LIFE SCIENCE VENTURE CAPITAL Financing Life Science Innovation 35 Years in Business $1B + Capital Raised 35 M&A Deals 7 Fund Generations 250 + Clinical Trials Backed 133 Life Science Investments 50 IPOs Mio s of Patients helped 500 + Patents Supported 50 + 125 + Marketed Products Diseases Currently Targeted TVM Capital Life Science TVM Life Science Management GmbH, TVM Capital GmbH, Munich TVM Life Science Management Inc., Montréal www.tvm-lifescience.com

Grußwort Augenzwinkernd zu den Anfängen Als Big Pharma die Biotechnologie bei GoingPublic zu starten half Selbstverständlich! Ich wünsche meinen ehemaligen GoingPublic-Kollegen und der in- zwischen nächsten Generation alles Gute zum Jubiläum. Doch: „Alles-Gute-Grußworte“ habe ich nur mit Anekdoten im Repertoire. Eine Erinnerung an den Start der Biotechno- logie bei GoingPublic gehört dazu. Zumal der einstige Pharma-Weltmarktführer Hoechst – indirekt – Geburtshelfer war. Alle zwei bis drei Jahre benötige ich eine neue Herausforderung. Nach zwei Jahren in der Zentralforschung der Hoechst AG war diese in dem sich verändernden Konzern zu finden vergebens. Markus Rieger und ich trafen uns das erste Mal 1997 an der European Business School in Oestrich-Winkel im Rheingau, zufällig. Mein Name fiel und Markus fragte: „Du bist Holger Bengs?“ Durch meine verlegerische Tätigkeit beim Arbeitskreis Börse der Studenten in Mainz seit 1995 hatte ich mit dem AKB-Report Aufmerksamkeit erzeugt. „Verlegerische Tätigkeit“ ist gut: Es waren Erstlingswerke in einem für mich neuen Metier. Doch das Journalistische – Recherche, Analyse, Schreiben – faszinierte mich. Vermarktung und Herstellung waren Drein gaben einer steilen Lernkurve. So trafen ein Börsenkenner und Biotech- Interessierter, Markus Rieger, und einer, der sich als Chemiker im Labor mit industrieller Biotechnologie befasste und seit dem Studium Aktionär war, aufeinander: Erste Berichte zu den Börsengängen von MOLOGEN und TRACE Biotech folgten. Dr. Holger Bengs, BCNP Consultants GmbH, (links) und Markus Rieger, GoingPublic Media AG, mit dem Cover zur Jubiläumsausgabe auf der analytica 2018 in München. „Was hältst du von einer Serie über Biotechnologie im GoingPublic Magazin?“ Eine Idee, bei der es kribbelte. Im Februar 1999 erschien der erste Teil, mit Simon Moroney – noch heute CEO von MorphoSys – auf dem Cover. Anstatt drei entstanden fünf Teile und die Idee eines ganzen Magazins. So kam im September 1999 die erste Sonderausgabe Biotechnologie heraus. Mit Unterstützung der Kollegen aus dem noch jungen Verlag entstand in meiner Freizeit ein vielbeachteter Streifzug durch das Thema „Biotechnologie und Börse“ – ein Novum für Deutschland. Die weiteren 18 Ausgaben kennen Sie alle sehr gut: Nun halten Sie die 20. Ausgabe in Ihren Händen: einen etablierten Spiegel einer uns alle faszinierenden Branche. Die Biotechbranche ist in den letzten zwanzig Jahren reifer geworden, ohne bereits eine reife Bran- che zu sein. Das Valley of Death in der Finanzierung – was Deutschland anbetrifft – lastet allen auf dem Gemüt. Nachfolgende Generationen – Gründer, Unternehmer, Anleger und Patienten – werden noch deutlich stärker von den Biotech-Errungenschaften der Aufbaujahrzehnte profitieren als wir heute. Gut, dass es „Blätter“ gibt, die die Branche und ihre Produkte, und die Menschen dahinter, ins rechte Licht rücken – treue Blätter. Erste Sonderausgabe „Biotechnologie“ vom September 1999 Nichts ist beständiger als der Wandel. Und die einstige GoingPublic Sonderausgabe 1999 ist zu einer Familie kompetenter Spezial- Magazine herangewachsen. Die Grundfeste steht: Immer am Puls der Zeit bleibt die GoingPublic Media AG dem Thema Biotechnologie verbunden und bildet mit der Plattform Life Sciences eine Branchenplattform, auf der sich die Entscheider kennenlernen und austauschen. So habe ich zwei Wünsche am Ende. Einen an Sie, liebe Leserin, lieber Leser: Bleiben auch Sie über diese Jubiläumsausgabe hinaus treue Begleiter und Mitmacher, und als Co-Initiator wünsche ich allen bei GoingPublic im Vorder- wie im Hintergrund daran Beteiligten für die nächsten Jahre: Energie, Engagement und weiterhin viele Erfolge. Dr. Holger Bengs BCNP Consultants GmbH 4 ls 03-2018 „Biotechnologie“

Inhalt Faire Umsetzung gefordert Ricardo Gent (Foto), Dr. Lisa Höfle, Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie (DIB) Seiten 14–16 A reputation for efficiency and effectiveness Shaun Brown, MC SERVICES Seiten 28–30 „Gute Leute!“ Ein Roundtable zur Biotechnologie in NRW und darüber hinaus Seiten 32–40 6 ls 03-2018 „Biotechnologie“ 3 Editorial Auf die nächsten 20! 4 Grußwort Augenzwinkernd zu den Anfängen Dr. Holger Bengs, BCNP Consultants Einführung & Grundlagen 10 Mitmachen gewünscht! Die Biotechnologie ist erwach- sen geworden – und entwickelt sich weiter 14 Faire Umsetzung gefordert Nachhaltige Nutzung und Erhaltung der Biodiversität durch offenen Austausch von digitalen Sequenzinforma- tionen Dr. Ricardo Gent, Dr. Lisa Höfle, Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie (DIB) 18 „Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt, der ande- re packt sie kräftig an und handelt“ Zur Umsetzung des Koalitions- vertrags aus Sicht der Biotech- nologiebranche Dr. Viola Bronsema, BIO Deutsch land 22 „Im Bereich Biotechnologie baut sich die sechste Kondratieff-Welle auf“ Biotech in Deutschland – gestern, heute, morgen. Eine Fragerunde mit Dr. Simon Moroney, MorphoSys, Enno Spillner, Evotec, Roland Oetker, ROI, Dr. Bernward Garthoff, BIO. NRW, und Prof. Horst Domdey, BioM 28 A reputation for efficiency and effectiveness German biotech – 20 years of change and growth Shaun Brown, MC SERVICES 32 „In dieser Region kriegt man wirklich gute Leute!“ Ein Roundtable mit Andre van Hall, BioCampus Cologne, Dr. Ulrike Weydemann, Förder- verein Biotechnologie NRW, Dr. Aristotelis Nastos, NRW.BANK, Dr. Oliver Dick, QIAGEN, Dr. Stefan Müllner, fundamenta, und Dr. Frank Schäfer, BioEcho Rote Biotechnologie 42 Biotech in Deutschland braucht einen „Mindset Change“ 20 Jahre EY Biotech Report: Biotechbranche in Deutschland wächst – Innova tions- und Wertschöpfungspotenziale wer- den aber nicht ausreichend genutzt Dr. Siegfried Bialojan, EY 46 Für ein besseres Leben Pharma im Kontext der wissens- basierten Bioökonomie Dr. Pablo Serrano , Bundes ver- band der Pharmazeutischen Industrie (BPI) 48 Medizinische Biotechnologie in Deutschland als Innova- tions motor Nutzen von Biopharmazeutika für Patienten mit Stoffwechsel- erkrankungen Dr. Sabine Sydow, vfa bio, Dr. Frank Mathias, Rentschler Biopharma 50 „Wir verfügen über das größte Biosimiliar-Portfolio in der Pharma-Industrie“ Interview mit Dr. Roman Stampfli, VP & General Manager, Amgen 54 Brücken für Innovationen Warum es wichtig ist, kritische Lücken zu füllen Dr. Werner Lanthaler, Evotec

Inhalt Eine Frage des Zugangs Dr. Natalie Kirchhofer (Foto), Dr. Julia Sauerwald, COHAUSZ & FLORACK Seiten 122–123 „Wir schaffen heute die Unterneh- men der nächsten Jahrzehnte“ Interview mit Michael Motschmann (Foto), MIG AG, und Helmut Jeggle, ATHOS Service GmbH Seiten 130–133 Gentherapien: Kleine Ersatzteile mit großer Wirkung Dr. Christian Lach, Bellevue Seiten 138–139 8 ls 03-2018 „Biotechnologie“ Case Studies Finanzierung 112 Über Paris die Finanzmärkte anzapfen NOXXON Pharma: Ein weiteres deutsches Biotechunterneh- men hat seinen Weg an die Börse gefunden 124 Es darf etwas mehr sein! Venture-Capital-Investments in der deutschen Life-Science- Industrie aus Sicht von instituti- onellen VC-Fonds Dr. Michael Thiel, SANEMUS 113 Aus einer Hand Expedeon AG: Ausbau der Marktposition durch „Grow- buy-and-build-Strategie“ 114 Wenn ein Stich lebensbedrohlich wird Bencard Allergie: Spezialist auf dem Gebiet spezifischer Immuntherapien – auch für Insektengiftallergiker 116 To fight the threat of infec- tions of the 21st century AiCuris: An approved drug trig- gers a paradigm shift in treating HCMV infections in immuno- suppressed patients Recht 118 „Spätere Streitigkeiten über auslegungsbedürftige Themen vermeiden“ Interview mit Peter Homberg, Partner, Dentons Europe 120 Fallstricke bei der Inanspruch nahme der Priorität Voraussetzungen für eine wirk- same Inanspruchnahme bezie- hungsweise Übertragung des Prioritätsrechts Dr. Andrea Schüssler, Huber & Schüssler 122 Eine Frage des Zugangs CRISPR/Cas9: Die Patent- situation ist kompliziert Dr. Natalie Kirchhofer, Dr. Julia Sauerwald, COHAUSZ & FLORACK 126 „Wir tun Gutes“ Interview mit Dr. Hubert Birner, TVM Capital Life Science 128 Gute Zeiten? Zur Situation von Biotechinvestments Dr. Martin Pfister, High-Tech Gründerfonds (HTGF) 130 „Wir schaffen heute die Unternehmen der nächsten Jahrzehnte“ Interview mit Helmut Jeggle, ATHOS Service, und Michael Motschmann, MIG 134 New digital funding plat- form for European health start-ups aescuvest and EIT Health join forces to enable start-ups to accelerate time to market for innovative products and services Jan-Philipp Beck, EIT Health, Dr. Patrick Pfeffer, aescuvest Kapitalmarkt & Investment 136 Love Story mit Hindernissen Biotech und Börse in Deutschland Sandrine Cailleteau, Dr. Nicholas Hanser, Bryan Garnier 138 Gentherapien: Kleine Ersatzteile mit großer Wirkung Kleinere Firmen besitzen ein hohes Renditepotenzial Dr. Christian Lach, Bellevue

Einführung & Grundlagen Mitmachen gewünscht! Die Biotechnologie ist erwachsen geworden – und entwickelt sich weiter Die Bedeutung der Biotechnologie steigt. Ob medizinische, industrielle oder landwirtschaftliche Biotechnologie: In dem Maße, wie Stückzahlen und Marktreife vorangetrieben werden, steigen auch die Anforderungen an Forschung, Entwicklung und schlussendlich auch Produktion. Tüfteln im Labor war gestern. Doch wie sieht das Morgen aus? Von Holger Garbs Oder vielleicht schon in naher Zukunft unsere ganz persönliche Krebsdiagnose erhalten? Kurz mal den zugehörigen QR-Code via Amazon-App eingescannt, und prompt landet per Drohnenkurier das personalisierte Krebsmedikament vor un- serer Haustür. Hand aufs Herz: Welcher geneigte Leser lächelt in diesem Moment ungläubig? Und wer nickt zustimmend? Oder vielleicht auch stirnrunzelnd? Fest steht, in welcher Form sich die Biotechnologie in den kommenden Jahren auch verändern wird, und mit ihr die Ver- sorgung der Patienten: Forschung, Ent- wicklung und Produktion werden sich nachhaltig verändern. Und mit ihr auch Themen wie Marketing und Vertrieb. Längst schon tüfteln nicht mehr aus- schließlich ausgebildete, will sagen: studierte Biologen und Chemiker an ihren Reagenzgläsern. Da findet man Informa- tiker, Software- und Hardwarespezialisten. Da fließen Elemente aus Maschinenbau, Engineering oder Robotik mit ein, aus Nanotechnik oder Mechatronik. Geht es um Versicherungsfragen, stehen speziali- sierte Insurtechfirmen parat; um die notwendige Finanzierung kümmern sich neben klassischen VC-Investoren, die auch in Zukunft nicht wegzudenken sind, Crowdinvesting-Anbieter und Fintech- experten. Sie alle gemeinsam werden künftig dafür sorgen, dass aus der klassi- schen Biotechnologie eine tatsächlich gelebte Life Science wird, und zwar als hochmoderne und ebenso komplexe Hightechindustrie. Plattformen gesucht! Um diese Weiterentwicklung der gesam- ten Life Sciences zu garantieren, benötigt es eine immer engere Verzahnung aller m o c . e b o d a . k c o t s – r u n E © l : o t o F I mmer wieder wird von der Biotech no lo- gie und damit der gesamten Life- Sciences- Industrie als einer Querschnittstechno- logie gesprochen. Diese Feststellung ist weder neu noch umkehrbar. Fakt ist: Die meisten Produkte der Life Sciences wur- den und werden noch immer in Laboren entwickelt und hergestellt, deren Größe in der Regel überschaubar ist. Doch je höher der Grad von Marktreife und Nachfrage steigt, desto notwendiger wird auch der Ausbau der Produktion. Mehr noch, immer häufiger fließen Erfahrungen und Techno- logien artverwandter und mitunter auch artfremder Industrien in innovative bio- technologische Produkte ein. Neue Industriezweige kommen hinzu Sichtbarstes Zeichen der jüngsten Vergan- genheit ist zweifellos das Engagement großer Internet- und Softwarekonzerne wie Apple, Google oder Amazon. Wie sich die Zukunft der Medizin unter diesen Gesichtspunkten gestalten wird, diese Frage wurde auch im Vorfeld dieser Aus- gabe mit einigen Experten durchaus nicht ohne Emotionen diskutiert. Werden Bio- techunternehmen ihre Eigenständigkeit behalten? Werden sie auch künftig in der Lage sein, ihre Produkte eigenverantwort- lich zu entwickeln, zu produzieren oder in den Markt zu bringen? Oder wird es Usus werden, dass nach einer erfolgreichen Phase II die Lizenzierungsmaschinerie in Gang gesetzt wird, auch oder nicht zuletzt, um Investoren und Anleger zufrieden- zustellen? Eine sicherlich auch nachvoll- ziehbare Motivation. „Google wird der neue Doktor und Amazon die Apotheke von morgen!“ – Diese Aussage ist mancherorts durchaus zu hören, wenn man mit den Experten der Branche spricht. Was vor einigen Jahren unter den Stichworten „Telemedizin“ oder „Digital Health“ begann, treibt munter neue Blüten. Schon bald werden wir mit ein wenig Spucke über unser Smartphone unsere eigene DNA bestimmen können. 10 ls 03-2018 „Biotechnologie“

Einführung & Grundlagen unternehmen, also den Playern von morgen? Gibt es aufseiten der erfahrenen Unternehmer das Bewusstsein für die großen Herausforderungen der Zukunft und die damit verbundene wachsende Komplexität einer modernen Industrie? Hier gilt es auch, alte Mauern einzureißen. Zudem suchen etablierte Unternehmer nach interessanten Anlagemöglichkeiten. Warum soll ein alteingesessener Maschi- in biotechnolo gische nenbauer nicht Innovationen investieren? Auch der Maschinenbauer von morgen wird ganz sicher ein Teil der Life Sciences sein. Ganz abgesehen von den Erfahrungswerten, die darauf warten, weitergegeben zu werden. Und nicht zuletzt von lohnenswerten Renditeaussichten, die es nicht abzu- streiten gilt. Künftig werden aus ehemaligen Biotech- manufakturen hochmoderne Fabriken werden. Viele Industriezweige werden daran partizipieren, auch solche, die man heute vielleicht noch gar nicht auf der Rechnung hat. Wer hätte vor einigen Jah- ren gedacht, dass Apple & Co. sich der Ge- sundheit ihrer Nutzer widmen? Die zuneh- mende Komplexität der Biotechnologie bietet Chancen für viele Beteiligte. Auch für Anleger, keine Frage. Schon heute gibt es Fonds, die sich auf Biotechwerte spezi- alisiert haben, z.B. BB Biotech, DWS Bio- tech oder UBS Biotech. Doch auch hier braucht es Plattformen zum Austausch, braucht es eine gute Kommunikation, muss positiv über Biotech berichtet wer- den. Fazit Egal ob medizinisch oder industriell: Biotechnologie dient der Nachhaltigkeit. Sei es die Gesundheit der Patienten oder die Schonung natürlicher Ressourcen, im Mittelpunkt steht das Wohl der Menschen. Da lohnt es sich, genauer hinzuschauen und im Zweifelsfall mitzumachen. Biotech- nologie entwickelt sich weiter, sie wird moderner, größer und komplexer. Und bietet so immer mehr Menschen den Raum, an ihr teilzuhaben. m o c . e b o d a . k c o t s – s k r o w r o m a t e m © : o t o F Verantwortlichen. Es müssen Plattformen zum Austausch geschaffen werden. In eini- gen Bioregionen der Republik sind diese schon selbstverständlich. Wer etwa in München oder Berlin, um nur zwei Beispiele zu nennen, forscht und ent- wickelt, gründet oder „unternimmt“, finan- ziert oder berät, der wird gleich eine ganze Reihe von Plattformen finden, auf denen man sich trifft und (wieder)erkennt. Dabei geht es nicht nur um den Austausch zwischen Unternehmern und Investoren (auf die Lücken und Hemmnisse in der hiesigen Finanzierungslandschaft soll an dieser Stelle gar nicht eingegangen wer- den), vor allem müssen die Unternehmen selbst in einen produktiven Austausch Künftig werden aus ehemaligen Biotech- manufakturen hochmo- derne Fabriken werden. 12 ls 03-2018 „Biotechnologie“ kommen – doch nicht nur Start-ups unter- einander, sondern auch „Klein und Groß“ müssen zueinanderfinden! Dass mittelständische Unternehmen und Konzerne in hohem Maße auf Innova- tionen angewiesen sind, ist inzwischen wohl unbestritten. Sie profitieren von den schlanken Strukturen und kurzen Entscheidungswegen der Start-up-Kultur. Und diese schließt den Mut ein, Neues zu wagen. Was ihnen häufig fehlt, ist die Erfahrung im klassischen Unternehmer- tum, in Markteinführung und Vertrieb. Auch fehlendes Kapital können Konzerne zur Verfügung stellen und mitunter sogar notwendige Laborräume. Ersteres haben sich bereits manche Pharmafirmen auf die Fahnen geschrieben und investieren über Corporate-VC-Einheiten in jüngere Unter- nehmen, sei es Merck, Boehringer, Evonik oder andere. Den Mittelstand motivieren Doch wie steht es um den Mittelstand? Wo treffen sich traditionelle Familienunter- nehmen, von denen es beispielsweise in einem stark industriell geprägten Bundes- land wie Nordrhein-Westfalen eine große Menge gibt, mit den aufstrebenden Jung-

m o c . e b o d a . k c o t s – s e M l i t r a u t S © : n o i t a r t s u l l I Einführung & Grundlagen Faire Umsetzung gefordert Nachhaltige Nutzung und Erhaltung der Biodiversität durch offenen Austausch von digitalen Sequenzinformationen Die Life-Science-Industrie ist auf den Erhalt der biologischen Vielfalt angewiesen. Unternehmen nutzen diese biologische Vielfalt und deren genetische Ressourcen in Forschung, Entwicklung und Herstellung zahlreicher biobasierter Produkte. Ihre Nutzung durch das Nagoya-Protokoll (NP) zu regeln war daher ein wichtiger Schritt, um den Unternehmen die nötige Rechts- und Planungssicherheit zu geben. Von Dr. Ricardo Gent und Dr. Lisa Höfle 1. die biologische Vielfalt erhalten, 2. ihren Gebrauch nachhaltiger gestalten 3. und entstandene Vorteile aus der Nut- zung genetischer Ressourcen gerecht aufteilen. Das Nagoya-Protokoll setzt das dritte Ziel um, indem es die genetischen Bestandteile von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen als Ressourcen definiert, die international handelbar sind. Außerdem regelt es deren Verwendung beispielsweise als Ausgangs- material für Arzneimittel, Impfstoffe oder Enzyme und schützt das darauf bezogene traditionelle Wissen. Ziel ist es, auf Basis gegenseitiger Zustimmung einen Ausgleich zwischen den Interessen der Bereitsteller und Nutzer genetischer Ressourcen zu schaffen. Genetische Ressourcen sind die Grund- lage von biotechnologischen Innovatio- nen in der Medizin, Landwirtschaft und der industriellen Produktion im Rahmen einer Bioökonomie. Die Unternehmen sind sowohl in Forschung als auch Entwicklung und Produktion auf deren nachhaltige Nutzung angewiesen. Das Protokoll kann die dafür erforderliche Rechts- und Inves- titionssicherheit schaffen. Digitale Sequenzinformationen Im Dezember 2016 wurde auf der 13. Ver- tragsstaatenkonferenz (COP 13) des CBD beschlossen, über eine mögliche Einbezie- hung digitaler Sequenzinformationen (DSI) genetischer Ressourcen in die Regelungen des CBD und des NP zu diskutieren. Das Nagoya-Protokoll spricht explizit materielle genetische und biologische Ressourcen an und keine abstrakte Information darüber. Die Befürworter einer Einbeziehung argumentieren, dass biologische Forschung zukünftig nur noch auf Basis öffentlich zugänglicher DSI erfolgen könne. Damit entfiele die Notwendigkeit, bei den Her- kunftsstaaten Zugang zu den materiellen genetischen Ressourcen zu ersuchen. Die Herkunftsländer hätten in diesem Szena- rio keine Möglichkeit, den dann aus- schließlich virtuellen Zugang zu steuern, und könnten auch nicht von den Maßnah- men des Vorteilsausgleichs profitieren. Konsequenzen für Forschung und Industrie Zurzeit profitieren alle Länder weltweit vom ungehinderten Zugang und Nutzen von DSI, was einer Form des nicht-monetä- ren Vorteilsausgleichs entspricht. Dies unterstützt die Erhaltung der genetischen und biologischen Diversität, fördert den Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in technische Lösungen, welche dazu ZU DEN AUTOREN Dr. Ricardo Gent ist promovierter Agrar- wissenschaftler und seit 2003 Geschäfts- führer der Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie (DIB) innerhalb des Verban- des der Chemischen Industrie (VCI). Dr. Lisa Höfle ist promovierte Biologin und arbeitet als Referentin bei der Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie (DIB) innerhalb des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI). D ie aktuell diskutierte Einbeziehung auch digitaler Sequenzinformatio- nen (DSI) genetischer Ressourcen in die Bestimmungen des Nagoya-Proto- kolls birgt jedoch eine große Gefahr und wirkt den eigentlichen Zielen des Proto- kolls entgegen. Nagoya-Protokoll auf den richtigen Weg bringen Die Natur ist eine Schatzkiste der biologi- schen und genetischen Vielfalt. Pflanzen und Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze und Algen werden bereits seit Jahrzehn- ten von Unternehmen als Basis für Arznei- mittel, Chemikalien, Biokraftstoffe und viele weitere biobasierte Produkte ge- nutzt. Auch deshalb ist es richtig und wichtig, die biologische und genetische Vielfalt zu erhalten und ihren Gebrauch nachhaltig und gerecht zu gestalten. Das Nagoya-Protokoll Zum Schutz dieser Vielfalt haben die EU und 50 Staaten sich auf ein internationales Abkommen verständigt: das Nagoya-Pro- tokoll1. Dieser völkerrechtlich bindende Vertrag ist im Oktober 2014 in Kraft getre- ten und verfolgt drei Ziele: 1) www.cbd.int/abs/about/default.shtml 14 ls 03-2018 „Biotechnologie“

Einführung & Grundlagen Abb. 1: ABS Framework in the Nagoya Protocol* *) ABS Information Kit produced and published by the CBD secretariat (2011). Factsheet on Access and Benefit-Sharing, Secretariat of the Convention on Biological Diversity, 2011 Available at: https://www.cbd.int/abs/infokit/revised/web/all-files-en.pdf beitragen, gesellschaftliche Herausforde- rungen zu meistern, und kommt damit der Bevölkerung als Ganzes zugute. Die Wissenschaft sammelt und nutzt u.a. DSI intensiv, um biologische Systeme ver- schiedener Art besser bzw. überhaupt zu verstehen. Der aktuelle massive Erkennt- niszuwachs ist hier zunehmend von der Erhebung und Auswertung großer digita- ler Datensätze abhängig. Dies einzu- schränken würde Innovationen und wis- senschaftlichem Fortschritt in unter- schiedlichen Bereichen entgegenwirken. Damit wären wesentliche Ziele des CBD und des NP, nämlich Förderung von For- schung, Erhalt und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt, in der gebotenen Zeit nicht mehr erreichbar. Konkret betroffen sind alle Bereiche bio- logischer Forschung. Viele tragen dazu bei, gesellschaftliche Herausforderungen wie Gesundheit von Mensch und Tier, Pflanzen- schutz und Lebensmittelsicherheit sowie Umweltschutz zu meistern. Beispielsweise für die Wirkstoffforschung, die große Daten- sätze von DNA-Sequenzen analysiert, würde die Einschränkung des öffentlichen Zugangs von DSI eine unüberwindbare Hürde dar- stellen. Bei neu auftretenden Krankheits- erregern wäre eine schnelle Verfolgung glo- baler Ausbrüche im Rahmen der Infektions- forschung nicht mehr möglich. Auch die For- schung an den genetischen Ressourcen der Herkunftsländer selbst würde beeinträch- tigt, da sie von der Open-Access-Praxis nicht mehr profitieren könnten. Es ist zu befürchten, dass internationale Forschung zukünftig vorwiegend in Ländern erfolgt, die das NP nicht unterzeichnet haben. Eine Einbeziehung von digitalen Sequenzinformationen hätte enorme Kon- sequenzen für alle Unternehmen der Life- 16 ls 03-2018 „Biotechnologie“ Science-Industrie, die auf digitale Sequenz- informationen zurückgreifen, sofern diese Sequenzen auf Organismen zurückgehen, die in einem der Mitgliedstaaten des Nagoya- Protokolls gesammelt wurden. Umfang- reiche Rückverfolgungs- und Kontroll- maßnahmen wären notwendig, falls diese überhaupt zu realisieren wären. Für die Unternehmen würde das eine große Rechtsunsicherheit bedeuten. Nachgela- gerte Prozesse wären mit hohem adminis- trativen, Zeit- sowie Kostenaufwand ver- bunden, was die Produkte und Techniken weniger zugänglich machen würde. Nagoya-Protokoll auf den richtigen Weg bringen Das Nagoya-Protokoll bietet schon heute die Möglichkeit, DSI in bilateralen Verträ- gen zwischen Bereitsteller und Nutzer direkt zu regeln. Eine Einbeziehung von DSI in den Gel- tungsbereich des NP würde neue Ver- handlungen durch die Vertragsparteien sowie eine notwendige Änderung der Defi- nition einer „genetischen Ressource“ mit sich bringen. Die dafür notwendigen Res- sourcen sollten besser in Maßnahmen investiert werden, die dazu beitragen, die drei Ziele des CBD zu erreichen. Ende November 2018 soll nach ausführ- licher Beratung durch Expertengruppen der CBD die Entscheidung getroffen wer- den, ob DSI in den Anwendungsbereich des NP fallen. Zuerst muss das Nagoya-Protokoll überhaupt einmal auf nationaler Ebene in wettbewerbstaugliche Regelungen umge- setzt werden, was in kaum einem Land der Fall ist. Insbesondere müssen Regelungen zur Anwendung kommen, die für den täg- lich vielfach abzuwickelnden Normalfall auch für kleine und mittelständische Bio- techunternehmen ohne Erhöhung des administrativen Aufwands erfüllbar sind. Ohne eine praktikable, handhabbare und faire Umsetzung des Vertrags wird es aber auch keine Lösung für den immateriellen Datenaspekt genetischer Ressourcen geben. Das CBD ermutigt ausdrücklich den Austausch von Informationen zur Unter- stützung der Erhaltung, des Schutzes und der nachhaltigen Nutzung der Artenviel- falt. Es ist von größter Wichtigkeit, dass sich gegenwärtig im öffentlichen Bereich befindliche DSI auch weiterhin frei zu- gänglich bleiben, um die breiteren Ziele des CBD zu verwirklichen.

Einführung & Grundlagen „Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt, der andere packt sie kräftig an und handelt“* Zur Umsetzung des Koalitionsvertrags aus Sicht der Biotechnologiebranche Der Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD enthält viele Pläne und Absichtserklärungen, die das Potenzial haben, die Bioökonomie und die Biotechnologie besonders voranzubringen. Da ist an erster Stelle natürlich die von der Branche sehnlichst erwartete Biotechnologie-Agenda zu nennen, die als Agenda „Von der Biologie zur Innovation“ in den Vertrag aufgenommen wurde. Von Dr. Viola Bronsema und Innovationssystems. Zur Förde- rung von Sprunginnovationen werden neue Instrumente geschaffen. 4. Die Fortführung, Weiterentwicklung und Ergänzung der Instrumente zur Finanzierung von Gründungen und zum Wachstum junger Unternehmen. 5. Die Schaffung von richtigen Rahmen- bedingungen, um die Investitionsbe- reitschaft in Wachstumsunternehmen zu erhöhen. „Wir wollen, dass Ideen aus Deutschland auch mit Kapital aus Deutschland finanziert werden kön- nen.“ 6. Die Schaffung von steuerlichen Anrei- zen für die Mobilisierung von Venture Capital. Umsatzsteuerbefreiung in den ersten beiden Jahren nach Gründung. ZUR AUTORIN Dr. Viola Bronsema ist seit 2006 Geschäftsführerin der Biotechnologie- Industrie-Organisation e.V. (BIO Deutsch- land). Davor war sie in Leitungs funkti onen in der Kommunikation und Öffentlich- keitsarbeit u. a. bei Roche Diagnostics und Eli Lilly tätig. i W M B © : o t o F Bundeswirtschafts minister Peter Altmeier bei den Deutschen Biotechnologietagen 2018. V iel wurde in der Branche schon debattiert, ob der ursprüngliche Name, der von dem damaligen Bun- deskanzleramtschef Peter Altmaier aufge- bracht wurde, nun besonders wichtig und wegweisend gewesen wäre oder ob eben vor allem der Inhalt der Agenda zähle. Aber auch in vielen weiteren Punkten enthält der Koalitionsvertrag Weichenstellungen für unsere Branche, auch wenn das Wort Bio- technologie leider nicht in die Liste der Schlüsseltechnologien im Koalitionsvertrag aufgenommen wurde. Hier ist stattdessen zu lesen: „… Schlüsseltech nologien, insbe- sondere Luft- und Raumfahrt, Maritime Wirtschaft, Mikroelektronik, Batteriezellfer- tigung, Leichtbau, neue Werkstoffe.“ *) Dante Alighieri zugeschrieben Was will die Politik? Vorhaben der Regierung, die für die Biotechnologie relevant sind, sind (unter anderem): 1. Erarbeitung einer ressortübergreifen- den Agenda „Von der Biologie zur Inno- vation“ gemeinsam mit Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. 2. Das Vorantreiben des Wandels zu einer auf erneuerbaren Ressourcen beruhen- den Wirtschaft mithilfe der Bioökono- mie. Dazu wird frühzeitig ein Dialog zwischen der Industrie und den gesell- schaftlichen Akteuren über die Anfor- derungen an eine veränderte Rohstoff- basis im Rahmen einer Plattform initiiert. 3. Die nachhaltige Stärkung und substan- zielle Steigerung des Transfers als zentrale Säule unseres Forschungs- 18 ls 03-2018 „Biotechnologie“

Einführung & Grundlagen 7. Die Einführung einer steuerlichen Förde- rung insbesondere für forschende kleine und mittelgroße Unternehmen, die bei den Personal- und Auftrags kosten für Forschung und Entwicklung ansetzt. Die Projekt- förderung für die kleinen und mittleren Unternehmen bleibt davon unbenommen. Im April sprach der Bundeswirtschafts- minister bei den Deutschen Biotechnolo- gietagen und betonte in seiner Rede mehr- fach, wie wichtig die Biotechnologie für Deutschland sei. Der Minister bot an, unmittelbar nach der Sommerpause einen Workshop mit Vertretern der Branche zu organisieren, „um Sorgen, Wünsche und Notwendigkeiten zu erläutern“. Er werde eine Plattform „Industrielle Bioökonomie“ schaffen, wie sie schon im Koalitionsver- trag geplant ist. Mit der neuen Biotech- Agenda wolle er nicht nur Grundlagenfor- schung verbessern, sagte der Minister, sondern auch „die PS auf die Straße brin- gen“. Sein Ministerium sei prädestiniert, das Thema „Biotechnologie-Agenda“ auf- zugreifen und voranzutreiben. Fast zeit- gleich kündigte Bundesforschungsminis- terin Anja Karliczek eine neue Agentur für Sprunginnovationen an. Sie sagte auch, dass sie die Koordination für die Agenda „Von der Biologie zur Innovation“ in ihrem Haus sehe1. Bei so viel „Biophorie“ bzw. Ankün- digungen und Versprechungen ist die Erwartungshaltung in der Branche nun selbstverständlich hoch. Den Worten sol- len schließlich auch Taten folgen. Sechs Monate sind seit der Regierungsbildung vergangen. Wie läuft es nun mit der Umsetzung der vielen Pläne? Die Vorbereitungen für die Plattform „Industrielle Bioökonomie“ im Bun- deswirtschaftsministeri- um sind angelaufen. 1) https://transkript.de/news/chancen-nutzen-die-uns-die- biologie-bietet.html 2) www.faz.net/aktuell/wissen/forschungsministerin-forciert- agentur-fuer-sprunginnovationen-15664952-p3.html https://transkript.de/meldungen-des-tages/detail/agentur- fuer-denker-und-macher-kommt.html 20 ls 03-2018 „Biotechnologie“ Plattform „Industrielle Bioökonomie“ Die guten Nachrichten zuerst: Die Vorbe- reitungen für die Plattform „Industrielle Bioökonomie“ im Bundeswirtschaftsmi- nisterium sind angelaufen. Das Ziel soll eine Dialogplattform zwischen Industrie und gesellschaftlichen Akteuren sein. Manche hatten sich hinter diesem Titel etwas mehr erhofft. Das im Koalitionsvertrag angekündigte Instrument für Sprunginnovationen wird, wie angekündigt, in Form einer „Agentur für Sprunginnovationen“ gegründet. Sie soll „Förderagentur“, nicht „Forschungs- agentur“ sein. Ein „kreativer Schnüffel- hund“ zur Leitung dieser Agentur wird, wie Forschungsministerin Anja Karliczek im Juni in einem Interview erklärte, bereits gesucht. Der Innovationsmanager soll – zeitlich befristet – besondere Handlungsspiel räume genießen. In den ersten drei Jahren stehen 151 Mio. EUR für das Aufspüren von Innova- tionen zur Verfügung, insgesamt stellt die Bundesregierung rund 1 Mrd. EUR für einen Zeitraum von zehn Jahren bereit. Die Agen- tur soll frei sein, zu tun, was sie für wichtig hält2. Ob eine Agentur der richtige Weg ist, radikale technologische Neuheiten mit marktverändernder Wirkung zu fördern, wird von manch einem Kritiker bezweifelt. Bessere Rahmenbedingungen für Finanzierungen Wie sieht es bei den Vorhaben aus, die vor allem die Rahmenbedingungen für die Finanzierung von Innovation adressieren? Genannt sind die Verbesserung von Rah- menbedingungen für Investitionen und Venture Capital – oder besser: Chancen- Kapital – und die von innovativen Unter- nehmen seit Jahren geforderte Einführung einer steuerlichen Forschungsförderung, die in den meisten Ländern Europas existiert. Bisher sind uns noch keine Akti- vitäten bekannt, diese Pläne in Angriff zu nehmen. Aus Sicht innovativer Biotech- KMU wäre es wichtig, die Rahmenbedin- gungen dahingehend zu gestalten, dass auch privates Kapital für die Hightechfor- schung mobilisiert werden kann. An die Agenda werden von der Branche besonders hohe Erwartungen geknüpft, da sie die Biotechnologie als Schlüssel- technologie fest etablieren kann und die Bedeutung der Biologie für Innovation in der Gesellschaft verankern könnte. Es war bemerkenswert, dass sich im April der Wirtschaftsminister und die Forschungs- Es ist dringend geboten, das Innova tionspotenzial der Biologie zu heben. Packen wir kräftig an und handeln. ministerin um die Koordinierung der Agenda zu reißen schienen. Jetzt ist es Zeit, diese auch zügig in Angriff zu nehmen. BIO Deutschland hatte schon früh Vorschläge für Maßnahmen erarbeitet, die in der Agenda nicht fehlen dürfen. Die Themen Biotech- nologie und Biologisierung sollten auf die Agenda des öffent lichen Diskurses und der politischen Debatten gesetzt werden und einen festen Platz im öffentlichen Raum erhalten. Auch die Standortkompetenz muss durch beständige Aktualisierung von Wissen und Können auf dem Gebiet der Biotechnologie in Deutschland erhalten und erhöht werden. Natürlich muss auch der wirtschaftspolitische Rahmen in der Agenda eine wichtige Rolle spielen. Zeitlich begrenzte ordnungspolitische Maßnah- men müssen Investitionsanreize sowie eine gewisse Investitionssicherheit schaffen. Kooperation ist wichtig. Die Vernetzung und wertschöpfungsübergreifende sowie transnationale Implementierung sollten ge- fördert werden. „Last but not least“ müs- sen die Rahmenbedingungen für Gründer- geist, Aufsteiger- und Innovationskultur mit dem Aufbau einer Innovationsfinanzierungs- kultur dringend verbessert werden. Fazit In den letzten Jahren ist bereits eine Viel- zahl von sehr guten Initiativen ange stoßen worden, die jeweils Teilaspekte beleuch- ten, die im Rahmen einer „Bio-Innova- tions-Agenda“ Bedeutung haben. Um effi- zient auf das Ziel zuzuarbeiten, wird es wichtig sein, diese Initiativen in der Bio- technologie-Agenda zu bündeln und deren Kompetenz im Rahmen der Bioökonomi- sierungspolitik zu berücksichtigen. Drei Jahre hat die jetzige Regierung noch Zeit, den Worten Taten folgen zu las- sen. Es ist dringend geboten, das Innova- tionspotenzial der Biologie zu heben. Packen wir kräftig an und handeln.

