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Inhalt m o c . e b o d a . k c o t s – a i c r a G m s u s e J © : o t o F 46 börsennotierte Unternehmen haben im Jahr 2023 über 60 Kapitalmaßnahmen beachtliche 4,7 Mrd. EUR frisches Eigenkapital eingeworben. Die große Analyse – Seiten 24–29 Spätestens mit ChatGPT & Co. ist künstliche Intelligenz (KI) demo- kratisiert und Realität im Ökosystem Börse. Wie sehr das die Finanz- kommunikation betrifft, erläutern Martin Steinbach und Christina Ohde auf den Seiten 30–31 Wird der DAX doch noch zum Liebling aktiver, europäischer Portfoliomanager? Kay Bommer präsentiert die DAX40-Investoren- studie auf den Seiten 32–33 4 02-2024 3 Editorial Kann „Event-Verhalten“ ESG-konform sein? 6 Namen & Nachrichten 20 Hüttenwerke Königsbronn auf Börsenkurs Harte Schale, weicher Kern – Listing im Juli 2024 erwartet Titelthema Kapitalerhöhungen Going Public 8 IPO-Marktanalyse 24 Kapitalerhöhungen Die Finanzierung über die Börse in Zahlen 10 IPO- und Listing-Statistik 12 Listing-Geflüster & Watchlist Das große Zögern … 14 IPO-Markt USA Astera Labs, Reddit und Viking prominenteste Neuzugänge 16 Kolumne Rechtsformwahl: Niederlän- dische NV versus deutsche AG Prof. Dr. Wolfgang Blättchen, Uwe Nespethal, BLÄTTCHEN FINANCIAL ADVISORY 18 Celonis: Kurzer Prozess mittels Process Mining Unicorns auf Börsenkurs. Die neue Serie, Teil 2 19 „Für uns ist KI wichtiger Treiber für zukünftiges Geschäft“ Interview mit Bastian Nominacher, Celonis 27 „Kapitalmaßnahmen belegen die Anpassungsfähigkeit von Unternehmen“ Interview mit Carsten Peter, Quirin Privatbank Being Public 30 Künstliche Intelligenz in Finanzkommunikation und -disclosure Neue Studie zeigt nachhaltige Veränderungen auf Dr. Martin Steinbach, Christina Ohde 32 DAX40-Investorenstudie Deutschlands Leitindex neuer Liebling aktiver, europäischer Portfoliomanager? Kay Bommer 34 ESEF für ESG – was nun auf europäische Unternehmen zukommt Ein Statusbericht zu Mitte Juni 2024 Jelmer Nutma, Mirjam Schuchardt

Namen & Nachrichten Pareto Securities: Weiler übergibt an Czaya Seit 2018 führte Lutz Weiler (65) als CEO die Geschicke von Pareto Securities Deutschland in Frankfurt, die sich vor allem mit Nordic Bonds, Equity, M&A- Beratung und Pro- jektfinanzierung aus- einandersetzt. Weiler hat eine bemerkens- werte Karriere im In- vestmentbanking hin- ter sich gebracht. Er begann seine Lauf- bahn im Jahr 1998, in- dem er die equinet Bank AG gründete und über 20 Jahre als CEO dirigierte. Un- ter seiner Leitung entwickelte sich die Bank auch zu einem wichtigen Akteur im mittelständischen Finanzsektor in Deutsch- land. Im Jahr 2018 war er verantwortlich für die Fusion der equinet Bank mit Pareto Securities. Nach der Fusion übernahm Weiler die Rolle des CEO. Lutz Weiler Frei nach Giovanni Trapattoni und Wolf- gang Schäuble hat er mit den Worten „Ich habe fertig – am 30. April 2024 isch over“ den Staffelstab an seinen Nachfolger Chris- tian Czaya übergeben. Der neue Mann ist kein Unbekannter: Czaya, der in den letz- ten Jahren bereits umfangreiche Erfah- rung im Investment- banking gesammelt hatte, war seit 2021 Leiter des Bereichs Fixed Income Sales bei Pareto. Er startete seine berufliche Laufbahn bei der Commerzbank, wo er in verschiedenen Positionen des Wertpapier- geschäfts tätig war. Danach wechselte der heute 55-Jährige zur Vertriebsseite bei Merrill Lynch; einige Jahre später kehrte er wieder zur Commerzbank zurück. Seine letzte Position vor Pareto war die des Head of Sales bei der IKB Deutsche Industrie- bank. Die Kapitalmarktplattform GoingPu- blic freut sich auf die Zusammenarbeit mit ihm! Christian Czaya TUI zurück in Deutschland/MDAX- Veränderungen im Juni Viele werden den Weggang der Linde AG nach London betrauert haben. Nun gibt es aber einen Rückkehrer von der Insel: Der 6 02-2024 n e p p o J n i t r a M / e s r ö B e h c s t u e D © : o t o F Wiener Börse Preis 2024: Erste Group räumt ab Seit 2008 vergibt die Wiener Börse Preise an verdiente Unternehmen in verschiede- nen Wettbewerben. Im 17. Jahr gewinnt die Erste Group Bank AG den ATX-, den Journalisten- und den VÖNIX-Nachhaltig- keitspreis und führt die Liste der Aus- zeichnungen in drei Kategorien an. Im Seg- Im Bild: Wiener Börse-CEO Christoph Boschan, Finanz- minister Magnus Brunner und Willi Cernko, CEO Erste Group Bank AG (v.l.). Foto: © APA/Daniel Hinterramskogler europäische Marktführer für Pauschalrei- sen TUI mit Sitz in Hannover beendete jüngst sein seit 2014 bestehendes Haupt- listing in London und wird seit Anfang Ap- ril wieder vorrangig in Deutschland ge- handelt. Mit einer aktuellen Marktkapitali- sierung von 3,4 Mrd. EUR und großen XET- RA-Umsätzen reichte es im Juni sogar für die Aufnahme in den MDAX. Grund für den damaligen Weggang war die Fusion zwi- schen TUI und TUI Travel, einem briti- schen Touristikunternehmen. Die damali- ge TUI-Führung erhoffte sich von dem Börsenplatz London eine bessere Wahr- nehmung der Aktie im internationalen Kontext. Gefragt waren die TUI-Papiere zuletzt aber eher in Deutschland. Im Feb- ruar votierten die Aktionäre auf der Hauptversammlung dann fast einstimmig für den Umzug. TUI hat mit der Corona- pandemie schwierige Jahre hinter sich, die erhaltenen Staatshilfen sind aber nun getilgt. Mit einem überarbeiteten Ge- schäftsmodell hat der Konzern 2023 den Turnaround geschafft. Mit einer Marktka- pitalisierung von 15 Mrd. EUR steigt auch der Nutzfahrzeughersteller TRATON in den MDAX auf. Ebenfalls wieder dabei ist die RATIONAL AG, die wegen einer Forma- lie in Zusammenhang mit dem Deutschen Corporate Governance Kodex im März ausscheiden musste. Im Gegenzug ver- lässt die von Novartis übernommene Mor- phoSys den 50 Werte umfassenden Index. Wegen der abgesunkenen Marktkapitali- sierung treten auch SMA Solar Technolo- gy und die Stämme der Sixt SE den Gang in den SDAX an.

Going Public Illustration: © adrian_ilie825 – stock.adobe.com IPO-Marktanalyse Tab. 1: IPO- und Listing-Statistik des GoingPublic Magazins 2022 6 2023 6 2024 3 2022–24 15 9,33 Mrd. 3,34 Mrd. 1,39 Mrd. 14,07 Mrd. 8 13 4 25 -14,4% +13,1% +6,5% -8,3% IPOs Emissions- volumen** Listings Performance IPOs und Listings* *) volumengewichtete Performance; **) in EUR Tab. 2: Wertschaffer & Wertvernichter (IPOs + Listings 2022–2024) Unternehmen Datum Markt- segment Wertzu- wachs/ -vernichtung Konsortialführer oder Spezialist Birkenstock 11.10.23 NYSE 3.494,6 Goldman Sachs, J.P. Morgan, Morgan Stanley IONOS Group 08.02.23 Prime 910,0 J.P. Morgan, Berenberg, Deutsche Bank, BNP Paribas RENK Group 07.02.24 Prime 891,0 Citigroup, Goldman Sachs, Deutsche Bank, J.P. Morgan 21.03.24 Prime Douglas thyssenkrupp nucera 07.07.23 Prime Porsche 29.09.22 Prime -809,8 Citigroup, Goldman Sachs -1.263,2 Citigroup, Deutsche Bank -10.822,7 Bank of America, Citigroup, Goldman Sachs, J.P. Morgan Tab. 3: IPO-Marktanalyse (Stand: 17.6.2024) Größte IPOs & Listings nach Marktkapitalisierung (2022–2024) Größte IPOs nach Emissionsvolumen (2022–2024) Emittent Datum Markt- segment Porsche 29.09.22 Prime 11.10.23 NYSE Birkenstock SCHOTT Pharma 28.09.23 Prime Douglas 21.03.24 Prime thyssenkrupp nucera 07.07.23 Prime Market Cap Mrd. EUR 9,1 Performance seit Debüt Konsortialführer oder Spezialist Emittent Datum Markt- segment -14,4% BofA, Citi, GS, JPM Porsche 29.09.22 Prime 1,4 0,9 0,9 0,6 +49,1% GS, JPM, MS +1,2% BNP, BofA, DB -28,9% Citi, GS -50,0% Citi, DB 12,9 Ø -8,6% 11.10.23 NYSE Birkenstock SCHOTT Pharma 28.09.23 Prime 08.02.23 Prime IONOS RENK 07.02.24 Prime Platzierungs- volumen Mrd. EUR 64,3 10,6 4,1 3,5 2,4 85,0 Performance seit Debüt Konsortialführer oder Spezialist -14,4% BofA, Citi, GS, JPM +49,1% GS, JPM, MS +1,2% BNP, BofA, DB +35,1% JPM, BER, DB, BNP +59,4% Citi, GS, DB, JPM Ø +26,1% Top-5 Performance ab Emissionspreis (2022–2024) Flop-5 Performance ab Emissionspreis (2022–2024) Performance seit Debüt Konsortialführer oder Spezialist Emittent Datum Markt- segment Market Cap Mio. EUR 0,9 4,7 Performance seit Debüt Konsortialführer oder Spezialist -99,4% Cohen & Company -88,3% Renell CF 18,7 8,9 26,2 -86,8% ICF -85,8% HAL -85,1% BER Market Cap Mio. EUR 0,7 674,1 Emittent Datum Markt- segment Yggdrasil SPAC 1 09.10.23 FV DÜS Circus 22.01.24 FV FRA Fonterelli SPAC 3 24.03.23 FV DÜS Rigsave 18.12.23 Scale Viromed Medical (Fonterelli SPAC 2) 04.05.22 FV DÜS +168,0% ICF, HEUKING +122,4% mwb fairtrade 0,7 95,9 34,4 +120,8% HEUKING +105,6% k.A. +70,0% HEUKING Next.e.GO ARI Motors Avemio EV Digital Invest Marley Spoon (468 SPAC II) 20.10.23 NASDAQ 20.07.23 PM DÜS 02.01.23 FV DÜS 03.05.22 Scale 20.01.22 GS Top-5 Performer des Monats Flop-5 Performer des Monats Emittent Circus Rigsave Datum Markt- segment 22.01.24 FV FRA 18.12.23 Scale Market Cap Mio. EUR 674,1 95,9 % ggü. Vormonat Konsortialführer oder Spezialist Emittent Datum Markt- segment +150,4% mwb fairtrade +121,6% k.A. Next.e.GO Viromed Medical (Fonterelli SPAC 2) 20.10.23 NASDAQ 04.05.22 FV DÜS Market Cap Mio. EUR 0,9 34,4 % ggü. Vormonat Konsortialführer oder Spezialist -80,0% Cohen & Company -55,0% HEUKING Birkenstock 11.10.23 NYSE 10.612,4 +30,6% GS, JPM, MS Neon Equity 13.01.23 FV DÜS IONOS NCTE 08.02.23 Prime 3.500,0 +23,2% JPM, BER, DB, BNP SEMODU 01.08.22 FV MUC 10.10.23 m:access 19,7 +20,7% k.A. Marley Spoon (468 SPAC II) 20.01.22 GS 92,1 1,8 26,2 -53,8% futurum -50,0% SMC IB -44,8% BER delisted rot markiert; ABN = ABN AMRO; BER = Berenberg; BofA = Bank of America; BNP = BNP Paribas; CB = Commerzbank; Citi = Citigroup; CS = Credit Suisse; DB = Deutsche Bank; DM = Dom Maklerski; DZ = DZ BANK; GS = Goldman Sachs; HAL = Hauck Aufhäuser Lampe; HSBC = HSBC Trinkaus & Burkhardt; JEF = Jefferies; JPM = J.P. Morgan; KPN = Kempen; L&S = Lang & Schwarz; MMW = M.M.Warburg; MS = Morgan Stanley; SMC IB = Small & Mid Cap Investmentbank 8 02-2024

Going Public IPO- und Listing-Statistik (Stand: 17.6.2024) » Die GoingPublic-IPO- und Listing-Statistik « Wir sorgen dafür, dass Ihr Börsengang ein Erfolg wird Abgeschlossene IPOs und Listings Unternehmen WKN Erster Handels- tag Markt- seg- ment* Emissions- preis/ Erster Kurs Platzierungs- vol. (nur IPOs) (Mio. EUR) Kurs akt. % ggü. Vormo. Market Cap (Mio. EUR) Perfor. zum Emis- sionspreis/ ersten Kurs Wert- papier- prosp. Konsortial- führer oder Spezialist 2024 SCHMID Group A40AKN 30.04.24 NASDAQ HWK 1365 (vorm. Terentius) Nakiki (vorm. windeln.de) A3CMG8 22.04.24 FV DÜS WNDL30 09.04.24 GS Douglas ELARIS BEAU7Y 21.03.24 Prime A37FT1 14.03.24 m:access RENK Group RENK73 07.02.24 Prime Circus A2YN35 22.01.24 FV FRA Gesamt (2024): 7 4(-)/3(+) 2023 Rigsave A3D8N4 18.12.23 Scale** Lübke Kelber A35JR3 15.12.23 PM DÜS LM PAY A3EWU0 21.11.23 PM DÜS SMG Technology Acceleration (SPAC) A3EXJ9 31.10.23 GS Next.e.GO Birkenstock A3ES6L 20.10.23 NASDAQ A3EXD1 11.10.23 NYSE Staige One A3CQ5L 11.10.23 PM DÜS NCTE A0LEZB 10.10.23 m:access Yggdrasil SPAC 1 A3EVV1 09.10.23 FV DÜS Latonba A2PT2P 03.10.23 FV DÜS SCHOTT Pharma A3ENQ5 28.09.23 Prime Instant Group 541840 30.08.23 PM DÜS ARI Motors A3D6Q4 20.07.23 PM DÜS thyssenkrupp nucera NCA000 07.07.23 Prime ParTec A3E5A3 03.07.23 Scale** Fonterelli SPAC 3 A2E380 24.03.23 FV DÜS IONOS Group A3E00M 08.02.23 Prime Neon Equity A3DW40 13.01.23 FV DÜS Avemio A2LQ1P 02.01.23 FV DÜS 9,63 5,50 4,40 26,00 40,60 15,00 13,40 18,00 10,50 54,50 1,00 1,81 37,90 5,50 4,68 1,00 11,85 27,00 4,00 4,00 20,00 112,50 1,25 18,50 10,05 41,25 17,7 1,5 -59,2% ja +5,5% nein k.A. k.A. 20,5 -15,5% nein Baader Bank 1.990,2 401,7 -28,9% ja -18,2% ja Citigroup, Goldman Sachs futurum Bank, ICF Bank Citigroup, Goldman Sachs, Dt. Bank, J.P. Morgan 3,93 5,80 3,72 889,00 18,48 - - - - 0,41 33,20 -18,2% 500,00 23,91 -15,0% 2.391,0 +59,4% ja 29,80 +150,4% 674,1 +122,4% nein mwb fairtrade 1.389,4 5.496,6 +9,4% Median -15,5% 37,00 +121,6% 11,00 -13,4% 35,00 -7,9% 22,00 1,13 -29,8% 95,9 12,0 21,7 49,6 +105,6% nein +4,8% nein k.A. k.A. -35,8% k.A. mwb fairtrade +13,0% ja ABN AMRO 0,01 -80,0% 0,9 -99,4% ja Cohen & Company 1.393,10 56,50 +30,6% 10.612,4 +49,1% ja 2,06 -10,4% 10,2 -62,5% k.A. Goldman Sachs, J.P. Morgan, Morgan Stanley Small & Mid Cap Investmentbank 4,20 +20,7% 2,68 +1,5% 19,7 0,7 -10,3% k.A. k.A. +168,0% k.A. ICF Bank, Heuking Kühn Lüer Wojtek 10,10 -1,5% 46,5 -14,8% k.A. k.A. 935,32 27,32 -32,4% 4.114,8 +1,2% ja BNP Paribas, Bank of America, Deutsche Bank 2,70 -3,6% 0,47 +15,8% 1,6 4,7 -32,5% k.A. k.A. -88,3% nein Renell Corporate Finance 605,25 10,00 -29,1% 1.263,2 -50,0% ja Citigroup, Deutsche Bank 95,00 -16,7% 760,0 -15,6% k.A. ICF Bank 2,76 +0,0% 0,7 +120,8% k.A. Heuking Kühn Lüer Wojtek 388,50 25,00 +23,2% 3.500,0 +35,1% ja J.P. Morgan, Berenberg, Dt. Bank, BNP Paribas 0,01 2,09 5,44 -53,8% -39,6% 92,1 18,7 -79,2% k.A. futurum bank -86,8% k.A. ICF Bank Gesamt (2023): 19 11(-)/8(+) 3.344,2 20.625,4 -4,1% Median -14,8% 2022 Vandana A3DXGZ 15.11.22 FV DÜS Cantourage Group A3DSV0 11.11.22 Scale** Henri Broen A3C6BW 06.10.22 FV DÜS Porsche PAG911 29.09.22 Prime SEMODU A2GS6H 01.08.22 FV MUC 1,10 6,48 10,50 82,50 6,50 1,20 6,70 16,20 +0,0% -3,5% -0,6% k.A. 83,5 +9,1% k.A. k.A. +3,4% k.A. Steubing 810,0 +54,3% k.A. k.A. 9.081,67 70,62 -20,1% 64.334,8 -14,4% ja 1,50 -50,0% 1,8 -76,9% k.A. Bank of America, Citigroup, Goldman Sachs, J.P. Morgan Small & Mid Cap Investmentbank 10 02-2024

