33 A U S T R I A C O R N E R ABB. 2: STRUKTUR DES ÖSTERREICHISCHEN AKTIENMARKTS NACH BÖRSENWERT Kategorie in % 29.9.23 Large Cap Mid Cap Small Cap Micro Cap Nano Cap Unternehmen Börsenwert (Market Cap) 30.9.24 36,11% 26 11,11% 8 22,22% 16 23,61% 17 5 6,94% 72 100,00% > 1 Mrd. EUR 500 Mio. bis 1 Mrd. EUR 100 Mio. bis 500 Mio. EUR 10 Mio. bis 100 Mio. EUR < 10 Mio. EUR Gesamt in % 28 38,36% 6 8,22% 16 21,92% 19 26,03% 4 5,48% 73 100,00% Quelle: AfU Research, GoingPublic Research Grundgesamtheit 58 Emittenten oder rund 80% sind in Öster- reich in den gesetzlich regulierten Marktseg- menten notiert: — 42 im prime market, wovon 20 den „Austrian Traded Index“ (ATX) bilden, und — 16 im standard market. Weitere zehn finden sich in „Vienna MTF“, dem börsenregulierten Markt und vergleich- bar dem deutschen Freiverkehr wieder, da- von vier im „direct market“ und sechs im „di- rect market plus“. Darüber hinaus bilden wir im Rahmen unserer Untersuchung vier (Vor- jahr fünf) österreichische Unternehmen ab, die ihr Primärlisting im Ausland haben. Ne- ben ams-OSRAM, Kontron und Fabasoft zählt hierzu noch der verbliebene Biotechnologie- wert Hookipa Pharma. Einordnung nach Marktkapitalisierung Blickt man auf die Börsenwerte, so zeigt sich bei „Listed Austria“ auch 2024 eine gro- ße Konzentration auf die Large Caps (siehe Abb. 3). 26 (Vj. 28) bzw. 36,1% (Vj. 38,4%) der Emittenten weisen eine Marktkapitali- sierung größer 1 Mrd. EUR auf, weitere acht (Vj. sechs) liegen zwischen 500 Mio. und 1 Mrd. EUR (Kategorie „Mid Cap“, 11,1% nach 8,2% im Vorjahr). 16 Unternehmen liegen wie 2022 zwischen 100 Mio. und 500 Mio. EUR (Kategorie „Small Cap“). In die Katego- rien Micro- (10 Mio. bis 100 Mio. EUR) und Nano Caps (unter 10 Mio. EUR) fallen 17 (23,6%, Vj. 19, 26,0%) respektive fünf (6,9%; Vj. 4, 5,5%) der gelisteten Firmen. Betrach- tet man die absoluten Börsenwerte, so ge- ben ganz klar die in den gesetzlich regulier- ten Segmenten gelisteten Emittenten den Ton an. Von der Gesamt-Marktkapitalisie- rung der „Österreich AG“ in Höhe von 145,3 Mrd. EUR (30. September 2024) entfallen 142,0 Mrd. EUR oder 97,7% auf sie (siehe Abb. 3). Im historischen Vergleich lag die Gesamtkapitalisierung aller österreichi- schen Unternehmen Ende 2021 mit 156,2 Mrd. EUR schon einmal um rund 8% höher als zum Ende des dritten Quartals 2024. Blickt man auf die Einzelwerte, so stechen in Sachen Börsenwert vor allem drei Werte heraus: VERBUND (25,9 Mrd. EUR Market Cap), Erste Group (20,7 Mrd. EUR) und OMV (12,6 Mrd. EUR). Alle drei zusammen verei- nigen rund 42 Mrd. EUR Marktkapitalisie- rung auf sich und stehen für rund 41% der gesamten „Österreich AG“. Andritz als Num- mer vier nach Market Cap liegt im Vergleich dazu nur noch bei rund 6,6 Mrd. EUR. Stabile Beschäftigung, Umsatz- und Gewinnrückgang Die 72 börsennotierten österreichischen