Einführung & Grundlagen „Im Bereich Biotechnologie baut sich die sechste Kondratieff-Welle auf“ Biotech in Deutschland – gestern, heute, morgen. Eine Fragerunde mit Dr. Simon Moroney, MorphoSys, Enno Spillner, Evotec, Roland Oetker, ROI, Dr. Bernward Garthoff, BIO.NRW, und Prof. Horst Domdey, BioM Was war das bedeutendste Ereignis für die Entwick- lung der Biotechnologie in Deutschland in den letzten 20 Jahren? Dr. Simon Moroney Vorstandsvorsitzender, MorphoSys Das bedeutendste aus meiner Sicht ist, dass sich in den vergangenen 20 Jahren, nach vielen Höhen und Tiefen, eine eigenständige, international anerkannte Biotechnologieindustrie in Deutschland etabliert hat. Eine Reihe von Faktoren hat diese Entwicklung seit Mitte der 1990er- Jahre angeschoben. Ausschlaggebend war sicherlich das Engagement einer Enno Spillner Aus wissenschaftlicher Sicht war die Entschlüs- selung des menschlichen Genoms in den frühen 2000er-Jahren sicherlich ein großer Meilenstein, der die Forschung und Ent- wicklung bis heute prägt. 22 ls 03-2018 „Biotechnologie“ September 2018 – 12,50 EUR (D) – www.plattform-lifesciences.de 3 Plattform Life Sciences Technologie – Finanzierung – Investment Biotechnologie 2018 20. Jahrgang Urgesteine Wir erleben die nächste Kondratieff-Welle Innovationen Es braucht einen Mindset-Change Finanzierung Venture Capital: Wir tun Gutes! Reihe von Unternehmern, Firmen zu gründen und aufzubauen, die auf innova- tiver Wissenschaft basieren. Regierungs- initiativen waren wichtig für die früh- zeitige Unterstützung, ebenso wie Risiko- kapitalgeber. Programme wie der BioRegio- Wettbewerb und eine unternehmerfreund- liche Standortpolitik haben die Gründung und Ansiedlung junger Start-ups gerade in Bayern unterstützt. Schließlich gab es mit Firmen wie Amgen, Biogen oder Genen- tech erste erfolgreiche Vorbilder aus Ame- rika, denen die damalige Gründergene- ration in Deutschland, mich eingeschlos- sen, nacheifern konnte. Enno Spillner CFO, Evotec Aus wissenschaftlicher Sicht war die Ent- schlüsselung des menschlichen Genoms in den frühen 2000er-Jahren sicherlich ein großer Meilenstein, der die Forschung und Entwicklung bis heute prägt. Ich erinnere mich noch gut an das medien- trächtige Wettrennen zwischen HGP und Craig Venter. Trotzdem ist es noch ein wei- ter Weg, bis wir defekte Gensequenzen im menschlichen Organismus reparieren und somit genetische Erkrankungen ursächlich heilen können; die ersten erfolgreichen Ansätze in der Gentherapie zeigen aber, dass wir inzwischen über profunde Kennt- nisse des menschlichen Organismus ver- fügen, die wir ohne das Humangenom- projekt nicht hätten. Es ist wie so häufig in der Wissenschaft: Dass solche grund- lagenwissenschaftlichen Forschungspro- jekte richtig und wichtig sind, wird vielen erst bewusst, wenn sie Jahrzehnte später therapeutische und kommerzielle Früchte tragen. Wirtschaftspolitisch war sicher der Hype um die Biotechnologie Ende der

Einführung & Grundlagen m o c . e b o d a . k c o t s – r i m i z d a U © l : n o i t a r t s u l l I beginning.“ Dies hat die Nutzung der Erfolge in der Biotechnologie erst im Wesentlichen möglich gemacht, wie am Einsatz in der Krebsdiagnostik und -therapie ablesbar. Die Anwendung aller Biotechnologiefelder in einer integrierten Bioökonomie nahm mit den „Bioperspec- tives“ und der Unterzeichnung des Cologne Paper am 30. Mai 2007 ihren Anfang. Prof. Horst Domdey Das waren mit Sicherheit die erfolgreichen Börsengänge in den Jahren 1998 bis 2001, aber auch die sehr guten Vorgründungs- programme des BMBF (GO-Bio und VIP) und des BMWi (EXIST) und der starke Ein- stieg der Privatinvestoren Gebrüder Strüngmann und Dietmar Hopp; ohne deren Engagement wären die negativen Effekte des Zusammenbruchs des Neuen Marktes noch viel drastischer gewesen. Umgekehrt: Welche Erwar- tungen haben sich nicht erfüllt? Dr. Simon Moroney Die größte Herausforderung ist und bleibt die Finanzierung. Die Kosten für die Ent- wicklung von Medikamenten sind hoch und die Unternehmen brauchen über längere Zeiträume regelmäßig Zugang zu Kapital. In Deutschland sind die Finanzie- rungsmöglichkeiten nach wie vor begrenzt, es gibt nur wenige institutionelle Investo- ren, die nachhaltig in den Sektor inves- tieren, und auch an der Börse werden oft Dividendentitel bevorzugt. Über viele Jahre hinweg war ein amerikanischer Pensionsfonds, die Massachusetts Life Insurance, unser größter Einzelaktionär, was in Deutschland vermutlich undenk- bar wäre. Und auch in den Frühphasen ist der Zugang zu Kapital mittlerweile schwie- rig, da zu wenig Venture Capital zur Verfü- gung steht. Dies führt dazu, dass europä- ische Unternehmen ihren Börsengang mittlerweile direkt in den USA an der Nasdaq durchführen oder, wie in unserem Fall im April dieses Jahres, ein zweites Listing in den USA etablieren. Enno Spillner Auf den deutschen Biotech-Gründungs- boom Ende der 1990er-Jahre folgte eine Welle von Insolvenzen und Auflösungen in den frühen 2000er-Jahren. Hunderte sind seither fusioniert oder von Konzernen auf- gekauft worden. Auch Letzteres mag man bedauerlich finden, weil der Branche etwas Vielfalt verlorengeht. Letzten Endes sollte es aber darum gehen, dass die jewei- ligen Assets, also die Technologien oder Wirkstoffkandidaten, möglichst effizient den Patienten zugutekommen. Weiter 24 ls 03-2018 „Biotechnologie“ stehen den M&A-Aktivitäten diverse Aus- und Neugründungen gegenüber, die die Anzahl der Biotechunternehmen in Deutschland stetig steigen lassen. Den- noch muss, was Produktentwicklungen angeht, festgestellt werden, dass es deutsche Biotechs bis dato nicht geschafft haben, Medikamente in einem Maße auf den Markt zu bringen, das den beteiligten Unternehmen ein nachhaltiges operatives Wachstum ermöglicht. Es fehlt weiterhin schlicht an ausreichend kritischer Masse. Vor allem gelingt es so leider nicht, eine eigenständige und nachhaltige Industrie mit starken Playern in Deutschland aufzu- bauen. Roland Oetker Der Venture-Capital-Markt hängt nach wie vor durch. Die steuerlichen Finanzierungs- anreize, z.B. die Sonderabschreibungsmög- lichkeit zur Mobilisierung privaten Kapi- tals, sind völlig unzureichend, und des- wegen gibt es nach der Gründungsfinanzie- rung das bekannte „Tal des Todes“. Die Regulatorik bei den öffentlichen Co-Inves- toren sollte den betriebswirtschaftlichen Roland Oetker Trotz hohen einmaligen und dauer haften Auf- wands sind Unterneh- men zur Nasdaq-Notiz gezwungen, um das notwendige Finanz- polster einzuwerben.

Einführung & Grundlagen m o c . e b o d a . k c o t s – h c y v e k n i z © : o t o F Enno Spillner Es sind wohl immer die Visionen jedes Einzelnen, die antreiben und motivieren. Diese Visionen sind vielfältiger Natur, ent- scheidend ist jedoch immer der Wille, Innovation zu schaffen, gerade in unserer Industrie, die sich dem Wohl der Patienten verschrieben hat. Auch eine gewisse Unzufriedenheit mit dem Status quo gehört dazu. Biotechnologen sind sehr anspruchsvolle Menschen, denen es schwerfällt, Krankheiten oder auch sub- optimale Therapien als gegeben hinzu- nehmen. Alles, was keine echte Heilung bringt, hat Verbesserungspotenzial. Hier gibt es noch viel Arbeit mit Tausenden Krankheiten, die heute kausal nach wie vor nicht vollständig behandelt werden können. Ich glaube, es ist diese Grund- haltung, der die Kreativität und die Inno- vationskraft unserer Branche entsprin- gen. Zudem stimmen das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die stetig besser werdenden Technologien optimistisch, dass die nächste Innovation nicht lange auf sich warten lassen wird. Roland Oetker Die Motivation ist naturgemäß unter- schiedlich. Persönliche Betroffenheit bei einem selbst oder im engeren Umfeld bei bestimmten Krankheiten kann ein aus- lösendes Moment sein. Altruistische Motive, bestimmte Krankheiten wie Mala- ria, Zika, Ebola, aber auch multiresistente Erreger zu bekämpfen, können entschei- dend sein. Natürlich gibt es auch die 26 ls 03-2018 „Biotechnologie“ Chance, das eingesetzte Kapital nicht nur zu verdoppeln, sondern zu vervielfachen. Im Bereich Biotechnologie baut sich die sechste Kondratieff-Welle auf. Dr. Bernward Garthoff Verschiedene Gründungen/Ausgründun- gen wie etwa Qiagen, Miltenyi Biotec oder AiCuris sowie neulich der Sieger im BILANZ-Wettbewerb „Start me up!“, NUMAFERM, geben Strömungen Auftrieb, aber auch Wissen und Interessen einzel- ner oder Gruppen von Individuen wieder, die damit einen Trend initiieren. Die Motivation ist vielfältig, aber der Einzelne sicherlich getrieben davon, etwas Neues und Wertvolles für die Menschheit zu schaffen, in Gesundheit oder Technik- bewältigung. Und wenn diese „mit der Zeit gehen“, also auf das fortschreitende Wissen, Neuigkeiten in der Wissenschaft und Möglichkeiten für ihre nun etablierten Unternehmungen reagieren, dann sind auch all die neu geschaffenen Arbeitsplät- ze gesichert (da sie wie die o.a. Beispiele die IT-Anwendungen oder Ansätze in der Gentherapie verfolgen, statt lediglich wei- ter nur in der Probenaufbereitung oder Standardherstellung verhaftet zu bleiben). Prof. Horst Domdey Ein bis damals nicht erkennbarer Unter- nehmergeist auf dem Gebiet der Life Sci- ences, der mit der Gründung von Diagen/ Qiagen seinen Anfang nahm, war meiner Meinung nach der ausschlaggebende Mo- tor für den Aufbau einer für unsere Ver- hältnisse dennoch sehr erfolgreichen Un- ternehmerlandschaft. Offensichtich gibt es auch bei uns genügend Macher, die die berühmte Donald-Duck-Psyche besitzen: Man kann noch so oft niedergeknüppelt werden – man steht trotzdem immer wie- der auf. Ein Blick ins Jahr 2038: Was sind Ihre Erwartungen? Dr. Simon Moroney Die „personalisierte Medizin“, von der wir heute viel hören, wird sich als Standard etabliert haben. Wir sehen schon heute, dass ein zunehmendes Verständnis zu einer immer feineren Unterteilung von Krankheiten führt. Beispielsweise wird eine Diagnose, die vor vielen Jahren ein- fach „Blutkrebs“ genannt wurde, heute als ein bestimmter genetischer Subtyp des diffus großzelligen B-Zell-Lymphoms ein- gestuft. So können die Patienten im Jahr 2038 eine Behandlung erwarten, die viel besser auf ihre individuelle Erkrankung abgestimmt ist, als es heute oft der Fall ist – mit entsprechenden Vorteilen in Bezug auf Wirksamkeit, Sicherheit und Lebens- qualität. Ich bin zuversichtlich, dass wir in 20 Jahren viel mehr über die Heilung als über die Behandlung vieler Krankheiten sprechen werden. Enno Spillner Ich gehe davon aus, dass viele ernsthafte Erkrankungen in 20 Jahren so gut behan- delt werden können, dass die Todesraten drastisch sinken werden. Auch viele Krankheiten, die sich aktuell noch gar nicht ursächlich behandeln lassen, wer- den ihren Schrecken verlieren. Deutlich verbesserte Diagnosen – früher, schneller, präziser und zuverlässiger – werden in Kombination mit neuen Therapeutika ganz andere, sehr viel maßgeschneider- tere Behandlungsformen ermöglichen. Last but not least werden neue Felder, die derzeit als Buzzwords in aller Munde sind, die Produktentwicklung und Dienstleis- tungen im Gesundheitsbereich massiv verändern, allen voran künstliche Intelli- genz und Big Data. Vor allem werden da- durch aber ganz andere Unternehmen in der Branche auf den Plan gerufen. Es wäre nicht die erste Branche, in der externe, vermeintlich „unwissende“ Firmen den Markt auf den Kopf stellen.

Einführung & Grundlagen A reputation for efficiency and effectiveness German biotech – 20 years of change and growth In the closing years of the twentieth century, the European biotechnology sector was developing rapidly, with strength. Germany was leading the Continent in new company formations and maturing midcap players. Outside of the US, only Britain appeared stronger. By Shaun Brown bubble. In two years, the combined mar- ket value of the 264 companies listed on the Neuer Markt fell by about 96%, culminating in the September 2002 closure of the market. Family offices & VCs For much of the last 20 years, the sector has been saved by the German tradition of family offices, such as the Strüngmann Brothers and Dietmar Hopp through their investment arms Santo Holding and dievini Hopp. These private equity inves- tors have provided solid foundations for some of Germany’s most exciting com- panies, such as AiCuris Anti-infective Cures, which recently, with partner Merck & Co, received FDA approval for its first product. AiCuris, a Bayer spinout, raised about EUR 111.4m in a 2006 series A round from Santo and Dom Capital. Another protégé worthy of note is mRNA-based vaccine company Curevac, which raised a EUR 46m equity investment ABOUT THE AUTHOR Shaun Brown is Executive Director at MC SERVICES AG and a former Biocentury news editor. G A e s r ö B e h c s t u e D © : o t o F The Neuer Markt looked hot with some impressive biotech IPOs. B efore 1998, Germany had for several years been very supportive of bio- tech. At the corporate level, plat- form company Qiagen helped to secure a positive reputation for the sector as the first German biotech company to list on NASDAQ in 1996 and one year later, on the Frankfurt Stock Exchange. Combined with strong government support, such as the BioRegio program, and a flourishing ven- ture capital sector, a growing awareness of biotech had been stimulated with the promise commercialization for Germany‘s outstanding science – science which was flowing from the nation’s universities and life science institutions, such as the Max Planck Institute. One major hold up for German biotech in the early years was not having a sustainable high-tech, high growth mar- ket. The Neuer Markt looked hot with some impressive biotech IPOs, such as MorphoSys, the first German biotech company to IPO on the market, closing the first week of trading with a market cap of EUR 122m. Evotec listed at a valuation of EUR 164m and Medigene with a market cap of EUR 407m, plus Rhein Biotech, which was later acquired by Berna Bio- tech. Today, both MorphoSys and Evotec are valued at over EUR 3b. Despite successes and excitement in biotech, the Nemax all-share index plum- meted with the global bursting dot-com 28 ls 03-2018 „Biotechnologie“

Einführung & Grundlagen m o c . e b o d a . k c o t s – n o n e z K © : o t o F Over 20 years, the biotech sector has built a leading scientific position in Europe and an intentional reputation for German efficiency and effectiveness. from the Bill and Melinda Gates Founda- tion to support the construction of a GMP production plant, at the same time long- standing investor dievini Hopp contributed a further EUR 21m. To date, Curevac has raised over EUR 300m from investors that also include Baillie Gifford, the Coppel Family and Sigma Group. Other exciting private plays, Apogenix and BioNTech, have signed multiple deals and developed important new technolo- gies through approval and late-stage clinical development. Last year, Apogenix was granted EMA PRIME designation for asunercept to treat glioblastoma. Further- more, the company has signed partner- ships with Abbvie and Canbridge Life Sciences. Along with closing the largest ever private financing (EUR 217m) in Germany, BioNTech signed partnerships with global big pharma plays Eli Lilly & Co, Roche‘s Genentech and Sanofi. Besides general financial market issues, the underlying fact that Germany had too few venture capitalists to fulfill the industry’s future needs created a tough environment for new companies. DVCG, TVM and GLSVC, and GIMV are just some of the leading investors that have followed the industry for the best part of 20 years. Remodeling and M&A The biotech sector has seen a number of remarkable turnarounds and at least four remodeled successes. In the last decade companies such as Probiodrug, Heidel- berg Pharma, Medigene and Sygnis have changed to ensure their future. Probiodrug in 2004 sold its diabetes franchise to OSI Pharma and then, from in 30 ls 03-2018 „Biotechnologie“ house research, developed a novel t herapeutic concept to fight Alzheimer’s disease, which is expected soon to start a global Phase IIb program. Heidelberg Pharma was acquired by Wilex for its antibody drug conjugate (ADC) technology. Today, Heidelberg Pharma owns a cutting-edge platform technology, a partner-based pipeline, which includes names such as Takeda/ Millenium and Magenta, and is advancing its proprietary ADC pipeline in cancer indications. Medigene, now known as the ‘living immunotherapy’ company, had seen a decade of short-term successes in acqui- sitions and technology sales but a restriction of serious capital from public investors, until acquiring Trianta in 2014. From there, Medigene focused entirely on immunotherapy, raising EUR 32.3m in an oversubscribed private placement earlier this year. Recently, the company started the first ever German TCR immunothera- py trial. Currently, Medigene is valued at EUR 350m. Sygnis acquired UK genomics and proteomics specialist, Expedeon, with worldwide operations, increasing revenues, positive EBITDA expected for 2018 and a very exciting future supplying the global life science industry. Moreover, Evotec in an extraordinary deal acquired Oxford Asymmetry, Qiagen hunted down HPV-test company Digene. Numbers Round up Over 20 years since 1998, private German companies have raised about EUR 4.4b in 170 venture rounds that have included investments from leading German VC’s, including LSP’s German partners, TVM Capital, Wellington Partners, GIMV, Forbion, Boehringer Ingelheim Venture Fund, High-Tech Gründerfonds and BioM. Many German biotech plays have brought profits to investors through acquisitions. To name just a few notable purchases: Shire acquired Jerini for EUR 328m. Amgen acquired Micromet for about EUR 913m. Vectura Group acquired Activaero for EUR 130m and Baxter acqui- red SuppreMol for about EUR 200m. Also, Astellas acquired Ganymed for EUR 422m in cash and up to EUR 860m in milestones. Finally, Merck & Co acquired Rigontec in 2017 for EUR 115m upfront and EUR 349 m in potential milestone payments. The limited support from German gene- ralist and retail investors has meant that potential national bellwether players, such as InflaRx, have been tempted ab- road for financing rounds. The company raised EUR 86m through a NASDAQ IPO in November last year and an additional EUR 55m in 2018. Today, InflaRx has a market cap of over EUR 700m. Similarly, MorphoSys this year went stateside to raise about EUR 196m through a secondary NASDAQ listing. In the 20 years, MorphoSys has transformed into a world leading anti- body specialist with over 100 different programs, 28 in clinical development and 22 international partners plus a marketed product. According to EY biotech report, the biotech industry in Germany is today an established economic sector. At the beginn ing of 1998, the country was home to about 442 biotech companies, while in 2018 the industry count was up 46% to 647; 21 of these are public companies. Relating to this growth, the sector employee num- ber has grown 130% in the 20 years and stands today at about 26,000 FTEs. As a final stat, in the past 20 years, revenues for the German biotech sector have grown to over EUR 4b at the end of 2017. Beyond this growth and as a positive for future investment, about 50%, by rule of thumb, German-based biotech com- panies have commercialized programs, be that drug sales, drug discovery fees or service revenues. Over 20 years, the biotech sector has built a leading scientific position in Europe and an inter- reputation for efficiency and national effectiveness.

Einführung & Grundlagen „In dieser Region kriegt man wirklich gute Leute!“ Ein Roundtable mit Andre van Hall, BioCampus Cologne, Dr. Ulrike Weydemann, Förderverein Biotechnologie NRW, Dr. Aristotelis Nastos, NRW.BANK, Dr. Oliver Dick, QIAGEN, Dr. Stefan Müllner, fundamenta, und Dr. Frank Schäfer, BioEcho Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart spricht bereits vom „Rheinland Valley“. Und in der Tat: Die Region zwischen Rhein und Ruhr besticht durch ihre industrielle Tradition und Vielfältigkeit. Trotz mancher Herausforderungen zeigt sich in Nordrhein-Westfalen noch am ehesten der Querschnittscharakter der Biotechnologie von heute und morgen. Plattform Life Sciences: Wo liegen die Stärken des Biotechstandortes Nord- rhein-Westfalen, auch in Abgrenzung zu anderen Clustern in Deutschland? Van Hall: Wir verfügen mit der Region Rhein-Ruhr über eine absolute Top-Lage in Europa. Das geht oft unter, denn viele reden nur über Köln oder nur über Dort- mund. Wirtschaftlich muss man die Region aber als Ganzes sehen. Dann kommt man auf rund 10 Mio. Menschen, die zwischen Dortmund und Aachen oder Bonn und Marl auf engstem Raum zusammenleben. Dazu kommen die zahlreichen strukturel- len und wissenschaftlichen Einrichtungen. Dadurch entsteht ein Konglomerat, mit dem Städte wie Berlin oder München grundsätzlich nicht mithalten können, betrachtet man die reine Masse. Natürlich entstehen in der näheren Betrachtung auch thematische Schwerpunkte, und so sind beispielsweise München oder Heidel- berg im Bereich Life Sciences mit führend. Doch auch in NRW ist allein schon histo- risch betrachtet für die Life-Sciences-Szene eine ausgezeichnete Basis gelegt worden, darunter allein fünf Universitätskliniken sowie eine herausragende Grundlagenfor- schung. Daraus ist in den letzten Jahren eine starke Life-Sciences-Industrie gewach- sen, nicht nur in der roten, medizinischen Biotechnologie, sondern auch in der industriellen Biotechnologie, mit Schnitt- stellen zu Chemie, Kosmetik und Food. Als Beispiele für bedeutende Player möchte ich Evonik, Bayer oder Henkel nennen sowie mit QIAGEN und Miltenyi die beiden 32 ls 03-2018 „Biotechnologie“ x u L r o n a M © : o t o F Der Biotech-Roundtable 2018, v.l.n.r.: Holger Garbs (Redakteur Life Sciences), Andre van Hall, Karin Hofelich (Verlags- leitung Life Sciences), Dr. Aristotelis Nastos, Dr. Ulrike Weydemann, Dr. Stefan Müllner, Dr. Frank Schäfer, Dr. Oliver Dick größten Biotechunternehmen Deutschlands. Auch durch die lebendige Start-up-Szene wachsen beständig Unternehmen nach, sei es durch Ausgründungen aus größeren Unternehmen oder aus wissenschaft- lichen Einrichtungen. Und schließlich garantiert die Klinikdichte in der Region eine hohe Zahl an Patienten, welche eine gute Grundlage für klinische Studien bilden. Auch der interdisziplinäre Charak- ter der Region ist erwiesen, etwa durch die hohe Dichte an Unternehmen aus den Bereichen Maschinenbau, Verfahrens- und Elektrotechnik oder IT. Dick: Ich kann die genannten Punkte unter- streichen, doch es gibt weitere Herausfor- derungen, etwa im Bereich der Freizeit- angebote, die für die Fachkräfte der Millennium-Generation immer wichtiger werden. Auch hier kann NRW mit seiner attraktiven und zentralen Lage punkten, man muss es nur entsprechend vermark- ten. Das heißt, es gibt grundlegende Herausforderungen und Überlegungen auch unabhängig von der Biotechnologie, denen man sich stellen muss. Eine weitere Herausforderung auch in dieser Region ist das Thema Förderung und Finanzierung, und zwar nicht nur im Bereich Seed-Finan- zierung, sondern auch im Kontext Folge- finanzierungen. Dazu gehören natürlich auch Kapitalgeber aus der Umgebung, von

Einführung & Grundlagen sind. Aber sie greifen häufig noch nicht so gut zusammen, wie man es sich wünscht. Die besten Ökosysteme sind immer auch die komplexesten. Und in NRW haben wir in der Tat viele Einzelkomponenten, aber die Verzahnung funktioniert noch nicht optimal. Ein anderes Thema: Die Region ist sehr industriell geprägt, und das ist nicht nur eine wirtschaftliche Prägung, sondern auch eine Prägung in den Köpfen. Hier gilt es, eine „Start-up-Denkweise“ im Land weiter auszubauen und die Unter- nehmensgründung als selbstverständ- liche Alternative zur abhängigen Beschäf- tigung stärker zu etablieren. Gerade in den Universitäten müssen wir die Studen- ten noch früher abholen und ihnen Mut machen, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Wir müssen ihnen vermitteln, dass sie damit erfolgreich sein können, etwa indem wir „Leuchttürme“ präsen- tieren und Erfolgsbeispiele aufzählen. Mit der NRW.BANK sind wir sehr früh unterwegs und wir sehen hier immer wieder sehr spannende Projekte an den Hochschulen. Die Leute dahinter, die muss man motivieren und ihnen einen Fahrplan präsentieren. In der Kompetenz und Kultur der Gründung müssen wir noch besser werden. x u L r o n a M © : o t o F Gerade in den Univer- sitäten müssen wir die Studenten noch früher abholen und ihnen Mut machen, ein eigenes Un- ternehmen zu gründen. Dr. Aristotelis Nastos, NRW.BANK Müllner: Ich stimme Herrn Nastos zu! Was uns in NRW fehlt, ist ein Netzwerk mit hin- reichender Interaktion und kurzen Wegen. x u L r o n a M © : o t o F Zusammenarbeit: „Die Landesregierung strebt einen Pharmadialog an.“ Weydemann: Ich denke, dass eine solche Zusammenarbeit zwischen den Firmen im Bereich der industriellen Biotechnologie inzwischen relativ gut funktioniert, eben durch die entsprechenden Cluster. Hier finden Symposien statt, auf denen sich die Firmen kennenlernen und austauschen. Auch in den anderen Bereichen der Bio- technologie gibt es entsprechende Platt- formen. Die Frage ist nur: Wie werden sie genutzt? Müllner: Mit der Protagen haben wir sei- nerzeit den Cluster CLIB2021 mitgegründet. Unser Ziel damals war es, die Gesamtheit der biotechnologischen Firmen zusam- menzubringen, darunter auch Firmen wie Henkel, Bayer, LANXESS oder Degussa. Das hat allerdings den KMU wenig gebracht, den Hochschulen umso mehr. Gerade eine Degussa oder später Evonik konnte diese Zusammenarbeit sehr nut- zen, etwa mit der Universität Bielefeld oder dem Forschungszentrum Jülich. Zu einer intensiveren Zusammenarbeit oder einem Matching zwischen den Unterneh- men durch die Cluster-Verantwortlichen ist es aber nie gekommen. Hier sehe ich ein wesentliches Problem in der Inter- aktion zwischen großen und kleinen Firmen, dass es keine gemeinsamen Ebenen gibt, auf denen man gemeinsam neue Ideen entwickeln kann. Herr Schäfer, wie gehen Sie auf potenzielle Kooperationspartner oder Kunden zu? Schäfer: Aufgrund unserer Alleinstellungs- merkmale werden wir oft von außen kontaktiert. Ansonsten sprechen wir die 34 ls 03-2018 „Biotechnologie“ Firmen direkt an. Dieser Weg ist natürlich sehr mühsam, weil man 90% der Firmen oder der Verantwortlichen persönlich nicht unbedingt kennt. Es braucht einfach mehr überregionale oder regionale Part- nering Events. Diese sollten auch ziel- gerichtet organisiert werden, also mit einem festen Thema. Als Beispiele möchte ich das European Chemistry Partnering oder die BIONNALE nennen. Eine Bio oder Bio Europa ist für kleine Unternehmen hinsichtlich der Förderung der regionalen Zusammenarbeit einfach zu groß. Dick: Mit dem Wettbewerb „BioRiver Boost!“ gibt es hier eine Plattform, auf der sich kleine Unternehmen präsentieren und Kontakt zu Partnern oder auch Finanzie- ren herstellen können. Die Möglichkeit, Kontakte in den Business-Development- Abteilungen größerer Unternehmen zu knüpfen, ist für die Start-ups sehr wert- voll. Wir wollen dieses Format künftig weiter ausbauen, sodass sich auch größere Unternehmen zum Thema „Innovation“ präsentieren und ihre eigenen Interessen in den Vordergrund stellen können. Denn viele große Unternehmen haben inzwi- schen ein Innovationsproblem. Ist eine eigene Partnering-Plattform nicht auch ein gutes Instrument für die NRW.BANK, Gründer und Start-ups nachhaltiger zu fördern? Nastos: Ich glaube, es geht vor allem um die Frage: Schaffen wir es, in Nordrhein- Westfalen ein Ökosystem für Biotechno- logie zu schaffen? Wir haben viele Einzel- komponenten vor Ort, die wirklich gut

Einführung & Grundlagen engagieren uns immer weniger in frühen Phasen. Da ist zwar viel Potenzial vorhan- den, aber eben auch das Ausfallrisiko ent- sprechend hoch. Der Preis mag niedrig sein, aber auch der Weg zum fertigen Pro- dukt ist lang. Weydemann: Aus meiner Sicht hat sich aber die Zusammenarbeit zwischen Kon- zernen und Start-ups in den letzten Jahren durchaus verbessert. Große Firmen haben in der Vergangenheit häufig gar nicht auf die kleinen Firmen geschaut. Umgekehrt wurden viele Start-ups mit dem Ziel gegründet, diese bis zum Ende auch wei- terzuführen und nicht etwa an andere zu übergeben. Diese Einstellung hat viele kleine Firmen aber in der Weiterentwick- lung auch blockiert, nicht zuletzt auch den Zufluss neuer Gelder oder in der Beschleunigung der Produktentwicklung und Marktzulassung. Wie einfach ist es denn für junge Unter- nehmen, sich Unterstützung von außen zu holen? Weydemann: Viele Gründer und Start-ups auf der Suche nach Hilfe stehen erst mal da und fragen sich: An wen wende ich mich jetzt? Das Angebot an Unterstützung jeglicher Art ist sehr reichhaltig. Es gibt BIO.NRW, den Life Science Inkubator in Bonn, die NRW.BANK oder den High-Tech Gründerfonds – um nur einige zu nennen. Die Angebote sind da, aber sie sind auch sehr dezentralisiert, und die Frage ist, ob man hier nicht eine Zentralisierung der x u L r o n a M © : o t o F Bei QIAGEN gucken wir auf Unternehmen, die eine gewisse Reife haben und deren Technologie zu uns passt. Dr. Oliver Dick, QIAGEN x u L r o n a M © : o t o F Finanzierung: „Das private Kapital muss mehr mobilisiert werden.“ eine Presse, die das Thema erklären kann. Und es fehlen auch Wissenschaftler, die das Thema „Innovation“ verständlich erläutern können. Die verständliche medi- ale Nutzung findet nicht statt, viele Wissenschaftler bleiben immer noch in ihrem Elfenbeinturm. Geld ist aktivierbar, es fehlt an der Kommunikation miteinander. Gibt es weitere Umstände, die eine bessere Finanzierung verhindern? Nastos: Der Kontakt zwischen Gründern und Investoren in NRW ist definitiv aus- baubar. Das funktioniert in München oder Berlin viel besser, auch auf einer privaten oder persönlichen Ebene. Dazu braucht es aber auch eine kritische Masse an Inves- toren vor Ort. Hier gibt es zwar viele Ein- zelkomponenten, was fehlt, ist eine stabile Kette. Wie läuft ein Investment in der Anbahnung? Vor allem durch regelmäßige Treffen und gemeinsames Diskutieren. Als Investor bin ich schnell verunsichert, wenn ich keinen regelmäßigen persön- lichen Kontakt habe. Andererseits herrscht in der Region auch keine düstere Nacht. Schließlich gibt es ja Erfolgsgeschichten, etwa eine Rigontec oder eine Cellact als bekannte Beispiele. Man muss sich ein- fach fragen: Was können wir besser machen? Van Hall: Hier darf man auch das Landes- cluster BIO.NRW nennen, die beispiels- weise einen Investorenzirkel installiert haben, im Rahmen dessen sich Gründer und Investoren treffen und vernetzen. Innovativ in diesem Zusammenhang ist sicher auch die Online-Plattform 36 ls 03-2018 „Biotechnologie“ www.startups4.eu, auf der sich Biotech- gründer in eine virtuelle Datenbank für Investoren eintragen können. Herr Schäfer, was waren Ihre Gründer- erfahrungen in dieser Hinsicht? Schäfer: Für uns war es 2016 schwierig, eine Seed-Finanzierung zu bekommen. Schlussendlich haben wir diese auch nicht in Nordrhein-Westfalen erreicht, sondern mussten überregional generieren und die Finanzierung durch ein Crowd- investing ergänzen. Da wir zudem ein ähnliches Geschäftsmodell wie QIAGEN verfolgen, haben sich vielleicht auch potenzielle Business Angels aus diesem Bereich zurückgehalten. Braucht es in der Region mehr Corporate VC von den großen Playern? Dick: Es gibt ja Konzerne wie Evonik oder Bayer, die sich engagieren. Bei QIAGEN gucken wir auf Unternehmen, die eine gewisse Reife haben und deren Technolo- gie zu uns passt. Im Prinzip kauft man ein Produkt, welches fertig zur Vermarktung ist und bei dem wir als Unternehmen Unterstützung in Vertrieb, Infrastruktur, globaler Präsenz oder spezifischem Know- how wie beispielsweise GMP anbieten können. Das sind gerade für kleinere Unternehmen mitunter große Hürden, und Verantwortliche sehen daher mehr Sinn darin, ihre Firma an ein größeres Unter- nehmen zu verkaufen, auch im Sinne der Technologie, die dahintersteht, anstatt den langen und mühevollen Weg zu gehen, den etwa eine QIAGEN gegangen ist. Wir

Einführung & Grundlagen ten, von denen dann junge Unternehmen profitieren können. Welche Ansätze gibt es in Nordrhein- Westfalen zur Schließung dieser Innova- tionslücke? Van Hall: Ein Ansatz ist der Life Science Inkubator in Bonn, in den auch das Land investiert hat. Hier werden junge Unter- nehmen nicht nur mit Geld ausgestattet, sondern auch inhaltlich begleitet, um Projekte reifer zu machen. Dazu gibt es in Dortmund das Lead Discovery Center, wo Wirkstoffe weiterentwickelt werden, um diese dadurch auch für die Pharmaindus- trie interessanter werden zu lassen. Nastos: Wir müssen Innovationen entwi- ckeln mit dem Ziel, sie weltweit interes- sant zu machen und anzubieten. Wir können keine Innovationen entwickeln und diese dann nur regional vermark- ten. Auch als Investor muss ich über den Tellerrand gucken und nicht nur in der unmittelbaren Nachbarschaft ver- weilen, wenn ich ein Unternehmen verkaufen möchte. Und so muss sich auch jedes Frühphasen-Unternehmen x u L r o n a M © : o t o F Die Fertigungstiefe bei Big Pharma ist deutlich geringer geworden. Viele Stellen sind abgebaut worden, die Forscher haben gar nicht mehr die Möglichkeit, nach links oder rechts zu schauen. Dr. Stefan Müllner, fundamenta x u L r o n a M © : o t o F Innovation: „Es gibt gute Ansätze zur Schließung der Lücke.“ vergleichbare Ausbildung. Man guckt heute mehr über den Tellerrand hinaus und ist nicht mehr allein fokussiert auf die Technologie. Es geht nicht mehr darum, sich abzuschotten und dadurch ein Allein- stellungsmerkmal zu gewinnen. Auch muss der Gründer oder Technologie- erfinder nicht automatisch auch der CEO sein. Diese Personalunion gibt es häufig nicht mehr, sodass der Gründer etwa als CSO die Technologie weiterentwickeln kann, während jemand anderes das Unter- nehmen führt. Auch über rechtliche Rah- menbedingungen oder in Sachen Patent- fragen wissen Gründer heute besser Bescheid. Man muss hier zwar weiterhin Unterstützung geben, aber das Bewusst- sein aufseiten der Gründer ist besser geworden. Nastos: In dieser Region kriegt man wirk- lich gute Leute! Und viele bleiben auch im Unternehmen und wechseln nicht nach ein paar Jahren die Firma, wie man es bei- spielsweise häufig im Silicon Valley erlebt. Wir erleben generell einen höheren Reife- grad bei jungen Unternehmen. Schließlich hat sich auch die Branche selbst in den vergangenen Jahren immer weiterent- wickelt. Erfreulich ist die Entwicklung auch im Bereich der Serial Entrepreneurs. Erfolgreiche Unternehmer gründen ein zweites oder drittes Mal oder treten als Investoren auf und geben ihre Erfahrung weiter. Auch das ist wichtig für ein funk- tionierendes Ökosystem. Wie wichtig sind innovative Start-ups für große Unternehmen? Dick: Sehr wichtig! Die letzte Plattform, die QIAGEN selbst entwickelt hat, ist seit rund acht Jahren auf dem Markt. Seitdem wurden Produkte und Technologien im Wesentlichen aufgekauft und weiterent- wickelt. Aus eigener Kraft eine komplette Plattform zu entwickeln und auf den Markt zu bringen, mit den nötigen Instrumenten, der Bioinformatik und Verbrauchsmate- rialien, dazu sind wir als Unternehmen heute nicht mehr bereit. Wir brauchen Start-ups und kleine Unternehmen, die uns neue Technologien zur Verfügung stellen. Wir sind gut in der Ausführung, wir können Ideen zur Marktreife bringen, Zulassungen und GMP-Fähigkeit voran- treiben, Serienproduktion sowie die Ver- marktung implementieren. Innovationen werden outgesourct, und damit auch die Risiken, die mit der Entwicklung verbun- den sind. Müllner: Die Fertigungstiefe bei Big Pharma ist deutlich geringer geworden. Viele Stel- len sind abgebaut worden, die Forscher haben gar nicht mehr die Möglichkeit, nach links oder rechts zu schauen. Es gibt dort aber umgekehrt die internationale Anbindung oder die Vertriebsmöglichkei- 38 ls 03-2018 „Biotechnologie“

Einführung & Grundlagen aufstellen, dass es sich international positionieren kann. Herr Schäfer, wie sehr fühlen Sie sich angesprochen, wenn große Unterneh- men auf innovative Start-ups schauen? Schäfer: Ich war selbst 17 Jahre bei QIAGEN und habe die Entwicklung hautnah mit- erlebt. In der Tat: Neue Ideen und Tech- nologien müssen von kleineren Unterneh- men kommen. Und ich kann mir auch gut vorstellen, dass eine BioEcho eines Tages ein interessantes Target für ein größeres Diagnostikunternehmen sein könnte. Im Moment bauen wir unseren weltweiten Vertrieb auf, und es gibt auch schon in der Entwicklung Zusammenarbeit mit Pharma- unternehmen. Stichwort IP-Rechte: Worauf müssen Start-ups achten? Weydemann: Biotechnologie ist internatio- nal, auch im Patentrecht ist vieles in den vergangenen Jahren über Ländergrenzen hinweg harmonisiert worden. Eine Kon- zentration nur auf den deutschen Markt macht auch keinen Sinn. Start-ups sollten mit Beginn der Gründungsphase fest- legen: Wo sind Markt und Wettbewerber, was sind Geschäftsstrategie und Produkt, in welchen Ländern benötigt man Patent- schutz? Entsprechend wird die Patent- strategie gestaltet. Das sollte man so früh wie möglich machen, da gerade in der Biotechnologie die Generierung experi- menteller Daten, die zur Unterstützung einer Erfindung vorgelegt werden müssen, zeitaufwändig sein kann. Diese Dinge muss man nicht sofort fixieren, daran denken sollte man aber schon. Heutzutage werden viele Firmen aus den Universi- täten heraus gegründet, d.h. die Uni-Wis- senschaftler sind Erfinder und auch die Gründer, und die Universität überträgt im Idealfall die Patentrechte auf das Start-up. Daraus entsteht dann schon sehr früh ein entsprechender Vermögenswert. Ein Ausblick: Das Thema Interdisziplina- rität wird in Zukunft sicher eine große Rolle spielen. Van Hall: Die Biotechnologie ist ja an sich schon eine Querschnittstechnologie. Die Anwendung biologischer Compounds und Prozesse durchzieht viele Bereiche. Da ist 40 ls 03-2018 „Biotechnologie“ BioCampus Cologne: Gastgeber des Biotech-Roundtable 2018. x u L r o n a M © : o t o F natürlich die Humanmedizin, aber da sind auch viele andere Felder, in denen Bio- technologie einen erheblichen Mehrwert und Nachhaltigkeit erzeugt. Innovations- fördernd ist dabei oft der Austausch ver- schiedener Technologien. So führt es häu- fig zu neuen Erkenntnissen, wenn ein Biologe z.B. mit einem Chemiker, einem Ingenieur oder mit einem Arzt spricht. Das Thema wird immer wichtiger werden, x u L r o n a M © : o t o F Innovationsfördernd ist oft der Austausch ver- schiedener Technologien. So führt es häufig zu neuen Erkenntnissen, wenn ein Biologe z.B. mit einem Chemiker, einem Ingenieur oder mit einem Arzt spricht. weil wir immer wieder neue Ideen benöti- gen, um Innovationen zu schaffen und auch Geschäft zu machen. Ein gutes Bei- spiel ist natürlich die Digitalisierung. Hier müssen virtuelle Geschäftsmodelle reali- sierbar gemacht werden. Auch die Bioin- formatik spielt hier eine große Rolle. Es ist klug, Strukturen zu schaffen, um die ver- schiedenen Fachrichtungen und Fachkräf- te zusammenzuführen. Das ist auch der Ansatz des BioCampus Cologne: eine Plattform zu schaffen, wo nicht nur Biolo- gen oder nur Chemiker oder nur IT-Leute sitzen, sondern ein bunter Mix. Und wo schließlich auch ein nachhaltiger Aus- tausch untereinander in Gang kommt. Es ist wichtig, sich auch flexible Prozess- techniken aus anderen Bereichen wie z.B. IT-Branche abzuschauen. Starres der Projektmanagement hilft auch in der Biotechnologie meist nicht weiter. Dick: Die Digitalisierung spielt in der Tat eine große Rolle. Sowohl in den Prozessen der Abwicklung als auch bei komplett neuen Geschäftsmodellen. Die Fähigkeit, mit einer Unmenge an Daten – auch per- sönlichen Daten – umzugehen, wird ent- scheidend sein. Wenn wir beispielsweise über Biomarker sprechen, wird das lang- fristig auch Auswirkungen auf die IP-Rechte haben, die wir heute noch nicht absehen können. Frau Dr. Weydemann, meine Herren, ich danke Ihnen sehr herzlich für diese interessante Gesprächsrunde! Andre van Hall, BioCampus Cologne Das Interview moderierte Holger Garbs.

Rote Biotechnologie Biotech in Deutschland braucht einen „Mindset Change“ 20 Jahre EY Biotech Report: Biotechbranche in Deutschland wächst – Innova- tions- und Wertschöpfungspotenziale werden aber nicht ausreichend genutzt Die Beobachtung der Biotechbranche in Deutschland über 20 Jahre und die vergleichende Analyse in der Gegenüberstellung mit anderen Nationen (z.B. den USA) ergeben ein ernüchterndes Bild: Die Branche ist in diesem Zeitraum zwar stark gewachsen bei Umsatz (9,5x) und der Anzahl der Mitarbeiter (6,5x) und hat bei diesen Parametern den enormen Abstand etwas verringert (z.B. beim Umsatz von 43x in 1998 auf 31x in 2016). Hingegen blieb das Wachstum gerade in den für die Innovationsleistung ausschlaggebenden Kennzahlen F&E-Ausgaben (5,3x) und VC-Investment (1,9x) deutlich hinter den USA zurück, sodass sich hier der signifikante Abstand (32x bei F&E, 12x bei VC in 1998) noch zum Teil deutlich vergrößerte (auf 35x bei F&E Ausgaben, 49x bei VC in 2016) und ein Aufholprozess nicht erkennbar ist. Von Dr. Siegfried Bialojan Abb. 1: Biotechkennzahlen Deutschland und USA im Vergleich Quelle: EY Biotech-Reports 1998 und 2016, Capital IQ, EY, Destatis, BioCentury, Venture Source D iese Entwicklung setzt sich auch in den aktuellen Kennzahlen fort (siehe Abb. 1): Während Umsatz- und Mit- arbeiterzahlen deutlich weiter ansteigen, gehen die Ausgaben für Forschung und Ent- wicklung sogar leicht zurück, die Gründungs- dynamik bleibt weiterhin schwach und Venture Capital stagniert auf einem Niveau um bescheidene 200 Mio. EUR – trotz eines Allzeithochs in der Gesamtfinanzierung auf- grund eines anhaltend starken internationa- len Kapitalmarktinteresses an Biotech. Die Schlussfolgerung aus diesen Analy- sen: Biotech in Deutschland wächst vor allem in Bereichen, wo wissenschaftliches Know-how und attraktive Technologien eher in Form von Geschäftsmodellen einer „Zulieferbranche“ vermarktet werden (Auf- tragsforschung, Tools, sonstige Service Provider, Diagnostik etc.). Die Unterneh- men partizipieren aber weniger an den deutlich größeren Wertschöpfungspoten- zialen in der Therapeutikaentwicklung, die ein höheres Commitment für unternehme- 42 ls 03-2018 „Biotechnologie“ ZUM AUTOR Dr. Siegfried Bialojan ist Executive Director, Life Science Center, Mannheim, bei der EY GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.

