2 Mai 2021 – 12,50 EUR (D) – www.plattform-lifesciences.de Plattform Life Sciences Technologie – Finanzierung – Investment Smarte Medizin Smarte Medizin WWiiee ddiiee ddiiggiittaallee TTrraannssffoorrmmaattiioonn ddiiee MMeeddiizziinn ddeerr ZZuukkuunnfftt pprrääggtt ((33.. JJaahhrrggaanngg)) Giga-Daten Deep Data Indivumed: Hamburger Dr. Friedrich von Bohlen über Daten, DiGA-Apps Im Fokus: Understatement Corona und Lichtstreifen am Horizont Die Welle rollt

Editorial Was wäre, wenn …? Dr. Georg Kääb, Plattform Life Sciences Was wäre, wenn die lange angekündigte Digitalisierung in Deutschland nicht nur die Abdeckung des Mobilfunknetzes in den Fokus genommen hätte, sondern viel früher und energischer auch den Gesundheitsbereich? Was wäre, wenn die Digitalisierung die Gesundheitsämter und viele andere Behörden, Institute, ja auch uns Privathaushalte bereits vor der Pandemie in einen besseren Grundzustand versetzt hätte? Was wäre, wenn die datengetriebene, personalisierte Medizin auch bei Corona zur Anwendung gekommen wäre, wenn man sich nicht gleich zu Beginn von der Welle der Krankenhausüberlastung hätte wegspülen lassen, sondern in die Tiefe der Patientendaten hätte eindringen und damit früher zu einem Krankheitsverständnis kommen können? Hätte, hätte, Fahrradkette. Doch nun ist der Digitalisierungsturbo gezündet. Jetzt bricht eine andere Welle über die Systeme, die Behörden, die tradierten Abläufe und Prozesse herein, die oft einfach nur zeitgemäße „Nutzerfreundlichkeit“ zum Ziel hat. Ein Aufbruch ist das! Und er lässt sich in Zahlen ausdrücken. Der Berliner Brainwave Hub etwa konstatiert dem Bereich Digital Health in Deutschland für das erste Quartal 2021: „Die Anzahl der Deals in Q1 hat bereits 65% der Dealanzahl aus dem Vorjahr erreicht. […] Die hohe Anzahl an Investments in therapiebegleitende digitale Lösungen unterstreicht die wachsende Bedeutung und das Potential der Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA).“ Darum widmen auch wir uns diesen DiGA1, aber ebenso den Möglichkeiten, mit hervor- ragenden Datenquellen oder intensiv kurierten Daten echte Fortschritte in der Thera- peutikaentwicklung bzw. beim Krankheitsverständnis zu erzielen, in großer Ausführlichkeit. Wir haben in zahlreichen Gesprächen viele persönliche Einblicke gewinnen können und präsentieren diese auf den folgenden Seiten. Darüber hinaus lassen wir Dietmar Hopp und Prof. Dr. Christof Hettich auf die Rahmenbedingungen für Biotechnologie in Deutschland blicken. Wir wünschen Ihnen reichlich Inspiration und Lesevergnügen auf den folgenden Seiten! kaeaeb@goingpublic.de 1) Zum Zeitpunkt der Drucklegung umfasste das DiGA-Verzeichnis 15 Anwendungen. Sicherlich ist diese Zahl schon bald überholt – wahrhaftig ein Aufbruch! 02-2021 „Smarte Medizin“ ls 3

Finanzierung Investment 54 Digital Health: Start-up-Finanzierung Im Spannungsfeld von Hype, Skalierung und Kosten erstattung Jens Peter Wartmann, Proventis Partners 56 „Mit Know-how und Netzwerken vergeben wir ‚Smart Money‘“ Interview mit Florian Stinauer, Investmentmanager für Life Sciences & Cleantech bei der NRW.BANK 58 Risiken wägen, Innovation wagen! Eine Kolumne von Dr. Sascha Berger, Partner, TVM Capital Life Science 62 Deutsche Biotechnologie Warum nutzen wir so unzu- reichend die Chancen dieser wissensbasierten, lebensver- bessernden Industrie? Dietmar Hopp, Prof. Dr. Christof Hettich, dievini Hopp BioTech holding 66 „Wir verfolgen einen funda men - talen, strukturierten Ansatz“ Interview mit Hendrik Lofruthe, Portfoliomanager Healthcare, Alexander Chamier, Senior- Portfoliomanager, Apo Asset Management 68 2021: The year of the SPAC? Finanzierungsmöglichkeit für deutsche Biotechunternemen Thomas Loeser, Dr. Kerstin M. Bode-Greuel, Bioscience Valuation BSV Case Studies 59 Kaia Health: Multimodale Schmerztherapie Mit vielen Millionen auf dem Weg zur DiGA Service 70 Partner der Ausgabe im Portrait 60 NanoTemper kooperiert mit 73 Eventkalender PharmAI Intelligente Software durchforstet Millionen Strukturdaten von Eiweiß - molekülen und beschleunigt den Weg zu neuen Medikamenten 74 Impressum/ Unternehmens index Inhalt „Mit Know-how und Netzwerken vergeben wir ‚Smart Money‘“ Interview mit Florian Stinauer, NRW.BANK Seiten 56–57 Deutsche Biotechnologie Dietmar Hopp (Foto), Prof. Dr. Christof Hettich, dievini Hopp BioTech holding Seiten 62–64 Plattform Life Sciences Kompetenz in Life Sciences. Seit 1999. 2021: The year of the SPAC? Thomas Loeser, Dr. Kerstin M. Bode-Greuel (Foto), Bioscience Valuation BSV Seiten 68–69 02-2021 „Smarte Medizin“ ls 5

m o c . e b o d a . k c o t s – 9 9 s a r k © : n o i t a r t s u l l I DANKE* *) Die Ausgabe „Smarte Medizin“ entstand mit freundlicher Unterstützung von

accelerating medical innovation BioM - central point of contact for pharma and biotechnology in Munich and Bavaria consulting for founders-to-be, representing Bavarian biotechnology start-ups & SMEs world-wide grant & seed financing support investment opportunities pre-seed incubation & m4 award online platform with industry news, networking & partnering, matchmaking events, conferences & training press releases, job exchange, company database and much more www.bio-m.org

Abb. 1: Dataome-Technologie von Molecular Health Einführung: Smarte Medizin Quelle: Molecular Health ist gedanklich ein riesiger Unterschied zu Sprunginnovationen, deren Notwendig- einem Ökosystem, das dies versteht und solche Beträge risikobalanciert bereitstel- len kann. Ist der Graben zwischen akademischer Wissenschaft und Industrie noch immer zu groß? Pauschal ist es immer noch so, dass der Technologietransfer in Deutschland in den Life Sciences nicht gut ist. Das hat tausend Gründe und an einzelnen Stellen, bei einzelnen Einrichtungen funktioniert es durchaus. Aber er wird oft noch nicht als „eigene DNA“ einer Forschungsstätte gelebt. Auf der anderen Seite haben wir viele Wissenschaftseminenzen, die alles, was Wirtschaft ist, als Geschäftemacherei diskreditieren. Damit kann man ja viel- leicht noch leben, aber einige davon halten auch die wissenschaftliche Arbeit in Firmen für höchstens zweitklassig. Genau das Gegenteil ist der Fall: Wenn eine Firma im Hightechbereich heute nicht mindestens so gut ist wie die publi- zierende Wissenschaft, wird es sie morgen nicht mehr geben. kritisch. Leider ja. Viel Wagniskapital in Deutsch- land gibt es nicht, die entsprechenden Gesellschaften kann man an einer Hand abzählen. Gehen Sie mal ins Silicon Valley: Dort sitzen die Tür an Tür, und wer eine Idee hat und Geld braucht, kann die alle hintereinander abklappern. Dann rühmen BioNTech und CureVac beschert haben – meisten aber setzen auf konservative Bewahrung des Vermögens. Dabei gibt es MOLECULAR HEALTH Gerade im Umgang mit Corona hat sich die Stärke des Ansatzes von Molecular Health gezeigt. Das Unternehmen hat ein COVID-19-Krankheitsmodell entwickelt, das die weltweiten Daten zum Coronavirus mit denen der COVID-Krankheitsbilder vernetzt, interpretiert und visualisiert. So konnte schon im Mai 2020 ein zentraler durch das Virus indu- zierter molekularer Prozess identifiziert werden, die konstitutive Aktivierung des Bradykinin- Rezeptors (B1R), welcher acht pathologische Kernmechanismen beeinflusst. Mit dem Modell ließen sich zahlreiche Symptome und Phänotypen ursächlich erklären bzw. vorhersagen, und auch neue therapeutische Interventionen konnten vorab korrekt bewertet sowie weitere postuliert werden. Aktuell arbeitet das Unternehmen zusammen mit der Universitätsmedizin Essen in einem Pilotprojekt daran, dieses Modell durch die Ergänzung von Real-Word-Daten zu optimieren und weiter zu validieren, um das Wissen in die deutsche Versorgung und darüber hinaus einzubringen. Anschließend sollen sie schnellstmöglich in die ständig aktuali- Aus Sicht von Molecular Health ist es wünschenswert, dass das Potenzial von Real-World- Daten für die Verbesserung von Therapien leichter für jedermann zugänglich gemacht wird. Denn Daten werden nicht schlechter, je öfter man sie verwendet, im Gegenteil – je schneller sie intelligent verknüpft werden können, desto schneller und besser kann Patienten geholfen werden, wie das Beispiel impfinduzierter Thrombosen zeigt. Deshalb ist onkologischen Patienten, momentan in Deutschland außerhalb der akademischen Welt quasi nicht zugänglich ist. Die Plattform ist darauf ausgelegt, sowohl strukturierte als auch unstrukturierte Daten zu verarbeiten. Strukturierte Daten werden mithilfe einer Echtzeit-Verarbeitungspipeline in Dataome integriert, um sie zu normalisieren und die Qualität zu kontrollieren. Hier kommt ein umfangreiches Netzwerk biomedizinischer Experten ins Spiel, die auch den Blick dafür haben, umsetzbare Erkenntnisse für Stakeholder im gesamten Ökosystem des Gesundheitswesens zu generieren. 02-2021 „Smarte Medizin“ ls 11

Beantragen Sie schnell und einfach Ihre NRW.BANK.Förderung. Alle Infos und FAQ: www.nrwbank.de/corona @nrwbank #TeamNRW „Unsere Idee rollt weiter – vom Start-up in Richtung Mittelstand.“ Fördern, was NRW bewegt. Tanja Zirnstein und Katharina Obladen, Gründerinnen von UVIS, entwickeln innovative Technologien und Services für mehr Hygiene. Den Start finanzierte ein Business Angel zusammen mit dem NRW.SeedCap der NRW.BANK. Jetzt wächst UVIS in den Mittelstand. Die ganze Geschichte unter: nrwbank.de/uvis

Einführung: Smarte Medizin Kommen wir nun zum inhaltlichen Kern von Indivumed, der Onkologie. Was können Sie nun mit Ihrer Wissensdaten- bank für die Krebstherapie der Zukunft bewirken? Wir versuchen, die Tumorbiologie in ihrer Komplexität zu verstehen – und wir sind diesem Ziel sehr nahe. Wir haben uns nun 18 Jahre mit diesen Grundlagen beschäf- niemand sonst Zugang hat. Warum? Weil niemand das Ausgangsmaterial der Probe in dieser Menge und in der gleichen Quali- tät hat. Unsere Gründlichkeit macht sich nun einfach bezahlt und der Schritt zur eigenen Therapieentwicklung ist evident und logisch. Natürlich wollen Pharma- Freundschaftspreis. Wir haben uns nun tigt. Proben im gleichen Format, mit der zumindest für die ersten Schritte mit gleichen Qualität, zehn Minuten nach der einem Finanzinvestor verbunden, der spe- Entnahme tiefgefroren – weltweit. Mit den ziell an einer Entwicklung therapeutischer technischen Möglichkeiten einer umfas- Antikörper interessiert ist. Durch Zusam- senden Gewebeanalytik und den heutigen menarbeit mit einem Unternehmen, das Möglichkeiten bei der Digitalisierung kön- eine besondere Antikörpertechnologie nen wir jetzt den entscheidenden Schritt hat, wollen wir in kurzer Zeit schon erste gehen. Dank der Verfügbarkeit von Cloud- Kandidaten präsentieren. lösungen können wir mit diesen Daten nun Später werden wir Pharma in den klini- auch arbeiten. Unsere Advanced Analytics, schen Studien einbinden. Auch die schon die KI- und ML-Tools beschleunigen dabei länger bestehende Kooperation mit Evotec, ungemein, und innerhalb von nur einem die den Wert unserer Daten sofort und Jahr intensiver Arbeit sehen wir Zusam- früh erkannt hat, fußt ja darauf, dass wir menhänge, die niemand sonst sehen kann – das einzige Limit ist die Personal- ressource, das alles auszulesen. Wie kommt man damit zu neuen Thera- peutika? Wir vergleichen unterschiedliche Tumor- arten/-proben, betrachten das „Whole Genome“ des Tumorgewebes zusammen mit sämtlichen Omics-Daten, dazu Image- analysen, vergleichen die Daten mit dem Normalgewebe desselben Patienten und wesentlich dazu beitragen können, Targets - screening erfolgreich sind. Mittelfristig werden wir die Targetvalidierung sicher auch mehr unter eigener Kontrolle durch- führen. Neues? Und ist dabei nicht die Hetero- genität des Tumors in einem Patienten ein nahezu unlösbares Problem? Mit unserem Datensatz schauen wir nicht können durch die Integration verschiede- auf „den“ Brustkrebs allein oder irgendeine ner biologischer Datensätze Dinge erken- andere Krebsform, sondern wir können nen, z.B. „Pan-cancer-Muster“, zu denen dies direkt vergleichen mit beispielsweise d e m u v d n i I © : o t o F – Kapitalmarktberatung – Eigenkapitalbeschaffung – Langfristiges Fremdkapital über Anleihen – Dual Track – Incentivierungsprogramme für Führungskräfte – Individuell – Unabhängig – Diskret ANSPRECHPARTNER Prof. Dr. Wolfgang Blättchen Dr. Stephan Mahn Uwe Nespethal BLÄTTCHEN FINANCIAL ADVISORY T + 49 (0) 71 52. 61 01 94. 0 F + 49 (0) 71 52. 61 01 94. 9 @ info@blaettchen-fa.de 02-2021 „Smarte Medizin“ ls 19 www.blaettchen-fa.de

