen Wrap-Up und profitieren Sie vom traditionellen CCR-Vernetzungsservice g b - s y m p o s i u m . c h / 2 0 J e t z t a n m e l d e n u n d v o n d i g i t a l e n l e n t i e r e n ! V o r t e i p r o ﬁ Michael Baldinger UBS Asset Management Christian Finkenzeller BMW Group Elisabeth Huber Die Schweizerische Post Thomas Hungerbühler Novartis Jonny McCaig Unilever Cora Olsen Novo Nordisk Hans Ploos van Amstel Adecco Daniel Schmid SAP P L AT I N PA R T N E R G O L D PA R T N E R M E D I E N PA R T N E R Ausgerichtet vom Center for Corporate Reporting (CCR)

Schwerpunktthema Investor Relations & Coronakrise COVID-19 in Deutschland Wesentliche Gesetzesänderungen und rechtliche Auswirkungen Die erheblichen Auswirkungen der Coronapandemie auf die Geschäftstätigkeit von Unternehmen haben den Gesetzgeber dazu veranlasst, kurzfristig eine Vielzahl übergangsweise geltender neuer Regelungen zu schaffen. Der folgende Beitrag gibt einen Überblick über die für Unternehmen wesentlichen Gesetzesänderungen und rechtlichen Auswirkungen. Von Sven Radke spätestens zwei Tage vor der Versamm- lung eingereicht wurden. Überdies wird das sonst bestehende Auskunftsrecht dahin gehend modiﬁziert, dass die ein- gegangenen Fragen nach pﬂichtgemäßem, freiem Ermessen des Vorstands beant- wortet werden. Durch das COVID-19-G wird überdies die Möglichkeit geschaffen, auch ohne Satzungsregelung einen Abschlag auf den Bilanzgewinn an die Aktionäre zu zahlen. Um die AGs dazu zu motivieren, von der Möglichkeit der virtuellen HV Gebrauch zu machen, hat der Gesetzgeber die Möglichkeit der Anfechtung der Beschlüsse eingeschränkt, sofern nicht eine vorsätzliche Verletzung der Regelun- gen vorliegt. Ferner wurde die Frist für die bei einer Umwandlung beizubringende Schluss- bilanz von acht auf zwölf Monate vor der Anmeldung erhöht. Für die GmbH hat der Gesetzgeber im COVID-19-G zwar keine Möglichkeit einer virtuellen Gesellschafterversammlung ZUM AUTOR Sven Radke, LL.M., ist Rechtsanwalt und Salaried Partner bei Heuking Kühn Lüer Wojtek in Köln. Er hat seinen Abschluss von der London Metropolitan University. m o c . e b o d a . k c o t s – k c o t s o t o f c r © : o t o F D urch das „Gesetz zur Abmilderung der Folgen der COVID-19-Pandemie in Zivil-, Insolvenz- und Strafver- fahrensrecht“ („COVID-19-G“) wurden für die Durchführung von Hauptversammlun- gen im Jahr 2020 substanzielle Erleich- terungen geschaffen: Gesellschaftsrecht – insbesondere: Ermöglichung der virtuellen Haupt- versammlung Zunächst wurde die Frist für die Durch- führung der HV von acht auf zwölf Monate nach Geschäftsjahresende verlängert. Dies gilt allerdings bislang nur für die AG und nicht für die Europäische Aktien- gesellschaft (SE), weil bei der SE für die Frist nicht der deutsche, sondern der europäische Gesetzgeber zuständig ist. Derzeit wird auf europäischer Ebene eine Verlängerung auch der für die SE beste- henden Frist für die Durchführung der Hauptversammlung von sechs auf zwölf Monate nach Geschäftsjahresende erwo- gen. Ferner wurde die Möglichkeit eröffnet, die Einberufungsfrist für die HV von praktisch 37 auf nunmehr 21 Tage zu verkürzen. Von besonderer Bedeutung ist die Möglichkeit, 2020 eine virtuelle Haupt- versammlung ohne Anwesenheit der Aktionäre oder ihrer Vertreter abzuhal- ten. Hierzu muss die Hauptversammlung in Bild und Ton übertragen werden und den Aktionären die Stimmrechtsausübung im Wege der elektronischen Kommunika- tion (Briefwahl oder elektronische Teil- nahme) sowie die Vollmachtserteilung möglich sein. Ferner muss den Aktionären eine Fragemöglichkeit im Wege der elek- tronischen Kommunikation eingeräumt werden. Dabei kann die Fragemöglichkeit auf die Fragen beschränkt werden, die bis 46 Juni 2020

Schwerpunktthema Investor Relations & Coronakrise m o c . e b o d a . k c o t s – n g i s e d e u b © l : o t o F geschaffen. Allerdings besteht 2020 eine Erleichterung für Beschlüsse außerhalb von Präsenzversammlungen. Danach können 2020 Beschlüsse auch ohne das Einverständnis aller Gesellschafter im Umlaufverfahren durch Stimmabgabe in Schrift- oder Textform (z.B. E-Mail oder Fax) gefasst werden. Insolvenzrecht Durch das COVID-19-G ist die Pﬂicht zur Stellung eines Insolvenzantrags bis zum 30. September 2020 ausgesetzt worden. Dies gilt allerdings dann nicht, wenn die Insolvenzreife des Unternehmens nicht auf der Coronapandemie beruht oder keine Aussichten darauf bestehen, eine bestehende des Unternehmens zu beseitigen. Dabei wird allerdings gesetzlich widerleglich ver- mutet, dass die Insolvenzreife auf der Coronapandemie beruht, wenn das Unter- Zahlungsunfähigkeit Durch das COVID-19-G ist die Pﬂicht zur Stellung eines Insolvenzantrags bis zum 30. September 2020 ausgesetzt worden. 48 Juni 2020 nehmen am 31. Dezember 2019 nicht zahlungsunfähig war. Rechtsfolge der Aus- setzung der Insolvenzantragspﬂicht ist die Zulässigkeit von Zahlungen im ord- nungsgemäßen Geschäftsgang sowie die Einschränkung der Anfechtungsmöglich- keiten durch einen Insolvenzverwalter. Ad-hoc-Publizitätspﬂicht Für den Bereich der Ad-hoc-Publizität wurden keine Sonderregelungen geschaf- fen. Daher ist nach allgemeinen Grund- sätzen, z.B. bei konkreten Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit des Unter- nehmens (etwa Lieferengpässe) oder erwarteten Umsatz- oder Gewinnrück- gängen, eine Ad-hoc-Mitteilung zu ver- öffentlichen, sofern die Information kurs- erheblich ist. Zu der Frage der Ad-hoc- Publizität hat sich ferner die BaFin in FAQs geäußert, die zuletzt am 18. Mai 2020 aktu- alisiert wurden. Dabei wies die BaFin darauf hin, dass bei coronabedingten Änderungen von zuvor veröffentlichten Prognosen diese bereits dann durch Ad-hoc-Mitteilung „aus dem Markt zu neh- men“ ist, wenn noch keine neue Prognose abgegeben werden kann. Sollte der Emit- tent sodann wieder „prognosefähig“ sein, ist abweichend von den üblichen Kriterien grundsätzlich auch dann eine Ad-hoc- Mitteilung zu veröffentlichen, wenn die Prognose nicht deutlich von der aktuellen „Consensusschätzung“ (d.h. dem Mittel- wert der aktuellen Analystenschät zungen) abweicht. Laufende Emission von Wertpapieren Für den Bereich der Emission von Wert- papieren gibt es zwar ebenfalls keine neuen gesetzlichen Regelungen. Aller- dings ist bei einem etwaigen noch nicht abgeschlossenen öffentlichen Angebot von Wertpapieren zu beachten, dass ggf. eine Pﬂicht zur Aktualisierung eines bereits veröffentlichten Prospekts im Wege der Veröffentlichung eines Nach- trags bestehen kann. Dies ist dann der Fall, wenn sich durch die Coronapandemie Änderungen zu den Angaben im Prospekt ergeben haben, insbesondere im Hinblick auf die Aussichten für die Geschäftstätig- keit sowie die Geschäfts- und Finanzlage. Veröffentlichung der Jahres- und Konzernabschlüsse Für die gesetzlich vorgesehenen Fristen zur Aufstellung, Feststellung und Ver- öffentlichung des Jahres- und Konzern- abschlusses hat der Gesetzgeber zwar keine Sonderregelungen geschaffen. Da- her verbleibt es für börsennotierte (d.h. im regulierten Markt zugelassene) Unter- nehmen bei der Frist von vier Monaten nach Ablauf des Geschäftsjahres für die Veröffentlichung des Jahres- und ggf. Konzernabschlusses. Für die Ahndung für Fristüberschrei- jedoch das zuständige tungen haben Bundesamt für Justiz und auch die Frankfurter Wertpapierbörse auf Grund- lage einer Empfehlung der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) bereits angekündigt, corona- bedingte Fristüberschreitungen nicht zu ahnden. Anstehende Halbjahresﬁnanzberichte Die ESMA hat börsennotierte Emittenten in einem Public Statement vom 20. Mai 2020 dazu aufgerufen, in den anstehenden Halbjahresﬁnanzberichten transparent darzustellen, wie sich die Coronapan- demie auf ihr Geschäft auswirkt. Fazit und Ausblick Der deutsche Gesetzgeber hat auf die Coronapandemie schnell und beherzt reagiert. Da die Gesetze jedoch in einem Schnellverfahren verabschiedet wurden, haben sich in der Praxis bereits zahl- reiche offene Fragen ergeben. Es bleibt zu hoffen, dass der Gesetzgeber auch diese ebenso schnell durch weitere Änderungen klärt.

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Schwerpunktthema Investor Relations & Coronakrise „Geschäftsberichte richten sich an zahlreiche Anspruchsgruppen“ Interview mit Olivier Neidhart, Geschäftsleitung mms solutions (mms) und Verwaltungsratspräsident der Muttergesellschaft Neidhart + Schön Group AG Bei der Geschäftsberichterstellung stellt sich häuﬁg die Frage: Online oder Print? Die Festlegung einer genauen Strategie mit Zielgruppenidentiﬁzierung im Vorfeld ist dabei entscheidend. m o c . e b o d a . k c o t s – j o y m e m © : o t o F GoingPublic: Herr Neidhart, warum ist es für die Erstellung von Geschäftsberichten so entscheidend, eine Reportingstrategie zu entwickeln? Neidhart: Geschäftsberichte sollten nicht nur als Pﬂicht betrachtet werden – sie bieten auch Mehrwert. Um dies sicher- zustellen, sind allerdings frühzeitig wichtige Weichenstellungen vorzunehmen. Es gilt, zuerst die wesentlichen Zielgruppen des Geschäftsberichts zu bestimmen und Geschäftsberichte soll- ten nicht nur als Pﬂicht betrachtet werden – sie bieten auch Mehrwert. 50 Juni 2020 dann die unternehmensspeziﬁsche Repor- tingstrategie festzulegen. Geschäftsberichte richten sich an zahlreiche Anspruchs- gruppen, die sehr unterschiedliche Infor- mationsbedürfnisse aufweisen. Während Kunden, Mitarbeitende, Lieferanten oder die Öffentlichkeit primär Interesse am Unternehmen, an seinen Produkten und am Führungsteam haben und somit die ansprechende Aufbereitung der Inhalte zählt, zeichnet sich der Kreis der kapital- marktorientierten Anspruchsgruppen wie Investoren und Analysten durch tiefer gehende Anforderungen insbesondere an den Finanzbericht aus. Neben dem leich- ten, zeit- und ortsunabhängigen Zugriff auf den Geschäftsbericht ist ihnen wich- tig, dass eine möglichst einfache Weiter- verarbeitung der Daten unter Sicherung der Integrität gewährleistet ist. Die Klärung der wichtigsten Adressaten des Geschäfts- berichts beeinﬂusst also entscheidend, wie dieser aufbereitet wird. Ist die Ziel- gruppenpriorisierung erfolgt, kann die Reportingstrategie festgelegt werden. Welcher Kanal ist „leading“, verfolgt man eine „Print-/PDF-ﬁrst-“ oder eine „Online- ﬁrst-Strategie“? Ist ein ansprechendes Design entscheidend, das durch ein profes- sionell gestaltetes PDF oder einen aufwen- digen, kanalgerechten Online report oder beides transportiert wird? Kurzum: Soll der Geschäftsbericht für das Unterneh- men der europäischen Tradition entspre- chend als „Visitenkarte“ mit hohem Anspruch an Optik, Graﬁken und Bilder oder als „Pﬂichtübung für den Regulator“ verstanden werden? Diese Klärungen sind elementar und setzen wichtige Leitplan- ken. Ein weiterer wichtiger Einﬂussfaktor besteht darin, wie stark das Unternehmen gesamthaft auf Digitalisierung ausgerich- tet ist und ob demnach eine professionelle Onlineumsetzung respektive ein Online- ﬁrst-Ansatz authentischer ist. ZUM INTERVIEWPARTNER Olivier Neidhart verantwortet als Ver wal- tungsratspräsident die Internatio nali sierung der Neidhart + Schön Group AG mit ihrer Tochter mms solutions (mms).