Rote Biotechnologie Abb. 3: Blueprint Deutschland Quelle: EY vorhanden, werden jedoch zu wenig herausgestellt. Im Bereich der Finanzierung ist der „Culture Clash“ am deutlichsten, wo eine politisch inzentivierte „Fremd- kapitalkultur“ einer für die erfolgreiche Innovation erforderlichen Eigenkapital- und Beteiligungskultur entgegensteht. „Blueprint für Deutschland“ mit Handlungsempfehlungen für eine effektive „Biotechnologie-Agenda“ Wenngleich die aufgeworfene Mindset- Thematik und kulturelle Hürden für eine erfolgreiche Innovation im Life-Sciences- Umfeld in Deutschland nicht einfach zu überwinden sind, gibt es konkrete Ansät- ze für aktives Umgestalten, die die not- wendige gesellschaftliche Diskussion und Überzeugungsarbeit unterstützen können (siehe hierzu auch die in Abb. 3 skizzierten Ideen). Wird die Politik mitmachen? In den letzten beiden Jahren gab es immerhin Signale aus der Politik, die die Notwendigkeit Biotechnologie- Agenda – leider inzwischen etwas weich- gespülter: „von der Biologie zur Innovati- einer 44 ls 03-2018 „Biotechnologie“ on“ – erkennen. Bundesminister Altmaier fordert immerhin die „Federführung“ in dieser Sache und in Sachen Innovation all- gemein. Ein gemeinsamer Workshop der Politik (BMWi) und der Branche ist avi- siert. Sogar steuerliche Anreizsysteme sind nicht mehr tabu und sollen ernsthaft diskutiert werden. Aber genügt das? Immerhin ein „Mo- mentum“, das man nutzen sollte. Allerdings sind zusätzlich neue Impulse notwendig, die vor allem die zugrunde liegende Mindset-Thematik betreffen und diese in Einklang mit den diskutierten Initiativen bringen sollten. Es ist natürlich zu begrüßen, wenn das BMWi endlich sei- ne Zuständigkeit für das Thema Innovation erkennt. Steuerliche Forschungsförderung – der- zeit in aller Munde – mag ein sehr direktes Instrument dafür sein, Unternehmen zu mehr Innovation sowie Forschung und Entwicklung zu motivieren. Die Umsetz- barkeit als ein auf KMU fokussiertes Tool (ohne Missbrauch vor allem durch die Großindustrie) sowie die Finanzierbarkeit stellen hingegen große Hürden dar. Demgegenüber wären konkrete Anreize für Anleger und Investoren, deren Kapital ja derselben Zielgruppe zufließt und weni- ger Missbrauch zulässt, viel eher geeignet, über die Zeit auch das Mindset in Rich- tung Beteiligungs- und Eigenkapital – der Währung der Innovation – zu bewegen. Darüber hinaus ist es natürlich zu begrüßen, wenn das BMWi endlich seine Zuständigkeit für das Thema Innovation erkennt. Viel wichtiger wäre aber, dass man anstatt einer Diskussion über die Federführung besser die Zusammenarbeit aller beteiligten Ministerien (BMBF, BMWi, BMF) verbessert, um die notwendigen Prozesse effektiver zu optimieren und schneller zu Beschlüssen zu kommen. Es bleibt spannend, aber immerhin gibt es ein Momentum und genügend „Food for Thoughts“.

Rote Biotechnologie Für ein besseres Leben Pharma im Kontext der wissensbasierten Bioökonomie Die aktuelle Bundesregierung hat die Bioökonomie in einem Absatz des Koalitionsvertrages erwähnt, jedoch vor allem als Instrument zum Vorantreiben des Wandels „zu einer auf erneuerbaren Ressourcen beruhenden Wirtschaft“. Vielfach ist im Zusammenhang mit Bioökonomie auch die biotechnologische Produktion von Wirkstoffen erwähnt worden. Von Dr. Pablo Serrano Abb. 1: Vergleich zwischen einem che - misch synthetisierten Wirkstoff (Acetyl- salicylsäure) und ein Biopharmazeutikum (monokolaner Antikörper). 1) Aspirin / 2) monoklonaler Antikörper Quelle: BPI In diesem Kontext sollen an dieser Stelle einige definitorische Voraussetzungen für die Einbeziehung von (Bio-)Pharmazeutika/ Therapeutika unter dem Dach der wissens- basierten Bioökonomie aufgezeigt werden. Der Bioökonomierat versteht die Bioöko- nomie als wichtiges Element des gesell- schaftlichen Wandels zu einer nachhaltige- ren Wirtschaftsweise. Die Bioökonomie wird definiert als die Erzeugung und Nut- zung biologischer Ressourcen (auch Wis- sen), um Produkte, Verfahren und Dienst- leistungen in allen wirtschaftlichen Sekto- ren im Rahmen eines zukunftsfähigen Wirtschaftssystems bereitzustellen.1 Andere Akteure jedoch, die das Thema voranbringen (Ministerien, europäische Wirtschaftsverbände u.Ä.), setzen den Aspekt des Umweltschutzes durch neue Technologien („wissensbasiert“) in den Mit- 1) http://biooekonomierat.de/biooekonomie/ 2) www.europabio.org/industrial-biotech/publications/bioeconomy- 20-will-help-lead-eu%E2%80%99s-renewable-revolution 3) www.bmbf.de/foerderungen/bekanntmachung-1612.html 4) www.dbu.de/708ibook71667_34694_2486.html 5) DBU: Gezielte Schmerzmittelsynthese dank Biotechnologie, unter www.dbu.de/123artikel32241_2430.html 46 ls 03-2018 „Biotechnologie“ telpunkt, so auch der europäische Biotech- Verband EuropaBio: „The bioeconomy encompasses the sustainable production of renewable resources and their conversion into food, feed, fibres, materials, chemicals and bioenergy through efficient, innova- tive technologies.“ „The bioeconomy is the production and use of renewable resources from land and sea, and the use of waste to make value added products, such as food, feed, bio-based products and bioenergy“.2 Aber auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zentrierte bislang seinen Nachhaltigkeitsfokus auf den Aspekt des Umweltschutzes. Im Rahmen der zweiten Ausschreibungsrunde des För- derprogramms Bioökonomie als gesell- schaftlicher Wandel führt das BMBF im Kapitel Hintergrund auf, dass damit das Ziel verfolgt würde, „eine nachhaltige, bioba- sierte und an natürlichen Stoffkreisläufen orientierte Wirtschaftsform zu etablieren. Damit soll international Verantwortung übernommen und zugleich die Wett- bewerbsfähigkeit Deutschlands gestärkt werden. Die Bioökonomie kann – nicht zu- letzt durch ihre globale Ausrichtung – einen wichtigen Beitrag zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit leisten.“3 Es gibt einige Ansätze, die Produktion von Wirkstoffen umweltfreundlicher zu gestalten, denn die Herstellung von Arzneimitteln kann mit einem hohen Verbrauch an Rohstoffen, Lösungsmitteln und Energie erfolgen. Förderinitiative „Nachhaltige Pharmazie“ Vor diesem Hintergrund hatte die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) 2012 die Förder- initiative „Nachhaltige Pharmazie“ ausgeschrie- ben, die wirksame Arzneimittel für Patienten im Fokus hat, dabei u.a. den schonenden Umgang mit Ressourcen sowie die effiziente Herstellung nicht aus dem Blick verliert „und so zum Schutz der Umwelt beiträgt“.4 Bei einem der geförderten Projekte wurden beispielsweise biotechnologische Methoden genutzt, um chemische Synthese- wege zu ersetzen: Durch die biotechnolo- gische Herstellung sollten sich gezielt die wirksamen S-Enantiomere von Profenen (z.B. Ibuprofen) gewinnen lassen, während die chemische Produktion immer ein Gemisch aus S- und den im Molekülbau spiegelbildlichen R-Enantiomeren erbringt. Der biotechnologische Syntheseweg stünde damit für eine erhöhte Ausbeute, geringeren Rohstoffeinsatz, weniger Abfälle und vor allem auch für eine bessere Wirksamkeit und ein geringeres Nebenwirkungs- potenzial.5 Die Biopharmazeutikaproduktion – ob- wohl unter Zuhilfenahme biotechnologi- scher Methoden – ist hingegen im Definiti- onskontext von EuropaBio und BMBF schwer einzuordnen. Die meisten der auch „Biologicals“ genannten Wirkstoffe (z.B. monoklonale Antikörper) werden von spezi- ellen, gentechnisch veränderten Zellsys- temen in Fermentern hergestellt. Dies erfolgt auf diese Art und Weise nicht, weil dieser komplexe Produktionsprozess eine umweltfreundlichere oder effektivere Methode als eine andere (chemische) Synthese dar- ZUM AUTOR Dr. Pablo Serrano ist Geschäftsfeldleiter Innovation & Forschung / Biotechnologie im Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI).

Rote Biotechnologie Medizinische Biotechnologie in Deutschland als Innovationsmotor Nutzen von Biopharmazeutika für Patienten mit Stoffwechselerkrankungen Biopharmazeutika spielen eine große Rolle bei der Therapie von Stoffwechselerkrankungen, von denen mehrere zu Volkskrankheiten wie Diabetes, Hypercholesterinämie, Osteoporose, Gicht oder Adipositas zählen. Viele andere wie die lysosomalen Speicherkrankheiten treten dagegen selten auf. Insgesamt waren bis Ende 2017 51 Biopharmazeutika gegen Stoffwechselerkrankungen zugelassen. Von Dr. Sabine Sydow und Dr. Frank Mathias Abb. 1: 51 Biopharmazeutika gegen Stoffwechselerkrankungen 27 5 Diabetes mellitus Biopharmazeutika davon 22 mit Pen Lysosomale Speicherkrankheiten Biopharmazeutika 11 Knochenstoffwechsel Biopharmazeutika davon 2 mit Pen 5 3 Lipidstoffwechsel Biopharmazeutika davon 2 mit Pen Andere Biopharmazeutika davon 1 mit Pen Quelle: Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2017 der Deutschen Diabetes Gesellschaft; „Medizinische Biotechnologie in Deutschland 2018“, vfa bio/BCG E in Langzeitvergleich ausgewählter Wirtschaftsdaten macht die wach- sende Bedeutung der Biopharmazeu- tika für die Patienten und den Standort Deutschland deutlich1: 2017 von 2,6 Mrd. EUR auf 10,2 Mrd. EUR fast vervierfacht, während sich der Anteil der Biopharmazeutika am Gesamtmarkt von 12% auf 26% mehr als verdoppelt hat. 2005 waren insgesamt 155 Biopharma- zeutika in der EU zugelassen – 2017 mit 274 annähernd doppelt so viele. Die Biopharmazeutika-Pipeline hat sich von 256 im Jahr 2005 auf 639 im Jahr 2017 sogar weit mehr als verdoppelt. Die Umsätze mit Biopharmazeutika in Deutschland haben sich von 2005 bis 1) „Medizinische Biotechnologie in Deutschland 2018“, The Boston Consulting Group und vfa bio; www.vfa-bio.de/bcg2018.pdf. 48 ls 03-2018 „Biotechnologie“ Die Zahl der Beschäftigten in der biopharmazeutischen in Deutschland ist von 26.420 (2005) auf mehr als 47.000 (2017) gewachsen. Industrie Nutzen von Biopharmazeutika für Patienten mit Stoffwechselerkran- kungen Biopharmazeutika zur Behandlung von Stoffwechselerkrankungen stehen bei den Umsätzen mit 1,85 Mrd. EUR auf Platz drei (hinter immunologischen Erkrankungen mit 3,21 Mrd. EUR auf Platz eins und onko- logischen Erkrankungen mit 2,55 Mrd. EUR auf Platz zwei). Stoffwechselerkran- kungen liegen Störungen eines oder meh- rerer Stoffwechselwege zugrunde; sie sind bezüglich ihrer Symptome und des Verlaufs sehr vielfältig und können den Kohlenhydrat-, Lipid-, Protein- oder Knochenstoffwechsel betreffen. Aufgrund der zentralen Aufgaben des Stoffwechsels können Stoffwechselkrankheiten mitunter sehr schwerwiegende Folgen für die betroffenen Patienten haben. g i s s e a L . D / a f v © : s o t o F ZU DEN AUTOREN Dr. Sabine Sydow ist Leiterin von vfa bio, der Interessengruppe Biotechnologie im Verband der forschenden Pharma- Unternehmen (vfa) in Deutschland. Sydow studierte Biologie und war zuvor bei der Schering AG in verschiedenen Positionen tätig. Dr. Frank Mathias ist Vorstandsvorsit zen- der der Rentschler Biopharma SE und Vorsitzender von vfa bio. Mathias studierte Pharmazie an der Universität Paris und war zuvor CEO der Medigene AG und Geschäftsführer der Amgen GmbH.

Rote Biotechnologie „Wir verfügen über das größte Biosimiliar- Portfolio in der Pharma-Industrie“ Interview mit Dr. Roman Stampfli, VP & General Manager, Amgen GmbH Amgen zählt zu den größten unabhängigen Biotechunternehmen der Welt und ist seit über 25 Jahren in Deutschland vertreten. Im Interview spricht Dr. Roman Stampfli, VP & General Manager bei der Amgen GmbH, über den deutschen Biotech-Standort, die Fortschritte in der Wirkstoffpipeline und die zunehmende Bedeutung von Biosimiliars. Plattform Life Sciences: Herr Dr. Stampfli, nach der aktuellen Studie „Medizinische Biotechnologie in Deutschland 2018“ von Boston Consulting Group und VFA Bio sind im vergangenen Jahr in Deutschland erstmals mehr Biotech- medikamente zugelassen worden als chemisch synthetisierte Wirkstoffe. Wie bewerten Sie diese Entwicklung? Stampfli: Der Branchenreport zeigt die zu- nehmende Bedeutung der medizinischen Biotechnologie und macht auch die Stär- ken des Biotech-Standortes Deutschland deutlich. 2017 war ein sehr aktives Jahr, insgesamt wurden 23 Biopharmazeutika neu zugelassen. Das waren mehr als je zu- vor in einem Jahr und erstmals auch mehr als chemisch-synthetische Medikamente. Zehn dieser Wirkstoffe waren Biosimilars, also Nachahmerpräparate von Biopharma- zeutika nach Ablauf des Patentschutzes. Das sind gute Nachrichten für die Pati- enten, die Ärzte und das Gesundheitssys- tem, weil mit jedem neuen Produkt besse- re Therapieerfolge erzielt werden können. Für Amgen spielt das als Pionier der Biotechnologie, der vor knapp 40 Jahren gegründet wurde, natürlich eine beson- dere Rolle und ist ein weiterer Ansporn für uns. Welchen Stellenwert hat die deutsche Niederlassung für Amgen? Was sind die besonderen Stärken? Amgen Deutschland ist die größte Nieder- lassung außerhalb der USA und hat einen hohen Stellenwert im gesamten Konzern. Auf der einen Seite ist Deutschland der zweitgrößte Absatzmarkt weltweit nach 50 ls 03-2018 „Biotechnologie“ Amgen Deutschland ist die größte Niederlassung außerhalb der USA und hat einen hohen Stellen- wert im gesamten Kon- zern. den Vereinigten Staaten. Zum anderen besitzen wir hier auch die wichtigsten Forschungsaktivitäten außerhalb des amerikanischen Heimatmarktes. Rein or- ganisatorisch sind wir in Deutschland mit zwei Gesellschaften vertreten: Die Amgen GmbH ist für Marketing und Vertrieb sowie für klinische Studien, Zulassungen und Regulierungen zuständig. In der Firma Amgen Research Munich haben wir unsere deutschen Forschungs- und Ent- wicklungsaktivitäten gebündelt. Natürlich gibt es auch Synergien zwischen der Amgen GmbH und Amgen Research Munich und wir positionieren uns zusam- men als forschendes pharmazeutisches Unternehmen. Wir fördern auch gemein- sam Talente aus den Naturwissenschaften etwa mit dem Deutschlandstipendium oder dem Scholar Programm der Amgen Foundation. Ein wichtiger Meilenstein für den Aus- bau des F&E-Standorts Deutschland war für Amgen 2012 die Übernahme von Micromet für 1,16 Mrd. USD. Welches Fazit ziehen Sie heute? Die Übernahme von Micromet – übrigens bis heute eine der größten Investitionen für Amgen außerhalb der USA – ist eine echte Erfolgsgeschichte. Das Unterneh- men, das einst als Spin-off aus der LMU München hervorgegangen ist, ist längst als zentraler Bestandteil von Amgen Research Munich in unsere internatio- nalen F&E- Aktivitäten eingebettet und leistet einen sehr wichtigen Beitrag für den gesamten Konzern. Denn mehr als 50% der onkologischen Wirkstoffkandi- daten in unserer Pipeline kommen aus der von Micromet entwickelten BiTE-Platt- form, die für „Bispezifische T-Zell Engager- Antikörpertechnologie“ steht. ZUM INTERVIEWPARTNER ist Dr. Roman Seit September 2017 Stampfli VP & General Manager der Amgen GmbH in München. Mit weltweit ca. 20.000 Mitarbeitern erwirtschafte- te Amgen 2017 einen Umsatz in Höhe von 22,8 Mrd. USD. Deutschland ist für Amgen der wichtigste F&E-Standort sowie der größte Absatzmarkt außerhalb der USA. www.amgen.de 2 6 1 7 6 0 - 8 1 8 0 - S P N C - E D - : r e m m u n e b a g e r F i

Rote Biotechnologie im Laufe der Zeit auch zunehmend diversifi- ziert, sodass wir inzwischen auch immer stärker in der Kardiologie, der Osteoporose- Behandlung und in der Inflammation werden. Welches Potenzial sehen Sie bei Biosimiliars – Nachahmerpräparaten von Biopharma- zeutika? Welche Strategie verfolgt Amgen in diesem Bereich? Neben der Entwicklung neuer Biopharma- zeutika wird für Amgen auch die Produktion von Biosimiliars zunehmend wichtiger. Denn die Bedeutung von Nachahmerpro- dukten nimmt in den Gesundheitssyste- men weltweit zu, weil diese zu einer Nach- haltigkeit bezüglich der Kosten beitragen. Die Produktion von Biosimiliars ist we- sentlich komplexer als die Herstellung von Generika chemisch-synthetischer Medi- kamente. Da wir nicht nur im F&E-Bereich, sondern auch im gesamten Produktions- prozess von Biopharmazeutika über eine große Expertise verfügen, war es nur fol- gerichtig, in diesen Wachstumsmarkt ein- zusteigen. Bislang haben wir bereits drei Zulassungen für Biosimilars erhalten. Ein onkologisches Nachahmerpräparat ist bereits auf dem Markt verfügbar. Mitte Ok- tober wird ein weiteres im Bereich der ent- zündlichen Erkrankungen dazukommen. Darüber hinaus haben wir sieben weitere Wirkstoffe in der Pipeline und verfügen damit über das mit Abstand größte Biosi- miliar-Portfolio in der Pharma-Industrie. Ende 2017 haben Sie eine Umfrage unter der deutschen Bevölkerung zum Thema „Einstellungen zu Wissenschaft, Forschung und medizinischen Innovationen“ durch- geführt. Was waren die wichtigsten Ergebnisse? Für die Studie wurden in unserem Auftrag 1.000 Deutsche repräsentativ vom Markt- forschungsinstitut Toluna zu den Themen medizinischer Fortschritt und Biopharma- zeutika befragt. Zentrales Ergebnis: 94 Prozent der Deutschen können mit dem Begriff Biopharmazeutika nichts anfan- gen. Doch wem das Thema näher erklärt wird, der reagiert positiv darauf. Nach der Studie wünschen sich die Bundesbürger mehr Aufklärung über die Wirkung und Herstellung von Biopharmazeutika. Herr Dr. Stampfli, vielen Dank für das interessante Gespräch. Das Interview führte Markus Hofelich. Dr. Roman Stampfli: „Die Politik muss darauf achten, dass sie die Innovationskraft in Deutschland erhält und weiterhin unterstützt.“ Diese Technologie bietet einen innova- tiven Ansatz in der Behandlung von Krebs. Sie zielt darauf ab, die T-Zellen des Kör- pers dazu zu bringen, gezielt die Krebszel- len zu attackieren und so den program- mierten Zelltod der Krebszellen – und nur der Krebszellen – auszulösen. Das ermög- licht Medikamente, die wirksam bei der Bekämpfung von Tumoren und gleichzei- tig gut verträglich für den Patienten sind. 2015 ist das erste Arzneimittel aus der BiTE-Plattform auf den Markt gekommen, ein bispezifisches Antikörperkonstrukt zur Behandlung von akuter lymphatischer Leukämie. in Was spricht aus Ihrer Sicht generell für den Biotech-Standort Deutschland? Wie das Beispiel Micromet zeigt, weist der Biotech-Standort Deutschland eine hohe Innovationskraft auf. Gerade for- schungsintensiven Hightech-Branchen wie der Entwicklung von Biopharmazeutika kommt es besonders auf hochqualifizierte und motivierte Menschen an, die Innovati- onen hervorbringen. Und hierzulande gibt es zahlreiche gut ausgebildete und enga- gierte Naturwissenschaftler, herausragen- de Universitäten und Forschungsinstitute. Das alles sind wichtige Standortfaktoren für Amgen. Hinzu kommt ein funktionie- rendes Patentrecht zum Schutz des geisti- 52 ls 03-2018 „Biotechnologie“ gen Eigentums. Die Politik muss aber auch darauf achten, dass sie diese Innovations- kraft in Deutschland erhält und weiterhin unterstützt. Welche Fortschritte gibt es in der Wirk- stoffpipeline von Amgen? Was sind die wichtigsten Indikationsgebiete? Zuletzt hatten wir eine Reihe von Medika- menten in der Hämatologie und Kardiologie auf den Markt gebracht, darunter auch pädiatrische Indikationen zu bestehenden Medikamenten. Ansonsten haben wir eine gut gefüllte Pipeline und vor allem in der Onkologie sehr viele Wirkstoffkandidaten in Phase I und II. Die Onkologie und Nephrolo- gie sind bis heute die wichtigsten Indikati- onsgebiete für Amgen, gemessen an der Anzahl der Produkte. Aber wir haben uns Wir haben eine gut ge- füllte Pipeline und vor allem in der Onkologie sehr viele Wirkstoffkandi- daten in Phase I und II.

Rote Biotechnologie Brücken für Innovationen Warum es wichtig ist, kritische Lücken zu füllen Nie war die Wahrscheinlichkeit, 100 Jahre alt zu werden, höher als heute.1 Daran hat auch die moderne Medizin einen großen Anteil. Wir sind mittlerweile in der Lage, Krankheiten zu heilen, die vor einer Generation noch nicht einmal behandelbar waren. Durch den bahnbrechenden medizinischen Fortschritt der vergangenen Jahrzehnte hat sich unser Bild von vielen Erkrankungen grundlegend verändert. Von Dr. Werner Lanthaler Abb. 1: Anstieg der Entwicklungskosten bei Rückgang der Peak Sales – Verbesserung der F+E-Produktivität ist erforderlich Kosten (in Mio. USD) Anstieg der Entwicklungskosten pro Projekt um ca. 2/3 seit 2010 Peak Sales (in Mio. USD) Rückgang der durchschnittlichen Peak Sales pro Projekt um ca. 1/2 seit 2010 1.992 816 +68% 1.188 -43% 465 2010 2017 2010 2017 Quelle: Deloitte‘s Centre for Health Solutions: A new future of R&D? Measuring the return from pharmaceutical innovation 2017 E s gibt nicht mehr den einen Krebs oder den einen Diabetes; wir unter- scheiden heute zwischen unzähligen Kombinationen aus Ausprägungen, Stadi- en und Verlaufsformen innerhalb einzelner Erkrankungen. Blockbuster verlieren an Bedeutung Doch nicht nur das spezielle Krankheits- bild wird in der modernen Medizin 1) Zeit Online: 100 Jahre? Sind doch kein Alter, 30.05.2017, www.zeit.de/wissen/gesundheit/2017-05/lebenserwartung- deutschland-demografie-alter-jahrgang-mann-frau 2) Deloitte’s Centre for Health Solutions: A new future for R&D? Measuring the return from pharmaceutical innovation 2017, www2.deloitte.com/uk/en/pages/life- sciences-and-healthcare/articles/measuring-return-from- pharmaceutical-innovation.html. 3) Paul, S. M. et al.: How to improve R&D productivity: the pharmaceutical industry‘s grand challenge. In: Nature Reviews Drug Discovery 2010, Mar;9(3), S. 203–214. berücksichtigt, auch individuelle Eigen- schaften des Patienten wie Alter, Ge- schlecht und physiologische Konstitution finden immer stärkeren Eingang in die Therapien. Dieser Trend, der häufig „Per- sonalisierte Medizin“ genannt wird, stellt die Pharmabranche vor gewaltige Heraus- forderungen: Nicht nur müssen immer neue Wirkstoffe entwickelt werden, durch die Personalisierung der Therapien wird auch die Zahl der Patienten, für die ein neues Medikament entwickelt wird, ten- denziell kleiner. In manchen Bereichen, beispielsweise in der Immuntherapie, sind die Verfahren derart individualisiert, dass Therapeutika direkt aus patienteneige- nem Material gewonnen werden. Die Fol- ge: Während die Kosten für die Entwick- 54 ls 03-2018 „Biotechnologie“ lung eines Medikaments stetig steigen, sinken die zu erwartenden Erlöse.2 Zehn aus 10.000 Der Innovationsdruck in der Pharma- industrie ist enorm, denn die Hürden für eine Medikamentenzulassung sind nicht weniger hoch, nur weil ein Therapeutikum für eine kleinere Patientenzahl entwickelt wird. Dennoch ziehen sich viele Pharma- unternehmen aus der frühen Phase der Wirkstoffentdeckung zurück, weil die Fixkosten relativ hoch und die statisti- schen Erfolgsaussichten vergleichsweise gering sind. In dieser forschungsinten- siven Phase werden aus bis zu 10.000 Wirkstoffkandidaten die zirka zehn viel- versprechendsten Kandidaten für die weitere Entwicklung ausgewählt – eine entscheidende Weichenstellung.3 ZUM AUTOR Dr. Werner Lanthaler ist seit März 2009 Vorstandsvorsitzender der Evotec AG. Während seiner Amtszeit entwickelte sich das Hamburger Unternehmen von einem spezialisierten Wirkstoffentwickler zu einem hochinnovativen Forschungs- und Entwicklungsdienstleister mit mehr als 2.400 Mitarbeitern an 14 Standorten welt- weit.

Rote Biotechnologie Abb. 2: Die Finanzierungslücke – BRIDGEs über das „Valley of Death“ Quelle: Evotec, nach einem Artikel von Sustainable Development Technology Canada (2013) 30% der Fälle stimmten die in-house, also in den eigenen Laboren produzierten Daten mit den veröffentlichten Daten über- ein.5 Die Validierung der Daten ist für ein Pharmaunternehmen essenziell. Wird sie jedoch in-house durchgeführt, entstehen hohe Fixkosten für Personal und Labore – für Daten, die sich mit hoher Wahrschein- lichkeit nicht mit den Erwartungen de- cken. Auch Pharma unternehmen haben deshalb ein Interesse daran, dass die Vali- dierung und auch weitere Entwicklungs- schritte extern, also mit variablen Kosten durchgeführt werden. BRIDGE: eine Brücke – drei Gewinner Evotecs BRIDGE bietet für diese Konstella- tion ein Geschäftsmodell, mit dem alle Partner zu Gewinnern werden. In einer EVT BRIDGE finden sich Stakeholder zu einer Partnerschaft zusammen, die drei Rollen abbilden: Geldgeber, Ideenstifter und wissenschaftliche Plattform. Wissen- schaftler bewerben sich mit ihren Projek- ten zentral bei der BRIDGE, und nach einer 5) Arrowsmith, J.: Trial watch: Phase II failures: 2008– 2010. In: Nature Reviews Drug Discovery Vol. 10 (2011), S. 328–329. Validierung der Daten entscheiden die Partner, ob sie das Projekt gemeinsam entwickeln wollen. Der Vorteil: eine klare Win-win-Situation. Hand in Hand statt Auge um Auge Bei einer BRIDGE-Kooperation teilen sich die Partner das Risiko und die Erträge der Entwicklung und treffen auch die Projekt- entscheidungen gemeinsam. Dabei stehen die Daten immer an erster Stelle. Kritische Entwicklungsschritte werden vorgezogen und das Investment stets auf die Reife der Daten abgestimmt. Damit bieten BRIDGE- Partnerschaften Planbarkeit und Flexibili- tät, wo es bisher nur schwer kalkulierbare Risiken gab. Der große Vorteil für die wis- senschaftlichen Partner ist, dass sofort eine professionelle Infrastruktur vorhan- den ist. Alle Entwicklungsschritte finden auf der gleichen Plattform statt, auf der Evotec auch im Auftrag großer Pharma- konzerne neue Wirkstoffe entwickelt. 282 + 150 + 591 = EVT BRIDGEs Die ersten Brücken sind nicht nur gebaut, sondern schon im Einsatz. Auf der BRIDGE LAB282 entwickelt Evotec gemeinsam mit den Partnern Oxford University und Ox- ford Sciences Innovation bereits 18 Pro- jekte mit insgesamt 15 Wirkstoffkandida- ten. Auch bei der ersten Finanzierungs- runde der kanadischen LAB150-BRIDGE haben Evotec und sein Partner MaRS Innovation drei vielversprechende Pro- jekte für weitere Forschung identifiziert. Mit der LAB591 wurde im Mai gemein- sam mit den Partnern Arix Bioscience und Fred Hutchinson Cancer Research Center die erste US-amerikanische BRIDGE-Partnerschaft geschmiedet – hier wurden bereits zwei spannende Projekte identifiziert. Ein innovativer Weg für effiziente translationale Forschung Die Entwicklung der ersten BRIDGEs zeigt, dass Evotec mit dem Modell eine kritische Lücke füllt. Dass der Bedarf von beiden Seiten sehr groß ist, unterstreicht auch die Projektauslastung, die bei allen BRIDGEs bei über 100% liegt. Auch von Finanzpartnern und Universitäten, an denen es das BRIDGE-Modell noch nicht gibt, gehen regelmäßig Anfragen ein, aber: Weitere Brücken sind schon im Bau. 56 ls 03-2018 „Biotechnologie“

Rote Biotechnologie Effektiv und wirtschaftlich Digitale Innovationen für eine bessere Gesundheitsversorgung Welche Chancen und Herausforderungen bietet die Digitalisierung im Gesundheitswesen? Wie können innovative Biotechnologie- und Pharmaunternehmen die Dynamik des digitalen Umbruchs aktiv aufgreifen und zum Wohle der Patienten nutzen? Inwieweit können digitale Anwendungen „beyond the pill“ bestehende Versorgungslücken schließen und zu einer effizienteren, oft sogar auch wirtschaftlicheren Gesundheitsversorgung in Deutschland beitragen – zum Beispiel bei der Therapie der Depression? Welche politischen Rahmenbedingungen sind notwendig, damit digitale Innovationen schnell beim Patienten ankommen und in die Regelversorgung aufgenommen werden? Von Oliver Kirst Studien nachgewiesen wurde. „Lotsen- funktionen“ können Ärzte, Fachgesellschaf- ten, Krankenkassen, Selbsthilfegruppen oder Unternehmen übernehmen – wenn verlässliche politische und gesetz liche Rahmenbedingungen klar definiert sind. Versorgungslücke Depressions therapie Wie kann eine digitale Anwendung kon- kret Versorgungslücken schließen – zum Beispiel in der Depressionstherapie? Die Versorgung bei der Depression kombiniert gemäß den Leitlinien eine Pharmakotherapie mit einer Psychothera- pie. Die deutsche Versorgungsrealität sieht aber so aus: Von über 5 Mio. Patien- ten mit Depression erhalten lediglich 10% bis 15% eine angemessene psychothera- peutische Behandlung. Die Wartezeit auf einen Therapieplatz beträgt nicht selten sechs Monate oder mehr. ZUM AUTOR Oliver Kirst ist Geschäftsleiter der Servier Deutschland GmbH. Der stu- dierte Pharmazeutiker ist seit 1992 im Unternehmen tätig und hatte zuvor die Geschäftsleitung von Servier Austria in Wien inne. Misserfolg einer digitalen Anwendung im Gesundheitswesen. Über 300.000 gesundheitsbezogene Apps: Die Spreu vom Weizen trennen Heute gibt es über 300.000 Digital-Health- Anwendungen. Die Bandbreite reicht von einfachen Lifestyle-Apps über Gesund- heitstagebücher bis hin zu zertifizierten, evidenzbasierten digitalen Medizinpro- dukten. Aktuelle Befragungen an über 30.000 „Gesundheitssurfern“ in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Rahmen des EPatient Survey 2018 zeigen jedoch, dass sich die Nutzer häufig im Informa- tionsdschungel verloren fühlen. Wie lässt sich also die Spreu vom Weizen trennen? Eine wichtige erste Orientierung für den Anwender bietet der Nachweis, dass eine digitale Anwendung zertifiziert ist und ihre Wirksamkeit in wissenschaftlichen m o c . e b o d a . k c o t s – s e g a m k c k © i i : n o i t a r t s u l l I integriert seine D er digitale Wandel hat längst auch das Gesundheitswesen erreicht. Mit dem Smartphone nimmt der Patient seine Gesundheit buchstäblich „selbst in die Hand“ und trägt seinen ganz persönlichen virtuellen Gesundheitsexper- ten in der eigenen Tasche. Der Patient bestimmt den Behandlungsprozess aktiv individuelle mit und Gesundheitsversorgung digital in den Alltag – von der Prävention bis hin zu Therapie und Nachversorgung. Patienten finden spätestens mit „Dr. Google“ und in sozialen Medien umfangrei- che Informationen zu nahezu allen Krank- heiten. Dies führt bei vielen Nutzern zu einer kontinuierlich wachsenden Erwar- tungshaltung: Sie möchten die Potenziale der Digitalisierung im Gesundheitswesen intensiv nutzen. Digital aktive Patienten bestimmen heute entscheidend mit über Erfolg bzw. 58 ls 03-2018 „Biotechnologie“

Rote Biotechnologie macht. Bezüglich digitaler Anwendungen besteht aber noch erheblicher Handlungs- bedarf. Aus unserer Sicht sollte sich der Gesetzgeber drei entscheidende Fragen stellen. Erstens: Auf welchem Weg und unter Ein- beziehung welcher Institutionen kommen digitale Anwendungen in die Regelversor- gung? Zweitens: Nach welchen Kriterien werden Qualität und Nutzen evaluiert, um thera- peutische digitale Anwendungen von Lifestyle-Anwendungen abzugrenzen? Und drittens: Wie werden der Erstattungs- prozess und die ärztliche Honorierung für digitale Anwendungen organisiert? NICE unterstützt deprexis und evaluiert Einsatzpotenzial Ein Blick über die Landesgrenzen zeigt, dass zunehmend auch wichtige Entschei- dungsträger im Gesundheitswesen die Bedeutung digitaler Therapien für den Versorgungsalltag anerkennen. Um die Versorgung psychisch kranker Menschen in England zu verbessern, wurde dort zum Beispiel die Zukunftsiniti- ative „Improving Access to Psychological Therapies (IAPT)“ gestartet. Im Zentrum steht die Evaluierung digitaler Anwendun- gen, wie zum Beispiel von Online-Thera- pieprogrammen. Aufgrund der robusten Datenlage hat das zuständige National Ins- titute for Health and Care Excellence (NICE) am 23. Januar 2018 empfohlen, deprexis in das IAPT-Programm aufzuneh- men.2 Fazit: Digitale Innovationen müssen zukunftsfähig werden Digitale Gesundheitsprodukte können bestehende Versorgungslücken schließen und zu einer effizienteren, oft sogar auch kostengünstigeren Gesundheitsversor- gung in Deutschland beitragen – wie Untersuchungen am Beispiel deprexis24 gezeigt haben. Trotz bestmöglicher Evidenz gleicht die derzeitige Situation hinsichtlich der Erstattung digitaler Anwendungen zuwei- len dem berüchtigten Kampf gegen Wind- mühlen. Daher sind nun zeitnah klare ge- setzliche und Erstattungsregeln gefordert, um Patienten auch mit digitalen Anwendungen helfen zu können. Rahmenbedingungen H b m G d n a h c s t u e D l r e i v r e S © : n o i t a r t s u l l I Hier können studienbasierte digitale Anwendungen helfen. Ein Vorteil dabei: Sie können zeit- und ortsunabhängig verwendet werden. Zum Beispiel kann das Online-Therapieprogramm deprexis241 von Ärzten als weitere Option neben der Pharmakotherapie genutzt werden, wenn eine Face-to-Face-Psychotherapie nicht zeitgerecht zur Verfügung steht oder vom Patienten nicht gewünscht ist. deprexis24 ist ein in klinischen Studien untersuchtes Online-Therapieprogramm zur Unterstüt- zung der Behandlung von leichten bis mit- telschweren Depressionen. Die Effektivität und Sicherheit dieser Behandlung wurde in elf wissenschaft- lichen Studien nachgewiesen, an denen mehrere Tausend Patienten in Deutsch- land und den USA teilgenommen haben. Effektiv und wirtschaftlich – aber kein Rechtsanspruch für Versicherte? Bieten digitale Anwendungen wie deprexis24 zusätzlich zum belegten Nutzen für Pati- enten auch einen Nutzen für die Kosten- träger? Hierzu hat Professor Wolfgang Greiner, Universität Bielefeld, eine gesundheitsökonomische Evaluation beim 6. Bayerischen Tag der Telemedizin im Juni 2018 in München vorgestellt. Aus der randomisiert-kontrollierten Studie geht hervor: deprexis24 ist wirtschaftlich und reduziert die GKV-Gesamtkosten deutlich. Insgesamt wurden Daten von 3.805 Studienteilnehmern ausgewertet. 1) Vertrieb: Servier Deutschland GmbH, München; Hersteller: GAIA AG, Hamburg 2) deprexis ist der internationale Markenname des in Deutschland als deprexis24 vertriebenen Programms 60 ls 03-2018 „Biotechnologie“ Die Autoren der Studie empfehlen den Einsatz des Online-Therapieprogramms aus gesundheitsökonomischer Perspek- tive eindeutig. In der Interventionsgruppe zeigte sich im Zeitraum von einem Jahr nach Beginn der Programmnutzung: Die Depressivität wurde signifikant reduziert, die berufliche und soziale Funktionsfähig- keit wurde signifikant gesteigert, ebenso die gesundheitsbezogene Lebensqualität – und schließlich reduzierten sich auch die GKV-Gesamtkosten um rund 32% (ohne ambulante Kosten). Im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigte sich eine signifikant größere Besserung der oben genannten Parameter. Eine digitale Anwendung, die Patien- ten hilft und zudem für die Leistungs- erbringer wirtschaftlich ist – das müss- te eigentlich ein „Selbstläufer“ sein. Umso erstaun licher ist es, dass Versi- cherte derzeit keinen Rechtsanspruch auf digitale Anwendungen haben, selbst bei umfangreichen Belegen zum medizinischen und gesundheitsökono- mischen Nutzen. Klare politische und gesetzliche Rahmenbedingungen gefordert Daher ist es zwingend notwendig, zeitnah klare politische und gesetzliche Rahmen- bedingungen zu schaffen, um Patienten als Ergänzung zu herkömmlichen Thera- pien die bestmögliche Versorgung mit digitalen sowie herkömmlichen Therapien zu bieten. Mit dem E-Health-Gesetz und der E-Health-Initiative des Bundesgesund- heitsministeriums wurde ein Anfang ge-

Rote Biotechnologie CAR-T-Zellen machen das Rennen Zellbasierte Gentherapien befinden sich im Aufbruch Wir erleben spannende Zeiten für die Zell- und Gentherapie. Im Jahr 2017 erreichten bahnbrechende neue Therapieformen die Patienten und sorgten für viel Bewegung im Markt. Zwar handelt es sich nicht um die ersten jemals zugelassenen Gentherapien, doch anders als die bisherigen „Türöffner“ Glybera und Strimvelis haben sie das Potenzial, auch wirtschaftlich erfolgreich zu werden. Mit der US-amerikanischen Zulassung (FDA) für Kymriah von Novartis und kurz darauf für Yescarta von Kite Pharma wurde das Rennen eröffnet. Von Dr. med. Christine Günther CAR-T-Programm von Legend Biotech. Auch in der Europäischen Union stehen die CAR-T-Therapien kurz vor der Marktzu- lassung: Im Juni erteilte der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) ein positives Votum für Kymriah sowie für Yescarta. Wo Licht ist, ist auch Schatten Für die Behandlung mit den derzeit zuge- lassenen CAR-T-Therapien gelten aller- dings strenge Einschränkungen: So dürfen nur Patienten behandelt werden, die be- reits Rückfälle erlitten haben und nicht auf Standardtherapien ansprechen. Ein Grund dafür sind die schweren Nebenwir- kungen, die CAR-T-Therapien durchaus risikoreich machen. Zum einen tragen auch B-Zellen das CD19-Antigen auf ihrer Oberfläche und werden zerstört, dadurch wird eine Immunschwäche verursacht. Zum anderen kann durch eine überschie- ßende Immunreaktion ein lebensbedroh- licher Zytokinsturm ausgelöst werden. Auch die hohen Kosten (Bsp. Yescarta: 375.000 USD) sind problematisch. Die Preise werden mit den hohen Entwicklungs- kosten begründet, aber auch mit der auf- wendigen Herstellung: Es handelt sich um autologe Therapien, d.h., sie werden indi- viduell für jeden Patienten aus seinen eige- nen T-Zellen hergestellt. Hämatopoetische Stammzellen kommen Nicht zuletzt deshalb wächst auch das Interesse an anderen Zelltypen und an al- logenen, d.h. spenderbasierten Therapie- formen. Im Juni konnte das junge Unter- nehmen Magenta Therapeutics bei seinem Börsengang (IPO) gleich 100 Mio. USD ein- werben. Magenta Therapeutics hat zum a m r a h p o B i h t e c p a © : o t o F B eide Medikamente beruhen auf der CAR-T-Technologie und wurden zu- nächst für verschiedene Unterfor- men des B-Zell-Malignoms, einer Art Blut- krebs, zugelassen. Die Technologie beruht auf der genetischen Veränderung der Im- munzellen des Patienten: Aus seinem Blut werden T-Zellen gewonnen und genetisch verändert, sodass sie einen chimären Anti- genrezeptor (CAR) exprimieren. Dieser ist gegen das CD19-Molekül auf den Krebszel- len des Patienten gerichtet. Die so aktivier- ten T-Zellen werden dem Patienten wieder verabreicht und erkennen und bekämpfen die Tumorzellen. Viele weitere Pharma- unternehmen sehen ebenfalls das Poten- zial, und Biotechunternehmen mit CAR-T- Programmen werden zu heiß begehrten Übernahmekandidaten. Gilead Sciences erwarb 2017 nicht nur Kite Pharma, son- dern auch Cell Design und schmiedete eine milliardenschwere Partnerschaft mit San- gamo für das Gene Editing (gezielte Gen- korrektur) von CAR-T-Zellen. Celgene legte ganze 9 Mrd. USD für das Biotechunterneh- men Juno auf den Tisch und Johnson & Johnson sicherte sich die Rechte an dem 62 ls 03-2018 „Biotechnologie“ Ziel, die Transplantation von hämatopoe- tischen Stammzellen sicherer und effekti- ver zu machen. Hämatopoetische, also blutbildende Stammzellen werden zur Bekämpfung von Leukämien und Auto- immunerkrankungen transplantiert. Viel beachtet in der US-amerikanischen Bio- techszene wird auch bluebird bio. Seine zwei am weitesten fortgeschrittenen Pro- duktkandidaten sind Gentherapien gegen schwere Erbkrankheiten: Lenti-D zur Behandlung von zerebraler Adrenoleu- kodystrophie und LentiGlobin zur Be- handlung von transfusionsabhängiger -Thalassämie sowie schwerer Sichelzell- anämie. Beide Therapien beruhen auf hämatopoetischen Stammzellen, die ex vivo mit einer funktionalen Kopie des de- fekten Gens ausgestattet werden. Ende April wurden im New England Journal of ZUR AUTORIN Dr. med. Christine Günther führt seit 2008 als Geschäftsführerin (CEO) und Medizinische Leitung (CMO) das Biotechunternehmen apceth Biopharma in München. Dr. Günther studierte Humanmedizin an der LMU München, promovierte im Bereich Experimentelle Transplantation und war seit 1999 als Fachärztin für Innere Medizin und Internistische Hämatologie/Onkologie tätig.