) n a i c i n h c e t b a L ( . . m o c e b o d a k c o t s / a b p o p i , ) e s u o h t h g i L ( . m o c o t o h p k c o t s i / s o t o f - h m : s t i d e r c d l i B HAMBURG & SCHLESWIG-HOLSTEIN HOME OF HEALTH INNOVATION Life Science Nord is one of the leading life science networks in Europe and covers some 500 companies, research institutes and organizations. In Ham- burg and Schleswig-Holstein, pioneering lead solutions for medical devices, biotechnology and the healthcare industry are developed. Find out more at www.lifesciencenord.de

unsere welt wird von unternehmen verändert, die in garagen gegründet wurden. was kannst du dann erst auf 3.400 m

Initiative Healthcare Regensburg ADVERTORIAL i k r a P o B e d u ä b e g n e m r i F d l i B a m a r o n a P Anfang 2017 hat der BioPark die neue Marke „Healthcare Regensburg“ ins Leben gerufen, um dem Wunsch aller Akteure nach einer gemein- samen Sichtbarkeit des Gesundheitsstandortes gerecht werden zu können. Damit wird der Life Science Cluster BioRegio Regensburg weiterent- wickelt und inhalt lich um das Themenfeld Gesund- heitswirtschaft erwei tert. Ende 2018 wurde ein Masterplan erstellt, aus dem auch erste Handlungs- empfehlungen und Projektvorschläge zur Weiter- entwicklung der Gesundheitswirtschaft am Stand- ort Regensburg und in der Region hervorgingen. Das Projekt wurde vom Freistaat Bayern für drei Jahre gefördert. Die wachsende Bedeutung dieser Branche für die Zukunft der Domstadt und der Region Oberpfalz dokumentierte eine Erhebung des Clusters in 2019. Seit der letzten Zählung im Jahr 2011 ist die Anzahl der Beschäftigten in der Gesundheitsbran- che um rund 26% gestiegen. Im Jahr 2018 waren demnach insgesamt 20.401 sozialver sicherte Beschäftigte im Gesundheitsbereich in der Region Regensburg tätig. 80% davon sind in der Stadt Regensburg und 20% im Landkreis Regensburg tätig. Mit 10.955 Beschäftigten arbeitet beinahe die Hälfte davon in den 5 Kliniken in Stadt und Landkreis. Im niedergelassenen ärztlichen Bereich waren zuletzt 3.894 Personen beschäftigt. Auch in der stationären und ambulanten Pfl ege stieg die Anzahl der Beschäftigten um 26% auf 3.892. Mehrere Projekte wurden von Healthcare Regens- burg bereits erfolgreich umgesetzt. So wurde die „Digital Health Initiative“ gestartet, welche die Aktivitäten zur Digitalisierung in der medizini- schen Versorgung am Standort interdisziplinär bündelt, unterstützt und weiterentwickelt. Dabei wurde für die Netzwerkakteure auch die Möglich- keit geschaffen, sich über eigene Gemeinschafts- stände auf nationalen und internationalen Messen zu präsentieren. Um die Gründung innovativer Unternehmen in der Gesundheitswirtschaft zu för- dern, hat der BioPark den „Healthcare Accelerator - BioPark Jump“ ins Leben gerufen. Seit Anfang 2020 wird die „Initiative Healthcare Regensburg“ vom Bayerischen Staatsministe rium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie für insgesamt 3 Jahre gefördert. Ziel ist es, ein regio- nales Netzwerk in der Gesundheitswirtschaft zu etablieren und dabei, zusammen mit den Netz- werkpartnern, konkrete Maßnahmen und Projekte zu entwickeln und umzusetzen. Dabei orientieren sich diese an den im Masterplan festgelegten, übergeordneten Themenfeldern: • Netzwerkaktivitäten und Wissenstransfer: Austausch von Wissen und Know-How, Infor- mationsverbreitung, Vernetzung und Zusam- menarbeit unter den Unternehmen und ande- ren Einrichtungen der Initiative Healthcare Regensburg • Digitalisierung im Gesundheitswesen • Alternde Gesellschaft und demographischer Wandel • Fachkräftesicherung und Aus- und Weiter- bildung Dr. Thomas Diefenthal, Geschäftsführer Dr. Ilja Hagen, Projektmanager Healthcare Regensburg KONTAKT BioPark Regensburg GmbH Am BioPark 13 / BioPark III D 93053 Regensburg phone: + 49 (0)941 920 460 Fax: + 49 (0)941 920 4624 www.biopark-regensburg.de

Dubai is back to business! And so are we. MedLab Middle East 2021 | Dubai | United Arab Emirates (U.A.E.) 21 - 24 June 2021 Dubai World Trade Centre | Online 23 May - 22 July 2021 COVID-19-Testing | Microbiology | Autoimmune | Oncology | Neurology & More Monoclonal Antibodies | Native & Recombinant Proteins | Dry culture media Human Biomaterials | Controls | Profi ciency testing | Clinical and analytical performance studies Multiplex-Assays | Rapid Tests | Lateral Flow | Tissue and cell-based IFA, ELISA, Dot/LINE assays KONTAKT Histology | Cytology | Immunhistochemistry | Blood grouping serology Dr. Frauke Adams f.adams@diagnostiknet-bb.de DiagnostikNet-BB Netzwerk Diagnostik Berlin-Brandenburg e. V. Epigenetics | Immune Cell Quantifi cation Assays Point-of-Care Testing | High End Reader | Smart Devices www.diagnostiknet-bb.de Booth Number Z6.F30 THE GERMAN CAPITAL REGION excellence in life sciences & healthcare

Märkte & Technologien Dies ist unseres Wissens die erste Karte dieser Art; wir werden sie weiter ergänzen und verbessern. Wenn Ihr Start-up nicht auf der Karte aufgeführt ist und Sie aufgenommen werden möchten, melden Sie sich bei uns! Quelle: Speedinvest therapie (CBT) an, darunter HelloBetter (Onlinekurse für Stressabbau, Schlaf, Alkohol- abhängigkeit), Selfapy (Schwerpunkt Depres- sion) oder Mindable (überbrückt bei Patien- ten mit Angstzuständen die Phase zwischen Diagnose und Behandlung). Instahelp bietet eine Onlineplattform für Psychologen. Klenico ist ein diagnostisches Hilfsmittel für psychiatrische Fachkräfte. Eine Reihe von Unternehmen konzentriert sich auch stärker auf die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz, darunter Mindance und nilo.health. SPEEDINVEST Speedinvest ist ein paneuropäische Risikokapitalgeber mit Fokus auf früh- phasige Technologie-Start-ups in der Pre-Seed- und Seed-Phase. Mit über 200 Portfoliounternehmen und 450 Mio. EUR Assets under Management (AuM) gehört Speedinvest zu den führenden Venture- Capital-Investoren in Europa. Die Firma mit Sitz in Wien und Büros in London, Paris, Berlin, München & San Francisco investiert in die Bereiche Fintech, Deeptech, Saas und Digital Health. Die gesamte Blogreihe findet sich auf speedinvest.com/blog Frauengesundheit In diesem Segment gab es in den letzten Jahren europaweit eine echte Welle von Neueinsteigern. Im DACH-Raum waren, ähnlich wie im übrigen Europa, die ersten erfolgreichen Unternehmen, die in diesem Bereich erhebliche Geldbeträge gesammelt haben, im Bereich Menstruation oder Fruchtbarkeit tätig. Clue bietet B2C-Menst- ruations- und Ovulationstracking an, sowohl Ava als auch inne hardwarebasierte Zyklusanalytik für Frauen. Auf der Kinder- wunschreise etwas später angesiedelt haben Keleya und Kinderheldin die prä- und postnatale Versorgung in die Onlinewelt gebracht. Was den Freizeitbereich anbe- trifft: femtasy produziert Audioerotik und sinnliche Geschichten, die zuvorderst für Frauen gedacht sind. Gesundheit am Arbeitsplatz Der deutschsprachige Raum ist Heimat mehrerer Plattformen, die Gesundheits- dienste für den Arbeitsplatz online bereit- stellen. Sie alle versuchen, die Teilnahme- quote der Mitarbeiter zu erhöhen und eine langfristige Mitarbeiterbindung zu ermög- lichen, um den ROI für Unternehmen zu steigern, nämlich auf die Investition in das wellabe und Aeroscan zählen zu den rele- vanten Playern auf diesem großen Markt. Patienten mit chronischen Krankheiten haben nicht nur eine besondere Leidens- geschichte zu ertragen, sondern ihre Erkrankungen sind auch noch einer der größten Kostenfaktoren für Gesundheits- systeme – und damit ein attraktiver Markt für Techplayer. Die vielleicht bekannteste Erfolgsgeschichte ist Oviva, die Menschen mit Diabetes dabei hilft, einen gesünderen Lebensstil zu erreichen. iATROS unterstützt Menschen, die ihr Herz-Kreislauf-System unter Kontrolle halten müssen, und Mika bietet eine interaktive Begleit-App für Onko- logiepatienten an. Unser Portfoliounternehmen Kianava betreut chronische Patienten mit evidenz- - men, die über mehrere Monate von einem multidisziplinären Team unterstützt werden. On-Demand-Care/Telemedizin On-Demand-Care-Start-ups bieten Benutzern Komfort und helfen Anbietern, Patienten Zu diesem Segment zählen rein digitale Angebote wie vom Telemedizinanbieter TeleClinic (von Zur Rose im Jahr 2020 über- nommen) wie auch die Symptomprüf- und Testlösungen von Ada Health, XUND sowie Symptoma. Andere Akteure erleichtern den Zugang zur Gesundheitsversorgung in der 02-2021 „Smarte Medizin“ ls 31

Plattform Life Sciences Mission: Medienübergreifende Verbindung der Lebenswissenschaften mit (E-)MAGAZIN – ONLINE – EVENT – NETZWERK Mai 2021 – 12,50 EUR (D) – www.plattform-lifesciences.de 2 Plattform Life Sciences Technologie – Finanzierung – Investment Smarte Medizin Sma Smarte Medizin zin rte Mediz a eeee o i di iiii f Wie die digitale Transformation die dddd os on die ansformati ii Wie die digitale a inimrffan forma o i ddeeddee e e i i e die i Wie die dig tale iiWW die d g iiWW edot d ei e gitale gitalee iiii dddd ii ii i Medizin der Zukunft prägt (3. Jahrgang) aaahrrrrraahrahrahrahrrraaahrraa raaaa gannnnnnnnnnnnnnnn hahahhahhhhahhahahhahhahhahahhh gaaggaggaaggga gggggggggg Medizin der Zukunft prägt der Zukunft prägt edizi d r Zukunft pr Medizin Medizin (3.33.33........(3... JJJJJJJJJJJJJJJJJJJahrahrahrahrhahrahahrhahrahhahrrahahrahrahrahrahrahrahrhahrahrahrhrahraahhahrrrrrrrrrrgggangangangangangangangangangangangangannaaganganganangananggangaagag g)g)g)g)g)gg)g)g)g)g)g)g)g)g)))g)g))))g)g))gg))))g))g)g))g))g))) gggggggggggggggggggggggggggggggggggggggggggaaaaaaaaaaaaaaa ))))))))))))))))))))))))))))))) d e i i edizi d r Zukunft pr d e i i dd d dd e er Zukunft prägt d r Zukunft präg e prä t (3...... JJJJJJJJJJJJJJJJ ä äg g ta ital ital a Tr TrTr Giga-Daten Giga-Daten Deep Data Deep Data Indivumed: Hamburger Indivumed: Hamburger nnnnnnnnnnn,,,,,,,, r Daten llen übe Dr. Friedrich von Bohhhhhhhhhhhhhhhhhhhhlllen übe übeer Daten r Daten r Daten r Daten r Daten r Daten r Daten r Daten lllle übeübe übeübebeübeübe ll l r Date r Dat Dr. Friedrich von Bohlen über Daten, Understatement Understatement HorizHorizo Horizon Corona und Lichtststttrstrei nnt HorizHorizo HoHorizHorizo Horizo Horizo HoH Corona und Lichtstreifen am Horizont fen am en am en am en am en am amen am en amen amen amn ttttttsttststststssttstssttsst DiGA-Apps DiGA-Ap DiGA-Ap DiGA-A DiGA-A DiGA-A DiGA-A DiGA-Ap DiGA-A DiGA-Ap DiGA-AGADiGA-A pspspssps iGA-Ap Im Fokm Fok Im Foku m Foku Im Foku Im FokukuuuokuuuokuokuokuuuokukkkokukuFookkukuooookuFoo uuussssss:s:ss:s:ss::sss::sss:s Im Fokus: rollooololollollooooll le roll DiDie We Die Wel DiiDiDieDie We DDDDiDiDDDDDDDDie Wel DDie eD eDieDieDieiDieDieeDDiDieDieee le roll e rollllllllllllll rroooooolll llltttttttttttttttttttttttttttt e rol rrr Die Welle rollt Jahrespartner 2021 Jahrespartner im Netz: www.goingpublic.de/jahrespartner-der-plattform-life-sciences LIFE SCIENCE VENTURE CAPITAL