Schwerpunktthema Investor Relations & Coronakrise m o c . e b o d a . k c o t s – l g e o s © : o t o F Was gehört weiter zu einer sinnvollen Reportingstrategie? Neben den vorher genannten Aspekten gehört Messbarkeit dazu. Mit der fort- schreitenden Digitalisierung wird Mess- barkeit immer besser möglich und rückt stärker in den Vordergrund. Heute ist die Realität so, dass oftmals die Frage im Raum steht, ob es sich lohnt, einen gut aufbereiteten digitalen Geschäftsbericht zu präsentieren, wenn dieser am Ende nur verhältnismäßig wenige Klicks aufweist. Wer hingegen genau weiß, welche Ziel- gruppe angesprochen und was gemessen werden soll, kann realistische Ziele setzen – und steht dann den erreichten Werten kaum enttäuscht gegenüber. Durch Mes- sung erhält der Reportersteller einen fak- tenbasierten Eindruck, wer an dem Report und an welchen Aspekten interessiert ist. Wenn ich also weiß, für wen ich den Report erstelle, kann ich den Lesernutzen optimieren und dementsprechend den Aufbereitungsaufwand planen. Für Kapi- talmarktteilnehmer sollten Zahlen einfach aufzuﬁnden, zu vergleichen und weiter- zuverarbeiten sein. Für andere Anspruchs- gruppen können weiterführende Infor- mationen zu Unternehmen, Kultur und Werten oder Nachhaltigkeit ebenso relevant sein, die zielführend durch Darstellungs- formen wie Videos und Bilder transpor- tiert werden. Die Reportingstrategie ist bezüglich Arbeitsefﬁzienz und -effektivität enorm wichtig. Warum reicht es für die meisten Unter- nehmen nicht einfach aus, auf Online- Geschäftsberichte umzustellen – und warum spielt der gedruckte Bericht bzw. das PDF auch weiterhin eine große Rolle? Hier sind mehrere Aspekte entscheidend, wie Lesegewohnheit oder etablierte Arbeitsprozesse. Entlang eng durchge- takteter und über viele Jahre etablierter Zeitpläne kann ein PDF prozessual der Führungsebene problemlos zur Freigabe und Vorabansicht ausgehändigt werden – was bei einer HTML-Umsetzung schwieri- ger ist. Ein PDF oder gedruckte Berichte können persönlich übergeben werden. PDFs weisen einen klaren Start- und Endpunkt auf und verfügen über gelernte und leistungs- fähige Suchfunktionalität. PDF ﬁrst ist bekannt, eingespielt und steht also nach wie vor hoch im Kurs. Entscheidet sich ein Unternehmen zusätzlich noch für die Onlinevariante, entsteht nicht selten ein doppelter Aufwand, da online anders gear- beitet wird und die Prozesse verschieden aufbereitet werden. Die Reporting strategie ist also auch bezüglich Arbeitsefﬁzienz und -effektivität enorm wichtig und Ausgangs- basis für Entscheide, mit welchen Systemen und in welchen Prozessen gearbeitet wird. Wo liegen Chancen bei neuen digitalen Formaten wie ESEF/XBRL im Rahmen der EU-Gesetzgebung? Eine spannende Frage, denn mit ESEF kommt in der Berichterstattung ein neuer Aspekt hinzu, bei dem es darum geht, den Geschäftsbericht maschinenlesbar zu machen. Damit stehen publizierende Unternehmen zunächst vor der Heraus- forderung, ein zusätzliches Berichtsformat umzusetzen, also höhere Komplexität in einem ohnehin unter hohem Zeitdruck stehenden Projekt zu bewältigen. Es gibt aber auch Chancen, denn mit der Wahl einer integrierten Lösung, des sogenann- ten Built-in-Ansatzes, kann aus einer ein- zigen Datenquelle die zeitgleiche, stark automatisierte Datenaufbereitung mittels eines offenlegungssicheren Tools sicher- gestellt werden (Single Source of Truth). Wie sieht der ideale Geschäftsbericht Ihrer Meinung nach aus? Hier sehe ich entlang der Reportingstrate- gie verschiedene Ansätze. Zunächst gibt es den weiterhin klar dominierenden PDF- ﬁrst-Ansatz, bei dem das PDF-Dokument online durch eine kanalgerechte Teaser- page oder einen Full-HTML-Report er- gänzt wird. Ein weiterer Ansatz ist der rein digitale nach online ﬁrst, das heißt, der Geschäftsbericht erscheint als eine Full- HTML-aufbereitete Webseite mit einem generierten PDF. Der Kurzbericht kann eine wirtschaftliche Lösung sein, um mehr Stakeholder zu erreichen. Ein weiterer Ansatz unter Einﬂuss der ESEF-Anfor- derung könnte sein, dass die regulatori- sche Pﬂicht erfüllt wird, während weitere Unternehmensinformationen in einer gesonderten Imagepublikation analog und/oder digital präsentiert werden. In allen Fällen sollte auf Systemunterstüt- zung gesetzt werden, um sichere, einfache und nachvollziehbare Erstellungsprozes- se zu gewährleisten. Welchen Einﬂuss hat die Coronakrise auf die Geschäftsberichteerstellung? Einen sehr großen – gerade im Hinblick auf Digitalisierung. Die Unternehmen ha- ben Interesse daran, dass sie zeit- und ortsunabhängig unter höchstem IT-Sicher- heitsstandard am Geschäftsbericht arbei- ten können. Darüber hinaus gewinnt der Aspekt der Personenunabhängigkeit an Wichtigkeit. Durch die Pandemie wurde noch stärker als ohnehin schon bewusst, wie wichtig die Gesundheit jedes einzel- nen Mitarbeitenden ist und wie proble- matisch es wird, wenn jemand aufgrund einer schwerwiegenden Erkrankung län- gere Zeit ausfällt. Hieran wird deutlich, wie wichtig cloudbasierte und system- gestützte Arbeitsprozesse künftig sind, die zusätzlich auch ermöglichen, zeit- und ortsunabhängig zu arbeiten. Herr Neidhart, vielen Dank für die spannenden Einblicke. Das Interview führte Svenja Liebig. Juni 2020 51

Being Public „Neues im digitalen Raum ausprobieren“ Interview mit Kay Bommer, Geschäftsführer DIRK – Deutscher Investor Relations Verband Im Eiltempo hat der Gesetzgeber mit der COVID-19-Gesetzgebung die virtuelle Hauptversammlung für börsennotierte Unternehmen möglich gemacht. Wir sprachen mit Kay Bommer u.a. über das aktuelle Gesetz und die neuen digitalen Möglichkeiten im Arbeitsalltag der IR in Zeiten der Krise. INVESTOR RELATIONS m o c . e b o d a . k c o t s – r o g I © : o t o F GoingPublic: Herr Bommer, normaler- weise würden wir der Tradition nach jetzt ein Interview zu den Highlights der DIRK-Konferenz führen. Doch dieses Jahr ist aus bekannten Gründen alles anders … Bommer: Das ist richtig. Leider mussten wir in diesem Jahr das erste Mal in der 23-jährigen Geschichte der DIRK-Konfe- renz die Veranstaltung aufgrund der HINWEIS ZUR SERIE „DIRK CORNER“ Für den Inhalt der einzelnen Artikel sind die jeweils benannten Autoren verant- wortlich. Die Inhalte der Artikel spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung des DIRK – Deutscher Investor Relations Verband oder der Redaktion wider. Coronapandemie absagen. Das tut uns im Herzen weh – nicht nur, weil unser Orgateam so viel Herzblut da reingesteckt hat, sondern auch, weil wir der festen Überzeugung sind, dass die persönliche Begegnung in der IR-Branche enorm wich- tig ist. Die DIRK-Konferenz hat in der europäischen IR-Szene einen sehr hohen Stellenwert, weshalb die Entscheidung für uns nicht einfach war. In diesem Jahr liegt der Hauptfokus aber auf der Gesundheit unserer Gäste, Mitarbeiter und Referen- ten, weshalb wir keine Möglichkeiten hat- ten, die Konferenz im normalen Sinne durchzuführen. Dafür freuen wir uns umso mehr auf die DIRK-Konferenz im nächsten Jahr, genauer gesagt auf den 21. und 22. Juni 2021. Jeder Handschlag, jede Umarmung und jedes persönliche 52 Juni 2020 Gespräch wird im kommenden Jahr eine noch größere Bedeutung haben als ohne- hin schon. Was bedeutet die derzeitige Lage ganz konkret für die Arbeit als IR-Manager? Natürlich hat die Pandemie eine nachhal- tige Auswirkung auf die IR-Branche. Die operative Herausforderung, die Krise kommunikativ zu begleiten, ist eine der großen Aufgaben von IR-Abteilungen, wes- halb die Branche jetzt natürlich beson- ders gefragt ist. Die Investoren und Stake- holder der börsen notierten Unternehmen sind enorm daran interessiert, wie es weitergeht. Deshalb ist es wichtiger denn ZUM INTERVIEWPARTNER Kay Bommer (Rechtsanwalt, MBA) ist – mit einer Unterbrechung von 2011 bis 2012 – seit 2001 Geschäftsführer des DIRK – Deutscher Investor Relations Verband. Zudem ist er im Aufsichtsrat innovativer Aktiengesellschaften vertreten und nimmt Lehraufträge für Kapitalmarktrecht und Unternehmenskommunikation an renom- mierten Universitäten wahr.