Rote Biotechnologie Schwankungen sind erlaubt Verbreiterung der F&E-Pipeline als Basis für ein verstetigtes Geschäftsmodell Die Zahlen eines Biotechunternehmens mit Fokus auf die Forschungs- und frühe klinische Entwicklungsphase in der Medikamentenentwicklung verlaufen aufgrund der Natur des risikoreichen Projektgeschäfts meist nicht stetig, sondern sie sind selbst im Erfolgsfall abhängig von der Höhe der Anzahlung, vom allgemeinen Projektfortschritt nach der erfolgten Lizenzierung oder Zeitpunkt und Höhe der vereinbarten Meilensteinzahlungen und vielem mehr. Von Dr. Claus Kremoser und Thomas Hoffmann Abb. 1: Entwicklung von Umsatz und Jahresergebnis in den Geschäftsjahren 2008-2017 in TEUR 150.000 Umsatzerlöse Jahresergebnis (nach Steuern) durchschnittliche Umsatzerlöse von 2008-2017 durchschnittliches Jahresergebnis von 2008-2017 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 90.000 30.000 20.000 10.000 0 -10.000 Quelle: Phenex Pharmaceuticals AG 2018 D ie Phenex Pharmaceuticals AG ist eines der erfolgreichsten deut- schen Biotechunternehmen der letzten zehn Jahre. Mit zwei Lizenzierun- gen von Forschungsprogrammen an Pharmaunternehmen (Phenex-Janssen- Deal, 2012; Phenex-Gilead-Deal, 2014) konnte die Gesellschaft durch Up-front- und Meilensteinzahlungen Umsatzerträge in Höhe von 229,6 Mio. EUR, Gewinne vor Steuern (EBIT) von 166,8 Mio. EUR und Gewinne nach Steuern in Höhe von 114,5 Mio. EUR (jeweils Basis GJ 2008–2017) generieren. Das entspricht einer durch- schnittlichen nachsteuerlichen Umsatz- rendite von 49,85% über den Zehnjahres- zeitraum und einem Faktor von größer als sechs auf das hierfür eingesetzte Eigen- kapital – eine Profitabilität, die in einer an- deren Branche kaum zu erwirtschaften ist. 64 ls 03-2018 „Biotechnologie“ Die Beurteilung des Zukunftsgeschäfts erfordert Expertenkenntnisse Wenn man die stark schwankenden Zahlen (Abb. 1) betrachtet, wird klar, dass Umsatz- prognosen und damit auch Biotechunterneh- menswerte für Personen ohne besondere Branchenkenntnisse schwer einzuschätzen sind. Die Folge davon ist, dass die vorbörs- liche Finanzierung von Biotechunternehmen eigentlich nur durch spezialisierte Venture- Capital-Fonds erfolgen kann. Sollte eine Finanzierung über einen Börsengang oder nachfolgende öffentliche Platzierungen ange- strebt werden, muss das Unternehmen spezi- elle, mit eigenem Research ausgestattete Fonds um ein Investment in das Unterneh- men bewerben. Die Möglichkeit der Erwirt- schaftung einer sehr attraktiven Rendite für Finanzinvestoren im Biotechsektor bleibt damit faktisch einem sehr kleinen Kreis von Experten vorbehalten. Dementsprechend steht den Biotechunternehmen auch nur ein sehr kleiner Teil des Kapitalmarkts zur Verfügung. Fluch der Abhängigkeit vom Erfolg eines Lead-Projektes In der Regel beruhen die stark schwanken- den Zahlen von der finanziellen Abhängig- keit des Biotechunternehmens auf einem dominierenden Hauptprojekt. So auch bei uns. Die großen Umsatz- und Gewinnaus- schläge insbesondere im GJ 2016 beruhten auf der Erreichung von zwei aufeinanderfol- genden klinischen Meilensteinen auf dem FXR-Rezeptor in der Kooperation mit dem amerikanischen Unternehmen Gilead Scien- ces Inc. in einem einzigen Geschäftsjahr. Solche Umsätze und Gewinne zu realisieren, ist natürlich grundsätzlich gut. Im Hinblick auf die Kommunizierbarkeit des Geschäfts- modells an Nichtexperten würde man sich allerdings aus Sicht des Unternehmens eine ausgeglichenere Ergebnisverteilung über die Geschäftsjahre hinweg wünschen. ZU DEN AUTOREN Dr. Claus Kremoser studierte Biochemie in Tübingen und München. Er gründete 2002, zusammen mit Thomas Hoffmann und vier weiteren Kollegen, die Phenex AG, deren Vorstand und CEO er seitdem ist. Hoffmann ist CFO der Phenex AG.

Rote Biotechnologie Auf dem Weg zur Zulassung Wie Mooszellen Menschenleben retten können „Ohne Moos nix los“: Das gilt auch für die Greenovation Biotech GmbH, einen Hersteller von therapeutischen Biopharmazeutika. Moos – genauer gesagt das Blasenmützenmoos – ist die Basis für hochspezifische Medikamente, die bei seltenen Erkrankungen des Menschen Linderung versprechen. Von Dr. Thomas Frischmuth Moos ist genügsam und erzeugt viel Biomasse Moos gibt sich im Gegensatz zu tierischen Zellen, die ebenfalls in der Medikamen- tenproduktion eingesetzt werden, mit wenig zufrieden: Zum Wachstum reichen Licht, Kohlendioxid und Mineralien. Ein weiterer Vorteil der Moospflanzen: Sie sind deutlich unempfindlicher und leichter zu kultivieren. Zudem gibt es keine Verunreinigungen durch tierische Produkte oder Krankheitserreger. Moos ist eine höhere Pflanze, die Eiweiße mit der komplexen Struktur von höheren Lebewesen produzieren kann. Zudem lässt sich Moos relativ einfach in Bioreaktoren kul- tivieren. Das Blasenmützenmoos hat einen kurzen Lebenszyklus und erzeugt in dieser Zeit viel Biomasse – und damit auch eine große Menge des gewünschten Enzyms. Produktion in Hightechlaboren Greenovations Produktionsräume erwecken einen sehr fortschrittlichen Eindruck: glän- ZUM AUTOR Dr. Thomas Frischmuth ist promovierter Biologe und seit 2011 Geschäftsführer der Greenovation Biotech GmbH. 15 im akademischen Bereich folgten zehn Jahre als Biotechmanager – bei Wagniskapitalgebern und bei F&E- Unternehmen. Jahren H b m G h c e t o B i n o i t a v o n e e r G © : o t o F M it dem erfolgreichen Abschluss der klinischen Phase-I-Studie für eine Enzymersatztherapie zur Behandlung der seltenen Krankheit Mor- bus Fabry hat das Life-Science-Unterneh- men einen großen Schritt in Richtung Vermarktung eines fertigen Medikamentes gemacht. Das von Greenovation entwickelte Medikament moss-aGal wurde in zwei Studienzentren an sechs Patienten getes- tet. Dabei wurden keine Nebenwirkungen und eine gute Verträglichkeit festgestellt. Bei allen Studienteilnehmern konnte eine Verringerung der Menge der Fettsäure Globotriaosylceramid (Gb3) im Urin ge- messen werden, was auf eine gute Wirk- samkeit des Enzyms hinweist. Die seltene Krankheit Morbus Fabry ist eine genetisch bedingte Stoffwechselstörung, die zur Akkumulation von Gb3 in Zellen und lang- fristig zur Schädigung von Organen bis hin zum Organversagen führen kann. Der wesentliche Vorteil des Medika- ments von Greenovation liegt in einem genetisch veränderten menschähnlichen Glykosilierungsmuster, das eine schnellere Aufnahme des Enzyms in die Nieren- endothelzellen erwarten lässt. Durch die spezifische Technologie von Greenovation werden Verunreinigungen durch tierische Giftstoffe oder Krankheitserreger vermie- den. In einem nächsten Schritt soll direkt in die klinischen Phasen II und III des Zulas- sungsprozederes für moss-aGal eingestie- gen werden. Greenovation geht davon aus, dass bereits zur Mitte des kommenden Jahrzehnts ein marktreifes Medikament für den europäischen Raum kommerziell zur Verfügung steht. 66 ls 03-2018 „Biotechnologie“

Rote Biotechnologie Rückgrat zeigen Von der versteckten Vielfalt deutscher Technologiefirmen In vielen Übersichtsartikeln oder Branchenreports zur Lage oder Entwicklung der deutschen Biotechnologieindustrie wird häufig auf die sogenannten „Leuchttürme“ fokussiert, insbesondere die Medikamentenentwickler. Doch was befindet sich um diese Leuchttürme herum – blanke Ödnis? Natürlich nicht! Ein Reisebericht. Von Dr. Georg Kääb für diese chiracon GmbH, die der pharmazeu- tischen Industrie langjähriges Know-how in der chiralen Chemo- und Enzymkata- lyse für die moderne Wirkstoffsynthese in GMP-Umgebung anbietet. Auch an anderen Standorten in der Republik bieten mittelständische Biotech- nologiefirmen spezielle Hilfsmittel oder Know-how frühe Wirkstoff- forschung an. In Dortmund hat sich das „Lead Discovery Center“ einen Namen gemacht, das akademische Projekte auf Industrie niveau hebt und durch zahlrei- che Kooperationen mit Big Pharma den Mehrwert für diese bereits belegt hat. Im beschaulichen Regensburg übernimmt die recht neue, als ehemaliger AMGEN-Stand- ort mit langjähriger Expertise versehene Assay.Works GmbH die Aufgabe, mit höchstqualitativem Hochdurchsatz nach dem geeigneten Wirkstoff-Musterkandidaten zu suchen. Die Firma origenis in Martins- ried wiederum betreibt neben dem Dienst- ZUM AUTOR Dr. Georg Kääb ist Unternehmenssprecher, Leiter Corporate Communications, der BioM Biotech Cluster Development GmbH in Martinsried. Der studierte Biologe hat am Max-Planck-Institut für Neurobiologie promoviert. m o c . e b o d a . k c o t s – a k o o b l , x m x e a © l : n o i t a r t s u l l I W er entlang der Pharma-Wert- schöpfungskette zu denken ge- wohnt ist, begegnet auf einer „Rundreise“ vielen Biotechnologiefirmen, die ihre Technologie- und Serviceangebote während der ersten Stufen der Medi ka- mentenentwicklung anbieten. Hierzu gehören z.B. Targetidentifikation, -validierung, -opti- mierung, Drug Discovery, Lead-Optimierung, -Design, analytische Technolo gien, Bio- Geweberessourcen, Modellsysteme etc. bis hin zu Produktionstechno logien oder Logis- tik und Qualitätsprüf verfahren. So wurde beispielsweise im Cluster HealthCapital Berlin-Brandenburg 2017 extra das ZIM-geförderte Netzwerk „Network for Pharma Solutions“ gegrün- det. Der Fokus des Netzwerks liegt primär auf den ersten Stufen der Wertschöpfung eines Drug-Discovery-Zyklus, wobei wei- terführende Entwicklungsstufen nicht ausgeschlossen sind. Das derzeit aus etwa 50 Partnern bestehende Netzwerk bietet mit einem Leistungsportfolio in den Berei- chen Drug Discovery, Targetvalidierung, Lead-Optimierung und Drug Targeting u.a. potenziellen Kunden, Partnern und auch Investoren vielfältige Anknüpfungs- punkte zur Partizipation und Kooperation. Ein Netzwerkpartner ist die EPO Berlin- Buch GmbH, die einen komplexen Service für die Entwicklung neuer Antitumor- substanzen und neuer Therapiekonzepte anbietet. Mit individuellen Tumormodel- len kann EPO neue Zielmoleküle identifi- zieren, Substanzen testen oder spezifische pharmakologische Studien durchführen. Ein weiterer Partner des Netzwerks ist die 68 ls 03-2018 „Biotechnologie“

Industrielle Biotechnologie Die nächste biotechnologische Revolution Im Schatten von „Industrie 4.0“ spielt sich in der Biotechnologie ein revolutionärer Wandel ab Im Zusammenspiel von Miniaturisierung, Automatisierung und Digitalisierung wird die Entwicklung biotechnologischer Prozesse und Produkte neu gedacht. Mikroreaktoren aus dem 3D-Drucker, Mehrkanalpipetten, LIMS-Software zur Datenerfassung und -aufbereitung – die biotechnologische Forschung und Entwicklung hat in den letzten Jahren und J ahrzehnten schon so einige Umwälzungen erfahren. Nun aber laufen die zugrunde liegenden Entwicklungen – Miniaturisierung, Automatisierung und Digitalisierung – zusammen und können zu einem Paradigmenwechsel führen, der Entwicklungsstrategien, Geschäftsmodelle, aber auch Arbeitswelt und Ausbildung grundlegend verändert. Von Dr. Kathrin Rübberdt Kultivierung von Mikroorganismen findet inzwischen in Mikrosystemen statt, die von Laborrobotern „betreut“ werden. Mit der Mikrofluidik befinden wir uns auf dem Weg in die nächste Miniaturisierungsstufe. Für die Vielzahl an Daten, die durch die neuen, automatisierten Methoden generiert werden, stehen inzwischen auch Algorith- men zur Auswertung zur Verfügung – und die Biotechnologie mit ihrer enormen Zahl an relevanten Messwerten und Parame- tern erscheint geradezu prädestiniert für die Auswertung mittels Big-Data-Metho- den und künstlicher Intelligenz. Und die Entwicklungen beschränken sich nicht nur auf das Labor. Produktions- prozessdaten werden bald in derselben Weise wie Labordaten jederzeit digital verfügbar und nutzbar sein, um damit Rübberdt ZUR AUTORIN Dr. Kathrin studierte Chemie in Göttingen und Leipzig und Betriebswirtschaftslehre an der Fern- universität Hagen. Sie leitet die Biotechno- logie und die Kommunikation bei der DECHEMA. A M E H C E D © : o t o F I n einem neuen DECHEMA-Papier haben die Autoren beschrieben, wie dieser Paradigmenwechsel aussehen könnte. Unter dem Titel „Neuer Schub für die Biotechnologie“1 beschreiben sie die aktu- ellen Entwicklungen und analysieren, wie sich aus deren Konvergenz neue Wege für Forschung und Entwicklung eröffnen lassen. Automation, Digitalisierung, Miniaturisierung: jedes für sich ein Game Changer Schon heute wird sichtbar, in welche Rich- tung sich die Biotechnologie entwickeln könnte: Dank Automation können heute 1) „Neuer Schub für die Biotechnologie“, DECHEMA 2018 über 10.000 genetisch veränderte Stämme in nur einer Woche gezielt erzeugt und au- tomatisiert getestet werden. Die Enzym- entwicklung geht in eine ähnliche Rich- tung. Die Modularisierung, wie sie in der synthetischen Biologie mit ihren „Baukas- tenkonzepten“ sichtbar wird, hat die Denk- weise der Wissenschaftler verändert und die Biotechnologie einem ingenieurmäßigen Zugang geöffnet. Besonders das Beispiel der Gensequenzierung zeigt, wie mithilfe von Automatisierung und Miniaturisierung Geräte geschrumpft sind – aktuell ist eine Gensequenzierung bereits auf einem USB- Stick-basierten Gerät möglich – und Ent- wicklungszeiten extrem verkürzt wurden. Doch die Effekte kommen nicht nur auf molekularer Ebene zum Tragen. Auch die 70 ls 03-2018 „Biotechnologie“

Industrielle Biotechnologie Bioökonomie konkret Neue Wertschöpfungsketten entstehen aus regionalen Netzwerken Dass die Bioökonomie eine gesamteuropäische und sogar globale Dimension hat, ist hinlänglich bekannt. Die EU hat nicht nur eine Bioökonomiestrategie publiziert (2012), sondern sogar der Bio-Based-Industries-PPP (PPP = Public-Private Partnership) eine zentrale Rolle im aktuellen Forschungsrahmenprogramm Horizont 2020 eingeräumt. Von Dennis Herzberg m o c . e b o d a . k c o t s – e g n a L e t s u g u A © : n o i t a r t s u l l I Die Bioökonomie hat eine globale, europäische, aber vor allem auch regio nale Perspektive. A uch im kommenden Programm Horizon Europe wird die Bioöko- nomie absehbar wieder eine ent- scheidende Rolle spielen. Und auch der Circular Economy Action Plan betont die positive Rolle der Bioökonomie in einer zukünftigen zirkulären Wirtschaftsform, beispielweise für die Nutzung alternativer, nachwachsender Rohstoffe anstelle fossi- ler Quellen.1 Europäischer Rahmen Die öffentliche Hand investiert also wei- terhin beständig in dieses Gebiet. Allein über die Aktivitäten in der Societal Chal- lenge 2 und dem Biotechnologiebereich in 1) Communication from the Commission to the European Parliament, the Council, the European Economic and Social Committee and the Committee of the Regions: Closing the loop – An EU action plan for the Circular Economy, EC 2015 2) JRC Science for Policy Report Bioeconomy Report 2016, Joint Research Centre 2017 3) Interim Evaluation of the Bio-based Industries Joint Undertaking (2014-2016) operating under Horizon 2020, European Union, 2017 der Säule „Industrial Leadership“ werden im aktuellen Rahmenprogramm rund 4,2 Mrd. EUR für Bioökonomiethemen bereitgestellt.2 Über die PPP sollen von 2014 bis 2020 weitere 975 Mio. EUR durch die EU und 2,7 Mrd. EUR an privaten Mit- teln investiert werden. Das Ziel der PPP, das Scale-up von innovativen Technologien in den Pilot- oder Demonstrationsmaßstab zu fördern, scheint auf einem guten Weg: Rund 73% der BBI-Mittel flossen in die sogenannten Demo- und Flagshipprojekte, die genau auf diese Bereiche abzielen.3 Damit scheint die PPP tatsächlich in der Lage zu sein, das viel zitierte Valley of Death zumindest teilweise zu überbrü- cken. Die Bioökonomie rückt damit auf breiter Front näher an die industrielle Umsetzung und den Markt heran. Regionale Limitationen Auf den ersten Blick scheint die Bioöko- nomie also eine primär europäische Perspektive zu haben: Sowohl der strategi- 72 ls 03-2018 „Biotechnologie“ sche Rahmen als auch die Investitions- mittel stammen in erster Linie aus dem europäischen Umfeld. Dennoch hat die Bioökonomie sehr wohl auch eine regio- nale Perspektive, denn Bioökonomie findet vor Ort statt. Sie adressiert regio- nale Rohstoffe, regionale Akteure und zunächst auch regionale Wertschöpfungs- ketten. Welche Konsequenzen daraus erwach- sen, untersucht das von CLIB koordinierte „Regionale Innovationsnetzwerk Stoff- ströme“. Es wird vom NRW-Wissenschafts- ministerium gefördert und untersucht, wie Rest- und Seitenströme in der Region Rheinland einer möglichst effizienten Ver- wertung zugeführt werden können. Dabei wird in erster Linie auf regionale Lösun- gen für eine stoffliche Nutzung abgezielt, eine energetische Nutzung soll möglichst am Ende der Nutzungskaskade stehen. Das Regionale Innovationsnetzwerk Stoff- ströme kombiniert hierfür die Netzwerke ZUM AUTOR Dennis Herzberg ist Leiter der Geschäftselle von CLIB2021 und koordiniert die ope- rativen Tätigkeiten des Clusters. Er stu- dierte Biowissenschaften, Biotechnologie und Innovationsmanagement an der WWU Münster.

Standort Deutschland Etablierte Strukturen Deutschlands BioRegionen sind startklar für den nächsten „Boost“ Der Aufbau von Neuem braucht Kristallisationspunkte. Dies galt in den 1990er-Jahren auch für die Biotechnologiebranche in Deutschland. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung initiierte daher 1996 den BioRegio-Wettbewerb, um regionale Konzepte zu fördern und Strukturen zu etablieren, die optimale Rahmenbedingungen für die wissenschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung der Branche bieten. „BioRegios boost Biotechnology“ titelte damals das Wissenschafts- journal Science. Denn die Initiative verfing und hat bis heute zum Aufbau von 31 regionalen Biotechnologie-Netzwerken und -Clustern (BioRegionen) geführt. Von Dr. Hinrich Habeck Hilfestellung beim Einwerben von Finanz- mitteln, den Aufbau von Inkubatoren und Acceleratoren und die Beförderung des Diskurses über Chancen und Möglichkei- ten der Biotechnologie. Die BioRegionen hatten und haben maßgeblichen Anteil daran, dass sich die Biotechnologie als Schlüsseltechnologie und wichtiger Wirtschaftsfaktor in Deutschland gut etabliert hat und durch ihre vielfältigen Anwendungen inzwischen unverzichtbar geworden ist – sei es in der Medikamentenentwicklung oder in vielen anderen industriellen Prozessen. ZUM AUTOR Dr. Hinrich Habeck ist seit 2017 Sprecher des Arbeitskreises der BioRegionen und seit 2012 Geschäftsführer der Life Science Nord Management GmbH, die als Clustermanagement-Agentur der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein deren Life-Science-Aktivitäten bündelt und stra- tegische Projekte initiiert. Davor arbeitete der promovierte Biologe in verschiedenen Biotech- und Diagnostikunternehmen und der IP Asset Managementagentur Ascenion. S o unterschiedlich diese Netzwerke und Cluster hinsichtlich ihrer Größe, Zusammensetzung und Organisationsform auch sein mögen, eint sie doch die gemeinsame Zielset- zung ihrer Arbeit: die Förderung von biotechnolo gischen Innovationen und somit der Biologisierung der deutschen Industrie. Dies umfasste und umfasst in der täg- lichen Arbeit vor Ort u.a. den Aufbau von Netzwerken zwischen Wissenschaft, Unternehmen und Politik, die Initiierung von Projekten, Gründungsunterstützung, 74 ls 03-2018 „Biotechnologie“

Standort Deutschland c r u K a r h e Z © : o t o F Der Arbeitskreis der BioRegionen Deutschlands zeichnet drei Forschungsprojekte mit dem Innovationspreis aus. Der mit je 2.000 € dotierte Preis geht an Forscher aus Aachen, Mannheim und Magdeburg. Der bereits zum elften Mal veranstaltete Wettbewerb prämiert herausragende Ideen und Patente im Bereich Biotechnologie und Lebenswissenschaften. Kräfte bündeln, um gemeinsam mehr zu erreichen: AK BioRegio Im Jahr 2004 setzten die verschiedenen regionalen Initiativen in ihrem Zusammen- wirken das um, was Kern jeder Netzwerk- und Clusterarbeit ist, nämlich diejenigen Dinge gemeinsam zu tun, die man am besten gemeinsam macht, um mehr zu erreichen: In Leipzig gründete sich der Arbeitskreis der BioRegionen (AK BioRegio). Seitdem verfolgt dieser Zusammenschluss vier Ziele: Professionalisierung der Arbeit und Entwicklung von Best Practices für Maßnahmen zur Innovationsförderung durch den Austausch zwischen den verschiedenen BioRegionen; Umsetzung von gemeinsamen Aktio- nen und Vorhaben, wie beispielsweise dem seit 2007 vergebenen Innovations- preis zur bundesweiten Förderung an- wendungsorientierter Ideen aus Hoch- schulen oder den gemeinsam mit BIO Deutschland organisierten Biotechno- logietagen; für weitere Ausgestaltung der Rahmenbe- dingungen Innovationsförderung durch die zielgerichtete Beratung von und den Diskurs mit politischen Entscheidungsträgern auf kommuna- ler, regionaler, Landes- und Bundes- ebene; Information der Gesellschaft über Vor- teile und Chancen der Biotechnologie. Natürlich haben die einzelnen BioRegio- nen primär den Auftrag, die Innovations- und Wirtschaftskraft in ihrer jeweiligen Region zu stärken. Doch die Zusammenar- beit im Arbeitskreis ist vertrauensvoll, erfolgreich und von dem Verständnis geprägt, dass wesentliche Entscheidun- gen für die Arbeit in den BioRegionen auf Bundesebene getroffen werden und eine gemeinsame Stimme und Interessenver- tretung allen gleichermaßen hilft. Seit 2009 ist die Geschäftsstelle des AK BioRegio bei BIO Deutschland angesiedelt und Zeichen der guten Kooperation zwi- schen beiden Organisationen. Startklar für den nächsten Schub Nicht alle Ziele und Wünsche, die der AK BioRegio hatte, sind bisher erfüllt. So erhoffte man sich von dem Zusammenschluss der Regionen zum Beispiel auch eine verstärkte Sichtbarkeit und Attraktivität, um mehr Wagnis- kapital für die Entwicklung der Biotechindus- trie zu mobilisieren – etwas, das in Deutsch- land bisher nur rudimentär gelungen ist. Umso größer sind die Erwartungen, die der AK BioRegio an die im aktuellen Koaliti- onsvertrag beschriebenen Vorhaben zur Stärkung der Biotechnologie in Deutschland hat. Denn die geplante Plattform für „Indus- trielle Bioökonomie“ und die angekündigte Agenda „Von der Biologie zur Innovation“ können das Potenzial haben, der nächste „Boost“ für die Biotechnologie in Deutsch- land zu sein. Bei deren Gestaltung wird der AK BioRegio versuchen, seine geballte Expertise der vor Ort aktiven Unterstützer für biotechnolo gische Innovationen einzu- bringen. Und für deren Umsetzung sind die gut etablierten Strukturen der BioRegionen sicherlich ein wichtiger Pfeiler. 76 ls 03-2018 „Biotechnologie“

Standort Deutschland Vielfalt als Reichtum BIO.NRW: Ein Cluster schreibt Erfolgsgeschichte Nordrhein-Westfalen gilt als eines der führenden Innovationszentren in Europa. Über 500 Unternehmen aus der breit gefächerten Life-Sciences-Branche kennzeichnen Fortschritt und Innovation. Davon weisen 115 Unternehmen einen klaren Biotechschwerpunkt aus. Das Bundesland überzeugt durch seine Vielfalt, die der Cluster BIO.NRW geschickt zu bündeln weiß. Von Robert Steininger V or zehn Jahren wurde der Cluster BIO.NRW mit der Intention gegrün- det, die komplette Biotechland- schaft im Land von Rhein und Ruhr einheit- lich darzustellen und intern sowie extern zu präsentieren. Im Jahr 2011 wurde mit der BIO Clustermanagement NRW GmbH ein wirtschaftlich aktiver Teil gegründet, der in Bezug auf Drittmittelprojekte, Dienst- leistungen und Mitarbeiter seit seiner Gründung deutlich gewachsen ist. Besonderheiten und Schwerpunkte berücksichtigen In der Arbeit des Clusters sollen die jewei- ligen Besonderheiten und Schwerpunkte in den einzelnen Regionen des Bundeslan- des berücksichtigt werden. Zugleich berät und informiert der Cluster die Vertreter der Landespolitik durch die wissenschaft- liche und technologische Expertise seiner Mitarbeiter. Ein weiterer Grundpfeiler der Clusterarbeit ist die Unterstützung des Technologietransfers. Dazu haben die Ver- antwortlichen ein Netzwerk aufgebaut, in dem alle relevanten Stakeholder der nord- rhein-westfälischen Biotechnologe ihren Platz finden: von Start-ups über KMU bis hin zu den traditionellen Konzernen wie Bayer und Evonik. Dazu Finanzierer aus Banken, Venture Capital und Private Equity sowie einer stetig wachsenden Business- Angels-Szene. Dieses BIO.NRW-Netzwerk widmet sich der zunehmenden Internatio- nalisierung der Szene, der notwendigen Finanzierung von Forschung und Entwick- lung, der Nachwuchsförderung und des Standortmarketings sowie der Koopera- tionsvermittlung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft und den Firmen unterein- 78 ls 03-2018 „Biotechnologie“ ander. Insbesondere der Zusammenarbeit zwischen Konzernen und Mittelständlern einerseits und Start-ups andererseits kommt eine große Bedeutung zu, sind Erstere doch mehr denn je auf die „Ideen von morgen“ angewiesen. Ein Unterschied zu anderen Clustern: In NRW findet keine Limitierung auf einzelne Bereiche der Life Sciences statt, etwa auf die medizinische oder die industrielle Biotechnologie. So wird ein großer Wert auf die „Vollständig- keit“ der Technologien gelegt, um „Schnitt- flächen-Innovationen“ nicht zu verlieren. Erfolgreicher Maßnahmenkatalog Die Umsetzung dieser Vorhaben beinhaltet auch mehrere inzwischen gut etablierte Veranstaltungsformate (Workshops, Sym- posien etc.) wie die BIO.NRW.academy oder BIO.NRW.red-Plattformtreffen zur weiteren Netzwerkbildung. Hervorzuhe- ben ist beispielsweise auch der BIO.NRW Business Angel Zirkel, eine Gruppe von aktiven Investoren. Seit 2011 wurden in diesem Zirkel in Zusammenarbeit mit VC- Investoren, der NRW.BANK oder dem High-Tech Gründerfonds über 120 Start- ups bzw. deren Projekte präsentiert, wobei es sich nicht um klassische Pitches handelte. Der Zirkel unterstützt neben der Finanzierung auch das notwendige Coaching junger Firmen. Ein aktuelles Erfolgsbeispiel ist die Finanzierung der Düsseldorfer NUMAFERM GmbH. 2028: Erfolgreiche Transition zur Bioökonomie Allein im vergangenen Jahr erwirtschafte- ten die über 100 im Cluster gebündelten Biotechfirmen insgesamt einen Umsatz m o c . e b o d a . k c o t s – I u Y © : n o i t a r t s u l l I von rund 1,8 Mrd. EUR. Nach der Imple- mentations- und Ausbauphase von nun- mehr einem Jahrzehnt tritt der Cluster nun in die Wachstumsphase ein, welche in den kommenden Jahren EU- und weltweit erfolgen soll. Die Vision: auf internationa- ler Ebene den Aufbau neuer Netzwerke forcieren, auf deren Basis eine Vielzahl internationaler Kooperationen initiiert wird. Erfolgreiche Gründer, die im Lauf der ersten zehn Jahre über das BIO.NRW Business Angel Netzwerk unterstützt und finanziert wurden, treten dann mit ihrem Privatkapital und ihrer Expertise dem Investorennetzwerk bei und helfen, eine Vielzahl von neuen Biotech-Start-ups zu unterstützen, die vor dem Hintergrund der Bio-Transformation der Wirtschaft in vielen Branchen auf der Basis von Bio- technologien entstehen. Die breite Indus- trielandschaft in NRW wird dann mittels Biotechnologie die erfolgreiche Transition zur Bioökonomie vollzogen haben.

Standort Deutschland Höher, weiter und vor allem schneller Mit dem Accelerator aus der Forschung zum Start-up Biotech-Start-ups sollen Forschungsergebnisse in die klinische Phase bringen. Doch der Weg vom Labortisch ans Patientenbett ist lang und riskant. Ein Accelerator-Programm in Heidelberg, Mannheim und Tübingen soll nun für höhere Geschwindigkeit sorgen. Von Dr. André H.R. Domin und Dr. Thomas Prexl oder ein frühes Verpartnern mit der Pharma- industrie ein besserer Weg als eine risikokapitalbasierte Unternehmensgrün- dung? Der Life Science Accelerator arbei- tet daher eng mit den Technologietransfer- einrichtungen zusammen. Zudem werden Marktexperten und Investoren einbezo- gen, um den Status quo des Gründungs- projekts zu bewerten und Herausforde- rungen zu identifizieren. Ausgehend von dieser Analyse wird ein individueller Fahr- plan für jedes Team entwickelt. H b m G g r e b e d e H k r a p e g o o n h c e T © i l i l : o t o F Frühe Erfolge: AUCTEQ Biosystems – eines der Teams aus dem Life Science Accelerator Baden-Württemberg – bei der Preisverleihung zum Innovationspreis der BioRegionen Deutschlands 2018. V.l.n.r.: Dr. Hinrich Habeck, Sprecher des Arbeitskreises der BioRegionen Deutschlands, Frederik Gertz, AUCTEQ Biosystems, Prof. Dr. Karin Arregui, AUCTEQ Biosystems, Valentin Kramer, AUCTEQ Biosystems, Dr. Berthold Bettenhausen, Dehmel & Bettenhausen Patentanwälte Z ehn Jahre ohne Umsatz, aber eine Burnrate von 1 Mio. EUR pro Jahr – für Biotech-Start-ups ist das eher die Regel als die Ausnahme. Der lange Ent- wicklungszeitraum und die hohen Risiken stellen nicht nur Investoren, sondern auch die Unternehmer in spe vor große Heraus- forderungen. Der Life Science Accelerator Baden-Württemberg, ein durch den Euro- päischen Sozialfonds (ESF) und das Land Baden-Württemberg kofinanziertes Pro- gramm für Life-Sciences-Start-ups, hilft und begleitet Wissenschaftler für bis zu zwölf Monate auf ihrem Weg zur Unterneh- mensgründung. Es adressiert Themen, die in der Anfangsphase entweder für unnötige Verzögerungen oder im späteren Verlauf für vermeidbare Probleme sorgen könnten. Realistische Einschätzung Hierzu gehört als Allererstes die Frage, ob eine Unternehmensgründung überhaupt Erfolgsaussichten hat. Versprechen die Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung einen ausreichenden Nutzen? Ist ein trag- fähiges Patentportfolio vorhanden? Wel- che Zielmärkte sollten mit Priorität behan- delt werden? Ist eine direkte Lizenzierung ZU DEN AUTOREN Dr. André H.R. Domin ist Geschäftsführer der Technologiepark Heidelberg GmbH. Er studierte an der Johannes Gutenberg- Universität in Mainz Biologie und Humangenetik. Er promovierte in Leipzig zum Thema Pulsamplitudenmodulierte Fluoreszenz und Elektronentransport. Dr. Thomas Prexl ist Geschäftsführer des Heidelberg Startup Partners e.V. und leitet das Gründerbüro im Techno- logiepark Heidelberg. Er studierte Betriebs- wirtschaftslehre an der Universität Mannheim und promovierte an der Universität Basel. 80 ls 03-2018 „Biotechnologie“

Standort Deutschland Mehr als Geld und Prämien Businessplanwettbewerbe: Mehrwert und Nutzen Ein ausgereifter Businessplan ist der Grundpfeiler für die Umsetzung einer Geschäftsidee in ein erfolgreiches Unternehmen. Gerade für Start-ups dient er oft als Bewerbungsschreiben für Finanzierungen. Oftmals wird erst beim Schreiben des Busi- nessplans deutlich, welche Aspekte noch nicht beleuchtet wurden und welche Fragen im Detail geklärt werden müssen. Von Dr. Peter Wonerow Fokussierung der Wettbewerbe wider. Wer ganz am Anfang steht, sollte sich auf Busi- nessplanwettbewerbe fokussieren, die eine kurze Beschreibung der Geschäfts- idee begutachten. Oftmals werden hier auch mehrphasige Wettbewerbe angebo- ten, die eine Weiterentwicklung der Idee bis zum Businessplan fördern. Bei einigen solcher Wettbewerbe kann man mit reife- ren Ideen auch erst in späteren Phasen einsteigen. Der Klassiker sind die Wett- bewerbe zur Begutachtung des Business- plans. Aus vielerlei Hinsicht (z.B. Preisgel- der, Qualität der Gutachten, Netzwerk) sind diese besonders lohnend, aber auch anspruchsvoll und zeitintensiv. 2. Von bundesweit und branchenübergrei- fend bis regional und branchenspezifisch Obwohl die Mehrheit der Gründerwett- bewerbe regional agiert, gibt es auch eine hohe Zahl bundesweiter Wettbewerbe, die sich durch höhere Preisgelder, diversere Netzwerke und einen höheren Bekannt- ZUM AUTOR Dr. Peter Wonerow ist promovierter Biologe und seit Anfang 2017 Projektleiter bei der Gründerinitiative Science4Life e.V. Er betreut dort unter anderem den jährlichen Businessplanwettbewerb Science4Life Venture Cup. Davor sammelte er langjäh- rige Forschungserfahrung in Akademie und Industrie. . V . e e f i L 4 e c n e c S © i : o t o F Science4Life: Abschlussprämierung 2018 mit allen Gewinnern E in Businessplan zeigt daher auf, wo das Unternehmen steht, und gibt die Möglichkeit, das Risiko einer Beteili- gung einzuschätzen. Aber wie kommt man an einen aussagekräftigen Businessplan? Hierfür sind Businessplanwettbewerbe eine ideale Möglichkeit. Man kann nicht nur seine Geschäftsidee bis ins Detail weiterent- wickeln, sondern auch Feedback von Exper- ten einholen sowie mit den Preisgeldern und Prämien den finanziellen Schub für die Unternehmensgründung bekommen. Für wen eignet sich ein Business- planwettbewerb? Da die Businessplanwettbewerbslandschaft in Deutschland so vielfältig ist, ist die Gruppe der Gründer, die von einer Teilnahme profi- tieren, sehr groß. Neben Preisgeldern und neuen Kontakten gewinnen Gründer einen optimierten Businessplan. Gerade in den frühen Phasen der Unternehmensgründung haben die Teams meist noch nicht die not- wendige Expertise in angrenzenden Berei- chen wie z.B. Marketing, Finanzierung oder Recht- und Steuerwesen und können vom 82 ls 03-2018 „Biotechnologie“ Netzwerk des Wettbewerbs profitieren. Aber auch für alle Start-ups, die sich noch in der Anfangsphase befinden, kann eine Teil- nahme sinnvoll sein, denn gerade in den ers- ten zwei Jahren ändert sich bei vielen noch einmal das Geschäftsmodell und damit auch der Businessplan. Es kommt daher darauf an, den für seine Situation richtigen Wettbewerb zu wählen. Wie man den Wettbewerb aus- wählt, der am besten zur Grün- dungsidee passt Allein in Deutschland gibt es Hunderte Businessplanwettbewerbe. Für die Grün- der besteht die Herausforderung darin, zu selektieren, welcher Wettbewerb die Gründungsidee am weitesten voranbringt. Bei der Wahl des richtigen Wettbewerbs sollten sich Start-ups mit folgenden Punk- ten auseinandersetzen: 1. Auswahl nach Entwicklungsphase des Start-ups Die verschiedenen Entwicklungsphasen spiegeln sich auch im Aufbau und der

Sonderwerbeform Steckbriefe Who is Who in Life Sciences 35 Branchenplayer stellen sich vor Mit dem who is who „baut“ die Plattform Life Sciences eine Brücke zwischen den Life Sciences und dem Kapitalmarkt. In Form von standardisierten Fragebögen bieten die Steckbriefe Informationen für eine erste Kontaktaufnahme. Weitere Branchenplayer entdecken Sie online hier: www.goingpublic.de/who-is-who Börsennotierte Unternehmen Investoren Berater/Rechts- anwälte/Dienstleister ALLERGY THERAPEUTICS/ BENCARD ALLERGIE Amgen Evotec Expedeon Heidelberg Pharma Medigene Mologen Morphosys S. 85 S. 85 S. 86 S. 86 S. 87 S. 87 S. 88 S. 88 Bayern Kapital High-Tech Gründerfonds TVM Capital Life Science S. 96 S. 96 S. 97 DCZ Executive Search Dentons S. 101 S. 101 Technologiezentren Verbände Technologiepark Heidelberg Innovations- und Gründerzen- trum für Biotechnologie (IZB) DECHEMA Gesellschaft für S. 98 S. 98 Chemische Technik und Biotechnologie S. 102 Deutsche Industrievereinigung S. 102 Biotechnologie (DIB) Nicht börsennotierte Unternehmen Cluster AiCuris apceth Biopharma APEIRON Biologics BioNTech CEVEC Pharmaceuticals Dr. Paul Lohmann Fraunhofer ITEM ITM Isotopen Technologien München Molecular Health Rentschler Biopharma Secarna Pharmaceuticals Servier Deutschland Topas Therapeutics VAXIMM S. 89 S. 89 S. 90 S. 90 S. 91 S. 91 S. 92 S. 92 S. 93 S. 93 S. 94 S. 94 S. 95 S. 95 84 ls 03-2018 „Biotechnologie“ BIO.NRW Cluster Biotech- nologie Nordrhein-Westfalen Life Science Nord Management S. 99 S. 99 Businessplan- wettbewerbe Unsere Life Sciences-Plattform lebt vom Netzwerk und vom Austausch. Sprechen Sie Ihre Partner von morgen an! PlanB – Biobasiert.Business. Bayern. – Gründerwettbewerb Science4Life – Gründerinitiative S. 100 für biobasierte Ideen S. 100 Life Sciences, Chemie und Energie Steckbriefe sind eine Sonderwerbeform. Für den Inhalt ist allein der Kunde verantwortlich. Es fand keine redaktionelle Prüfung statt.