ein produkte (BfArM) gelistet sein. Für Her- steller einer DiGA kann dies aufgrund der Gültigkeit für die gesamte gesetzliche Krankenversicherung attraktiver Marktzugang sein. Aktuell sind 15 DiGA im DiGA-Verzeichnis des BfArM gelistet. Nachdem sich die erste Euphorie gelegt hat, wird nun mit Spannung erwartet, wie sich die anstehenden Preisverhandlungen zu diesen DiGA mit dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen und das Verordnungsverhalten der Ärzte entwickeln werden – zwei wesentliche Parameter für ein erfolg reiches Geschäfts- modell. Selektivverträge und Satzungsleis- tungen Einzelne gesetzliche Krankenversicherun- gen können auch direkt Verträge mit Her- stellern digital basierter Gesundheits- anwendungen schließen. Nach § 140a Abs. 4a SGB V besteht diese Möglichkeit für Hersteller von Medizinprodukten (zu de- nen digital basierte Gesundheitsanwen- dungen zählen können) oder nach § 11 Versicherte der gesetz- lichen Krankenkassen haben nach § 33a SGB V einen Leistungsanspruch auf die Versorgung mit einer DiGA. SGB V für Satzungsleistungen. Der Ab- schluss von Selektivverträgen ist jedoch ein mühsamer Weg, der viel Zeit in Anspruch nimmt. Rehabilitation Rehabilitation wird von Herstellern digital basierter Gesundheitsanwendungen rela- tiv selten selbst thematisiert. Dabei bieten sich in der Rehabilitation, sei es ambulant, stationär oder teilstationär, zahlreiche Einsatzmöglichkeiten und mit der gesetzli- Märkte & Technologien chen Krankenversicherung, der gesetzli- chen Rentenversicherung oder Unfallver- sicherung eine ganze Reihe potenzieller Ansprechpartner. Auch hier müssen jedoch zahlreiche Einzelgespräche ge- führt werden. Die letzte Meile Mit einer Listung im DiGA-Verzeichnis des BfArM oder dem Abschluss von Verträgen mit verschiedenen Kostenträgern ist das Ziel eines tragfähigen Geschäftsmodells für Hersteller jedoch noch nicht erreicht: Denn im letzten Schritt muss der Arzt die digitale Gesundheitsanwendung verord- nen oder – im stationären Bereich – nut- zen. Auch hier könnten die Erfahrungen der pharmazeutischen Industrie, eventu- ell auch bestehende Strukturen, in der Ansprache von Ärzten genutzt werden. In der Aufklärung und Schulung von Ärzten zeigt sich eine zentrale Aufgabe von Ver- bänden digitaler Medizin, handelt es sich doch zumindest bei DiGA um einen neuen Sektor in der medizinischen Versorgung, der nicht nur für Ärzte Neuland darstellt. ANZEIGE Eine Woche voller Digital Health: 100 % online

ist ein absolutes Novum Mit dem DVG gibt es erstmalig einen eigenen Zugangsweg von DiGA in die Regelversor- gung von 73 Millionen GKV-Versicherten (§§ 33a und 139e SGB V). Die Überprüfung der Qualität einer DiGA durch das BfArM folgt dabei einem klar Gesundheitsanwendungen-Verordnung (DiGAV). Nach einem erfolgreich durch- laufenen Verfahren sind gelistete DiGA durch die GKV erstattungsfähig. Dies im deutschen Gesundheitswesen: Zum ersten Mal entscheidet nicht das oberste Selbst- verwaltungsgremium, der Gemeinsame Bun desausschuss, über die Aufnahme in den GKV-Leistungskatalog, sondern das BfArM. Dieser Prozess ist keinesfalls zu unter- schätzen, denn es werden sehr klare und strenge Kriterien für die Evaluierung ange- setzt, wie wir dies auch aus dem Bereich der Arzneimittelzulassungen kennen. Nach der Zulassung zur Listung im DiGA-Verzeichnis erfolgt dann die Preis- verhandlung mit dem GKV-SV, welche ab dem sechsten Monat startet. Zwölf Monate nach Listung sind die Preisverhandlungen abgeschlossen und der verhandelte Preis gilt ab dem 13. Monat nach Erstlistung. Servier arbeitet bei der App mit GAIA zusammen. Wie stellt sich die Rollen- verteilung in dieser Kooperation vor und nach dem Listing dar? An der Rollenverteilung hat sich mit der Listung nichts verändert. Servier vertreibt deprexis, das von dem Ham- burger Unternehmen GAIA entwickelt wurde, bereits seit vielen Jahren in Deutschland – also lange bevor über so etwas wie das DVG überhaupt nachge- dacht worden ist. Es besteht weiterhin eine enge Koope- ration mit GAIA, welches in Zusammen- arbeit mit den Teams von Servier die Anträge beim BfArM eingereicht und während des Verfahrens durch einen en- gen gegenseitigen Austausch zur erfolg- reichen Listung beigetragen hat. LISTUNG IM DiGA-VERZEICHNIS Der Ablauf und eine rechtliche Würdigung der Einzelschritte wird ausführlich beleuch- tet im Beitrag von Marc L. Holtorf und Theresa Merz auf S. 52. Zu unserem ganzheit- lichen Ansatz gehören innovative Arzneimittel ebenso wie digitale Gesund- heitsanwen dungen. Servier Deutschland ist Teil des franzö- sischen Mutterkonzerns. Welche Rolle spielt eine in Deutschland zugelassene App für die gesamte Digitalisierungs- strategie des Pharmaunternehmens? Grundsätzlich hat Digitalisierung eine große strategische Bedeutung im gesamten Unternehmen. Zu unserem ganzheitlichen Ansatz gehören innovative Arzneimittel ebenso wie digitale Gesundheitsanwen- - gung von Patienten zu verbessern. Die Möglichkeit, DiGA auf Basis des DVG einzuführen, besteht allerdings nur in Deutschland. Wir arbeiten von Deutschland aus eng mit den Kolleginnen und Kollegen in Paris zusammen, haben jedoch auch, wie mit deprexis, rein nationale Aktivitäten. Servier Deutschland hat bereits früh- zeitig die Bedeutung der Digitalisierung für das Gesundheitssystem erkannt und patientenfokussierte digitale Gesundheits- anwendungen „beyond the pill“ in die Geschäftsaktivitäten integriert. Mit einer eigens etablierten Vertriebsstruktur im Bereich Digital Health ist Servier Deutsch- land auch für zukünftige Chancen und Möglichkeiten bestens aufgestellt. App-Entwicklungen, die für eine Koope- ration infrage kommen? Wir sind im Bereich Digital Health hervor- ragend vernetzt und haben eine gute Zusammenarbeit mit verschiedenen Part- nern, z.B. mit Flying Health, um die am besten zu Servier passenden Start-up- - rationen einzugehen. Wir entwickeln und fördern Innovatio- nen. Daher vergibt Servier Deutschland mit dem „i-care-Award“ seit dem Jahr 2020 auch eine Auszeichnung für Start-ups, die innovative digitale Lösungen im Bereich der Märkte & Technologien zeichnet bis zu drei innovative digitale Gesundheits anwendungen aus, die es - gen oder Kran kenhäusern ermöglichen, mehr Zeit und Qualität für den direkten Kontakt mit Patienten und Hilfsbedürftigen - licher zu machen. Auf globaler Ebene wurde die Geschäfts- einheit Medicine“ etabliert, um weltweit Start-ups zu iden- international voranzutreiben. Wir stehen derzeit mit diversen Start-ups in fortgeschrittenen Gesprächen. Ich bin daher äußerst zuversichtlich, dass wir hier schon bald Neuigkeiten vermelden können. „WeHealth Digital In fünf Jahren wird Digital Health eine absolute Normalität im Gesundheitsbereich sein. Zum Schluss ein Blick in die Kristallkugel: Wie sieht Ihrer Meinung nach der Digital- Health-Markt/-Bereich in fünf Jahren aus? In Zeiten der Pandemie haben wir gesehen: Es besteht zwar ein hoher Nachholbedarf bezüglich Digitalisierung. Gleichzeitig haben wir jedoch erleben können, wel- chen Nutzen die Digitalisierung bringt. Von daher wird Digital Health ein fester Bestandteil und eine feste Größe der zukünftigen Gesundheitsversorgung sein und sich langfristig etablieren: von der Diagnose über die Therapie bis hin zur Nachversorgung. Dazu gehören dann nicht nur DiGA, sondern die Digitalisie- rung wird das gesamte System umfassen: vom elektronischen Rezept über die elek- tronische Patientenakte und eine allge- mein digitale Vernetzung bis hin zur Selbstverständlichkeit der Telemedizin. In fünf Jahren wird Digital Health meiner Meinung nach eine absolute Normalität im Gesundheitsbereich sein und genauso selbst- verständlich dazugehören wie Arzneimittel. Herr Kirst, vielen Dank für das Gespräch. Das Interview führte Dr. Georg Kääb. 02-2021 „Smarte Medizin“ ls 37

Verfahren bewerben. Dort hat man im Rahmen der Erprobungsphase zwölf Monate Zeit, den medizinischen Nutzen der App nachzuweisen. Das heißt, man muss zum Zeitpunkt der Antragsstellung optimal vorbereitet sein, um die zeitliche Frist einhalten zu können – eine Heraus- forderung, die angesichts der aktuellen Bedingungen alles andere als trivial ist. Wir planen die Einreichung nach derzei- tigem Stand im Sommer. Dann könnte eine Aufnahme in das DiGA-Verzeichnis zum Jahresende möglich sein. Wie sieht es mit der Zulassung der App als digitale Gesundheitsanwendung im zu beachten? Kroneberg: Das ist eine schwierige Frage, vor allem für ein Start-up. Leider unter- scheiden sich die europäischen Gesund- hinsichtlich der Erstattungsmodalitäten. Gerade das DiGA-Verfahren ist nicht nur in Deutschland neu, sondern auch europa- oder sogar weltweit ein erster Versuch, digitale Gesundheitsanwendungen in die Regelversorgung aufzunehmen. Natürlich arbeiten andere Gesundheitsmärkte auch an Verfahren, um digitale Gesundheits- anwendungen national zuzulassen. Doch gerade als Start-up muss man hier genau prüfen, welche Märkte man angehen will. Wir haben aber Internationalisierungs- pläne, zumal wir unseren Proof of Concept bereits in Deutschland erbringen konnten, ohne dass wir gezwungen waren, uns frühzeitig auf ausländische Märkte zu kon- zentrieren. Im vergangenen Jahr haben wir beispielsweise an einem Accelerator- Programm in Singapur teilgenommen, einem Vorreiterland in Sachen Digitali- sierung. Aber auch der US-Markt ist für uns hochinteressant, weil er beispiels- weise vom Pricing her noch einmal andere Möglichkeiten bietet. Die Tendenz geht eher in die Richtung, sich auf wenige gro- ße Märkte zu konzentrieren, als kleinteilig viele Märkte zu adressieren. Schauen wir uns die wesentlichen Inhalte Modernisierungs-Gesetzes (DVPMG) an. Welche Optimierungen wünschen Sie sich? Kroneberg: Die ursprüngliche Form des Gesetzes bezieht sich ja vor allem auf den - giert. Im Zusammenhang mit dem DiGA- e r o t S - p p A e p p A © l : o t o F Prozess wurden allerdings einige Nach- besserungen in das Gesetz aufgenommen, die ich prinzipiell unterstütze, etwa an der Schnittstelle zur elektronischen Patienten- akte, die man mehr und mehr etabliert Bereich Datenschutz wurde nachgebes- sert. Im Umkehrschluss heißt das aber, dass man insgesamt noch strenger regu- muss. Das ist nicht immer leicht für ein Start-up, weil diese Entwicklungsarbeiten tion des Fast-Track-Verfahrens ist ja, dass neue Produkte schnell in den Markt kom- men. In diesem Zusammenhang hätte ich mir gewünscht, dass man die Erprobungs- phase von zwölf auf 24 Monate verlängert. Es ist schwierig, eine klinische Studie innerhalb von zwölf Monaten aufzusetzen und erfolgreich durchzuführen. Unterm Strich ist das Pricing abhängig vom medi- zinischen Nutzen. Manche Medizinpro- dukte gewinnen an Nutzen, wenn Patienten sie länger anwenden. Mit einer Erpro- bungsphase von zwölf Monaten ist es vom Studiendesign her aber gar nicht vorge- sehen, eine längere Nutzungsdauer zu erproben. An dieser Stelle hätte ich mir für das Fast-Track-Verfahren mehr Flexibi- lität gewünscht. Dr. Schramm: Das DVPMG hat im Bereich „Digitalisierung im Gesundheitswesen“ viele positive Aspekte gebracht. Für die DiGA wurden einige prozessuale Schwie- rigkeiten bereinigt, die durch den weit- Märkte & Technologien gehend unregulierten Leistungsanspruch im Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) ent- standen sind. Knackpunkte bleiben Erpro- bungsphase und Preismodell. Hier sehe ich die größten Unterschiede zwischen Herstellern und Krankenkassen. Als Kran- kenkasse befürworten wir die Beibe- haltung der Erprobungsphase von zwölf Monaten, um anschließend in die Preis- verhandlung zu gehen. Die Preise sollten sich an den realen Produktkosten orientie- ren, sonst bekommen wir Verwerfungen je nachdem, auf welches Krankheitsbild die Anwendung zielt. Man muss einen Maß- stab entwickeln, nach denen DiGA in ihrer ganzen Vielfältigkeit einheitlich erstattet werden können. Die Anwendung für multiple Sklerose erfordert eine ganz andere Inter- vention als die für ein Rückenleiden. Das rechtfertigt aus meiner Sicht aber nicht, dass die dazugehörige App deutlich teurer ist, weil sie medizinisch mehr Kosten ein- sparen kann. Hier haben wir vom Gesetz- geber noch keine Lösung. Cybersicherheit bei Medizinprodukten ist ein großes Thema. Wie kann Vision- Health hier seinen Nutzern eine größt- mögliche Sicherheit garantieren? Kroneberg: Unser Geschäftsmodell ist nicht das Sammeln von Nutzerdaten, wie man es beispielsweise von Facebook oder anderen Plattformen kennt. Bei einer DiGA wird eine Gesundheitsleistung über ein Erstattungsmodell vergütet. Gerade des- wegen ist Datenschutz für uns ein wich- tiges Thema. Wir unterliegen der Daten- schutz-Grundverordnung und auch der aktuellen Medizinprodukte-Verordnung. Im Rahmen der DiGA-Zulassung müssen wir darüber hinaus ein Informations- sicherheitsmanagementsystem installieren, das ebenfalls das Thema Datenschutz werden muss. Das bedeutet, dass wir vielen Regularien unterliegen, die dem Nutzer eine größtmögliche Sicherheit bieten. Weiterhin verschlüsseln wir unsere Daten nach dem aktuellen Stand der Technik und trennen auch Gesund- heits- und persönliche Daten immer strikt voneinander. Frau Dr. Schramm, Herr Kroneberg, haben Sie herzlichen Dank für das interessante Gespräch! Das Interview führte Holger Garbs. 02-2021 „Smarte Medizin“ ls 39