Going Public Listing-Geflüster & Watchlist Das große Zögern … Mit Blick auf Börsenpläne regt sich einiges seit GoingPublic-Ausgabe 1/2024 – doch leider zumeist in die falsche Richtung. So dominieren die Absagen und Verschiebungen den Newsflow der aktu- ellen Börsenkandidaten. Doch zunächst Positives. Bosch-Chef Dr.-Ing. Stefan Hartung wird in der Wirt- schaftsWoche zitiert mit dem Satz: „Wir müs- sen Bosch für die Börse öffnen.“ Gemeint hat er damit nicht ein Listing der gesamten Gruppe, sondern dass aus seiner Sicht die Notwendig- keit besteht, auch börsennotierte Tochter- unternehmen oder Beteiligungen bei sich im Konzern zu haben. Damit deutet er indirekt auch die Möglichkeit von Akquisitionen gelisteter Unternehmen an. Träumen darf man als Kapitalmarktfan trotzdem: Die Bosch- Gruppe erzielte 2023 bei 91,6 Mrd. EUR Umsatz ein operatives EBIT von 4,8 Mrd. EUR und wäre damit ein echter deutscher Large Cap. Leider noch kein Fall für die GoingPublic Watchlist. Nicht mehr in unserer Watchlist enthalten ist Sunrise Medical: Gerade einmal sieben Tage lagen zwischen der Ankündigung „Sunrise Medical plant Börsengang an der Frankfurter Wertpapierbörse“ (28. Mai 2024) und der Nachricht „Platinum Equity übernimmt Sunrise Medical“ (4. Juni 2024). Fast mag es so wirken, als hätte man die IPO-Ankündigung gar als Druckmittel für den schnelleren Abschluss der Secondary-Transaktion (von Private-Equity- zu Private-Equity-Investor) genutzt – denn wer verkauft ein Unternehmen mit einem kol- portierten Wert von 2 Mrd. EUR mal schnell innerhalb von einer Woche? Eigner Nordic Capital hat das Unternehmen in jedem Fall nun an den US-Finanzinvestor Platinum Equity verkauft. „In Zusammenarbeit mit dem neuen Eigentümer wird die erfolgreiche Wachstums- strategie des Unternehmens fortgesetzt“, hieß es in einer kurzen Mitteilung. Sunrise stellt Mobilitätshilfen wie Rollstühle und Rol- latoren her, ist in 23 Ländern tätig und zählt mehr als 2.800 Beschäftigte. Im vergangenen Kurz & knapp ++++ Gescheitertes Mini-IPO der DAVIGOworx GmbH & Co. KGaA (WKN: DWRX24): 5 Mio. Aktien aus einer Kapitalerhöhung zum Festpreis von 2,00 EUR wollten die Hamburger über die Zeichnungsbox der Börse Düsseldorf emittieren (Ad-hoc- Mitteilung „DAVIGOworx plant Börsen- gang“ vom 16. Mai, „DAVIGOWorx startet morgen das erste öffentliche Angebot ihrer Aktien“ vom 21. Mai). Geklappt hat es am Ende nicht für die Idee der Soft- ware „Renditefinder“: Schon am 12. Juni wurde vermeldet, dass das Zeichnungs- volumen trotz großen Interesses nicht ausreichend für den operativen Start des Geschäftsmodells gewesen sei und der geplante Börsengang nun nicht zustande komme. +++ Der vom Staat mit 30 Mrd. EUR gestützte Energiehändler Uniper befindet sich heute noch zu über 99% in den Händen der Bundesregierung. Der aktuellen Haushaltsnot geschuldet, wären für etwa die halbe Beteiligung bis zu 10 Mrd. EUR erzielbar. Spekuliert wird hier auch wieder über einen Bör- sengang. Eine neue Volksaktie à la Tele- kom? +++ Die Frankfurter Beteiligungsge- sellschaft Brockhaus Technologies besitzt mit 60% die Mehrheit an Bikeleasing.de. Die B2B-Leasing-Plattform ist sehr er- folgreich im Bereich „Dienstfahrrad“ und soll bis zu 1 Mrd. EUR wert sein. Beim Exit soll auch die Option Börse geprüft werden. +++ Laut Reuters soll bei STADA demnächst die Entscheidung fal- len, ob die Finanzinvestoren Bain Capi- tal und Cinven, die sich mit dem Gene- rikamarkt bestens auskennen, eher den Trade Sale oder doch die Rückkehr an die Börse anstreben. RENK und Douglas lassen grüßen. ++++ ■ GoingPublic Redaktion, Stand 24.6.2024 12 02-2024 m o c . e b o d a . k c o t s – z o © : o t o F Geschäftsjahr 2022/23 legte das Unterneh- men aus Malsch bei Heidelberg einen 17%igen Umsatzanstieg auf 636 Mio. EUR hin, die berei- nigte EBITDA-Marge soll 18,5% betragen haben. Vielleicht kommt ja das Thema Bör- sengang auch beim neuen Besitzer wieder einmal auf die Tagesordnung. Nicht viel Neues gibt es von der Bentley Endovascular Group (GoingPublic 1/2024, S. 13): Auf GoingPublic-Nachfrage heißt es aus dem baden-württembergischen Hechingen: „Anteils- eigner und Management der Bentley Endova- scular Group haben angesichts des derzeit ungünstigen Börsenumfelds an der schwedi- schen Nasdaq entschieden, mit dem geplan- ten Börsengang zu warten. Wir sind für den geplanten IPO bereit, wenn die Märkte bereit sind. Dank der sehr guten Vorbereitung durch unsere internen Teams sind wir also ‚IPO ready‘ und könnten jederzeit ‚auf den Knopf drücken‘, wenn das Marktumfeld entsprechend günstig ist.“ Wir rechnen nun mit einem IPO an der Nasdaq Nordic im Herbst. Aus Investment- kreisen ist zu vernehmen, dass der Unterneh- menswert auf 300 Mio. bis 500 Mio. EUR geschätzt wird. Viele Ankündigungen, hohe außerbörsliche Aktivität In der engeren Wahl der möglichen weiteren IPO-Kandidaten für 2024 befinden sich neben Flix und Pentixapharm (unsere Toptipps aus GoingPublic 1/2024) der Aeroponikspezialist greeny+ und der Tankkartenanbieter DKV Mobility. Schon länger angekündigt und mit ordentlichem Vorlauf werden auch N26, Techem, Motel One und die Oldenburgische Landesbank in den kommenden 24 Monaten auf dem Parkett erwartet. Wenn die Börse mitspielt, kann es schneller als gedacht voran-

Foto: © kmiragaya – stock.adobe.com Going Public IPO-Markt USA Astera Labs, Reddit und Viking prominenteste Neuzugänge Das zweite Quartal bot auch weiterhin das zuletzt gewohnt schwankende Bild vom US-IPO-Markt. Zu einigen erfolgreichen Börsengängen, die seither im hohen zwei- bzw. sogar niedrigen dreistelligen Bereich zulegen konnten, gesellten sich solche, die deutliche Verluste hinnehmen mussten. Großer Optimismus etwa in Bezug auf „KI-IPOs“ ist aber auch nicht zu spüren. Die Blicke richten sich schon auf die zweite Jahreshälfte. Von Ike Nünchert Zum Ende des ersten Quartals kam es zu den medial mit hohen Erwartungen besetzten Börsengängen von Reddit (Börsenwert: 2,5 Mrd. USD) – dem ersten Social-Media-Börsengang seit Pinterest im April 2019 – sowie von KI-Player Astera Labs (Market Cap: 9,4 Mrd. USD). Astera Labs brachte es auf ein Emissions- volumen von 713 Mio. USD und erzielte direkt einen Zeichnungsgewinn von 72%. Das war durchaus erwartet worden, da das Unternehmen wachstumsstark ist und gleichzeitig vom gegenwärtigen Rückenwind für die KI-Branche profitiert. Nicht zuletzt hatte dann noch NVIDIA-CEO Jen-Hsun Huang auf deren Roadshow ein „Endorse- ment“ für Astera Labs ausgesprochen. Ein mit 748 Mio. USD noch leicht höheres Volumen wurde Reddit zuteil, dessen Kurs- plus nach dem ersten Handelstag bei 48% lag. Danach ging es zunächst steil bergab – jedoch überraschte die Plattform mit guten Umsatzahlen, und auch die Rückkehr der „Meme-Aktien-Crowd“ verhalf der Aktie seit Mitte April wieder zum Aufstieg. Insgesamt war der März mit sechs IPOs gegenüber den beiden Vormonaten mit je zwölf Börsengängen schwächer. Das Emis- sionsvolumen betrug 1,85 Mrd. USD, was einen Rückgang im Vergleich zum Februar Tab. 1: IPO Scoreboard 2024* Anzahl IPOs Gesamtes Emissionsvolumen Durchschn. Emissionsvolumen Zeichnungsgewinne ø IPOs NYSE/NASDAQ Quotient USA/D 55 12,6 Mrd. USD 230 Mio. USD 17% 18/37 14 *) Stand: 16.6.2024; Quelle: GoingPublic Research 14 02-2024 Abb. 1: IPO-Anzahl der letzten zwölf Monate* 16 14 12 10 8 6 4 2 0 14 12 11 12 12 15 10 11 8 6 6 2 Jun 23 Jul 23 Aug 23 Sep 23 Okt 23 Nov 23 Dez 23 Jan 24 Feb 24 Mär 24 Apr 24 Mai 24 *) Stand: 01.06.2024; Quelle: GoingPublic Research und mehr als eine Halbierung gegenüber dem Januar bedeutete. Der durchschnitt- liche Zeichnungsgewinn lag dank Astera Labs und Reddit dann immerhin noch bei 13%. April bislang stärkster IPO-Monat 2024 Mit insgesamt 15 Börsengängen und 3,9 Mrd. USD Emissionsvolumen sowie einem durch- schnittlichen Zeichnungsgewinn von 28% war der April der bisher erfolgreichste Monat 2024. Das IPO der Kreuz- fahrtlinie VIKING war dabei mit einem Volu- men von 1,54 Mrd. EUR bei einer Market Cap von über 10 Mrd. USD mit Abstand der größte Bör- sengang und gleichzeitig das dritte Unternehmen ggü. Vorjahr +12% +12%-Punkte 8/41 +71% +53% +13-Punkte 16 2024, das mehr als 1 Mrd. USD einspielte. Diese Hürde schafften im gesamten Vorjahr lediglich Arm, Kenvue und Birkenstock. Mit 752 Mio. USD knapp halb so groß war das Emissionsvolumen beim IPO des Cloud- Datenmanagement- und Cybersecurityanbie- ters Rubrik (Market Cap: 6,6 Mrd. US), dem nach Kaspi.kz (1,04 Mrd. USD) zweitgrößten Tech-IPO in diesem Jahr und dem vierten über der 700-Mio.-USD-Schwelle. Rubrik ver- zeichnete zuletzt zwar enorme Kunden- zuwachsraten, bewegt sich aber weiter deutlich in der Verlustzone. Trotz aller geopolitischer Widrigkeiten hält der Zustrom von Unternehmen aus China, Hongkong und auch Singapur an die US-Börsen an. Im April waren es sechs; die übrigen waren bis auf den Rohstoffhändler Marex Group (Emissionsvolumen: 292 Mio. USD) aus UK heimische Unternehmen. Ins- besondere drei IPOs aus Hongkong – die Top

Going Public Kolumne Rechtsformwahl: Niederländische NV versus deutsche AG Das Zukunftsfinanzierungsgesetz hat einige zu begrüßende Erleichterungen für Wachstumsunternehmen gebracht. Darunter zählen die Verdopplung der Grenze beim vereinfachten Bezugsrechtsausschluss von 10% auf 20% des Grundkapitals, die Erhöhung des bedingten Kapitals für Bezugsrechte von Arbeitnehmern und Mitgliedern der Geschäftsführung auf ebenfalls 20% des Grundkapitals sowie die deutliche Entschärfung einer „Dry-Income-Besteuerung“ für verbilligte Käufe von Mitarbeiteraktien. Von Prof. Dr. Wolfgang Blättchen und Uwe Nespethal Die deutsche Aktiengesellschaft sieht sich zusehends im Wettbewerb mit europäischen börsenfähigen Rechts- formen, insbesondere mit der niederlän- dischen Naamloze Vennootschap (NV). Die Umsetzung der „EU-Mobilitätsrichtlinie“ erlaubt in Deutschland ansässigen Kapital- gesellschaften seit März 2023 einen grenz- überschreitenden Formwechsel in eine aus- ländische europäische Kapitalgesellschaft. So kann beispielsweise eine deutsche GmbH unter Beibehaltung ihrer rechtlichen Identität in eine z.B. niederländische NV umgewandelt werden. Da es hierbei zu keiner Übertragung von Vermögenswerten kommt, ist die Umwandlung sowohl für die Gesellschaft als auch für die Gesellschafter steuerneutral. Ebenso kann der Verwal- tungs- und Betriebssitz weiterhin dauerhaft in Deutschland verbleiben, getrennt vom satzungsmäßigen Auslandssitz. Da die niederländische NV eine in der Praxis bewährte Rechtsform auch für US-Notierun- gen europäischer Emittenten ist, wird sie zunehmend zur Benchmark für die deutsche Aktiengesellschaft. Sie ist in ihrer Ausgestaltung sehr flexibel und erlaubt es, angelsäch- sische Kapitalmarktusancen in der Corporate Governance und in der Kapitalaufnahme zu berücksichtigen. Für börsennotierte deut- sche Wachstumsunternehmen werden diese immer bedeutender, da internationale Tech- Investoren sich daran orientieren. So sind bezugsrechtsfreie Platzierungen innerhalb weniger Stunden („Accelerated Bookbuil- ding“) eine gängige Form der Mittelaufnahme über die Börse. Zwar erlaubt das Aktien- gesetz (AktG) diese Platzierungsform neu- erdings auch bis zu einem Umfang von 20% des Grundkapitals, jedoch reicht diese Schwelle oftmals für weniger kapitalisierte Unternehmen nicht aus. Die Alternative zu einer Bezugsrechtskapitalerhöhung mit 16 02-2024 einer Bezugsfrist von zwei Wochen, wie sie das AktG vorschreibt, wird aber von Tech- Investoren nicht akzeptiert. Die NV kennt zwar auch ein Bezugsrecht, jedoch kann die Hauptversammlung festlegen, in welchem Umfang ein Bezugsrechtsausschluss autori- siert wird. Ebenso gibt es bei der NV keine harten Grenzen für Bewertungsabschläge bei Barkapitalerhöhungen mit Bezugs- rechtsausschluss, die in volatilen Märkten durchaus bei über 25% liegen können. Die deutsche Rechtsprechung hat sich auf maximal 5% versteift, was Kapitalmaßnahmen in einem schwierigen Umfeld unmöglich macht. Des Weiteren erlaubt der deutsche Gläubigerschutz keine Ausgabe von Aktien unterhalb ihres nominalen Mindestwerts von 1,00 EUR, was gerade in Sanierungsfäl- len die dringend benötigte Kapitalerhöhung torpediert, sobald der Ausgabekurs unter den Mindestwert fällt. Die NV hat ihren Schwellenwert bei nur 0,01 EUR. Deutlich flexibler ist die NV auch bei der Ausgestal- tung von aktienbasierten Vergütungssyste- men. Eine Mindestwartefrist von vier Jahren, die Definition von Erfolgshürden oder die Mengenfestlegung nach Begünstigtengrup- pen, wie es das AktG vorschreibt, kennt die NV nicht. Auch ist es bei der NV erlaubt, Aktienoptionen an Aufsichtsrats- bzw. nicht geschäftsführende Verwaltungsratsmitglie- der als Vergütungsbestandteil zu gewähren. Leider wurde diese Möglichkeit vor über 20 Jahren für die AG gestrichen. Ein weiterer Nachteil der AG liegt in der Notwendigkeit, bei einem US-Listing ADRs auszugeben. Die direkte Ausgabe von Aktien ist mangels Ver- einbarung mit der US-Verwahrstelle (DTC) nicht möglich. Ausgabe und Verwaltung der ADRs bringen für Gesellschaften und ihre Aktionäre, für Nicht-US- Anleger, eine erhöhte Komplexität und zusätzliche Kosten mit sich. Die ADR- insbesondere Notwendigkeit ist zwar kein aktienrecht- liches Thema, jedoch sollte sich die deut- sche Finanzaufsicht darum kümmern. Überzogener Gläubiger- und Klein- aktionärsschutz ist eine Ursache dafür, dass der deutsche Kapitalmarkt schwächelt. Nicht ohne Grund liegt das Verhältnis Börsenwert/BIP in den USA bei über 150%, in Deutschland bei nur 50%. Eine Flexi- bilisierung des Kapitalmarkts könnte diese Quote heben und erhebliche Finanzierungs- spielräume eröffnen. ■ ZU DEN AUTOREN Prof. Dr. Wolfgang Blättchen ist geschäfts- führender Gesellschafter der BLÄTTCHEN FINANCIAL ADVISORY GmbH und seit drei Jahrzehnten als unabhängiger Berater für Kapitalmarktstrategien aktiv. In dieser Zeit konnte er über 100 Pre-IPOs, IPOs und Follow-on-Mandate begleiten. Er ist aktives Mitglied in Aufsichts- und Beiräten sowie Ansprechpartner der Börsen. Uwe Nespethal ist ebenfalls geschäfts- führender Gesellschafter der BLÄTTCHEN FINANCIAL ADVISORY GmbH und seit über 20 Jahren als unabhängiger Berater in Kapitalmarktstrategien sowie in der Auflegung von kapitalmarktorien- tierten für Führungskräfte und Mitarbeiter tätig. Incentivierungsprogrammen