Börsennotierte Unternehmen Evotec ist ein Wirkstoffforschungs- und -entwicklungsunternehmen, das in Forschungsallianzen und Entwick- lungspartnerschaften mit führenden Pharma- und Biotechunternehmen, akademischen Einrichtungen, Patientenor- ganisationen und VCs innovative Ansätze zur Entwicklung neuer pharmazeutischer Produkte effizient und zügig vorantreibt. Unsere mehr als 2.400 Mitarbeiter bieten unseren Kunden weltweit qualitativ hochwertige, unabhängige und integrierte Lösungen vom Target bis zur klinischen Entwicklung an. Mit erstklassigen Wis- senschaftlern, modernsten Technologien sowie umfangreicher Erfahrung und Expertise in wichtigen Indikationsgebieten wie neuronalen Erkrankungen, Diabetes und Folgeerkrankungen, Schmerz und Entzündungskrankheiten, Onkologie, Infektionskrankheiten, Atemwegserkran- kungen und Fibrose ist Evotec einzigartig positioniert. Expedeon (Frankfurt, PRIME: EXN) is an enabler of advances in medical science and patient care. The company’s core technologies, innovative products and services are used in research laboratories around the world, enabling scientists to push the boundaries of research and product development, and play an integral part in new diagnostic tools being brought to market. For H1 2018, Expedeon reported a continued strong revenue growth and a positive EBITDA and expects an overall positive EBITDA for the financial year 2018. The change of the company name to Expedeon AG from SYGNIS AG completed in August 2018 reflects the unified global positioning and the new corporate branding after the successful integration of the recently acquired companies. 86 ls 03-2018 „Biotechnologie“ Evotec AG Tätigkeitsfeld Evotec unterstützt Pharma- und Biotechunternehmen sowie akade- mische Einrichtungen mit innovativen, integrierten Forschungslösun- gen, die das gesamte Spektrum des Forschungsprozesses abdecken. Eigentümerstruktur und Finanzierung Evotec AG (ISIN: DE0005664809) ist an der Frankfurter Wertpapierbörse im TecDAX und im MDAX (ab 24. September 2018) gelistet. Größte Aktionäre sind: Novo Holdings A/S ~10%, Roland Oetker/ROI ~9%, Deutsche Asset Management Investment GmbH >5%, Allianz Global Investors GmbH ~5%, Goldman Sachs ~5% und BlackRock Inc. >3% Partner Unter anderem Bayer, Boehringer Ingelheim, Celgene, CHDI, Novartis, Novo Nordisk, Pfizer, Sanofi, Takeda, UCB Technologie Evotec ist u.a. führend in Hit ID, Chemo- und Phosphoproteomik sowie DMPK/ADME. INDiGO, Evotecs hocheffizienter Prozess zur IND-Einreichung, wird durch hoch-qualitative Medizinalchemie und CMC unterstützt. Evotec verfügt über Lizenzen zum Genome Editing (CRISPR-Cas9) sowie eine führende iPSC-Plattform. Produkte/Dienstleistungen Evotec verfügt über ein Portfolio mit ca. 100 Produktmöglichkeiten in klinischen, präklinischen sowie frühen Forschungsphasen. Alleinstellungsmerkmale Evotec hat systematische und umfassende Infrastrukturen wie z.B. in der Betazell-Regenerierung oder iPS-Forschung aufgebaut, um Kosten signifikant zu reduzieren und den Forschungsprozess auf verschiedenen Gebieten wie z. B. Diabetes und Folgeerkrankungen, Neurowissenschaf- ten, Antiinfektiva, Atemwegserkrankungen, Fibrose, Onkologie oder Schmerz zu beschleunigen. Expedeon AG Field of Activity Expedeon offers a wide range of products covering workflows across genomics, proteomics and immunology research. The company’s innovative technologies are also licensed for commer- cial use in POC & clinical diagnostic such as ELISA, lateral flow and NGS-based liquid biopsy applications. Ownership Structure and Financing Investors 15%, Management 3%, Freefloat 82%. GBP 5 million debt financing secured in August 2018; giving access to alternative non- dilutive means to finance rapid growth plans. Partners Extensive OEM, supply and licensing agreements with partners in the life science industry worldwide, including PerkinElmer, Merck, US Biological, Abingdon Health and TANON. Technology Key technologies include TruePrime™ for DNA amplification, Lightning-Link® for antibody labelling, CaptSure™ for antibody capture, RunBlue™ for protein analysis. Products/Services Innovative, enabling, easy-to-use, robust and reliable technologies, products and custom services for life science research and diagnostic product development including NGS based liquid biopsy, whole genome amplifi- cation, antibody- and protein-labelling, and immunoassay development. Unique Selling Point Enabling and scalable technologies delivered as high-quality reliable products or services. We are constantly pushing the boundaries to provide high quality, easy-to-use, cost-effective solutions which enable our customers to progress their research, drug discovery or diagnostic product development programs. Adresse Manfred Eigen Campus Essener Bogen 7 22419 Hamburg Telefon/Telefax +49 40 56081-0/-222 E-Mail info@evotec.com Social Media www.linkedin.com/company/evotec/ https://twitter.com/evotecag Web-Adresse www.evotec.com Gründungsdatum/ Anzahl der Mitarbeiter 1993/>2.400 (Stand: September 2018) Address Waldhofer Str. 102 69123 Heidelberg Telephone/Telefax +49 6221 3540-125/-127 E-mail info@expedeon.com Social Media Twitter: @Expedeon1 LinkedIn: Expedeon Web Address www.expedeon.com www.investors.expedeon.com Date of Incorporation/ Number of Employees 2013/105

Börsennotierte Unternehmen MOLOGEN AG THE P OW ER OF I M M U N OT H ER A P I E S Tätigkeitsfeld Entwicklung von hochwirksamen, nebenwirkungsarmen und gut verträglichen Immuntherapeutika, gegen Krankheiten mit hohem medizinischem Bedarf, z.B. Krebs und HIV. Adresse Fabeckstraße 30 14195 Berlin Eigentümerstruktur und Finanzierung Börsennotierte Aktiengesellschaft (Prime Standard an der Frankfur- ter Wertpapierbörse) Telefon/Telefax +49 30 841788-0 / -50 MOLOGEN AG ist ein biopharmazeutisches Unternehmen, das Immuntherapien gegen Krebs und zur Behandlung von Infektionskrankheiten entwickelt. Der Fokus liegt dabei auf den DNA-basierten TLR9-Agonisten Lefitolimod und den Nachfolgemolekülen EnanDIM®. Das Entwicklungsprogramm von Lefito- limod umfasst vier klinische Studien: die Zulassungsstudie IMPALA in Darmkrebs, die Phase-II-Studie IMPULSE in Lungenkrebs, die erste positive Subgruppenergebnisse zeigte, sowie die Kombinationsstudie mit dem Checkpoint Inhibitor Ipilimumab in fortgeschr. soliden Tumoren und die ?????? TEACH-Studie in HIV, aus der ebenfalls erste ???? ???? Ergebnisse vorliegen. Noch 2018 soll eine weitere Kombinationsstudie in HIV starten. ? ?????? MOLOGENs Produkte basieren alle auf dem gleichen Wirkprinzip: Sie versetzen das menschliche Immunsystem in die Lage, die Krankheit selbst zu bekämpfen. Partner Aarhus Universitätsklinik, Dänemark University Texas (MD Anderson Cancer Center), USA ONCOLOGIE, USA/China Technologie Immune Surveillance Reactivator (ISR) und TLR9-Agonist Lefitolimod und EnanDIM® Produkte/Dienstleistungen DNA-basierte TLR9-Agonisten Lefitolimod und EnanDIM® zum Einsatz gegen Krebs und Infektionskrankheiten Alleinstellungsmerkmale Der Fokus liegt auf Immuntherapien mit guter Verträglichkeit und Sicherheit. Das Hauptprodukt Lefitolimod befindet sich u.a. in einer Phase-III-Zulassungsstudie in Darmkrebs. Mitgliedschaften in Netzwerken/Vereinen • BIO Deutschland e.V., • Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V. (vfa), • bbb - Biotechnologieverbund Berlin-Brandenburg e.V. E-Mail info@mologen.com Web-Adresse www.mologen.com Gründungsdatum/ Anzahl der Mitarbeiter 1998/~ 50 Sonstiges 2018: Abschluss des ersten Lizenz- und Entwicklungskooperationsvertrags für das MOLOGEN Hauptprodukt Lefitolimod. MorphoSys AG Tätigkeitsfeld MorphoSys entwickelt Wirkstoffe zur Behandlung schwerer Erkran- kungen, hauptsächlich im Bereich der Onkologie. Eigentümerstruktur und Finanzierung MorphoSys AG (ISIN: DE0006632003) ist im Prime Standard an der Frankfurter Börse im TecDAX sowie im MDAX (ab 24. Septem- ber 2018) notiert und seit April 2018 an der der US-amerikani- schen Technologiebörse Nasdaq (CUSIP: 61776020), jeweils unter dem Symbol „MOR“. Partner Unter anderem Novartis, Roche, Janssen, Bayer, Merck KGaA, Galapagos, I-Mab Biopharma. Technologie MorphoSys nimmt eine führende Rolle auf dem Gebiet therapeu- tischer Antikörper ein. Zu den bekanntesten Technologien zählen die vollständig humanen Antikörperbibliotheken HuCAL® und Ylanthia®. Produkte/Dienstleistungen Gemeinsam mit Partnern hat MorphoSys eine Wirkstoffpipeline mit mehr als 100 Programmen in F&E aufgebaut, 29 davon derzeit in der klinischen Erprobung. Seit 2017 ist mit Tremfya® von Janssen der erste Antikörper auf Basis von MorphoSys‘ Technologie für Schuppenflechte zugelassen. Für den Antikörper MOR208 zur Behandlung des aggressiven diffusen großzelligen B-Zell- Lymphoms (DLBCL) erhielt MorphoSys von der US-Zulassungs- behörde FDA den Status Therapiedurchbruch in den USA. Adresse MorphoSys AG Semmelweisstr. 7 82152 Planegg Telefon +49 89 899 27-0 E-Mail info@morphosys.com Web-Adresse www.morphosys.de Gründungsdatum/ Anzahl der Mitarbeiter 1992/312 (Stand 30. Juni 2018) MorphoSys ist ein biopharmazeutisches Unternehmen, das bis in die späten Phasen der klinischen Entwicklung aktiv ist. MorphoSys hat sich der Entwicklung innovativer und differenzierter Therapien für Patienten mit schweren Erkrankungen verschrieben. Das Geschäftsmodell von MorphoSys umfasst zwei Geschäftsfelder: Im Segment „Proprietary Development“ investiert MorphoSys in die Entwicklung seiner eigenen Produktkandidaten; im Segment „Partnered Discovery“ werden Produktkandidaten im Auftrag von Part- nern aus der Pharma- und Biotechnolo- gieindustrie erzeugt. 88 ls 03-2018 „Biotechnologie“

Nicht börsennotierte Unternehmen APEIRON Biologics AG Tätigkeitsfeld Entwicklung immunonkologischer Therapien auf Basis von gezielter Immunsystemaktivierung durch neuartige Checkpoint- Blockaden sowie von tumorspezifischen Ansätzen. Eigentümerstruktur und Finanzierung Finanzierung gesichert, regelmäßige Einnahmen aus Umsätzen, Meilensteinen und Fördermitteln. EIB Finanzierung über EUR 25 Mio. abrufbar. Vorwiegend private Investoren. Partner GSK, Sanofi, EUSA Pharma, Evotec, Medizinische Universität Wien, IMBA – Institut für molekulare Biotechnologie GmbH, CCRI, Lead Discovery Center GmbH Technologie – Einzigartige Immun-Checkpoint-Inhibitoren, anwendbar bei soliden und hämatopoetischen Tumoren – Antikörperbasierte Ansätze zur selektiven Behandlung von Tumoren, die das Glykolipid GD2 exprimieren, bei pädiatri- schen Tumoren sowie Krebsarten des Erwachsenenalters mit „high medical need“ Alleinstellungsmerkmale Führende Expertise in verschiedenen innovativen immuntherapeu- tischen Technologien mit bereits einer Orphan-Produktzulassung in 2017. Präklinische und klinische Programme mit schnellem Weg zur Markteinführung in verschiedenen Indikationen der Onkologie bei Erkrankungen mit hohem medizinischem Bedarf. BioNTech Tätigkeitsfeld Entwicklung individualisierter Therapien gegen Krebs und andere Krankheiten Eigentümerstruktur und Finanzierung Finanzinvestoren: Strüngmann Family Office als Mehrheitsanteils- eigner sowie Fidelity Management & Research Company, Invus, Janus Henderson Investors, MIG Fonds, Redmile Group, Salvia und mehrere europäische Family Offices Partner Genentech, Genmab, Eli Lilly and Company, Sanofi, Pfizer und Bayer Animal Health, Genevant sowie das TRON (Forschungs- zentrum für Translationale Onkologie) Technologie mRNA-basierte Medizin für Krebstherapien und Infektionskrank- heiten, Protein Replacement, Zell- und Gentherapien, Small Molecules Produkte/Dienstleistungen Therapeutische RNA-Impfstoffe und T-Zelltherapien zur Behand- lung von Tumoren sowie therapiebegleitende Diagnostika Alleinstellungsmerkmale Einzigartiges Patent- und Technologieportfolio für individualisierte Krebsimmuntherapie und andere Krankheiten Mitgliedschaften in Netzwerken/Vereinen CIMT, Ci3, DZIF, Tumor Neoantigen Selection Alliance, EAVI 2020 Adresse APEIRON Biologics AG Campus-Vienna-Biocenter 5 1030 Wien Österreich Telefon/Fax +43 1 865 65 77-100 / -800 E-Mail apeiron@apeiron-biologics.com Social Media Twitter: @apeironbio Web-Adresse www.apeiron-biologics.com Gründungsdatum/ Anzahl der Mitarbeiter 2003/45 MitarbeiterInnen Peter Llewellyn-Davies, CEO Adresse An der Goldgrube 12 55129 Mainz Telefon +49 6131 9084-0 E-Mail partnering@biontech.de Web-Adresse www.biontech.de Gründungsdatum/ Anzahl der Mitarbeiter 2008/850 Sean Marett, Chief Business & Commercial Officer Die APEIRON Biologics AG, gegründet von Prof. Josef Penninger, ist ein innovatives Biotech-Unternehmen in Wien, das hochspezialisierte Medikamente für die Krebsimmuntherapie entwickelt. APEIRON entwickelt mehrere neuartige, personifizierte Ansätze zur Aktivierung des Immunsystems. Der bereits in klinischer Phase I getestete und patentierte Checkpoint Inhibitor zeigte bereits erste vielversprechende Resultate. Durch die erfolgreiche Entwicklung und Marktzulassung des therapeutischen Antikörpers APN311 in der EU im Mai 2017 (Dinutuximab beta; Qarziba®, exklusiv lizenziert an EUSA Pharma) verzeichnet APEIRON steigende Einnahmen. Die beeindruckende Erfolgsbilanz von APEIRON bei der Entwicklung wurde auch durch mehrere Kollaborationen mit Pharmaunternehmen (GSK, Sanofi und Evotec) bestätigt. Die BioNTech AG ist das größte nicht börsennotierte biopharmazeutische Unter- nehmen Europas und Wegbereiter der Entwicklung individualisierter Therapien gegen Krebs und andere Krankheiten. Das Unternehmen vereint alle wichti- gen Disziplinen der individualisierten Immuntherapie unter einem Dach – von der Diagnostik über die Wirkstoffentwick- lung bis zur Produktion. Die führenden Technologien des Unternehmens reichen von individualisierten Medikamenten auf mRNA-Basis und Therapien, die auf hochinnovativen chimären Antigen- oder T-Zell-Rezeptoren beruhen, bis zu neuartigen Antikörpern zur Immunmodu- lation von Checkpoint-Inhibitoren. 90 ls 03-2018 „Biotechnologie“

Nicht börsennotierte Unternehmen Fraunhofer ITEM – Pharmazeutische Biotechnologie Tätigkeitsfeld Auftragsforschung im Bereich GMP-Herstellung biopharmazeu- tischer Wirkstoffe und Prüfpräparate von der Zelllinie bis zum klinischen Prüfpräparat. Betrieb einer GMP-Anlage mit Reinräumen der Klassen B, C und D. Expertise in den Berei chen tierische Zellkultur, mikrobielle Kultivierung, Aufar bei tung, Sterilabfüllung, Analytik und QP-Freigabe. Eigentümerstruktur und Finanzierung Institut der Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewand- ten Forschung e.V. Partner Pharmaindustrie, Biotech-Start-ups, akademische Einrichtungen. Produkte/Dienstleistungen Zelllinien- und Stammentwicklung, GMP-Zellbankablage, Prozess- entwicklung und GMP-Herstellung biopharmazeu tischer Wirkstoffe, Sterilabfüllung klinischer Prüfpräparate, Analytik (Entwicklung und ICH-Q2-Validierung), GCP-Kenn zeichnung und QP-Freigabe. Alleinstellungsmerkmale Breites Spektrum an entwickelten Prozessen für Biopharma-Wirk- stoffe: Proteine, Antikörper, Antikörper-Fragmente, bispezifische Antikörper, Virus-like Particles, Bakteriophagen, Glykoproteine, Nukleinsäuren, Plasmide Mitgliedschaften in Netzwerken/Vereinen VBU, DECHEMA ITM Isotopen Technologien München AG Field of Activity Precision Medicine, Precision Oncology, Targeted Radionuclide Therapy / PRRT Products/Services 1) Development of targeted radiopharmaceuticals for cancer treatment 2) Therapeutic & diagnostic radionuclides 3) Equipment for Radiolabeling & Quality Control: iQS-Theranostics Synthesizer, iQS® Ga-68 Fluidic Labeling Module, Consumables (Reagent Sets, Cassettes), Quality Control Solution (radio-HPLC) 4) GMP Radiolabeling Service Our lead candidate Solucin® (n.c.a. 177Lu-Edotreotide) is currently under investigation in the phase III clinical trial COMPETE. COMPETE is an international pivotal multi-center phase III clinical trial evaluating the efficacy and safety of n.c.a. 177Lu-Edotreotide (Solucin®) compared to the standard therapy with Everolimus in patients with inoperable, progressive, somatostatin-receptor positive neuroendocrine tumors of gastroenteric or pancreatic origin (GEP-NET). Unique Selling Point ITM is developing and producing medical radionuclides and radiopharmaceuticals of extraordinary quality and highest standard. ITM has established a global sales network and delivers radionuclides to more than 250 sites worldwide. We collaborate with over 30 distribution partners in more than 46 countries. Membership in networks/associations BioM Biotech Cluster Development GmbH, BIO Deutschland e.V., ENETS European Neuroendocrine Tumor Society, The Carcinoid Cancer Foundation, Inc. (Patient Organization) Adresse Pharmazeutische Biotechnologie Inhoffenstr. 7 38124 Braunschweig Telefon/Telefax +49 531 6181-6000 / -6099 E-Mail holger.ziehr@item.fraunhofer.de Web-Adresse www.item.fraunhofer.de Dr. Holger Ziehr, Bereich „Pharmazeutische Biotechnologie“ Address Lichtenbergstr. 1 85748 Garching Telephone +49 89 329 8986-16 E-Mail nicola.scharrer@itm.ag Social Media https://www.linkedin.com/company/itm-ag/ https://twitter.com/ITM_AG Web Address www.itm.ag Date of Incorporation/ Number of Employees 2004/140 Das Fraunhofer-Institut für Toxiko logie und Experimentelle Medizin ITEM ist seit 20 Jahren in der Prozess entwicklung und der GMP-Herstel lung von Biopharmaka für klinische Prüfungen zu Hause. Partner aus der Pharma- und Biotech-Branche sowie akademische Einrichtungen schätzen diese Erfahrung und können sich auf die erfolg- reiche Umsetzung ihrer Projekte verlassen. Für Qualität, Verlässlichkeit und Erfahrung steht ein Team aus Wissenschaftlern, Ingenieuren und Technikern verschiedener Fachrichtungen, das die Projekte von der Zelllinien- über die Prozessentwick- lung und GMP-Her stellung bis hin zur Sterilabfüllung des klinischen Prüfpräparats durchführt. Dabei wird ein breites Spek trum an Biopharmaka-Wirkstoff kandidaten bearbeitet. ITM Isotopen Technologien München AG is a privately held group of companies dedicated to the development, production and global supply of innovative diagnostic and therapeutic radionuclides and radiopharmaceuticals. ITM has established the GMP manufacturing and a robust global supply network for a new generation of targeted cancer diagnostics and therapies. Furthermore, ITM is developing a proprietary portfolio and growing pipeline of targeted treatments in various stages of clinical development. ITM’s main objectives, together with its scientific, medical and industrial collaboration partners worldwide, are to significantly improve outcomes and quality of life for cancer patients while at the same time improving health economics through a new generation of Targeted Radionuclide Therapies in Precision Oncology. 92 ls 03-2018 „Biotechnologie“

Nicht börsennotierte Unternehmen Secarna Pharmaceuticals GmbH & Co. KG Field of Activity Discovering, testing and selecting ASOs of the third generation for pre-clinical and clinical development in a variety of therapeutic indications. Partners Secarna’s objective is to form strategic partnerships leveraging the strengths of the Company and its partners to produce maximum value for the benefit of the alliances throughout their lifetimes. Secarna’s LNAplusTM platform and ASOs have been validated by in- house projects as well as in academic and industry collaborations. Unique Selling Point Secarna’s proprietary, customized, in-house drug discovery platform LNAplusTM encompasses all aspects of drug discovery and pre-clinical development, including a powerful proprietary bioinformatics modelling system, a best-in-class high throughput screening system, and bespoke target-specific functional assays. This results in highly specific, safe and efficacious antisense therapies for challenging or currently not druggable targets. Address Am Klopferspitz 19 82152 Planegg/Martinsried Telephone/Telefax +49 89 215 46 375 / +49 6421 98300599 E-mail info@secarna.com Web Address www.secarna.com Date of Incorporation/ Number of Employees 2015/15 Servier Deutschland GmbH Tätigkeitsfeld Pharmaindustrie Eigentümerstruktur und Finanzierung Private Eigentümerstruktur als Stiftung Partner Weltweit über 50 Kooperationen mit industriellen und akademi- schen Partnern. Produkte/Dienstleistungen Weltweit vertreibt das Unternehmen rund 50 Medikamente aus den Bereichen Herz-Kreislauf, Diabetes, Osteoporose, Krebs und Depression. Sonstiges Von München aus verantworten wir klinische Studien für alle DACH-Länder und die Benelux-Staaten. Forschung, Entwicklung und Vertrieb von Patienten-orientierten digitalen Anwendungen „beyond the pill“. Internationale Übernahme des Onkologie-Geschäfts von Shire und Portfolio-Erweiterung in den Bereichen Onkologie/Hämatologie im September 2018. Innovativer Forschungsansatz im Bereich zellbasierter Krebs- Immuntherapeutika (UCART) wurde im Mai 2018 im Europäischen Parlament vorgestellt. Erfolgreiche Vertriebskooperationen in Deutschland mit Novartis und Boehringer Ingelheim seit 2017. Jonas Renz, Managing Director & Co-Founder Adresse Elsenheimer Straße 53 80687 München Telefon/Fax +49 89 57095-176/-126 E-Mail arnd.prilipp@servier.com Web-Adresse www.servier.de Gründungsdatum/ Anzahl der Mitarbeiter 1954/21.700 weltweit Arnd Prilipp, Leiter Unternehmenskommunikation Secarna Pharmaceuticals is the next generation antisense oligonucleotide (ASO) company with multiple innovative antisense therapies in various stages of pre-clinical development in areas such as immunooncology, immunology, fibrotic diseases, anti-viral applications. Secarna’s mission is to maximize the performance and output of its proprietary LNAplus™ antisense oligonucleotide discovery platform, to develop highly specific, safe, and efficacious antisense therapies for challenging or currently not druggable targets. Combining technical capabilities with antisense drug discovery and development expertise, a global KOL network and the Company’s validated partnership model, Secarna feels enabled to write new chapters in the book of ASO discovery and development. Servier ist ein privates, forschendes Pharmaunternehmen, das die Bedürfnisse von Patienten sowie Innovationen in den Mittelpunkt aller Aktivitäten stellt. Ein Viertel unseres Umsatzes investieren wir jährlich in Forschung und Entwicklung, mit dem Ziel, das Leben von Patienten zu verbessern. 94 Millionen Menschen werden täglich mit unseren Medikamen- ten versorgt. Mit 21.700 Mitarbeitern in rund 150 Ländern vertreiben wir weltweit Arznei- mittel zur Behandlung von Herz-Kreislauf- Erkrankungen, Krebs, Depressionen und Diabetes. Auch über die Unternehmensgrenzen hinaus nehmen wir unsere gesellschaft liche Verantwortung ernst und unterstützen eine Vielzahl sozialer Initiativen und Forschungsprojekte. 94 ls 03-2018 „Biotechnologie“

Bayern Kapital GmbH Beteiligungsvoraussetzungen Die allgemeinen Anforderungen an Team, USP, Markt, IP etc. sind weitestgehend deckungsgleich mit den marktüblichen Kriterien privater Investoren sowie: Erfüllung der KMU-Kriterien Ein Innovationsvorhaben mit hohem F&E-Anteil muss in wesentlichen Teilen vom Beteiligungsnehmer selbst in Bayern durchgeführt werden. Beteiligung grundsätzlich nur in Kooperation mit einem weite- ren Beteiligungsgeber bzw. einem Coach Finanzierungsangebote Die Seed-Finanzierung entspricht dabei dem bekannten HTGF- Modell, wobei das gesamte Finanzierungsvolumen 0,75 Mio. EUR beträgt. Die Co-Finanzierungsfonds der Bayern Kapital können gesamt bis zu 2,5 Mio. EUR in ein Unternehmen investieren (in der ersten Runde i.d. Regel 0,5-1 Mio. EUR), beim Wachstumsfonds werden mind. 2 Mio. EUR investiert. Voraussetzung ist immer die Beteiligung eines neuen, unabhängigen Privatinvestors. Partner Bayern Kapital arbeitet mit allen anderen am Markt tätigen Inves- toren (Beteiligungsgesellschaften und Business Angels) sowie mit den Bundesinitiativen ERP-Startfonds der KfW/Coparion und dem High-Tech Gründerfonds zusammen. Portfolio und Exits Das Portfolio der Bayern Kapital umfasst aktuell über 70 Unter- nehmen, mit einem Fokus auf Life Science und IT/Internet. Zu den bekannten ehemaligen Beteiligungen der Bayern Kapital zählen u.a. Suppremol und Definiens. High-Tech Gründerfonds Beteiligungsvoraussetzungen und Finanzierungsangebot Wir finanzieren Unternehmen in der Seedphase < 3 Jahre mit bis zu 1 Mio. EUR. Gerne erstellen wir Ihnen ein individuelles Finanzie- rungsangebot. Sprechen Sie uns an und nutzen Sie die flexiblen Vorteile des HTGF. Partner • Fondsinvestoren, VCs, Business Angel und andere Investoren • Hochschulen und Forschungseinrichtungen • Gründernetzwerke • etwa 1.000 C-Level Manager und Berater • etwa 1.000 Dienstleister • ca. 2.000 Gutachten Portfolio und Exits • Über 500 Portfoliounternehmen aus den Bereichen Hardware, Life Science und Software • Bisher konnten rund 100 Exits erfolgreich realisiert werden Mitgliedschaften in Netzwerken/Vereinen Wir sind Mitglied und/oder Partner zahlreicher Netzwerke und Organisationen. Außerdem veranstalten wir den HTGF Family Day, die High-Tech Partnering Conference, den Private Investor Circle und Life Science Pitch Days. Adresse Ländgasse 135 a 84028 Landshut Telefon/Telefax +49 871 92 32 5-10 bzw. -55 E-Mail info@bayernkapital.de Web-Adresse www.bayernkapital.de Gründungsdatum/ Anzahl der Mitarbeiter 1995/25 Andreas Huber, Scientific Director Life Science und Senior-Beteiligungsmanager Adresse High-Tech Gründerfonds Management GmbH Schlegelstr. 2 53113 Bonn Telefon/Telefax +49 228-82300-100/-050 E-Mail info@htgf.de Web-Adresse www.htgf.de Gründungsdatum/ Anzahl der Mitarbeiter 2005/60 Investoren Die Bayern Kapital GmbH als Tochter- gesellschaft der LfA Förderbank Bayern ist die VC-Gesellschaft des Freistaats Bayern. Bayern Kapital stellt – in der Regel mit anderen Investoren – jungen innovativen Hightech-Unternehmen in Bayern Beteili- gungskapital zur Verfügung. Seit 1995 wurden über 273 Mio. EUR in mehr als 260 innovative technologie- orientierte Unternehmen investiert und über 5.000 Arbeitsplätze geschaffen. Bayern Kapital betreut derzeit inkl. der neuen Fonds generation insgesamt 11 Beteiligungsfonds mit einem Beteiligungs- volumen von rd. 340 Mio. EUR. Der neue 100 Mio. EUR-Wachstumsfonds erweitert dabei die Möglichkeiten der Beteiligung auf Unternehmen nach der Seed- und A- Finanzierungsrunde (Wachstumsphase). Der High-Tech Gründerfonds (HTGF) ist ein Motor für erfolgreiche Techno- logie-Startups made in Germany. Mit Know-how, Entrepreneurial-Spirit und Leidenschaft begleitet das erfahrene Team aus Investment-Managern und Gründer- Experten die besten Unternehmen auf ihrem Weg bis zum Exit. Dabei liegt der Fokus auf Startups mit Wachstumspoten- zial aus den Branchen Software, Medien und Internet sowie Hardware, Automation & Robotik sowie Life Sciences (Medizin- technologie, Diagnostics, Biotechnologie) und Chemie. 96 ls 03-2018 „Biotechnologie“

Technologiezentren Der Technologiepark Heidelberg bietet Raum für Forscher, Entwickler und Produzenten. Der Technologiepark Heidelberg ist Teil des 110 ha großen Campus Neuenheimer Feld, einem der wichtigsten Medizin-Standorte in Deutschland. In den zwölf Hospitälern der Universitätsklinik werden jährlich mehr als 1 Mio. Patienten behandelt. Auf den insgesamt mehr als 80.000 m² Labor- und Büroflächen des Technologieparks arbeiten zahlreiche Startups, kleine und mittlere Unternehmen intensiv mit den Wissenschaftlern international renommierter Forschungseinrichtungen zusammen. Innovations- und Gründerzentrum für Biotechnologie (IZB) in Martinsried bei München Die Fördergesellschaft IZB mbH, im Jahre 1995 gegründet, ist die Betreibergesellschaft der Innovations- und Gründerzentren für Biotechnologie in Planegg-Martinsried und Freising-Weihenstephan und hat sich zu einem renommierten Biotech nologie- zentrum entwickelt, das zu den Top Ten der Welt gehört. Auf 26.000 m2 sind derzeit über 50 Biotechunternehmen mit über 600 Mitarbeitern angesiedelt. Hier wird an der Entwicklung von Medikamen- ten gegen schwerste Erkrankungen, wie etwa Krebs, Alzheimer und diversen Autoimmunerkrankungen gearbeitet – und es gibt schon viele Erfolge. Im IZB Freising-Weihenstephan – 15 Minuten vom Flughafen entfernt – befassen sich Wissenschaftler mit Entwicklungen im Bereich Life Science. 98 ls 03-2018 „Biotechnologie“ Technologiepark Heidelberg GmbH Branchenschwerpunkte Biotechnologie, Pharma, Medizintechnik, Organische Elektronik, Umwelttechnik, IT Welche Leistungen bietet Ihr Technologiezentrum? Campus Office, Startup Support, gemeinsame Messeauftritte, Konferenzzentrum, International Partnerport, Veranstaltungsreihen, Kinderbetreuung, Restaurant und Bistro Anzahl der Mieter: 90 Aktuelle Anzahl der Mitarbeiter in den Firmen: 2.800 Flächengröße 80.000 m² Adresse Im Neuenheimer Feld 582 69120 Heidelberg Telefon +49 6221 5025710 E-Mail technologiepark@heidelberg.de Social Media twitter.com/TPHeidelberg Web-Adresse www.technologiepark-heidelberg.de Zum Beispiel arbeiten hier schon folgende Unternehmen Abberior Instruments, Affimed, Apogenix, BioAssay, BioMedX, Celonic, Hummingbird Diagnostics, Sciomics, TICEBA Gründungsdatum/Anzahl der Mitarbeiter 1984/10 Mitgliedschaften in Netzwerken/Vereinen Association of University Research Parks (AURP), BIO Deutschland e.V., BioRN Network e.V., Biotechnology Innovation Organization (BIO), Bundesverband Deutscher Innovations-, Technologie- und Gründerzentren e.V. (BVIZ), Heidelberg Startup Partners e.V., International Association of Science Parks and Areas of Innovation (IASP) Sonstiges Ab Mitte 2019 stehen 7.000 m² mit neuen Laborräumen (bis S2) und Büroflächen zur Verfügung! Innovations- und Gründerzentrum für Biotechnologie (IZB) Branchenschwerpunkte Biotechnologie Welche Leistungen bietet Ihr Technologiezentrum? Labore (S1 & S2) und Offices Anzahl der Mieter über 50 Aktuelle Anzahl der Mitarbeiter in den Firmen über 600 Flächengröße 26.000 m² Zum Beispiel arbeiten hier schon folgende Unternehmen Amsilk, Chromotek, Exosome Diagnostics, GNA Biosolutions, ibidi, Immunic Diagnostics, Leukocare, Origenis, Pelobiotech, Pieris, Preomics, Sirion, Shperotec, Thermosome, Trion, XL-Protein Sonstiges Ein wesentliches Kriterium für den Erfolg der IZBs ist die räumliche Nähe zur Spitzenforschung auf dem Campus Martinsried/ Großhadern. Vor allem die neuen Infrastrukturmaßnahmen wie der Faculty Club G2B (Gateway to Biotech), die IZB Residence CAMPUS AT HOME, die Chemieschule Elhardt, die zwei Kindergärten BioKids und BioKids2 sind zum entscheidenden Standortfaktor geworden. Erfolgreiche Unternehmen, die aus dem IZB hervorgegan- gen sind, sind zum Beispiel die Medigene AG, die Morphosys AG, die Micromet GmbH (heute Amgen AG), Octopharma GmbH und Corimmun (heute Janssen-Cilag). Beliebtes Netzwerk-Event „Biotech-Presse-Lounge“ mit 100 Führungskräften aus Biotech-, Pharma- und Venture Capital- Unternehmen jährlich im Februar, Mai und Oktober. Dr. André H.R. Domin, Geschäftsführer Adresse Am Klopferspitz 19 82152 Planegg Telefon +49 89 55279480 E-Mail info@izb-online.de Web-Adresse www.izb-online.de Anzahl der Mitarbeiter 28 Dr. Peter Hanns Zobel, Geschäftsführer IZB

Businessplanwettbewerbe Der Wandel von einer Erdöl- zu einer biobasierten Wirtschaft erfordert den nachhaltigen Einsatz biogener Roh- und Reststoffe. Es entstehen neue Märkte – für den energetischen Einsatz von Biomasse, aber auch für deren stoffliche Nutzung vom Designermöbel bis zum Biopolymer und damit Chancen für „Grüne Geschäftsideen“. PlanB fördert gezielt diese Ideen und die, die sie ent- wickeln. Organisiert von der BioCampus Straubing GmbH, findet PlanB seit 2014 alle 2 Jahre statt und wird von einem breiten Sponsoren- und Partnernetzwerk sowie dem Bayerischen Wirtschaftsminis- terium unterstützt. Die bisherigen Preis- träger stammen aus einem Portfolio von Agrartechnologie über Beratungsservices bis hin zu industrieller Biotechnologie. Am 21.1.2019 findet die Prämierung der dritten PlanB-Runde statt. Science4Life ist eine unabhängige Gründerinitiative, die deutschlandweit Beratung, Betreuung und Weiterbildung von jungen Unternehmen in den Bran- chen Life Sciences, Chemie und Energie kostenfrei anbietet. Initiatoren und Spon- soren sind die Hessische Landesregierung und das Gesundheitsunternehmen Sanofi. Der alljährlich ausgetragene Business- planwettbewerb „Science4Life Venture Cup“ lädt jedes Jahr Ideenträger aus ganz Deutschland ein, innovative Geschäfts- ideen aus den Bereichen Life Sciences, Chemie und Energie in Unternehmens- erfolge umzusetzen. Zusätzlich werden Spezialpreise für die besten Einreichungen im Bereich Energie vergeben. Damit ist er der bundesweit größte Businessplan- wettbewerb dieser wichtigen Zukunfts- branchen. ls 100 03-2018 „Biotechnologie“ PlanB – Biobasiert.Business.Bayern. – Gründerwettbewerb für biobasierte Ideen In welchen Phasen unterstützt das Netzwerk/der Wettbewerb? Der Wettbewerb ist offen für Teilnehmer von der Vorgründungs/ Ideenphase bis zur Wachstumsphase, bereits gegründete Unter- nehmen sollten nicht älter als 5 Jahre sein. Branchenschwerpunkt Bioökonomie, chemisch-stoffliche und energetische Nutzung nachwachsender Rohstoffe. Welche Leistungen bietet der Wettbewerb? PlanB geht individuell auf die Bedürfnisse der Teilnehmer ein. Während der Wettbewerbslaufzeit werden Coachings zu einem breiten Themenspek- trum im Gegenwert von ca. 10.000 EUR angeboten. Die individuellen Unterstützungsleistungen wie B2B-Gespräche und Partner Matchings, Unterstützung bei Förderakquise etc. werden während, aber auch über die Wettbewerbslaufzeit hinaus angeboten. Im Wettbewerb 2018/19 gibt es Geld- und Sachpreise im Gesamtwert von ca. 20.000 EUR zu gewinnen. Den Sieger erwartet außerdem ein mietfreies Jahr in einer Starter-Einheit im „BioCubator“ im Hafen Straubing, der mit flexiblen Büros und Laboren optimalen Platz für Bioökonomie-Start-ups bietet. Teams schicken ihre Bewerbung an planb@biocampus-straubing.de – Teilnahme für 2018 nicht mehr möglich. Sonstiges Der Wettbewerb findet turnusmäßig statt. Für 2018 ist keine Teilnahme mehr möglich. Das Prämierungsevent findet am 21.1.2019 in Straubing statt. Alle Infos zum Wettbewerb und zu neuen Runden auf der Website www.planb-wettbewerb.de. Berichterstattung erfolgt über die Medien- partner des Wettbewerbs. Die BioCampus Straubing GmbH unterstützt Biotech- und Bioökonomieunternehmen auch außerhalb der Wettbewerbs- phase. Kontakt ist über planb@biocampus-straubing.de möglich. Science4Life – Gründerinitiative Life Sciences, Chemie und Energie In welchen Phasen unterstützt das Netzwerk/der Wettbewerb? Ideen-, Konzept- und Businessplanphase Branchenschwerpunkt Life Sciences, Chemie, Energie Welche Leistungen bietet das Netzwerk/der Wettbewerb? Der Businessplanwettbewerb „Science4Life Venture Cup“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, Gründerteams bei der Erstellung von Businessplänen zu unterstützen. Science4Life verfolgt dabei einen klaren Fokus auf die Bereiche Life Sciences, Chemie und Energie. Teilnehmer profitieren von kostenlosen Online-Seminaren, Tipps und Input von über 300 Branchen-Experten und vielem mehr. Während des Wettbewerbs können insgesamt 82.000 Euro Preisgeld gewonnen werden. Bewerbung Gründer und Teams können sich über die Website für den Wett- bewerb registrieren: www.science4life.de Sonstiges Die Teilnahme ist kostenlos. Einsteigen und gewinnen kann man während jeder Phase. Adresse Europaring 4 94315 Straubing Telefon +49 9421 785 150 E-Mail planb@biocampus-straubing.de Social Media www.facebook.com/planbgruenderwettbewerb/ Web-Adresse www.planb-wettbewerb.de Gründungsdatum März 2014 Adresse Geschäftsstelle Science4Life e.V. Industriepark Höchst Gebäude H 831 65926 Frankfurt Telefon +49 69 30555050 E-Mail info@science4life.de Web-Adresse www.science4life.de Gründungsdatum 1998 Peter Wonerow, Projektleiter