Märkte & Technologien Auch andere Testanbieter können sich an HomeDX beteiligen. Wie gehen Sie hier vor? Prof. Dr. Bier: Zunächst wurden sämtliche Tests beim Bundesinstitut für Arzneimit- tel und Medizinprodukte (BfArM) gelistet. Damit gab es aber nur eine gewisse Schein- sicherheit. Inzwischen hat das Paul-Ehrlich- Institut eigene Qualitätsstandards fest- gelegt und nur bestimmte Tests und Anbieter zugelassen, mit denen wir dann zusammenarbeiten. Welche Rolle spielt eine eventuelle Internationalisierung der App oder gar eine Monetarisierung? Prof. Dr. Bier: Das war bislang nicht unser primärer Ansatz, aber generell können natürlich alle Menschen in jedem Land - nationalisierung durchaus wünschenswert, allein weil wir international im Messe- geschäft vertreten sind. Das bezieht dann natürlich die Qualitätsstandards in den jeweiligen Ländern mit ein. Wie verläuft die Zeitschiene aktuell? Prof. Dr. Bier: Wir starten aktuell mit der Pilotphase in Berlin. Hier überprüfen wir die Funktionalität des Systems. Wenn die Ergebnisse unseren Vorstellungen ent- sprechen, können sich weitere Partner an dem Projekt beteiligen. Welche Rolle spielt die künstliche Intelli- genz in diesem Projekt? Dr. Lange: Die KI hilft uns, das Nadelöhr zu bewältigen, dass zu einer bestimmten Zeit Tausende von Healthcare-Professionals zur Verfügung stehen müssen. Die KI setzt an dieser Stelle an und überprüft, ob der Nutzer den Abstrich korrekt vorgenom- men hat. Der Nutzer nimmt eine Video- aufzeichnung vom Abstrich vor, der anschließend vom Healthcare-Professional anhand einer Checkliste überprüft wird. Etwas provokant gefragt: Was passiert mit HomeDX, wenn alle Menschen durchgeimpft sind? Dr. Lange: Wir betrachten unser Projekt als Modell: Sollten wir hoffentlich tatsächlich schon bald SARS-CoV-2 losgeworden sein, wäre die diagnostische Fernbetreuung noch in zahlreichen anderen Anwendun- gen mehr als hilfreich – allein während der jährlichen Grippewelle, die ja nur wegen der Kontaktrestriktionen in diesem Jahr ausgefallen ist, könnte jeder, der sich selbst testen will, dies medizinisch-pro- fessionell begleitet zu Hause tun und dadurch die Verbreitung des Virus ver- meiden. Aber auch andere diagnostische Dienste könnten zu Hause, vor dem Arzt- besuch durchgeführt werden oder auch der telemedizinischen Sprechstunde eine neue Qualität zuordnen. Aber noch ist die Diagnostik zu Hause wird helfen, sie schneller und mit weniger Opfern, aber mehr individueller Bewegungsfreiheit zu überwinden. Herr Dr. Lange, Herr Prof. Dr. Bier, haben Sie herzlichen Dank für das interessante Gespräch! Das Interview führte Holger Garbs. ANZEIGE PRECISELY FOR ME. Dedicated to giving cancer patients better answers than “maybe”. Wir entwickeln zielgerichtete Radionuklid Therapien zur Behandlung von Krebs. www.itm.ag

weiterarbeiten zu können. Die Bestellwege waren eingeschränkt, weshalb wir Einbu- ßen bei Einkaufskonditionen hinnehmen mussten und notwendige Mengen teils nicht beschaffen konnten. Trotzdem konn- ten wir wie geplant in die Hämophiliever- sorgung starten. Dank der im Januar 2021 abgeschlossenen Akquisition der Cranach Pharma GmbH sind wir nicht nur das füh- rende Specialty-Pharma-Unternehmen in Deutschland – der Produktmix macht uns nun auch weniger anfällig für die Auswir- kungen der Pandemie. Ist „Digitalisierung“ dabei auch das Zauberwort? Wie verändert die Digitalisierung die Specialty- Pharma-Branche? Aus unserer Sicht können insbesondere die Veränderungen durch das E-Rezept unsere Branche nachhaltig prägen. Mit der gesetzlich vorgeschriebenen Einfüh- rung am 1. Januar 2022 erhalten Patienten die Möglichkeit, ihre digitalen Rezepte für direkt auf ihr Smartphone zu bekommen. Märkte & Technologien i G A s o d e M © : o t o F Anschließend können sie das E-Rezept über eine App an die Apotheke ihrer Wahl versenden. Ebenfalls denkbar ist, dass die komplette Arzneimittelabrechnung zwi- schen Apotheken und den Kostenträgern zukünftig deutlich vereinfacht erfolgt. All Prozessabläufe, von denen nicht nur Pati- enten, sondern auch Ärzte, Krankenkas- sen und Apotheken – und damit große - ren können. ANZEIGE aktuelle News und Hintergrundberichte Der kostenfreie Newsletter von www.plattform-lifesciences.de informiert 14-täglich: • • Übersicht zu Finanzierungsrunden aus den Life Sciences • • • Firmenporträts 5 Fragen an: Unternehmen im Gespräch Event-Ankündigungen und exklusive Rabatt-Codes Jetzt kostenlos anmelden! www.goingpublic.de/anmeldung-zu-unseren-newslettern

Biotechnologie 2021 (23. Jg.) G E D R U C K T + E - M AG A Z I N + W E B Digitale Version: Erweitert um multimediale Inhalte und Funktionen – ideal zum mobilen Lesen! mm m o o o c c c . . e e e b b b o o o d d d a a a . . k k k c c c o o o t t t s s s – – – e e e i i i r r r n n n e e e H H H © © © : : : o o o t t t o o o F F F Erscheinungstermin 11. September 2021 Anzeigenschluss 30. August 2021 Ansprechpartner Karin Hofelich, Verlagsleiterin Life Sciences, hofelich@goingpublic.de, Tel.: +49 (0) 89-2000 339-54 f ( ) Vorbestellungen über www.goingpublic.de/ls-shop

CAREM GmbH Sonderwerbeform Steckbriefe Die CAREM GmbH mit Sitz im oberbay- erischen Königsdorf ist in den Bereichen Gesundheitsökonomie, Nutzenbewertung und Fortbildungen aktiv. Im Jahr 2004 gegründet versteht sich CAREM als Market Access-Experte für Medizinprodukte, insbesondere digitale Gesundheitsanwendungen und Arznei- mittel. CAREM zeichnet sich durch weit gefächerte und tief verwurzelte Expertise in den Fachgebieten wissenschaft liche Forschung, Statistik, Epidemiologie, systematische Literaturrecherche, Health Technology Assessment und gesundheits- ökonomische Evaluation aus. Die fachliche Expertise wird ergänzt durch Gesundheitssystem und seine Akteure. Beste Voraussetzungen also für die Beant- wortung von Fragen rund um die Erstat- tung medizinischer Leistungen. . k c o t s r e t t u h S / i n a p e e M e e w a r o W 8 1 0 2 © : o t o F LifeSci Advisors wurde 2009 gegründet und ist das Herzstück der LifeSci Partners Plattform. LifeSci Advisors kombiniert fundiertes Fachwissen in den Biowissen- schaften mit jahrzehntelanger Erfahrung auf den Kapitalmärkten, um privaten und börsennotierten Biotech-, Pharma- und Medtech-Unternehmen unvergleichliche Investor-Relations-Dienstleistungen zu bieten. Referenzkunden: AB2Bio, AC Immune, atai Life Sciences, MediGene, Noema Pharma, noxxon, Polyphor Schwerpunkte Strategische Beratung und Projektmanagement Entwicklung von Market Access- und Reimbursement-Strategien Schulung und Coaching Leistungen inkl. systematischer Literatur- und Leitlinienrecherchen für die pharmazeutische Industrie, Medizinprodukte-Hersteller und für öffentliche Institutionen. Gesundheitsökonomische Analysen für die Industrie, öffentliche Institutionen; z.B. Budget Impact-Modelle, Kosteneffektivitäts- analysen und entscheidungsanalytische Modellierungen. Begleitung von Herstellern digitaler Gesundheitsanwendungen sonstigen Verbandsstoffen im Antragsverfahren beim Gemein- Vorbereitung und Teilnahme von Beratungsgesprächen beim BfArM und G-BA, Teilnahme bei Anhörungen beim G-BA im Rahmen der frühen Nutzenbewertung von Arzneimitteln sowie Vorbereitung und Training von Preisverhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband. Partner und Verbände CAREM verfügt über ein über Jahre gewachsenes Partner- und Expertennetzwerk unter anderem aus den Bereichen wissenschaft- liche Forschung, Recht und Datenschutz. Als Mitglied führender Verbände und Organisationen im Gesund- heitswesen beteiligt sich CAREM aktiv an der wissenschaftlichen Diskussion zu zentralen Themen. Partner & Advisor des Gesundheitsportals „DigitalVersorgung“ LifeSci Advisors Highlights 2500+ aktive Beziehungen zu spezialisierten Investoren im Healthcare-Sektor 29 Equity Sales Professionals im Non-Deal-Roadshow-Team bei jedem Teammitglied 30 MDs/PhDs innerhalb der Plattform 15 Mrd. US-Dollar Finanzierungsvolumen in 15 Jahren 10.000+ durchgeführte 1x1 für unsere Kunden in 2020 Leistungen Unser Investor-Relations-Programm umfasst die folgenden Elemente: Investor Access: Investoren in den USA, Europa und Israel. Zugang zu High- Financial Communication: Schärfen der „Equity Story“. Opti- mieren der Positionierung innerhalb der Peer Group. Sicherstellen eines konsistenten Messagings über alle Kanäle und öffentlichkeits- wirksame Instrumente. Media Relations: Proaktive Medienarbeit mit nationalen und internationalen wissenschaftlichen/medizinischen Fachzeitschrif- ten, Finanzpublikationen sowie Breitenmedien. Key Opinion Leader Events: Erhöhte Sichtbarkeit des Unter- nehmens, entscheidende Bestätigung durch Dritte für Investoren, Sell-Side-Analysten und strategische Partner. Kapitalmarkt-/IPO-Beratung: Stärkung der Beziehungen zu Investmentbanken und Sell-Side-Analysten. Ausschreibungs- management, Syndikatsauswahl & Allokationsberatung. Adresse Dorfstraße 32 82549 Königsdorf Telefon +49 8179 7459825 E-Mail p.aidelsburger@carem.de Social Media LinkedIn: dr-pamela-aidelsburger Web-Adresse www.carem.de Gründungsdatum/Anzahl der Mitarbeiter 2004/6 Dr. Pamela Aidelsburger, geschäftsführende Gesellschafterin Adresse Place de la Synagogue 5 1204 Genève Schweiz Telefon +41 79 367 6254 E-Mail enquiries@lifesciadvisors.com Social Media Twitter: @LifeSciAdvisors LinkedIn: lifesci-advisors Web-Adresse www.lifesciadvisors.com Gründungsdatum 2009 Standorte Frankfurt – Zürich – Genève – London – Boston – New York City – Tel Aviv Chris Maggos Head of Europe 02-2021 „Smarte Medizin“ ls 47