je, transparent nach außen zu kommu- nizieren. Auch die Ungewissheit und Unplanbarkeit, die diese Krise mit sich bringt, muss glaubwürdig transportiert werden. Deswegen hat Investor Relations eine außerordentliche Verantwortung in diesen Tagen. Und wie verändert die Krise den Alltag von IROs? Der Arbeitsalltag von IR-Managern ist aktuell, wie in den meisten anderen Bran- chen auch, stark verändert. So ﬁnden jetzt Onlinekonferenzen, virtuelle Roadshows und virtuelle Hauptversammlungen an- stelle von persönlichem Austausch statt. Wir sehen bei vielen Kollegen, dass die Lernkurve im Bereich digitale Tools steil nach oben geht. Ich persönlich bin gespannt, was davon nach der Krise noch übrig bleibt. Viele freuen sich natürlich wieder auf den persönlichen Austausch, von dem ja auch die Community lebt. Das eine oder andere wird sich aber sicherlich auch nach Corona langfristig durchsetzen, z.B. die Reduzierung von einigen Dienst- reisen oder das vermehrte Abhalten virtu- eller Meetings sowie der Trend hin zum Homeofﬁce. Was halten Sie von der COVID-19- Gesetzgebung? Die COVID-19-Gesetzgebung war dringend erforderlich und ist vollkommen angemes- sen; die Schnelligkeit des Gesetzgebers bei der Umsetzung ist deﬁnitiv zu begrü- ßen. Die jetzige Regelung kann aber keine Blaupause für die Zukunft nach Corona sein. Dafür ist die Einschränkung der Aktionärsrechte zu pandemiebedingt. Ge- meinsam mit weiteren Stakeholdern sollte nach einer Lösung gesucht werden, wie die Hauptversammlung der Zukunft aus- sehen kann. Wir haben jetzt die einmalige Gelegenheit, Neues im digitalen Raum aus- zuprobieren, ohne das sonst existierende Damoklesschwert der Anfechtbarkeit. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir die neuartigen Dinge, die wir derzeit auspro- bieren, weder unreﬂektiert bejubeln noch reﬂexhaft kritisieren sollten. Im Nachgang sollten wir uns alle sachlich anschauen, was sich bewährt hat und was nicht. Noch ist es allerdings zu früh zu beurteilen, was gut und was schlecht läuft. Wir sollten uns aber vor Änderungen nicht pauschal ver- schließen. Sowohl Emittenten als auch In- vestoren hätten es hierzulande verdient, eine neue Regelung zu bekommen, die nicht seit über 150 Jahren existiert und auf einem veralteten Weltbild beruht. Was lässt sich bei der Umsetzung des COVID-19-Gesetzes in der Praxis bislang beobachten? Wir vernehmen verstärkt zwei (diskus- sionswürdige) Aspekte aus dem Markt: Das ist zum einen die verkürzte Frist zur Einberufung der Hauptversammlung. Bei einigen Einzelfällen hat sich das als nicht- praxistauglich erwiesen, denn es gab eini- ge technische und regulatorische Heraus- forderungen zu bewältigen. Emittenten und Stakeholder sind sich deshalb einig, dass es bei der ursprünglichen Frist blei- ben sollte. Ein zweiter wichtiger Aspekt ist der Komplex des Fragerechts. Aktionäre haben die Möglichkeit, bis zu zwei Tage vor der HV Fragen einzureichen. Es liegt im Ermessen des Unternehmens, sämt- liche oder nur einige Fragen zu beant- worten oder ähnlich gelagerte Fragen zu bündeln. Hier ist eine unterschiedliche Herangehensweise seitens der Emittenten zu beobachten. Bayer hat z.B. sämtliche Fragen beantwortet – andere Unterneh- men haben von der Möglichkeit der Bündelung verstärkt Gebrauch gemacht. Letzteres stößt vielfach auf Kritik seitens der Investoren, die sich zudem vereinzelt auch die Veröffentlichung der Vorstands- rede vor der Hauptversammlung wün- schen. Ich gehe davon aus, dass in der laufenden HV-Saison weiterhin unter- schiedliche Formate ausprobiert werden. Davon unabhängig ist die oben behan- delte Frage, wie die HV der Zukunft aus- sieht. Diesbezüglich wird man auf einen weitreichenden Erfahrungsschatz aus der laufenden Saison zurückgreifen können. Welche speziellen Onlineformate hat sich der DIRK in dieser besonderen Situation einfallen lassen? Wir bieten viele Formate jetzt online an – so z.B. eine Webinar-Reihe zu verschiede- nen Themen aus dem IR-Bereich. Außer- dem treffen sich die unterschiedlichen Regionalkreise, Roundtables und Platt- formen derzeit nur noch virtuell. Herr Bommer, vielen Dank für das Gespräch. Wir freuen uns bereits auf die DIRK-Konferenz 2021! Das Interview führte Svenja Liebig. Being Public Regionalkreistreffen: IR-Treffen Nord (virtuell)*, 4.6.2020 um 16 Uhr Aus- und Weiterbildung: DIRK-Webinar: Creditor Relations im Bärenmarkt, 3.6.2020 um 16 Uhr MDAX Round Table (virtuell)*, 5.6.2020 um 15 Uhr CIRO-Alumni-Treffen (virtuell)*, 8.6.2020 um 18 Uhr DIRK-Webinar: Nachhaltigkeitskom- munikation an den Kapitalmarkt, 23.6.2020 um 16 Uhr DIRK-Seminar: Kompaktkurs Investor Relations, 1.–2.9.2020 CIRO 2020 - Certiﬁed Investor Relations Ofﬁcer, 4.–5.9.2020 DIRK-Seminar: Für den Kapital- markt schreiben, 20.–/21.10.2020 Sonstige Veranstaltungen: DIRK-Mitgliederversammlung Herbst 2020 bei Hannover Re, 1.–2.10.2020 *) Teilnahme nur nach gesonderter Anmeldung Interessenten erhalten weitere Infor- mationen unter www.dirk.org/termine Kontakt: DIRK – Deutscher Investor Relations Verband Reuterweg 81, 60323 Frankfurt T. +49 (0) 69.9590-9490, F. -94999 info@dirk.org www.dirk.org Juni 2020 53

Being Public „PV-Ausstattung daheim und Elektroautos sind dasselbe Thema“ Interview mit Dr. Andreas Piepenbrink, Geschäftsführer, E3/DC GmbH Das GoingPublic Magazin im „E-Gespräch“: Experte Dr. Andreas Piepenbrink sieht auch weiterhin große Hemmschwellen beim Klima-Deal und speziell seiner praktischen Umsetzung – dabei mangelt es keineswegs an probaten Ideen! Abb. 1: 2020 – 1.000 Hauskraftwerke pro Monat Continous and experienced operational growth Quelle: E3/DC GmbH GoingPublic: Herr Dr. Piepenbrink, wie stellt sich denn der Markt für Energie- speichersysteme anno 2020 da? Dr. Piepenbrink: Wir haben das beste Jahr aller Zeiten. Der Markt für heimische Ener- giespeichersysteme erreicht seit Jahren hohe Wachstumsraten – so ging es auch im ersten Quartal 2020 weiter. Politik und Industrie sind sich einig, dass dies auch der richtige Weg in Sachen Umweltschutz und Energiewende ist. Auf der Bremse stehen nach wie vor die etablierten Ener- gieversorger. Woran hapert es denn? Die Bundesnetzagentur und der BDEW, der Bundesverband der Energie- und Wasser- wirtschaft, bremsen im Prinzip EU-Vorga- ben aus. Was wir brauchen, ist eine einfache Regulatorik, um Klarheit zu schaffen. Die etablierten Versorger hängen weiterhin dem alten symmetrischen System nach, d.h. der Endkunde, egal ob Bürger oder Unterneh- mer, soll eigentlich gar nicht selbst Strom produzieren – sondern ihn natürlich vom Versorger beziehen. Es ist ja wohl klar, dass das nicht mehr zeitgemäß sein kann. Deutschland verliert schon wieder eine Chance. Das EEG feiert rundes Jubiläum dieses Jahr – und das bedeutet wiederum Neuerungen im Umgang mit z.B. Alt- anlagen aus der Frühzeit des EEG. 54 Juni 2020 Ein absolut spannendes Jahr, in jeder Hinsicht. In diesem Jahr werden es ca. 120 Mio. EUR Umsatz. Wir bleiben auch bei unserer Wachstumsstrategie mit einem Jahresumsatz von fast 400 Mio. EUR im Jahr 2030. Wie könnte das Elektroauto die Energie- wirtschaft und den Wettbewerb verän- dern? Man sieht ja, dass nicht nur Shell oder BP in diesen Markt drängen, weil der Öl- absatz sinken wird. Elektroautos können aber nicht nur mit Strom geladen werden, sie können Strom speichern – und Leis- tung in das Netz geben und das Netz stüt- zen. Das ist das sogenannte bidirektionale Laden. Daraus ergeben sich neue Möglich- keiten der Grundlastversorgung, und Automobilhersteller können hierbei eine ZUM INTERVIEWPARTNER Dr. Andreas Piepenbrink ist Mitbegründer und CEO des Osnabrücker Energiestorage- Unterneh mens E3/DC, seit 2018 zur Hager Group gehörend. Das Privat-Kraftwerk für Einfamilienhäuser von E3/DC integriert Solardächer in leistungsstarke Batterie- speicher- und Energiemanagement-Systeme.

Being Public Wählerstimmen mit Digitalisierung und Zukunftstechnologie zu holen, ist heute leichter denn je. ganz wesentliche Rolle spielen. Die Wei- chen werden aber aktuell falsch gestellt – leider setzt nur Tesla Maßstäbe, und die deutsche Energiewirtschaft hat keinen einzigen Vorschlag gemacht, wie Elektro- autos in die Netze integriert werden und das Lastmanagement für Elektroautos aussehen soll. Damit verliert Deutschland eine Chance. Stattdessen redet man lieber über Wasserstoff, um nicht konkreter werden zu müssen, und macht die seit sieben Jahren vom BMWi geförderten Stromspeicher schlecht. Abb. 2: Market Growth PV Residential and EEG Retrofit up to 2030 280.000 240.000 200.000 160.000 120.000 80.000 40.000 0 203.443 207.251 222.137 Market Growth PV 138.184 140.676 144.730 129.464 157.629 132.238 134.713 144.389 277.016 252.192 180.060 163.925 89.000 96.420 48.393 52.484 75.860 63.338 87.540 94.075 102.459 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 PV < 20 kwp SFH PV 30-100 kwp MFH Retrofit EEG No of Storage up to 100 kWp Quelle: E3/DC GmbH Hat die aktuelle Coronakrise Einﬂüsse auf diese Entwicklungen? Das Gute an den letzten Monaten war immerhin, dass die Bürger eher mehr Zeit hatten als zuvor, über das Thema Energie- versorgung und -speicherung nachzu- denken. Zudem bringt es neue Ansätze hervor, über rentable Investitionen zu sin- nieren. In Immobiliendeutsch gesprochen sind wir mit häuslichen Energiespeicher- systemen so etwas wie die Halskette für das Betongold. Haben Sie nicht ein wenig Sorge, dass bedingt durch die alles überschattende Coronakrise etwaige Zukunftsgedanken ANZEIGE