Verbände Die DECHEMA ist das kompetente Netzwerk für chemische Technik und Biotechnologie in Deutschland. Wir vertreten als gemeinnützige Fachgesell- schaft diese Gebiete in Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Wir fördern den technisch-wissenschaftlichen Austausch von Fachleuten unterschied- licher Disziplinen, Organisationen und Generationen und bündeln das Know- how von über 5.800 Einzel- und Förder mitgliedern.Dank der thematischen Vielfalt unserer Fachgremien, Veranstal- tungen und Projekte agieren und kooperieren wir weit über unsere Fachgrenzen hinaus. In unserem Netzwerk werden Zukunftstrends in Forschung und Technik identifiziert, fachgerecht diskutiert und zeitnah in Handlungsempfehlungen umgesetzt. Die Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie (DIB) ist die Biotechno- logie-Vereinigung des Verbandes der Chemischen Industrie e. V. (VCI), seiner Fachvereinigungen und Fachverbände. Die DIB zählt zu den größten Biotechnologie- Verbänden weltweit. Sie vertritt die wirtschaftspolitischen Interessen der Unternehmen, die mit biotechnologischen Methoden arbeiten und damit nachhaltiges Wachstum und internationale Wettbewerbsfähigkeit der Biotechnologie in Deutschland stärken. ls 102 03-2018 „Biotechnologie“ DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V. Aufgaben/Schwerpunkte • Unsere Fachgruppen, Arbeitskreise und weitere Gremien sind Treffpunkt für Experten, die in vertrauensvoller Atmosphäre fachliche Fragen diskutieren, neue Ideen entwickeln und umsetzen. Wir sind europaweit und weltweit vernetzt. • ProcessNet, die Plattform für chemische Verfahrenstechnik, bündelt die Aktivitäten von DECHEMA und VDI-GVC zum Thema Chemie; in der Fachgemeinschaft Biotechnologie finden Sie das Neueste aus allen Bereichen dieses Fachgebiets. Unse- re Kompetenz erstreckt sich weiter auf Fokusthemen „Energie und Klima“, „Rohstoffe“, „Wassermanagement“, „Pharma“ sowie „Medizintechnik“. • Tagungen, Symposien, Workshops und Weiterbildungskurse bieten innovative Lösungsansätze für Ihr Fachgebiet. In unse- rem Veranstaltungskalender finden Sie immer die passenden Events für Ihren Bereich. • Wir informieren und beraten zu nationalen und internationa- len Förderprogrammen, unterstützen bei der Partnerfindung und koordinieren Forschungsprojekte und -cluster im nationa- len, europäischen und internationalen Rahmen. • Wir vertreten die Positionen von Wissenschaft und Technik bei Politik, Förderorganisationen und in der Öffentlichkeit, geben Empfehlungen und starten Forschungsinitiativen. Adresse Theodor-Heuss-Allee 25 60486 Frankfurt Telefon +49 69 7564277 E-Mail ruebberdt@dechema.de Web-Adresse www.dechema.de Gründungsdatum 1926 Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie (DIB) Aufgaben/Schwerpunkte Zu den Aufgaben der DIB gehört die Interessenvertretung der Mit- glieder gegenüber Politik, Verwaltung, Medien und Öffentlichkeit von der nationalen bis hin zur internationalen Ebene. Die DIB setzt sich für verlässliche und international wettbewerbsfähige Rahmen- bedingungen zugunsten der Biotechnologie-Industrie ein. Darüber hinaus tragen wird dazu bei, den Industriestandort Deutschland zu stärken und auszubauen. Alleinstellungsmerkmal Zur Mitgliedschaft der DIB gehören zudem 10 Verbände. Damit repräsentieren ihre Mitglieder über 90% des deutschen Marktes für Produkte der Biotechnologie wie Polymere, Kunststoffe, Fein- und Spezialchemikalien, Enzyme, Pharmazeutika, Diagnostika, Tierarzneimittel, Körperpflege- und Waschmittel, Futter- und Lebensmittel sowie nachwachsende Rohstoffe und die daraus gewonnenen Produkte. Aufnahmekriterien Mitglied der DIB können alle Mitgliedsunternehmen des VCI und seiner Fachverbände werden, die mit biotechnologischen Methoden forschen, Entwicklungen vorantreiben, produzieren oder Dienstleistungen erbringen. Mitgliedschaften in Netzwerken/Vereinen Die DIB ist Mitglied beim europäischen Biotechnologieverband EuropaBio. Dr. Gent ist u.a. Vorstandsmitglied bei EuropaBio, Mitglied im International Council of Biotechnology Associations und Vorsitzender des ISO/TC 276 Biotechnologie. Dr. Kathrin Rübberdt, Kommunikation DEUTSCHE INDUSTRIEVEREINIGUNG BIOTECHNOLOGIE Adresse Mainzer Landstraße 55 60329 Frankfurt am Main Telefon +49 69 25561504 E-Mail info@dib.org Web-Adresse www.dib.org Anzahl der Mitarbeiter 7 Dr. Ricardo M. Gent, Geschäftsführer

International Der Osten leuchtet Der chinesische Markt für Biotechnologie wächst Fortschritte mit eigenen Produkten, internationale Fachkräfte und dazu jede Menge Kapital: Die chinesische Biotechindus- trie steht in den nächsten Jahren vor dem großen Durchbruch. Von Stefan Riedel F ür Management und Aktionäre von Ascletis Pharma kam nach dem Bör- sengang am 1. August die böse Über- raschung. Mit dem Ausgabepreis von 14 HKD – das sind umgerechnet 1,53 EUR – sammelte die chinesische Biotechfirma 400 Mio. USD ein und kam auf einem Bör- senwert von 2 Mrd. USD. Mehr als einen Monat nach dem Börsendebüt des Ent- wicklers von Medikamenten gegen Hepati- tis und AIDS ist von der Anfangseuphorie nichts mehr zu spüren: Die Aktie hat 40% an Wert verloren. Bessere Rahmenbedingungen für Börsengänge Dabei sollte der Börsengang von Ascletis Pharma den Auftakt zu einer Reihe von Börsengängen von chinesischen Biotech- firmen an der Börse Hongkong bilden. Regulatorische Erleichterungen hatten dazu das Umfeld geebnet. So fällt die Regelung weg, dass Unternehmen für drei Jahre schwarze Zahlen schreiben oder zumin- dest annäherungsweise profitabel sein müssen, um ein Listing in Hongkong einzu- gehen. Eine Notierung in Hongkong könnte wiederum als Sprungbrett für ein Zweit- listing an der Nasdaq dienen, dem welt- weit bedeutendsten Handelsplatz für Wertpapiere aus der Biotechbranche. Bislang haben nur wenige Biotechs aus dem Reich der Mitte diesen Schritt ge- schafft. Zum Beispiel BeiGene: Seit dem Zweitlisting an der Nasdaq im Februar 2016 hat sich der Aktienkurs des auf Krebstherapien spezialisierten Unterneh- mens in der Spitze versiebenfacht. Das am weitesten fortgeschrittene Produkt wird zusammen mit dem US-Biotechunter nehmen Celgene in einer zulassungsrelevanten Studie als Behandlung des Hodgkin- Lymphoms getestet. Im Falle einer Zulas- sung würde BeiGene das Produkt in China ls 104 03-2018 „Biotechnologie“ Abb. 1: Neuzulassungen Biologics 2014-2017 40 35 30 25 20 15 10 5 0 35 Investitionsboom führte von Januar bis Oktober 2017 zu 35 neuen Biologics 5 6 5 2014 2015 2016 2017 Anzahl der neu zugelassenen Biologics Quelle: McKinsey&Company vermarkten und Umsatzbeteiligungen vom Partner Celgene erhalten. Neue Medikamente verzweifelt gesucht Wie unterschiedlich die Resonanz der An- leger bei BeiGene und Ascletis bislang auch ausgefallen ist – beide Firmen stehen für eine aufstrebende biopharmazeu- tische Industrie im Reich der Mitte. Der Biotechbranche kommt dabei eine Schlüs- selrolle zu, denn wie in den USA und in Europa stammt die Mehrheit der zugelas- senen Medikamente gegen altersbedingte Erkrankungen wie Krebs, Arthritis und neurologische Erkrankungen aus Biotech- labors. Allein die demografische Entwick- lung in China sorgt für entsprechenden Druck, in der Gesundheitsversorgung das Umfeld für Innovationen und bezahlbare Medikamente zu verbessern. 200 Mio. Chinesen, rund 15% der chinesischen Gesamtbevölkerung, werden 2020 älter als 60 Jahre sein. Mehr als 100 Mio. Menschen leiden bereits an Diabetes, und von jedem vierten neu diagnostizierten Krebsleiden ist eine Person aus China betroffen. Nach einer aktuellen Studie von UBS stellt China mit einem Anteil von 25% nach den USA den zweitgrößten Medikamenten- markt weltweit. Vergleichsweise niedrig mit 12% ist dagegen die Rolle als Absatz- markt für biotechnologisch hergestellte Produkte. Dafür gibt es verschiedene Gründe. So war bis vor Kurzem gesetzlich festgeschrieben, dass alle Daten, die zur Unterstützung von Zulassungsanträgen verwendet werden, innerhalb des Landes gesammelt werden müssen. Die Folge: Fast zwei Drittel der zwischen 2010 und 2017 in den USA zugelassenen Medikamente sind in China immer noch nicht zugelassen. Davon betroffen sind vor allem Indikatio- nen mit hohem medizinischem Bedarf wie Krebs. So erhielt OPDIVO, eines der meist- verkauften Medikamente in der Krebs-

International Ins Reich der Mitte Biotechkooperationen mit China boomen Die Anzahl an Kooperationen zwischen chinesischen und ausländischen Unternehmen, insbesondere aus Deutschland und den USA, nimmt rasant zu: Meist handelt es sich dabei um produktbezogene Kollaborationen. So übernehmen die asiatischen Partner die Entwicklung eines Wirkstoffs oder Medikaments und die Finanzierung bis zur Marktreife. Im Gegenzug erhält der ausländische Partner Meilensteinzahlungen und attraktive Royaltys – also Anteile am Umsatz – im F alle einer Zulassung. Von Dr. Ignacio Faus Abb. 1: Safe and well tolerated Lead Products – Mode of Action in Oncology • The patient’s immune system generally polices the development of cancer cells occasionally, cells evade that system, developing into cancer • Lefitolimod reactivates the patient’s own immune system for anti-cancer surveillance • Lefitolimod can work safely alongside other treatments leveraging the body’s own immune surveillance system 1) Legend: mDC myeloid dendritic cell I NK cell natural killer cell I NKT cell natural killer T cell I pDC plasmacytoid dendritic cell Quelle: Mologen Mit rund 1,4 Mrd. Menschen ist Chi- na das bevölkerungsreichste Land der Erde. Entsprechend groß ist der Bedarf an Pharmaprodukten. Noch dominieren im Reich der Mitte zwar traditio- nelle chinesische Medizin und chemische Wirkstoffe den Gesundheitsmarkt. Aber die chinesische Regierung hat inzwischen die medizinische Biotechnologie als eine der Schlüsselbranchen für die Modernisierung der Wirtschaft und als einen der stärksten Wachstumsmärkte der Zukunft erkannt. Damit verbunden sind hohe Investitionen in die chinesische Biotechinfrastruktur. Überall in China entstehen neue Sonderwirtschafts- zonen, Industrieparks, Universitäten und For- schungseinrichtungen. Aber auch in einhei- mische und ausländische Biotechnologie- Unternehmen wird massiv investiert. Schon jetzt arbeiten im Bereich Forschung und Ent- wicklung biopharmazeutischer Produkte zahlreiche deutsche und chinesische Unter- nehmen intensiv zusammen. Auch haben sich Investoren aus China in Finanzierungsrunden an etlichen deutschen Start-ups beteiligt und Mehrheitsbeteiligungen und komplette Über- nahmen von Unternehmen nehmen zu. Allerdings sehen sich chinesische Bio- techunternehmen nach wie vor mit großen Herausforderungen konfrontiert, die sie aktuell im Alleingang nicht lösen können: Ein Kernproblem chinesischer Anbieter von bio- technologischen Produkten ist zum Beispiel die Sicherstellung der sogenannten Good Manufacturing Practice. Diese „gute Herstel- lungspraxis“ für Arzneimittel nach internati- onal festgelegten Standards ist extrem teuer und somit für kleinere chinesische Biotech- unternehmen quasi unerschwinglich. Im Rahmen des Masterplans „Made in China 2025“, einer Initiative zur umfassenden Auf- wertung der chinesischen Industrie, will die chinesische Zentralregierung deshalb Anrei- ze für die Bildung innovativer Allianzen zwi- ls 106 03-2018 „Biotechnologie“ schen kleinen und mittelgroßen chinesi- schen und ausländischen Unternehmen schaffen. Beide Seiten profitieren Die Kooperationen sind für beide Seiten attraktiv: Gerade für kleinere Unternehmen gestaltet sich der Marktzugang in China schwierig. Chinesische Unternehmen verfügen vor Ort über ein gut funktionierendes Netz- werk, haben Zugang zu den wichtigen hiesigen Institutionen wie Krankenhäusern, Ärzten und Behörden und können so die ausländi- schen Partner bei der erfolgreichen Zulas- sung und Vermarktung der Produkte unter- stützen. Im Gegenzug liefern die ausländi- schen Unternehmen Wirkstoffe in einem fort- geschrittenen, marktnahen Entwicklungs- stadium. Zudem profitieren chinesische Unternehmen vom Zugang zu Technologie sowie von den Forschungs- und Entwicklungs- kapazitäten sowie der globalen Aufstellung der ausländischen Partnerunternehmen. ZUM AUTOR Dr. Ignacio Faus ist seit August 2018 Vorstandsvorsitzender der MOLOGEN AG. Er verfügt über langjährige Erfahrungen in der Life-Sciences-Branche. Faus ist Mitgründer von PALAU PHARMA und war bis zur erfolgreichen Veräußerung des Unternehmens Vorstandsvorsitzender (CEO).

International Schlüsselindustrie der Zukunft Beiträge und Leistungen der Schweizer Biotechindustrie In den letzten zehn Jahren ist die Schweizer Biotechindustrie um über 50% gewachsen und hat sich als einer der führenden Biotech-Hubs etabliert. Das Vertrauen in die Wertschöpfung und Innovationskraft dieser Industrie ist ungebrochen, was sich in rekordhohen Investitionen und anhaltendem Wachstum in allen Bereichen manifestiert. Die gefüllte Entwicklungspipeline der Biotechfirmen und die Qualität ihrer Patente sichern der Schweizer Biotechnologie auch langfristig eine starke, kompetitive Rolle auf dem Weltmarkt. Von Michael Altorfer Abb. 1: Investitionen in Schweizer Biotechunternehmen 1.000 900 800 700 600 500 400 300 200 100 0 ) n o i l l i m F H C n i ( t n e m t s e v n i l a t i p a C 1 0 0 2 2 0 0 2 3 0 0 2 4 0 0 2 5 0 0 2 6 0 0 2 7 0 0 2 8 0 0 2 9 0 0 2 0 1 0 2 1 1 0 2 2 1 0 2 3 1 0 2 4 1 0 2 5 1 0 2 6 1 0 2 7 1 0 2 CI private CI public Quelle: EY, Swi, Kapitalanlagen beinhalten Wandelanleihen D er Höhenflug der Schweizer Bio- techbranche wird im Schweizer Biotech Report 2018 deutlich sicht- bar. Im Vergleich zum Vorjahr verdoppel- ten sich die Kapitalinvestitionen in private und börsennotierte Schweizer Biotechfir- men auf 1,64 Mrd. CHF – ein Rekordwert. Auch die Anzahl der Firmen und Arbeits- plätze, der Branchenumsatz und die Inves- titionen in Forschung und Entwicklung do- kumentieren das ungebremste Wachstum dieser innovativen Industrie. Sie umfasst rund 800 Firmen mit mehr als 50.000 Arbeitsplätzen. Besonders ein- drücklich sind die anhaltenden Investitio- nen in Produktionsstätten für hochwertige 1) IMD World Competitiveness Yearbook 2017 (Foreign high-skilled people, Foreign Labor Force), https://assets. kpmg.com/content/dam/kpmg/ch/pdf/site-selection-for-life- sciences-companies-europe-2018-en.pdf, Seite 43. Zellkulturprodukte. Biogen, CLS Behring und Lonza investieren mehrere Milliarden Schweizer Franken und legen damit den Grundstein für ein weiteres Wachstum der Schweizer Pharma- und Biotechexporte, die 2017 bereits 38% vom Gesamtexport- volumen ausmachten. Klare Standortvorteile Die Schweizer Biotechnologieindustrie kann auf Rechtssicherheit und wirtschaft- liche Stabilität zählen. Zudem hat die Schweiz konsequent in gute Ausbildung und qualitativ hochstehende Infrastruk- tur für Forschung und Entwicklung inves- tiert. Was seit mehr als einem Jahrhundert wichtige Eckpfeiler der Pharma-Industrie- entwicklung sind, befeuert auch den Auf- bau des Schweizer Biotechnologie-Hubs: Optimale politische Rahmenbedingungen, ls 108 03-2018 „Biotechnologie“ Qualitätsbewusstsein und Innovations- kraft, die nicht nur Investoren anziehen – auch Spezialisten und Talente scheinen sich in der Schweiz wohlzufühlen. Bei der „Attraktivität für hochqualifizierte Arbeitskräfte“1 errang die Schweiz 2017 erneut Platz eins. Der Erfolg der Biotechindustrie hat die Schweizer Wirtschaft nachhaltig geprägt. Zehntausende hochwertiger Arbeitsplätze wurden geschaffen, die Studentenzahlen in den Life-Sciences-Grundlagenfächern sind markant gestiegen und das Land ist für internationale Fachspezialisten und Investoren attraktiv geworden. Die Biotech- industrie wird nicht nur im Inland, son- dern auch im internationalen Handel und bei der globalen Forschung und Entwick- lung immer bedeutender. Zunehmend verstärken auch führende Pharmaunter- ZUM AUTOR Michael Altorfer ist CEO der Swiss Biotech Association. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Life-Sciences- Industrie. Altorfer startete seine Karriere als Wissenschaftler in der Pharmaforschung unter anderem bei Roche. Von 1996 bis 2001 war er bei der Investmentbank UBS Warburg tätig.

International erweist sich als Treiber für das Wachstum. Mittlerweile unterstützen zahlreiche Fir- men die Schweizer Biotechs mit For- schungs- und Produktionskapazität, inno- vativen Diagnostika, Analysemethoden oder klinischen Studien. 40 Jahre Schweizer Biotechnologie mit beispielhaften Erfolgsgeschichten Die Übernahme der Schweizer Actelion durch Johnson & Johnson für rund 30 Mrd. USD war 2017 die prominenteste Erfolgs- geschichte der Schweizer Biotech Szene. In rund 20 Jahren hatte die auf Medi kamente zur Behandlung von Lungenhochdruck spe- zia lisierte Firma Zehntausenden von Pati- enten geholfen und gleichzeitig profitierten auch Mitarbeiter und Investoren von dem grossartigen medizinischen Erfolg. Dieses Jahr hat der Schweizer Biotech- nologieverband eine Informationskam- pagne gestartet, die auf weitere herausra- gende Erfolgsgeschichten der Biotech- nologie aufmerksam macht. Diese Swiss Biotech Success Stories zeigen den Nutzen ls 110 03-2018 „Biotechnologie“ Abb. 3: Entwicklung Anzahl Biotechunternehmen in der Schweiz 237 219 223 207 193 195 187 173 158 161 70 65 63 61 57 57 57 60 58 60 240 220 200 180 160 140 120 100 80 60 40 20 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Developers Suppliers Quelle: EY der Biotechindustrie für die gesellschaft- liche Entwicklung mannigfaltig auf: Biogen, Roche Glycart, Okairos, Selexis und Vifor Fresenius Medical Care Renal Pharma, die fünf ersten Laureaten, demonstrieren als Pioniere neue Geschäftsmodelle, innovative Technologien und Wirkstoffe. Strahlkraft der Schweizer Biotech- nologie geht weit über die Landes- grenzen Da sich die meisten Krankheiten nicht an Landesgrenzen halten, entwickeln Schwei- zer Biotechnologieunternehmen naturge- mäß Produkte und Therapien, die Patienten weltweit helfen sollen. So sind Schweizer Universitäten, Krankenhäuser, Pharma- und Biotechunternehmen in der internationalen Forschungszusammenarbeit sehr aktiv und zukunftsträchtige Technologien werden durch Transfer international zugänglich gemacht. Gleichzeitig setzt sich die Schweiz mit anderen Staaten dafür ein, dass der Patentschutz für innovative Medikamente weltweit respektiert wird. Dieser Schutz ist für Investoren, die ihr Kapital in langjährige und kapitalintensive Forschung anlegen, essenziell. Viele Forschungsaktivitäten füh- ren zwar zu neuen Erkenntnissen, aber nicht unmittelbar zu neuen Produkten. Umso wichtiger ist, dass Produkte, die wis- senschaftlichen Durchbruch ermöglichen, Leben retten, verbessern oder Schmerzen lindern, auch zu einem fairen Preis verkauft werden können. Schließlich ermöglicht nur der Gewinn, der mit diesen Medikamenten erwirtschaftet wird, weitere Investitionen. Grund zu feiern am Swiss Biotech Day 2018: Der Schweizer Biotech- industrie geht es blendend Mit der neulancierten Swiss-Biotech- Success-Stories-Kampagne wurden Biogen, Roche Glycart, Okairos, Selexis und Vifor Fresenius Medical Care Renal Pharma für ihre große Leistung geehrt. Sie demonst- rieren den Nutzen der Schweizer Biotech Sciences für die gesellschaftliche Entwick- lung und spiegeln die Diversität und Viel- fältigkeit dieses Wirtschaftszweiges wider, der mit seiner Innovationskraft weit über die Landesgrenzen hinaus einen wich- tigen Beitrag für das Gesundheitswesen und die Lebensqualität leistet.

m o c . e b o d a . k c o t s – v o t a n g I l e v a P © : o t o F Case Studies Über Paris die Finanzmärkte anzapfen NOXXON Pharma: Ein weiteres deutsches Biotech- unternehmen hat seinen Weg an die Börse gefunden Mit NOXXON Pharma aus Berlin hat sich ein weiteres deutsches Biotechunternehmen für den Börsengang in den Euronext Growth (Euronext) entschieden. Dank der Unterstützung der Altaktionäre glückte der Wandel von einer Plattformfirma zum Medikamentenentwickler. Von Stefan Riedel Bereits zugelassene Krebstherapien noch wirksamer machen – mit die- sem Ansatz hat sich die 1997 gegrün- dete NOXXON aus Berlin neu aufgestellt. Konkret sollen die eigenen Substanzen in Kombination mit zugelassenen Check- pointinhibitoren wie auch herkömmlichen Chemo- und Strahlentherapien in der unmittelbaren zellulären Mikroumgebung von Tumoren wirken. Bisher war NOXXON mit der firmeneigenen Spiegelmer-Techno- logie bekannt. Dabei handelt es sich um Oligonukleotide, die von Enzymen nicht erkannt und abgebaut werden können. Diese Technologie hatte NOXXON im Januar 2017 an die Berliner Firma Aptarion biotech lizenziert. Liquide Mittel für klinische Studien Für die Finanzierung der eigenen klinischen Studien benötigte NOXXON mehr liquide Mittel. Die Altaktionäre, welche die bisheri- gen privaten Finanzierungsrunden mitgetra- gen hatten, erklärten sich hier bereit, die entsprechende Starthilfe zu geben – wenn NOXXON im Gegenzug über einen Börsen- gang weitere Finanzmittel einwirbt. Mangelndes Biotech-IPO-Interesse in Deutschland Als sich das Management von NOXXON im Frühjahr 2016 für den Börsengang ent- schied, fiel die Wahl des Börsenplatzes auf die Euronext. „Für Paris sprachen einige Gründe“, erläutert Aram Mangasarian, der Vorstandschef von NOXXON. „Ich selbst habe enge Kontakte zu französischen Inves- toren. Außerdem zählten Venture-Capital- Gesellschaften wie Sofinnova und Edmond ls 112 03-2018 „Biotechnologie“ de Rothschild bereits zu unseren Anteilseig- nern.“ Das seit Jahren mangelnde Interesse an Biotechbörsengängen in Deutschland tat ein Übriges. Warum die Wahl auf die Euronext fiel Die Fakten sprechen für die Vierländerbörse Euronext. Aktuell sind dort 89 Life-Science- Unternehmen gelistet. Damit ist die Euronext vor den Börsen London und Stock- holm der europaweit größte Handelsplatz für Unternehmen aus dem Sektor. „Durch ihre regulatorischen Voraussetzungen ist die Euronext die ideale Anlaufstelle für Bio- techs, die vom Reifegrad im Hinblick auf Börsenwert und klinische Produkte zum Zeitpunkt ihres Börsengangs noch nicht die kritische Größe erreichen, um ein Listing an der Nasdaq einzugehen“, erläutert Sebastian Grabert, Geschäftsführer des Münchner Büros von Euronext, die Vorzüge eines Euronext-Listings für aufstrebende Unter- nehmen. An der Euronext in Paris sind die für Biotechfirmen wichtigen Finanzexper- ten aus dem angloamerikanischen Raum aktiv. Dort stellen institutionelle Investoren aus den USA und Großbritannien mehr als 40% der Handelsvolumina. Ein Börsengang an der Euronext ist deshalb in den letzten Jahren für viele Firmen zum Sprungbrett geworden, die später weiteres Kapital über Nachfolgefinanzierungen und Zweitlistings einwerben möchten. Liquidität der Aktie gestiegen Für ihr Listing im September 2016 mit den Altaktionären benötigte NOXXON lediglich ein Informations dokument, welches wesent- liche Punkte beinhaltet wie ein Börsen- prospekt. Basierend auf dem im Juli 2017 ge- nehmigten Prospekt wurden die NOXXON- Akien in das öffent liche Handelssegment des Euronext Growth Paris übertragen. Dieser Schritt war die Voraussetzung dafür, Wandelschuldverschreibungen auch mit Aktien-Optionsscheinen auszugeben. Seit- dem ist die Liquidität der Aktie unter institu- tionellen Investoren und Privatanlegern deutlich gestiegen. Den entsprechenden Türöffner auf der Nachrichtenseite lieferte die Ende 2016 abgeschlossene Kooperation mit MSD, dem deutschen Ableger des US- Pharmakonzerns Merck. Dabei wird der Wirkstoff NOX-A12 in einer ersten Open- Label-Wirksamkeits studie als Kombina- tionstherapie bei Patienten mit metasta- sierendem Darmkrebs und Pankreaskrebs getestet. Diese zwei Krebsarten sprechen bislang nicht auf Checkpoint inhibitoren an. Erste Ergebnisse sollen bis Ende 2018 vor- liegen. Auf Kapitalsuche Von positiven Resultaten erhofft sich NOXXON- Vorstand Mangasarian noch mehr Investo- ren, welche auch den Aktienkurs wieder in Schwung bringen. Das Unternehmen benö- tigt frisches Geld, um die erste Wirksam- keitsstudie für NOX-A12 zur Behandlung von bösartigen Gehirntumoren zu starten und beim zweiten Hoffnungsträger NOX-E36 erste klinische Studien in soliden Tumoren zu beginnen. „Schaffen wir diese Etappen“, ist Mangasarian optimistisch, „können wir in drei Jahren eine der spannendsten Firmen sein, die klinische Substanzen für die Mikro umgebung von Tumoren entwi- ckeln.“

m o c . e b o d a . k c o t s – a b a t a n © : o t o F Case Studies Wenn ein Stich lebensbedrohlich wird Bencard Allergie: Spezialist auf dem Gebiet spezifischer Immuntherapien – auch für Insektengiftallergiker Nicht nur wir Menschen freuten uns über diesen Rekordsommer. Auch Insekten, allen voran Wespen, profitierten von der Wärme und Trockenheit der vergangenen Monate. Für Insektengiftallergiker ist das allerdings höchst bedrohlich, in manchen Fällen sogar lebensgefährlich. Von Dr. Sonja Brosel Insektengiftallergien sind die häufigsten Auslöser schwerer anaphylaktischer Reaktionen bei Erwachsenen und führen allein in Deutschland bei etwa 20 Menschen im Jahr zum Tod. Was tun bei einer Insektengiftallergie? Die bisher einzige kausale Therapieform, mit der Überreaktionen des Immunsystems behandelt werden können, ist die spezi- fische Immuntherapie (SIT), auch Hypo- sensibilisierung genannt. Eine SIT kann das Risiko für schwere anaphylak tische Reakti- onen, ausgelöst durch Stiche von zumeist Wespen und Bienen, nachweislich senken. Bis zu 95% der durch Wespengift und bis zu 85% der durch Bienengift verursachten Allergien können mit einer SIT erfolgreich behandelt werden.1 Die Therapie basiert darauf, dass das Immunsystem permanent mit den auslösenden Allergenen konfron- tiert wird, um sich langsam an sie zu gewöhnen, so dass der Kontakt mit dem Allergen nicht mehr zu allergischen Reakti- onen führt. Dies erscheint zunächst ein relativ einfaches Konzept zu sein, jedoch stellen die Allergenquellen stets Mischun- gen aus verschiedenen allergenen Einzel- komponenten dar. Das Vorhandensein möglichst aller Komponenten in adäquater Menge in den Therapielösungen kann bei Bienengift-Allergikern darüber entschei- den, ob die Therapie wirkt und schützt. 1) Przybilla et al. (2011) Diagnose und Therapie der Bienen und Wespengiftallergie. Allergo J. 20: 318–339. 2) Blank et al. (2017) Component-resolved evaluation of the content of major allergens in therapeutic extracts for specific immunotherapy of honeybee venom allergy. Hum Vaccin Immunother. 13: 2482-2489. ls 114 03-2018 „Biotechnologie“ Herausforderung Bienengiftprodukt Bei Bienengiften sind es bisher fünf Aller- genkomponenten – Api m 1, Api m 2, Api m 3, Api m 5 und Api m 10 – denen eine beson- ders große allergologische Relevanz bei- gemessen wird. Laut einer wissenschaft- lichen Studie an der TU München waren in einigen Präparaten, die zur SIT von Bienen- gift-Allergikern eingesetzt werden, diese relevanten Einzelkom ponenten zum Teil nicht in adäquaten Mengen vorhanden. Ins- besondere die Komponenten Api m 3 und Api m 10 waren in einigen Extrakten unter- repräsentiert oder gar nicht erst nachweis- bar. Eine SIT könnte bei Patienten, die gegen diese Komponenten sensibilisiert sind, deshalb weniger erfolgreich sein.2 Im Bienengiftprodukt von Bencard Allergie waren in der Studie alle fünf relevanten Allergene nachweisbar. Unter- schiede im Allergengehalt könnten im Herstellungs prozess begründet liegen, den das Unternehmen soweit optimiert hat, dass das Rohmaterial äußerst scho- nend aufbereitet wird. So entsteht ein Bienengiftprodukt, bei dem als einem der wenigen am Markt nachweislich alle rele- vanten Komponenten enthalten sind. Die Insektengift allergieprodukte von Bencard Allergie konnten ihren Marktanteil von Juni 2017 bis Juni 2018 um knapp 50% auf zuletzt über 22% steigern. Das Unternehmen Bencard Allergie ist Teil des internatio - nalen, forschenden Arzneimittelunterneh- mens Allergy Therapeutics mit Hauptsitz in Großbritannien und baut auf über 80 Jahre Erfahrung in der Entwicklung von Therapieoptionen für Allergiker. Das Unter- nehmen verkauft seine Produkte derzeit in ca. 20 Ländern weltweit und ist weiter auf Expansionskurs. Die Expansion in den US-Markt ist neben der Expansion in Europa und dem Ausbau einer starken Pipeline einer der drei Kerntreiber, mit denen sich das Unternehmen im Zukunfts- markt Allergie optimal positioniert sieht. Mit einem Volumen von geschätzten 2 Mrd. USD birgt der US-Allergiemarkt enorme Chancen. So hat der subkutane MPL-wirkverstärkte Gräserpollenimpfstoff, für den im Mai positive Top-Line-Ergeb- nisse einer Phase-II-Dosisfindungsstudie bekannt gegeben wurden, das Potenzial, in den USA die erste zugelassene subkutane Immuntherapie zur Behandlung der Gräser- pollenallergie zu werden. Der Start einer Phase-III-Studie ist für das zweite Halbjahr 2019 geplant. Ausblick Die Unternehmensgruppe wird auch in Zukunft auf ihre 3-Säulen-Strategie (Wachs- tum Europa, Ausbau der Pipeline, Expan- sion USA) setzen. In Deutschland werden derzeit mehrere klinische Studien durch- geführt, um die unternehmenseigenen Pro- dukte gemäß Therapieallergene-Verord- nung (TAV) zuzulassen. Neben Europa steht für die Unternehmensgruppe vor allem die Expansion auf den bisher noch nicht erschlossenen US-amerikanischen Markt im strategischen Fokus, wo die Verantwortlichen einen großen Bedarf an standar disierten und zugelassenen Pro- dukten für die subkutane Immun therapie (SCIT) sehen.

Case Studies To fight the threat of infections of the 21st century AiCuris: An approved drug triggers a paradigm shift in treating HCMV infections in immunosuppressed patients For patients suffering from severe diseases including certain cancers of the blood or bone marrow, such as multiple myeloma or leukemia the only possible, effective treatment is hematopoietic stem cell transplantation (HSCT). During this widely accepted medical procedure the patient’s immune system is usually destroyed with radiation or chemotherapy before being replaced by donor stem cells. This leaves the patient with little or no natural immune protection, while normal blood cell production (hematopoiesis) is restored. AiCuris has developed a drug that can protect HSCT patients from CMV infections. Today, approximately 30,000 patients worldwide receive allogeneic hematopoietic stem cell transplants every year. By Robert Steininger A iCuris Anti-infective Cures GmbH, based in Wuppertal, Germany has a mission to develop effective drugs against life-threatening infectious diseases with high medical need. Resear- chers at AiCuris are looking for completely new approaches. They are using novel compound classes and new modes of action to develop drugs that have the potential to outperform existing therapies in terms of resistance breaking capabilities and to successfully fight the threat of infections of the 21st century. treatment options expanded CMV infections – harmless or life-threatening depending on the immune status One of the viral pathogens AiCuris focuses on is human cytomegalovirus (CMV), which belongs to the group of herpesviruses and is widely spread in populations. CMV infects individuals of all ages and remains in the body for life as a latent infection. In industrialized nations >50% of the popula- tion are infected, in emerging countries 90-100% of inhabitants are carriers of the virus. If an individual with a primary infection has an intact immune system, symptoms rarely occur post infection. However, in people or patients with weak or suppressed immune systems, CMV can reactivate and lead to severe, often life- threatening infections in a variety ls 116 03-2018 „Biotechnologie“ s i r u c A © i : o t o h P of organs like the intestine, the lungs or the eyes. One group being highly at risk to develop a CMV infection includes patients who are receiving allogeneic hemato- poietic stem cell transplantation (HSCT, bone marrow). Immediately after trans- plantation, these patients have little to no immune protection. The new stem cells require time to engraft and to build up a new immunity. This takes approximately 12 weeks – a time period during which these patients are very vulnerable to all kind of pathogens. Furthermore, if these patients already carry CMV from previous infections, they are facing a high risk that the virus reactivates, spreads and eventually kills them. An antiviral CMV prophylaxis starting day one following transplantation could protect these dangerously sick indivi- duals and as a result could increase the success rate of HSCTs. However, currently available CMV drugs have significant side- effects including bone-marrow or kidney toxicity and therefore are not suitable for prophylaxis treatment. Hence, physicians need to carefully monitor these patients if

Recht „Spätere Streitigkeiten über ausle- gungsbedürftige Themen vermeiden“ Interview mit Peter Homberg, Partner, Dentons Europe Die Bestimmung der Lizenzgebühr bildet den Grundbaustein eines jeden Lizenzvertrages. Dabei gestaltet sich die Berech- nung des vom Lizenznehmer zu entrichtenden Entgelts in der Regel nicht unproblematisch. Bei der Vertragsgestaltung sol- cher Lizenzverträge ist eine Vielzahl relevanter und diskussionswürdiger Aspekte zu beachten. Darüber sprach die Plattform Life Sciences mit Peter Homberg, Partner bei Dentons Europe. werden soll. Problematisch wird ein perio- disches Pauschalentgelt hingegen, wenn Sondersituationen während der Vertrags- laufzeit auftreten, wie z.B., wenn das gewährte Know-how offenkundig oder der Vertrag vorzeitig beendet wird. Sollte in diesem Fall eine (Teil-)Rückzahlung gewünscht sein, sollten die Parteien diese schon bei Vertragsabschluss berücksich- tigen. Diesem Modell ähnlich ist die Verein- barung einer periodischen Mindestlizenz- gebühr. Diese bietet den Vor- bzw. Nach- teil, je nach Perspektive und Entwicklung der Umsatzzahlen, dass sie vom tatsäch- lichen Umsatz unabhängig ist. Sollten die Parteien dieses Risiko vorab abfangen wollen, sollten sie sich ggf. über eine ent- sprechende Anpassungsklausel Gedanken machen. Es gibt doch noch die Lizenzgebühr. Was hat es mit der auf sich? ZU DEN AUTOREN Peter Homberg ist Rechtsanwalt und Partner von Dentons in Frankfurt/Main und leitet die deutsche Life Sciences Praxis. m o c . e b o d a . k c o t s – l o o c c e © : o t o F Plattform Life Sciences: Herr Homberg, welche Berechnungsmodelle gibt es zur Festlegung von Lizenzgebühren? Homberg: Lizenzgeber und Lizenznehmer müssen sich in Bezug auf die Lizenz- gebühr vor allem über zwei Faktoren Gedanken machen: die Höhe der Gebühr sowie die Art der Berechnung. Die Höhe hängt dabei regelmäßig von verschiede- nen Einflussfaktoren ab. Maßgebend sind Die Berechnungsweise einer Lizenzgebühr ist frei disponibel und damit vielfältig. ls 118 03-2018 „Biotechnologie“ hier unter anderem die Stärke der lizen- zierten Technologie, die vorgesehene regionale, zeitliche und einfache, alleinige oder exklusive Nutzung sowie die jeweilige Verhandlungsposition. Und die Berechnungsweise? Auch die Berechnungsweise einer Lizenz- gebühr ist frei disponibel und damit viel- fältig. Neben Lizenzaustauschverträgen, stückabhängigen Lizenzentgelten oder Meilensteinzahlungen sind beispielsweise periodische Pauschalentgelte denkbar. Dabei wird eine einmalige pauschale Lizenzgebühr in festgelegten zeitlichen Abständen vereinbart. Dieses Modell bietet sich vor allem für den Fall an, dass der Umfang der Lizenz überschaubar ist und keine besonderen Vertragspflichten, wie beispielsweise die Aufbereitung einer detaillierten Abrechnung, vorgesehen

Recht Fallstricke bei der Inanspruch- nahme der Priorität Voraussetzungen für eine wirksame Inanspruchnahme beziehungsweise Übertragung des Prioritätsrechts Mit der Anmeldung einer Erfindung beim Patentamt erhält der Anmelder ein Prioritätsrecht. Danach ist der Anmelder berechtigt, innerhalb von zwölf Monaten die Erfindung auch in anderen Staaten anzumelden (Nachanmeldung) und die Priorität der ersten Anmeldung (Erstanmeldung) in Anspruch zu nehmen. Aufgrund der zuerkannten Priorität entscheidet sich, ob eine Veröffentlichung oder ein Vortrag Stand der Technik für die Erfindung darstellt und der Patentierbarkeit der Erfindung entgegensteht. Von Dr. Andrea Schüssler darauf achten müssen, dass ihm im zwölf- monatigen Prioritätsintervall die Priorität, die im Namen des Arbeitnehmers begrün- det worden war, übertragen wird, wenn er Anmelder der Nachanmeldung sein wollte. Da das USPTO üblicherweise auch Über- tragungen nach der Zwölfmonatsfrist anerkennt, wurde dies von vielen Firmen nicht mit der nötigen Sorgfalt gehandhabt und sie werden nun mit einem unheil- baren Mangel bei ihren ausländischen Nachanmeldungen konfrontiert. Dies gilt insbesondere für solche Erstanmeldun- gen, die noch unter dem alten Recht auf den Arbeitnehmer angemeldet worden waren und die PCT-Nachanmeldung nach Inkrafttreten des AIA ohne weiter nachzu- denken auf den Arbeitgeber angemeldet wurde. ZUR AUTORIN Dr. Andrea Schüssler ist Gründungspart- nerin von Huber & Schüssler, einer Münchner Patentanwaltskanzlei mit Spezia- lisierung u.a. auf Life Sciences. m o c . e b o d a . k c o t s – n o s i d n a n a c n u d © : o t o F S o kann es bei einer Aberkennung der Priorität zu bösen Überraschungen kommen, da innerhalb des Priori- tätsjahres gerade universitäre Erfinder ihre Erfindung oftmals publizieren und diese Publikationen, wenn die Priorität nicht gilt, der Patentanmeldung plötzlich als neuheitsschädlicher Stand der Technik entgegenstehen. Bestehende Probleme Eine unter Einsprechenden und Nichtig- keitsklägern beliebt gewordene Strategie ist es, die Priorität von Patenten über ein Bestreiten der wirksamen Übertragung des Prioritätsrechts auf den Patentinha- ber anzugreifen, wenn sich die Anmelder der Erst- und Nachanmeldung unterschei- den. Diesen Angriffen sind vor allem Anmeldungen und Patente auf Arbeitneh- mererfindungen von US-Firmen ausge- setzt, die vor dem Inkrafttreten des America Invents Act (AIA) beim USPTO eingereicht worden sind. Bis zum Inkraft- treten des AIA 2013 mussten Patentanmel- dungen im Namen des Arbeitnehmers vor- genommen werden und der Arbeitgeber hätte für ausländische Nachanmeldungen ls 120 03-2018 „Biotechnologie“