aktuellen Entwicklungen zeigen allerdings die Tendenz, dass technische Schutzmaß- nahmen einen geeigneten Ausweg zur Sicherstellung des internationalen Daten- transfers darstellen können. Primär geht es hierbei um die Implementierung von Verschlüsselungs- und Pseudonymisie- rungstechniken. Datentransfer mit USA bleibt riskant Im digitalen Gesundheitssektor hat der deutsche Gesetzgeber zudem die Über- mittlung von personenbezogenen Daten in Nicht-EU-Länder explizit reglementiert. So sieht etwa die neue Digitale-Gesund- heitsanwendungen-Verordnung (DiGAV) explizit vor, dass eine Datenspeicherung grundsätzlich innerhalb der EU und den nach § 35 Abs. 7 SGB I gleichgestellten Staaten zulässig ist. Hierunter fallen die Mitgliedstaaten des EWR und die Schweiz. Ausnahmsweise kommt auch eine Über- mittlung in Drittstaaten in Betracht – aller- dings nur, wenn ein Angemessenheits- beschluss der EU-Kommission gemäß den Vorgaben der DSGVO (vgl. § 4 Abs. 3 DiGAV) vorliegt. Zwar bestehen entspre- chende Angemessenheitsbeschlüsse etwa für Kanada, Israel, Japan, die Schweiz und weitere Länder. Wie aufgezeigt, ist der wirtschaftlich relevanteste Datentransfer in die USA durch den Wegfall des Privacy- Shield-Abkommens aber erheblichen Risi- ken ausgesetzt. Einrichtungen und Diensteanbieter speziell im Gesundheitsbereich stehen da- her vor der Frage, auf welcher Grundlage sie ihre Datentransfers zukünftig durch- führen. Ein aktuell erkennbarer Trend ist hierbei, dass Unternehmen vielfach dazu neu zu organisieren, indem sie ihre Infra- struktur in die EU verlagern bzw. auf entsprechende Dienste von europäischen Anbietern zurückgreifen. Allerdings greift dieser Ansatz nicht für solche Einrichtun- gen und Organisationen, die auf den inter- nationalen Datenaustausch zwingend an- gewiesen sind (z.B. bei internationalen Forschungskooperationen). Hier wird es vor allem darauf ankommen, dass die Beteiligten geeignete technische Schutzmaßnahmen implementieren. Auch hier bieten sich daher vielfältige Möglichkeiten für Anbieter von entsprechenden Ange boten, die ihren im Gesundheitssektor ausrichten. Unternehmen organi- vielfach neu, indem sie ihre Infrastruktur in die EU verlagern bzw. auf entsprechende Dienste von europäischen Anbie- tern zurückgreifen. Der Schutz von IT-Systemen und kritischen Infrastrukturen ... Aus technischer Sicht eng mit dem inter- nationalen Datentransfer verknüpft ist der Schutz der eingesetzten IT-Systeme. Im digitalen Gesundheitsbereich steht die Verarbeitung von besonders sensiblen Informationen, insbesondere in Form von Patientendaten, im Vordergrund. Entspre- chend hoch sind auch die Anforderungen an den Schutz der eingesetzten IT-Systeme inkl. der dazugehörigen (kritischen) Infra- strukturen. Gleichwohl zeigen aktuelle Beispiele, dass sowohl klassische For- schungs- und Versorgungseinrichtungen (z.B. Krankenhausbetreiber) als auch An- bieter von innovativen Healthcareanwen- dungen und Onlinediensten das Thema Cybersecurity oftmals nicht mit den erfor- derlichen Ressourcen behandeln. Dies erscheint insbesondere vor dem Hinter- grund fragwürdig, dass mangelnde IT- Sicherheit nicht nur erhebliche regulato- rische Risiken birgt, etwa in Form von Bußgeldern, sondern auch zu erheblichen materiellen und immateriellen Schäden führen kann. Exemplarisch für die mit einer unzu- reichenden IT-Sicherheit verbundenen Risiken stehen etwa die wiederholten Hackingangriffe auf verschiedene Versor- gungseinrichtungen in den letzten Mona- ten. Prominentes Beispiel ist hier der Ransomeware-Angriff auf die Uniklinik Düsseldorf, bei dem wesentliche IT-Systeme zeitweise nicht verfügbar und dadurch angeblich sogar die Notfallversorgung eingeschränkt war. Dass es sich hierbei nicht um Ausnahmen handelt, zeigen ver- gleichbare Fälle, wie etwa Cyberangriffe auf Krankenhäuser in Neuss und Lipp- Recht stadt. Auch die Datenschutzaufsichts- behörden in der EU sind sich der Risiken von fehlenden bzw. unzureichenden Schutzmaßnahmen bewusst und reagie- ren zunehmend in Form von Bußgeldern. So wurden etwa in Schweden, Norwegen und Portugal Betreiber von klinischen Ein- richtungen jeweils mit Bußgeldern belegt, deren Höhe von 400.000 bis 3.000.000 EUR reicht. Ursache für die Bußgelder war in allen Fällen, dass die Betreiber es u.a. versäumt hatten, in ihren Krankenhaus- informationssystemen geeignete Sicher- heitsmaßnahmen für den Zugriff auf Patientendaten umzusetzen. Daneben ste- hen aber auch vermehrt Anbieter von digi- talen Lösungen im Fokus der Aufmerk- samkeit. Ein prominentes Beispiel ist die App luca, die die deutschen Gesundheits- ämter bei der Kontaktnachverfolgung von COVID-19- Infektionen unterstützen soll. Im Vordergrund der Diskussion stehen hier angebliche Sicherheitslücken und Datenschutzmängel. ... vom notwendigen Übel zum Verkaufsargument?! Vor diesem Hintergrund ist bereits eine Trendwende dahin gehend zu erkennen, dass sowohl Anbieter von digitalen Healthcarelösungen als auch Betreiber von klassischen Forschungs- und Versor- gungseinrichtungen das Thema Cyber- security verstärkt angehen und erkennen, dass es sich hierbei nicht nur um ein not- wendiges Investment zur Einhaltung regu- latorischer Anforderung handelt, sondern durchaus auch Wettbewerbsvorteile gene- riert werden können. Da die Verantwort- lichen oftmals auf externe Expertise und Lösungen von Drittanbietern angewiesen sind, steigt entsprechend die Nachfrage im Beratungs- und Dienstleistungsumfeld. Diese wird zukünftig auch noch weiter zu- nehmen, da sowohl der europäische als auch der deutsche Gesetzgeber die regu- latorischen Anforderungen an den Schutz von IT-Systemen und kritischen Infra- strukturen (z.B. durch das neue IT-Sicher- heitsgesetz sowie die geplante zweite europäische NIS-Richtlinie) kontinuier- lichen ausbauen und verschärfen werden, um die Widerstandsfähigkeit digitaler Systeme zu verbessern. Im Ergebnis besteht daher auch hier enormes Poten- zial für den digitalen Gesundheitsbereich, sowohl auf Anbieter- als auch auf Nach- frageseite. 02-2021 „Smarte Medizin“ ls 49

m o c . e b o d a . k c o t s – h o t n e k © : n o i t a r t s u l l I Traditionelle Computerprogramme sind regelmäßig nach dem Urheberrecht geschützt. Sofern die KI in Teilen aus von Menschen programmiertem Softwarecode besteht, sind diese Teile somit ebenfalls urheber- rechtlich geschützt. Gleiches gilt dem Grunde nach für die eingebauten Datenbanken. Der urheberrechtliche Schutz entsteht dabei unmittelbar im Zeitpunkt der Programmie- rung der Software bzw. der Erstellung der Datenbank. Eine Anmeldung, wie z.B. bei einem Patent, ist nicht erforderlich. Geschützt ist immer nur die konkrete Implementie- rung, nicht aber das zugrunde liegende Ver- fahren. Entsprechend dürften einzelne Algo- rithmen, als bloße Handlungsanweisungen an das System, wohl nicht urheberrechtlich geschützt sein. Insofern einer KI kein Soft- warecode, sondern ausschließlich mathe- matische Modelle zugrunde liegen, besteht das Risiko, dass ein Urheberrechtsschutz mangels „persönlich geistiger Schöpfung“ nicht gegeben ist. Durch Patente lässt sich Software hinge- gen nur sehr eingeschränkt schützen, weil hierfür ein konkreter technischer Beitrag notwendig ist. Mit Blick auf KI-Systeme stellen sich beim patentrechtlichen Schutz daher ähnliche Probleme wie bei „traditioneller“ Software. Außerdem setzt die Patentierung regelmäßig eine umfassende Offenlegung sowohl technisch zu Herausforderungen führt als auch aus Geheimnisschutzgrün- den oft nicht im Unternehmensinteresse ist. Neben dem Schutz des KI-Systems wird es auch relevant sein, ob das Know-how ge- schützt ist, das mit der KI-Entstehung und -Anwendung in Verbindung steht. In diesem Know-how liegt regelmäßig ein substanzieller Wert, der eng mit der Kommerzialisierung der KI verknüpft ist. Der Begriff des Know-how bezeichnet dabei unterschiedliche Formen von Wissen, Kenntnissen und Informatio- nen, die von einem wirtschaftlichen Wert und bestenfalls nicht der Öffentlichkeit zu- gänglich sind. Seit 2019 ist bestimmtes Know-how als „Geschäftsgeheimnis“ nach dem Geschäftsgeheimnisgesetz geschützt. Eine Anmeldung oder Registrierung ist nicht erforderlich. Allerdings müssen Unter- nehmen laut Gesetz „angemessene Geheim- haltungsmaßnahmen“ ergreifen. Zudem be- steht bei Know-how die Schwierigkeit der Abgrenzbarkeit und Nachweisbarkeit. Inso- fern sollten Unternehmen vor allem für ihr besonders wertvolles Know-how ein „Know- how-Schutzkonzept“ vorhalten und zudem bei der Entwicklung und Generierung von proprietärem Wissen und Technologie hohe Dokumentationsstandards etablieren. Ebenfalls von hoher kommerzieller Rele- vanz sind die mit dem KI-System in Verbin- dung stehenden Daten. Hierzu gehören so- wohl die dem System zugrunde liegenden Lerndaten sowie die von der KI als Output generierten Daten. Der kommerzielle Schutz ist diesbezüglich zum einen über den urheber- rechtlichen Datenbankschutz sowie über das Geschäftsgeheimnisgesetz möglich. Ein urheberrechtlicher Schutz besteht jedoch nur dann, wenn die Daten systematisch oder methodisch angeordnet sind und die Beschaffung, Überprüfung oder Darstellung der Datenbank eine wesentliche Investition erforderte. Vom IP-Recht zur Verwertung – Herausforderungen der Lizenzierung Die Kommerzialisierung einer KI kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. Sofern die KI Dritten zur Nutzung überlassen werden soll, bedarf es einer Lizenzierung. Dabei ist zunächst zu klären, was von einer solchen Lizenz genau umfasst sein soll: Besteht bereits ein Patentschutz, handelt es sich um die Gewährung eines Nutzungsrechts an einem Softwaresystem oder wird lediglich Zugang zu bestimmten Daten oder Know-how gewährt? Daneben muss klar formuliert sein, welche Rechte an dem System gewährt werden sollen. Möchte z.B. der Entwickler eines KI-Systems dieses selbst weiter nutzen, sollten die Lizenzen entsprechend eng gestaltet werden; etwa über eine nicht-aus- schließliche Lizenz, eine klar eingegrenzte örtlichen und zeitlichen Umfangs. Außerdem kann es erforderlich sein, im Lizenzvertrag klarzustellen, dass als Vertragsgegenstand lediglich die (Nutzungs-)Rechte an der KI als „abgeschlossenes System“, nicht jedoch an dem zugrunde liegenden Quellcode oder Modell lizenziert werden. Von besonderer Bedeutung ist außerdem, wie mit Verbesserungen des KI-Systems Recht umzugehen ist. Wird beispielsweise ein KI- System an einen Partner auslizenziert und danach durch diesen mit neuen Daten „gefüttert“, so ist bei guten KI-Systemen regelmäßig mit Verbesserungen der KI zu will. So stellt sich die Frage, wem die Rechte an den so entstehenden Verbesserungen zukommen. Da die ständige Weiterentwick- lung des Systems in aller Regel einen wesentlichen Kernaspekt des KI-Systems darstellt, stehen beteiligte Unternehmen bei der Lizenzierung von KI-Systemen insofern vor der Herausforderung einer fairen und klaren IP-Allokation. Letztlich werden in Lizenzverhandlungen auch Gewährleistungs- und Haftungsfragen eine große Rolle spielen, da die weitere Entwicklung des KI-Systems in vielen Fällen unvorhersehbar und somit teilweise der Sphäre des Lizenzgebers entzogen ist. Hier gilt es aus Sicht des Lizenzgebers für eine ausreichende Absicherung zu sorgen – z.B. durch vertragliche Einschränkungen gesetz- licher Gewährleistungs- und Haftungs- ansprüche des Lizenznehmers. Checkliste für die Praxis Der teils komplexe Aufbau von KI-Systemen stellt deren rechtlichen Schutz sowie die Lizenzgestaltung vor Herausforderungen, wobei insbesondere die skizzierten Beson- derheiten zu berücksichtigen sind. Eine erfolgreiche Kommerzialisierung wird dabei regelmäßig auf das Handwerkszeug des IP-Lizenzrechts zurückgreifen. Folgende Checkliste sollte bei der rechtlichen Beglei- tung der Kommerzialisierung eines KI- Systems beachtet werden: die einzelnen Schutzgegenstände des KI- dokumentieren (Bestandteile des Sys- tems, Grundsystem, Daten, Know-how); Know-how-Schutzkonzept erstellen, das die wesentlichen Bestandteile des KI- Systems (insbesondere Quellcode, Trai- ningsdaten) berücksichtigt; Lizenzierungsstrategie erarbeiten; The- men wie Gewährleistung und Haftung von Beginn an hohe Priorität einräumen; besonderes Augenmerk auf die Rechte an bzw. den Zugang zu Weiterentwicklun- gen des KI-Systems legen und durch klare fortwährende Weiterentwicklung des KI- Systems überwachen, beispielsweise durch entsprechende Monitoring- und Be- 02-2021 „Smarte Medizin“ ls 51