Being Public H b m G C D 3 E © / : o t o F wieder ein wenig hinten herunterfal- len? Ich erinnere mich an eine äußerst meinungsstarke Kolumne: „Die Beton- kopf-Fraktion der deutschen Verschmut- zungsindustrie bringt sich gegen den Klimaschutz in Stellung“. Ja und nein. Also ja, ich sehe, dass dies wohl so sein kann – aber nein, dies wird einfach nicht mehr funktionieren: Man kann der deutschen Politik durchaus vorhalten, dass in der Vergangenheit vor allem Öl-, Gas- und Verbrennungsmotor- Arbeitsplätze eher ausgebaut wurden. Mittlerweile ist aber klar, dass dies andere Hersteller weltweit anders machen. Frau von der Leyen selbst hat den „Green Deal“ ausgerufen. Wählerstimmen mit Digitali- sierung und Zukunftstechnologie zu holen ist auch heute möglich und nötig – und leichter als je zuvor. Der Bürger möchte unter dem Strich eine weiterhin wett- bewerbsfähige Wirtschaft und nicht nur Abgaben in die alte Energiewirtschaft, die keine neuen Investitionen nach sich zieht. Kann auch Druck von Anteilseignern helfen? Ja. Man hat es bei BlackRock als Anteils- eigner von Siemens gesehen, die mit ihren Investitionen öffentlich Druck auf die Kon- zernführung gemacht haben. Es geht nicht darum, dass wir alle in Ökosocken herum- laufen – sondern darum, dass der Mittel- stand Innovationen vorantreibt, die künf- tig das Bruttosozialprodukt erhöhen. Aus unserer alten Energiewirtschaft werden wir wenig Innovationen bekommen. Dort stellt man sich direkt nun gegen den Speicher, sowohl im Netz als auch beim Bürger, und verbaut Deutschland eine wesentliche Grundlage für einen höheren Anteil an Erneuerbaren bzw. verschiebt das Problem ungelöst auf den Wasserstoff, den man ebenfalls seit Jahren in keinster Weise dort bearbeitet hat. Der Umgang mit der Coronakrise hat gezeigt, dass sich Berlin und Bundes- länder vor allem in einem einig waren: dass sie uneins sind. So gab es ein ge- genseitiges Regulierungsüberbieten erst beim Lockdown, dann bei den Öffnun- gen. Wie zuversichtlich sind Sie, dass wir nach Corona nicht in das gewohnte Wahlkampf-Balzverhalten zurückfallen? Unsere deutschen Autos werden ja nicht nur hier verkauft, sondern vor allem nach China und in die USA. Ich sehe sogar, dass in Europa künftig leider weniger Autos verkauft werden als bisher. Neuerliche Rettungspakete für die Automobilindus- trie, die losgelöst von den formulierten Klimazielen gestrickt werden, werden meines Erachtens nicht mehr durch den Bundestag kommen. Trotzdem muss das deutsche Elektroauto von der deutschen Energiewirtschaft eine Chance als Spei- cher bekommen. Sind unsere Automobilhersteller denn inzwischen in passabler Ausgangsposi- tion, verschlafene E-Mobilitäts-Möglich- keiten endlich aufzuholen? Bezeichnend ist doch, dass Mercedes- Benz gerade vor wenigen Wochen seine Wasserstofftechnologie ad acta gelegt hat und sich – sehr spät – damit dem Stand- punkt von Tesla und Volkswagen an- schließt. Meiner Ansicht nach lässt man aber auch Volkswagen bei diesem Thema inzwischen allein. Selbst ein Umbau auf 25% Anteil Elektromobilität – einen Wert, der nun wirklich nicht hoch klingt – erfor- dert gehöriges Umdenken, Weichenstel- lungen und Anstrengungen. Vor drei Jahr- zehnten hätten Sie mich ausgelacht, wenn ich prognostiziert hätte, dass man mit Dienstleistungen Geld verdienen könne. Ist heute ein 25% Anteil der gesamten deutschen Volkswirtschaft. Und man wird auch in Zukunft mit neuen Technologien Geld verdienen können. Thema Ladesäulen: Hier scheint unsere Wirtschaft, sagen wir mal, auch nicht immer auf Höhe der Entwicklungen der Zeit. Oder täuscht der Eindruck? Nur Tesla hat bisher eine Ladestruktur, die ihren Namen – Plug and Charge – ver- dient, zustande gebracht – die funktio- niert ﬂächendeckend und für die Lang- strecke. Von den deutschen Betreibern ist das Thema Ladesäulen so aufgehängt, dass der Ladestrom schon teurer kommt Abb. 3: E3/DC 2020 – 200 chargers/month for D-A-CH since 2014 >2000 private chargers installed Selbst ein Umbau auf 25% Anteil Elektromobi- lität erfordert gehöriges Umdenken, Weichen- stellungen und Anstren- gungen. 56 Juni 2020 Quelle: E3/DC GmbH

Being Public als Brennstoff. Das ist natürlich eine völlige Fehlentwicklung, da staatliche Lenkung fehlt. So funktioniert das Elektroauto nicht – und ich fahre selbst auch eines – als Ersatzfahrzeug, nur maximal als regionales Fahrzeug, als Zweitfahrzeug, aber da reicht das Laden zu Hause völlig aus. Mit Strom, den man über PV-Anlagen selbst gewonnen hat. Häuser mit PV-Ausstattung und Elektro- autos sind ein und dasselbe Thema. Wie genau? Die Vision in der Stromspeichertechnolo- gie, ja allgemein im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien, wäre doch das Automobil als mobiler Stromspeicher: Von dort lassen sich Leistung und Energie in die Netze einspeisen. Und da es nun mal sehr viele Autos gibt, braucht man irgend- wann keine Kohlekraftwerke zur Basis- versorgung mehr. Das ist die Vision, die man vermarkten sollte. Das ist genau die Vision, die man für die Umsetzung der Energiewende braucht. Also soll das Elektroauto ein Nutzwert des Hauses werden? Abb. 4: E3/DC D-A-CH 2030 – 250.000 customers 2019 – 2030 Installed base growth in units 300.000 250.000 200.000 150.000 100.000 50.000 0 8.250 8.065 185 2019 284.238 231.150 241.201 202.105 201.075 173.484 169.099 139.627 148.170 124.947 12.805 16.491 4.438 20.509 8.113 24.889 15.238 29.662 23.425 2026 2027 2028 2029 2030 21.256 20.769 487 2020 35.543 34.616 927 2021 51.356 49.710 1.646 2022 69.636 66.162 3.474 2023 113.064 90.415 103.641 84.094 6.320 2024 9.423 2025 SFH MFH Retrofit Quelle: E3/DC GmbH Die erfolgreichen Automobilhersteller der Zukunft werden das Elektroauto als Teil des Stromnetzes vermarkten. Wer kann das systemdienlich und wer kann das nicht? Und da kann Deutschland durchaus Vorrei- ter werden – wenn man das möchte und ent- schlossen vorantreibt. Wenn man schon nicht mehr aufholen kann, was ein Tesla bis- her auf die Beine gestellt hat, kann man die Sache aber als Gesamt konzept und damit als Vision so aufhängen, dass wir Tesla auf einer anderen Spur überholen. Herr Dr. Piepenbrink, einmal mehr ganz herzlichen Dank für Ihre erfrischenden Einblicke! Das Interview führte Falko Bozicevic. ANZEIGE

Being Public Die Transformation des Geschäftsberichts Chancen für das Leitmedium der Unternehmenskommunikation Vor zehn Jahren war die Welt noch in Ordnung: Deutschlands Aktiengesellschaften schickten ihre aufwendig produzierten Geschäftsberichte an die Jurys der einschlägigen Wettbewerbe – alle Beteiligten warteten gespannt auf das Ranking der „besten Geschäftsberichte“ im manager magazin. Und heute? Aktuell wächst der Geschäftsbericht durch immer neue regulatorische Anforderungen zu einem immer komplizierteren Projekt heran. Von Andreas Müller Jahre strategisch erweitert: Inzwischen gehört das Angebot zu den ganzheitlichs- ten Service- und Technologiesets zur Unterstützung von Unternehmen beim Reporting. Beratung aus der Praxis für die Praxis In der Regel steht vor einem umfang- reichen Reportingprojekt ein intensives Assessment der anstehenden Aufgaben. Alle mit dem Geschäftsbericht verbunde- nen Medienprozesse werden dabei auf den Prüfstand gestellt und auf ihre Optimie- rungspotenziale abgeklopft. Die Ziele: Zeit und Kosten sparen, Prozesse entzerren. Ein besonderer Stellenwert kommt da- bei den Verbesserungspotenzialen zu, die sich durch den Einsatz von Software erzie- len lassen. Mit dem MPM Online Publisher steht eine solche Lösung zur Verfügung. Nicht zuletzt wird auch das Projekt- management daraufhin analysiert, wie ZUM AUTOR Andreas Müller unterstützt als Konzeptioner das Redaktionsteam von MPM. Seit mehr als zehn Jahren begleitet er Geschäftsberichte und andere umfangreiche Publishing- Projekte beratend und konzeptionell. M P M © : n o i t a r t s u l l I G leichzeitig wandeln sich die Bedürfnisse der Stakeholder, was die Mediennutzung anbelangt – zu diesem Schluss kommt die Studie „User Experience im Corporate Reporting“ der Hochschule Mainz im Auftrag von MPM. Die befragten Professionals sehen im inter- aktiven PDF derzeit den idealtypischen Geschäftsbericht; zukünftig werden aber sinnvoll konzipierte HTML-Berichte immer wichtiger. Entsprechend offen sollte man also der Frage nach „Print ﬁrst“ oder „ online ﬁrst“ begegnen. Aus unserer Sicht kann es nur heißen: „Content ﬁrst“. Solche extrinsischen Treiber bergen gro- ße Chancen: Der Geschäftsbericht ist auf dem Weg zu einem professionellen Medium, ja zu einer Kommunikationsplatt- form ganz neuen Zuschnitts, denn Themen wie echte stakeholderspeziﬁsche Berichte („Customized Reports“) oder automa- tische Datenverarbeitung und KI im Berichtsprozess stehen noch ganz am Anfang einer spannenden Entwicklung in der Unternehmenskommunikation. Mit holistischen Ansätzen begleitet MPM Unternehmen auf diesem Weg. So hat MPM sein Portfolio über die letzten 58 Juni 2020

man alle beteiligten Stakeholder besser in den Gesamtprozess einbinden kann. Neue Anforderungen antizipiert MPM rechtzeitig und hält entsprechend Lösun- gen vor. Beispiel: die Integration von ESEF in den Reportingprozess. MPM bietet dabei Hilfestellung durch den Gesamt- prozess hindurch – von der Beratung und Analyse bezüglich der Taxonomie über die Systemunterstützung und das Tagging bis hin zur Publikation in iXBRL. Ein System mit höchstem Automatisierungsgrad Herz, Maschinenraum, Werkzeugkasten – welchen Vergleich man auch bemüht, eines steht fest: Der MPM Online Publisher ist als System so konzipiert, dass sich Realisation und Publikation auch der umfangreichsten Unternehmensmedien leicht und komfor- tabel gestalten. Speziell für Corporate- Reporting-Projekte bietet er eine Vielzahl an Erweiterungsmodulen, die den Prozess übersichtlich und efﬁzient gestalten. Der MPM Online Publisher basiert auf marktführender und bewährter Adobe- Technologie. Das System ermöglicht eine hohe Autonomie der redaktionellen und kreativen Zusammenarbeit: Sämtlicher Content – wie Texte, Bilder, Videos oder Diagramme und Tabellen – wird vom System zentral verwaltet. Über Adobe InDesign kreative Layouts direkt im System erstellen, Redak- teure schreiben und redigieren ihre Texte können Gestalter gleich im Layout, Projektmanager über- blicken über einen verschlüsselten Zugriff via Webbrowser jederzeit und an jedem Ort den Status. Excel- und Word-Konnektoren ermög- lichen es außerdem, für die Contentbear- beitung gar nicht erst den Weg über die Layout-Dateien gehen zu müssen. Sie erlauben es, stattdessen in einer zuvor deﬁnierten Excel- und Word-Umgebung zu bleiben. Dort führen die Projektteilneh- mer ihre Bearbeitungen an Text oder Zahlen durch – diese werden dann auto- matisiert über eine Datenschnittstelle in die Layout-Dateien übertragen. M P M © : n o i t a r t s u l l I Being Public M P M © : n o i t a r t s u l l I Die Notwendigkeit für diese Art von Automatisierungslösungen ergibt sich auch aus der Tatsache, dass immer mehr Unternehmen ihren Berichtscontent aus Disclosure-Management-Systemen gene- rieren. MPM bietet seinen Kunden als Systemhaus diese Software ebenfalls an. Naturgemäß braucht es dann auch eine intelligente Schnittstelle zwischen beiden Systemwelten. Mit den Konnektoren wur- de diese geschaffen: Die Datenübernahme aus SmartNotes, SAP oder Certent erfolgt ebenfalls via Word und Excel. Onlinekanäle auf Knopfdruck bespielen Bleibt am Ende des Prozesses noch die Frage nach der Onlinedistribution, also nach Einbindung eines PDF in bestehende Infrastrukturen oder aber einer eigenstän- digen HTML-Lösung. MPM hat da eine klare Antwort: beides – mit dem MPM Reporting Hub. Durch die medienneutrale Datenhaltung kann Content automatisch als PDF wie auch in HTML ausgespielt werden. Ein zusätzlicher Dienstleister ist nicht mehr notwendig. Wer also auch heute noch am Ende eines derart komplexen Prozesses stolz und zufrieden auf das Geschaffte blicken möchte, sollte bei der Wahl seiner Dienst- leister genauer hinsehen. Nicht die eine technologische Lösung oder prämierte Gestaltung sollte den Ausschlag geben: Wesentlich ist die Fähigkeit, Brücken zwischen den einzelnen Disziplinen zu schlagen und Unternehmen mit all ihren Ansprüchen besser zu verstehen. Juni 2020 59