Recht Eine Frage des Zugangs CRISPR/Cas9: Die Patentsituation ist kompliziert Präzise. Einfach. In eukaryotischen Zellen praktikabel. Aufgrund dieser Anwendungsmerkmale revolutioniert die CRISPR/Cas9-Methode explosionsartig den gesamten Life-Sciences-Bereich. Das Anwendungspotenzial in der Medizin, der industriellen Biotechnologie und der Agrarindustrie ist überwältigend. Zum Leidwesen vieler Beteiligter ist die Patentlage jedoch alles andere als einfach. Von Dr. Natalie Kirchhofer und Dr. Julia Sauerwald kationen den Weg bereiteten, gelang es dem Zhang-Labor als erstes, die Methode erfolg- reich in eukaryotischen Zellen anzuwenden. Die grundlegende CRISPR/Cas9-Patent- anmeldung wurde von Berkeley bereits im Mai 2012 beim amerikanischen Patentamt (USPTO) eingereicht (Abb. 1). Erst einige Monate später, im Dezember 2012, zog Broad nach und reichte eine Serie von ins- gesamt zwölf inhaltlich überlappenden Patentanmeldungen ein, die verschiedene Spezialaspekte der CRISPR/Cas9-Techno- logie und insbesondere deren Anwendung in Eukaryoten betreffen. Die aggressivere Anmeldestrategie von Broad zeigte sich auch in weltweiten Beschleunigungsanträ- gen und führte insgesamt dazu, dass die Broad-Patente – obwohl später eingereicht – wesentlich früher und in größerer Zahl erteilt wurden. Als Reaktion auf die erste Patentertei- lung für Broad im April 2014 strengte Berkeley ein sogenanntes Interference- Verfahren zur Ermittlung des „wahren“ ersten Erfinders beim USPTO an. Diese Besonderheit des US-Patentwesens ist inzwischen historisch, da die USA 2016 von ihrem traditionellen First-to-invent- System auf das weltweit vorherrschende First-to-file-System umgestiegen sind. In einer allgemein mit Spannung erwarteten Entscheidung sprach das USPTO Broad im Februar 2017 in erster Instanz das Patent zu. Das Verfahren geht jedoch in die zweite Runde. Nachdem Berkeley ebenfalls ein US- Patent auf die CRISPR/Cas9-Basistechno- logie erteilt wurde, besteht eine Pattsitua- tion: Das Berkeley-Patent schützt die Technologie im Allgemeinen, das Broad- Patent deren Anwendung in eukaryoti- schen Zellen. Für Letztere kommt man an beiden Patenten daher nicht herum. Die Fortsetzung des Streits um die Milliardentechnologie in Europa Die patentrechtliche Auseinandersetzung ist auf dieser Seite des Atlantiks nicht weniger spannend: Auch hier überwiegen die Broad-Patente rein zahlenmäßig, Berkeley hat aber ein breites Basispatent erteilt bekommen. Zahlreiche Parteien, darunter viele anonyme (und auch wir), fechten die CRISPR/Cas9-Patente in Ein- spruchsverfahren vor dem Europäischen Patentamt (EPA) an. Dreh- und Angelpunkt der Einspruchs- verfahren gegen die Broad-Patente ist ein ganz anderer als in den parallelen US-Ver- ZU DEN AUTOREN Dr. Natalie Kirchhofer ist europäische und deutsche Patentanwältin bei COHAUSZ & FLORACK. Sie vertritt Start-ups sowie phar- mazeutische Unternehmen in Erteilungs- und Verletzungsverfahren von Life-Sciences- Patenten. Dr. Julia Sauerwald ist Biochemikerin und trat dem Life-Science-Team von COHAUSZ & FLORACK 2018 als technische Expertin bei und wird zur europäischen und deut- schen Patentanwältin ausgebildet. m o c . e b o d a . k c o t s – k c o t s k a e r b i © : n o i t a r t s u l l I D ie großen Erwartungen von Indus- trie und Wissenschaft führen zu Wertschätzungen der Technologie im Milliarden-Euro-Bereich. Die unklare Patentsituation steht einer uneingeschränk- ten Nutzung der Technologie jedoch im Wege. Schon vor Jahren ist ein Streit darüber ent- brannt, wem der Patentschutz für die Basistechnologie zusteht. Der Beginn eines epischen Patentrechtsstreits in den USA Dabei spielen vor allem zwei Parteien eine entscheidende Rolle: Auf der einen Seite Emmanuelle Charpentier (inzwischen Direktorin am MPI für Infektionsbiologie in Berlin) und Jennifer Doudna von der UC Berkeley (nachfolgend: „Berkeley“). Auf der anderen Seite Feng Zhang und die ihm nahestehenden Institutionen Broad Insti- tute, MIT und Harvard (nachfolgend: „Broad“). Während Charpentier und Doudna die Anwendbarkeit des CRISPR/ Cas9-Systems als „Genschere“ entdeckten und ihrem flächendeckenden Einsatz in der Biotechnologie durch bestimmte Modifi- ls 122 03-2018 „Biotechnologie“

Finanzierung Es darf etwas mehr sein! Venture-Capital-Investments in der deutschen Life-Science-Industrie aus Sicht von institutionellen VC-Fonds Venture Capital ist das „Motoröl“ für Start-ups und neben dem Börsengang fast die einzige große Finanzierungsquelle für diese Unternehmen. Privatinvestoren, Family Offices, Business Angels und Crowdfunding spielen bei den im Bereich Arzneimittelentwicklung oder Medizintechnik/Diagnostika benötigten großen Investments eine eher untergeordnete Rolle. Von Dr. Michael Thiel Abb. 1: Finanzierung deutscher Biotechnologieunternehmen 2013–2017 Mio. Euro 600 500 400 300 200 100 0 116 65 154 2014 214 44 236 2015 214 32 213 2016 340 86 201 2017 Börsengänge Follow-on-Finanzierung 163 153 2013 Venture Capital Quelle: EY Biotechnologie-Report Deutschland 2018 I m Folgenden soll das Thema Venture- Capital-Finanzierung in der deutschen Life-Science-Industrie aus Sicht der ins- titutionellen VC-Fonds näher beleuchtet werden. Venture Capital in Deutschland und international Im Jahr 2017 wurden 201 Mio. EUR an Venture Capital in deutsche Life-Science- Start-ups investiert, die Tendenz ist seit 2015 wieder etwas rückläufig (EY: Biotech- nologie-Report Deutschland 2018, S. 41). Im Jahr 2016 betrugen die Venture-Capi- tal-Investments noch 236 Mio. EUR (siehe Abb. 1). Börsengänge spielen für die deut- schen Life-Science-Start-ups – im Gegen- satz zu den USA – eine eher untergeordne- te Rolle. Wenn Börsengänge deutscher Life-Science-Start-ups zu verzeichnen sind, dann an der Euronext oder der NASDAQ, wie das erfolgreiche Listing von InflaRx mit 89,5 Mio. EUR an der NASDAQ im Jahr 2017 zeigt. Im europäischen Aus- land ist UK führend, was Venture-Capital- Investments in Life-Science-Start-ups an- ls 124 03-2018 „Biotechnologie“ betrifft. Im Jahre 2017 wurden 672 Mio. EUR Venture Capital in UK investiert, in der Schweiz 450 Mio. EUR, in Frankreich 250 Mio. EUR. Deutschland hält mit besag- ten 201 Mio. EUR nur den undankbaren vierten Platz (EY: Biotechnologie-Report Deutschland 2018, S. 45; siehe auch Abb. 2). Da kann man aus deutscher bzw. europä- ischer Sicht nur neidisch in Richtung USA schauen. Hier betrugen die Venture-Capital- Investments in Life-Science-Start-ups im Jahre 2017 11,3 Mrd. USD, was fast einer Verdreifachung gegenüber dem Jahr 2013 mit 4,3 Mrd. USD entspricht (EY: Biotech- nologie-Report Deutschland 2018, S. 49). Institutionelle VC-Fonds in Deutschland Neben den institutionellen VC-Fonds fun- gieren als maßgebliche Investoren in die deutschen Life-Science-Start-ups noch die Corporate-Venture-Capital-Fonds der gro- ßen Pharma- und Biotechnologiefirmen sowie die öffentlichen Investoren wie der HTGF, KfW/Coparion, BayernKapital, die NRW.Bank etc. Zur Ehrenrettung des Standorts Deutschland sei angemerkt, dass die öffentliche Finanzierung von Start-ups in der Pre-Seed- und Seed-Phase weltweit führend ist. Was in Deutschland fehlt, ist genügend Venture Capital zur Finanzierung der Early-Stage- und Wachs- tumsphase. Der größte deutsche Life-Science- Fonds dürfte der SHS IV Fonds sein, mit ei- nem Volumen von 125 Mio. EUR, gefolgt vom Wellington Partners Life Science IV Fonds mit 85 Mio. EUR (siehe Abb. 3). Bei- de Fondsgesellschaften sind zurzeit im Fundraising für Folgefonds mit einem an- gestrebten Volumen von 150 Mio. EUR plus. Interessant ist der Earlybird-Health-Tech- Fonds, der ein First Closing im August 2016 verkündete und über ein besonderes Konstrukt die Barmer GEK als Cornerstone Investor gewinnen konnte. Des Weiteren gibt es auch eine enge Zusammenarbeit des Fonds mit dem amerikanischen Ven- ture-Capital-Fonds Bay City Capital. Der Peppermint Charité Biomedical Fonds ist mit einem Zielvolumen von 60 Mio. EUR bereits wesentlich kleiner. Die MIG Fonds leitenden Funktionen ZUM AUTOR Dr. Michael Thiel ist Partner bei der SANEMUS AG. Zuvor war er 25 Jahre in in globalen Pharmaunternehmen wie Bayer, MSD und Daiichi Sankyo in den Bereichen opera- tives und strategisches Marketing, Business Development und Licensing tätig.

Finanzierung „Wir tun Gutes“ Interview mit Dr. Hubert Birner, TVM Capital Life Science Ein Gespräch über die Faszination der Biotechnologie, die Kunst des Überlebens und das Amazon von morgen. Plattform Life Sciences: Herr Birner, blicken wir auf die letzten 20 Jahre in der Bio- technologie: Welche Technologien haben sich durchgesetzt? Birner: Faszinierend sind für mich die Erfolgsstorys der Firmen, in die wir bereits sehr früh investiert haben. Das sind Firmen, die sich in einem schwierigen Marktumfeld immer wieder neu erfinden konnten. Nennen möchte ich beispielsweise Evotec, Morpho- Sys oder Medigene, wo wir überall als Series-A-Investor beteiligt waren. Mit dem Ende des Neuen Marktes hat sich auch in der Biotechnologie die Spreu vom Weizen getrennt. Aber gerade diese drei Unterneh- men haben unterschiedliche Geschäfts- modelle entwickelt, die sie überleben ließen. MorphoSys etwa ist neben der Wirkstoffent- wicklung auch in den Service-Bereich gegangen und hat sich so weiterfinanziert. Später haben sich diese Unternehmen wieder auf ihr eigentliches Kerngeschäft konzentriert und sind heute Milliarden- unternehmen. Das ist vielleicht eine der wichtigsten Lehren aus dieser Zeit: Nur wer sich anpasst und mit der Evolution geht, wird überleben. Das gilt auch für Investoren wie uns. Dieser Aspekt ist umso wichtiger, da viele Biotechunternehmen noch nicht von den großen Profiten leben können, son- dern abhängig sind von immer neuen Finan- zierungsrunden im Abstand von wenigen Jahren. Mit dem Ende des Neuen Marktes hat sich auch in der Biotechnologie die Spreu vom Weizen getrennt. ls 126 03-2018 „Biotechnologie“ Was ist die Kunst des Überlebens? Die Kunst junger Unternehmen speist sich aus der Notwendigkeit, sich permanent wei- terzuentwickeln und zu wachsen. Weiterhin notwendig sind Mut und Vision, es zum rich- tigen Zeitpunkt einfach zu tun. Bisheriges aufzugeben und alles zu riskieren, um eine Firma zu retten, das ist kein populärer Weg. Es gehört im Zweifelsfall auch eine gewisse Demut dazu, nicht sich selbst, sondern ein Unternehmen und seine Mitarbeiter in den Vordergrund zu stellen. Und schließlich hat man es in den letzten 20 Jahren in Deutsch- land immer wieder geschafft, die Biotech- nologie zu finanzieren. Das beeindruckt mich nach wie vor, und ich bin davon über- zeugt, dass uns dies auch in Zukunft gelin- gen wird. Denn im Grunde ist die Biotech- nologie eine „gute“ Industrie. Wir tun Gutes! Natürlich ist die Community hierzulande kleiner als vor allem in den USA. Doch mir sind ein paar wenige Sieger lieber als die große Masse der Gescheiterten, denen man nachtrauert. Ich denke, wir können ein posi- tives Resümee der letzten 20 Jahre ziehen. Was fasziniert Sie persönlich an der Biotechnologie? Am meisten fasziniert es mich, immer wie- der neue Leute mit genialen Ideen zu treffen. 2004 haben wir als Series-A-Investor in blue- bird bio investiert. Damals war Gentherapie noch etwas völlig Neues und schier unvor- stellbar. Aber schauen Sie sich an, wo dieses Unternehmen heute steht! Wir müssen ein- fach weiterhin versuchen, die wirklich gro- ßen Dinge anzugehen, sei es die Bekämp- fung von Krebs oder Erbkrankheiten. Das ist auch die Aufgabe von Venture Capital, auch wenn manche Versuche scheitern. Sie haben viele Jahre in Kanada gearbeitet, kennen also den Blick von außen auf die deutsche Szene sehr gut. Wo sehen Sie heute die wesentlichen Unterschiede? Es ist möglich, US-Inves- toren nach Deutschland zu holen, man muss sie nur von guten Geschäfts- modellen überzeugen. In Europa und vor allem in Deutschland wer- ben Investoren Geld für neue Unternehmen und Ideen ein, in den USA machen dies das Management und die Gründer. Dieser Unter- schied basiert zum einen auf der eher wis- senschaftlich basierten Vorgehensweise der deutschen Gründer und Anfangsmana- ger sowie auf der schwierigeren Finanzie- rungssituation und den limitierten Exit- Optionen. Gleichzeitig finden Sie in den USA sowohl aufseiten der Investoren als auch ZUM INTERVIEWPARTNER Dr. Hubert Birner verantwortet die Investmentstrategie von TVM Capital Life Science in Europa, Nordamerika und Kanada. Seit dem Jahr 2000 ist er für TVM Capital tätig und war vor dieser Tätigkeit Head of Business Development Europe und Director of Marketing bei Zeneca Deutschland und Berater in der Health Care und Pharmaceutical Practice von McKinsey & Company.

Finanzierung Gute Zeiten? Zur Situation von Biotechinvestments Biotechnologie wird – philosophisch betrachtet – von Start-up-Unternehmen betrieben, die hohe Risiken eingehen. Wirkstoffentwicklung, die mit ersten Daten aus Zellen oder der Maus auf die Suche nach Risikokapital geht, ist sowohl für Gründer als auch für Investoren ein digitales Geschäft ohne viel Graubereich, egal ob Biological oder Small Molecule. Es gab deutliche Entwicklungen in den vergangenen zwölf Jahren, seit der High-Tech Gründerfonds in Biotech investiert. Von Dr. Martin Pfister Investoren Sehr erstaunlich hat sich das Investoren- umfeld für Biotechs entwickelt. Nicht nur vielversprechende wissenschaftliche Ent- wicklungen wie Gene Editing oder ein besseres Verständnis für Biologicals und deren Produktion bringen Biotechunter- nehmen im Fundraising aktuell auch deutlich zweistellige Millionensummen. Solche Seed-Runden waren zumindest in Deutschland noch vor fünf Jahren extrem selten. Investoren mit frischen Fonds – von denen es in Europa wieder eine erfreuliche Zahl gibt – realisierten zuneh- mend, dass wirklich werttreibende „Infliction Points“ eher jenseits guter Tox- oder Efficacy-Daten im Tier erreicht wer- ZUM AUTOR Dr. Martin Pfister studierte Biopharmako- logie an der Universität Greifswald sowie der New York University und promovierte im Bereich Immunologie an der Universität Leipzig. Der Senior Investment Manager beim High-Tech Gründerfonds (HTGF) ist Technologieexperte in den Bereichen Bio tech, Medtech und Healthcare. Darüber hinaus hat Dr. Pfister umfangreiche Erfahrungen in Organisation, Business Development und Finanzierung junger Unternehmen sowie internationaler Marketintelligence und im Marketing. in m o c . e b o d a . k c o t s – a d u D n a i t s a b e S © : o t o F I n der Pharmaindustrie hat man gelernt, Risiken besser zu managen und zu diversifizieren. Das geschieht zuneh- mend durch eine frühere und engere Nähe zu den Biotechs: Immer neue Inkubatoren und Accelera- toren (Merck, J&J, Bayer etc.) sollen frühen Biotechprojekten eine Heim- statt bieten. Das kann mit erster finan- zieller Pre-Seed-Unterstützung sein, mit Nutzung der umgebenden Pharma- Infrastruktur und deren Know-how oder einfach nur durch Labore in einer State-of-the-Art-Infrastruktur. Im Ge- genzug möchte Pharma auch an der Start-up-Kultur und den Lean-Manage- ment-Lösungen teilhaben. Nach Pharma mit Fonds in der zweiten oder dritten Generation bauen auch mittlere/spezifische Pharmaunterneh- men neue Corporate-Investment-Vehi- kel aus (Merck, Amgen, Takeda, Astel- las etc.) oder investieren über Family Offices der Eigentümer. Die Corporate VCs steigen teilweise extrem früh in Projekte ein (Boehringer Ingelheim Venture). Teams aus Pharma gründen Spin-outs und bekommen Assets in die Hände, die intern nicht weiter verfolgt werden. Weltweite oder regional aufgelegte Wettbewerbe regen Teilnehmer aus dem akademischen oder Start-up- Umfeld mit Siegprämien in Form von Geld oder Dienstleistung (z.B. Produk- tionskapazitäten) dazu an, frühe Pro- jekte vorzustellen. Nicht zuletzt wurden die „klassischen“ im Pharma Business Aktivitäten Development für M&A, Lizenz- oder Asset-Deals deutlich ausgebaut. Vor einer Dekade fast undenkbar: Deals finden teilweise vor dem üblichen Proof-of-Concept der Phase II statt (Merck-Rigontec), teilweise sogar prä- klinisch (Flexion-GeneQuine). ls 128 03-2018 „Biotechnologie“

Finanzierung „Wir schaffen heute die Unterneh- men der nächsten Jahrzehnte“ Interview mit Michael Motschmann, MIG AG, und Helmut Jeggle, ATHOS Service GmbH Das Family Office der Hexal-Gründer Strüngmann und die Fonds der MIG AG gehören zu den wichtigsten Finanzierern der deutschen Biotechszene. Zeit für ein Gespräch über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. lange ein Problem in Deutschland. Sehen Sie aktuell eine neue Gründerwelle in der Biotechnologie? Jeggle: Heute wird nicht mehr, sondern anders gegründet. Vor 20 Jahren hieß es: „Was in den USA geht, muss auch in Deutschland funktionieren.“ Man wollte ganze Geschäftsmodelle kopieren und hat dabei übersehen, dass es hierzulande um ganz andere Variablen geht, etwa hinsicht- lich Finanzierung oder Unternehmens- strukturen. Deutschland ist dafür einfach zu sehr von der Old Economy geprägt. Heute fokussiert man sich eher auf das, was deutsche Firmen gut können, und ZU DEN INTERVIEWPARTNERN Michael Motschmann ist General Partner und Vorstand der MIG Verwaltungs AG, die er 2005 gemeinsam mit seinem Bruder Cecil Motschmann und Jürgen Kosch gründete. Er ist seit über 25 Jahren als Unternehmer tätig. Helmut Jeggle verantwortet beim Strüngmann Family Office den Bereich Life Science. Zuvor leitete er die Abteilung Unternehmensplanung & Analyse bei der Hexal AG. Plattform Life Sciences-Redakteur Holger Garbs (links) im Gespräch mit Helmut Jeggle (Mitte) und Michael Motschmann Plattform Life Sciences: Herr Motschmann, Herr Jeggle, was ist für Sie persönlich das Faszinierende am Thema Biotechno- logie? Jeggle: Als Investor gibt es für mich zwei interessante Ebenen: Die eine ist, ein Unternehmen mitzugestalten und aufzu- bauen. Auf der zweiten Ebene bin ich davon überzeugt, dass wir aufgrund der hohen Innovationskraft der Biotechnologie und ihrer artverwandten und IT-geprägten Industrien derzeit die Unternehmen der nächsten Jahrzehnte aufbauen. Bestehen- des wird aufgrund von Effizienz und Inno- vation neu positioniert. Es gibt Menschen, die etwas bewegen und verändern wollen und die ganz bewusst ihre Komfortzone verlassen. Motschmann: In der biopharmazeutischen Industrie erleben wir gerade eine faszinie- rende Verschmelzung gleich mehrerer Zukunftstechnologien: Digitalisierung, Big Data, Nanotechnologie, verschiedene Omics- Technologien und Systembiologie verur- sachen einen kompletten Umbruch, ins- besondere der Pharmaindustrie. Deshalb ist es eine extrem spannende Aufgabe, junge Unternehmen zu finanzieren und sich mit Geschäftsmodellen auseinander- zusetzen, welche die Zukunft bestimmen werden. Wir haben in Deutschland groß- artige Wissenschaftler. Die Kunst besteht darin, die Translation von der Wissen- schaft in ein Unternehmen zu bewerkstel- ligen. Dazu braucht es die nötigen Struktu- ren, und da tut es Gründern gut, erfahrene Unternehmer oder Betriebswirte an ihrer Seite zu wissen, die sich früh um das Ein- ziehen eben jener Strukturen kümmern. Die Überführung wissenschaftlicher Ideen in marktfähige Produkte war ls 130 03-2018 „Biotechnologie“

Finanzierung Michael Motschmann (rechts): „Ich glaube, dass Hongkong in den nächsten fünf Jahren der bedeutendste Biotechbörsenplatz neben der Nasdaq werden wird.“ Standortes weiter erhöhen und den deutschen Kapitalmarkt für nachhaltiges Wachstum öffnen. Dass wir mehr Biotech- IPOs erleben – und zwar nicht mehr mit jahrelangem Abstand, sondern warum nicht quartalsweise? Und dass Unterneh- men bei steigenden Bewertungen auf- grund ihrer inhaltlichen Entwicklung in der Lage sind, sich neues Geld vom Markt zu beschaffen. Das schließt ein, dass Investoren, die am internationalen Markt aktiv sind, den deutschen Markt auch attraktiv genug finden. Stichwort „nachhaltiger Kapitalmarkt“: Wie kann dieser aufgebaut werden? Motschmann: Die Frage ist: Wie schaffe ich ein gesellschaftliches Umdenken? Da spielt natürlich eine Nullzins- oder Negativ- zinsphase wie aktuell eine entscheidende Rolle, denn als Anleger ist man gezwun- gen, alternativ zu denken. Wenn man nur auf die Risiken schaut und nicht auf die Chancen, dann gibt es auch keine Verän- derungen. Das Hauptthema unserer Ge- sellschaft ist doch, dass sie sich verän- dern muss, das bezieht sich nicht nur auf Biotech. Industriehistorisch zwingt uns die Digitalisierung dazu, Geschäftsmodelle in allen Bereichen neu zu überdenken. Firmen, die heute in ihren Märkten erfolg- reich sind, werden dies in Zukunft nicht mehr sein, wenn sie die Erfordernisse der Digitalisierung nicht beachten. Umge- kehrt haben kleine Unternehmen eine Chance, weil sie die Strukturprobleme der Großen nicht haben. Wir sitzen im Moment an einem Tisch, an dem die Würfel neu geworfen werden. Die Firmen wiederum ls 132 03-2018 „Biotechnologie“ Einstieg namhafter internationaler Inves- toren oder durch Partnerschaften mit Global Playern der Pharmabranche unter- mauert. Aber auch eine CureVac hat einen ähnlichen Anspruch. Ich denke, dass die RNA-basierte Wirkstoffentwicklung eine der Zukunftstechnologien schlechthin ist. Hier wird ein breiter Umbruch in der Industrie stattfinden, vergleichbar mit der Antikörperentwicklung. Auch die Medigene ist eine faszinierende Firma, mit einem hohen wissenschaftlichen Background. Andererseits darf man auch nicht erwar- ten, dass man auf einen Schlag fünf oder zehn potenzielle neue Einhörner aus dem Hut zaubert. Schon einen mittleren drei- stelligen Millionenbetrag zu generieren ist ein enormer Anspruch. Was in Deutsch- land allerdings zu wenig verstanden wird: Nach der Finanzierungsrunde ist vor der Finanzierungsrunde. Dies gilt insbeson- dere dann, wenn man sein Produkt nicht auslizenziert, um dadurch Umsätze zu generieren, sondern selbst weiterent- wickelt. Man darf sein Tafelsilber nicht frühzeitig verkaufen, aber dann benötigt man umgekehrt eben auch immer wieder mehr Kapital. Jeggle: Vor allem die Frage, in welchem Umfeld sich ein Unternehmen entwickeln kann, ist von hoher Relevanz. Sowohl in der akademischen Phase als auch bei- spielsweise wie im Falle einer AiCuris im Rahmen eines Spin-offs, in diesem Fall von Bayer. Für AiCuris war es damals wichtig, ihre eigene Nische zu finden. Ich glaube, dass wir gute Biotechfirmen in Deutsch- land haben. Es ist auch eine Frage des müssen sich langfristig unabhängig von ihren Anfangsinvestoren machen, um als eigenständige Unternehmen zu überleben. Die Unternehmen müssen eine Größe erreichen, um einen direkten Zugang zum Kapitalmarkt zu erhalten. Nur so ist lang- fristiges Wachstum zu ermöglichen. Dies ist in Deutschland so noch nicht gewähr- leistet, in den USA dagegen umso mehr. Wo sehen Sie potenzielle Leuchttürme oder neue Einhörner der deutschen Biotechszene? Motschmann: In unserem gemeinsamen Portfolio denke ich natürlich an eine BioNTech. Hier verfolgen Athos und MIG die gleichen Ansprüche und denken in den gleichen Dimensionen. Dies wurde in den vergangenen Jahren auch durch den Helmut Jeggle (links): „Es wird durchaus signifikante Börsengänge deutscher Biotechunternehmen in den nächsten zwei bis drei Jahren geben.“

Finanzierung New digital funding platform for European health start-ups aescuvest and EIT Health join forces to enable start-ups to accelerate time to market for innovative products and services Access to funding and to customers are key issues when it comes to foster innovation and entrepreneurship, not only within the life sciences sector. The appetite of European investors for venture capital engagements is still underdeveloped. In addition, a highly regulated environment makes market entrance not an easy task for health start-ups. aescuvest.eu, new enterprise aims to build bridges between healthcare innovators, investors and professionals using equity crowdfunding. By Jan-Philipp Beck and Dr. Patrick Pfeffer m o c . e b o d a . k c o t s – T S E N R E © : n o i t a r t s u l l I E IT Health is one of the largest healthcare initiatives worldwide, leveraging the expertise of over 140 leading organizations and spanning key areas of the healthcare industry, ranging from academia to suppliers and hospitals. The consortium behind EIT Health was appointed by the European Institute of Innovation and Technology (EIT), an independent body of the EU, to form a Knowledge and Innovation Com- munity. EIT Health’s mission is to acce- lerate entrepreneurship and innovation in healthy living and active ageing by providing EU top talents with new op- portunities and resources, for the bene- fit of all citizens. Improved health(-care) is only one side of the coin. The goals are not at least eco- nomic ones. Innovation is recognized as a key driver for growth, creation of employ- ment and finally taxable income. Needless to say, health is one of the top economic sectors in Europe that reliably delivers above average results. Innovative capacity is rather linked to risk-taking entrepreneurs than to large businesses. However, in an economy mainly financed through banks, as it is the case in large parts of Europe, access to funding for ls 134 03-2018 „Biotechnologie“ ABOUT THE AUTHORS Jan-Philipp Beck is Chief Executive Officer at EIT Health e.V. Dr. Patrick Pfeffer is founder and Chief Executive Officer at aescuvest GmbH.

Kapitalmarkt & Investment Love Story mit Hindernissen Biotech und Börse in Deutschland Dass sich die Deutschen schwertun mit dem Aktienmarkt, ist sattsam bekannt – und das gilt erst recht für die Biotechnologiebranche, obwohl die Geschichte einst durchaus hoffnungsvoll begann: An den IPOs von Unternehmen wie MorphoSys und Medigene, die Anfang des Jahrtausends an die Börse gingen, beteiligten sich auch zahlreiche Privataktionäre. Von Sandrine Cailleteau und Dr. Nicholas Hanser Manager gesetzt und vor allem Investoren in den USA, Frankreich, UK sowie den Beneluxstaaten angesprochen. Die Bio- technologie ist nun mal eine globale Indus- trie mit global agierenden Investoren. Einen guten Zugang zu spezialisierten Life-Science-Investoren bietet indes eine Notiz an der Euronext. Nicht zuletzt Inves- toren aus den USA partizipieren gern an Börsengängen an die europäische Mehr- länderbörse. Sie wirbt inzwischen auch hierzulande aktiv um Börsenkandidaten D em Börsenboom um die Jahrtau- sendwende folgte prompt die Ernüchterung: Der Neue Markt brach ein und viel Vertrauen ging verloren. Auch im Biotechbereich ging die Börsen- aktivität massiv zurück. Davon hat sich die Branche hierzulande bis heute nicht rich- tig erholt – im Unterschied zu den USA und auch anderen europäischen Ländern wie Frankreich, den Beneluxstaaten und der Schweiz. Dies hat in Deutschland dazu geführt, dass es zwar großes Potenzial in der Wissenschaft und auch vielversprechende Unternehmen gibt, diese jedoch mit ver- gleichsweise wenig Eigenkapital auskom- men müssen. Die Börse als Finanzierungs- option ist weit in den Hintergrund getre- ten: So gab es seit 2014 lediglich vier IPOs von deutschen Biotechunternehmen, zwei davon (Noxxon Pharma und Probiodrug) gingen an die Euronext, zwei an die Nasdaq (Affimed und InflaRx). Seit 20 Jahren kaum Biotech- börsengänge in Deutschland Auch ein Rückblick auf die letzten 20 Jahre zeigt: Mit 27 IPOs von insgesamt 295 fan- den nicht einmal 10% der europäischen Börsengänge von Biotechs in Deutschland statt. Die Deutsche Börse ist ein schwieri- ges Pflaster für Biotechunternehmen: Es gibt kaum Investoren, die sich in dem Bereich auskennen, und institutionelle Anleger im Healthcare-Bereich konzen- trieren sich in aller Regel auf Big Pharma. Ebenso selten sind hierzulande auf Bio- tech spezialisierte Banken und Analysten, es fehlt schlicht das passende Ökosystem. Nicht von ungefähr hat etwa die Münch- ner Medigene AG bei ihrer jüngsten Kapi- talerhöhung auf Bryan Garnier als Lead ls 136 03-2018 „Biotechnologie“ ZU DEN AUTOREN Sandrine Cailleteau, Managing Director von Bryan Garnier, war u.a. Licensing Project Director und Director M&A bei Sanofi. Sie hatte unterschiedlichste Führungspositionen bei Pharma- und Biotechunternehmen (u.a. Fournier Pharma, Hesperion) und der Investmentbank Michel Dyens & Co. inne. Dr. Nicholas Hanser, Director von Bryan Garnier, hat in London, Frankfurt und Zürich für Credit Suisse, Jefferies und BNP Paribas gearbeitet. Zuletzt war er Senior Vice President bei STJ Advisors in London, wo er die IPO-Beratung für die deutschspra- chige Region verantwortete.

Kapitalmarkt & Investment Gentherapien: Kleine Ersatzteile mit großer Wirkung Kleinere Firmen besitzen ein hohes Renditepotenzial Gentherapien sind dabei, sich in einer Reihe von Krankheitsfeldern mit marktreifen Heilmitteln zu etablieren. Der Nischencharakter der Produkte eröffnet vor allem Biotechfirmen die Chance zur Vermarktung in Eigenregie. Von Dr. Christian Lach Abb. 1: Umsätze Gentherapie in Mio. USD und Anzahl zugelassene Produkte 2.500 2.000 1.500 1.000 500 0 +3* 2017 +0* 2018 +10* +4* 2019 2020 zugelassen nicht zugelassen *) Anzahl (potenziell) neu zugelassener Produkte Quelle: Bellevue Asset Management N ach mehr als vier Jahrzehnten steht die Gentherapie vor dem gro- ßen Durchbruch. Drei Produkte wurden 2017 zugelassen – und Marktschät- zungen gehen davon aus, dass sich bis 2020 die Zahl der aktuell fünf zugelassenen Gen- therapien verdoppeln wird. Im selben Zeit- raum soll sich der Jahresumsatz der gen- therapeutischen Mittel in der Summe auf mehr als 2 Mrd. USD vervielfachen. Für das größte Aufsehen in der Finanzwelt sorgten zuletzt Kymriah von Novartis und Yescarta von Gilead Sciences zur Behandlung von Blutkrebs und Lymphknotenkrebs. Grund- lage für beide Produkte ist der CAR-T- Ansatz. Dabei werden den Patienten körper- eigene Immunzellen entnommen, genetisch verändert, vermehrt und dann wieder per Infusion verabreicht. Auf Sicht der nächsten zehn Jahre erwarten Branchenexperten bei Gentherapien eine ähnliche Entwicklung wie bei den monoklonalen Antikörpern in den letzten 20 Jahren. Erfolgsgeschichten wie die Krebsmittel Humira, Rituxan und Avastin sorgten hier dafür, dass diese Medikamenten- klasse innerhalb der Onkologie ihren Um- satz zwischen 2005 und 2015 von 20 Mrd. auf 90 Mrd. USD mehr als vervierfachte. ls 138 03-2018 „Biotechnologie“ Kommerziell lukrative Nischenprodukte Konkret bedeutet Gentherapie die Repara- tur, das Abschalten und den Austausch von defekten Genen. Die Fehler im mensch- lichen Erbgut können über fehlerhafte Proteine schwere Erkrankungen auslösen. Diese seltenen Erkrankungen (Orphan Diseases) betreffen je nach Definition vier bis sieben auf 10.000 Personen. 80% aller Orphan Diseases sind genetisch bedingt. Von den mehr als 7.000 seltenen Erkrankun- gen sind rund 4.000 monogenetischer Natur, also auf den Defekt eines einzigen Gens zu- rückzuführen, der mit einer zielgerichteten Therapie behandelt werden könnte. Aktuell verfügt die moderne Genthera- pie über einen Werkzeugkasten mit meh- reren Therapieansätzen. Am weitesten entwickelt ist die Behandlung mithilfe von Adeno-assoziierten Viren (AAV) und Lentiviren. Bedingt durch ihre hohe Gewebespezifität bei der Wirkung und die hohe Sicherheit werden AAV zunehmend zum Standardvehikel für den Gentrans- port. Ein Beispiel ist das Ende 2017 zur Be- handlung von erblich bedingter Erblin- dung zugelassene Luxturna. Ausgelöst durch das Fehlen des Enzyms RPE65 wer- den schädliche Proteine in der Netzhaut abgelagert, die diese schädigen und zur Erblindung führen. Kosten für die einma- lige Behandlung beider Augen mit dem Genersatz: 850.000 USD. Weites Feld für Biotechfirmen Neben Gentherapien in Nischenindikatio- nen für wenige Tausende Patienten gibt es Krankheitsfelder mit einem sehr dynami- schen Wettbewerbsumfeld. Im Bereich der Blutererkrankungen (Hämophilien) hat die Zulassungsbehörde FDA regulatori- sche Weichenstellungen für schwerste Formen der Krankheit mit einem gravie- renden Mangel an Gerinnungsfaktoren getroffen. Dabei verschiebt sich der Fokus der Zulassungsbehörden von der klini- schen Wirksamkeit auf die Richtlinien für die Produktion und Qualitätskontrolle. Dies macht zunehmend bis zu 80% des Zulassungsantrags aus, und nur noch 20% ist ZUM AUTOR Dr. Christian Lach seit 2015 Portfoliomanager Healthcare Funds & Mandates. Zuvor war er bis zur Übernahme durch Bellevue bei der Adamant Biomedical Investments AG tätig. Er verfügt über einen Dr. oec. der Hochschule St. Gallen und ist Dipl. Natw. der Eidgenössischen Technischen Hochschule, Zürich.

Kapitalmarkt & Investment “We expect a number of larger deals in the second half of 2018” Nasdaq’s head of healthcare listings shares current trends and predictions for biotechnology IPOs Jordan Saxe, head of healthcare listings at Nasdaq, discusses the IPO environment and outlook for biotech listings. We were proud to welcome nearly twice as many healthcare IPOs in the U.S. year- to-date compared to the same period in 2017. Additionally, 98 percent of biotech IPOs in the U.S. have listed on our market this year, including Rubius Therapeutics, the largest biotech listing in the U.S. as of 2018 year-to-date. Nasdaq continues to be a leader in biotechnology listings overall. Currently, Nasdaq lists more than 500 biotech companies and 90 percent of biotech companies listed on U.S. exchanges. What has activity been like for listings in the U.S. from companies based in Europe? Nasdaq has a long history of welcoming companies based in Europe and around the world to our U.S. market and that ABOUT THE INTERVIEWEE Jordan B. Saxe is responsible for leading Nasdaq’s business development efforts in the healthcare sector, and brings fourteen years of experience within the exchange field. He has advised over 200 IPOs and works closely with venture capital, private equity and investment firms to educate them on the liquidity options Nasdaq can provide. He holds a B.S. in Business Administration from the University of Vermont. Q A D S A N © : o t o h P MorphoSys AG visited the Nasdaq MarketSite in Times Square on April 18, 2018 to ring the Nasdaq Opening Bell in celebration of its IPO. Plattform Life Sciences: What is the current market environment for biotech initial public offerings (IPOs) and biotech listings overall? Saxe: The momentum for biotech listings overall has been very positive so far in 2018. As of August 31, there were more Nasdaq continues to be a leader in biotechnology listings overall. ls 140 03-2018 „Biotechnologie“ biotech IPOs than all of 2017. Private healthcare companies continue to see demand from cross-over investors who also participate in the public markets. Series A rounds have been larger in 2018 than prior years, and I believe that this trend will continue into next year. As private market valuations increase, the biotechnology industry remains attrac- tive. Nasdaq is actively speaking with companies that are either confidentially on file with the Securities and Exchange Commission or are ready to start the IPO process. The next wave of biotech IPOs will provide insights into investor appetite for future demand for healthcare and biotechnology IPOs.