Going Public Celonis: Kurzer Prozess mittels Process Mining Unicorns auf Börsenkurs. Die neue Serie, Teil 2 In vielen herkömmlichen Büros hängt der Sinnspruch: „Die Hektik von heute ist die gute alte Zeit von morgen.“ Nein, sagt Celonis: Morgen sieht es in Unternehmen anders aus. Und zwar ganz anders! Celonis begeistert seine Kunden mit Optimierung, Automatisierung und Transformation von Prozessen und dies als zukunftsweisendes Geschäftsmodell etabliert. Nach Personio (GoingPublic 1/24) der zweite Teil unserer neuen Serie. Von Stefan Preuß Abb. 1: Prozesseffizienz in Theorie und Praxis Quelle: Celonis SE Die in München gegründete Celonis widmet sich im Kern der Opti- mierung von Prozessen in Unter- nehmen. Und da sie dabei anerkannt mit chirurgischer Präzision vorgeht, bieten sich Beschreibungen mit medizinischen Begriffen an. Begonnen haben die drei Gründer Bastian Nominacher, Alexander Rinke und Martin Klenk vor mehr als zehn Jahren im Rahmen eines studen- tischen Projekts beim Bayerischen Rund- funk. Es ging um die Entwicklung einer Software für Process Mining. Der Begriff steht für Prozesse. Die Abläufe innerhalb eines Unternehmens werden gleichsam seziert; die Auswertung existierender Unterneh- mensdaten macht auf einen Blick ersicht- lich, wie Unternehmensprozesse ablaufen, wo Schwachstellen und Ineffizienzen liegen. für eine Art Röntgengerät Prozessintelligenz als Basis Heute geht das Leistungsspektrum deutlich weiter: Celonis hat 2020 den Funktions- umfang seiner Software erweitert, um Firmen die Möglichkeit zu geben, ihre Prozesse nicht nur zu analysieren, sondern kontinuierlich und (teil)automatisiert zu optimieren. Diese Prozessintelligenz bietet auch die Möglich- keit zur Ausführung und Automatisierung von Maßnahmen und ist somit zugleich die The- rapie im Angesicht der erhobenen Befunde. Seit November 2022 ermöglicht Celonis mittels des sogenannten Object-centric Pro- cess Mining erstmals eine multidimensionale Ansicht von sämtlichen Unternehmens- abläufen und den mit ihnen verbundenen Faktoren und Abhängigkeiten – vergleichbar mit einem Magnetresonanztomografen für Prozesse. Damit lasse sich das komplette Spektrum sowohl an Ineffizienzen als auch an Potenzialen rund um die verschiedenen 18 02-2024 Prozesse erfassen. Im November 2023 hat Celonis als nächsten Innovationssprung während seiner globalen Anwenderkonfe- renz Celosphere den Process Intelligence (PI) Graph vorgestellt. Dieser erfasst und vereinheitlicht die Prozessdaten eines Unter- nehmens und ergänzt sie mit maschinellem Lernen und umfassendem Prozesswissen aus Tausenden von Kundenprojekten. F o t o : i © a r k a d w n a – s t o c k . a d o b e . c o m Der konkrete Nutzen Die über die Prozesse gewonnenen und ana- lysierten Daten können in zahllosen Anwen- dungen zu verbesserten Abläufen führen. Durch die pandemiebedingten Turbulenzen stieg z.B. die Nachfrage nach der Optimie- rung der Finanzprozesse wie etwa der Kredi- torenbuchhaltung, um die Liquidität zu ver- bessern. Auch die Optimierung unter Druck geratener Lieferketten sowie Maßnahmen für eine bessere Reaktionsfähigkeit auf Infla- tion und Preissprünge waren und sind wich- tige Ansatzpunkte. Wie erfolgreich Unterneh- men mit Celonis ihre Effizienz und Nachhal- tigkeit steigern, zeigen zahlreiche Beispiele. Mehr als die Hälfte der 200 weltweit größten Konzerne sowie die Mehrzahl aller DAX- Kurzprofil: Celonis SE Branche Beschäftigte Standorte Kunden Gründungsjahr Bewertung Internet Process Mining mehr als 3.000 Hauptsitze in München und New York, 25 weitere Standorte ca. 1.500 (mehr als 5.000 Kundeninstallationen) 2011 10 Mrd. bis 12 Mrd. EUR www.celonis.com

Going Public Hüttenwerke Königsbronn auf Börsenkurs Harte Schale, weicher Kern – Listing im Juli 2024 erwartet Der Name ist Programm: HWK 1365 SE. HWK steht für Hüttenwerke Königsbronn, 1365 für das Gründungsjahr. 659 Son- nenumrundungen später heißt es Börse statt Mittelalter. Im Juli steht mittels Reverse IPO das Listing an der Börse Düssel- dorf an. mwb research schätzt den Unternehmenswert auf rund 18 Mio. EUR. Von Stefan Preuß D ass es das Unternehmen überhaupt noch gibt, wird im Ländle Baden- Württemberg auch schon mal als das „Wunder von Königsbronn“ bezeich- net. Nachdem die Schwäbischen Hütten- werke, wie das Unternehmen seinerzeit hieß, 2009 vom Land verkauft worden waren, ging es wegen Managementfehlern bergab, inklusive dreier Insolvenzen. Am Ende retteten 2019 drei Parteien das Unter- nehmen vor der Stilllegung. Erstens war dies ein starker Betriebsrat mithilfe der IG Metall Heidenheim. Der Betriebsrat ent- wickelte ein umfangreiches Maßnahmen- paket, um die Stilllegung abzuwenden. Dazu zählten etwa aktive Öffentlichkeitsar- beit, die direkte Ansprache und Inan- spruchnahme von Kommunal- und Landes- politik sowie Wirtschaftsverbänden und die eigenständige Suche nach einem neuen Investor. Zweitens zog die Belegschaft mit, die auf Lohn verzichtete und dafür ein Drit- tel der Anteile erhielt, und drittens waren es die heutigen Mehrheitseigentümer, die Kapital einbrachten. Diese Dreifaltigkeit ist ein Teil des Investment Case – denn mehr Gleichlauf der Interessen und Commitment sind schwer vorstellbar. Sachkapitalerhöhung in TERENTIUS SE Im April 2024 wurde die AVIR Walze Holding GmbH, Alleingesellschafterin der Hütten- werke Königsbronn GmbH, im Rahmen einer Sachkapitalerhöhung in die TERENTIUS SE Kurzprofil: HWK SE 1365 SE Unternehmenssitz: Branche: Umsatz 2023: Königsbronn (Baden-Württ.) Maschinenbau 21,8 Mio. EUR EBIT 2023: Anteilseigner: 2,1 Mio. EUR CElf GmbH 33,3%, Wolf Waschkuhn 33,3%, Mitarbeiter 33,3% 20 02-2024 Während eines Gießvorgangs überzeugte sich eine Delegation des VDI vom hohen technischen Standard bei den Hüttenwerken Königsbronn. Foto: HWK 1356 eingebracht. Bei TERENTIUS handelt es sich um eine Vorratsgesellschaft. In dieser Konstruktion wurde der Börsengang der Hüttenwerke Königsbronn GmbH im Wege eines Reverse IPO aufgegleist. Im Handel be- finden sich 300.000 Stückaktien mit einem rechnerischen Nennwert von 1 EUR. Die Bewertung der AVIR Walze Holding GmbH bei Einbringung betrug etwa 17 Mio. EUR. Der eigentliche Handel in der Aktie der fusio nierten Gesellschaft mit dem finalen Firmennamen soll im Juli 2024 erfolgen. Der zukünftige Verwaltungsrat der HWK 1365 SE wird aus drei Mitgliedern zusam- mengesetzt sein: Wolf Waschkuhn (gleichzei- tig geschäftsführender Direktor), Frank Gün- ther und Roman Zitzelsberger. Letzterer war vormals Bezirksleiter der IG Metall Baden- Württemberg und ist heute außerdem Mit- glied im Aufsichtsrat der Mercedes-Benz- Group AG, der Ende 2021 aus der Daimler AG herausgelösten Daimler Truck Holding AG sowie stellvertretender Aufsichtsratsvorsit- zender der ZF Friedrichshafen AG. Zur Bör- sennotierung halten die geschäftsführenden Gesellschafter der One Square Gruppe, Wolf Waschkuhn und Frank Günther (indirekt über die CElf GmbH), jeweils ein Drittel der ausstehenden Aktien. Der Streubesitz ver- teilt sich zum Zeitpunkt der Transaktion gleichmäßig auf 78 Mitarbeiter der HWK – so viele der ursprünglich etwa 150 Mitarbeiter konnten nach der dritten Insolvenz weiter- beschäftigt werden. Somit sind sowohl das Management in Person von Waschkuhn als geschäftsführendem Gesellschafter als auch die Belegschaft maßgeblich am weiteren Er- folg der HWK beteiligt. Ältestes Industrieunternehmen Deutschlands Die Hüttenwerke Königsbronn reklamieren für sich, das älteste Industrieunternehmen Deutschlands zu sein. Nun muss man nicht

HWK 1365 – Deutschlands ältester Industriebetrieb Organisatorische NNeeuuaauuffsstteelllluunngg und Beginn der Diversifikation Verkauf durch das Land und anschließende Übernahme durch Private Equity Fonds Entwicklung von dduukkttiilleemm GGrraauugguussss (CDI) Pariser Weltausstellung: Erste Goldmedaille für Kalanderwalzen 22000088 22000099 22001199 22002200 22002233 Start MMooddeerrnniissiieerruunnggss-- und IInnvveessttiittiioonnsspprrooggrraammmm „„WWiieeddeerrggeebbuurrtt““ der Hüttenwerke Königsbronn – zu 3333%% iinn AArrbbeeiittnneehhmmeerrhhaanndd Kokillen für Kanonenläufe 11883355 11885555 22000011 11999922 Erste HHoocchhlleeiissttuunnggsswwaallzzee aus CDI 11666655 Erste HHeeiizzwwaallzzeenn Kokillen-gegossene GGrraauugguusssswwaallzzeenn für die Papierindustrie Erhalt der SScchhüürrffrreecchhttee für Eisenerz durch Kaiser Karl IV. 11336655 Quelle: HWK in Geschichte habilitiert sein, um zu wis- sen, dass es 1365 noch keine Industrieun- ternehmen im heutigen Sinne gab. Die Jah- reszahl bezieht sich auf die Vergabe von Schürfrechten für Eisenerz durch Kaiser Karl IV. an die Königsbronner Zisterzienser- mönche. Die ersten industriellen Aktivitä- ten werden auf 1665 mit dem Einsatz von Kokillen für Kanonenläufe datiert. Um 1830 erfolgte der Einstieg in die Papierindustrie mit der Entwicklung und Herstellung soge- nannter Kalanderwalzen. HWK besitzt also annähernd 200 Jahre Erfahrung in der Papierindustrie. Dabei hat das Unterneh- men den Fortschritt der Branche durch die Entwicklung neuer Materialien und Techno- logien entscheidend geprägt und gilt heute als Weltmarktführer bei Kalanderwalzen. Hightechpräzision bis zu zwölf Metern Breite Kalandrieren industriellen Maßstab im zählt zu den anspruchsvollsten Hightech- anwendungen, die eine Vielzahl ausgefeil- ter Lösungen bedingt. Eine Papierbahn wird zwischen bis zu 220 °C heißen Kalan- derwalzen mit einem Druck von bis zu 35 Tonnen pro Meter auf wenige hundertstel Millimeter gepresst. Dass hierbei an die aus bis zu 150 Teilen bestehende Walze extreme Anforderungen an Präzision, Oberflächen- güte und Formbeständigkeit gestellt sind, ist unmittelbar einsichtig. Gleichzeitig muss eine Kalanderwalze den hohen thermischen und mechanischen Belastungen im Einsatz dauerhaft standhalten. Zur Herstellung einer Walze werden bis zu 100 Tonnen Roheisen in elektrischen Induktionsöfen geschmolzen. Die Schmelze wird tangential steigend in eine dickwan- dige Eisenform (Kokille) gegossen, die sie rotierend füllt. Für hoch beheizte Walzen ist es erforderlich, die Metallurgie in Richtung einer relativ dünnen Härteschicht zu modi- fizieren. Deshalb heißt es für eine Hightech- walze: harte Schale, weicher(er) Kern. Führende Marktstellung HWK beherrscht den Markt für große Kalanderwalzen mit einer Länge zwischen sechs und zwölf Metern, einem Durchmes- ser von bis zu 1,80 Metern und einem Ver- sandgewicht von maximal 40 Tonnen, wie sie für die leistungsfähigsten Papierma- schinen benötigt werden. Alle führenden Papiermaschinenhersteller (Valmet, Voith, ANDRITZ, Bellmer) zählen zu den Kunden von HWK; der Marktanteil in dieser Nische liegt nach eigenen Angaben bei 80%. Diese hohe Zahl bedeutet im Umkehrschluss: Wachstum in diesem Segment ist nur mög- lich, wenn auch der Markt für Papierma- schinen wächst. Das Wachstum von HWK konzentriert sich auf Maschinen zur Her- stellung von beschichtetem Karton und Faltschachteln – getrieben durch den zu- nehmenden Internethandel und die Substi- tution von Kunststoffverpackungen. Der weltweite Markt für legale Holzpro- duktion wächst nach Zahlen des schwedi- schen Beratungshauses AFRY relativ kons- tant um 2% bis 3% jährlich. Sektoren wie die Verpackungs- sowie die Hygienepro- duktindustrie wird größeres Wachstum im zweistelligen Bereich prognostiziert, der Bereich der Papierherstellung für grafische Erzeugnisse (z.B. Zeitungspapier) werde aufgrund der Digitalisierung nachgeben. 22 02-2024 Über die Partizipation am Marktwachstum strebt HWK an, vom Trend zu immer grö- ßeren Maschinen zu profitieren. Dieser Trend ist vor allem in China zu beobach- ten, was mittelfristig auch den riesigen chi- nesischen Markt für HWK öffnen könnte. Stärken und Schwächen Als Weltmarktführer mit 80% Marktanteil befindet sich HWK in einer guten Verhand- lungsposition gegenüber Kunden. In gewis- ser Weise ist das Unternehmen auch un- verzichtbar, da in den allermeisten laufen- den Maschinen eben Kalanderwalzen aus Schwaben verbaut sind. Dem steht gegen- über, dass der Hauptabsatzmarkt Papier- maschinen reif und zyklisch ist und wenige Großkunden ein erhebliches Klumpen- risiko darstellen. Da durch das Reverse IPO keine frischen Mittel aus dem Börsen- gang zufließen, bleibt es bis auf Weiteres bei engen finanziellen Spielräumen. Das sagen die Zahlen Die HWK haben seit dem Neustart 2019 kon- tinuierliches Wachstum erzielt und dabei profitabel gearbeitet – bis auf das Ausreißer- jahr 2022, als Probleme in der Lieferkette und immense Kostensteigerungen das ener- gieintensive Unternehmen in die roten Zahlen drückten. Die Analysten von mwb research sehen in ihrem Erstresearch einen fairen Wert von 80 EUR pro Aktie. Sie gehen dabei nach dem Übergangsjahr 2024 von einem Gewinn je Aktie von 4,40 EUR anno 2025 aus, den man 2026 auf 5,45 EUR steigern wird. Damit errechnet sich ein KGV 2026e von 14,6. Der Umsatz soll nach mwb-Berech- nungen dann 25 Mio. EUR überschreiten. Fazit Die HWK 1365 SE bekommt durch die Bör- sennotierung öffentliche Aufmerksamkeit – das könnte für den Ausbau des Asien- und des Servicegeschäfts sowie die Diver- sifikation der Marktsegmente hilfreich sein. Die hohe Identifikation der beteiligten Mitarbeiter, die das Unternehmen auch nach drei Insolvenzen nicht aufgegeben haben, darf als weiteres Asset gelten. Königsbronn liegt zwischen Aalen, Ober- kochen und Heidenheim gewissermaßen in einem Industriegürtel; dort werden Facharbeiter dringend gesucht. Auf der anderen Seite hängt die Zukunft der HWK davon ab, ob die Diversifikation gelingt und man aus der sehr engen Nische der Pa- ■ pierindustrie ausbrechen kann. Going Public

Being Public / Titelthema Kapitalerhöhungen Kapitalerhöhungen Kapitalerhöhungen Neue Studie zeigt die Finanzierung über die Börse in Zahlen Eines der großen Argumente für eine Börsennotiz ist die dauerhafte Möglichkeit des Zugangs zu Eigenkapital. Die gängigste Form der Eigenkapitalaufnahme börsennotierter Unternehmen ist die (Bar-)Kapitalerhöhung. Doch in welchem Maße machen Emittenten davon eigentlich Gebrauch? Welche Volumina werden hier be- wegt? Wie teilen sich Kapitalmaßnahmen auf die einzelnen Börsensegmente – gesetzlich reguliert (Prime und General Standard) und börsenreguliert (Freiverkehr) – auf? Genau dazu gab es bis dato keine genauen Daten. Nun hat die Quirin Privatbank in ihrer Studie „Deutschland im Fokus – Finanzierungsmonitor Kapitalmarkt“ erstmals komplette Zahlen für 2023 vorgelegt. Von Markus Rieger 24 02-2024 m o c . e b o d a . k c o t s – l a k c a J r o d n a S © : o t o F

Being Public / Titelthema Kapitalerhöhungen Transaktionssicherheit Als nächsten Themenkomplex beleuchte- ten die Autoren der Studie die „Transakti- onssicherheit“. Bei rund einem Drittel aller Kapitalerhöhungen in der Untersuchung (60) wurde zum Zeitpunkt der Veröffentli- chung bereits mindestens ein Ankerinves- tor, welcher die Finanzierung absichert, be- kanntgegeben. Bei insgesamt 21 Kapitaler- höhungen ist den Autoren zufolge von einer Abb. 3: Arten von Kapitalerhöhungen nach Marktkapitalisierung der Emittenten l h a z n A 17 12 14 2 4 1 4 4 2 0 – 100 Mio. MCAP 100 – 500 Mio. MCAP > 500 Mio. MCAP Quelle: Quirin Privatbank Abb. 4: Kapitalerhöhungsvolumina in Mio. EUR 2023 nach Art 2.071,8 Mio. Euro 17 2.615,3 Mio. Euro 43 Bezugsrechts-KEs KEs unter Ausschluss des Bezugsrechts Weiße Schrift: Anzahl Kapitalerhöhungen Quelle: Quirin Privatbank Abb. 5: Kapitalerhöhungsvolumina in Mio. EUR 2023 nach Quartalen 3.439,1 Mio. 14 Q1 420,1 Mio. 382,2 Mio. 445,7 Mio. 19 Q2 9 Q3 18 Q4 Weiße Schrift: Anzahl Kapitalerhöhungen Quelle: Quirin Privatbank 26 02-2024 sogenannten „Backstop-Kapitalerhöhung“ auszugehen. Bei diesem Transaktionstyp wurde mittels mindestens eines Backstop- Investors das Kursrisiko des Aktienmarktes während der Platzierung durch die Garantie des Investors quasi eliminiert und die Un- ternehmensfinanzierung somit sicherge- stellt. Welche Erkenntnisse lassen sich dar- aus ziehen? Zum einen überlassen die Unternehmen nichts dem Zufall, sondern versuchen, den Erfolg ihrer Kapitalmaßnah- me von vorne herein sicher zu stellen. Zum anderen ist Kapitalmarkt auch kein „Selbst- läufer“, über den aus der Anonymität der Anleger heraus jederzeit Aktien am Markt platziert werden können. 10%-Kapitalerhöhungen: beliebt und erprobt Bei ihren Aktienemissionen umgingen die Unternehmen 2023 gemäß der vorliegen- den Studie oftmals die Pflicht, Altaktionä- ren ein Bezugsrecht einzuräumen, indem sie bei der Kapitalerhöhung unterhalb der Obergrenze von zehn Prozent blieben. Wie Abb. 3 zeigt, dominierten bei den mittleren und großen Unternehmen die Transaktio- nen mit Bezugsrechtsausschluss, während bei den kleineren Unternehmen die Kapi- talerhöhung mit Bezugsrecht für die Alt- aktionäre noch im Vordergrund stand. Wie die Autoren ausführen, scheuten Unter- nehmen mutmaßlich den Aufwand, das Interesse ihrer Altaktionäre abzufragen. Alternativ könnte das auch den Wunsch der Unternehmen nach neuen (Anker) Aktio nären dokumentieren. Insbesondere bei KMUs ließen sich Platzierungen nur mit höheren Kursabschlägen umsetzen und führten somit zwangsläufig zu einer Transaktion mit Bezugsrecht. Mit oder ohne Bezugsrecht? Rund ein Drittel der Kapitalerhöhungen – siehe Abb. 4 – wurde mit Bezugsrecht für bestehende Aktionäre umgesetzt (Volu- men 2,1 Mrd. EUR). Im Falle der Bezugs- rechtskapitalerhöhungen wurden drei Maß- nahmen mit einer (vorherigen) Kapitalher- absetzung kombiniert, was entsprechende Krisen- und Rettungsszenarien nahe legt. Entsprechend fanden bei knapp zwei Drit- teln (in 43 Fällen, Volumen 2,6 Mrd. EUR) die Maßnahmen mit Ausschluss des Be- zugsrechts statt. Die Hälfte davon (20 Transaktionen) wurde im Vorfeld bereits explizit als „bis-zu-10%-Kapitalerhöhung“ angekündigt.