Der Hersteller kann entscheiden, ob er eine endgültige Aufnahme in das DiGA- Verzeichnis beantragen möchte. Für die Entscheidung ist maßgeblich, ob dem Her- steller bereits eine vergleichende Studie zum Nachweis eines sogenannten posi- tiven Versorgungseffekts vorliegt. Die Studie muss zeigen, dass die Anwendung der DiGA „besser“ ist als deren Nicht- anwendung. Das ist dann der Fall, wenn sie bei einer bestimmten Patientengruppe entweder einen medizinischen Nutzen oder eine patientenrelevante Struktur- und Verfahrensverbesserung in der Ver- sorgung bewirkt (= positiver Versorgungs- effekt). Aufnahme wird dem Hersteller eine weitere Erprobung des Versorgungseffekts von bis zu zwölf Monaten ermöglicht. Nach Ablauf des Erprobungszeitraums prüft das BfArM, ob der Hersteller mittlerweile einen positiven Versorgungseffekt nach- weisen kann. Ist dies der Fall, kann die DiGA endgültig in das DiGA-Verzeichnis aufgenommen werden. Die Erprobungsphase kann im Einzel- fall einmalig um bis zu zwölf Monate ver- längert werden, wenn wahrscheinlich ist, dass der Hersteller den positiven Versor- gungseffekt zu einem späteren Zeitpunkt nachweisen kann. Die Verlängerung muss spätestens drei Monate vor Ablauf der Erprobungsphase beantragt und begrün- det werden. Beantragt der Hersteller die endgültige Aufnahme in das DiGA-Verzeichnis, ent- scheidet das BfArM innerhalb von drei Monaten über die Zulassung. Wird der Antrag auf endgültige Aufnahme in das DiGA-Verzeichnis vom BfArM wegen fehlender positiver Versorgungseffekte abgelehnt, kann ein neuer Antrag erst nach Ablauf von zwölf Monaten gestellt werden. Prüfungsumfang des BfArM Zusätzlich zum Nachweis eines positiven Versorgungseffekts muss der Antrag außerdem Nachweise über die Sicherheit, Funktionstauglichkeit und Qualität der DiGA sowie über die Gewährleistung von Datenschutz und Datensicherheit ent- halten. Der Nachweis über die Sicherheit und Funktionstauglichkeit der DiGA gilt grund- sätzlich bereits durch die CE-Kennzeich- Der Weg der DiGA zum standardisierten Mittel der Wahl im deutschen Gesundheitsversorgungs- system hat gerade erst begonnen. nung als erbracht. Das BfArM ist jedoch berechtigt, auch weitere Prüfungen durch- zuführen und entsprechende Nachweise zu verlangen. Die Qualität der DiGA wird anhand von Kriterien wie der Interoperabilität, des Verbraucherschutzes sowie der Nutzer- freundlichkeit bewertet. Interoperabilität meint die Eigenschaft technischer Systeme, auf technisch-syntaktischer, semantischer und organisatorischer Ebene zusammen- arbeiten zu können. Einen Mehrwert in der Versorgung kann eine DiGA nur erzielen, wenn sie mit anderen Anwendun- gen zu kommunizieren vermag und die übertragenen Informationen der DiGA auch vom Empfänger ausgelesen werden können. Soll die DiGA wie im oben genann- ten Beispiel bei der Diagnostik von nächt- lichen Atemaussetzern gepaart mit einer auffälligen Pulsfrequenz unterstützen, muss gewährleistet sein, dass sie inter- operable Schnittstellen verwendet und so mit den jeweils vom Patienten genutzten privaten Geräten kommunizieren kann. Mit Blick auf den Verbraucherschutz muss die DiGA dem Versicherten vor Beginn der Nutzung Informationen zu Funktionsumfang und Zweckbestimmung sowie zu den vertraglichen Bedingungen der Nutzung zur Verfügung stellen. Die DiGA darf außerdem keine Werbung oder intransparente Angebote, wie sich auto- matisch verlängernde Abonnements, ent- halten. Außerdem soll sie leicht und intuitiv zu bedienen sein, was durch das Angebot eines kostenlosen deutschsprachigen Supports sichergestellt werden soll. Um die Einhaltung wesentlicher Daten- schutzaspekte nachzuweisen, muss der Hersteller bei der Antragstellung eine ent- sprechende Selbsterklärung abgeben. Grundvoraussetzung für die Zulassung Recht der DiGA ist, dass personenbezogene Daten nur zu bestimmten Zwecken, wie z.B. dem bestimmungsgemäßen Gebrauch der DiGA oder dem Nachweis positiver Versorgungseffekte, und auch nur mit aus- drücklicher Einwilligung der Versicherten verarbeitet werden. Das Rezept für die App Schließlich haben gesetzlich Versicherte nur dann einen Anspruch auf Erstattung des DiGA-Einsatzes, wenn sie eine ärzt- liche Verordnung oder eine Genehmigung der gesetzlichen Krankenkasse erhalten haben. Mit der letztgenannten Option soll die Eigenständigkeit des Versicherten gestärkt werden. Hiergegen bestehen insofern keine Bedenken, als die DiGA ohnehin ein geringes Risikopotenzial auf- weist und die positiven Versorgungseffekte mit der Aufnahme in das DiGA-Verzeichnis nachgewiesen sind. Fazit Die Zahl der seit Öffnung des Antragsver- fahrens in das DiGA-Verzeichnis aufge- nommenen DiGA ist sehr überschaubar. Augenscheinlich besteht im Hinblick auf die Zulassungsvoraussetzungen und das Verfahren Anpassungsbedarf. Die gesetz- lichen Rahmenbedingungen scheinen mit der digitalen Transformation noch nicht Schritt zu halten. Zu den Optimierungs- möglichkeiten gehört z.B. die vom Sach- verständigenrat Gesundheit vorgeschlagene Erweiterung des gesetzlichen Anwen- dungsbereichs auf Medizinprodukte der Klassen IIb und III. Ebenso muss dafür gesorgt werden, dass das Aufnahmever- fahren und weitere Aspekte der Erstat- tung von DiGA beschleunigt werden. Die Verhandlungen des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenversicherungen mit den DiGA-Herstellern zu deren Vergütung sind noch immer nicht vollständig abge- schlossen. Streitpunkt ist die Einführung von Höchstpreisen und Schwellenwerten in den zu schließenden Rahmenvertrag. Die Krankenkassen möchten vermeiden, dass die Hersteller den Preis ihrer DiGA im ersten Jahr nach der Zulassung völlig frei bestimmen können – so sieht es das Gesetz aber vor. Eine Einigung ist derzeit nicht absehbar. Der Weg der DiGA zum standardisier- ten Mittel der Wahl im deutschen Gesund- heitsversorgungssystem hat gerade erst begonnen. 02-2021 „Smarte Medizin“ ls 53

rechte Bedienung sowie gestenbasierte Steuerung mittels 3D-Time-of-Flight- Kamera. Während Spiele und Steuerungsalgorithmen tatsächlich digital sind, muss das System werden. Für manchen auf reine Digital- Health-Geschäftsmodelle fokussierten Inves- tor stellt das eine echte Herausforderung dar. Bei der Beurteilung der Marktchancen kommt nun die Kostenerstattungsproblema- betreiber erwarten die Erstattungsfähigkeit vor einer operativen oder strategischen Investitionsentscheidung. RetroBrain hat diese Hürde durch die Anerkennung gemäß (§ 5 SGB XI) genommen. Namhafte Kranken- kassen werden die Technologie zudem unter- stützen und somit den operativen Rollout wie auch strategische Partnerschaften sowie weitere Finanzierungsmaßnahmen fördern. Klinische Studien für Nutzennachweis erforderlich Bei einem anderen Start-up handelt es sich um eine reine Softwarelösung für die Die Kostenerstattungs- frage stellt weiterhin die Achillesferse der Start-up-Finanzierung im Healthsektor dar. Verbesserung der Bildqualität und ande- rer relevanter technischer Features für Lösungen in der diagnostischen und inter- ventionellen Radiologie. Der hierfür prin- zipiell adressierbare Markt ist riesig: Die Einsatz auf Universitätsniveau übersteigt leicht die 1-Mio.-EUR-Grenze. Eine zusätz- liche Softwareinnovation sollte sich ver- gleichsweise leicht im Budget verarbeiten lassen. Jedoch liegt gerade hierin die Krux: Für den Nutzennachweis sind kos- tenintensive klinische Studien notwendig, Finanzierung jedoch die Kommerzialisierungschancen: Der Aufbau eines eigenen Vertriebs ist unrentabel; das Partnering mit den gro- ßen OEM-Anbietern scheiterte bisher am Widerstand der dortigen R&D-Abteilungen („Not-invented-here-Syndrom“) und einer unklaren Differenzierung zwischen Geräte- und Softwarekosten, nicht zuletzt mit Blick auf die Abrechnungsziffern in der klinischen Anwendung. Im Ergebnis war das Start-up nicht über den VC-Markt zu - chende Finanzierung über EU-Mittel sichergestellt werden, mit der sich aus- sagefähige klinischen Daten generieren lassen, die dann in einem zweiten Anlauf das Partnering mit den OEMs und/oder eine VC-Finanzierung ermöglichen. Die beiden Beispiele zeigen, dass die Kostenerstattungsfrage weiterhin die Achillesferse der Start-up-Finanzierung im Healthsektor darstellt – und für ihre Lösung braucht es kluge Konzepte, Hart- näckigkeit und Geduld! ANZEIGE www.biocampuscologne.de The future starts here

und wurde zur Behandlung von Patienten mit einem akuten Lungenversagen („Acute Respiratory Distress Syndrome“, ARDS) entwickelt, bei denen die Chance besteht, dass die Lunge sich mit der Zeit wieder erholt. Ein anderes Beispiel ist die Ent- wicklung eines mobilen EKG der Firma CardioSecur. Hier war für uns wichtig, dass es Hardware und Software ist und damit eben mehr als „nur“ eine App. Trotz- dem ist das natürlich Digital Health und liefert über das Smartphone und vier Elek- troden ein vollwertiges EKG, mit dem der Arzt wirklich etwas anfangen kann, nicht wie aus Ihrer Smartwatch. Das Tolle der Verfügbarkeit für eine Risikoperson ist dann eben, dass der Anwender sofort eine Rückmeldung erhält, ob ein lebensbe- drohliches Ereignis vorliegt. In jedem Fall kann der aktuelle „Event“ aufgezeichnet werden, sodass man nicht hinterher zum mehr messen kann. Beim Einsatz in der Luftfahrt lassen sich die Livedaten aus der Kabine in eine Notfallzentrale übertragen. Ein Arzt kann dann entscheiden, ob eine Zwischenlandung nötig ist oder der Air- Wir sind hier seit 15 Jahren als Life-Sciences- VC-Team aktiv. Erfah- rene Investment manager bilden ein interdiszipli- näres Team mit Biologen, Chemikern, Ingenieuren, line entsprechende Kosten erspart blei- ben. Dieser Use Case war sogar so über- zeugend, dass die Lufthansa die Geräte aktuellstes Beispiel aus der medizini- schen Biotechnologie nenne ich die Firma Resolve BioSciences, die die Genexpres- sionsanalyse in Zellen zu einer molekularen Finanzierung - delt – mit Peer Schatz als Aufsichtsrats- chef und weiteren Ex-QIAGEN-Köpfen an der Spitze sicher gerade eine hoch spannende Geschichte. Das Innovationspotenzial in NRW scheint ja sehr breit gefächert zu sein. Wie bilden Sie das in Ihrem Team ab? Wir sind hier seit 15 Jahren als Life-Sciences- VC-Team aktiv. Erfahrene Investment- manager bilden ein interdisziplinäres Team mit Biologen, Chemikern, Ingenieu- die guten Fachkenntnisse des Life-Scien- ces-Bereichs mit denen des VC-Markts zu- sammenführen. Wir sehen uns dabei als „aktiven Investor“: Wir stellen unser regio- nales, aber auch überregionales und inter- nationales Netzwerk zur Verfügung und machen damit aus dem Investment „Smart Money“. Herr Stinauer, vielen Dank für das Inter- view. Das Interview führte Dr. Georg Kääb. ANZEIGE Folgen Sie uns auch auf Interviews, Gastbeiträge, News aus den Life Sciences m o c . e b o d a . k c o t s – l e o p e n a w S n a h o J © : o t o F Folgen Sie uns jetzt! linkedin.com/company/plattform-life-sciences