Kapitalmarkt & Investment „Biotechnologie gehört zunehmend in ein ausgewogenes Portfolio“ Interview mit Glen Giovanetti, Leiter des globalen Biotechnologie-Teams von EY Auf der BIO 2018 sprach die Plattform Life Sciences mit Glen Giovanetti, Leiter des globalen Biotechnologie-Teams von EY. Die entscheidende Frage: Ist der massive Zufluss von Geldern in den Biotechnologiesektor – in den USA jedenfalls ist dies der Fall – nun eher eine Chance, die gesamte Branche noch weiter voranzubringen, oder bereits Zeichen einer Übertreibung – und damit eine Gefahr? Plattform Life Sciences: Herr Giovanetti, diese Frage hatten Sie eingangs des von Ihnen moderierten Panels selbst in den Raum gestellt – sind wir der Beantwor- tung in dieser Hinsicht näher gekom- men? Giovanetti: Nun, diese Frage so aufzuwer- fen und zu bearbeiten war ja die Absicht. Natürlich ist es ein Sowohl-als-auch. Nur weil in der Biotechnologie das Geld für Investitionen gerade fließt, heißt das nicht automatisch, dass es überall gut angelegt sein muss. Die Aufgabenstellung muss also sein, Gelder sinnvoll zu investieren, sodass alle Beteiligten auch auskömmli- che Renditen erzielen können. Ist das zur Verfügung stehende Investi- tionskapital denn sogenanntes Smart Money? Wie wir gerade von den Exper- ten auf Ihrem Panel hörten, verstärkte sich zuletzt der Eindruck, dass zuneh- mend nicht sektorspezialisierte Fonds- manager in die Biotechnologie drängen. Giovanetti: Man muss sich vor generali- sierten Antworten in Acht nehmen. Natür- lich ist mehr zur Verfügung stehendes Kapital besser, als wäre keines vorhanden – wie nach der Jahrtausendwende oder auch im Zuge der Weltwirtschaftskrise vor zehn Jahren. Der grundlegende Trend in der Biotechnologie stimmt doch: Schnellere Marktzulassungen von aus- sichtsreichen Medikamenten und innova- tive neue Ansätze in der Forschung ziehen jetzt auch Kapital von nicht unbedingt sektorspezifischen Fonds auf sich. Das muss einerseits weder ganz vorteilhaft noch sollte es andererseits ganz nachteilig sein. ls 142 03-2018 „Biotechnologie“ Ist die Biotechnologie damit so etwas wie salonfähig geworden oder gar eine Art Allgemeingut? Das war sie eigentlich schon immer die letzten zwei Jahrzehnte, aber nicht jeder Fondsmanager hat sich zugetraut, sich mit der komplizierten Bewertung ausein- anderzusetzen. Dies ändert sich mittler- weile, natürlich in überschaubaren Schritten. Biotechnologie gehört zuneh- mend in ein ausgewogenes Portfolio, v.a. wenn die Returns on Investments überdurchschnittlich Insofern erkennen Fondsmanager mehr und mehr, dass sie sich mit der Thematik nicht nur befassen sollten, sondern so- gar müssen. Den spezialisierten Fonds- managern muss man das natürlich nicht erklären. sind. Besteht die Gefahr, dass der Kapitalzufluss nach einer oder mehreren Enttäuschungen gleich wieder ganz versiegt? Man hat schon im Zuge der Weltwirt- schaftskrise gesehen, dass die Kapital- basis eben nicht mehr ganz einbrach – natürlich ging sie zurück, aber sie brach nicht völlig in sich zusammen. Das ist sicherlich ein gutes Signal und stimmt zuversichtlich, dass mittlerweile die gegenüber anderen Sektoren längeren Anlagehorizonte verinnerlicht und ak- zeptiert werden. Gerade bei Start-ups wird verstanden, dass diese doch spä- testens alle zwei Jahre neue Finanzie- rungsrunden über die Bühne bringen müssen. Wenn man eine gemacht hat, kann man im Grunde gleich die Planung der nächsten angehen. Die Bestandsaufnahme im Panel fiel erwar- tungsgemäß sehr US-zentrisch aus – wie steht es denn mit der europäischen Biotech- nologie und der Verfügbarkeit von Kapital? Das ist richtig – die Größenordnung beträgt ungefähr vier zu eins. Natürlich ist das für die amerikanische Biotechnologie ein großer struktureller und damit strate- gischer Vorteil, das kann man nicht an- ders bezeichnen. Zweifellos gibt es auch in Europa vielversprechende Entwicklun- gen – gute Ideen sind überall vorhanden! Ich möchte in diesem Zusammenhang aber China erwähnen: Dieses Land schließt in dieser Beziehung unheimlich schnell auf – und damit fließen auch mehr und mehr Investitionen in die chinesische Biotechnologie. Herr Giovanetti, das schauen wir uns dann sicherlich auf der nächsten BIO in einem Jahr gemeinsam an – vielen Dank für Ihre interessanten Einblicke. Das Interview führte Falko Bozicevic. ZUM INTERVIEWPARTNER Glen Giovanetti ist Leiter des globalen Biotechnologie-Teams von EY.

Kapitalmarkt & Investment Geht da noch was? Investorengelder in der Biotechnologie sind vorhanden – jetzt nur richtig aussteuern! Die Biotechnologie feiert derzeit weltweit Erfolg um Erfolg: Durchbrüche bei mehreren bisher nicht heilbaren (z.B. Hep-C) oder wenigstens zu lindernden Krankheiten (etwa Alzheimer) stehen in jüngsten Jahren zu Buche oder kurz bevor. Und dieser Erfolg kommt kaum von ungefähr. Damit dieser Motor jedoch nicht ins Stocken gerät, ist eine dezidierte Finanzierungsstrategie für jedes in der Branche aktive Unternehmen nicht nur Teil seines Überlebens, sondern auch seines Erfolges. Auf dem von Glen Giovannetti, EY Global Biotechnology Leader, moderierten Panel im Rahmen der BIO 2018 in Boston sprachen gänzlich heterogene Vertreter über ihre „Rezepte“ – zwei aus Investoren- und zwei aus Unternehmersicht. Von Falko Bozicevic U nd diese Perspektiven erläuterten konkret Katrine Bosley, CEO von Jean-François Editas Medicine, Formela, Partner bei Atlas Venture, John Maraganore, CEO von Alnylam Pharmaceu- ticals, sowie Dennis Purcell, Gründer und Senior Advisor von Aisling Capital. Kurz gesagt: zwei Wagniskapitalgeber und zwei erfolgreiche Biotechnologieunternehmen bzw. deren Köpfe. Footloose Wie gewohnt haben die Panelisten zahlrei- che „Key Insights“ preisgegeben – bzw. hat Giovannetti oder gar einer der anderen sie ihnen entlockt. Diese Firsthand Experien- ces, wie man im Englischen viel kürzer sagt, oder im Deutschen etwas stelziger: Erfahrungen aus erster Hand, wiegen schwer in einem Land, in dem praktisch alle alles für zumindest theoretisch denk- oder umsetzbar halten. Die Biotechnolo- gie war in dieser Hinsicht in jüngsten Jahren durchaus gesegnet. Das zieht erfahrungsgemäß „lose“ Investorengelder an. Zunächst einmal sollte man sich vor Augen halten, dass das Top-Quartil aller um Private Equity bzw. Venture Capital bemühten Unternehmen rund 75% aller VC-Gelder auf sich zieht. Die berühmte 80-20-Regel entfaltet auch im Bereich Biotechfinanzierungen ihre unbarmherzige Zuverlässigkeit. Giovannetti kannte seine Panel-Teilneh- mer natürlich durch die Bank weg gut, denn die Branche ist überschaubar. So wechselten sich Wohlfühlfragen naturge- ls 144 03-2018 „Biotechnologie“ i t t e n n a v o G n e G © l i : o t o F Teilnehmer des Panel „Biotechnology Financing, Deal-Making and State of the Industry: Findings from EY Industry Analysis” (v.l.n.r.): Dennis J. Purcell (Aisling Capital), John Maraganore (Alnylam Pharmaceuticals), Jean-Francis Formela (Atlas Venture), Katrine Bosley (Editas Medicine) und Glen Giovannetti (Ernst & Young) mäß mit tiefer bohrenden ab. Schlüssel- fragen waren sicherlich – sowohl für die beiden Unternehmensvertreter als auch die beiden Private-Equity-Geber –, welche Art Biotechinvestoren überhaupt aktuell unterwegs sind und ob sie eine Verschie- bung feststellen konnten. Und das konnten sie – alle. Alles neu … macht bekanntlich Erfolg Dazu John Maraganore von Alnylam: „In jedem guten Börsenzyklus beobachtet man, dass sich Investoren dazugesellen, die vorher noch nie im Biotechnologie- sektor aufgefallen sind.“ Das bestätigt Atlas-Venture-Partner Jean-François For- mela: „Das sehen wir auch gerade. Viel Kapital kommt von offshore [Anm. d. Red.: gemeint ist alles außerhalb der USA], namentlich China.“ Das könne durchaus als Lead Investor sein, aber auch „Touristen-Investor“, wie Formela dieje nigen nennt, die man an- dernorts vielleicht als Trittbrettfahrer bezeichnen würde. als

Kapitalmarkt & Investment „Je größer die M&A-Fantasie, desto höher die Kurse“ Interview mit Sebastian Grabert, Director, Euronext Weltweit gilt die Euronext als zweitwichtigste Börse für Biotech-IPOs nach der Nasdaq und als wichtigster Handelsplatz für Medtech-Börsengänge. Damit das so bleibt, haben die Verantwortlichen u.a. das Programm „TechShare“ ins Leben gerufen. Abb. 1: Increasing the Visibility of the Life Science Comapnies with the NEXT Biotech Inces 250 200 150 100 50 0 Jan-13 Jul-13 Jan-14 Jul-14 Jan-15 Jul-15 Jan-16 Jul-16 Jan-17 Jul-17 Jan-18 Next Biotech CAC 40 CAC Mid & Small Euro Stoxx 50 Industry Biotech & Pharmaceuticals Market Capitalization EUR 14.4bn Break down per segment Euronext Growth: 16 companies – 11% Market Cap Euronext : 33 companies – 89% Market Cap Quelle: Euronext, Bloomberg, June 30th, 2018 Plattform Life Sciences: Herr Grabert, um die Jahrtausendwende gab es in Deutschland einen ersten Biotechboom. Dann brach der Neue Markt zusammen. Welche Fehler von damals werden heute vermieden? Grabert: Im Unterschied zu damals erleben wir heute im Rahmen von Börsengängen einen sehr viel stringenteren Prozess, der in Stufen verläuft. Viele IPO-Kandidaten aus dem Biotech- oder Medtechbereich haben bereits institutionelle Investoren aus dem Venture-Capital- oder Private- Equity-Bereich an Bord. Diese Unterneh- men durchlaufen eine strenge Due Dili- ihre Wagniskapitalgeber. gence durch Eine professionelle VC-Branche in Deutschland erst in den letzten 20 Jahren ist entstanden, und die Akteure verstehen ihr Geschäft. Im zweiten Schritt in Richtung IPO durchlaufen die Life-Science-Unter- nehmen ebenfalls einen systematischen Prozess der Due Diligence und IPO-Vorbe- reitung, und zwar vonseiten der speziali- sierten Investmentbanken, wie wir sie vor allem aus Frankreich und den Benelux- staaten kennen. Die Unternehmen werden anschließend speziellen institutionellen Investoren aus dem Public-Equity-Markt vorgestellt, die sich genau auskennen mit den Chancen und Risiken im Biotechbereich. In welcher Phase gehen Biotechunter- nehmen heute an die Börse? Wird das Thema „IPO“ frühzeitiger behandelt als noch vor einigen Jahren? ls 146 03-2018 „Biotechnologie“ Ins Kalkül gezogen wird das Thema „Börsen- gang“ teilweise schon früh. Und das ist gut, denn so können Unternehmen schon frühzei- tig sortieren, welche VC- oder PE-Investoren mit an Bord kommen sollen. In der Regel ge- hen Biotechfirmen an die Börse, wenn sie Produktkandidaten in der klinischen Phase II haben. Natürlich gibt es Ausnahmen, das hängt sehr stark vom einzelnen Unterneh- men ab, oder auch vom aktuellen Interesse des Kapitalmarktes an einem bestimmten Wirkstoff oder einer gesamten Produktpipe- line. Es gibt natürlich Phasen an der Börse, in denen man mehr Mut vonseiten institutioneller Investoren sieht, umgekehrt aber auch Pha- sen, in denen diese sich eher zurückhalten. Wie hoch sind die Gelder, die durch- schnittlich im Rahmen eines Biotech-IPOs an der Euronext generiert werden? ZUM INTERVIEWPARTNER Sebastian Grabert ist Direktor und Repräsentant von Euronext in Deutschland mit Sitz in München. Darüber hinaus ist er ausgebildeter Bankkaufmann und besitzt einen Master-of-Science-Abschluss in Betriebswirtschaftslehre der ESCP Europe mit den Schwerpunkten Capital Markets und Corporate Finance.

Kapitalmarkt & Investment Hard Facts, soft Feelings Biotech-IPO-Kandidaten Deutschland 2018/19 Der Markt für Neuemissionen hat sich in Deutschland und weltweit sichtlich belebt. Allerdings sind es hauptsächlich Technologie-IPOs, die für Schlagzeilen sorgen. Und obwohl Healthcare und Biotechnologie dadurch bei Investoren vorübergehend in den Hintergrund getreten sind, so befinden sich doch einige interessante Börsengänge in der Pipeline, selbst in Deutschland – ein Überblick. Von Falko Bozicevic Bevölkerung inzwischen enorme Aufmerk- samkeit erfährt, könnte auch die in Wup- pertal ansässige AiCuris das offene IPO- Fenster opportunistisch nutzen. Bayer Healthcare: Spin-off mit IPO-Potenzial AiCuris steht für Anti-Infective Cures, beschäftigt 50 Mitarbeiter und wurde 2006 als Spin-off von Bayer Healthcare ins Leben gerufen. Größter Gesellschafter der GmbH ist heute jedoch die Santo Holding, eine der Beteiligungsgesellschaften der Strüngmann-Brüder. acht Produktkandidaten befinden sich in unter- schiedlichen Phasen der Entwicklung, ein Produkt ist in Japan, der EU und den USA zugelassen und bereits am Markt. Das 2012 an die amerikanische Merck auslizen- zierte Medikament hat bisher insgesamt Meilensteinzahlungen in Höhe von 260 Mio. EUR an AiCuris generiert. Insgesamt IPO-Fenster auch für Immatics Ein weiterer Hot Spot in der biotechnologi- schen Forschung ist die T-Zellen-basierte Immuntherapie. Hierbei wird das körper- eigene Abwehrsystem speziell zur Be- kämpfung von Krebstumoren stimuliert und modifiziert. Für Aufsehen sorgten die FDA-Zulassungen der ersten CAR-T-Zell- Therapien von Novartis und Kite Pharma. Letztere wurde dann von Gilead Sciences 2017 für 12 Mrd. USD akquiriert. Immatics Biotechnologies war im Jahr 2000 als Spin-out des H.-G.-Rammensee-Instituts der Universität Tübingen gegründet wor- den, hat in fünf Finanzierungsrunden über 230 Mio. USD akquiriert und weist heute 15 namhafte Investoren auf, darunter Amgen, Wellington, dievini, MIG und die G A e s r ö B e h c s t u e D © : o t o F E iner dieser Kandidaten ist die Berli- ner Natural Dental Implants AG, kurz NDI. Das Bemerkenswerte ist, dass das Unternehmen im Grunde ein neues Konzept entwickelt hat, unrettbare Zähne zu retten. Das Verfahren ist gegenüber her- kömmlichen kostengünstiger und erzielt mit weniger Gesamtaufwand Ergebnisse, die Zahnärzte, Patienten und Krankenver- sicherungen gleichermaßen akzeptabel finden. Passend zur Low-Cost-Philosophie wurde bisher auch die Unternehmens- finanzierung in überschaubaren Größen- ordnungen und Schritt für Schritt durch entsprechende Maßnahmen durchgeführt. NDI – mit VC und Crowdfunding auf Börsenkurs Dieses Firmenkonzept wird seit 2009 ver- folgt. Es gelang zunächst, Venture-Capital- Investoren wie IBB Berlin, den High-Tech Gründerfonds, BB Biotech Venture und GUB zu gewinnen. 2017 führte NDI dann eine Crowdfunding-Kampagne auf Compa- nisto durch und nahm weitere 2,5 Mio. EUR ein. Die Unternehmensbewertung bei der letzten Kapitalmaßnahme belief sich bereits auf 45 Mio. EUR. Laut Management strebt NDI einen Börsengang an der pan- europäischen Börse Euronext an. Diese Erfolgsgeschichte zeigt, dass Crowdfun- ding bei der Finanzierung und Co-Finan- zierung von jungen innovativen Unterneh- men eine sehr wichtige Rolle spielen kann – zusammen mit Venture Capital und Fördermitteln: Dies kann längerfristig dem Primärmarkt mehr neue Emittenten zuführen. Hot Spot: Anti-Infektiva Zu den heißesten Bereichen bei den Ent- wicklern von Therapeutika zählen derzeit Antibiotika. Seit Jahrzehnten schon gibt es keine neuen Wirkstoffklassen, während gefährliche Erreger zunehmend Resisten- zen entwickeln. Die meisten großen Pharma- konzerne hatten in den letzten Jahrzehn- ten ihre Forschung eingestellt – da zu unlukrativ. Nachdem Polyphor im Mai erfolgreich an der Schweizer Börse SIX debütierte und das Thema Antibiotika- resistenz bei WHO, Regierungen und ls 148 03-2018 „Biotechnologie“

Kapitalmarkt & Investment “Innovation is very disruptive and typically follows a winner-takes- all-approach” Plattform Life Sciences in talk with Daniel Malek, founding partner and CEO of NEXTHERA Capital It certainly is, the vast majority of profits from the pharmaceutical industry come from the US and it has grown historically which is based on a general difference in mentality between the US and elsewhere in the world. Is this good for your investment universe? Healthcare is a very large, dynamic and fast changing sector. The sector repre- sents about 14% of global market indices and 18% of the US GDP. However, biotech- nology companies are like snowflakes, each developing different drugs in various stages in development. Innovation is very disruptive and typically follows a “winner takes all” approach as the best technology or drugs are the ones that will be pres- cribed to patients. This is where a spe- cialized investment firm like us can have an advantage versus generalists. We have six scientists with a lot of experience in healthcare investing and we strive to iden- ABOUT THE INTERVIEWEE Daniel Malek is founding partner and CEO of NEXTHERA Capital, a New York based investment manager, that runs a healthcare dedicated long/short equity strategy. The U Access Nexthera UCITS can also be invested by European investors (IE00BF2MLN81). In Europe the fund is distributed by UBP. m o c . e b o d a . k c o t s – s a a H n m a n e B i j © : o t o F Plattform Life Sciences: Mr. Malek, your fund is quite clearly oriented towards the US. Are there such serious differences in the healthcare sector between the US and Europe? Malek: Yes, there are many differences between the two systems. In most Euro- pean countries (besides Switzerland) it is the government that provides healthcare to its citizens (through taxes) while in the The pharmaceutical sec- tor was actually created in Germany but the innovation left Germany to the US. ls 150 03-2018 „Biotechnologie“ US healthcare is managed by for profit insurance companies (through premiums). The two systems have each distinct positi- ves and negatives. One of the positives of the US healthcare system is that novel and lifesaving drugs are often available faster in the US than in European countries and are more easily reimbursed regardless of their cost. In Europe, governments often assess whether a drug is “worthwhile” versus its cost before approving it for pati- ents. Another consequence is that bio- technology and pharmaceutical compa- nies are often based in the US as they are allowed to flourish there and therefore we do have a large part of our portfolio invested in US listed companies as the vast majority of the sector is domiciled in the US. The second largest region that we are exposed to is Europe. This seems lucrative for pharmaceutical and biotech companies.

Kapitalmarkt & Investment „Ich versuche, meine Erfahrungen weiterzugeben“ Interview mit Prof. Dr. Niels Riedemann, CEO, InflaRx N.V. Seit gut einem Jahr ist das Jenaer Biotech-Unternehmen InflaRx an der Nasdaq gelistet. Zeit für ein Gespräch. InflaRx (WKN A2H7A5) US-$ 35,00 30,00 25,00 20,00 18,00 16,00 Stück 75.000 0 LOG - SMA(38):11.297 Nov Dez J'18 08.11.2017 Quelle: Tai-Pan (c) Tai-Pan Kurs:33,46 (0,72 / 2,20%) Feb Mrz Apr Mai Jun Jul 209 Kurse Umsatz: Aug 10.581 Sep 07.09.2018 Plattform Life Sciences: Herr Riedemann, InflaRx ist seit fast einem Jahr an der Nasdaq gelistet. Welches Resümee können Sie ziehen? Riedemann: Wir hatten bislang eine sehr gute Zeit an der Nasdaq. Im November letzten Jahres ist uns ein erfolgreiches IPO gelungen, obwohl zum damaligen Zeitpunkt im Novem- ber im Biotechsegment in den USA eine unruhige Lage herrschte. Mehrere große Bio- techfirmen hatten schlechte Quartalszahlen vorgelegt und der Markt war nicht einfach. Insofern haben wir sicherlich auch ein wenig Glück gehabt. Aufgrund des großen Interes- ses an unserer Technologie haben wir noch innerhalb der sechsmonatigen Lock-up- Phase mit Unterstützung unserer Banken einen Follow-up-Raise gemacht. Das passiert eher sehr selten. Doch auf diese Weise konn- ten wir nochmals 117 Mio. USD einwerben, von denen rund 64 Mio. USD als Primary direkt in das Unternehmen geflossen sind und der übrige Teil an die Altinvestoren ging. Unser Aktienkurs hat sich seitdem relativ stabil gehalten. InflaRx wird derzeit mit ca. 850 Mio. USD bewertet. Natürlich ist ein Segment wie Biotech mit Unternehmen vor Markteinführung von Produkten immer auch ein Stück weit virtuell, und letztlich weiß man nie, wie genau die Aktien gehandelt wer- den. Doch schlussendlich kann ich sagen: Wir haben ein tolles Jahr hinter uns! ls 152 03-2018 „Biotechnologie“ Kann ein IPO wie das von InflaRx eine Sogwirkung für andere Biotechunterneh- men entfalten? Ich glaube, es ist unheimlich wichtig, dass es positive Nachrichten gibt. Der Weg des US- Börsengangs ist aus meiner Sicht in der Ver- gangenheit viel zu wenig beschritten worden. Aus diesem Grund sind auch viel zu wenige Biotechunternehmen aus Europa richtig groß geworden, zumindest wenn man sich Deutschland und die Beneluxländer an- schaut. Ich habe seit unserem IPO durchaus einige Anfragen von interessierten CEOs be- kommen und versucht, meine Erfahrungen weiterzugeben. Ich glaube auch, dass einige deutsche Firmen in den Startlöchern stehen, und das finde ich sehr ermutigend. Vielleicht ist „Sogwirkung“ ein zu starkes Wort, aber es kann durchaus sein, dass die Branche wieder etwas aufmerksamer auf dieses Modell geworden ist. Ist ein Börsengang letztlich ein Muss für ein Biotechunternehmen, das wachsen möchte? Es gab und gibt natürlich Alternativen, wenn beispielsweise Unternehmen von sehr wohl- habenden Investoren finanziert werden. Darin sehe ich aber kein generelles Rollenmodell. Wenn ein Unternehmen klassisch finanziert ist, nämlich überwiegend privat oder VC- finanziert, und gleichzeitig den Anspruch besitzt, große, internationale klinische Studien in Richtung Markteintritt durchzuführen, dann benötigt es meist Kapital jenseits der klassischen Größenordnung bei VC-Finanzie- rungen. Und dann ist ein Börsengang beinahe schon ein Muss. Leider sehen wir Börsengänge dieser Art in Europa kaum, weil selbst dann oftmals nicht das Kapital für die Finanzie- rung solcher klinischen Studien generiert werden kann. Das ist in den USA ganz anders, dort ist das entsprechende Kapital vorhan- den und der Markt floriert. Natürlich ist ein solcher Schritt nicht einfach – das Geld wird einem, salopp formuliert, nicht hinterherge- worfen. Doch Unternehmen mit einer interes- santen Technologie haben eine echte Chance. Was sind aus Ihrer Sicht die Besonderheiten für europäische Biotechfirmen bei einem IPO an der Nasdaq? Viele deutsche Biotechfirmen sind mit zu niedrigen Bewertungen taxiert und unterlie- gen mitunter einem sehr strengen Einfluss durch ihre VC-Geber. Bei der Firmenbewer- tung durch US-Investoren ist ein Multiple von mehr als zwei bis 2,5 im Vergleich zur letzten Bewertung – selbst bei neuen positiven Daten – aus meiner Erfahrung i.d.R. nicht realisier- bar. Andererseits ist für ein europäisches Unternehmen vor einem Börsengang ein starkes Engagement von sog. Ankerinvesto- ren, bevorzugt aus den USA, sehr wertvoll: Die US-Anleger haben dann im IPO die Gewissheit, dass ein bekannter US-Investor sich mit der Firma und den Werten detailliert auseinandergesetzt hat und diese für investi- tionswürdig erachtet. Sowohl die Crossover- Investoren als auch die spezialisierten Inves- toren beim Börsengang werden als ihren ZUM INTERVIEWPARTNER Dr. Niels Riedemann graduierte und promovierte im Fach Medizin in Freiburg und forschte im Bereich Komplementimmunologie. Er gründete InflaRx 2007 zusammen mit Renfeng Guo und leitet seitdem das Unternehmen als CEO. in Michigan

Service Partner der Ausgabe im Portrait Amgen in fast 100 Ländern präsent Amgen ist ein weltweit führendes unabhängiges Biotechnologie- Unternehmen, das mit nahezu 20.000 Mitarbeitern in fast 100 Ländern weltweit vertreten ist. Als Pionier der Biotechnologie haben wir bei Amgen fast vier Jahrzehnte Erfahrung in der Erforschung, Entwicklung und Produktion von innovativen Humantherapeutika. Wir fokussieren uns auf Krankheiten, für die es nur wenige oder keine Therapiemöglichkeiten gibt. Weltweit profitieren jährlich Millionen von Patienten mit schweren Erkrankungen von unseren Therapien. Amgen in Deutschland In Deutschland arbeiten wir an drei Standorten mit über 700 Mitarbeitern jeden Tag daran, Patienten zu helfen. Weltweit profitieren jährlich Millionen von Patienten mit schweren oder seltenen Erkrankungen von unseren Therapien. Unsere Arznei- mittel werden in der Nephrologie, Kardiologie, Hämatologie, Onkologie, Knochengesundheit und bei chronisch-entzünd- lichen Erkrankungen eingesetzt. Wir verfügen über eine vielfältige Pipeline und haben kürzlich Biosimilars mit in unser Portfolio aufgenommen. ist es uns eine Herzensangelegenheit, Amgens gesellschaftliches Engagement Gesellschaftliches Engagement ist integraler Bestandteil unseres unternehmerischen Handelns bei Amgen. Als Forschungs- unternehmen für Naturwissenschaften zu begeistern, mit Bildungsangeboten zu inspirieren und Wissenschaftler – von heute und morgen – zu fördern. Die Amgen GmbH und die Amgen Foundation realisieren Bildungsprogramme und unterstützen Projekte gemeinnütziger Träger, sowohl lokal als auch im Rahmen weltweiter Initiativen. Gemeinsam mit dem Deutschen Museum haben wir im Jahr 2009 das Zentrum für Neue Technologien im Deutschen Museum eröffnet (www.amgen.de/engagement). Kontakt AMGEN GmbH Riesstr. 24, 80992 München Telefon: +49 89 14 90 96-0 www.amgen.de BIO.NRW katalysiert für den Leitmarkt LifeScience.NRW zentral die nachhaltige Entwicklung der Stärken der nordrhein-westfä- lischen Biotechnologie. Das Cluster initiiert und fördert Koopera- tionen zwischen Forschungseinrichtungen, Unternehmen, Inves- toren und Politik auf Landesebene, national und international. land China für das BMBF Programm „Internatio nalisierung von Spitzenclustern...“ ausgewählt. BIO.NRW wird vom Wirtschaftsministerium NRW (MWIDE) finanziert. Die Aktivitäten von BIO.NRW zielen darauf, ein effektives Netzwerk für Unternehmen und Wissenschaftler zu schaffen, eine Veranstal- tungsplattform für Life Science-Themen zu bieten, Start-Ups und KMU zu unterstützen, den Technologietransfer zu stärken sowie Ansprechpartner für den wissenschaftlichen Nachwuchs zu sein. Präsenz auf nationalen / internationalen Messen und passende PR verstärken das Standortmarketing. Kontakt Dr. Bernward Garthoff Landesclustermanager E-Mail: bio.nrw@bio.nrw.de Tel.:+49 211 385 469-9200 Etablierte Veranstaltungsformate wie die BIO.NRW.academy, die Plattformtreffen von BIO.NRW.red, der Business Angel Kongress, das MEDICA-Forum sowie die NRW Repräsentanz auf der BIO USA bzw. der BIO-Europe tragen zum Ausbau des Cluster-Netzwerks bei. BIO.NRW wurde 2017 mit dem Partner- Geschäftsstelle BIO.NRW Merowingerplatz 1 40225 Düsseldorf www.bio.nrw.de ls 154 03-2018 „Biotechnologie“

Service Evotec ist ein Wirkstoffforschungs- und -entwicklungsunternehmen, das in Forschungsallianzen und Entwicklungspartnerschaften mit führenden Pharma- und Biotechunternehmen, akademischen Einrichtungen, Patientenorganisationen und VCs innovative Ansätze zur Entwicklung neuer pharmazeutischer Produkte effizient und zügig vorantreibt. Unsere mehr als 2.400 Mitarbeiter bieten unseren Kunden weltweit qualitativ hochwertige, unab- hängige und integrierte Lösungen vom Target bis zur klinischen Entwicklung an (EVT Execute). Mit erstklassigen Wissenschaft- lern, modernsten Technologien sowie umfangreicher Erfahrung und Expertise in wichtigen Indikationsgebieten wie neuronalen Erkrankungen, Diabetes und Folgeerkrankungen, Schmerz und Entzündungskrankheiten, Onkologie, Infektionskrankheiten, Atemwegserkrankungen und Fibrose ist Evotec einzigartig positioniert. Auf dieser Grundlage hat Evotec ihre Pipeline bestehend aus ca. 100 co-owned Programmen in klinischen, präklinischen und Forschungsphasen aufgebaut (EVT Innovate). Evotec arbeitet in langjährigen Allianzen mit Partnern wie Bayer, Boehringer Ingelheim, Celgene, CHDI, Novartis, Novo Nordisk, Pfizer, Sanofi, Takeda, UCB und weiteren zusammen. Kontakt Gabriele Hansen VP, Corporate Communications & Investor Relations Evotec AG Manfred Eigen Campus Essener Bogen 7 22419 Hamburg E-Mail: gabriele.hansen@evotec.com Tel.: +49 40 56081-255 www.evotec.com MC Services AG ist ein internationales Beratungsunternehmen für Public Relations und Investor Relations mit Schwerpunkt auf der Life Sciences- und Healthcare-Branche. Ein starkes Team aus Wissenschafts-, Finanz-, Medien- und Kommunikationsexperten mit umfangreicher Branchenerfahrung positioniert MC Services als führende Life Sciences Agentur in Europa. Zu den langjährigen Kunden zählen internationale börsennotierte wie auch private Unternehmen sowie Venture-Capital- und Beteiligungsgesell- schaften. Seit vielen Jahren als Brückenkopf zwischen der Healthcare-Branche und den Finanzmärkten etabliert, führt MC Services neben den umfangreichen PR- und IR-Dienstleis- tungen auch Investoren-Roadshows und Finanztransaktionen durch. MC Services ist in München, Düsseldorf, London und Boston vertreten. Kontakt München Raimund Gabriel E-Mail: raimund.gabriel@mc-services.eu Bavariaring 26 80336 München Tel.: +49 89 210228-0 Düsseldorf Annne Hennecke E-Mail: anne.hennecke@mc-services.eu Kaiser-Friedrich-Ring 5 40545 Düsseldorf Tel.: +49 211 529252-0 www.mc-services.eu ls 156 03-2018 „Biotechnologie“

Service m o c . e b o d a . k c o t s – x p r e f o o r m a J i © : o t o F Life-Sciences-Events Datum & Ort 25.09.2018 Henkel AG & Co. KGaA Düsseldorf 25.–26.09.2018 Abendveranstaltung 25.9. The Brainlab Tower, München Süddeutscher Verlag Konferenzraum, München Veranstalter BCNP Consultants https://ecp-summer-summit.com Event ECP Summer Summit Süddeutscher Verlag Veranstaltungen GmbH www.sz-digital-health.de Digital Health – Gesundheit neu denken 27.09.2018 Gesellschaftshaus im Palmengarten Frankfurt am Main Hessen Trade & Invest GmbH/Technologieland Hessen www.technologieland-hessen.de/bioinnovationen- veranstaltung Veranstaltungsreihe Bio. Innovationen. Stärken. Thema: Circular Thinking – Erfolge einer biobasierten Wirtschaft 27.09.2018 Leipzig 01.–02.10.2018 Köln 04./05.10.2018 Congress Center Basel Basel, Schweiz 05.10.2018 Congress Center Basel Basel, Schweiz 10.10.2018 BiotechCenter Wien, Österreich 11.10.2018 Faculty Club G2B Martinsried Fraunhofer Institute for Cell Therapy and Immunology www.fs-leipzig.com Fraunhofer Life Science Symposium nova institut http://refab.info Sachs Associates www.sachsforum.com Revolution in Food and Biomass Production (REFAB) 18th Annual Biotech in Europe Forum for Global Partnering & Investment Sachs Associates www.sachsforum.com www.sachsforum.com/6mtdh-about.html 6th Annual MedTech & Digital Health Forum Pioneers https://pioneers.io/events/health-pioneers#/ Health Pioneers Catalyzing Innovation: from prevention to personalized treatment IZB – Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie www.izb-online.de Biotech Presse-Lounge 16.–18.10.2018 Pierre-Baudis Congress Centre Toulouse, Frankreich EuropaBio www.efibforum.com EFIB European Forum for Industrial Biotechnology and the Bioeconomy 2018 (EFIB) 17.10.2018 Wuppertal BioRiver – Life Science im Rheinland e.V. www.bioriver.de BioRiver Boost! 2018 Präsentation der Finalisten 17.–18.10.2018 Hannover Deutschland BIO Deutschland www.biodeutschland.de 22.–23.10.2018 Pullman Berlin Schweizerhof Berlin EUROFORUM Deutschland SE www.health-jahrestagung.de European Business Development Conference 23. Handelsblatt Jahrestagung Health 2018 24.–25.10.2018 Dresden 25.–26.10.2018 Hilton Munich Park München biosaxony e.V. www.biosaxony.com bionection Partnering-Konferenz für Technologietransfer in den Life Sciences WISO S.E. Consulting GmbH www.wiso-gruppe.de 17. Europäischer Gesundheitskongress München Aufbruch im Gesundheitswesen 30.10. bis 4.12.2018 (spätnachmittags, berufsbegleitend) München BioM Biotech Cluster Development GmbH http://gp-mag.de/biomcrashkurs BioM-Crashkurs Immunologie und Immuntherapie 05.–06.11.2018 NH Collection Berlin Friedrichstraße Berlin ForumInstitut www.forum-institut.de Pharma Trends 2019 05.–07.11.2018 Kopenhagen & Malmö Dänemark & Schweden 12.–15.11.2018 Düsseldorf EBD Group https://ebdgroup.knect365.com/bioeurope BIO-Europe® 2018 – 24rd Annual International Partnering Conference Messe Düsseldorf www.medica.de Medica 2018 ls 158 03-2018 „Biotechnologie“

Kooperationspartner* der Ausgabe „Biotechnologie 2018“ Verbände/Vereine *) Die genannten Kooperationspartner unterstützen die GoingPublic Media AG bei der Verbreitung der Ausgabe „Biotechnologie 2018“ in Ihren Netzwerken.

Service Unternehmensindex Seite aescuvest ........................................................... 134 AiCuris ......................................................... 89, 116 ALLERGY THERAPEUTICS ................................... 85 Amgen .......................................................... 50, 85 apceth Biopharma ........................................ 62, 89 APEIRON Biologics .............................................. 90 Arbeitskreises BioRegionen ............................... 74 ATHOS ............................................................... 130 Bayern Kapital .................................................... 96 Bellevue ............................................................ 138 Bencard Allergie ......................................... 85, 114 BIO Deutschland ................................................. 18 BIO.NRW ................................................. 22, 78, 99 BioCampus Cologne ........................................... 32 BioEcho ............................................................... 32 BioM Biotech Cluster Development ............ 22, 68 BioNTech ............................................................. 90 bm|t beteiligungsmanagement thüringen ..... 152 Bryan Garnier ................................................... 136 Bundesverband der Pharmazeutischen ................ Industrie (BPI) ..................................................... 46 CEVEC Pharmaceuticals ...................................... 91 CLIB2021 ............................................................. 72 COHAUSZ & FLORACK ...................................... 122 DECHEMA. .......................................................... 70 Dentons Europe ................................................ 118 Deutsche Industrievereinigung ............................. Biotechnologie (DIB) .................................. 14, 102 DCZ Executive Search ....................................... 101 Dentons ............................................................. 101 Dr. Paul Lohmann ............................................... 91 EIT Health ......................................................... 134 Euronext ........................................................... 146 Evotec ...................................................... 22, 54, 86 Expedeon .................................................... 86, 113 EY ................................................................ 42, 142 Förderverein Biotechnologie NRW ................... 32 Fraunhofer ITEM ................................................ 92 Fundamenta ....................................................... 32 Greenovation Biotech ........................................ 66 Heidelberg Pharma ............................................ 87 Heidelberg Startup Partners .............................. 80 High-Tech Gründerfonds (HTGF) ............... 96, 128 Huber & Schüssler ............................................. 120 InflaRx ............................................................... 152 ITM Isotopen Technologien München .............. 92 IZB ....................................................................... 98 MC Services ......................................................... 28 Medigene ............................................................ 87 MIG .................................................................... 130 Molecular Health ................................................ 93 MOLOGEN ................................................... 88, 106 MorphoSys .................................................... 88, 22 Nasdaq .............................................................. 140 NEXTHERA Capital ........................................... 150 NOXXON Pharma ............................................. 112 NRW.BANK .......................................................... 32 Phenex ................................................................ 64 PlanB ............................................................... 100 QIAGEN ............................................................... 32 Rentschler Biopharma .................................. 48, 93 ROI ....................................................................... 22 SANEMUS .......................................................... 124 Science4Life ................................................ 82, 100 Secarna Pharmaceuticals .................................... 94 Servier Deutschland ..................................... 58, 94 Swiss Biotech Association ................................ 108 Technologiepark Heidelberg ...................... 80, 98 Topas Therapeutics ............................................. 95 TVM Capital Life Science ............................ 97, 126 VAXIMM ............................................................. 95 vfa bio ................................................................. 48 Einer Teilauflage der Ausgabe „Biotechnologie“ ist eine Beilage zum „Life Science Kongress in Heilbronn“ beigefügt. ls 162 03-2018 „Biotechnologie“ Plattform Life Sciences Impressum Plattform Life Sciences 3-2018, Biotechnologie, 20. Jg. Verlag: GoingPublic Media AG Hofmannstr. 7a, 81379 München Tel.: 089-2000 339-0, Fax: 089-2000 339-39 E-Mail: info@goingpublic.de Internet: www.plattform-lifesciences.de Verlagsleitung Life Sciences: Karin Hofelich, Tel: 089-2000339-54 hofelich@goingpublic.de Kundenbetreuung Kapitalmarkt medien & Life Sciences: Anna Bertele, Tel: 089-2000339-18 bertele@goingpublic.de Redaktion: Holger Garbs (Projektleitung), Falko Bozicevic, Robert Steininger Anzeigen: Gültig ist Preis liste Nr. 2 vom 1. Oktober 2017 Bildredaktion: Andreas Potthoff Bilder: Adobe Stock, Manor Lux Titelbild: © motorolka – stock.adobe.com Mitarbeit an dieser Ausgabe: Michael Altorfer, Jan-Philipp Beck, Dr. Holger Bengs, Dr. Siegfried Bialojan, Dr. Viola Bronsema, Dr. Sonja Brosel, Shaun Brown, Sandrine Caille- teau, Dr. Andre H.R. Domin, Dr. Ignacio Faus, Dr. Thomas Frischmuth, Dr. Ricardo Gent, Dr. med. Christine Günther, Dr. Hinrich Habeck, Dr. Nicholas Hanser, Dennis Herzberg, Dr. Lisa Höfle, Markus Hofelich, Thomas Hoffmann, Dr. Georg Kääb, Dr. Natalie Kirchhofer, Oliver Kirst, Dr. Claus Kremoser, Dr. Christian Lach, Dr. Werner Lanthaler, Dr. Frank Mathias, Dr. Patrick P feffer, Dr. Martin Pfister, Thomas Prexl, Stefan Riedel, Dr. Kathrin Rübberdt, Dr. Julia Sauerwald, Jordan Saxe, Dr. Andrea Schüssler, Dr. Pablo Serrano, Dr. Sabine Sydow, Dr. Michael Thiel, Dr. Peter Wonerow Interviewpartner: Dr. Hubert Birner, Dr. Oliver Dick, Prof. Horst Domdey, Dr. Bern- ward Garthoff, Glen Giovanetti, Sebastian Grabert, Peter Homberg, Helmut Jeggle, Daniel Malek, Dr. Simon Moroney, Michael Motschmann, Dr. Stefan Müllner, Dr. Aristote- lis Nastos, Roland Oetker, Prof. Dr. Niels Riedemann, Dr. Frank Schäfer, Enno Spillner, Dr. Roman Stampfli, Katrin Uschmann, Andre van Hall, Dr. Ulrike Weydemann Lektorat: Magdalena Aderhold, Visavis Media, Bayreuth, Benjamin Eder Gesamtgestaltung: Andreas Potthoff Redaktionsanschrift: s. Verlag, Fax: 089-2000339-39, E-Mail: lifesciences@goingpublic.de Erscheinungstermine 2018: Nr. 1/2018 „Digitale Transformation“ (24.2.), Nr. 2/2018 „Personalisierte Medizin“ (10.4.), Nr. 3/2018 „Biotechnologie 2018“ (15.9.), Nr. 4/2018 „Health – Wachstumsmarkt Gesundheit“ (3.11.) Preise: Einzelheft 12,50 EUR, Jahresabonnement 48,00 EUR Abonnementverwaltung: GoingPublic Media AG Plattform Life Sciences Abo-Verwaltung Hofmannstr. 7a 81379 München Tel.: 089-2000339-0, Fax: -39 E-Mail: abo@goingpublic.de Druck: Druckerei Joh. Walch GmbH & Co KG, Augsburg Haftung und Hinweise: Artikeln, Empfehlun- gen und Tabel len liegen Quellen zu grunde, welche die Redak tion für verlässlich hält. Eine Garantie für die Rich tigkeit kann allerdings nicht übernommen werden. Bei unaufgefor- dert eingesandten Beiträgen be hält sich die Redak tion Kür zun gen oder Nichtab druck vor. Nachdruck: © 2018 GoingPublic Media AG, München. Alle Rechte, insbe sondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne schriftliche Geneh mi gung der Going- Public Media AG ist es nicht gestattet, diese Zeit schrift oder Teile daraus auf photomecha- nischem Wege (Photo kopie, Mikro kopie) zu ver viel fäl ti gen. Unter dieses Verbot fallen auch die Auf nah me in elektronische Daten ban ken, Internet und die Ver viel fälti gung auf CD-ROM. Die Plattform Life Sciences ist offizielles Organ der Biotechnologie-Industrie-Organisa tion Deutschland e.V. (BIO Deutschland). ISSN 2511-719X, ZKZ 10711