Being Public / Titelthema Kapitalerhöhungen Das aggregierte Volumen der Kapitaler- höhungen variierte ebenfalls im zeitlichen Verlauf. Vor allem am Anfang des Jahres 2023 zeigten sich höhere Volumina (Abb. 5), auch unter Nicht-Berücksichtigung der beiden größten, bereits genannten Kapi- talerhöhungen (TUI, Siemens Energy). Vor allem die Monate Juli und August fielen im Vergleich dazu deutlich zurück, was auf spezifische Bedürfnisse der Unternehmen zu verschiedenen Zeiten hindeuten könn- te. Prospektfreie Bezugsrechts- emissionen bis 8 Mio. EUR Immerhin acht Unternehmen aus verschie- denen Freiverkehrssegmenten (mit neun Kapitalerhöhungen) machten 2023 Ge- brauch von der Ausnahmeregel für die gesetzliche Prospektpflicht, wie Abb. 6 zeigt. Sie veröffentlichten lediglich ein Wertpapier-Informationsblatt im Rahmen der jeweiligen Kapitalmaßnahme bis 8 Mio. EUR. Dies entspricht immerhin 15 Prozent aller in der vorliegenden Studie umfassten Kapitalmaßnahmen. Die größten Kapitaler- höhungen – am Maximum von 8 Mio. EUR – führten Delignit (Entwicklungs-, Projekt- und Serienlieferant der Automobilindus- trie, Market Cap 38 Mio. EUR), Noratis (Be- standsentwickler für Wohnimmobilien) und WR Wohnraum (Kauf und Verwaltung von Wohnimmobilien) durch. Verteilung auf gesetzlich reguliert und börsenreguliert Die Aufteilung der 60 Kapitalmaßnahmen auf die gesetzlich regulierten Marktseg- mente (Prime Standard, General Standard) sowie die börsenregulierten Freiverkehrs- segmente zeigt Abb. 7: Das Gesamtvolu- men von 4,7 Mrd. EUR ist vor allem im Prime Standard (2,5 Mrd. EUR) und dem Frei- verkehr (2,1 Mrd. EUR) zu suchen. Der General Standard spielte mit 63 Mio. EUR nur eine unterge- ordnete Rolle. Wie gut sich gerade der kapi- talmarktaktive Mittelstand in einem Mittel- standssegment wie m:access geschlagen hat, bestätigt Rainer Wienke, Direktor Pri- märmarkt der Börse München: „Rund ein Viertel aller in m:access gelisteten Unter- nehmen haben im Jahr 2023 teils mehrfach Rainer Wienke, Börse München: 28 02-2024 Abb. 6: Prospektfreie Bezugsrechtsemissionen bis 8 Mio. EUR 2023 8,0 8,0 8,0 4,6 0,6 0,4 Delignit G BS Softw are N oratis SC H U M A G W R W ohnrau m 1,0 1,7 1,0 … 123fahrschule 123fahrschule C onsulting Tea m CPU Softw arehouse Quelle: Quirin Privatbank Abb. 7: Kapitalerhöhungsvolumina in Mio. EUR 2023 nach Segment 2.522 Mio. Euro 2.097 Mio. Euro 62,6 Mio. Euro PRIME STANDARD GENERAL STANDARD FREIVERKEHR Quelle: Quirin Privatbank Abb. 8: Branchenaufteilung der Kapitalerhöhungen 2023 nach Anzahl 6,7% 6,7% 666666666 5% 5% 11,7% 10% 11,7% 28.3% 15% Immobilien Finanzsektor Konsum-/Verbrauchsgüter Gesundheitswesen Industrieunternehmen Informationstechnologie Dienstleistungen, Versorgung Materialien/Rohstoffe Kommunikationsdienste Quelle: Quirin Privatbank Sach- oder Barkapitalerhöhungen durchge- führt und dabei insgesamt knapp 100 Mio. Euro erlöst. Im Wesentlichen ist das Kapital für organisches Wachstum und Akquisitio- nen sowie auch dafür, um in herausfordern- den Zeiten widerstandsfähiger zu werden“.

Being Public Künstliche Intelligenz in Finanz- kommunikation und -disclosure Neue Studie zeigt nachhaltige Veränderungen auf Spätestens mit ChatGPT, Gemini, Bing Chat & Co. ist künstliche Intelligenz (KI) demokratisiert und Realität im Ökosystem Börse. Auf intelligenten Algorithmen basierende Systeme und Large Language Models gewinnen am Kapitalmarkt immer mehr an Bedeutung. In der Finanzkommunikation eröffnet der Einsatz KI-unterstützter Anwendungen erhebliche Potenziale, die zu Effizienzgewinnen führen und zur Wertschaffung beitragen können. Von Dr. Martin Steinbach und Christina Ohde Abb. 1: Größte Unterstützungspotenziale durch KI bei IR-Tätigkeiten Übersetzung/Spracherkennung Erstellung von Texten Reduktion von manuellen Prozessen Research: Beschaffung von Informationen Analyse: Markttrends, Peers, Text- analysetools, Chancen und Risiken Automatisierung: Erstellung von automatischen Antworten/Routinefragen Überwachung von Social-Media- Aktivitäten der Peergroup Kontrolle/Plausibilisierung eigener Arbeitsergebnisse Veröffentlichung/Disclosure Identifikation von Events, neuen Investoren, Events und Trends Quelle: EY 81% Hohe 80% Unterstützung 67% 67% 58% 47% 35% 25% 21% 20% n = 127 Geringe Unterstützung Die KI steht im Begriff, die Arbeitsweise in der IR- und Finanzberichterstattungs- funktion branchenübergreifend und nachhaltig zu verändern. Eine aktuelle Studie (DIRK und EY: „Künstliche Intelligenz in der Finanzkommunikation und -disclosure“, 2024) beschäftigt sich mit Fragen wie: Welche neuen Potenziale und Herausforderungen eröffnen sich für die IR-Funktion, wie verän- dert der Einsatz von KI die IR-Aufgaben und -Ziele sowie die interne Organisation und welche Auswirkungen ergeben sich auf das Ökosystem Börse, den Markt und die Stake- holder durch die Verwendung von KI? KI unterstützt als digitaler Co-Pilot die IR-Officer im beruflichen Alltag Schon heute wird KI in die tägliche IR-Arbeit eingebunden und unterstützt die IR-Officer in ihrem beruflichen Alltag. So setzen bereits zwei Drittel der Unternehmen KI-unterstützte Anwendungen in der IR ein. Dabei gibt die Mehrheit der Befragten an, KI-Anwendungen vor allem für Übersetzungen, z.B. in der Finanz- und Ad-hoc-Berichterstattung, aber auch für Sprach- und Textanalysen, etwa bei der Erstellung von Reden und Lageberichts- komponenten, zu nutzen. Den größten Mehr- wert durch die Verwendung einer KI sehen die IR-Befragten in der Zeitersparnis, gefolgt von der Steigerung der Effizienz und Schnel- ligkeit in der IR. Je kleiner die Unternehmen, desto eher spielt auch die Kostenersparnis bei der Verwendung von KI eine Rolle. Gerade Generative KI ermöglicht dabei eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten in der IR. So sehen die IR-Befragten die größten Chancen für KI-unterstützte Anwen- dungen insbesondere im Bereich der Text- erstellung, der Übersetzung/Spracherken- nung und im Research bei der Beschaffung Informationen. Nach Ansicht der von 30 02-2024 IR-Officer wird sich auch der manuelle Auf- wand durch KI reduzieren. Mehrwert von KI für die interne und externe Kommunikation Neben der Kommunikation und der Pflege der Beziehungen zu Investoren ist die Orga- nisation der IR-Funktion und internen Infra- struktur und Koordination der Prozesse mit anderen Abteilungen zur Einhaltung der Ka- pitalmarktregularien und der fortlaufenden Kapitalmarktpflichten im Kapitalmarktjahr oft eine wesentliche Aufgabe der IR. Dabei erwarten die IR-Officer, dass mit Verwen- dung einer KI als Copilot die abteilungsüber- greifende Kommunikation wieder mehr in den Vordergrund rückt. Recherchearbeit kann durch KI ausgeführt werden, was Zeit für mehr Interaktion von Mensch zu Mensch schaffen kann. Auch bei der Interaktion mit externen Stakeholdern wird ein Anstieg er- wartet. Die Mehrheit der IR-Befragten ver- ZU DEN AUTOREN Dr. Martin Steinbach ist Partner und IPO- Leader bei EY. Er verantwortet seit April 2011 den Bereich IPO und Listing Services in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Christina Ohde ist Managerin im Team IPO und Listing Services bei EY.

Being Public DAX40-Investorenstudie Deutschlands Leitindex neuer Liebling aktiver, europäischer Portfoliomanager? Die gute Nachricht aus der gemeinsamen Studie von S&P Global und dem DIRK zum DAX-Aktionariat: Weitgehend haben sich die Verhältnisse bei den Anteilseignern im DAX40 nicht wesentlich geändert. Im Rückblick erscheint das Jahr 2022 als Ausreißer, wobei 2023 unter diesem Blickwinkel als Korrektur hin zu den Relationen von 2021 interpretiert werden kann. In den untersuchten europäischen Regionen könnte sich eine Trendwende hin zum deutschen Premiumsegment abzeichnen. Von Kay Bommer Abb. 1: Regionale Verteilung der DAX-Investoren in Prozent Quelle: S&P Global Market Intelligence, 2024 Das Börsenjahr 2023 war von ge- mischten Entwicklungen geprägt – einerseits erklommen die Aktien- kurse immer neue Höhen, andererseits stiegen auch die Zinsen weltweit an. Die Reaktionen seitens der institutionellen Anleger fielen unterschiedlich aus: Wäh- rend sich nordamerikanische Investoren anderen Regionen oder Assetklassen HINWEIS ZUR SERIE „DIRK CORNER“ Für den Inhalt der einzelnen Artikel sind die jeweils benannten Autoren verant- wortlich. Die Inhalte der Artikel spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung des DIRK – Deutscher Investor Relations Verband oder der Redaktion wider. 32 02-2024 zuwandten, behielten europäische Inves- toren ihr Engagement im deutschen Premi- umsegment bei oder verstärkten es sogar. Europäer auf dem Vormarsch Im Jahr 2023 hat sich der Anteil institutio- neller Investoren im DAX leicht, um etwa einen Prozentpunkt, auf 57% verringert – bei unverändertem DAX-Streubesitz. Diese Entwicklung ist insbesondere auf das Ver- halten nordamerikanischer Anleger zu- rückzuführen, die ihren Anteil um ca. 4,4% im Vergleich zum Vorjahr reduzierten. Zwar stellt Nordamerika weiterhin mit Ab- stand die größte regionale Anlegergruppe im DAX. Mit Blick auf den längerfristigen Trend könnte sich jedoch eine Wende ab- zeichnen. Zum ersten Mal seit mehr als fünf Jah- ren haben 2023 sowohl kontinentaleuropä- ische als auch deutsche Investoren ihren Anteil an den Unternehmen im deutschen Premiumindex gesteigert. Mit 2,1 Prozent- punkten im Vergleich zum Vorjahr ist der stärkste Anstieg bei europäischen Anle- gern (ohne Deutschland) zu verzeichnen, während sich der Anteil von Investoren aus Deutschland um ca. einen Prozent- punkt erhöhte. Investoren aus dem Verei- nigten Königreich und Irland gehörten auch zu den Käufern von DAX-Unterneh- men und erhöhten ihren Anteil um einen Prozentpunkt. Im Hinblick auf die verschiedenen Investorengattungen ist auffällig, dass die Zuflüsse aus Kontinentaleuropa und dem Inland von vorrangig aktiv verwalteten Portfolios stammen. Dasselbe trifft eben- falls auf den Abbau seitens nordamerikani- ZUM AUTOR Kay Bommer (Rechtsanwalt, MBA) ist – mit einer Unterbrechung von 2011 bis 2012 – seit 2001 Geschäftsführer des DIRK – Deutscher Investor Relations Verband. Zudem ist er in Bei- und Aufsichtsräten inno- vativer Kapitalgesellschaften vertreten und nimmt Lehraufträge für Kapitalmarktrecht und Unternehmenskommunikation an renommierten Universitäten wahr.

Being Public ESEF für ESG – was nun auf euro- päische Unternehmen zukommt Ein Statusbericht zu Mitte Juni 2024 Ende Dezember 2023 wurden die ersten European Sustainability Reporting Standards (ESRS) im EU-Amtsblatt veröffentlicht. Sie bilden das Rahmenwerk für die Erfüllung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und sollen in die ESEF-Verordnung integriert werden. Das bedeutet, dass Unternehmen bald nicht nur ihre finanziellen Berichte mit Tags versehen müssen, sondern auch die nicht-finanzielle Berichterstattung. Von Jelmer Nutma und Mirjam Schuchardt Abb. 1: Aktuelle Übersicht über die ESRS ESRS 1 – Allgemeine Anforderungen ESRS 2 – Allgemeine Angaben t l e w m U ESRS E1 ESRS E2 ESRS E3 ESRS E4 ESRS E5 Klimawandel Umweltverschmutzung Wasser- & Meeresressourcen Biologische Vielfalt & Ökosysteme Ressourcennutzung & Kreislaufwirtschaft ESRS S1 ESRS S2 ESRS S3 Eigene Belegschaft Arbeitskräfte in der Wertschöpfungskette Betroffene Gemeinschaften ESRS S4 Verbraucher & Endnutzer ESRS G1 Unternehmensführung & Unternehmenspolitik l s e a z o S i s n e m h e n r e t n U - g n u r h ü f Quelle: PAS Financial Advisory G emäß der CSRD-Richtlinie müssen kapitalmarktorientierte Unterneh- men erstmals einen Nachhaltig- keitsbericht für Geschäftsjahre erstellen, die am oder nach dem 1. Januar 2024 beginnen. Die ersten ESRS regeln die Anfor- derungen an die Offenlegung in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unterneh- mensführung Social, (Environmental, Governance; ESG; siehe Abb. 1). Es ist zudem vorgesehen, dass der Nachhaltigkeitsbericht in der ESEF-Verord- nung verankert wird. Dies hat zur Folge, dass der Nachhaltigkeitsbericht im XBRL- Format unter Zuordnung sogenannter Tags erstellt werden muss, um Berichte sowohl digital auswerten als auch besser verglei- chen und analysieren zu können. Synergien nutzen – Erfahrungen aus den vergangenen Jahren Das Tagging von Finanzberichten im XBRL- Format ist seit dem Geschäftsjahr 2020 für börsennotierte Unternehmen verpflich- 34 02-2024 tend; die technische Umsetzung ist daher keine Neuheit. Basierend auf der ESEF- Beratung zahlreicher Unternehmen seit der Vorbereitungsphase 2019 konnten inzwischen einige Erfahrungen mit dem Tagging von Jahresfinanzberichten gesam- melt werden. Folgende Erkenntnisse soll- ten auch für die Anwendung von ESEF auf den Nachhaltigkeitsbericht relevant und hilfreich sein: u Zeitaufwand nicht unterschätzen: Die Umsetzung des Taggings der Anhang- angaben in den Jahresfinanzberichten hat sich als sehr zeitintensiv erwiesen. Die Anzahl der Elemente der ESRS-Taxo- nomie, die verpflichtend anzuwenden sind, ist im Vergleich zur finanziellen Berichterstattung nochmals deutlich umfangreicher. Dementsprechend ist vermutlich mit einem deutlich höheren Zeitaufwand für die Umsetzung des ESRS-Taggings und der darauffolgenden Prüfung zu rechnen. Die richtige Vor- bereitung und in die Integration Abschlussprozesse sind somit essen- ziell für eine erfolgreiche Umsetzung. u Umfassendes ESRS-Taxonomie-Set: Emit- tenten sollen möglichst wenige Erweite- rungselemente (individuelle Ergän- zungen) zur Taxonomie hinzufügen müssen. Dies bedeutet allerdings auch, dass die Auswahl an potenziell anwend- baren Tags noch größer ist und die Erstellung des Mappings (Zuordnung der Taxonomieelemente zu den Bericht- selementen) somit gleichermaßen kom- plexer wird. u Unterschiedliche Interpretationen der Taxonomieelemente: Die rechtzeitige Abstimmung des Taggings zwischen Ersteller und Prüfer ist ausschlag- gebend für eine erfolgreiche Umsetzung ZU DEN AUTOREN Jelmer Nutma ist Senior Manager bei der PAS Financial Advisory (Teil der CFGI, a Carlyle and CVC portfolio company) und Experte in der finanziellen und nichtfinanzi- ellen Berichterstattung nach ESEF. Mirjam Schuchardt ist Senior Consultant bei der PAS Financial Advisory (Teil der CFGI, a Carlyle and CVC portfolio company) und Expertin in der finanziellen und nichtfi- nanziellen Berichterstattung nach ESEF.