Being Public Serie: Familienunternehmen an der Börse Teil 73: Bombardier – das Traditionsunternehmen erﬁndet sich neu Das Renommee von Bombardier, dem Aushängeschild der kanadischen Wirtschaft, ist in den letzten Jahren angekratzt worden. Zahlreiche Akquisitionen haben den Industriekoloss träger gemacht. Die im Februar angekündigte Übernahme der Zugsparte durch Konkurrent ALSTOM soll nun 2021 ﬁnalisiert werden. Von Ike Nünchert D ie Geschichte reicht zurück bis 1931: Damals stellte Joseph Bom- bardier sein erstes Schneemobil her. Die 1942 entstandene L’Auto-Neige Bombardier produzierte fortan auch Schneepﬂüge und Nutzfahrzeuge für die Öl- und Forstindustrie. Dem sich fortsetzenden Diversiﬁzierungsprozess folgte 1967 die Gründung der Bombardier Limited, die 1969 ihr Börsendebüt in Montreal und Toronto gab. Die Familie Bombardier hat über den Besitz der großen Mehrheit an Stammaktien seit ehedem die Kontrolle über das Unter- nehmen. Josephs Schwiegersohn Laurent Beaudoin leitete Bombardier über mehrere Dekaden in unterschiedlichen Führungs- positionen. Seit 2008 ist Sohn Pierre Vorsit- zender des Aufsichtsrats. Durch Zukäufe zum Global Player Im Zuge der Diversiﬁzierung ist Bombar- dier schrittweise in das Schienen- und Bombardier Inc. – Geschäftskennzahlen Q1/2020 2019 2018 2017 Umsatz* EBIT* Nettoergebnis* 3,7 15,8 16,2 16,2 0,16 -0,2 -0,5 -1,6 1,0 0,3 0,3 -0,5 Mitarbeiter* 59.000 59.000 64.000 65.000 Market Cap 800 Mio. EUR (aktuell) *) Mrd. EUR; Quelle: Bombardier Inc. Kurzprofil: Bombardier Inc. Branche Zentrale Geschäftsleitung Pierre Beaudoin (AR-Vorsitz), Transport Montreal, Kanada Anteilseigner Stammaktien Eric Martel (CEO) J.R. André Bombardier 85%, Free Float 15% 60 Juni 2020 . c n i I r e d r a b m o B © : o t o F Zuggeschäft eingestiegen, die bis zuletzt die beiden Kernsäulen „Aerospace“ und „Transportation“ bildeten. Der Flugzeug- sektor wurde u.a. durch die Übernahmen von Canadair, Short Brothers, Lear Jet Corporation oder SkyJet International sukzessive vergrößert und gliederte sich in die Bereiche Commercial- und Business Jets. Analog wurde der Transportbereich durch zahlreiche Zukäufe von u.a. Alco Power, Lohner-Werke, Procor Engineering, Waggonfabrik Talbot, Deutsche Waggon- bau AG und Adtranz ausgebaut. Durch letztere Übernahme wurde Bombardier zum Weltmarktführer für Schienenfahr- zeugtechnik. ﬂugzeugs „C Series“ dar, in die Bombar- dier über 6 Mrd. USD investierte. Durch anhaltende Probleme in der Produktion kam es zu immensen Auslieferungsverzö- gerungen; infolgedessen musste die Flug- zeugsparte neu strukturiert werden. 2017 stieg Airbus mehrheitlich ein, taufte die C Series in Airbus A220 um und kaufte schließlich Anfang 2020 auch den Restanteil am Projekt. Somit verabschiedete sich Bom- bardier von der Sparte Commercial Jets. 2019 wurde zudem die Flugzeugteilesparte für 500 Mio. USD vom Zulieferer Spirit Aero- Systems übernommen und der Verkauf der Regionaljetsparte für 550 Mio. USD an Mitsu- bishi Heavy Industries bekannt gegeben. Beginn der Schieﬂage Das Wachstum mündete schließlich in zu- nehmende Kosten- und Qualitätsproble- me. Einen besonderen Wendepunkt stellte dabei 2014 die Entwicklung des Regional- Übernahme des Transportgeschäfts vor dem Abschluss Da sich auch die Transportsparte zuneh- menden Schwierigkeiten ausgesetzt sah und Kunden sich seit Jahren immer öfter

über unveränderte Produktmängel und nicht fristgerechte Auslieferungen beklagt haben, ist Bombardier aktuell mit fast 10 Mrd. USD verschuldet. Vor wenigen Tagen wurde nun publik, dass Konkurrent ALSTOM die im Februar angekündigte Übernahme der Zugsparte im ersten Halb- jahr 2021 für bis zu 6,2 Mrd. USD abschlie- ßen will. 2019 scheiterte die Fusion zwischen ALSTOM und Siemens bekanntlich am Veto der EU-Wettbewerbsbehörde. Beide Anbieter argumentierten, sich gegen den in den europäischen Markt drängenden Wettbewerber, die China Railway Rolling Stock Corporation (CRRC), behaupten zu müssen. Während besagter Zusammen- schluss v.a. an den Hochgeschwindig- keitszügen und der Signaltechnik geschei- tert war, wurde spekuliert, dass die Fusion ALSTOM/Bombardier aufgrund der dann bestehenden Dominanz bei Regional- zügen fehlschlagen könnte. Allerdings erhöht sich nun auch der Druck seitens der Politik auf die EU-Behörde: So hat der französische Wirtschaftsminister, Bruno Le Maire, jüngst nochmals bekräftigt, dass es nötig sei, europäische Spitzen- reiter zu formieren, um international wett- bewerbsfähig zu bleiben. Unternehmenszahlen Bombardier beschäftigte 2019 insgesamt 60.000 Mitarbeiter bei einem Umsatz von 15,8 Mrd. USD. Dabei generierte die Flug- zeugsparte 7,5 Mrd. USD; der Transport- sektor steuerte 8,3 Mrd. USD bei. Das EBIT lag bei -0,5 Mrd. USD, der Nettoverlust Being Public Bombardier Inc. (WKN 866671) Quelle: Tai-Pan summierte sich auf 1,6 Mrd. USD. Im Vorjahreszeitraum hatte das EBIT noch 1 Mrd. USD betragen und der Nettogewinn sich auf 320 Mio. USD belaufen. Auch in den Jahren zuvor hatten sich die Pro- bleme der Sparten ausgewirkt: Im Ergeb- nis standen nahezu durchgängig negative Proﬁtabilitätszahlen. Am heftigsten traf es 2015, als sich das EBIT auf -4,8 Mrd. USD bezifferte und der Nettoverlust mit 5,3 Mrd. USD zu Buche schlug. Im abgelaufenen Quartal ist nun nach Schließung der Fabriken im März und der vor wenigen Tagen erfolgten Wiedereröff- nung ein Verlust von 200 Mio. USD (Q1/19: 239 Mio. USD) zusammengekommen. Der Gesamtumsatz lag mit 3,69 Mrd. USD im- merhin 5% über dem Vorjahresquartal. Reaktionen Was bringt die Zukunft? Sollte der Verkauf die Zustimmung der Wettbewerbsbehörden ﬁnden, bleibt bei Bombardier nur die Business-Jet-Sparte übrig, die jetzt aufgrund des Lockdowns ebenso in schwere Fahrwasser gekommen ist. Bombardier rechnet für das ganze Jahr mit bis zu 35% weniger Nachfrage und Produktion; branchenweit wird sogar ein Rückgang um bis zu 50% erwartet. Insgesamt haben die Fusionspläne bei Analysten aber bislang überwiegend positive hervorgerufen. Bombardier könne sich nun auf diesen Bereich konzentrieren, der bei Kunden einen guten Ruf genießt und bei dem das Unternehmen wettbewerbsfähige Ange- bote in mehreren Produktlinien habe. Es bestünde in den kommenden Jahren dann Aufwärtspotenzial bei Margen und Cashﬂow. Das Nettovermögen Bombar- diers würde nach dem Deal auf bis zu 7 Mrd. USD steigen, die Schulden auf 2,5 Mrd. USD sinken. Damit könnte Bombar- dier wieder auf Augenhöhe mit seinen Kon- kurrenten operieren – einige sprechen gar von einer neuen Morgendämmerung. Es wäre dem Unternehmen zu wünschen. Die bisher in dieser Rubrik erschie- nenen Portraits auf dem Portal: www.goingpublic.de Juni 2020 61 i . c n I r e d r a b m o B © : o t o F

Being Public Ille Holding GmbH – Spende für saubere Hände Teil 112 der Serie Hidden Champions: Unternehmen, die sich der Kapitalmarkt wünscht Manche Geschäftsmodelle nutzt man mehrfach täglich, ohne sie wirklich wahrzunehmen: den Duschgelspender im Hotel, den Seifenautomaten am Bahnhof, die Rolle mit den Papierhandtüchern auf der Toilette beim Kunden – die Ille Papier Service GmbH aus dem hessischen Altenstadt bietet solche Hygienedienstleistungen als Rundumpaket mit Logistik und Service an. Und zwar sehr erfolgreich: Das Familienunternehmen wächst stark. Von Stefan Preuß Die gute alte Geschichte mit der Unternehmensgründung in Keller oder Garage bleibt dabei nicht IT- Unternehmen vorbehalten, denn auch die Ille GmbH wurde einst im Nebenberuf und im Kinderzimmer angestoßen: Helmtraud Blatz, geb. Ille, und Wilhelm Blatz gründe- ten 1965 die Firma „Ille Aussteuer“. Wer mit dem Begriff Aussteuer nichts mehr anfan- gen kann: Das war seinerzeit die Mitgift für eine Braut, häuﬁg gute Bettwäsche, Hand- tücher und Küchenutensilien – Tempi passati. Später ﬁrmierte das Unternehmen in Ille Handtuchautomaten-Service um und vermietete Handtuchspender für Stoff- rollen. Die Geschäfte liefen gut, und zur Finan- zierung des weiteren Wachstums nahmen die Eheleute Blatz ein Unternehmen der Haniel-Gruppe auf Gesellschafterebene auf. Gemeinsam wurde die Ille Papier GmbH gegründet, die sich auf den Ver- trieb von Papierautomaten konzentrierte. „Die verbesserte Kapitalstruktur unter- stützte das schnell voranschreitende Wachstum. Dennoch war die Familie Blatz glücklich, den Partner im Jahr 2009 aus- lösen zu können. Dafür wurden die Töchter Marion Gottschalk und Christiane Blatz als Gesellschafter aufgenommen. Kurzprofil Ille Holding GmbH Gründungsjahr Branche Unternehmenssitz Mitarbeiter 2018 Umsatz 2018 Gewinn 2018 1965 Hygieneservices Altenstadt, Hessen 552 80,5 Mio. EUR 5,15 Mio. EUR 62 Juni 2020 H b m G g n d o H e l i l l I © : o t o F Seither ist Ille wieder zu 100% im Familien- besitz“, heißt es in der Chronik. Das Geschäftsmodell des Konzerns geht heutzutage über das eines reinen Produkt- anbieters hinaus: Man versteht sich als Lösungsanbieter; der Vertrieb eines Service- und Logistikpakets rund um Spender- systeme der Waschraumhygiene mit dazu- gehörigen Nachfüllmaterialien wie Hygie- nepapieren, Seifen, Düften und korrespon- dierenden Produkten wie Liegenpapier oder Desinfektionsmittel steht im Zentrum. Die Spendersysteme seien hochwertig und robust zugleich, betont das Unternehmen. Als zentrale Zielgruppe werden Wasch- und Toilettenräume in der Gastronomie, bei Geschäftskunden aus Industrie, Hand- werk und Handel, öffentliche Verwaltun- gen, Schulen, Freizeitbetriebe sowie Tank- und Rastanlagen genannt. Ein weiteres Ein- satzgebiet liegt in Hotelbadezimmern und Wellnessbereichen von Hotels. 32 Serviceniederlassungen in Europa: nah beim Kunden Angeboten wird auf Wunsch ein Full- Service-Abonnement, welches die Monta- ge, Wartung und etwaige Reparaturen der Hardware umfasst. Hinzu kommt der regelmäßige Nachschub der Verbrauchs- materialien, von der kostenefﬁzienten Großrolle über Desinfektionsmittel bis hin zu hautverträglichen Seifen. Der Vor-Ort- Service wird über 32 Serviceniederlassun- gen in Europa sichergestellt. Derzeit be- dient das Unternehmen mehr als 40.000 Kunden. In den vergangenen Jahren be- trug das organische Umsatzwachstum im Schnitt knapp 10%. Mit einem Umsatz von gut 80 Mio. EUR anno 2018 sieht sich Ille als Vorreiter und Marktführer im Hygiene- segment. Ausgehend von der Zentrale in Hessen wurden Niederlassungen in Deutschland und dem Ausland aufgebaut. Seinen