Case Studies Kaia Health: Multimodale Schmerztherapie Gegen Rückenschmerzen hat das Münchner Digital-Health-Unternehmen Kaia Health eine multimodale Schmerztherapie Patienten zugänglich. Mit seinem digitalen Angebot will Kaia Health diese Versorgungslücke schließen. Von Holger Garbs D as Münchner Start-up erhielt im April 2021 im Rahmen einer Series-C- Finanzierungsrunde 65 Mio. EUR. Die Leitung übernahm ein nicht genannter Wachstumsfonds. Beteiligt sind auch bestehende Investoren wie Optum Ventures, Idinvest, 3VC, Balderton Capital oder A Round Capital. Kaia Health entwickelt digitale Therapien gegen Rückenschmerzen, Arthrose und die Lungenkrankheit COPD. Das frische Kapital soll dazu beitragen, die Behandlung von muskuloskelettalen Be- schwerden (MSK) und COPD mit digitalen Produkten zu verbessern. Weiterhin soll der Zugang zu wirksamen Therapien ver- breitert werden. Künftig soll das Entwicklungs- und Designteam ausgebaut werden. Zudem sind eine Verbesserung des KI-basierten Bewegungscoachs sowie ein Ausbau der technologischen und medizinischen For- schung geplant. Auch weitere Indika- tionen sollen künftig adressiert werden. Vergrößert werden sollen die kommerziel- len Teams in Deutschland und den USA, um weitere Kunden zu akquirieren. Je nach Land soll das digitale Angebot den KAIA HEALTH GMBH Gründung: 2016 Gründer: Konstantin Mehl und Manuel Thurner. Mehl war bereits erfolgreicher Gründer mit Foodora, das er 2015 an Rocket Internet verkauft hatte. Geschäftssitz: München und New York City (USA) Finanzierung: In drei Finanzierungsrunden bisher rund 110 Mio. EUR Internet: www.kaiahealth.com m o c . i h t l a e h a a k . w w w © : t o h s n e e r c S Patienten entweder durch selektive Ver- träge mit Arbeitgebern oder durch natio- nale Erstattungssysteme zur Verfügung gestellt werden, ohne dass sich die Nutzer an den Kosten beteiligen müssen. Aufnahme im DiGA-Verzeichnis geplant Die multimodale digitale Therapie greift Elemente der klassischen multimodalen Therapie auf, welche ein Patient im enthalten sind eine Patientenschulung sowie physische und psychosoziale Übungen. Diese werden digitalisiert und ggf. durch weitere digitalisierte Technolo- gien ergänzt, etwa bei motivierenden Funktionen wie individualisierten Push- auch beim Kameratracking, wo der User in Echtzeit bei der Übungsausführung ange- leitet wird. Das Herzstück der App ist ein individu- elles Trainingsprogramm, mit dem Nutzer Übungen durchführen und sich dank künstlicher Intelligenz (KI) korrigieren lassen können. Die App erkennt per Kamera die Bewegungen und stellt in Echtzeit ein abstrahiertes Körpermodell auf. Das Start-up hatte die KI mit einem riesigen Videodatensatz trainiert. Medizinproduktehersteller im Rahmen einer Series-B-Finanzierung 23 Mio. EUR einge- nommen. Die Wirksamkeit des digitalen An- gebots wurde bislang in mehreren Studien nachgewiesen. Das Unternehmen hat mehrere Selektivverträge mit Krankenkassen sowie -versicherungen abgeschlossen und plant nach eigenen Angaben, noch in diesem Jahr mit zwei Produkten im DiGA-Verzeichnis gelistet zu werden. Aktuell zählt Kaia Health über 500.000 Nutzer, etwa gleichwertig verteilt auf Deutschland und die USA. 02-2021 „Smarte Medizin“ ls 59

Case Studies Dr. Philipp Baaske, Geschäftsführer, NanoTemper Technologies Dr. Joachim Haupt, Geschäftsführer, PharmAI Zahlreiche Möglichkeiten durch Kooperation „Der Clou der ‚künstlichen Intelligenz‘ und hersage können wir die beste Region iden- anderes Beispiel: „Meistens soll der beste das dem Kunden einen einfachen Work- Dr. Baaske und auch der Firmenkompag- non Dr. Duhr sind dabei von einer Mission erfüllt: „Wir wollen ein europäischer Champion in der Biophotonik werden. NanoTemper wird vielleicht kein Tesla oder Google, aber wir wollen für unseren Bereich so etwas wie Bosch oder Miele sein. Die Firma gehört uns; einen Miteigen- tümer, der uns als Business Angel lange Jahre unterstützte, haben wir heraus- gekauft, ein Verkauf und viel Geld durch einen Exit interessiert uns nicht“, so Dr. Baaske. Für Dr. Haupt ist das noch Zukunftsmusik – er sieht sich als Frisch- ling und nimmt die Kooperation als Gele- genheit wahr, von der Erfahrung zu lernen und Märkte kennenzulernen: „Wir sind gerade 2019 gegründet, Grundlage war meine Doktorarbeit und weitere Arbeiten, des ‚Machine Learning‘ in unserem Soft- mit denen wir die Software entwickeln warepaket ist dabei, dass aus dem Ver- ‚Binder‘ gefunden werden; darüber sind konnten, um das ‚Strukturgeheimnis der gleich der Wirkstoffe und Proteinstruktu- früher viele einzelne Doktorarbeiten ver- Bindetaschen‘ digital und auf Knopfdruck ren auch eine Vorhersage bei bisher unbe- fasst und geschrieben worden. Heute und aufzulösen“, sagt er. Aus den öffentlich kannten Kombinationen möglich wird. Die in Zukunft können wir das immer besser bekannten Proteinstrukturen mit unzäh- Analysemessdaten aus der NanoTemper- automatisiert und damit vom einzelnen ligen Daten über die Interaktion von Welt spielen wir hier nun zukünftig eben- Know-how-Träger entkoppelt als Analyse- Wirkstoffen könne die Software „besser falls ein und bringen damit auch den Fak- Toolbox integriert in unseren Geräten als jede andere“ Muster erkennen und tor ‚Dynamik‘ in die Strukturanalyse“, so anbieten“, ergänzt er. „Wir demokratisie- damit die Menge an interessanten Struk- Dr. Haupt. ren damit dieses Wissen, die Software turen dramatisch reduzieren – und getreu „Unsere Kunden wollen beispielsweise macht die Anwendung dabei skalierbar.“ dem Motto „Zeit und Geld sparen“ ist eine Veränderung an einem Protein vor- Haben die technologischen Anwendun- diese Arbeitserleichterung ein wahrer nehmen, ein Toxin oder einen Fluores- gen einen Match der beiden Unternehmen Segen für die teure Medikamentenent- zenzfarbstoff anhängen“, stellt Dr. Baaske ergeben, gilt dies wohl auch auf persön- wicklung. den praktischen Nutzen dar, „mit der Vor- licher Ebene. Denn auch als ungewöhn- liche Typen scheinen sich die beiden „gefunden“ zu haben: Dr. Haupt ist neben- bei landwirtschaftlich tätig und züchtet die genetisch hornlosen schottischen Galloway-Rinder. In einem zweiten Hobby widmet er sich zudem der hohen Kunst des Glockengießens – zwar eher für Kir- chen als für den Halsschmuck der Rinder, aber auch dort benutzt er digitale Hilfs- mittel, damit beim richtigen Ton nichts schiefgeht. Dr. Baaske zerstreut sich, wenn es die Schneewetterlage zulässt, beim Langlauf-Ski im Münchner Engli- schen Garten und fährt dort gerne auch einmal quer zu den vorgefertigten Spuren. Zudem möchte er Firmengründer über- zeugen, keine „Projekte“ zu gründen, sondern Technologieplattformen als Basis zu legen, die eine neue und nachhaltige Industriegeneration für die europäische Wirtschaft bilden können. Auch damit scheint es zwischen München und Dres- den zu passen. 02-2021 „Smarte Medizin“ ls 61 i l s e g o o n h c e T r e p m e T o n a N © : o t o F Prometheus Panta Prototyp mit Erlkönig Folierung

durch Fehler, sondern ein Teil des Prozes- ses, die Verträglichkeit und Wirksamkeit eines Medikamentes im Menschen zu erforschen – in durchgehend regulierten Verfahren. Ein solcher Vorgang lässt sich nicht beliebig beschleunigen. Der heutige Stand der Entwicklung ist das Ergebnis von Forschungsleistungen, Entscheidun- gen und Investitionen, welche einen vieljährigen Vorlauf haben. Die Möglich- keiten, welche wir aus der vollkommen neuartigen mRNA-Technologie der Unter- nehmen CureVac und BioNTech erwarten, ist ein Verdienst der Leistung von Unternehmer- und Forscherteams dieser Unternehmen. Und sie ist geschuldet den wegweisenden Investitionen von dievini Dietmar Hopp) und Athos (mit Risiko- investments von Thomas und Andreas Strüngmann). Diese Entscheidungen und Investments reichen bis in die Jahre 2005 bzw. 2008 zurück. Nutzen und Stellenwert der Biotechnologie … Pharmaentwicklung durch Biotechnolo- gie hat weltweit zu neuen, dramatisch verbesserten Behandlungsmöglichkeiten mit der Folge der Lebensverlängerung und Verbesserung der Lebensqualität für Menschen mit schweren Krankheiten geführt. Sie hat zu neuen, marktrele- vanten Biotechnologie-Pharmaunter- nehmen geführt. Sie führte aber – vor COVID – zu keinem deutschen oder EU-Champion in diesem Feld. Das ist kein Zufall. BioNTech (ISIN: US09075V1026) Quelle: Tai-Pan Investment CureVac: (ISIN NL0015436031) Quelle: Tai-Pan … Wahrnehmung der Bedeutung der Biotechnologie ... Die Biotechnologie und die biotechnolo- gische Entwicklung von Pharmazeutika wurden noch Ende Januar 2020 politisch und wirtschaftlich nicht ernst genommen. Zitat des Chefvolkswirts des deutschen Finanzministeriums: „Wir leben in einer arbeitsteiligen Welt. Wir sind gut in Auto- mobilbau und Umwelttechnologie, andere in IT und Pharma.“ Diese Wahrnehmung und dieser Stellenwert zeigten sich in der Vergangenheit in fehlender struktureller Förderung. Dass Gesundheit aber ein zentraler Punkt staatlichen (auch wirt- schaftlichen) Handelns ist, wird uns der- zeit vor Augen geführt. ohne … kein ausreichender (Wagnis-) Kapitalmarkt ... Deutschland hat seit Jahren kein ausrei- chendes Kapitalangebot für Unternehmen der risiko-, chancen- und sinnreichen Zukunftstechnologien der Biotechnolo- giebranche. Die öffentlichen Programme diesen Sektor. Sie fokussieren sich staat licherseits zudem auf universitäre Grundlagenforschung effektive Umsetzung in unternehmerische Einhei- - sche Investoren sind – leider als Konse- quenz – wenige spürbar: dievini Hopp BioTech holding, Athos, Wellington und nur wenige mehr. Dem steht ein breites Feld von US- Investoren mit Branchenhintergrund gegenüber. Etliche VC- und PE-Fonds sind in der Lage, allein oder gemeinsam drei- stellige Millionenbeträge in einzelne Unternehmen zu investieren – und das klassischerweise nicht durch eine einma- vielfache Finanzierungsrunden entlang jeweils branchentypisch neuen Lead- Investoren. Das führt dazu, dass deutsche Biotech- VCs in die USA und dann auch dorthin an die Börse gezogen werden. Denn nur dort Um es klar zu sagen: Solange Versiche- rungen und Pensionssicherungssysteme 02-2021 „Smarte Medizin“ ls 63

m o c . e b o d a . k c o t s – o t o h p . 1 1 e d n e b © l : o t o F 4 November 2020 – 12,50 EUR (D) – www.plattform-lifesciences.de Plattform Life Sciences Technologie – Finanzierung – Investment Mehr Tiefgang im Abo! Jetzt abonnieren: www.goingpublic.de/ls-abo abo@goingpublic.de Medizintechnik & Digital Health Digitale Innovationen Gesundheitsanwendungen auf Rezept Schöne neue Welt Innovationen in Bionik, Robotik und Sensorik Online fi rst Fernbehandlung und Videosprechstunde