Being Public Abb. 2: Aktueller zeitlicher Ausblick der CSRD-Gesetzeslage 2018 … 2023 2024 2025 2026 Non-Financial Reporting Directive (NFRD) Große Kapitalmarktorientierte Unternehmen mit > 500 Mitarbeitenden sowie Banken und Versicherungen Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) Quelle: PAS Financial Advisory Große Kapitalmarkt- orientierte Unternehmen mit > 500 Mitarbeitenden sowie Banken und Versicherungen Anwendung für große Unternehmen, die 2 der 3 Kriterien erfüllen: > 50 Mio. EUR Umsatz > 25 Mio. EUR Bilanzsumme > 250 Mitarbeitende Kleine & mittelgroße kapitalmarkt- orientierte Unternehmen der Anforderungen. Das erstmalige Taggen des Nachhaltigkeitsberichts sollte unbedingt an einem Probebericht durchgeführt („Onboarding“) und mög- lichst vor der Jahresabschlussphase mit dem Prüfer abgestimmt werden, um Prüfungsdiskussionen in der „heißen” Abschlussphase zu minimieren. u Einmalige Chance: Das ESEF für die Finanzberichterstattung wurde auf bestehende Berichte angewendet, die bereits seit Jahren ohne Berücksich- tigung einer möglichen Tagging-Pflicht erstellt wurden. Da die erstmalige Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung mit der ESEF-Pflicht zeitlich einhergeht, besteht nun die Möglichkeit, den Bericht bereits „tag-ready“ zu erstellen. u Technische Umsetzung: Der Einsatz ei- ner geeigneten Softwarelösung für die Erstellung des Nachhaltigkeitsberichts im ESEF ist entscheidend für die Erstellung eines technisch validen Berichts. Die digi- talen Tags können nur mit einer entspre- chenden Software hinterlegt werden. Die richtige Software oder mögliche Erweite- rungen bestehender Softwarelösungen sollten rechtzeitig ausgewählt werden. u Auswahl von Dienstleistern: Viele klei- nere und mittelgroße Unternehmen mit Kapitalmarktnotierung greifen für die technische Umsetzung der ESEF-Anfor- derungen auf spezialisierte Dienstleis- ter zurück. Ein geeigneter Partner sollte rechtzeitig gesucht werden, um sicher- zustellen, dass beide Seiten ausrei- chend Kapazitäten für eine erfolgreiche Umsetzung der Anforderungen zur Verfügung stellen können. Ausblick zur Gesetzeslage Ist der Zeitpunkt der Erstanwendung bereits „in Stein gemeißelt“? Wann und für wen die Berichtspflicht nach der CSRD STELLUNGNAHMEN ZUR CSRD-UMSETZUNG „Unternehmen, die zum ersten Mal einen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichen müssen, sollten nicht verpflichtet sein, alle Tagging-Regeln in ihrem ersten Berichtsjahr anzuwenden. Stattdessen sollten solche Unternehmen in ihren ersten Berichtsjahren nur einen Teil ihrer Informationen kennzeichnen müssen. Ein solcher Ansatz hat sich bereits bei der bisherigen Anwendung der ESEF-Verordnung bewährt.“ Georg Lanfermann, Präsident, Deutsches Rechnungslegungs Standards Committee (DRSC) „Selbst wenn es gelingt, die finale XBRL-Taxonomie und die dann geänderte ESEF- Verordnung noch in diesem Jahr zu veröffentlichen, ist deren Anwendung bereits auf das laufende Geschäftsjahr organisatorisch durch die Unternehmen nicht zu bewerkstelligen. Da ein zeitlicher Vorlauf zur Planung und Umsetzung der ESEF-Anforderungen notwendig ist, sollte das XBRL-Tagging erst ab den Jahren 2026 verpflichtend sein.“ Deutsches Aktieninstitut (DAI), Stellungnahme zum Referentenentwurf des Bundesjustizministeriums zum CSRD-Umsetzungsgesetz verpflichtend ist, richtet sich nach Unter- nehmensgröße sowie Kapitalmarktorien- tierung (siehe Abb. 2). ESEF Das Tagging des Nachhaltigkeits- berichts basiert auf der von der EFRAG entwickelten Taxonomie. Die Taxonomie als offizielle Grundlage für das Tagging befindet sich derzeit in der Entwicklung. Im Februar 2024 wurde ein Entwurf der Taxonomie von der EFRAG veröffentlicht und zur Kon- sultation freigegeben. Derzeit steht somit noch keine finale ESRS-Taxonomie fest. Da die aktuelle Gesetzeslage noch sehr dynamisch ist, bestehen derzeit vielerlei Unsicherheiten, inwieweit die Anforderun- gen an die Erstellung von Nachhaltigkeits- berichten für Geschäftsjahre, die am oder nach dem 1. Januar 2024 beginnen, über- haupt erfüllt werden können. Verschiedene Gremien haben bereits in ihren Konsultati- onen zum Entwurf der ESRS-Taxonomie Bedenken geäußert, ob ein phasenweises Vorgehen oder sogar eine vollständige Ver- schiebung des Erstanwendungszeitpunkts sinnvoll wäre (siehe Kasten). Fazit Die Verpflichtungen für Berichtersteller bleiben anspruchsvoll. Aufgrund der beste- henden Unsicherheiten empfiehlt es sich, die aktuellen Diskussionen und Beschlüsse rund um die ESEF-Gesetzgebung zu verfol- gen, um sich rechtzeitig auf die neuen Anforderungen vorzubereiten. ■ 36 02-2024 m o c . e b o d a . k c o t s – n e d m y R © : o t o F

Being Public Nachhaltigkeitsberichterstattung und doppelte Wesentlichkeitsanalyse Erfahrungen aus der Praxis Zahlreiche Unternehmen stehen vor der Herausforderung, die mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) einhergehenden Pflichten umzusetzen. Das zu liefernde Ergebnis ist der Nachhaltigkeitsbericht. Wie eine Gesellschaft in ihrem individuellen Kontext zu diesem ESG-Report kommt, ist nicht pauschal zu beantworten. Fakt ist jedoch, dass die doppelte Wesentlichkeitsanalyse Pflicht ist. Von Sara Pinto Gleichzeitig muss auch die entgegengesetzte Wirkungsrichtung betrachtet werden, da ein Thema ein Risiko oder/und eine Chance für eine Gesellschaft sowie dessen Vermögens-, Finanz- und Ertragslage sein kann: die „Outside-in-Perspektive“ der Materialität. Welche Themen nach diesen Perspektiven wesentlich für eine Gesellschaft sind, beur- teilt wiederum – früher oder später – eine mandatierte Prüfungsgesellschaft. Im Idealfall decken sich die von der Gesellschaft identi- fizierten Themen mit den Feststellungen der Prüfung. Vorteilhaft ist dabei eine möglichst leicht nachvollziehbare und plausibel aufge- baute sowie strukturierte Herleitung der im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstat- tung einbezogenen Sachverhalte. Erfahrungs- gemäß steigt die Belastbarkeit der ausgewähl- ten Themen durch die Dokumentation von konkreten Beispielen, womit die Relevanz eines Themas anschaulich belegt werden kann. Vorgaben von offizieller Seite Die seit Januar 2023 geltende CSRD (RL 2022/2464/EU) wird durch die European Sus- tainability Reporting Standards (ESRS) ergänzt, die in vier Bereiche unterteilt sind: allgemeine Standards, Umweltstandards, soziale Stan- dards und Governance Standards. Am 31. Mai 2024 veröffentlichte die European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) die drei ersten Implementation-Guide-Dokumente. Diese geben insbesondere Leitlinien für die Durchführung der doppelten Wesentlichkeits- analyse vor.1 In Anlehnung an die ESRS-Anfor- derungen bei einer doppelten Wesentlich- keitsanalyse sind die zu befolgenden Schritte: 1. Schritt A: Verständnis des Kontexts 2. Schritt B: Identifizierung der tatsächlichen und potenziellen Auswirkungen, Risiken m o c . e b o d a . k c o t s – h o k z t u w © : o t o F Was ist „wesentlich“? So lautet eine der Kernfragen, die sich Gesell- schaften im Rahmen ihrer Nach- haltigkeitsberichtserstattung stellen müs sen. Es gilt zu identifizieren, welche Themen überhaupt wichtig bzw. wesentlich für eine Gesellschaft und die verbundenen Stakehol- der (intern/extern) sind, um Ressourcen nicht in irrelevante Themen zu investieren. Nach der aktuellen CSRD wird die Anwen- dung des Konzepts der doppelten Wesent- lichkeit („Double Materiality“) verlangt, was signifikanten Einfluss auf die Wahl der Berichtsinhalte hat. Von innen nach außen und umgekehrt Im Kern geht es um die Einbeziehung zweier Perspektiven – denn ein Thema kann wesent- lich sein, weil eine Gesellschaft in Bezug zu diesem eine bestimmte Auswirkung (positiv oder negativ) auf die Menschen und/oder die Umwelt hat und sich somit eine Wirkungs- richtung von innen nach außen ergibt: die „Inside-out-Perspektive“ der Materialität. 1) Vgl. www.efrag.org/News/Public-524/Finalization- of-Three-EFRAG-ESRS-IG-Documents-EFRAG-IG-1-to- 3?AspxAutoDetectCookieSupport=1 38 02-2024 und Chancen (IRO) im Zusammenhang mit Nachhaltigkeitsthemen 3. Schritt C: Bewertung und Bestimmung we- sentlicher IROs im Zusammenhang mit Nachhaltigkeitsthemen 4. Schritt D: Festlegung der tatsächlichen ma- teriellen nachhaltigkeitsbezogenen Themen 5. Schritt E: Berichterstattung Anhand dieser Schritte wird klar, dass einiges an Vorarbeit zu leisten ist, bis es zur eigent- lichen Berichterstattung (Schritt E) kommen kann. Diese Vorarbeit, welche integraler Be- standteil der Nachhaltigkeitsberichtserstat- tung darstellt und auf die nachvollziehbare Herleitung der identifizierten Themen abzielt, betrachtet zunächst den Kontext (Schritt A), in den eine Gesellschaft eingebettet ist. H b m G E C N A L L A G S E I 3 2 0 2 © : o t o F ZUR AUTORIN Sara Pinto ist in ihrer Position als Head of ESG & Director Expertin und erste Ansprechpartnerin in allen Fragen rund um CSR und ESG für die Agentur CROSS ALLIANCE. Fokus ihrer Tätigkeit ist insbe- sondere die Entwicklung von Nachhaltig- keitsstrategien, Implementierung der ESG- Kriterien in der Unternehmenskommuni kation und die Nachhaltigkeitsberichterstat tung im Kundenauftrag.

Being Public Abb. 1: Doppelte Materialität – Step by Step Quelle: CROSS ALLIANCE communication GmbH Bestandteile einer Kontextanalyse, welche in die doppelte Wesentlichkeitsanalyse (Schritt B und C) einfließen, sind übergeordnet das Geschäftsmodell, die Strategie, die Wert- schöpfung („Value Chain“) und das Hinzu- ziehen der richtigen internen und externen Stakeholder. Basis der spezifischen, teilweise sehr indivi- duellen Merkmale eines jeweiligen Geschäfts- modells und der Wertschöpfung geeignete Vorgehensweisen oder Methodiken angewen- det oder entwickelt werden, die für die Darstellung des Geschäftsmodells und der gesamten Wertschöpfung geeignet sind. Über die Wertschöpfungskette hinaus Gerade die Analyse der Wertschöpfung („upstream“ und „downstream“), welche sich nach CSRD/ESRS nicht „nur“ auf die vorge- lagerte Wertschöpfungskette („Supply Chain“) beziehen soll2, ist aufwendig und zeitintensiv. Sie erfordert erfahrungsgemäß mehrere Itera- tionen und die Zusammenarbeit vieler inter- ner und externer Parteien. Berücksichtigt werden in diesem Zusammenhang neben der Wertschöpfungskette interagierende, sich ändernde Tätigkeiten, Produkte und Dienst- leistungen, zugehörige Standorte, Geschäfts- beziehungen sowie das rechtliche und regu- latorische Umfeld. Dazu sollten verwendete Quellen, die bei der Analyse hinzugezogen wurden, ausführlich dargelegt werden. Die Anforderungen nach ESRS sehen hier ins- besondere im Falle von börsennotierten Gesellschaften die Einbindung von für Anleger einsehbaren Dokumenten, wie etwa Jahres- abschlüssen, vor. Darüber hinaus können Quellen wie wissenschaftliche Artikel, Peer- group- oder Sektorenanalysen etc. Analyse- gegenstand sein. Allerdings genügt das bloße Sammeln von Informationen nicht. Vielmehr müssen auf Von lang zu kurz Ist die Kontext-Analyse durchgeführt – Anpas- sungen können iterativ immer erfolgen – folgt die doppelte Wesentlichkeitsanalyse (vgl. Abb. 1). Diese kann, modellhaft dargestellt, in folgende, aufeinander aufbauende Phasen, unterteilt werden, welche in Bezug zu den Schritten Schritt B und Schritt C stehen: 1. Longlist erstellen: Identifizierung aller nachhaltigkeitsbezogenen Themen, die materiell sein könnten oder sind, mittels eines ersten Screenings der Themen aus ESRS und weiteren anerkannten ESG- Standards, z.B. GRI und SASB, unter Bezug zur Kontextanalyse. 2. Auswertung der Impact- und Financial- Materialität: Einschätzung der IRO durch Bewertung und Quantifizierung der Aus- wirkungswesentlichkeit („Impact Materia- lity“; Inside-out) und der Risiken und Chancen („Financial Materaility“; Out side- in) der identifizierten Themen aus der Longlist. 3. Shortlist erstellen: Festlegung von Schwel- lenwerten der Materialität und Konso- lidierung der Ergebnisse aus dem IRO- Assessment. 2) Vgl. https://www.efrag.org/Assets/Download?assetUrl=/ sites/webpublishing/SiteAssets/EFRAG+IG+2+Value+Chain_ final.pdf, S. 7 f. 3) Vgl. https://www.viridad.eu/ Beim IRO-Assessment ist zu beachten, dass die richtigen Ansprechpartner innerhalb und außerhalb der Gesellschaft in die Bewertung 40 02-2024 einbezogen werden. Beispielsweise sollte bei der Bewertung der Auswirkungen der Gesellschaft auf die Mitarbeiter (Thema Arbeitsbedingungen (ESRS S1)) mindestens die personalverantwortliche Person einbe- zogen und in der Gesamtdokumentation namentlich sowie mit ihrer Rolle aufgeführt werden. Bei der angesprochenen und von den Wirt- schaftsprüfern geforderten Dokumentation können digitale Werkzeuge, die sämtliche ESRS-Themen abdecken –beispielsweise die Software von VIRIDAD3, an deren Entwicklung die Autorin konzeptionell beteiligt ist – dabei unterstützen, den gesamten Prozess der Nachhaltigkeitsberichtserstattung stets zu überblicken, zu vereinfachen und zu ver- schlanken. Fazit Übergeordnetes Ziel der CSRD mit den ESRS ist die Nachhaltigkeitsberichterstattung – der Nachhaltigkeitsbericht ist das Ergebnis –, welche den kritischen Blicken der Wirt- schaftsprüfer standhält. Diese orientieren sich an den Anforderungen der ESRS, auch bei der Überprüfung des Prozesses zur Durch- führung der doppelten Wesentlichkeitsanalyse. Bei durchgeführten Kundenprojekten zur doppelten Wesentlichkeitsanalyse haben die prüfenden Personen auf folgende Punkte besonderen Wert gelegt: u Abbildung, Berücksichtigung und Analyse aller Elemente der Wertschöpfung („Value Chain“) u Einbeziehung der Value Chain bei der Identifizierung potenziell wesentlicher Themen u Konzept der Due Diligence bei der Ermitt- lung negativer Auswirkungen und Risiken; die Einbeziehung der betroffenen Stake- holder ist ein zentraler Bestandteil des Sorgfaltsprüfungs- und Bewertungspro- zesses der Gesellschaft u Berücksichtigung von ESG-Standards zusätzlich zu ESRS als Grundlage für die Erstellung der Longlist u Erstellung einer detaillierten, umfang- reichen und nachvollziehbaren Dokumen- tation Insgesamt wesentlich für eine erfolgreiche Prüfung ist das übergeordnete Erreichen eines hohen Maßes an Nachvollzieh - barkeit in Bezug auf die Identifizierung und die Bewertung der Nachhaltigkeitsthemen jeweils betrachtete Geschäfts- für das modell. ■

Kapitalmarkt Netzwerk Börse – Finanzierung – Wachstum Vom Medium zum Brückenbauer: Die crossmediale Kapitalmarkt-Plattform GoingPublic ist das Bindeglied zwischen börsennotierten Unternehmen und ihren Partnern Be part of it! www.goingpublic.de/netzwerk by Kapitalmarkt Plattform GoingPublic Enabling Corporate Finance. Securing Wealth. Connecting People. FCR Immobilien (I)