Anfang nahm dies im Ruhrgebiet; heute existieren in Deutschland zwölf Nieder- lassungen. 1994 wurde in Prag die erste ausländische Tochtergesellschaft gegrün- det, die heute mit vier weiteren Niederlas- sungen tschechische Kunden beliefert. 1998 konnte ein Kunde in den Niederlan- den übernommen werden; heute ist Ille dort mit zwei Standorten vertreten. Im selben Jahr wurde Ille Österreich mit mitt- lerweile vier Standorten neu gegründet. Im Jahr 2000 löste sich Ille Slowakei aus Ille Tschechien heraus und ist heute mit drei Standorten aktiv. In Irland wurde 2004 ein Kunde übernommen – heute ﬁndet man Ille an vier Standorten auf der Insel. Zwei Jahre später, nämlich 2006, wurde Ille UK gegründet. Umsätze weiterhin überwiegend aus Deutschland Dieser Internationalisierung ungeachtet stammen weiterhin mehr als zwei Drittel der Holdingumsätze aus Deutschland. Österreich, Irland, die Slowakei, Tsche- chien und die Niederlande generierten 2018 zusammen einen Umsatzanteil von etwa 20 Mio. EUR. Hinzu kam eine Reihe von Märkten bis hin nach Neuseeland oder Russland mit noch geringen Umsatz- beiträgen, aber als Potenzial für die Zukunft. Die Bilanzrelationen der Ille Holding sind ausgesprochen robust. Das Eigenkapital betrug zum GJ-Ende 2018 stolze 40,4 Mio. EUR, was einem Anstieg ggü. Vorjahr um 11,4% entspricht. Die Eigenkapitalquote lag somit bei 77,1% – diesen Wert erreichen selbst viele börsen- notierte Unternehmen nicht. Insofern ist auch kein Fremdkapital vonnöten, es sei denn, eine größere Übernahme ist geplant. Entsprechende Fragen ließ das Unterneh- men allerdings unbeantwortet. Das Marktpotenzial werde weithin als unbegrenzt wahrgenommen, heißt es im Geschäftsbericht. Die Ausbildung von Ver- triebsmitarbeitern sei der begrenzende Wachstumsfaktor. Ille zählt zu den deutschen Unterneh- men, die von einem Brexit direkt betroffen wären. Durch den bevorstehenden Aus- tritt Großbritanniens aus der EU sieht das Unternehmen Risiken für Ille UK hinsicht- Being Public m o c . e b o d a . k c o t s – x m r a t s i © : o t o F lich der Kursentwicklung GBP/EUR, die Einﬂuss auf Kreditverbindlichkeiten und den Bezug von Waren haben, die in Euro fakturiert werden. Die Einführung von Zöllen würde ebenfalls zu einem Risiko im Wareneinkauf führen. Ein Marktrisiko be- steht durch den Brexit beim nordirischen Markt, der derzeit von der Gesellschaft in der Republik Irland bedient wird. Fazit Ille Holding hat in den vergangenen Jahren stark in die Logistik und die Internationali- sierung investiert und ist vor allen Dingen in Osteuropa gut aufgestellt. Als Hygiene- unternehmen zählt der hessische Famili- enbetrieb zu den Gewinnern der aktuellen Lage. Die Potenziale sind riesig: Vielzäh- lige neue Märkte können erschlossen wer- den, und die bestehenden Regionen sind noch lange nicht ausgeschöpft. Genau solche Wachstumsaussichten werden an der Börse gesucht. Die bisher in dieser Rubrik erschie- nenen Portraits auf dem Portal: www.goingpublic.de Juni 2020 63 H b m G g n d o H e i l l l I © : o t o F

Going Abroad Going Abroad IPO-Markt USA Biotech-IPOs stemmen sich gegen den Trend Der coronabedingte Lockdown im Anschluss an einen noch ansprechenden Jahresauftakt hat sich auch auf das Volumen der US-Börsengänge ausgewirkt. Nach den kargen Monaten März/April scheint sich die Situation nun aber allmählich wieder zu entspannen. Besonders Biotechs sind derzeit heiß begehrt. Von Ike Nünchert Nach dem guten Jahresauftakt bis Ende Februar mit insgesamt 22 IPOs und einem Emissionsvolumen von 5,3 Mrd. USD (Vorjahr: elf IPOs bei 1,2 Mrd. USD) trocknete analog zum Kurssturz an den Weltbörsen auch der IPO-Markt aus: Allein 20 Börsengänge wurden kurz- fristig abgeblasen. Während in den ersten beiden Monaten noch durchschnittliche Zeichnungsgewinne von 20% zu Buche schlugen, sorgte der folgende Ausverkauf für eine negative Performance von 7% aller Neulinge nach Ende des ersten Quartals. Unternehmen aus dem Biotechsektor ver- mochten noch, sich überwiegend positiv zu behaupten – Konsum-, Technologie- und Finanztitel hingegen kamen unter die Räder. Bis Ende April passierten schließ- lich noch sieben IPOs die Lockdown- Hürde, fünf davon aus dem Biotech- segment. Schwächster März seit 2009 Nach der Verschiebung im November 2019 hat das viertgrößte amerikanische Abfall- entsorgungsunternehmen – GFL Environ- mental – nun sein Börsendebüt an der NYSE vollzogen. Das Emissionsvolumen Tab. 1: IPO Scoreboard 2020* Anzahl IPOs Gesamtes Emissionsvolumen Durchschn. Emissionsvolumen IPO-Verhältnis NYSE & Amex/Nasdaq Durchschn. Zeichnungsgewinn Quotient USA/D: 29 7,2 Mrd. USD 248 Mio. USD 6/23 17% 29 (29/1) *) Stand: 26.05.2020; Quelle: GoingPublic Research 64 Juni 2020 Abb. 1: Anzahl IPOs letzte 12 Monate* 25 20 15 10 5 0 23 21 21 20 14 13 13 9 9 3 4 3 Mai 19 Jun 19 Jul 19 Aug 19 Sep 19 Okt 19 Nov 19 Dez 19 Jan 20 Feb 20 Mär 20 Apr 20 *) Stand: 1.5.2020 lag bei 1,4 Mrd. USD und ist nach dem IPO von Medikamentenentwickler PPD Anfang Februar bisher der zweitgrößte Börsen- gang des Jahres. GFL kommt nun auf eine Marktkapitalisierung von 7,3 Mrd. USD. Dazu hat die Biotechﬁrma Imara (The- rapien gegen seltene Genkrankheiten) ihr IPO mit einem Volumen von 75 Mio. USD ﬁnalisiert. Nach einem Zeichnungsverlust von 3% beträgt die ak- tuelle IPO-Performance nun aber schon 60%. Das IPO der aus Peking stammenden WiMi Ho- logram Cloud generier- te ein Volumen von 25 Mio. USD. WiMi agiert im zukunftsträchtigen Markt für Ads im Be- reich der virtuellen Re- alität. Seine guten Proﬁ- ggü. Vorjahr -22% (ggü. Vj.) -14%(7)/-23%(30) -28% -9% +0,5% -Punkte Vj.: 37 (37/1) tabilitätswerte konnten sich allerdings bis dato nicht auf die IPO-Performance auswirken. Aktuell liegt die Aktie mit 30% im Minus. Biotech-IPOs im April Auch der April ﬁel mit vier IPOs (Emissi- onsvolumen: 440 Mio. USD) schwach aus und verzeichnete wie der März den schlechtesten Output seit 2009. Drei I POs waren allerdings überaus erfolgreich: Zentalis Pharmaceuticals entwickelt The- rapien gegen diverse Krebserkrankungen und generierte 165 Mio. USD an Emissions- volumen bei einer Marktkapitalisierung von 642 Mio. USD. Das Unternehmen erreichte einen Zeichnungsgewinn von 32% und liegt aktuell mit 122% im Plus. Die ebenso in der Krebsforschung tätige ORIC Pharmaceuticals erzielte ein Volumen von 120 Mio. USD bei einer