Un- ternehmen erwirtschafteten im Jahr 2023 mit 584.000 Mitarbeitern (+1,6%) einen ku- mulierten Umsatz in Höhe von 156 Mrd. EUR (Vj. 172 Mrd. EUR). Das entspricht einem Um- satzrückgang von 9,4% gegenüber dem Jahr 2022. Allerdings ging allein der Umsatz der OMV AG aufgrund der gesunkenen Rohstoff- preise um über 22 Mrd. EUR zurück. OMV he- rausgerechnet, hätte der kumulierte Umsatz den Vorjahreswert locker übertroffen. Die Kennzahl „kumulierter Umsatz“ bildet insge- samt nicht perfekt die Leistungsfähigkeit von „Listed Austria“ ab, da elf der 72 Aktien Banken oder Versicherungen sind – davon allein fünf im ATX 20. Der kumulierte Jahres- überschuss belief sich 2023 auf rund 13,6 Mrd. EUR (Vj. 17,5 Mrd. EUR), was einem Mi- nus von 22,5% gegenüber dem Vorjahr ent- spricht. Hier erklärt sich der Rückgang durch die Gewinneinbrüche bei OMV, Raiffeisen- bank International und ams-OSRAM (kumu- liert 4,6 Mrd. EUR). Der kumulierte Umsatz von „Listed Austria“ entspricht rund einem Drittel (33,0%) des österreichischen Brutto- inlandsprodukts (BIP) 2023 in Höhe von 473 Mrd. EUR, auch wenn man das aufgrund der teils hohen im Ausland erwirtschafteten Um- satzanteile nicht eins zu eins der anteiligen Wirtschaftsleistung des Landes zurechnen kann. Die 584.000 Mitarbeiter bei börsenno- tierten österreichischen Unternehmen (die nicht alle im Inland arbeiten) würden auf Ba- sis des Jahres 2023 rund 13% aller Erwerbs- tätigen (4,5 Mio.) ausmachen. Es wurden hier im Betrachtungszeitraum immerhin rund 9.000 neue Jobs geschaffen. Bilanzverlängerung und Plus beim Eigenkapital Die Bilanzsumme der börsennotierten Öster- reich AG, Sinnbild des gesamten Vermögens, „verlängerte“ sich um 0,2% oder 1,8 Mrd. EUR auf 946 Mrd. EUR. Das Eigenkapital legte um 5,9% auf 163 Mrd. EUR zu. Die so pauschal er- rechnete, von 16,3% auf 17,2% verbesserte Eigenkapitalquote spiegelt allerdings nicht das wahre Bild wider. Verantwortlich hierfür wieder die starke Bank- und Versicherungs- wirtschaft mit traditionell niedrigem Eigen- kapital in Relation zur Bilanzsumme. Fazit Das ist die börsennotierte Österreich AG: 72 Unternehmen erwirtschafteten im Jahr 2023 mit 584.000 Mitarbeitern einen kumu- lierten Umsatz von 156 Mrd. EUR sowie einen Jahresüberschuss in Höhe von 13,6 Mrd. EUR. Ihr kumulierter Börsenwert lag Ende des dritten Quartals 2024 bei rund 45 Mrd. EUR. Die Bilanzsumme der 72 börsennotier- ten österreichischen Gesellschaften (946 Mrd. EUR) nähert sich weiter der Marke von 1 Bio. EUR, das Eigenkapital zeigt sich auf 163 Mrd. EUR verbessert. Trotz der großen Poten- ziale des Kapitalmarkts für Unternehmensfi- nanzierung und Altersvorsorge liegt die Marktkapitalisierung der österreichischen Aktienemittenten nur bei rund 30% des Brut- toinlandsprodukts, was angesichts der Wirt- schaftskraft zu niedrig erscheint. HV MAGAZIN 04/2024