Being Public „Onlinereporting trifft Plattformlösung“ Interview mit Tanja Chicherio, Bellevue Asset Management Digitalisierung und Automatisierung sind aktuell neben den ESG-Entwicklungen die prägenden Trends im Reporting. Durch die Dynamik dieser Entwicklung werden IR- und ESG-Management zunehmend herausgefordert, Reportingprozesse durch innovative Plattformlösungen einfacher, effizienter und sicherer zu gestalten. Bereits seit dem Geschäftsbericht 2020 veröffentlicht BB Biotech ihre Berichte als Onlinereport. Was sind die wichtigsten Vorteile und Erfahrungswerte, die mit einer solchen Technologielösung verbunden sind? Im Gespräch mit Tanja Chicherio, Head of Marketing and Communication für BB Biotech und die Bellevue Group. Excel-Downloads und eine gute, schnelle und direkte Auffindbarkeit der Inhalte. Die Art und Weise, wie sich der User durch Plattform mit ihrem Onlineeditor noch intuitiver zu nutzen ist und zugleich alle reportingkritischen Funktionalitäten bietet unsere Kennzahlen und unsere Story – inkl. Tagging für die Maschinenles barkeit. bewegt, sollte zeitgemäß sein und Effekti- vität mit Lesekomfort verbinden. Mit dem Einsatz unserer innovativen Plattform- lösung erfüllen wir diese Anforderungen Welche konkreten Nutzeneffekte schät- zen Sie durch die Plattformlösungen? Die Vorteile sind schnell zusammen gefasst: aus unserer Sicht optimal. Wir haben ein System zur gemeinsamen Zwischenbericht per 31.03.2024 h c e t o B i B B : e l l e u Q GoingPublic: Frau Chicherio, welche Treiber führten zur Entscheidung, Ihren Onlinereport über eine Plattformlösung aufzusetzen? Chicherio: Im Zuge unserer nachhaltigen Transformation haben wir für uns ent- schieden, auf eine gedruckte Fassung des Welche weiteren Aspekte in der Stake- holder-Ansprache decken Sie durch Ihren Onlinereport ab? Der gesamte Report wird direkt und zentral Full-HTML-basiert aufgesetzt. Dadurch haben wir ein Responsive Design und können unseren Report auch in der Mobile- Ansicht smart ausspielen. „Mobile first“ ist ja ein großes Thema und viele unserer Stakeholder informieren sich am Handy. Wir können übrigens Traffic und Zugriffs- quoten anonymisiert auswerten, was eben- falls sehr vorteilhaft ist und uns bei der Weiterentwicklung unserer Reports hilft. Welche Erfahrungen haben Sie bislang mit Redaktionssystemen im Reporting sammeln können? Durch die frühe Einführung einer InDesign- Nutzung aller Gruppengesellschaften. Dadurch können wir Synergieeffekte im Rahmen des Reportings optimal verwer- ten. Die Anbindung an Vorsysteme lässt sich effektiv gestalten, Stichwort „Roll- forward“. In puncto Sicherheit sind wir hochverfügbar und zertifiziert unterwegs, was für uns ein sehr wichtiger Aspekt ist, auch in Bezug auf Datenschutz. Zudem schätzen wir die Effektivität unseres gesamten Prozesses und die massive Reduktion der Fehlerquote im Vergleich zu konventionellen und dezentral aufgesetz- Reports zu verzichten, um Nachhaltigkeits- basierten Plattformlösung vor vielen aspekte und Digitalisierung sinnvoll mit- Jahren kennen wir die Vorteile der Auto- einander zu verknüpfen. Dabei war schnell matisierung und Digitalisierung und haben klar, dass wir einen Onlinereport realisie- dies schätzen gelernt, insbesondere im ren. Genau dafür suchten wir nach einer in- Bereich der Prozessvereinfachung und der novativen Automatisierungslösung, die zentralen Datenhaltung. Diese positiven eine gute User Experience ermöglicht. Unsere Anforderungen hierbei waren die Abbildung eines interaktiven Portfolios, Erfahrungswerte konnten wir durch den Wechsel auf die Online-first-Lösung dessel- ben Anbieters weiter ausbauen, weil die ZUR INTERVIEWPARTNERIN Tanja Chicherio ist Head of Marketing and Communication für BB Biotech und die Bellevue Group bei Bellevue Asset Mana- ge ment. 44 02-2024

Aktien „Das europaweite Produktions- netzwerk ist unser großes Plus“ Interview mit Matthias Gärtner, Vorstandsvorsitzender, Medios AG Die Medios AG aus Berlin (Börsenwert: rund 380 Mio. EUR) ist zum deutschlandweit führenden Hersteller von Spezialpharmazeutika aufgestiegen. Höhere Erträge lassen sich in diesem regulierten und fragmentierten Markt nur schwer erzielen. Aus diesem Grund spezialisiert sich das Unternehmen immer stärker auf die Herstellung von zugelassenen Arzneimitteln für spezifische Patientengruppen, beispielsweise in der Krebsmedizin. Aufgrund der komplexeren Verfahren sind damit deutlich höhere Preise möglich. Für die europaweite Expansion dieses Geschäfts ist die im März abgeschlossene Akquisition der niederländischen Ceban Pharmaceuticals B.V. eine wichtige Etappe. GoingPublic sprach mit dem Vorstandsvorsitzenden Matthias Gärtner. GoingPublic: Herr Gärtner, Medios hat in den letzten fünf Jahren den Umsatz auf fast 1,8 Mrd. EUR mehr als verfünffacht. Im selben Zeitraum blieb die Umsatzrendite aber bei rund 1% hängen. Wie wollen Sie der Profitabilität einen neuen Schub geben? Gärtner: Wir sind in unseren beiden Geschäftssegmenten Handel und Herstellung extrem stark gewachsen. Das war der erste strategische Schritt, um im stark fragmentier- ten Pharmahandel eine kritische Größe mit bestimmten Handelsvolumina zu erreichen. Nur so werden wir auch von der Pharma- industrie als potenzieller Geschäftspartner wahrgenommen. Das ist uns hervorragend gelungen. Mittlerweile sind wir bei den Pharma konzernen teilweise die besten Abnehmer für ausgewählte Produkte. Entscheidend für langfristigen Erfolg ist die Marge, um bei der Frage zu bleiben. Im Pharmahandel geht ein solches exponen- tielles Umsatzwachstum anfänglich auf Kosten der Marge. Mit dem Erreichen der kritischen Größe sind wir hinsichtlich des Umsatzes der Marktführer in Deutschland. Jetzt konzentrie- ren wir uns auf die profitableren Bereiche unseres Geschäfts, also die Herstellung von Spezialpräparaten für patientenindividuelle Kurzprofil: MEDIOS AG Branche Mitarbeiter Sitz Umsatz (2023) Gewinn (2023) Börsensegment Börsennotiert seit Marktkapitalisierung Streubesitz Spezialpharmahandel 515 Berlin 1,79 Mrd. EUR 18,9 Mio. EUR Prime Standard 22.11.2016 380 Mio. EUR 62,30% Quelle: Eigene Recherche; Market Cap zum Redaktionsschluss 46 02-2024 In anderen Ländern sind mit denselben Herstel­ lungsprozessen bis dop­ pelt so hohe operative Margen möglich wie in Deutschland. Therapien. Darüber hinaus wollen wir bei den Umsätzen stärker über die Expansion in inter- nationale Märkte wachsen. Wie wollen Sie in Europa zulegen? Marktstudien schätzen, dass der europäische Spezialpharmamarkt im Schnitt um jährlich 10% wachsen wird. Jedes Land hat dabei eine andere Regulatorik und Preisgestaltung. Dem- entsprechend verschieden sind die Spielräu- me bei den Margen. In Deutschland erzielen wir mit der Herstellung von Pharmazeutika eine EBITDA-Marge von ca. 10%. In anderen Staaten sind mit denselben Prozessen bis zu doppelt so hohe Margen möglich, je nach- dem, wie hoch die Kostenerstattung durch die Krankenkassen ausfällt und wie stark die Herstellungsprozesse reguliert sind. Erwarten Sie, dass hier in naher Zukunft EU-Regularien nationale Vorschriften im Pharmahandel ersetzen? In Deutschland ist der Markt weitgehend reguliert. Im Handel sind die Margen niedrig und damit müssen alle zurechtkommen. EU- weite Regulierungen für grenzüberschreitenden Handel und Service würden uns mittel- bis langfristig neue Chancen eröffnen. Großbri- tannien ist auch interessant, aufgrund der Aus- wirkungen des Brexit jedoch ein schwieriger Markt. Partnerschaften könnten hier in Zukunft die erste Etappe für den Einstieg sein. Und was geht noch auf dem Heimatmarkt Deutschland? Dort ist Medios mit seinen Good- Manufacturing-Practice(GMP-) zertifizierten Laboren für die Produktion von patientenindividuellen Arzneien noch nicht flächendeckend präsent. Medios ist von Berlin aus über Hamburg nach Westdeutschland expandiert und dann in den Südwesten. Wir haben noch weiße Flecken, beispielsweise in Bayern und in der geografi- schen Mitte Deutschlands. Mittelfristig könnten ZUM INTERVIEWPARTNER Der studierte Informatiker Matthias Gärtner ist seit Oktober 2014 Vorstandsvorsitzender der Medios AG. Nach seinem Studium gründete er 1995 die Softwarefirma e.multi Digitale Dienste AG und brachte das Unternehmen als Vorstand und Mehrheits- aktionär an die Börse. Von 2007 bis 2010 war er in Sydney für den Aufbau der austra- lischen Niederlassung eines europäischen Hedgefonds verantwortlich, ehe er als Investor nach Deutschland zurückkehrte.

Aktien Anziehende Binnenkonjunktur unterstützt Werbemarkt Teil 88 der Serie Familienunternehmen an der Börse: Ströer Die Ströer SE & Co. KGaA mit Sitz in Köln ist ein gründergeführter Werbeanbieter mit fast 2 Mrd. EUR Jahresumsatz, der unter sich eine Vielzahl von Geschäftssegmenten vereint. Aktueller Börsenwert: Rund 3,4 Mrd. EUR. Das Unternehmen kombiniert Bereiche der Außenwerbung, digitale Medien, E-Commerce oder „Business Data as a Service“. Zuletzt konnte Ströer vom anziehenden Werbemarkt profitieren, insbesondere das Geschäft mit der digitalen Außenwerbung floriert. Von Ike Nünchert A a G K . o C & E S r e ö r t S © : o t o F Digitale Außenwerbung von Ströer in Berlin Ursprung des Konzerns war ein 1964 von Heinz Ströer gegründetes Un- ternehmen für Außenwerbung. 1990 Ströer – Geschäftskennzahlen Umsatz* JÜ* Market Cap* 2023 1,91 2022 1,77 2021 1,63 2020 1,44 0,15 O,13 0,05 1,1 3,4 Mitarbeiter 11.500 *) Mrd. EUR; Quelle: Ströer Kurzprofil: Ströer Branche Digitale Medien/(Außen-) Werbung Köln Zentrale Geschäftsleitung Udo Müller & Christian Schmalzl (Co-CEOs)/Henning Gieseke (CFO) Udo Müller (ca. 24%); Dirk Ströer (ca. 20%); Free Float: 32% Anteilseigner 48 02-2024 entstand gemeinsam mit dem heutigen Co-CEO Udo Müller Ströer das City Marke- ting. Nach der Umwandlung in die Ströer Out-of-Home Media AG 2002 und dem 2010 erfolgten Börsengang in Frankfurt begann eine Serie von Übernahmen, mit denen Ströer sukzessive seine Geschäftsfelder erweiterte. Konzern So hat sich Ströer mit Hauptsitz in Köln zu einem der führenden deutschen Werbe- anbieter in Deutschland entwickelt. Udo Müller und Heinz Ströer jr. halten gegen- wärtig ca. 24% bzw. ca. 20% der Firmen- anteile und kommen damit auf eine klare Hauptversammlungsmehrheit. Hinzu kom- men kleinere durch diverse Pensionsfonds gehaltene Anteile. Der Free Float liegt bei etwa 32%. Durch die Vielzahl von Akquisitionen stellte sich Ströer immer breiter auf und betreibt heute nach eigenen Angaben ein in der deutschen Medienlandschaft einzig- artiges Geschäftsmodell: die Kombination aus den Segmenten Außenwerbung/Out of Home (OOH), digitale Medien und Dialog- marketing sowie E-Commerce und Data as a Service (DaaS), die das Unternehmen als „Strategie Out-of-Home plus“ zusammenfasst. Out of Home Im Geschäftssegment Out of Home betreibt Ströer eine große Bandbreite an analogen und digitalen Medienträgern. Dabei han- delt es sich um die klassischen Litfaß- säulen und Großflächen, hinterleuchtete Medien wie City-Light-Poster und Mega Lights oder digitale Public-Video-Angebote (Digital Out of Home; DOOH).

Aktien 2G Energy AG Zentraler Baustein der Energiewende! Als Ausgleich für den volatilen Strom aus Sonne und Windkraft und insbesondere für Dunkelflauten werden im Rahmen der Energiewende dringend regelbare, umweltfreundliche Energieerzeugungskapazitäten benötigt. Die Lösung für dieses Problem liefert der Blockheizkraftwerkanbieter 2G Energy. Das Unternehmen befindet sich auf einem dynamischen Expan- sionskurs, der auch für die Aktie ein attraktives Potenzial bietet. Von Holger Steffen m o c . e b o d a . k c o t s – o t t O s a m o h T © : o t o F m o c . e b o d a . k c o t s – a c b e r B © : o t o F 2G Energy – Geschäftskennzahlen Umsatz EBIT EpS Dividende KGV 2023 365,1 2024e 378,1 2025e 434,8 27,6 1,00 0,17 23,0 34,5 1,25 0,20 18,4 44,0 1,62 0,40 14,2 Divi-Rendite 0,7% 0,9% 1,7% Angaben in Mio. EUR; Quelle: 2G Energy Kurzprofil: 2G Energy Branche Anlagenbau (Energie) Mitarbeiteranzahl Sitz Börsennotiert seit Segment Vorstand Aktionärsstruktur 949 Heek 2007 Scale Christian Grotholt (CEO), Ludger Holtkamp (COO), Friedrich Pehle (CFO), Frank Grewe (CTO) Christian Grotholt (29,6%), Ludger Gausling (15,5%), Free Float (54,0%) Aktienzahl 17,94 Mio. Kurs 23,00 EUR (Schlusskurs XETRA 25.06.) Market Cap 412,62 Mio. EUR 50 02-2024 Die 2G Energy AG hat ihren Stamm- sitz in Heek, im westlichen Müns- terland, wurde 1995 gegründet und ist seit 2007 börsennotiert. In der knapp 30-jährigen Firmenhistorie hat sich die Ge- sellschaft zu einem international aktiven, führenden Anbieter von Blockheizkraft- werken (BHKWs) entwickelt, wobei das Leistungsspektrum Anlagen von 20 bis 4.500 kW umfasst. Hocheffiziente Lösung Der Clou von BHKWs, die im Fall von 2G mit einem Gasverbrennungsmotor ausge- stattet sind, ist die gleichzeitige Nutzung des mit einem Generator erzeugten Stroms und der Abwärme. Während mit dieser so- genannten Kraft-Wärme-Kopplung Gesamt- wirkungsgrade von über 90% erzielt wer- den, kommen konventionelle Großkraft- werke ohne Wärmenutzung nur auf bis zu 45%. Mit anderen Worten: Der Rohstoff wird wesentlich besser genutzt, was einen ressourcensparenden Ersatz ineffizienter Lösungen ermöglicht. Zudem können BHKWs schnell und dezentral realisiert werden und sind gut regelbar, helfen also beim Ausgleich von Schwankungen im Stromangebot. Um diesen attraktiven Markt konkurriert 2G unter anderem mit großen Konzernen wie Jenbacher, Caterpil- lar oder MTU. Dabei punktet die Gesell- schaft mit innovativen technologischen Lösungen und einer hohen Flexibilität und Projektkompetenz – die namhaften Wettbe- werber verkaufen hingegen am liebsten Standardware, weshalb 2G mit den Kon- kurrenten teilweise zusammenarbeitet und von diesen Motoren bezieht. Wachstumsstark und profitabel Die positive Resonanz auf das Leistungsan- gebot von 2G spiegelt sich in den Ge- schäftszahlen des Unternehmens ein- drucksvoll wider. In den letzten fünf Jahren hat die Gesellschaft den Umsatz von rund 210 Mio. auf 365 Mio. EUR gesteigert, was einer durchschnittlichen Steigerungsrate von 12% p.a. entspricht. Das EBIT konnte währenddessen deutlich überproportional ausgeweitet werden, und zwar um rund 140% auf 27,6 Mio. EUR. Die EBIT-Marge verbesserte sich damit von 5,5% auf 7,6%. Ein Nettoergebnis von zuletzt 17,9 Mio. EUR (Nettomarge: 4,9%) und ein Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit von 11,7 Mio. EUR runden das positive Bild ab. Der Großteil der Erlöse wird mit 235 Mio. EUR

Aktien 2G Energy AG (ISIN: DE000A0HL8N9) Quelle: stock3.com oder 64,4% noch im deutschen Heimat- markt erwirtschaftet, aber auch das übrige Europa (84,4 Mio. EUR; 23,1%) und Nord-/ Mittelamerika (20,3 Mio. EUR; 5,6%) sind wichtige Märkte. Der Anteil der übrigen Märkte, zu denen vor allem Australien und Länder in Asien gehören, ist noch gering, aber im Wachstum begriffen. Angesichts einer weltweiten Installationsbasis von in- zwischen mehr als 8.500 Anlagen wächst auch die Bedeutung des Servicegeschäfts, mit dem im letzten Jahr bereits 165 Mio. EUR oder 45% der Erlöse erzielt wurden. Markt für Großwärmepumpen vollzogen wurde. Die Kombination von Großwärme- pumpen und BHKWs schafft flexible Anla- gen, die verschiedene Marktphasen opti- mal ausnutzen – Wärmepumpen können insbesondere bei niedrigen und BHKWs bei hohen Strompreisen genutzt werden. Darüber hinaus bringt 2G aktuell auch noch eine sogenannte Demand-Response- Einheit auf den Markt, die zwischen einem klassischen BHKW und einem Notstromag- gregat angesiedelt ist und vor allem Spit- zenlasten und Netzausfälle abdecken kann. Aussichtsreiche Produktdiversifikation Ein wesentlicher Treiber der Geschäftsent- wicklung von 2G ist die technologische In- novation, die hohe Wirkungsgrade der an- gebotenen BHKWs ermöglicht. Aus der in- tensiven F&E-Arbeit ist 2018 ein weiterer Meilenstein hervorgegangen, nämlich das erste Blockheizkraftwerk, das ausschließ- lich mit Wasserstoff betrieben werden kann. Inzwischen bietet das Unternehmen eine ganze Baureihe von Wasserstoff- BHKWs an, die ohne die Emission klima- schädlicher Gase betrieben werden und ei- nen zentralen Baustein der Energiewende darstellen können. Für Gas-BHKW bietet 2G zudem schon jetzt eine spätere Um- rüstoption auf Wasserstoff an. Damit hat das Unternehmen einen potenzialträchti- gen Zukunftsmarkt frühzeitig besetzt und ist hier technologisch führend. Eine weite- re aussichtsreiche Produktdiversifikation ist im letzten Jahr mit der Übernahme der niederländischen Gesellschaft NRGTEQ ge- lungen, mit welcher der Einstieg in den 52 02-2024 Weiteres Wachstum und Margenverbesserung Die neuen Produkte werden einen zuneh- menden Beitrag zum Wachstum leisten, das aber auch durch eine fortschreitende Inter- nationalisierung gestützt wird. Hierfür baut 2G das bestehende globale Partnernetzwerk weiter aus. Den Erfolg der Initiativen zeigt nicht zuletzt der Auftragseingang des ersten Quartals, der im Vorjahresvergleich um 26% auf knapp 52 Mio. EUR zugelegt hat. Dabei profitierte 2G von einer Belebung in Deutsch- land und dem übrigen Europa sowie von ho- Die Kombination von Großwärmepumpen und BHKWs­schafft­flexible­ Anlagen. hen Bestellungen aus den USA, die im Ge- samtjahr wegen der Förderung durch den In- flation Reduction Act voraussichtlich deut- lich über dem Vorjahr liegen werden. Für 2024 peilt das Unternehmen auf dieser Basis einen Umsatz von 360 Mio. bis 390 Mio. EUR an, der eine Verbesserung der EBIT-Marge auf 8,5% bis 10,0% ermöglichen soll. Der an- visierte Margensprung speist sich aus meh- reren positiven Faktoren, zu denen insbeson- dere eine fortschreitende Industrialisierung der Produktion, eine höhere Auslastung und nachlaufende Effekte aus Preiserhöhungen zählen. Auch 2025 will 2G den Expansions- kurs fortsetzen und einen Umsatz von bis zu 450 Mio. EUR erwirtschaften. Moderate Bewertung Da der Umbau der Energiewirtschaft rund um den Globus für positive Nachfrageimpul- se sorgt, dürfte sich der dynamische Wachs- tumskurs mindestens mittelfristig fortset- zen. Im deutschen Heimatmarkt sollen bei- spielsweise in den nächsten Jahren im großen Maßstab Kohlekraftwerke ersetzt werden, wovon 2G mit wasserstofffähigen BHKWs (und ggf. Großwärmepumpen) profitieren könnte. Diesen Potenzialen steht eine mode- rate Bewertung gegenüber, denn nach unse- ren Schätzungen beläuft sich das KGV für die laufende Periode und das nächste Jahr ledig- lich auf rund 18 bzw. 14. Fazit 2G Energy hat sich in den letzten Jahren bes- tens entwickelt und ein Ende des Expansions- prozesses ist nicht absehbar. Ganz im Gegen- teil: Der globale Umbau der Energiewirt- schaft und der Bedarf für effiziente und po- tenziell emissionsfreie Energieerzeugungsan- lagen sorgt für eine steigende Nachfrage, die 2G vor allem mit BHKWs, die auf Wasserstoff umrüstbar sind (oder schon heute mit Was- serstoff betrieben werden), und Großwärme- pumpen bedient. Nach einem Umsatz von 365 Mio. EUR anno 2023 werden für das lau- fende Jahr 360 Mio. bis 390 Mio. EUR ange- peilt und für 2025 bis zu 450 Mio. EUR – wobei die Gesellschaft in der Vergangenheit oftmals Werte am oberen Ende der Zielspannen er- reicht hat. Das Wachstum soll in eine Margen- verbesserung umgemünzt werden, im laufen- den Jahr wird die EBIT-Marge plangemäß von 7,6% auf 8,5% bis 10% steigen. Angesichts die- ses positiven und voraussichtlich nachhalti- gen Umsatz- und Gewinntrends wirkt die Be- wertung mit einem geschätzten KGV 2025 von rund 14 moderat. ■