Abb. 2: Monatliche Zeichnungsgewinne in %* 40% 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% -5% -10% 35,4% 37,8% 32,4% 18,4% 21,8% 18,4% 11,7% 12,1% 7,3% 5,2% 3,7% Mai 19 Jun 19 Jul 19 Aug 19 Sep 19 Okt 19 Nov 19 Dez 19 Jan 20 Feb 20 Mär 20 Apr 20 -4,5% *) definiert als Differenz zwischen Schlusskurs des ersten Handelstages und Emissionspreis EverQuote. Der Zeichnungsgewinn betrug 32%; die Marktkapitalisierung liegt bei 3 Mrd. USD. Kingsoft Cloud, der drittgrößte chinesi- sche Cloud-Services-Anbieter, generierte 510 Mio. USD und erreicht nun eine Marktka- pitalisierung von 3,5 Mrd. USD. Die Aktie schnellte nach dem ersten Handelstag um 40% nach oben, hat die Gewinne inzwischen aber wieder abgeben müssen. Kingsoft hat auf dem noch unterentwickelten Cloud- Services-Markt in China enorme Wachs- tumschancen, sieht sich aber einer starken internationalen Konkurrenz ausgesetzt. Der Londoner Spieleentwickler GAN Limited nahm schließlich noch 55 Mio. USD ein. Der Zeichnungsgewinn betrug 63%; seither ist der Kurs leicht weiter angestiegen. Marktkapitalisierung von 500 Mio. USD. Nun verfügt sie über Cashreserven von 200 Mio. USD, welche die Entwicklungs- kosten bis mindestens 2022 decken sollen. Der Zeichnungsgewinn betrug 62%; aktu- elles Kursplus: 82%. Keros Therapeutics (Volumen: 96 Mio. USD; Marktkapitalisierung: 325 Mio. USD) hat sich auf Blut- und Muskelkrankheiten spezialisiert und sieht seine Kriegskasse mit 150 Mio. USD für die reibungslose Finanzierung seiner Medikamenten- entwicklung bis Ende 2022 gut gefüllt. Der Zeichnungsgewinn betrug 35%; derzeit liegt die Aktie bei +71%. Schließlich debütierte noch die auf Nasenschleimhautentzündungen fokus- sierte Lyra Therapeutics, das aber aus der guten Biotechbilanz ausschert. Ein Zeichnungsgewinn von 16% und ein aktu- eller IPO-Verlust von 7% bilden die Aus- nahme der jüngsten Biotech-IPOs. Das Emissionsvolumen lag bei 56 Mio. USD; die Marktkapitalisierung beträgt derzeit 210 Mio. USD. Leichte Besserung im Mai Im Fahrwasser anziehender Börsenkurse und erster Lockerungen sind im Mai nun immerhin bereits sechs Börsengänge mit knapp 1,6 Mrd. USD zusammengekommen. Zudem haben sich auch die ersten Nicht- Biotechunternehmen wieder aufs Parkett getraut: SelectQuote, eine Vergleichsplatt- form für Versicherungsanbieter, hat dabei mit 570 Mio. USD das größte Volumen erzielt. Das Unternehmen folgt damit dem 2018er-IPO seines Konkurrenten Going Abroad IPOs handelt es Bei den restlichen sich erneut um Biotechs. ADC Thera- peutics (Krebstherapien) ﬁel dabei der Löwen anteil mit 232 Mio. USD zu; damit kommt sie auf eine Marktkapitalisierung von 1,3 Mrd. USD. Nach dem ersten Handelstag lag das Papier mit 56% im Plus, aktuell bereits über 80%. Die eben- so auf Onko logie spezialisierte Ayala Pharmaceu ticals konnte 56 Mio. USD einsammeln; seitdem hat sich der Aus- gabekurs allerdings kaum verändert. Zuletzt debütierte noch Inari Medical (Geräte gegen Blut gefäßverengungen), die 156 Mio. USD stemmten und einen Zeichnungsgewinn von 124% realisieren konnten. Potenzial am Horizont Induziert durch die erfolgreichen Biotech- Börsengänge hat sich der gesamte IPO- Markt seit dem Tiefpunkt Mitte März wieder erholen können – und das markan- ter als z.B. der S&P 500 (Mitte Mai: 45% vs. 30%). Allerdings lautet der Marktkonsens inzwischen, dass bis in den Herbst hinein zuvorderst jene Unternehmen ihre IPO- Pläne erfolgreich umsetzen werden, deren Geschäftsmodelle am ehesten mit den Bedingungen unter der Coronapandemie korrespondieren. So werden in den nächs- ten Wochen IPOs der Verkaufsplattformen Vroom und ZoomInfo, der Cloud- Services- Anbieter Rackspace und Asana sowie des Essenslieferanten DoorDash erwar- tet. Zudem steht in Kürze noch das Mil liarden-IPO des Lebensmittelriesen Albertson an. m o c . e b o d a . k c o t s – t n a c a v © : o t o F Juni 2020 65

Initiativ & Kontrovers Standpunkt Die Aktienanlage und ihre Feinde Gute Dinge oder Konzepte sollten keine Feinde haben. Bereits ein erster Überblick zeigt aber, dass dem nicht so ist – selbst das oft gepriesene Demokratieprinzip ist nicht unumstritten. Gleiches gilt für die „offene Gesellschaft“, wie wir von Karl Popper aus dessen Werk „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ wissen. Von Dr. Christoph Bruns W ie steht es diesbezüglich um die Aktienanlage? Wird sie unumwunden als kluges Vorge- hen wertgeschätzt und deshalb befördert? Mancherorts wohl – aber in Deutschland eher nicht. Vielmehr zeigt sich, dass die Aktienanlage hierzulande viele Feinde hat, mitunter sogar unerwartete. Wie sieht es etwa mit unserem Staat aus, der gehalten ist, kluge Rahmenbedingun- gen für die Wirtschaft zu setzen, um die Wohlfahrt der Bürger zu mehren? Ihm liegt die Aktienanlage nicht am Herzen. In vielfältiger Weise diskriminiert der deutsche Staat Aktieninvestments ge- genüber Fremdkapitalanlagen. Ein Blick auf die jeweilige Besteuerung von Erträ- gen aus diesen beiden Anlageformen belegt seine Präferenzen. Während Zins- erträge und Dividenden beim Anleger mit Kapitalertragsteuer belastet werden, haben Erstere als Aufwand das Betriebs- ergebnis geschmälert – während Letz- tere aus versteuertem Gewinn bezahlt werden. Im Ergebnis führt das zu einer Effektivsteuerbelastung von als Dividen- den ausgeschüttetem Gewinn in Höhe von ca. 50%, abhängig von der ortsvaria- blen Höhe der Gewerbesteuer. Weitere wesentliche staatliche Benachteiligun- gen bestehen im regulatorischen Bereich z.B. bei Banken und Versicherungen, wo gehaltene Aktienanlagen mit Eigen- kapital unterlegt werden müssen. Diese Beispiele mögen ausreichen, um zu zeigen, dass der Staat kein Freund der Aktienanlage ist. Vielleicht lässt sich dieser Umstand damit erklären, dass er als größter Emittent von Anleihen dem Wettbewerber Aktie bewusst Steine in den Weg legen will. 66 Juni 2020 Sind aber Banken und Versicherer, die als Investoren und Intermediäre bedeutenden Einﬂuss auf das Anlageverhalten haben, Freunde der Aktienanlage? Der Stand- punkt der deutschen Versicherer lässt sich rasch einschätzen – ihre traditionell äußerst geringen Aktienquoten sprechen eine eindeutige Sprache. Man wird hierzu- lande Schwierigkeiten haben, eine Versi- cherung zu ﬁnden, die mehr als 5% ihrer Kapitalanlagen in Aktien investiert hat. Bei Banken ist der Befund nicht gänzlich anders. Reine Investment- und Wert- papierbanken, wie sie aus Trennbank- systemen bekannt sind, gibt es in Deutsch- land kaum. Universalbanken fokussieren sich i.d.R. auf das Firmenkunden- und Kreditgeschäft. Unter Deutschlands zehn größten Banken beﬁnden sich zudem fünf Institute in staatlicher Trägerschaft bzw. mit signiﬁkantem Staatsanteil. Aktien- förderer ﬁnden sich dort eher nicht. Besonders verheerend ist die Situation in der deutschen Politik. Grundsätzlich ob- waltet unter den Abgeordneten und in der Regierung Ahnungslosigkeit bzgl. der Aktien- anlage. Wie feindselig etwa das Finanz- ministerium gegenüber Aktien eingestellt ist, erkennt man leicht an den aktuellen Versuchen, eine absurde Transaktions- steuer auf Aktienanlagen einzuführen. Wenn man sich vor Augen führt, dass die große Finanzkrise der Jahre 2008 ff. eine Schuldenkrise war, dann bedarf es schon reichlicher Chuzpe, Eigenkapitalanlagen nunmehr zusätzlich besteuern zu wollen. Aber auch Unternehmensvorstände und -aufsichtsräte sind keine uneingeschränk- ten Förderer der Aktienanlage. Leistungs- feindliche Vergütungspakete und Man- datshäufungen fügen der Aktienkultur erkennbaren Schaden zu. Selbst Fonds- gesellschaften erweisen der Aktienanlage durch ihre Produktpolitik und ihr Abstim- mungsverhalten auf Hauptversammlun- gen nicht selten einen Bärendienst. Insgesamt zeigt der kurze Überblick, dass die verödete Aktienkultur Deutschlands aus einem Mangel an überzeugten Freun- den der Aktienanlage besteht. Dabei wird angesichts der Fremdkapitalorgien seit der großen Finanzkrise und in der derzei- tigen Coronakrise eine Eigenkapitalwirt- schaft für die künftige Wohlfahrt Deutsch- lands unabdingbarer sein denn je. ZUM AUTOR Dr. Christoph Bruns ist seit 2005 Fonds- manager, Teilhaber und Vorstand der Aktienfondsboutique LOYS. Von Chicago aus verwaltet er den LOYS Global MH und den LOYS Global. Vor seiner Zeit bei der LOYS AG fungierte er zuletzt bis 2001 als Segmentleiter im Fondsmanagement und als Direktor bei Union Investment. Dr. Bruns ist zudem Autor renommierter Standardwerke im Bereich Portfoliomanagement und hat bereits zahlreiche Auszeichnungen als Aktienfondsmanager erhalten.

Netzwerk Homestory In Zeiten von Corona wird das Zuhause zur neuen „Event- und Arbeitslocation“. Hier eine Auswahl an Schnappschüssen aus dem Homeofﬁce. Nedim Kaplan von Ökoworld braucht mal eine Pause vom Bildschirm – solange hält sein treuer Begleiter auf vier Pfoten die Stellung. Das Team von Encavis ist ﬂeißig im Homeofﬁce. Während die einen jetzt tierische Kollegen haben, ist bei anderen der Küchentisch zu Büro und Schule umfunktioniert worden. s i v a c n E © : o t o F Zeit für eine gemütliche Tasse Kaffee muss sein: Birgit Hass von creditshelf ist guter Dinge im heimischen Büro. Hoch konzentriert in den eigenen vier Wänden: Ulrich Kirstein von der Börse München hat allerhand zu tun – und mit dieser umfangreichen Büchersammlung wird es auch nach Feierabend garantiert nicht langweilig. n o R . I © Das monatliche IR.on-Frühstück wird in Zeiten von Covid-19 im Homeof- ﬁce serviert. Kaffee und frische Brötchen schmecken auch dort, und nette Gesellschaft ist per Videochat sichergestellt. : o t o F Eventberichte und Schnappschüsse finden Sie auch auf Twitter: www.twitter.com/goingpublic_de Auch Dr. Joachim Fleing von der 3U Holding hat sich im Heimbüro bestens arrangiert – Zeit für ein Lächeln bleibt zwischen Telefon- und Videocalls immer. Juni 2020 67

m o c . k c o t s . e b o d a - x p r e f o o r m a J i © : o t o F Service Eventkalender – Auswahl an Webinaren und digitalen Events Datum 2. Juni 14:00 bis 15:00 Uhr 3. Juni 14:30 bis 16:00 Uhr 3. Juni 16:00 bis 17:00 Uhr Veranstalter Heuking Kühn Lüer Wojtek www.heuking.de Event Webinar: Einheitlicher Arbeitsschutz gegen Covid-19 Der Arbeitsschutzstandard wird für Coronazeiten angepasst. Ein neuer Arbeitsschutzstandard soll die Arbeitnehmer vor Gefährdungen des Coronavirus schützen. Es gibt konkrete Anforderungen, die die Sicherheit am Arbeitsplatz gewährleisten sollen. Deutsches Aktien Institut www.dai.de/veranstaltungen Webinar-Reihe: 3. Block „Corporate Governance und Related Party Transactions“ Preis: 120-195 EUR DIRK – Deutscher Investor Relations Verband e.V. www.dirk.org/termine DIRK-Webinar: Creditor Relations im Bärenmarkt Am 3. Juni 2020 findet ein weiteres Webcast aus der DIRK-Webinar- Veranstaltungsreihe statt. Teilnahme: kostenfrei 16. Juni und 17. Juni Tag 1: 10:00 bis 20:00 Uhr Tag 2: 10:00 bis 18:00 Uhr nova Institut www.nova-institut.de/bio Online: 17th EIHA Hemp Conference Ein Informationsaustausch zwischen Experten bezüglich der neuesten Entwicklungen im Bereich verschiedenster Nutzhanfprodukte. 16. Juni – 17. Juni jeweils von 9:00 bis 13.30 Uhr Handelsblatt GmbH veranstaltungen.handelsblatt.com/cfo-summit 16. Juni bis 18. Juni Messe Berlin GmbH www.dmea.de 23. Juni 16:00 bis 17:00 Uhr DIRK e.V. www.dirk.org/termine Online: CFO-Summit 2020 Viele Unternehmen haben auf dem Weg der digitalen Transformation und der Neuaufstellung ihrer Geschäftsmodelle grundlegende Schritte eingeleitet. Gleichzeitig werden die Zukunftsaussichten je nach Branche sehr unterschied- lich bewertet. Teilnahme: 2.300–2.500 EUR Online: DMEA 2020 Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen. Das Programm wird Anfang Juni veröffentlicht. DIRK-Webinar: Nachhaltigkeitskommunikation am Kapitalmarkt Ergebnisse einer DIRK-Studie zu Common und Best Practices der Investor Relations deutscher börsennotierter Unternehmen. Teilnahme: kostenfrei 23. Juni bis 25. Juni BIO Deutschland www.biodeutschland.org/de/german-corona- showcase.html Online: German Corona Showcase Es werden Unternehmen betrachtet, die sich mit „Corona“ befassen. Zusätzlich informiert das Event über alle aktuellen Entwicklungen bezüglich der Forschung an einem Impfstoff etc. 24. Juni 13:00 bis 18:00 Uhr Center for Corporate Reporting (CCR) www.corporate-reporting.com 30. Juni bis 2. Juli Equity Forum www.equityforum.de Online Geschäftsberichte-Symposium Was ist der Zweck eines Unternehmens und wofür ist es verantwortlich? Gewinnmaximierung reicht als Daseinsberechtigung nicht mehr aus. Institutionelle Investoren beurteilen Unternehmen ganzheitlich und integrieren ESG-Kriterien in ihre Anlageentscheidung. Das und vieles mehr wird diskutiert. Teilnahme: 450 CHF Virtuelle 1on1 Summer Summit (Ersatz Frühjahrskonferenz) Das Equity Forum hat sich entschieden, die Frühjahrskonferenz in diesem Jahr ersatzweise rein virtuell als Online 1on1 Summer Summit durchzuführen. Die CEOs und CFOs von börsennotierten Unternehmen stehen für Online- Einzelgespräche (1on1’s), aber auch Group Meetings an drei Tagen zur Verfügung. Für institutionelle Investoren und Finanzanalysten sowie Venture Capital- und Private Equity-Investoren ist die Teilnahme kostenfrei. 68 Juni 2020