Abb. 2: Die Gewinne pro Aktie der Unternehmen des MSCI World Healthcare Index wuchsen langfristig stabil Investment 1200 1000 800 600 400 200 0 -200 -400 i t r e x e d n i 0 0 1 f u a 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 2021 MSCI World Energie MSCI World Gesundheit MSCI World Finanzwerte MSCI World IT Quelle: Bloomberg; Stand: 26.02.2021 dem ersten Pandemieschock ist mittler- weile ja recht konstruktiv, sodass ein gewisses Risiko nach wie vor erlaubt ist, auch wenn wir schon einen gehörigen „Schluck aus der Pulle“ am Aktienmarkt genommen haben. Um am weiteren Auf- schwungszenario teilzuhaben, eignet sich entweder eine leicht überbetonte Aktien- quote oder eine Reduzierung des Zins(änderungs)risikos. Dies hat in den vergangenen Monaten im Fonds auch bereits erfreulich gut funktioniert. Rückblick auf 2020: der sogenannte Corona-Crash. Mussten Sie manuell ein greifen, wo doch eigentlich nur wenige Male pro Monat rebalanciert wird? Mehrere Fondsmanager berich- teten mir, dass sie ihre Algorithmen abschalten mussten, um nicht in den Abverkaufsstrudel zu geraten, sie Das Umfeld nach dem ersten Pandemieschock ist mittlerweile recht konstruktiv, sodass ein gewisses Risiko nach wie vor erlaubt ist. versuchten also manuell, zu verhindern, dass bei Titeln Stopp-Losses gerissen und ausgeführt wurden. Chamier: Wir verfolgen ja einen fundamen- talen, strukturierten Ansatz. Wir haben zwar selektiv eingegriffen, um Risiko- positionen anzupassen – das sollte aber nicht so weit gehen, die Aufwärtsbewe- gung im Anschluss zu verpassen. Unsere - punkt unter 40%. Lofruthe: Natürlich war die Frage damals sofort: Wie können wir unser Portfolio wetterfest machen? Healthcaretitel mit eher zyklischen Ausrüstungsgegenstän- den mussten also neu bewertet werden, z.B. alles, was mit Dental zusammen- hängt, aber auch etwa MRT-Hersteller. Und die Bilanzen der Emittenten haben wir uns bei der Gelegenheit auch gleich noch mal genauer angesehen, nämlich dahin gehend, ob diese einen weltweiten Ausnahmezustand überstehen. Wie wichtig war es wirklich, genau zwischen zyklisch und weniger zyklisch zu unterscheiden? Nach wenigen Mona- ten war doch alles durch die Bank weg wieder auf oder über Ausgangsniveau. Lofruthe: Jein. Hersteller aus dem Bereich Medizintechnik haben zumindest anfangs schon stärker gelitten, aber richtig – später haben sie sich auch wieder stärker erholt. Dann gab es abseits davon noch die Sondersituation mit den diversen Impf- stoffherstellern, die sich etwas entkoppelt vom Markt entwickelten. Ich denke schon, dass es sich gelohnt hat, in die verschie- denen Subsektoren eine Ebene tiefer hineinzusehen. Wo sehen Sie prinzipiell die besten Anlageaussichten im Gesundheitssektor in der mittelfristigen oder gern auch langfristigen Betrachtung? Lofruthe: Eine sehr anspruchsvolle Frage – der Gesundheitssektor ist extrem hetero- gen. Jeder Subsektor hat sein eigenes bei der Portfoliokonstruktion auf eine aus- gewogene Balance und investieren unge- fähr ein Viertel in Pharma, ein Viertel in Biotechnologie, ein Viertel in Medizintechnik und schließlich ein Viertel in Gesundheits- dienstleister. In jedem dieser Subsektoren haben wir dann noch einmal spannende Unterthemen, wie z.B. Onkologie oder seltene Krankheiten im Bereich Biotechno- logie, Robotik im Bereich Medizintechnik, Bereich der Dienstleistungen. Meine Herren, ganz herzlichen Dank für Ihre Zeit und Einblicke! Das Interview führte Falko Bozicevic. Ungekürzte Fassung des Interviews: https://bit.ly/3nRFuSC 02-2021 „Smarte Medizin“ ls 67

Scoping neue Entwicklungspotenziale für - reichende Entwicklungs- und Kommer- zialisierungsstrategien für das Gesamt- portfolio formuliert werden. Darüber hinaus „ergeben sich aus einer SPAC- Finanzierung sowohl im M&A- als auch im In-Licensing-Bereich neue Möglichkeiten, das organische Wachstum des Portfolios zu unterstützen und das anorganische Wachstum des gesamten Unternehmens zu beschleunigen“, kommentiert Dr. Alexandra Goll, Managing Director von BioPharma Advisory, die europäische Biotechunternehmen auf ihrem Weg zum US-Kapitalmarkt begleitet. Unlocking value Aus diesen Komponenten ergibt sich im nächsten Schritt eine neue Equity Story als Basis für die Kapitalmarktkommuni- kation. Sind die Werttreiber sowie eine überzeugende Kommerzialisierungs- und sollte die neue Targetbewertung beim Drei- bis Vierfachen des SPAC-Volumens liegen, um das Interesse der (überwiegend NASDAQ-notierten) SPACs und ihrer Initia- toren zu erlangen. „US-Investoren wissen um die Wertsteigerungspotenziale der ‚underfunded European assets‘, müssen aber auf den ersten Blick die Strategie und Positionierung erkennen können“, betont Christopher Marai, ehemaliger Managing Director Biotechnology Equity Research bei Nomura in San Francisco. „Bereits unter den einheimischen US-Biotechs herrscht ein gnadenloser Konkurrenz- kampf, umso wichtiger ist für Europäer ein überzeugender Pitch und eine gut vorbereitete Roadshow, um die Aufmerk- samkeit der SPAC-Initiatoren zu sichern.“ „Sponsor Track Record/S-1 Filing“ Um SPACs langfristig am Kapitalmarkt zu etablieren, werden in den USA die regu- latorischen Rahmenbedingungen laufend überprüft und angepasst. Trotzdem sind die Transparenzvorschriften und Quali- tätskriterien im Vergleich zum klassischen IPO generell ein weniger lockerer. Dies wird bereits beim „S-1 Filing“ sichtbar, das bei einer SPAC im Wesentlichen nur Risikohinweise und Angaben zur Platzie- rung und dem Track Record der „Founders/ Sponsors“ enthält. Diesem gilt es daher Investment besondere Beachtung zu schenken, denn es entscheidet grundsätzlich über Momen tum und Traktion im Markt. PIPE investments Sowohl BioNTech als auch CureVac haben mit ihren NASDAQ-IPOs nicht nur erfolg- reich ihren mittelfristigen Kapitalbedarf gedeckt, sondern als Mitglied der welt- weiten mRNA-Peergroup das generelle weltweite Investoreninteresse auf „German Biotech“ gelenkt. Der kontinuierliche Ausbau der Netzwerke mit US-Invest- mentbanken/-Researchanalysten und institutionellen Investoren ist unabding- bar, insbesondere für Nachfrage und Erfolg von Private-Investment-in-Public- Equity-(PIPE-)Transaktionen nach der Business Combination (de-SPAC). PIPEs unterstützen nicht nur die After- market Performance des Börsenneulings, sondern schaffen auch die Basis für eine langfristigere Bindung von institutionel- len Investoren. Dies kommt umso mehr bei Marktschwankungen und Korrektu- ren an der Börse zum Tragen, oder wenn Shortseller das Biotechunternehmen als Ziel für konträre Transaktionsstrategien Fazit Zusammenfassend ist festzustellen, dass deutschen Biotechunternehmen mit der SPAC-Option vollkommen neue Finanzie- rungsdimensionen und Handlungsalter- nativen offenstehen. Wissenschaft, Tech- nologie und Qualität der Assets sind international anerkannt und wett be werbs - fähig. In einigen Technologiebereichen wurden spektakuläre Durchbrüche erzielt. Diese haben deutsche Biotechs zu geschätzten Partnern von Big Pharma gemacht. Damit bestehen ausgezeichne- te Voraussetzungen, die eigenen klini- schen Entwicklungsprogramme nicht nur in neue Partnerschaften einzubrin- gen, sondern auch die Wertschöpfung durch unabhängige Finanzierungsopti- onen in neue Dimensionen voranzutrei- ben. Dass dies auch zunehmend am internationalen Kapitalmarkt erkannt wird, ist ein gutes Zeichen für die weitere Etablierung der Branche als zukünftige Standort Schlüsseltechnologie Deutschland. am 02-2021 „Smarte Medizin“ ls 69 ERFOLGS- GESCHICHTEN AUS DEM INNOVATIONS LAND SACHSEN Kernzielgruppen: Wettbewerbe: Veranstaltungen: Die Sächsische Investoren Roadshow 2021 Potenzialträchtige Investment Cases und innovative Geschäftsideen im Spotlight. 13. Juli 2021 Jetzt vormerken! www.futureSAX.de

Service Molecular Health ist ein international tätiges Biotech-IT-Unternehmen aus Heidelberg, das seit 2004 innovative Software in den Berei- chen in silico und Präzisionsmedizin entwickelt. Die Lösungen von Molecular Health ermöglichen es, große Datenmengen in evidenzbasierte, medizinisch relevante Entscheidungshilfen umzuwandeln. Sie werden dort eingesetzt, wo die präzisions- mittelentwicklung zunehmend komplexe Dateninterpretationen erfordern. Bei Molecular Health arbeiten Spezialisten aus den Bereichen Medizin, Data Science, Biologie und Bioinformatik sowie Software-Entwicklung daran, Big Data für die Gesundheits- versorgung nutzbar zu machen. Das Ergebnis sind intuitive Analyseanwendungen, die individuell auf unterschiedliche Anfor- derungen im Gesundheitswesen zugeschnitten sind. Molecular Health ist ein Portfoliounternehmen der Dievini Hopp Biotech holding GmbH & Co. KG. Kontakt Thomas König Head of Marketing & PR Tel. +49 6221 43851-0 E-Mail: thomas.koenig@molecularhealth.com Molecular Health GmbH Kurfürsten-Anlage 21 69115 Heidelberg www.molecularhealth.com Die NRW.BANK ist die Förderbank für Nordrhein- Westfalen. Sie unterstützt ihren Eigentümer, das Land NRW, bei dessen struktur- und wirtschaftspolitischen Aufgaben mit einem breiten Spektrum an Förderinstrumenten: von zinsgünstigen Förderdarlehen über Dabei arbeitet sie wettbewerbsneutral mit allen Banken und Sparkassen in NRW zusammen. In ihrer Förderung berücksichtigt die NRW.BANK auch bestehende Angebote von Bund, Land und Europäischer Union. Ihre Eigenkapitalprodukte hat sie weitgehend am Lebenszyklus der Unternehmen ausgerichtet. Der NRW.SeedCap verdoppelt Konditionen. Die regionalen Seed-Fonds beleben die Frühphasen- fördert der NRW.BANK.Venture Fonds mit Finanzierungen zwischen 0,5 und 6 Mio. EUR. Der NRW.BANK.Mittelstandsfonds vergibt Eigenkapital zwischen 1 und 7 Mio. EUR an wachstums- starke Mittelständler. Mit dem NRW.BANK.Spezialfonds fördert die Bank Unternehmen in Restrukturierungs-, Turnaround- und Post-Insolvenz-Situationen mit bis zu 5 Mio. EUR. Darüber hinaus vergibt die Kapitalbetei ligungsgesellschaft NRW, an der die NRW.BANK beteiligt ist, E igenkapital und eigenkapitalähnliche Mittel für Unternehmen mit Wachstumsperspektiven von bis zu 1 Mio. EUR. Im Rahmen der win NRW.BANK Business Angels Initiative unterstützen private Investoren junge Unternehmen mit Kapital und Know-how. Das NRW.BANK.Venture Center richtet sich als spezialisierte Beratungsstelle an Forscher und Wissen- schaftler mit Gründungspotenzial. Kontakt Christoph Büth NRW.BANK Kavalleriestraße 22 40213 Düsseldorf christoph.bueth@nrwbank.de Tel.: +49 211 91741-1916 Fax: +49 211 91741-1829 www.nrwbank.de 02-2021 „Smarte Medizin“ ls 71

Service m o c . e b o d a . k c o t s – x p r e f o o r m a J i © : o t o F Life-Sciences-Events Datum & Ort 17.–19.05.2021 Digital 18.–20.05.2021 Digital 18.–20.05.2021 Digital 25.–26.05.2021 Digital 04.–08.06.2021 Digital 07.–11.06.2021 Digital 10.–11.06.2021 und 14.–18.06.2021 Digital 15.–16.06.2021 Digital 23.06.2021 Digital 28.06.2021 Frankfurt 07.–09.09.2021 Digital 14.–15.09.2021 Luzern oder Digital 20.–21.09.2021 Stuttgart 27.–28.09.21 Zürich 19.–21.10.2021 Basel 25.–28.10.2021 Digital oder Hybrid 09.–10.11.2021 Digital Veranstalter Event EBD Group https://conferences.biocentury.com/bioequity-europe BioEquity Europe 2021 Sachs Associates www.sachsforum.com nova-Institut https://renewable-materials.eu Technologieland Hessen https://bit.ly/3xZejdx 7TH ANNUAL DIGITAL IMMUNO-ONCOLOGY INNOVATION FORUM 1st Renewable Materials Conference BioFabrik – Wie Bioraffinerien und biobasierte Produkte die Wirtschaft transformieren https://meetings.asco.org/am/meeting-info ASCO Annual Meeting 2021 Messe Berlin www.virtualmarket.dmea.de DMEA – Connecting Digital Health www.bio.org/events/bio-digital BIO Digital DECHEMA Ausstellungs-GmbH www.achema.de ACHEMA Pulse: Der digitale Live-Event für die internationale ACHEMA-Community BioCampus Straubing GmbH www.planb-wettbewerb.de/events/planb PlanB – Biobasiert.Business.Bayern Prämierungsevent mit Livestream Science4Life www.science4life.de Deutsche Messe www.labvolution.de Messe Luzern www.visit.medtech-expo.ch/de Deutschland e.V., Arbeitskreis der deutschen BioRegionen www.biotechnologietage.de BGS Group https://automahealth.com Messe Basel www.ilmac.ch EBD Group https://informaconnect.com/bioeurope Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie http://lion-conference.com Science4Life Phase 3 – Abschlussprämierung 2021 LABVOLUTION Swiss Medtech Expo Deutsche Biotechnologietage AUTOMA + Healthcare Edition Ilmac BIO-Europe LION CONFERENCE 2021 Weitere Events: www.goingpublic.de/events 02-2021 „Smarte Medizin“ ls 73