Aktien „Wir sind im Kern Technologieanbieter“ Interview mit Nikolas Bullwinkel, CEO, Circus Group Vor wenigen Tagen hat die Circus SE, seit Dezember 2023 im Mittelstandssegment m:access gelistet, für Aufsehen gesorgt, als eine Absichtserklärung über die Lieferung von Tausenden Robotik-Systemen Circus Autonomy One (CA-1) an das Beijing University Food Raw Material Joint Procurement Centre bekannt gegeben wurde. Die Circus SE verbindet die Zukunftsthemen Robotik und Künstliche Intelligenz. Das operative Kerngeschäft befindet sich noch in der Entwicklungsphase, weswegen nur minimale Umsätze aus Probebetrieb entstehen. Das EBITDA 2023 ist nach pro-forma- Betrachtung mit minus 13 Mio. EUR negativ. Das laufende Geschäftsjahr wird ebenfalls von der Weiterentwick- lung der Technologie und der Vorbereitung einer Serienfertigung geprägt sein, so dass für 2024 ebenfalls ein negatives EBITDA erwartet wird. 2025 sollen mit ersten Auslieferungen namhafte Umsätze generiert werden, für 2026 ist das ramp-up der Serienproduktion geplant, so Circus-CEO Nikolas Bullwinkel. GoingPublic: Herr Bullwinkel, wie gehen Sie das Projekt in Peking an? Bullwinkel: In einer ersten Phase werden wir unseren Roboter an Bildungseinrich- tungen in Peking im gegebenen Rahmen testen. Phase zwei ist der Vorserien-Roll- out, bei dem 1.080 Roboter aus europäi- scher Produktion ausgeliefert werden. Da- nach sollen mehr als 4.000 CA-1 an 92 Uni- versitäten in Peking installiert werden. In der vierten und letzten Phase der Zusam- menarbeit unterstützt uns unser Kunde bei einer landesweiten Einführung, mit dem Ziel, 4.000 Universitäten mit insge- samt 60 Millionen Studierenden zu errei- chen. Wie ist Ihr Geschäftsmodell abgegrenzt? Liefern Sie die Hardware, oder betreiben Sie auch? Wer liefert die Zutaten? Es ist ein hybrides Geschäftsmodell. Wir verkaufen in erster Linie die Hardware an einen Betreiber oder an einen Partner und dann zusätzlich weitere Services. Zum Beispiel unser Betriebssystem über ein klassisches Software-Servicemodell und auch kulinarische Konzepte mit Lizenzge- bühr. Wir sind nicht vor Ort der Betreiber, sondern im Kern immer Technologiean- bieter, sowohl von Hardware als auch von Software-Lösungen in der gesamten Supply- Chain. Welchen technischen Stand haben Sie aktuell erreicht? 54 02-2024 Kurzprofil: Circus SE (ISIN: DE000A2YN355) Gründung Unternehmenssitz Mitarbeiterzahl Website Aktionärsstruktur Erstnotiz Börsensegment/Handel Aktienzahl Kurs (25.6.) Market Cap (25.6.) 2021 Hamburg 80+ www.circus-group.com 30,78% Free Float, 69,22% Management, Investoren, Business Angels 22.12.2023 München (m:access), Frankfurt, XETRA 22,62 Mio. nennwertlose Stückaktien 30,80 EUR 696 Mio. EUR Wir befinden uns weiterhin in der Entwick- lungsphase hin zu einem Massenprodukt, welches wir in großer Stückzahl in die Märkte distribuieren können. Aus unseren bisherigen Test-Markteinsätzen unseres Roboters CA-1 mit Partnern wie Aramark oder BMW haben wir mehr als 2000 Stun- den Laufleistungen in Werkskantinen und Betriebsrestaurants zu Buche stehen. Die daraus gewonnen Erfahrungen und Lern- effekte sind für uns sehr wertvoll und haben Einfluss auf unsere aktuelle Ent- wicklungsphase unseres Produktes. Wie steht es mit Ihren Finanzen? Wird es noch eine Kapitalerhöhung geben oder sind Sie bis zum Marktstart durchfinanziert? Wir sind tatsächlich sehr gut finanziert, und der große Kostentreiber für die Zukunft des Unternehmens ist die Forschung & Entwick- lung sowie die Produktion. Aber da stehen wir in direkter Verbindung mit den Produk- tionspartnern. Unsere Verträge sind so auf- gebaut, dass Kunden bei Bestellung eine An- zahlung im zweistelligen Prozentbereich leis- ten, wodurch wir das angestrebte Wachstum finanzieren können. Aber natürlich gibt es immer die Möglichkeit, Kapital zufließen zu lassen. Wir schauen uns das selbstverständ- lich an, haben aber keine aktuellen Pläne. ■ Das Interview führte Stefan Preuß. ZUM INTERVIEWPARTNER Nikolas Bullwinkel ist Gründer und CEO der Circus SE. Zuvor war er Mitgründer des deut- schen Quick Commerce Marktführers Flink.

M&A Barbarians at the Gate? Die Takeover-Kolumne, Teil 2 Im ersten Teil unserer Kolumne haben wir die Erwartung geäußert, dass im zweiten Halbjahr 2024 wieder mit anziehenden Übernahmeaktivitäten zu rechnen ist. Mittlerweile hat die EZB den Leitzins gesenkt und im Markt scheint eine gesteigerte Aktivität spürbar zu sein. Vorstände und Aufsichtsräte börsennotierter Unternehmen können sich unversehens in einer Übernahmesituation wiederfinden. Wie können wirksame Vorbereitungen getroffen werden? Darf eine Verteidigungsstellung bezogen werden? Von Dr. Lars-Gerrit Lüßmann V orstand und Aufsichtsrat des Zielunternehmens müssen zu einem Übernahmeange- bot Farbe bekennen. Der begründeten Stellungnahme kommt dabei ein hohes Maß an Bedeutung zu. Das Management muss also einerseits Stellung beziehen. Anderer- seits hat es unter Berücksichtigung der Stakeholder-Interessen sorgfältig sämtliche Aspekte des Angebots zu berücksichtigen und abzuwägen. Dabei kommt dem sog. Verhinderungsverbot maßgebliche Bedeutung zu. Nach Veröffent- lichung der Entscheidung zur Abgabe eines Angebots durch den Bieter darf der Vorstand keine Handlungen mehr vornehmen, durch die der Erfolg des Angebots verhindert werden könnte. Ausnahmen stellen Handlungen dar, die ein ordentlicher und gewissenhafter Geschäftsleiter unabhängig von einer Takeover-Situation vorgenommen hätte, Maßnahmen mit Zustimmung des Aufsichtsrats oder die Suche nach einem weißen Ritter („White Knight“), d.h. einem weiteren Bieter, der ein konkurrierendes Angebot unterbreitet, das aus Sicht von Unternehmen und Stakeholdern attraktiver ist (beispielsweise weil die strategische Logik eines Zusammenschlusses überlegen ist, Standorte erhalten oder weniger Arbeits- plätze abgebaut werden). Richtschnur jeglichen Handelns ist dabei stets das Interesse der Gesellschaft und ihrer Aktionäre sowie maßgeblichen Stakeholder. Außerhalb der konkreten Übernahmesituation besteht mehr Handlungsspielraum. So kann man an gesellschaftsrechtliche Maßnahmen zum Übernahmeschutz denken. Hierzu zählen die Wahl der Rechtsform (KGaA), die Einführung von Vorzugsaktien oder sogenannter „Super Majorities“ für wesentliche Hauptversammlungsbeschlüsse. Auch die neu eingeführten Mehrstimmrechtsaktien können eine Übernahme verhindern. Zu bedenken ist aber, dass ein effektiver Übernahmeschutz eine Übernahmephantasie von vornherein ausschließt, was sich wiederum negativ im Aktienkurs auswirken kann. Ob dies im Interesse der Aktionäre ist, bleibt fraglich, denn ein funktionierender „Market for Corporate Control“ ist wesent- licher Bestandteil effizienter Kapitalmärkte. Nach Bekanntwerden der Bieterabsichten läuft die Zeit. Der Vorstand sollte daher zu jeder Zeit die Bewertung seines Unternehmens, den Markt und den Wettbewerb im Auge haben. Um eine geeignete und interessengerechte Reaktion parat zu haben, ist ein sogenanntes „Defence-Manual“ empfehlenswert. Darunter versteht man einen Leitfaden, in dem neben den Notfallnummern des Defence-Teams ein Fahrplan für die ersten Stunden des „Verteidi- gungsfalls“ ausgearbeitet ist, der Verhaltensmaßregeln und Reaktionsmöglichkeiten für den Umgang mit kritischen Situationen wie feindlichen Übernahmen, Maßnahmen aktivistischer Investoren oder Cyberangriffen an die Hand gibt. Übernahmeschutz ist aber kein Selbstzweck und jede Vorbereitung dient nur dazu sicher- zustellen, dass Vorstand und Aufsichtsrat in der konkreten Situation pflichtgemäß handeln. Die Entscheidung über den Erfolg eines Angebots sollte bei den Aktionären liegen. Aus deren Sicht ist der beste Übernahmeschutz ein starkes Management mit einer klar kommu- nizierten – nachhaltigen – Strategie, die die Märkte überzeugt. ■ An dieser Stelle erscheint viermal jährlich eine kurze Kolumne zu wesentlichen Themen des Übernahmerechts. 56 02-2024 ZUM AUTOR Dr. Lars-Gerrit Lüßmann ist Partner für Gesellschaftsrecht und M&A und Co-Lead of Germany bei der internatio- nalen Wirtschaftskanzlei Gowling WLG. Er berät schwerpunktmäßig im Aktien- und Kapitalmarktrecht, insbesondere bei öffentlichen Übernahmen und Takeover Defence.

M&A M&A-Insurance 2024 Nachfrage hoch, Preise fallend – M&A-Markt mit Erholungstendenzen? Der globale M&A-Markt wie auch die Dealaktivitäten in Deutschland sind in den vergangenen Quartalen spürbar zurück- gegangen. Bei den abgeschlossenen Trans aktionen hat die Warranty-&-Indemnity-(W&I-)Versicherung ihren Marktanteil je doch offenbar ausgebaut. Ein Grund: Die Prämien befinden sich dem Vernehmen nach weiter im Sinkflug, zum Teil spür- bar unter 1%. Von Stefan Preuß Im deutschen Markt bei M&A-Policen aktive Versicherer (Stand Mai 2024) Unternehmen Website Vers./ MGA* MGA Versicherer MGA MGA MGA MGA Versicherer Versicherer Versicherer Versicherer MGA MGA MGA MGA MGA MGA MGA MGA MGA MGA Versicherer Versicherer Acquinex AIG AMANIKI Ambridge ANV Ascent/Optio Aviva AXA XL Beazley Berkshire Hathaway Brockwell Capital Certa Insurance Partners CFC Underwriting Devonshire – NEU! DUAL Euclid Everest Fusion Hamilton Icen Risk Liberty GTS Markel MIF Man.Gen.Agent – NEU! MGA MGA Mosaic Insurance MGA Nirvana – NEU! MGA Pantheon Underwriters MGA RiskPoint RSG MGA MGA Themis MGA Transact Risk Partners Versicherer TMHCC VALE Insurance Partners MGA MGA Volante Versicherer W/R/B Underwriting - NEU! SUMME 34 (9 Versicherer, 25 MGAs), 21 mit deutschsprachigem Underwriter www.acquinex.com www.aig.com www.amaniki.com www.ambridge-group.com www.anv.eu.com www.optiogroup.com broker.aviva.co.uk www.axaxl.com www.beazley.com www.bhspecialty.com www.brockwellcapital.com www.certainsurance.com www.cfcunderwriting.com/en-gb www.devonshire-underwriting.co.uk www.dual-ma.com www.euclidtransactional.com www.everestglobal.com www.fusion.insure www.hamiltongroup.com www.icenrisk.com www.libertygts.com www.markel.com www.macquarie.com www.mosaicinsurance.com www.nirvana-uw.com www.pantheon-underwriters.com www.riskpoint.eu www.rsgtre.com www.themisunderwriting.com www.transactriskpartners.com www.tmhcc.com www.valeinsurancepartners.com www.volanteglobal.com www.berkleyeurope.com Deutscher Underwriter** ja ja ja ja nein nein nein nein ja nein nein ja nein k.A. ja ja nein nein ja ja ja nein ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja nein nein Deutsche Police*** ja ja ja nein nein nein nein nein ja nein nein nein nein k.A. ja ja nein nein nein nein ja nein k.A. nein k.A. ja nein ja nein nein ja nein nein nein A on sieht im Marktreport 2023 im großen Bild für den DACH-Raum „einen massiven Rückgang der Transaktionen, im Bereich der Private- Equity- Investitionen kam es sogar nahezu zu einem Stillstand“. Die Aussichten für den Versicherungs-M&A-Markt seien allenfalls gemischt. Aber: Die Zahl der versicherten Transaktionen steigt im Verhältnis zur Gesamtzahl der Transaktionen nach den Daten von Aon weiter an. W&I-Versicherungslösun- gen unterstreichen damit auch in einem temporär rückläufigen Markt ihre Rolle als fester Bestandteil von Transaktionen. Strategische Investoren überwiegen Diese Einschätzung deckt sich weitgehend mit den Erfahrungen der von uns befragten Experten. „Es gab relativ viele kleine und wenige große Deals, aber vor allem die mitt- leren Transaktionen im Bereich von 100 Mio. bis 600 Mio. EUR fehlten fast vollständig“, berichtet Janin Kauffmann, Director M&A bei Willis Tower Watson (WTW). Hinzu kam und kommt, dass der Real-Estate-Markt weit- gehend weggefallen sei. Zuletzt habe sich allerdings eine Erho- lung angedeutet, die sich hoffentlich ver- stärke – denn nach- dem der Markt noch vor Kurzem fast ausschließlich durch strate- gische Investitionen der Corporates getra- gen worden war, könnten nun die Private- Equity-Investoren zurückkehren, so Kauff- mann. „Inflation, Rezession, geopolitische Unsicherheit und eines der größten Wahljah- re überhaupt sind alles Zutaten für einen per- fekten Sturm im M&A-Markt in Deutschland und Europa“, befürchtet Dr. Sebastian Schmitt, Co-Head of Germany, Austria and Switzerland (DACH) bei Liberty GTS: Zwar Janin Kauffmann, WTW 58 02-2024 * MGA = Managing General Agent (Assekuradeur); ** Versicherer/MGAs mit deutschsprachigen Underwritern; *** Versicherer mit deutschsprachigen Policen; NEU! = neu im deutschen M&A-Insurance-Markt seit 2024; Quelle: Eigene Recherchen sei es nicht zum ganz großen Einbruch im Markt gekommen, da der Markt sich eben im Small- und Mid-Cap-Bereich als relativ robust erwiesen hat. „Gleichwohl sind Ver- kaufsprozesse deutlich weniger kompetitiv und viel langwieriger als noch vor zwei Jahren.“ Auch die Transaktionssicherheit habe insgesamt abgenommen. Seit Jahres-