„Litigation-PR“ Gewonnene Rechtsstreitigkeiten nut- zen wenig, wenn doch die Reputa- tion in der Öffentlichkeit zu Bruch geht – z.B. ein Thomas Middelhoff könnte aus erster Hand berichten. Die überaus abwechslungsreiche Zu- sammenstellung von Fachbeiträgen und Top-3 deutsche Business-Bücher 2020* 1) „21 Lektionen für das 21. Jahrhundert“, Yuval Noah Harari, C. H. Beck, 2018, 459 S. – 15 EUR 2) „Die 7 Wege zur Effektivität“, Stephen R. Covey, Gabal, 2018, 416 S. – 25 EUR 3) „Permanent Record“, Edward Snowden, S. Fischer, 2019, 459 S. – 14 EUR Quelle: www.getAbstract.com *) Kombiniertes Rating aus Verkaufs- rang bei Amazon, Rating sowie Downloadrang bei getAbstract Interviews ist mehr als lesenswert, nicht nur für Juristen. Etwas mehr Bebilderung wäre ein letzter Feinschliff gewesen. Rechtsanwalt Martin Wohlrabe war viele Jahre als Journalist für die Wirt- schaftsredaktion der BILD tätig, arbeite- te als Referent von Wolfgang Schäuble im Deutschen Bundestag und verant- wortete dort die Pressearbeit des Ministers mit. Wohlrabe ist Gesellschaf- ter der Litigation- und Krisen-PR-Agentur CONSILIUM. [FB] „Litigation-PR – wie Krisenkommunikation im Gerichtssaal der Öffentlichkeit funktio- niert“, von Martin Wohlrabe (Hrsg.); Sprin- ger Gabler, 2020; 236 Seiten, 40 EUR „Die große Zerstörung“ Facebook, Google und dazu noch Chinas Datenmacht steuern mehr oder minder auf einen globalen Staats- streich zu, der unser aller Leben über- nimmt. Radikale technologische Umwäl- zungen der vergangenen Jahre sind nicht etwa ein Trend, sondern ein Charakteris- tikum unserer Zeit – gekommen, um zu bleiben. Das ﬁnale Kapitel zeigt Handlungs- alternativen und Vorschläge – summa summarum hätte dies ruhig länger ausfallen dürfen. ifo-Papst Prof. Dr. Hans-Werner Sinn adelt bei Amazon das Werk mit einem Zweizeiler. ist Ökonom, Andreas Barthelmess Serial Entrepreneur und Publizist. Schon als Student gründete er den Think Tank 30. Heute ist er regelmäßiger Kolum- nist u.a. für NZZ, WirtschaftsWoche, WELT und ZEIT. [FB] „Die große Zerstörung – was der digitale Bruch mit unserem Leben macht“, von Andreas Barthelmess; Duden, 2020; 256 Seiten, 18 EUR „Die neue gewaltfreie Kommunikation“ Botschaften kommen nicht an oder werden gar missverstanden. Selbst- zensur oder falsche Rücksichtnahme sind zwei Stichworte, die wohl jeder aus persönlichen Erfahrungen kennt. Der Autor beleuchtet das „Kommunikations- theater“ und macht ﬁt für den täglichen Umgang in Privatleben und Beruf. Fischer entwickelt – sicherlich nicht ganz unbekannte – bestehende Kommuni- kationsmodelle weiter. Selbstreﬂexion und innere Entwicklung dürften das Ziel dieses Buchs darstellen. Markus Fischer ist Volkswirt und anerkannter Ausbilder für Mediation im Bundesverband Mediation e.V. Nach der Ausbildung verlegte Fischer den Schwer- punkt auf die Arbeit mit dem Rosenberg- Persönlichkeitsmodell und bildet seit 2003 darin aus. [FB] „Die neue gewaltfreie Kommunikation – Empathie und Eigenverantwortung ohne Selbstzensur“, Fischer; BusinessVillage, 2019; 216 Seiten, 25 EUR von Markus Service Juni 2020 69

Service Unternehmensindex Seite ADC Therapeutics ................................. 65 ALSTOM ................................................ 61 Bombardier ........................................... 60 Exasol .................................................... 12 Ille Holding ........................................... 62 JDE Peet‘s .............................................. 12 Nasdaq .................................................. 13 ORIC Pharmaceuticals .......................... 64 Impressum 23. Jahrgang 2020, Juni Verlag: GoingPublic Media AG Hofmannstr. 7a, 81379 München Tel.: 089-2000 339-0 Fax: 089-2000 339-39 E-Mail: info@goingpublic.de Internet: www.goingpublic.de Redaktion: Svenja Liebig (Leitung), Falko Bozicevic, Michael Fuchs Bildredaktion: Andreas Potthoff Bilder: Adobe Stock, Unternehmensbilder Siemens ................................................ 61 Titelbild: Victoria – stock.adobe.com TeamViewer ........................................18ff Zentalis Pharmaceuticals ...................... 64 Zoominfo .............................................. 65 Vorschau GoingPublic Magazin August 2020 (Erscheinungsdatum: 8. August) Kapitalmarkt post Corona: Back to normal – aber wann? M&A-Deals: So geht’s am Übernah- memarkt weiter IPOs ante portas: Was bringt die zweite Jahreshälfte 2020? u.v.m. 70 Juni 2020 Mitarbeit an dieser Ausgabe: Prof. Dr. Wolfgang Blättchen, Dr. Christoph Bruns, Maximilian Fischer, Jens Hecht, Andreas Müller, Falk Müller-Veerse, Thomas Müncher, Ike Nünchert, Stefan Preuß, Sven Radke, Claudia Schneckenburger, Dr. Martin Steinbach Interviewpartner: Kay Bommer, Daniel Großjohann, Diana Kaufhold, Stephan Klepp, Marcus Lichtblau, Dr. Andreas Piepenbrink, Michael Schäfer, Oliver Steil, Marc Tüngler, Prof. Dr. Henning Vöpel Lektorat: Magdalena Aderhold, Visavis Media, Benjamin Eder Gesamtgestaltung: Andreas Potthoff Redaktionsanschrift: s. Verlag, Fax: 089-2000339-39, E-Mail: redaktion@goingpublic.de Verlagsleitung Kapitalmarktmedien: Anna Bertele, Tel.: 089-2000339-18 E-Mail: bertele@goingpublic.de Gültig ist Preis liste Nr. 10 vom 1. November 2006 Erscheinungstermine 2020: 29.2. (Februar 2020), 28.3. (Special „Corporate Finance Recht“), 30.5. (Juni 2020), Juli/Aug. (Special „M&A Insurance“), 8.8. (August 2020), 22.8. (Special „Financial Locations 2020/2021“), 22.8. (Special „Geschäftsberichte & Trends“), 23.9. (Special „Kapitalmarkt Schweiz“), Oktober (Special „Mitarbeiterbeteili- gung“), 24.10. (Special „Kapitalmarkt Österreich“), 5.12. (Dezember 2020) Preise: Einzelpreis 12,50 EUR, Sonderbeilagen 9,80 EUR, Jahresabon- nement 148,00 EUR, Jahresabonnement Aus land 160 EUR. Alle Preise incl. Ver- sandkosten und 7% MwSt. Abonnementverwaltung: GoingPublic Media AG GoingPublic Abo-Verwaltung Hofmannstr. 7a 81379 München Tel.: 089-2000339-0, Fax: -39 E-Mail: abo@goingpublic.de Druck: www.viaprinto.de Haftung und Hinweise: Artikeln, Emp- fehlungen und Tabel len liegen Quellen zu grunde, welche die Redak tion für verlässlich hält. Eine Garantie für die Rich tigkeit kann allerdings nicht über- nommen werden. Bei unaufgefordert eingesandten Beiträgen be hält sich die Redak tion Kür zun gen oder Nichtab- druck vor. Mögliche Interessenkonﬂikte: Wert- papiere von im GoingPublic Magazin genannten Unternehmen können zum Zeitpunkt der Erscheinung der Publikation von einem oder mehreren Mitarbeitern der Redaktion und/oder Mitwirkenden gehalten werden, hier wird jedoch auf potenzielle Interessen- konﬂikte hingewiesen. Nachdruck: © 2020 GoingPublic Media AG, München. Alle Rechte, insbe sondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne schriftliche Geneh mi gung der Going- Public Media AG ist es nicht gestattet, diese Zeit schrift oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photo- kopie, Mikro ko pie) zu ver viel fäl ti gen. Unter dieses Verbot fallen auch die Auf nah me in elektronische Daten ban- ken, Internet und die Ver viel fälti gung auf CD-ROM. Datenschutz: Der Schutz Ihrer Daten ist uns wichtig. Es gilt die Datenschutz- erklärung der GoingPublic Media AG, ebenfalls abrufbar auf unserer Website www.goingpublic.de/datenschutz. ® Eingetragenes Waren zeichen beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA), Reg.-Nr. 398 15 475 Das GoingPublic Magazin ist Pﬂichtblatt an allen deutschen Wertpapierbörsen. ISSN 1435-3474, ZKZ 46103

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„Wir werden uns nicht auf dem Erfolg der Vergangenheit ausruhen“

Krisengewinner

„Krise kann helfen, alte Strukturen loszulassen“

ESG am Kapitalmarkt in Zeiten von Corona

Hongkong – Frankfurt – Silicon Valley: ein Roadshowtag

Social Distancing bei Aktionärstreffen

„Größter Profiteur wird trotz Begleitsymptome die Digitalisierung sein“

Erwartungsmanagement im Zeitalter volatiler Kapitalmärkte

COVID-19 in Deutschland

„Geschäftsberichte richten sich an zahlreiche Anspruchsgruppen“

„Neues im digitalen Raum ausprobieren“

„PV-Ausstattung daheim und Elektroautos sind dasselbe Thema“

Die Transformation des Geschäftsberichts

Serie: Familienunternehmen an der Börse

Ille Holding GmbH – Spende für saubere Hände

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