ABB. 1: ANLAGEMOTIVE Langfristiger Vermögensaufbau* Sparbücher bringen keine Zinsen mehr Private Altersvorsorge Inflation entgegenwirken* Finanzielle Unabhängigkeit* Hobby* Kurzfristige Gewinne erzielen 60,6% 62,7% 64,5% 56,2% 55,6% Generation Aktie Ältere Generationen 44,4% 37,2% 38,7% 26,9% 21,6% 14,5% 15,3% 13,5% Nervenkitzel 7,2% 6,5% 0% 20% 40% 60% 80% 25 Glauben Sie, dass sich die jungen Anle- ger je in eine Hauptversammlung setzen werden? 76,5% P R A X I S Das ist in der Tat derzeit nur schwer vor- stellbar – einerseits, weil dieses vertiefte und ja durchaus auch aufwendige Engage- ment für einzelne, im Umfang begrenzte Anlagen wenig verhältnismäßig erscheint; andererseits, weil die jungen Anleger durchaus noch eine etwas ehrfürchtige Distanz gegenüber den IR-Angeboten der Unternehmen aufweisen, zum Teil auch mangels Wissens und Erfahrung. Einige der jungen Anleger werden aber in die Rolle engagierter Aktionäre hineinwachsen. Klar ist jedoch auch: die Onlinehauptversamm- lung entspricht deutlich mehr dem Infor- mations- und Anlageverhalten der jungen Generation als die physische HV. Wie müsste man dieses Format refor- mieren, damit die Jungen kommen – oder stellt sich nach Einführung der vir- tuellen HV diese Frage gar nicht mehr? *) statistisch signifikanter Unterschied; Quelle: DIRK re, sie schätzen audiovisuelle Angebote und lesen weniger gerne Texte. Wenn Informationen in Textform angeboten werden, soll es für die Jungen kurz und knackig sein. Was bedeutet dieses Informations- verhalten der Jungen für die bisherige Investorenkommunikation? Zuerst einmal sind die jungen Anleger mit den Investor Relations noch nicht recht vertraut. Nur 45% können etwas mit dem Begriff „Investor Relations“ anfangen, obwohl immerhin 55% wissen, dass bör- sennotierte Unternehmen verpflichtet sind, ihre Aktionäre mit Informationen zu versorgen. Dies steht in einem gewissen Spannungsverhältnis zu der Aussage, dass Unternehmenswebsites und Geschäfts- berichte durchaus relevante Informations- quellen auch für die junge Generation sind. Sie verbindet diese Angebote offenbar nicht mit dem Begriff „Investor Relations“. Nur 30% können sich vorstellen, bei einer Frage auch einmal das Unternehmen zu kontaktieren, in das sie investieren möch- ten. Die IR kann also durchaus dazu beitra- gen, dass Berührungsängste abgebaut werden. Inhaltlich sprangen mir vor allem zwei Diskrepanzen ins Auge: Erstens bie- ten nach unserer Inhaltsanalyse Unter- nehmen sehr viele ESG-Informationen an, Nachhaltigkeit ist für die Jungen jedoch ein eher untergeordnetes Anlagekriterium. Zweitens hat das sogenannte Aktienmar- keting in der IR-Praxis einen eher schlech- ten Ruf, die jungen Aktionäre wünschen sich aber genau die Informationen, die wir klassisch unter Aktienmarketing einord- nen würden: ein klares Profil, eine span- nende Kapitalmarktstory, auch eine ver- ständliche Positionierung der Aktie im Wettbewerbsumfeld. ABB. 2: INFORMATIONSQUELLEN ZUM KAPITALMARKT Finanzportale Finanzteil Zeitung/Zeitschrift YouTube 2,7 3 3,03 2,71 3,03 1,66 2,79 2,77 2,61 2,61 2,38 2,46 2,29 2,63 Geschäftsberichte Unternehmenswebsite IR-Website Fernsehen oder Radio Podcast Blogs Instagram Newsletter Bücher Hauptversammlung Vorträge Facebook Reddit Twitter TikTok Quelle: DIRK 1,57 1,49 1,26 2,19 2,19 2,15 2,14 2,34 1,74 1,92 1,84 2,1 2,17 1,91 1,29 1,72 1,14 1,57 1,53 1,48 1,21 1,11 Generation Aktie Ältere Generationen 1 nie 2 3 4 5 immer HV MAGAZIN 03/2022