M&A Neue Anbieter drängen auf den Markt Warum entwickelt sich der Markt in dieser Form? Die Experten sind sich einig: „Zu vie- le Versicherer drängeln sich um zu wenige Policen“, bringt es Kauffmann auf den Punkt. Der prozentuale Anteil von Transak- tionen mit W&I-Police hat zwar zugenom- men, reicht aber nicht aus, um den Rück- gang an Deals zu kompensieren. Dr. Bertel- mann sieht neue, kompetitive Marktteil- nehmer, die „insbesondere durch aggressi- ve Pricing- und Deckungsansätze versu- chen, Marktanteile zu gewinnen“. Dr. Nie- haus sieht ebenfalls mehrere Versicherer und MGAs in den deutschen Markt drän- gen, was zu einem erhöhten Druck auf die Prämien bei gleichwohl erhöhter Deckung führt. Ein neuer MGA auf dem deutschen Markt ist Nirvana UW. CEO Kabir Chanrai zielt dabei auf W&I-Policen für den Markt der mittelgroßen Deals mit Zielunterneh- men bis zu einem Unternehmenswert von 250 Mio. EUR. In Deutschland ist eine enge Zusammenarbeit mit SÜDVERS kommuni- ziert, man sei aber bereit für Kooperatio- nen mit weiteren Brokern. Hierzulande erstmals aktiv ist auch W/R/B Underwriting, ebenfalls aus Lon- don. Die W. R. Berkley Corporation wurde 1967 gegründet und hat sich von einer Ver- mögensverwaltungsfirma zu einem der größten gewerblichen Sach- und Unfallver- sicherer in den Vereinigten Staaten entwi- ckelt. Das Unternehmen ist seit 1973 an der Börse notiert (Market Cap: 19,3 Mrd. EUR) und Teil des S&P 500. Berkley als Marke bietet weltweit spezialisierte Versiche- rungslösungen über mehr als 55 Firmen an über 190 Standorten. Towerpolicen als neue Realität Wie wirkt sich das alles konkret auf die Konstruktion einer Deckung und die Gestaltung der Policen aus? Durch den Anstieg der ausgezahlten Schäden unter ei- ner Police wurde bewirkt, „dass einzelne Versicherer nur noch Versicherungssum- men bis zu einem Limit von 40 Mio. EUR anbieten“, berichtet Nikola Pamler, Mana- ging Director von Deloitte Broker. Dies reiche bereits für die meisten Mid-Cap-Deals nicht aus, sodass die Nikola Pamler, Deloitte Broker 60 02-2024 Strategische M&A-Ausrichtungen/Trends für 2024 leichten Senkung in der zweiten Jahreshälfte. 01 Small-Cap-Unternehmen werden ihre starke Performance fortsetzen. 02 Mid- und Large Caps werden eine erhöhte Aktivität gegenüber 2023 zeigen. 03 Die Zinssätze werden weitgehend stabil bleiben, mit der Möglichkeit einer 04 Bei den Käufergruppen erwarten wir eine Zunahme der Aktivität bei 05 Die Aktivität bei Corporates bleibt weiterhin konstant hoch. 06 Der aktuelle Rekord-Käufermarkt wird sich unserer Ansicht nach auch 2024 so Private-Equity-Firmen. fortsetzen. Renovierung, Elektrotechnik und Fotovoltaik besonders attraktiv. 07 Die Handwerksbranche ist aufgrund von Themen wie energetischer 08 Der andauernde Ausbau der Glasfaserinfrastruktur hält viele Chancen für 09 Auch KI-Technologien werden die M&A-Landschaft maßgeblich prägen. Unternehmenskäufe und -verkäufe bereit. Quelle:­DealCircle,­2024 Bedeutung von sogenannten Towerpolicen steigt, bei denen sich mehrere Versicherer das Risiko teilen. „Der Rückgang bei der Ri- sikobereitschaft ist vor allem auf den star- ken Anstieg an Schadensfällen in den letz- ten beiden Jahren zurückzuführen. Legt man als Daumenregel ein Versicherungsli- mit von 15% bis 20% des Kaufpreises für die operativen Garantien zugrunde, ist da- von auszugehen, dass Transaktionen mit einem Kaufpreis von über 200 Mio. EUR nur noch über Towerpolicen gedeckt wer- den können“, rechnet Pamler vor. In der Umsetzung wird ganz konkret ein Versiche- rer als Primary-Versicherer ausgesucht, der das Underwriting durchführt und mit dem die Versicherungspolice verhandelt wird. „Zusätzlich schließt der Versiche- rungsnehmer mit weiteren Versicherern sogenannte Excess-Policen ab, in denen Letztere die Bedingungen der ausgehan- delten Primary-Police übernehmen und weitere Deckung für den Fall zusagen, dass das Limit des Primary-Versicherers bzw. des diesem jeweils nachfolgenden Versi- cherers ausgeschöpft („exhausted“) sei, erläutert Pamler. So entstehen „Tower“, in denen mehrere Versicherer in „Layern“ hintereinandergeschaltet werden und das Risiko für die Versicherer, die weiter hinten im Tower stehen, immer geringer wird. De- taillierte Regelungen zu Schadensregulie- rung und Streitbeilegung werden daher künftig bei allen versicherten Transaktio- nen an Wichtigkeit gewinnen, sagt die Ex- pertin von Deloitte Broker voraus. Fazit Das Jahr 2024 startete trotz des schwieri- gen M&A-Markts deutlich aktiver und posi- tiver als zuletzt erwartet. Die Bedeutung von W&I nimmt weiter zu, Lösungen wer- den zunehmend passgenau erarbeitet, ein weiterer Zuwachs der Platzierung von W&I- Produkten 2024 ist zu erwarten. Die „neue Normalität“ der Towerpolicen als real exis- tierende Gegebenheit sollten M&A-Teams, Rechtsabteilungen und externe Rechtsbera- ter künftig zusätzlich berücksichtigen. Zur W&I-Police generell lässt sich sagen, dass sie mehr denn je auch hierzulande „busi- ness as usual“ und in fast allen M&A-Prozes- sen fester Bestandteil geworden ist. Dank der zunehmenden Professionalisierung der Prozesse und der Individualisierung der Po- licen ist der Anteil der Deals mit Transakti- onsversicherung weiter gestiegen. Es muss nur noch der Transaktionsmarkt in der Brei- te zurückkommen … „Business as unusual“ gilt indes für die Preise: Sie sind offenbar wei- ter gefallen, teils weit unter 1%; dies, obwohl Zahl und Wert der Claims steigen, Deckungs- umfänge erweitert und am Kapitalmarkt wie- der ansehnliche Zinsen gezahlt werden. Ob tatsächlich einige neue Player mit Risikoap- petit und die nominal geringere Dealanzahl dafür ausschlaggebend sind – oder ob ande- re, derzeit nicht sichtbare Faktoren eine Rol- le spielen, muss weiter beobachtet werden. Spätestens zum Special „M&A Insurance“ und zum 5. M&A Insurance Summer Forum am 2. September in Frankfurt werden wir die Frage wieder aufwerfen! ■

Netzwerk Schnappschüsse Uplisting TUI AG, Frühjahrskonferenz, Private trifft Kapitalmarkt, Summer Lounge Mitarbeiterbeteiligung, „Let them pitch“ u.a. n e p p o J n i t r a M / e s r ö B e h c s t u e D © : o t o F Die TUI AG nach fast einer Dekade zurück im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse – und seit Juni auch gleich zurück im MDAX. Im Bild bei der Bell Ringing Ceremony zum Uplisting: Sebastian Ebel, CEO der TUI AG (rechts), mit Nicola Gehrt (Group Director Investor Relations, Mitte) und Mathias Kiep, CFO (links). “What’s hot on the ESG agenda for investors and corporates?“ Unter diesem Titel stand ein spannendes, von Euronext Corporate Services initiiertes Panel bei der diesjährigen Equity-Forum-Frühjahrskonferenz auf der Agenda. Im Bild: Mathilde Bonvin, ESG Project Managerin aus dem Private Wealth Management von Oddo BHF, eingerahmt von Wolfgang Güssgen (links) und Bastian Lange von Euronext Corporate Services und Markus Rieger (rechts), GoingPublic Media. i a d e M c i l b u P g n o G © i : o t o F „Kontakte knüpfen und Transaktionsideen entwickeln mit der Stoppuhr!“ hieß es am 28. Mai wieder in Frankfurt. Mit „Private Equity trifft Kapitalmarkt“ (Partner: BVK, Deutsche Börse) startete ein weiterer Teil der Speeddatingreihe „Private Equity trifft ...“ in eine besondere Runde. Warum man genau in dieser Konstellation sprechen sollte, zeigten und bestätigten die 20 Gäste in intensiven One-on-One-Aus- tauschrunden. Die Veranstaltung fand in den Räumlichkeiten von Gowling WLG statt. Im Bild Caroline von Linsingen (Deutsche Börse) und Mathias Weidner (DPE). Einen durch und durch anregenden Abend mit spannenden Impulsvorträgen, guten Diskussionen und lebhaftem Networking erlebten die rund 50 Teilnehmer der 3. Summer Lounge Mitarbeiterbeteiligung am 10. Juni ab dem späten Nachmittag in den Räumlichkeiten der EQS Group in München. Das Event unserer beiden Plattformen GoingPublic und Unternehmeredition fand wie immer zeitgleich zum Erscheinen des Spezials „Mitarbeiterbeteiligung 2024“ statt, das bereits den 10. Jahrgang feierte und bei der Veranstaltung präsentiert wurde. i a d e M c i l i a d e M c i l b u P g n o G © i : o t o F i a d e M c i l b u P g n o G © i : o t o F i a d e M c i l b u P g n o G © i b u P g n o G © i : o t o F Am 18. Juni 2024 veranstaltete die Crowdfunding-Plattform CONDA zum ersten Mal ihr Event-Format „Let them pitch“ in Kooperation mit dem Giesinger Bräu. Im Bild GoingPublic Media-Vorstand Markus Rieger (rechts) mit CONDA-Geschäftsführer Dirk Littig und dem Giesinger Bräu-Gründer und Geschäftsführer Steffen Marx (links). Ein tolles Event, bei dem viele coole Ideen präsentiert wurden, die das passende Kapital suchen! 62 02-2024 Angeregte Diskussionen in entspannter Atmosphäre: Beim 4. Plattform Life Sciences-Netzwerktreffen am 20. Juni im Faculty Club des Innovations- und Gründerzentrums Biotechnologie (IZB) in Martinsried tauschten sich die Teilnehmer über die aktuellen Entwicklungen in der Biotechbranche aus. Die Veranstaltung vermittelte ein Gefühl der Zuversicht und Aufbruchsstimmung. : o t o F

Welcher Investor passt zu mir? 12 Jahre Investoren im Mittelstand Initiative – Speed-Datings –Spezial Service Kapitalmarkt Plattform GoingPublic Private Equity trifft … M&A … Corporate M&A … Kapitalmarkt In Kooperation mit Spezial https://bit.ly/iim_0624 Impressum 27. Jahrgang 2024, Juli Verlag: GoingPublic Media AG Hofmannstr. 7a, 81379 München Tel.: 089-2000 339-0 E-Mail: info@goingpublic.de Internet: www.goingpublic.de Redaktion: Falko Bozicevic, Michael Fuchs, Ike Nünchert, Markus Rieger Bildredaktion: Robert Berger Bilder: Adobe Stock, Unternehmens bilder Titelbild: © JesusmGarcia – stock.adobe.com Mitarbeit an dieser Ausgabe: Prof. Dr. Wolfgang Blättchen, Kay Bommer, Dr. Lars-Gerrit Lüßmann, Carsten Mumm, Uwe Nespethal, Jelmer Nutma, Christina Ohde, Sara Pinto, Mirjam Schuchardt, Holger Steffen, Dr. Martin Steinbach Interviewpartner: Nikolas Bullwinkel, Tanja Chicherio, Matthias Gärtner, Bastian Nominacher, Carsten Peter Gesamtgestaltung: Robert Berger, Andreas Potthoff Lektorat: Benjamin Eder Redaktionsanschrift: s. Verlag, E-Mail: redaktion@goingpublic.de Gesamtleitung: Markus Rieger, Tel.: 089-2000339-0, E-Mail: rieger@goingpublic.de Gültig ist Preis liste Nr. 10 vom 1. November 2006. Erscheinungstermine 2024: 23.3. (1/2024), 29.4. (Special „Corporate Finance Recht“), 6.7. (Special „Mitarbei- terbeteiligung“), 29.6. (2/2024), 2.9. (Special „M&A Insurance“), 14.9. (3/2024), 23.9. (Special „Reporting Trends“), 9.10. (Special „Kapitalmarkt Österreich“), 14.12. (4/2024 inkl. Sonderteil „Kapitalmarkt Schweiz“) Preise: Einzelpreis 12,50 EUR, Sonderbeilagen 9,80 EUR, Jahresabon- nement 148,00 EUR, Jahresabonnement Aus land 160 EUR. Alle Preise inkl. Versandkosten und 7% MwSt. Abonnementverwaltung: GoingPublic Media AG GoingPublic Abo-Verwaltung Hofmannstr. 7a, 81379 München Tel.: 089-2000339-0 E-Mail: abo@goingpublic.de Druck: Druckerei Joh. Walch GmbH & Co KG, Augsburg Haftung und Hinweise: Artikeln, Empfehlungen und Tabel len liegen Quellen zu grunde, welche die Redak- tion für verlässlich hält. Eine Garantie für die Rich tigkeit kann allerdings nicht übernommen werden. Bei unaufgefor- dert eingesandten Beiträgen be hält sich die Redak tion Kür zun gen oder Nicht ab- druck vor. Mögliche Interessenkonflikte: Wert- papiere von im GoingPublic Magazin genannten Unternehmen können zum Zeitpunkt der Erscheinung der Publikation von einem oder mehreren Mitarbeitern der Redaktion und/oder Mitwirkenden gehalten werden. Hier wird jedoch auf potenzielle Interessen- konflikte hingewiesen. Nachdruck: © 2024 GoingPublic Media AG, München. Alle Rechte, insbe sondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne schriftliche Geneh mi gung der Going- Public Media AG ist es nicht gestattet, diese Zeit schrift oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photo- kopie, Mikro ko pie) zu ver viel fäl ti gen. Unter dieses Verbot fallen auch die Auf nah me in elektronische Daten ban- ken, Internet und die Ver viel fälti gung auf CD-ROM. Datenschutz: Der Schutz Ihrer Daten ist uns wichtig. Es gilt die Datenschutz- erklärung der GoingPublic Media AG, ebenfalls abrufbar auf unserer Website www.goingpublic.de/datenschutz. ® Eingetragenes Waren zeichen beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA), Reg.-Nr. 398 15 475 Das GoingPublic Magazin ist Pflichtblatt an allen deutschen Wertpapierbörsen. ISSN 1435-3474, ZKZ 46103 64 02-2024 m o c . e b o d a . k c o t s – t e m o C e l b u o D © : o t o F Investoren im Mittelstand Gemeinsam stark!Spezial12. Jg.UPDATE: BörsBeteiligungsgMutares behauim 15er-BasketS. 11„Der Markt iaktiv und dyFrank HütheS. 17„Minderhewieder staGoetz HerHannover S. 24„Die vielUnternehAndi KleS. 32Finanzierung – Nachfolge – VermögenIn KooperERSTVERSIONMai 2024

Initiativ & Kontrovers Die neue, zukunftsfähige Globalisierung Warum ein „Weiter-so“ keine Option ist Seit Anfang der 1980er-Jahre hat die Hyperglobalisierung für alle beteiligten Volkswirtschaften enorme Wohlstands- gewinne erzeugt. Allerdings wurden Nebeneffekte zu wenig beachtet, die zusammen mit externen Einflüssen die internationale Arbeitsteilung verändern. Von Carsten Mumm Zudem haben Ressourcenverbrauch und Umweltverschmutzung deutlich zuge- nommen. Seit 2018 stagniert das absolute Niveau des internationalen Warenhandels, nach- dem mit der ersten Amtszeit Donald Trumps als US-Präsident und dem Brexit der Protektionismus weltweit Einzug gehalten hat. Die Folgen der Pandemie mit Lieferkettenunterbrechungen und der Offenlegung kritischer Abhängigkeiten, die geopolitische Neuordnung der Welt sowie die Wandlung Chinas vom Zulieferer einzelner Komponenten zum Produzenten und Exporteur komplexer Endprodukte befeuerten den Trend zur Fragmentierung der Weltwirtschaft. Resilienz als neues Ziel Allerdings sollte eine unkontrollierte Protektionismusspirale unter dem Vor- wand der Steigerung der Resilienz, in der Handelsverflechtungen vornehmlich als Waffe genutzt werden, vermieden werden – denn nur eine fortgesetzte internationale Arbeitsteilung kann übermäßige Wohl- standsverluste verhindern. Zudem helfen gegenseitige wirtschaftliche Abhängig- keiten, drohende geopolitische Eskalatio- nen zu vermeiden. Fazit Die künftige Globalisierung wird nicht ausschließlich durch die Vorstellungen der Industriestaaten geprägt sein. Schon heute haben große Schwellenländer eigene Ansätze länderübergreifender Kooperation und zeigen sich je nach individuellem Nutzen offen gegenüber allen Seiten. Industriepolitik und Handelsrestriktionen werden dafür sorgen, dass bisherige m o c . e b o d a . k c o t s – e b y k c © : o t o F Die Auslagerung lohnintensiver Produktion in Schwellenländer, der stetig steigende Rohstoffhunger der Industriestaaten sowie die zunehmende Rolle Chinas als Absatzmarkt haben zu einer immer engeren Verflechtung von Lieferketten geführt. Bisheriger Fokus auf Effizienz Profitiert haben auf den ersten Blick alle: die neuen Produktionsstandorte von steigenden Einkommen für breite Bevöl- kerungsschichten und die Industrie- staaten durch massive Kostensenkungen. Die Steigerung der Effizienz stand im Vor- dergrund. Doch die Akzeptanz dieser Form der Globalisierung nimmt rasant ab – denn im Vergleich zu Löhnen stärker steigende Kapitaleinkommen haben für auseinanderklaffende Einkommen-V- ermögen-Scheren gesorgt. Alte Industrien erlitten Bedeutungs- und Jobverluste. Finanz- und Wirtschaftskrisen haben zu stark steigenden Staatsverschuldungen beigetragen und letztlich ultraexpansive Geldpolitik vieler Notenbanken forciert. 66 02-2024 Exporteure verstärkt Direktinvestitionen in der Nähe ihrer Absatzmärkte tätigen. Idealerweise erfolgt nach der aktuellen, turbulenten Übergangsphase die Einigung auf weltweite ordnungspolitische Min- deststandards, etwa zum Schutz geistigen Eigentums und für faire Marktzugangs- bedingungen. Am wichtigsten wären jedoch globale Initiativen, um Heraus- forderungen wie dem Klimawandel oder geopolitischen Konflikten zu begegnen und um den Rahmen für die Entwicklung und Nutzung neuester Technologien wie der künstlichen Intelligenz zu koordi- nieren. ■ ZUM AUTOR Carsten Mumm, CFA, ist Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL. Als gelernter Bankkaufmann und Diplom- Volkswirt verantwortet er die Kapitalmarkt- meinungen des Bankhauses. Seit 2017 ist er zudem Lehrbeauftragter an der International School of Management (ISM) und Mitglied des Verwaltungsausschusses des Schleswig- Holsteinischen Versorgungswerks für Rechtsanwälte. Seit 2021 ist Mumm auch im Ausschuss für Wirtschafts- und Währungspolitik des Bundesverbands deut- scher Banken.

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